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Document 52010IE0980

Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema „Europäische Technologie-, Industrie- und Wissenschaftsparks: Krisenmanagement, Vorbereitung auf den Aufschwung und Post-Lissabon-Ära“ (zusätzliche Stellungnahme)

ABl. C 44 vom 11.2.2011, p. 136–141 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

11.2.2011   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 44/136


Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema „Europäische Technologie-, Industrie- und Wissenschaftsparks: Krisenmanagement, Vorbereitung auf den Aufschwung und Post-Lissabon-Ära“ (zusätzliche Stellungnahme)

2011/C 44/22

Berichterstatter: János TÓTH

Ko-Berichterstatter: András SZŰCS

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss beschloss am 14. Juli 2009, gemäß Artikel 29 Absatz 2 seiner Geschäftsordnung, eine zusätzliche Stellungnahme zu folgendem Thema zu erarbeiten:

„Europäische Technologie-, Industrie- und Wissenschaftsparks: Krisenmanagement, Vorbereitung auf den Aufschwung und Post-Lissabon-Ära“.

Die mit den Vorarbeiten beauftragte Beratende Kommission für den industriellen Wandel nahm ihre Stellungnahme am 1. Juli 2010 an.

Der Ausschuss verabschiedete auf seiner 464. Plenartagung am 14./15. Juli 2010 (Sitzung vom 14. Juli) mit 147 Ja-Stimmen bei 7 Stimmenthaltungen folgende Stellungnahme:

1.   Empfehlungen

1.1

Der EWSA erkennt die Bedeutung an, die den Technologie-, Industrie- und Wissenschaftsparks (TIWP) bei der wirtschaftlichen Entwicklung und der Modernisierung zukommt. Die errichteten Strukturen fördern dank einer intelligenten Spezialisierung, der Konzentration der Ressourcen und der vorhandenen Wissensbasis den industriellen Wandel.

1.2

Die EU muss einen auf die Erhaltung und Entwicklung der TIWP des 21. Jahrhunderts ausgerichteten zielgerichteteren und integrierteren Ansatz verfolgen. Insbesondere im Zusammenhang mit der Krise und der Zeit danach sollte eine umfassendere Strategie verfolgt werden, um die potenziellen Vorteile der Parks zur Förderung von Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen. Diese Maßnahmen müssen unter der entschlossenen Führung der EU durchgeführt werden.

1.3

Es ist ratsam, Synergien mit den von der EU auf diesem Gebiet ergriffenen Leitinitiativen, insbesondere mit dem Europäischen Innovations- und Technologieinstitut und seinen Wissens- und Innovationsgemeinschaften (KIC), zu ermitteln und auszubauen.

1.4

Die Entwicklung einer neuer Generation, einer neuen Form von Parks muss zur Kenntnis genommen und vorangetrieben werden. Die Rolle der Parks bei der Gestaltung der Innovationsstrukturen sollte gefördert werden.

1.5

Was die regionale Dimension anbelangt, so müssen die lokalen Gebietskörperschaften und die Städte und Gemeinden unter Anwendung des Subsidiaritätsprinzips stärker in die Entwicklung der TIWP einbezogen werden. Die vernetzte Zusammenarbeit der Akteure des öffentlichen Sektors, der Unternehmen und der Hochschulen muss verbessert werden.

1.6

Zwar gewinnt bei der Entwicklung der Parks die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen, insbesondere mit den Hochschulen und Forschungsinstituten, immer mehr an Bedeutung, ebenso wie die Aspekte Hochschule und Forschung, doch ist die Zusammenarbeit mit den Parks derzeit geringer als sie sein sollte. Die Parks könnten von ihrer Funktion her als Brücke zwischen den Hochschulen und der Industrie dienen. Die Partnerschaft mit den Parks könnte Teil einer Reihe von Kriterien zur Auszeichnung erstklassiger Hochschulen sein.

1.7

In diesem Bereich sollten Beobachtungs-, Bewertungs- und Akkreditierungsmaßnahmen sowie die Verbreitung bewährter Praktiken eingeleitet und gefördert werden. Zur Konzipierung aufeinander abgestimmter europäischer und nationaler politischer Maßnahmen und Instrumente in Bezug auf die Schaffung und das Wachstum von Parks sind eine Bewertung und vergleichende empirische Studien erforderlich. Es wäre sinnvoll, eine Kartierung der TIWP in ganz Europa in Form einer umfassenden Datenbank zu fördern. Hierdurch könnte die Zusammenarbeit zwischen den Parks erleichtert werden, indem eine Vernetzungsmatrix geschaffen wird, die den Aufbau von Beziehungen fördert und dazu beiträgt, die regionalen Wachstumsbarrieren zu überwinden.

1.8

Die immer professionellere Entwicklung und Funktionsweise der Parks zeigt sich in der Organisationsverwaltung, den komplexen Aspekten der (regionalen) Entwicklung und der Berücksichtigung der Forschungskomponente, dem Konzept der strukturierten Cluster und der Qualität. Dennoch ist nach wie vor eine weitere Verbesserung der Betriebsnormen erforderlich.

1.9

Das Entwicklungspotenzial, das durch die von der Europäischen Union im Bereich Kohäsion und Anpassung gebotenen Möglichkeiten entsteht, sollte besser genutzt und langfristig gesehen werden.

2.   Einleitung

2.1

Im November 2005 verabschiedete der EWSA eine umfassende Initiativstellungnahme zum Thema Technologie-, Industrie-, Innovations- und Wissenschaftsparks. Besondere Aufmerksamkeit wurde darin den Parks in den neuen Mitgliedstaaten geschenkt, die darin formulierten Schlussfolgerungen und Empfehlungen galten jedoch für die gesamte EU.

2.2

Es ist anzumerken, dass die oben genannte Stellungnahme mehrere relevante Feststellungen und adäquate Empfehlungen enthält, die in den vergangenen Jahren einen großen Einfluss auf die Politik gehabt haben. Die dadurch erzielten Fortschritte haben in Synergie mit den von der EU im Bereich der Regional-, Industrie- und Innovationspolitik unternommenen Anstrengungen gewirkt.

2.3

Auf folgende Feststellungen und Empfehlungen, deren Konsequenzen offensichtlich sind, sei hier erneut hingewiesen:

a)

die Parks erfüllen die Kriterien für Instrumente zur Erleichterung der Innovation und können daher als „Innovationspole“ angesehen werden;

b)

es ist von großer Bedeutung, die Interaktion zwischen Wissenschaft und Technologie und wirtschaftlicher Entwicklung zu erleichtern und die Synergien aus der Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen und Forschungsinstituten zu bündeln und somit ihren Marktzugang zu erleichtern;

c)

die Parks bieten einen umfassenden Rahmen, der die Innovation erleichtert und die Entwicklung der Regionen fördert; im Rahmen dieser Anstrengungen kommt ihnen eine besondere Rolle zu, denn sie tragen dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, Arbeitsplätze zu schaffen und das territoriale Gefälle zu verringern;

d)

es besteht Bedarf an wirtschaftspolitischen Strategien, die den Möglichkeiten der Parks in ihrer Komplexität Rechnung tragen und eine Richtschnur aufzeigen;

e)

die Parks haben eine besondere Bedeutung für die Innovationsförderung. In diesem Zusammenhang ist es immer wichtiger, die intellektuellen Ressourcen der Hochschulen und der anderen Forschungseinrichtungen zu nutzen;

f)

ein Konzept, das angestrebt wurde, aber nicht vollends verwirklicht werden konnte, ist die transregionale Verbindung der Parks und die Entwicklung paneuropäischer Netzwerke durch die Förderung integrierter Kooperationsprogramme zwischen den Parks und Industrieclustern.

2.4

Es ist an der Zeit, die Wirkung der früheren Stellungnahme zu untersuchen, sowohl im Hinblick auf die politischen als auch die praktischen Lehren, die daraus gezogen wurden. In der vorliegenden Folgestellungnahme werden auch die Rolle, die die Parks bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise spielen, und die von ihnen hierbei gebotenen Lösungsmöglichkeiten untersucht. In dem vorliegenden Dokument richtet der EWSA seine Aufmerksamkeit auf die Spezialisierung der Parks, die neuen Erwartungen der Industrie, der Arbeitgeber und der anderen Akteure der Zivilgesellschaft, die neuen Herausforderungen, vor denen die Parks auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene stehen, sowie die komplexen Aufgaben der Verwaltungsorgane der Parks.

2.5

Die Technologie-, Industrie- und Wissenschaftsparks (TIWP) werden immer mehr als ein Instrument zur Schaffung dynamischer lokaler Cluster angesehen, die das Wirtschaftswachstum und die internationale Wettbewerbsfähigkeit steigern. Sie tragen zum industriellen Wandel in Europa bei, fördern die Innovation, die Clusterbildung, die B2B-Aktivitäten, den KMU-Sektor und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Definition des Begriffs Cluster wird in Ziffer 2.3 der Initiativstellungnahme zum Thema „Die europäischen Industriecluster auf dem Weg zu neuen Wissensnetzwerken“ (1) ausführlich erläutert.

2.6

Die EU muss sich auf die Zeit nach der Krise vorbereiten, und zwar in einem Umfeld, in dem die Kapazitäten und Ressourcen für Innovation, Wissenschaft und Industrie in den TIWP in der gesamten Europäischen Union konzentriert sein werden. Es sollte die Rolle hervorgehoben werden, die die Parks bei der Vorbereitung der Lissabon-Strategie nach 2010 spielen können. In der vorliegenden Folgestellungnahme sollen Empfehlungen im Sinne dieser Schlussfolgerungen ausgesprochen werden.

3.   Die Entwicklung der Rolle und der Stellung der TIWP

3.1

Aufgrund der tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen der letzten Jahre, insbesondere der Wirtschaftskrise und ihrer Folgen und der mit Macht zutage tretenden Probleme im Zusammenhang mit der nachhaltigen Entwicklung, der Energiesicherheit und dem Klimawandel, wurden die mit der Modernisierung, dem Wachstum und der wirtschaftlichen Entwicklung zusammenhängenden Konzepte und Aufgaben sowohl in Europa als auch in der ganzen Welt neu definiert. Um in diesem Umfeld Effizienz zu gewährleisten, müssen die Parks neue Dienstleistungen und Funktionen entwickeln und neue Geschäftsmodelle schaffen, dank derer die neu entstehenden Geschäftstätigkeiten und Sektoren florieren können.

3.2

Die Bedeutung der Wissenschafts- und Technologieparks als konzentrierte und integrierte Entwicklungsstrukturen hat zugenommen. Innovation und Kreativität wird in der EU und weltweit besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Strukturen werden als einer innovativen und wettbewerbsfähigen Wirtschaft förderliche Elemente anerkannt, die sowohl schöpferische Tätigkeit als auch Konsolidierung unterstützen.

3.3

Die weltweit existierenden Parks weisen erhebliche Unterschiede im Hinblick auf ihren Zweck und ihre Größe auf. Um die unterschiedlichen Parktypen besser erfassen zu können, müssen die Bedürfnisse ermittelt, die Prioritäten festgelegt und ein strategischer Plan ausgearbeitet werden. Die Berufsverbände haben mehrere Definitionen des Begriffs „Park“ vorgeschlagen. Laut einer weit verbreiteten Definition ist unter einem Park eine Art von öffentlich-privater Partnerschaft zu verstehen, die Wissensströme - häufig zwischen den im Park angesiedelten Unternehmen oder zwischen diesen und den Hochschulen - fördert und zu Wachstum und Entwicklung der Wirtschaft in der Region beiträgt.

3.4

Der Begriff „Wissenschafts- und Technologieparks“ umfasst mittlerweile alle Arten von High-Tech-Clustern wie: Technopoleis, Wissenschaftsparks, Wissenschaftsstädte, Cyberparks, High-Tech-(Industrie)Parks, Innovationszentren, FuE-Parks, Hochschulforschungsparks, Forschungs- und Technologieparks, Wissenschafts- und Technologieparks, Technologieparks, Technologieinkubatoren, Technoparks, Technopole und Technologieunternehmensinkubatoren. Zwar ähneln sich Technologieunternehmensinkubatoren, Wissenschaftsparks oder Forschungsparks, Wissenschaftsstädte, Technopoleis und regionale Innovationssysteme in vielerlei Hinsicht, die Erfahrung zeigt jedoch, dass sie Unterschiede aufweisen.

3.5

Es ist ratsam, zwischen Wissenschafts- und Forschungsparks zu unterscheiden. Während die erste Bezeichnung in Europa am häufigsten verwendet wird, ist die zweite in den Vereinigten Staaten und Kanada weit verbreitet. Wissenschaftsparks existieren in Europa neben Technologieparks, wobei der Hauptunterschied zwischen den beiden Konzepten in der Größe sowie darin liegt, dass Produktionstätigkeiten erlaubt sind bzw. nicht. Wissenschaftsparks sind eher kleiner, unterhalten enge Beziehungen zu den Hochschulen und legen weniger Gewicht auf Produktionstätigkeiten, während Technologieparks mittelgroß bis groß sind und Produktionstätigkeiten zulassen. In geografischer Hinsicht entsprechen Wissenschaftsparks eher dem „britischen Modell“, während Technologieparks auf einem für Länder wie Frankreich, Spanien, Italien und Portugal typischen „Mittelmeermodell“ beruhen.

3.6

Natürlich tragen die folgenden Organisationsfaktoren in erheblichem Maße zum Erfolg der Leitinitiativen im Bereich der WITP bei:

a)

langfristige und dauerhafte öffentlich-private Partnerschaften;

b)

Verwaltung der Parks durch Fachleute mit Erfahrung im Bereich der Innovation;

c)

Festlegung strategischer Abläufe durch gemeinsame Entscheidungen unter Einbeziehung der wichtigsten Akteure: regionale Gebietskörperschaften, Unternehmen und Forschungsinstitute und lokale Gemeinschaften;

d)

eine klar umrissene Spezialisierung der Parks, die einen deutlichen Vorteil bringt;

e)

die Fähigkeit, zum richtigen Zeitpunkt eine kritische Masse zu erreichen, damit Forschungsergebnisse umgesetzt werden können, selbst wenn die Inkubationsphase außergewöhnlich lang ist.

4.   Vernetzung, Cluster und Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Industrie

4.1

Da in der postindustriellen Wirtschaft in Europa die Konnektivität vorherrscht, erfolgt die gesellschaftliche und wirtschaftliche Erneuerung in Form von auf Innovation ausgerichteten kreativen Ökosystemen. Die Parks sollten stärker mit anderen ähnlichen Einheiten zusammenarbeiten, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.

4.2

Die Cluster sind das beste Beispiel für die Wettbewerbsfähigkeit fördernde „Ökosysteme“. Die Wissenschafts- und Technologieparks haben sich als Motoren für die Bildung von Clustern erwiesen.

4.3

Angesichts der jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen ist der Schwerpunkt zunehmend auf die Schaffung, Nutzung, Weitergabe und Anwendung von Wissen gelegt worden. Die vernetzten Tätigkeiten der Akteure des öffentlichen Sektors, der Unternehmen und der Hochschulen müssen ausgebaut und verstärkt werden.

4.4

Ein bewusstes Management auf mehreren Ebenen ist erforderlich, das Synergien zwischen den verschiedenen Regierungsebenen - der europäischen, nationalen, regionalen und lokalen Ebene - nutzt und eine Partnerschaft zwischen den Unternehmen, Hochschulen und NGO fördert, um breit gefächerte Beziehungen zwischen den Wissen erzeugenden und innovativen Institutionen zu knüpfen.

4.5

Die Anreize und Aufträge der Universitäten, anderer Wissenschafts- und Forschungsinstitute und der WITP müssen aufeinander abgestimmt werden, und es müssen neue Formen der Zusammenarbeit gefördert werden. Die Parks können ihre Anziehungskraft erheblich verstärken, indem sie eine große Bandbreite von Dienstleistungen anbieten, wie Technologietransfer, Unterstützung im Patentbereich, Betreuung von Start-up-Unternehmen und Spin-offs, Projektleitung und finanzielle Unterstützung. Alle in den WITP zugänglichen Dienstleistungen müssen auf dem neuesten Stand und von hohem Niveau sein, um einen echten Beitrag zu den erforderlichen Formen der Zusammenarbeit leisten zu können.

4.6

Zwar gewinnt bei der Entwicklung der Parks die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen, insbesondere mit Hochschulen und Forschungsinstituten, immer mehr an Bedeutung, ebenso wie die Aspekte Hochschule und Forschung, aber die Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Kreisen und den Unternehmen, die noch nicht das gewünschte Maß erreicht hat, stellt zugegebenermaßen ein Problem dar und die Zusammenarbeit mit den Parks ist derzeit geringer als sie sein sollte.

4.7

Die Parks könnten von ihrer Funktion her als Brücke zwischen den Hochschulen und der Industrie dienen. Bei der Bewertung der Qualität der Leistung und Wirkung von Hochschulen sollte deren Einfluss auf Industrie und Wirtschaft größere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Indem sie den Unternehmergeist an den Hochschulen ausbauen, können die Handelskammern und regionalen Gebietskörperschaften eine wichtige Rolle spielen, die durch Fortbildungsmaßnahmen für Erwachsene noch verstärkt wird. Die Existenz von Unternehmensparks könnte Teil einer Reihe von Kriterien zur Auszeichnung erstklassiger Hochschulen sein.

4.8

Für die Reduzierung der Distanz zwischen den Hochschulen und der Industrie könnte die Rolle der Parks in den neuen Mitgliedstaaten besondere Bedeutung erlangen.

5.   Europäische Governance, Betrieb, Kontrollinitiativen und -maßnahmen

5.1

Die EU muss einen auf die Erhaltung und Entwicklung der Technologie-, Industrie- und Wissenschaftsparks des 21. Jahrhunderts ausgerichteten zielgerichteteren und integrierteren Ansatz verfolgen. Insbesondere im Zusammenhang mit der Krise und der Zeit danach sollte die EU eine umfassende Strategie verfolgen, um die potenziellen Vorteile der Forschungsparks zur Förderung von Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen.

5.2

Nachdem die Ziele der Lissabon-Strategie nur teilweise verwirklicht werden konnten, sollten in dem Bemühen, aus den damit gesammelten Erfahrungen Lehren zu ziehen, die Initiativen für die Post-Lissabon-Ära auf rationelle Weise gestrafft werden, wobei der Schwerpunkt auf eine begrenzte Zahl konkreter, messbarer und auf nationaler Ebene differenzierter Ziele gelegt und auf dem Entwicklungspotenzial der verschiedenen in den WITP vorhandenen Kapazitäten aufgebaut werden sollte. Diese Maßnahmen müssen unter der entschlossenen Führung der EU durchgeführt werden.

5.3

Die in den WITP konzentrierten Unternehmen, Arbeitsplätze, Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich Wirtschaft und Innovation stellen für die EU ein verstecktes Kapital dar. Zwar wissen wir, dass all dies dort in großen Mengen vorhanden ist, doch besitzen wir keinen Überblick und wir verfügen über keine gemeinsame Strategie, um dieses Kapital anzuzapfen und zu nutzen. Auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene sind nur bruchstückhafte Kenntnisse und begrenzte Maßnahmen verfügbar. Ganz besonders sollte die Bedeutung der Arbeit hervorgehoben werden, die von den in den Parks aktiven Berufsverbänden und Organisationen der Zivilgesellschaft der regionalen oder nationalen Ebene geleistet wird. Die Zusammenarbeit dieser Verbände und Organisationen sollte gefördert werden und es sollten Impulse dafür gegeben werden, dass ihre Zusammenarbeit in die Einrichtung einer technologischen Plattform auf EU-Ebene mündet.

5.4

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die WITP zu einem festen Bestandteil einer strategischen und zielgerichteten Planung zu machen. Das würde die feste Entschlossenheit Europas stärken, dank bedeutender regionaler Investitionen in eine auf die Wissenschaft gestützte wirtschaftliche Entwicklung zu wachsen und international wettbewerbsfähig zu werden. Diese Initiativen müssen formell im europäischen Forschungs- und Innovationsplan verankert werden, in dem die Bedeutung der WITP für die europäische Innovationspolitik klar zum Ausdruck kommen muss.

5.5

Die Generaldirektionen der Europäischen Kommission sollten gemeinsame horizontale Maßnahmen ergreifen, um Synergien zwischen den verschiedenen Instrumenten zu fördern sowie die Governance und die Abstimmung zwischen den verschiedenen Programmen zu verbessern. Dies sollte zur Einrichtung von Plattformen, Gremien oder hochrangigen Gruppen führen, mit dem Ziel, Barrieren für die Mitfinanzierung von Aktivitäten zu beseitigen und kofinanzierte Maßnahmen zu konzipieren und einzuleiten.

5.6

Es sollten Kriterien für die Evaluierung, Bewertung, und Kartierung der Parks entwickelt werden. Um aufeinander abgestimmte europäische und nationale politische Maßnahmen sowie Instrumente für die Errichtung und das Wachstum von Parks konzipieren zu können, mittels derer die WITP auf eine neue Ebene gehoben werden können, sind eine Evaluierung, eine Bewertung und vergleichende empirische Studien erforderlich.

5.7

Darüber hinaus ist eine Rechenschaftspflicht gegenüber den Bürgern notwendig, d.h. es müssen Evaluierungsmethoden und -instrumente entwickelt und angewendet werden, mit denen die sich aus der Förderung durch den öffentlichen Sektor ergebenden Nettozusatzgewinne quantifiziert werden können. Es besteht derzeit kein klarer Konsens hinsichtlich der Erfolgsparameter (z.B. finanzielle Kriterien - Investitionen, Umsatz usw. -; Indikatoren für Innovationsarten - Start-up-Unternehmen, Patente, neue Produkte). Ein Vergleich wird auch durch die Unterschiede, die im Hinblick auf die Parktypen und den nationalen/regionalen Kontext bestehen, erschwert.

5.8

Es wäre sinnvoll, eine Kartierung der TIWP in ganz Europa in Form einer umfassenden Datenbank zu fördern. Hierdurch könnte die Zusammenarbeit zwischen den Parks erleichtert werden, indem eine Vernetzungsmatrix geschaffen wird, die den Aufbau von Beziehungen fördert und dazu beiträgt, die regionalen Wachstumsbarrieren zu überwinden.

5.9

Es wird erneut betont, dass stärker in allgemeine und berufliche Bildung sowie in Wissen und Innovation, Informations- und Kommunikationstechnologie, nachhaltige Entwicklung sowie eine grünere Wirtschaft investiert werden muss.

6.   Die regionale Dimension

6.1

Die Regionen sind wichtige Akteure der wissensbasierten Wirtschaft, da sie sich darum bemühen, FuE und Innovation in ihren Entwicklungsstrategien zu berücksichtigen. Um die Umgestaltung der Wirtschaft voranzutreiben, sollten die regionalen Gebietskörperschaften sich noch stärker der Innovation zuwenden.

6.2

Es sollten regionale Innovationsstrategien und auf deren Grundlage die Ausarbeitung spezifischer operativer Programme gefördert werden. Die nationalen Behörden sollten sich auf die Verbesserung der lokalen Bedingungen konzentrieren, indem sie ein stabiles und vorhersehbares wirtschaftliches und politisches Klima schaffen.

6.3

Der Zugang der Technologie- und Wissenschaftsparks zu finanziellen Ressourcen (Risikokapital, Startkapital) ist ein echter Engpass und bremst ihre systematische Entwicklung. Die EU-Gelder sollten durch entsprechende lokale und regionale Finanzierungen ganz selbstverständlich ergänzt werden. Das Know-how, das die Grundlage für den Zugang zu einer Kofinanzierung durch die EU bildet, muss ausgebaut werden. Die Nutzung der finanziellen Ressourcen der EIB und des EIF muss strukturiert und zur gängigen Praxis werden.

6.4

Für die WITP ist die Verfügbarkeit von Mitteln über einen längeren Zeitraum ein entscheidender Erfolgsfaktor. In Krisenzeiten ist es von wesentlicher Bedeutung, dafür zu sorgen, dass die Parks von den Regierungen der Mitgliedstaaten und der Europäischen Union finanziell und politisch unterstützt werden.

6.5

Es müssen Talente, die unter dem Gesichtspunkt einer nachhaltigen, langfristigen und harmonischen Entwicklung der Region ein besonderes Kapital darstellen, angelockt und gemanagt werden.

6.6

Zur Gewährleistung einer herausragenden Qualität des Parkbetriebs sind herausragende Managementfähigkeiten eine wesentliche Voraussetzung. Die ständige Fortbildung und die berufliche Weiterentwicklung der Manager sind wichtig, um die Qualität der Dienstleistungen aufrechtzuerhalten. Es sollten strukturierte Programme entwickelt werden, um die notwendigen Kapazitäten in den Verwaltungsorganisationen der WITP aufzubauen.

7.   Eine strategische EU-Initiative - das Europäische Innovations- und Technologieinstitut

7.1

Das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT) soll zu einem Wegbereiter für Exzellenz im Bereich der europäischen Innovation werden. Seine Aufgabe wird darin bestehen, durch die Zusammenarbeit aller Akteure des „Wissensdreiecks“ Innovation umzusetzen, die Bildungs- und Forschungsergebnisse in greifbare kommerzielle Innovationschancen umzuwandeln sowie ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der gesamten EU zu fördern. Der EWSA setzt große Erwartungen in diese neue Einrichtung der EU und bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dass die WITP und die mit ihnen assoziierten entsprechend qualifizierten Einrichtungen wertvolle Partner und Teilnehmer bei den vom EIT organisierten Projekten sein werden.

7.2

Als operatives Instrument wurden die Wissens- und Innovationsgemeinschaften (Knowledge and Innovation Communities - KIC) unter strategischen Gesichtspunkten ausgewählt, um auf die derzeitigen Herausforderungen der EU, wie die Eindämmung des Klimawandels und die Anpassung an diesen, erneuerbare Energiequellen sowie die künftige Informations- und Kommunikationsgesellschaft, zu reagieren. Die KIC sind eng miteinander verflochtene öffentlich-private Partnerschaften zwischen Hochschulen, Forschungsinstituten und Unternehmen, die in alle Aktivitäten im Bereich des Wissens die Unternehmensdimension einbeziehen und Innovation auf Gebieten hervorbringen, die für Wirtschaft oder Gesellschaft von wesentlichem Interesse sind.

7.3

Auch für die regionale und lokale Entwicklung stellt das EIT eine Chance dar. Es könnte eine bedeutende Rolle spielen und erheblichen Einfluss haben, denn es bietet Fachkompetenz in Regionen an, in denen diese Art von Wissen und Erfahrung fehlt. Ferner können die Regionen und Städte aufgrund der Wirkung und der Anziehungskraft, die sie auf Human- und Finanzressourcen ausüben, Nutzen aus den Aktivitäten der EIT und der KIC ziehen.

7.4

Das EIT verkörpert ein neues Konzept von Wissensclustern, das sich auf virtuelle Netze anstelle von geografisch miteinander verbundenen Gemeinschaften stützt. Angesichts der aktuellen Krise ist die EIT-Initiative noch zeitgemäßer. Es scheint daher mehr als sinnvoll, das in den in der EU angesiedelten WITP vorhandene mögliche Förderpotenzial zu erschließen.

8.   Die WITP und die Wirtschaftskrise - erforderliche Veränderungen und Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft

8.1

Die Wirtschaftskrise hat in unterschiedlichem Ausmaß und auf unterschiedliche Weise den Betrieb der WITP und der dort niedergelassenen Unternehmen beeinträchtigt. Angesichts der Krise können Unternehmen mit einer Drosselung ihrer Geschäftstätigkeit, Personalabbau und Kostenreduzierung, der Einstellung von Projekten und dem Einfrieren von Investitionen reagieren.

8.2

Die Manager der WITP sollten möglichst mit einer aktiven Politik reagieren, um die Unternehmen zu halten, und mit ihnen zusammenarbeiten, um die Auswirkungen der Krise auf ein Minimum zu reduzieren. So sollten sie:

a)

gegenüber den Gemeinschaften eine Führungsrolle übernehmen;

b)

unter den im Park angesiedelten Unternehmen aufeinander abgestimmte Maßnahmen fördern;

c)

bei der Bewertung der Lage und Möglichkeiten eines Unternehmens und bei der Erschließung neuer Märkte und der Produktforschung behilflich sein;

d)

die Geschäftstätigkeit der im Park angesiedelten Unternehmen überwachen und die Unternehmensmodelle und Managementmethoden überprüfen;

e)

in Zusammenarbeit mit Agenturen und Unternehmen Informationen über öffentliche Programme und Zuschüsse verbreiten und entsprechende Lobbyarbeit leisten;

f)

Beziehungen zu den Akteuren (Unternehmensverbänden, lokalen Gebietskörperschaften, Gewerkschaften) unterhalten, um zur Lösung von Problemen die Einrichtung eventueller Arbeitsgruppen voranzutreiben;

g)

die Dienstleistungen und die interne Verwaltung der Parks verbessern.

8.3

In der Zwischenzeit könnte eine Nachfrage nach hochentwickelteren Produkten und Dienstleistungen der Unternehmen entstehen. Die neuen Industriezweige - Biotechnologie, Spitzentechnologie im Bereich Information und Kommunikation - bieten neue Möglichkeiten und stellen eine Herausforderung dar. Es ist unerlässlich, den in dem neuen wirtschaftlichen und sozialen Umfeld entstehenden und für die Wettbewerbsfähigkeit ausschlaggebenden neuen Faktoren wie Nachhaltigkeit, Wertschöpfung und sozialer Verantwortung der Unternehmen - Rechnung zu tragen.

8.4

In der jetzigen Situation wird erneut dem Unternehmergeist verstärkt Beachtung geschenkt, insbesondere im Zusammenhang mit den Parks. Dank ihres besseren Verständnisses der strategischen Situation können die Unternehmen und ihre Verbände eine Vorreiterrolle übernehmen. Es ist wichtig, die wettbewerbsbezogenen Aspekte der Parks zu ermitteln und gebührend hervorzuheben.

8.5

Sowohl die aus dem Binnenmarkt stammenden Investitionen als auch die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) spielen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Parks. In diesem Zusammenhang sollten die Anzeichen für eine Verlagerung der ADI von der Produktion auf Forschung und Entwicklung beachtet werden. Der EWSA unterstützt diese Prozesse und regt an, dass in der EU-Industriepolitik genau festgelegte Schlüsselsektoren ebenfalls Begünstigungen zuteil werden sollten, wenn sie sich in einem Park niederlassen.

Brüssel, den 14. Juli 2010

Der Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses

Mario SEPI


(1)  ABl. C 255, 14.10.2005, S. 1.


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