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Document 52005IE1502

Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema Erneuerbare Energieträger

ABl. C 65 vom 17.3.2006, p. 105–113 (ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, NL, PL, PT, SK, SL, FI, SV)

17.3.2006   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 65/105


Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema „Erneuerbare Energieträger“

(2006/C 65/20)

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss beschloss am 10. Februar 2005 gemäß Artikel 29 Absatz 2 seiner Geschäftsordnung, eine Initiativstellungnahme zu „Erneuerbare Energieträger“ zu erarbeiten.

Die mit der Vorbereitung der Arbeiten beauftragte Fachgruppe Verkehr, Energie, Infrastrukturen, Informationsgesellschaft nahm ihre Stellungnahme am 24. November 2005 an. Berichterstatterin war Frau SIRKEINEN, Mitberichterstatter war Herr WOLF.

Der Ausschuss verabschiedete auf seiner 422. Plenartagung am 14./15. Dezember 2005 (Sitzung vom 15. Dezember) mit 142 gegen 1 Stimme bei 2 Stimmenthaltungen folgende Stellungnahme:

Der Ausschuss hat in jüngster Zeit wichtige Stellungnahmen (1) zu einigen grundsätzlichen Aspekten der Energiefrage verabschiedet. Dabei lag der Schwerpunkt auf den verschiedenen Energieformen und -trägern. Strategisches Ziel dieser Serie, welche mit der Stellungnahme (TEN/212) zu den „klassischen“ fossilen Energieträgern Kohle, Erdöl und Erdgas sowie mit der vorliegenden Stellungnahme abgeschlossen wird, soll es sein, wichtige Grundlagen zur Erarbeitung tragfähiger und realistischer Optionen eines zukünftigen Energiemixes zur Verfügung zu stellen. Die daraus noch zu erstellende Synthese wird dann im Rahmen der späteren, zusammenfassenden Stellungnahme „Die Energieversorgung der EU: Strategie für einen optimalen Energiemix“ erfolgen.

1.   Einleitung

1.1

Nutzbare Energie (2) ist die Grundlage unserer heutigen Lebensweise und Kultur. Erst ihre ausreichende Verfügbarkeit ermöglichte den gegenwärtigen Lebensstandard. Die Notwendigkeit einer gesicherten, preisgünstigen, umweltfreundlichen und nachhaltigen Versorgung mit nutzbarer Energie steht im Schnittpunkt der Ratsbeschlüsse von Lissabon, Göteborg und Barcelona.

1.2

Derzeit ist ein rascher Anstieg der Gesamtnachfrage nach begrenzt verfügbaren fossilen Energieträgern zu beobachten, insbesondere in den Schwellenländern und einigen Entwicklungsländern. Das Angebot stammt zum Großteil aus Gebieten, in denen nicht die üblichen Marktnormen oder politischen Spielregeln gelten, und das Thema Energie erregt immer größere politische Aufmerksamkeit. Die Preise sind instabil mit steigender Tendenz. Was die Umweltaspekte der Energie anbelangt, so sorgen sich manche Konkurrenten weniger darum als andere, insbesondere um die potenziellen Folgen für das Weltklima. Die fossile Energie wird in einer gesonderten Stellungnahme des EWSA behandelt, die parallel zu der vorliegenden Stellungnahme erarbeitet wird.

1.3

Die Energiepolitik in der EU muss drei wichtige Herausforderungen bewältigen: Gewährleistung der Sicherheit der Energieversorgung, Befriedigung wirtschaftlicher Bedürfnisse und Verringerung ökologischer Auswirkungen. Hinsichtlich der Energieversorgungssicherheit stellt sich für die EU das Problem einer großen und weiter zunehmenden Abhängigkeit von externen Energiequellen. Zur Befriedigung der Grundbedürfnisse der Bürger zu erschwinglichen Preisen und zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie sollten die Energiepreise nicht künstlich durch politische Entscheidungen hochgetrieben werden, sondern vielmehr Anreize für angemessene Investitionen in den Energiesektor bieten. Die Umweltprobleme müssen kostenbewusst angegangen werden, indem die externen Kosten in die Energiepreise eingerechnet werden, wobei der Notwendigkeit der globalen Wettbewerbsfähigkeit Rechnung getragen werden muss.

1.4

Der Ausschuss hat in mehreren Stellungnahmen festgestellt, dass Bereitstellung und Nutzung von Energie mit Umweltbelastungen, Risiken, Ressourcenerschöpfung sowie problematischen außenpolitischen Abhängigkeiten und Unwägbarkeiten verbunden sind. Keine der Optionen und Techniken, die einen Beitrag zur zukünftigen Energieversorgung leisten können, ist technisch perfekt, gänzlich frei von störenden Einflüssen auf die Umwelt, für alle Bedürfnisse ausreichend und in ihrem Potenzial genügend langfristig überschaubar.

1.5

Um für die Zukunft eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen, muss Europa erstens das vorhandene Potenzial für eine höhere Energieeffizienz ausschöpfen. Der EWSA erarbeitet zurzeit auf Ersuchen der EU-Kommission eine Sondierungsstellungnahme zu diesem Thema. Zweitens kommt den erneuerbaren Energieträgern eine vorrangige Rolle zu, da sie per definitionem nachhaltig sind. Sie können lokal erzeugt werden und verursachen keine Treibhausgase, wodurch sie sowohl zur Versorgungssicherheit als auch zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. Sie können jedoch in absehbarer Zukunft nicht den gesamten Energiebedarf allein decken. Der EWSA wird auf der Grundlage der Erkenntnisse seiner Stellungnahmen zu den verschiedenen Energiequellen eine Stellungnahme zum künftigen Energiemix in Europa in Angriff nehmen.

1.6

Die vorliegende Stellungnahme befasst sich mit der Situation und dem Entwicklungspotenzial der erneuerbaren Energieträger Kleinwasserkraft, Windenergie, Biomasse, Solarenergie und geothermische Energie. Dies steht im Einklang mit der in der Richtlinie über die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen verwendeten Definition von erneuerbaren Energieträgern, die die Großwasserkraft ausschließt, die aus technischer Sicht eindeutig zu den erneuerbaren Energien gehört und außerdem in der Regel in Energiestatistiken unter den erneuerbaren Energieträgern aufgeführt wird.

1.7

In dieser Stellungnahme sollen die wesentlichen energiepolitischen (Versorgungssicherheit, Diversifizierung, bedarfsgerechte Verfügbarkeit), ökonomischen (Kosteneffizienz, Wettbewerb der Energieträger, Förderungssysteme) und umweltpolitischen (Emissionen, Kyoto-Protokoll) Aspekte dieser Technologien untersucht und ihr realistischer Beitrag zum zukünftigen Energiemix beurteilt werden.

1.8

Im Blickfeld steht auch der Einsatz von Wasserstoff als neue Energietechnologie, mit der große Hoffnungen verbunden werden. Dieser Energieträger könnte eine Lösung für das Problem der Speicherung von Strom aus nicht kontinuierlichen Stromquellen sein. Wasserstoff kann aus Erdgas gewonnen werden, einem fossilen Primärenergieträger mit großer Nachfrage bei anderen Verwendungszwecken, oder unter hohem Stromaufwand aus Wasser. Zur Konzipierung einer sicheren und kosteneffizienten Wasserstoffwirtschaft ist noch viel FuE-Arbeit erforderlich. Die Brennstoffzellentechnologie wird vielfach mit der effizienten Nutzung von Wasserstoff in Zusammenhang gebracht, grundsätzlich können Brennstoffzellen aber auch mit anderen Brennstoffen, einschließlich aufbereiteter erneuerbarer Energieträger, betrieben werden. Diese Möglichkeiten werden zwar in dieser Stellungnahme nicht weiter beleuchtet, sollten aber künftig mehr Beachtung finden.

2.   Entwicklung erneuerbarer Energieträger

2.1

Statistiken der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2002 zufolge entfallen in der EU-25 ungefähr 1.100 TWh des Primärenergieverbrauchs, der insgesamt nahezu 20.000 TWh beträgt, auf die erneuerbaren Energieträger, was einem Anteil von 5,7 % entspricht. Bei der Gesamtstromerzeugung von 3.018 TWh stammen 387 TWh, d.h. knapp 13 %, aus erneuerbaren Energieträgern.

2.2

Die EU hat bei der Entwicklung erneuerbarer Energieträger eine führende Rolle übernommen und Richtziele festgelegt, um den Anteil erneuerbarer Energieträger am Gesamtenergiemix in der EU-25 von 6 % auf 12 % und an der Stromerzeugung von 13 % auf 21 % zu erhöhen. Laut Zwischenschätzungen der Europäischen Kommission dürften diese Ziele zwar nicht ganz erreicht werden, doch wurden beeindruckende Fortschritte erzielt. Es besteht ein grundsätzliches Einvernehmen über die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger am Energiemix und über den anhaltenden Bedarf an wirtschaftlicher Unterstützung.

2.3

Die Windenergie hat in den letzten Jahren enorme Zuwachsraten erzielt, obwohl auch der Einsatz dieser Technologie sowohl unter ökologischen Gesichtspunkten als auch aus ökonomischen Überlegungen heraus in jüngster Vergangenheit immer kritischer betrachtet wird. Demgegenüber hat die Verwendung von Biomasse trotz ihrer schon heute beachtlichen Bedeutung bisher nicht im erwarteten Maße zugenommen.

2.4

Während die Nutzung der Wasserkraft aus im Binnenland fließenden oder gestauten Gewässern eine lange kulturelle Tradition hat, befindet sich die Nutzung von Meeresströmungen, Meereswellen oder des Gezeitenhubs noch im Entwicklungsstadium. Diesen Aspekten könnte zu gegebenem Zeitpunkt eine spätere Stellungnahme gewidmet werden.

2.5

Die einzelnen Mitgliedstaaten greifen je nach den natürlichen Gegebenheiten und den nationalen energiepolitischen Entscheidungen in sehr unterschiedlichem Maße auf erneuerbare Energieträger zurück. Auch ist eine ungleiche Entwicklung bei der Nutzung dieser Energieträger im Rahmen der EU-Politik festzustellen. Ebenso stark variieren die von den Mitgliedstaaten zur Förderung ihrer Erzeugung und Nutzung ergriffenen Maßnahmen. In der Richtlinie 2001/77/EG über die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen (EE-Strom) wird die praktische Durchführung von Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energieträger den Mitgliedstaaten überlassen, ohne jeglichen Versuch, die Fördermechanismen zu harmonisieren. Dies ist einem effizienten Binnenmarkt abträglich (siehe 5.6).

2.6

Die Förderung der erneuerbaren Energieträger ist aus strategischen Gründen der Versorgungssicherheit und der Klimapolitik gerechtfertigt. Unter dem Gesichtspunkt der Internalisierung externer Kosten kann sie auch als Ausgleich für eine mangelnde Internalisierung oder die derzeitige oder frühere Förderung einiger herkömmlicher Energieträger (3) gesehen werden. Es wird davon ausgegangen, dass Fördermaßnahmen, die auf weit von der Wettbewerbsphase entfernte Tätigkeiten ausgerichtet sind, nicht zu Wettbewerbsverzerrungen führen.

2.7

Begründete Interessen, darunter der Bedarf der Regierungen an regelmäßigen Einnahmen, insbesondere Steuereinnahmen, könnten die Entwicklung bremsen und einen fairen Wettbewerb auf den Energiemärkten behindern. Einige Energiequellen, insbesondere Ölerzeugnisse, werden in der EU stark besteuert.

3.   Hauptmerkmale und Potenzial verschiedener erneuerbarer Energieträger

3.1   Kleinwasserkraftwerke

3.1.1

Wachstum und Entwicklung in jüngster Zeit. Die Wasserkraftwerke werden in große und kleine Anlagen unterteilt. Kleinwasserkraftwerke (KWKW, mit einer Leistung von unter 10 MWe) gibt es in der Europäischen Union in großer Zahl, und es ist noch ein ganz beträchtliches Potenzial vorhanden (nahezu 6.000 MW allein in der EU-15). Die Gesamtkapazität der Ende 2003 in der EU-15 betriebenen KWKW wurde auf ca. 10.700 MW geschätzt.

3.1.2

Bedeutung für die Stromerzeugung und die Stromversorgungsnetze. Die ideal für die Stromversorgung entlegener Gebiete geeigneten KWKW leisten auch einen Beitrag zur nationalen Stromerzeugung, wenn sie an das Stromversorgungsnetz angeschlossen sind. Der Zugang zum Netz ist die erste und wichtigste Voraussetzung dafür, dass unabhängige Stromerzeuger erfolgreich auf dem Strommarkt agieren können.

3.1.3

Wirtschaftliche Aspekte, einschließlich Förderregelungen. Der Bau von KWKW ist bereits seit Jahrhunderten technisch machbar, und an einem geeigneten Standort kann der KWKW-Betrieb auch rentabel sein. Die Investitionskosten in der EU schwankten 2001 zwischen 1.000 €/kW in Griechenland und Spanien und 6.000 €/kW in Deutschland. Die durchschnittlichen Produktionskosten lagen zwischen 0,018 €/kW in Belgien und 0,14 €/kW in Österreich.

3.1.4

Verfügbarkeit und Bedeutung für die Versorgungssicherheit. KWKW sind eine verlässliche Energiequelle und können zur Stromversorgungssicherheit beitragen. Sie ermöglichen die sofortige Stromerzeugung, die Versorgung sowohl mit Grundlaststrom als auch mit Spitzenlaststrom, haben eine hohe Lebensdauer, sind relativ einfach instand zu halten und verfügen über eine zuverlässige und ausgereifte Technik.

3.1.5

Umweltverträglichkeit. Kleinwasserkraftwerke sind eine saubere Energiequelle. Die Stromerzeugung erfordert keine Verbrennung, weshalb keine Schadstoffe freigesetzt werden. Dennoch wird an ihrem Standort die Umwelt belastet, insbesondere aufgrund des Kraftwerkbaus und durch die Veränderung der Gewässerökologie (z.B. durch Wehre, die Fischwanderungen verhindern). Es gibt jedoch Mittel und Wege, diese Umweltbelastungen zu verringern oder ganz zu beseitigen.

3.1.6

Zukunftsaussichten in Bezug auf Wachstum und Relevanz. Das erste, für 2003 gesetzte Ziel von 12.500 MW wurde nicht erreicht. Was die für 2010 gesteckten Ziele anbelangt, dürfte die Kapazität der KWKW in Europa ca. 12.000 MW betragen, wenn die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der letzten vier Jahre zugrunde gelegt wird. Auch diese Zahl wird nicht an die im Weißbuch der Europäischen Kommission festgelegten Ziele heranreichen.

3.2   Windkraft

3.2.1

Wachstum und Entwicklung in jüngster Zeit. Die Windkraft ist die derzeit am schnellsten wachsende Stromerzeugungstechnologie. An bestimmten Standorten mit günstigen Bedingungen könnte sich deren Nutzung sogar ohne verstärkte Förderung als kostengünstig erweisen. Durch jährliche Wachstumsraten von mehr als 35 % im Zeitraum 1996 bis 2004 hat Europa bei der Windenergie eine führende Rolle übernommen. Ende 2004 erreichte die installierte Windkraftkapazität in der EU-25 fast 35 GW und weltweit mehr als 47 GW.

3.2.2

Bedeutung für die Stromerzeugung und die Stromversorgungsnetze. Die intensive Nutzung von Windkraft geht mit erheblichen Herausforderungen für den Energieversorgungsbetrieb einher. In den meisten Regionen kann die Verfügbarkeit von Windkraft nicht jederzeit gewährleistet werden. Durch ein Lastmanagement in Verbindung mit anderen erneuerbaren Energieträgern insbesondere von Biomasse, Biogas, Wasser- und Solarkraftwerken sowie neuen Speichermedien kann dieser Nachteil jedoch stark verringert werden.

Die gesicherte Leistung der installierten Windenergiekapazitäten (Kapazitätskredit) verändert sich eindeutig mit der Jahreszeit. Beispielsweise kann in Deutschland bei einer Versorgungssicherheit von 99 % von der gesamten für 2015 vorgesehenen installierten Windenergiekapazität von 36.000 MW eine Kapazität von ca. 1.820 MW bis 2.300 MW zur Deckung der saisonalen Höchstlast als gesichert angesehen werden. Dieses entspricht einem Anteil von rund 6 % der installierten Windenergiekapazität. Die notwendige, windbedingte Regel- und Reserveleistung ist direkt abhängig von der Güte der kurzfristigen Windleistungsprognose und der sich ergebenden Abweichung zwischen Prognose und tatsächlicher Einspeisung.

3.2.3

Wirtschaftliche Aspekte, einschließlich Förderregelungen. Da die Stromerzeugung stark von den Windbedingungen abhängt, ist die Wahl des richtigen Standorts von entscheidender Bedeutung für eine annähernde Rentabilität (vgl. aber Ziffer 3.2.2). Die Produktionskosten für die Erzeugung von Strom aus Windkraft sind im Zuge der technologischen Entwicklung stetig gesunken. Bei der Stromgewinnung aus Windkraft war in den letzten 15 Jahren eine Kostensenkung von über 50 % zu verzeichnen. Die Windenergie nähert sich gegenwärtig der preislichen Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Energieträgern. Beispielsweise belaufen sich im Vereinigten Königreich die Kosten für die Energiegewinnung an Land auf 3,2 p/kWh (der Großhandelspreis für Strom beträgt 3 p/kWh). Die für den Ausgleich der unregelmäßigen Verfügbarkeit anfallenden Kosten (z.B. Reserveenergie) belaufen sich auf 0,17 p/kWh, sofern in das Netz nur 20 % oder weniger Windenergie eingespeist werden.

3.2.4

Verfügbarkeit und Bedeutung für die Versorgungssicherheit. Die zunehmende Nutzung von Windkraft in Europa hat zu Fluktuationen geführt, die mittlerweile aufgrund der unregelmäßigen Verfügbarkeit der eingespeisten Windenergie auch auf der Erzeugungsseite auftreten, was einen größeren Steuerungsbedarf und höhere Netzbetriebskosten mit sich bringt. Um trotz der großen Unbeständigkeit der Windenergie einen stabilen Netzbetrieb zu gewährleisten, benötigen die Versorgungsnetzbetreiber möglichst genaue Prognosen über die voraussichtliche Windenergieerzeugung.

Der absehbare weitere Ausbau der Windenergie in Europa wird es erforderlich machen, bei der Konzipierung neuer Windkraftwerke künftig stärker als zuvor auf eine zuverlässige Energieversorgung zu achten. Da sich die Nutzung von Windenergie derzeit gewaltig auf dem Vormarsch befindet, ist es zunehmend schwieriger geworden, eine stabile Stromversorgung zu garantieren, insbesondere im Falle eines Stromausfalls. Künftige Offshore-Windparks könnten im Vergleich zu den Kraftwerken an Land deutlich mehr entsprechende Betriebsstunden liefern.

3.2.5

Umweltverträglichkeit. Windkraftturbinen verursachen während des Betriebs so gut wie keine Umweltverschmutzung oder Emissionen und nur sehr wenig während Herstellung, Bau, Instandhaltung und Abbau. Zwar ist die Technologie zur Nutzung von Windenergie umweltfreundlich, aber doch nicht ganz ohne Auswirkungen auf die Umwelt. Das Hauptproblem ist die optische Wirkung.

3.2.6

Zukunftsaussichten in Bezug auf Wachstum und Relevanz. Jüngsten Vorausschätzungen der Europäischen Kommission zufolge dürfte die Stromerzeugung aus Windkraft in Europa bis 2010 voraussichtlich eine Gesamtleistung von ca. 70 GW erreichen. Mit Blick auf eine fernere Zukunft hat der Europäische Verband für Windenergie (European Wind Energy Association — EWEA) das Ziel einer Gesamtleistung von 180 GW aufgestellt, das bis 2020 erreicht werden soll. Davon sollen 70 GW aus Offshore-Anlagen stammen. Bis 2010 wird die Windenergie schätzungsweise 50 % des Nettoanstiegs der Energiekapazität ausmachen und bis 2020 etwas mehr als 70 %.

3.3   Biomasse

3.3.1

Wachstum und Entwicklung in jüngster Zeit. 2001 wurden insgesamt 650 TWh Biomasse zur Energiegewinnung genutzt. Um das Ziel der Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger auf 12 % zu erreichen, sind bis 2010 weitere 860 TWh erforderlich. Jeder Sektor muss hierzu seinen Beitrag leisten: Strom mit 370 TWh, Wärme mit 280 TWh und Biokraftstoffe mit 210 TWh. Dies würde bis 2010 zu einer kumulierten Energiegewinnung aus Biomasse von insgesamt ca. 1.500 TWh führen. Diese zusätzliche Biomasseerzeugung kann kurzfristig nur mit Hilfe von energischen und zielgerichteten Maßnahmen und Aktionen in allen drei Sektoren erreicht werden. Flüssige Biokraftstoffe machen derzeit schätzungsweise 1 % des europäischen Verbrauchs aus. Dieser Anteil dürfte jedoch rasch steigen, da sich die EU in einer spezifischen Richtlinie für die Jahre 2005 und 2010 jeweils die Ziele von 2 % und rund 6 % gesetzt hat. Der Einsatz sollte vorrangig in der Land- und Forstwirtschaft sowie aufgrund der biologischen Abbaubarkeit bei Wasserfahrzeugen erfolgen — wie auch in anderen Bereichen, in denen ein besonderer Umweltnutzen erzielt werden kann, z.B. in Städten, in denen ein großer Teil der im ÖPNV eingesetzten Busse mit Bioenergie betrieben wird.

3.3.2

Bedeutung für die Stromerzeugung und die Stromversorgungsnetze. Strom aus Biomasse lässt sich mit Hilfe von Energiepflanzen, Biomasseabfällen aus Landwirtschaft und Industrie oder durch Fermentierung von Biomasse zu Biogas in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen erzeugen. Biomassekraftwerke können die Grundlastversorgung sicherstellen.

3.3.3

Wirtschaftliche Aspekte, einschließlich Förderregelungen. Die für die Biomasseerzeugung anfallenden Kosten variieren je nach der eingesetzten Technologie, der Kraftwerksgröße und der Kosten für die Biokraftstoffversorgung. In den Ländern Europas wird die Nutzung von Biomasse durch verschiedene Regelungen und in unterschiedlichem Maße gefördert (Stand 2003). Festpreisregelungen reichen von 0,03 bis zu mehr als 0,1 €/kWh, und die Ausgleichszahlungen für Abgaben oder Zertifikatsgebühren schwanken zwischen 0,006 €/kWh und über 0,08 €/kWh.

3.3.4

Verfügbarkeit und Bedeutung für die Versorgungssicherheit. Das Biomassepotenzial in Europa wird als beträchtlich und noch nicht ausreichend genutzt angesehen. Dies ist in einigen Mitgliedstaaten eindeutig der Fall. Biomasse kann an vielen Orten entstehen und aus zahlreichen Quellen stammen: hierzu gehören Wälder, Landwirtschaft oder Abfallströme. Holz aus der Forstwirtschaft und der Holz verarbeitenden Industrie stellt die wichtigste Quelle dar, und an der Lieferkette von der Forstwirtschaftsindustrie zu Bioenergieanlagen werden erhebliche Verbesserungen vorgenommen. Die dezentrale Nutzung insbesondere von Durchforstungsholz und Holzabfällen in Holzhackschnitzelwerken (zur Wärme- und Stromerzeugung) sowie zur Herstellung von Holzpellets bietet eine hervorragende Möglichkeit zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe, der Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum und zur Verringerung der Ölimporte in die EU. Jedoch gibt es Bedenken bezüglich einer übermäßigen Schaffung von Anreizen für die Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung auf Kosten anderer, nicht geförderter Nutzungsmöglichkeiten.

3.3.5

Umweltverträglichkeit. Holz ist der erneuerbare Energieträger, der am besten fossile Brennstoffe ersetzen kann. Darüber hinaus ist es der wichtigste erneuerbare Energieträger für die Primärenergieerzeugung in Europa. Seine Nutzung in Energieform trägt zur Bekämpfung des Treibhauseffekts bei, da im Gegensatz zu aus fossilen Brennstoffen gewonnener Energie das bei der Verbrennung freigesetzte Kohlendioxid von den wachsenden Wäldern wieder aufgenommen wird. Bei der Verbrennung von Holzbiomasse werden jedoch noch andere Schadstoffe freigesetzt, wenn diese nicht ordnungsgemäß herausgefiltert werden. Es könnte die Gefahr bestehen, dass ein intensiver Anbau von besonders schnell wachsenden und/oder ertragreichen Arten zur Gewinnung von Biomasse zu erheblichen regionalen oder — denkt man an die Abholzung von Primärwäldern zwecks Anbau von Biomasse — gar weltweiten Umwelt- und Naturschutzproblemen führen kann, die das ökologische Gleichgewicht empfindlich stören können.

3.3.6

Zukunftsaussichten in Bezug auf Wachstum und Relevanz. Eine intensive Mitwirkung der Industrie an sämtlichen Forschungsaktivitäten — abgesehen von der Grundlagenforschung — ist unabdingbar, wenn Biomasse-Energie effektiv zur Verwirklichung der politischen Ziele der EU beitragen soll.

3.3.7

Biokraftstoffe. Bei den flüssigen Biokraftstoffen gehen die Meinungen darüber auseinander (4), ob sie in allen Fällen einen Nettoenergiegewinn oder gar einen Nettonutzen für die Umwelt bringen, wenn die beispielsweise in Form von Dünger, landwirtschaftlichen Maschinen, Verarbeitungsprozessen usw. investierte Energie gegen den potenziellen Energiegewinn aus den erzeugten Biokraftstoffen aufgerechnet wird. Andererseits zeigen von der Kommission in Auftrag gegebene Studien eine insgesamt positive Bilanz, doch fallen die Nettoergebnisse offensichtlich von Nutzpflanze zu Nutzpflanze unterschiedlich aus. Der Ausschuss empfiehlt daher, diesen Punkt beispielsweise in weiteren diesbezüglichen Studien zu klären, denn die Lösung des Problems der starken weltweiten Abhängigkeit von Erdöl steht ganz weit oben auf der politischen Agenda. Eine weitere relevante Frage, die untersucht werden muss, betrifft die Versorgungssicherheit der EU und damit zusammenhängende wirtschaftliche und handelspolitische Aspekte des verstärkten Einsatzes flüssiger Biokraftstoffe.

3.4   Photovoltaik

3.4.1

Wachstum und Entwicklung in jüngster Zeit. Im Jahr 2003 wurden in der EU Photovoltaikanlagen mit einer zusätzlichen Kapazität von 180 MWp in Betrieb genommen, wodurch die Kapazität Europas auf ca. 570 MWp stieg. Des Weiteren wurde ein inzwischen immer größerer Teil dieser installierten Kapazität an das Stromversorgungsnetz angeschlossen: Anlagen mit Netzanschluss machen nun 86 % der kumulierten Gesamtkapazität Europas aus.

3.4.2

Bedeutung für die Stromerzeugung und die Stromversorgungsnetze. Die am weitesten verbreitete, für Privathaushalte und Unternehmen in den Industrieländern bestimmte Bauform von Photovoltaiksystemen wird an das Netz angeschlossen. Der Anschluss an das lokale Stromversorgungsnetz ermöglicht den Verkauf der so erzeugten Energie an das Versorgungsunternehmen.

Ein völlig netzunabhängiges System benötigt allerdings einen Akkumulator, an den es angeschlossen wird, womit handelsübliche Geräte ohne Netzstrom betrieben werden können. Netzunabhängige Systeme werden in der Regel für industrielle Anwendungen wie Verstärkerstellen für Mobiltelefone oder die Stromversorgung in ländlichen Gebieten eingesetzt.

3.4.3

Wirtschaftliche Aspekte, einschließlich Förderregelungen. Die vergleichsweise noch hohen Investitionskosten gehören zurzeit zu den wichtigsten Hürden für die kurz- bis mittelfristige Entwicklung von Photovoltaikmärkten, auch wenn bei den Systempreisen mit der Zeit mit zunehmendem Produktionsvolumen und aufgrund von ständigen Innovationssprüngen bei der Ausbeute eine sinkende Tendenz zu beobachten ist. Die Modulpreise sind aber in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich ca. 5 % pro Jahr gefallen und dürften voraussichtlich weiter nachgeben, bewegen sich aber immer noch um die 0,5 €/kWh. Derzeit belaufen sich die Investitionskosten für die Installation eines handelsüblichen Photovoltaiksystems auf 5 bis 8 €/W, was Photovoltaikstrom derzeit zur weitaus kostspieligsten Form erneuerbarer Energie macht.

3.4.4

Verfügbarkeit und Bedeutung für die Versorgungssicherheit. Die Sonneneinstrahlung liefert der Erde riesige Energiemengen. Die Gesamtmenge an Energie, die die Erdoberfläche innerhalb eines Jahres von der Sonne erhält, entspricht in etwa dem 10.000fachen des jährlichen weltweiten Energieverbrauchs. Die Photovoltaik kann bei allen Systembauformen — Systemen mit Stromanschluss, autonomen Systemen oder Hybridsystemen — zur Erhöhung der Stromversorgungssicherheit beitragen.

3.4.5

Umweltverträglichkeit. Zwar gibt es anders als bei den konventionellen Energieerzeugungstechniken bei der Solarenergie keine Bedenken in Bezug auf Schadstoffemissionen oder Umweltsicherheit, doch kommen bei der Herstellung der Photovoltaikzellen Technologien zum Einsatz, bei denen auch giftige Substanzen verwendet werden. Gewisse landschaftsästhetische und ökologische Probleme, die große Freilandanlagen aufweisen können, treten bei Anlagen, die an und auf bestehenden Gebäuden installiert werden, nicht auf.

3.4.6

Zukunftsaussichten in Bezug auf Wachstum und Relevanz. Für Ende 2003 wurde in der Europäischen Union eine Gesamtkapazität in der Größenordnung von 520 MWp erwartet. In Deutschland waren Ende 2004 800 MWp installiert, nach einem Wachstum im Jahr 2004 von 94 %. Das in der „Kampagne zur Etablierung erneuerbarer Energien“ gesetzte Ziel von 650 MWp wurde daher weit übertroffen. Die künftige installierte Kapazität der EU wird auf ca. 1.400 MWp im Jahr 2010 geschätzt. Die vom Europäischen Verband der Photovoltaikindustrie (European Photovoltaic Industry Association — EPIA) abgegebenen Prognosen sind deutlich optimistischer. Das Szenario der Europäischen Kommission von einer Kapazität von 3.000 MWp Ende 2010 ist alles in allem realisierbar, aber sein Erfolg hängt vor allem vom politischen Willen der einzelnen Mitgliedstaaten ab.

3.5   Solarthermische Energie

3.5.1   Wachstum und Entwicklung in jüngster Zeit.

Das enorme Potenzial an solarthermischer Energie ist ein entscheidender Faktor bei der nachhaltigeren Gestaltung des Heiz- und Klimatechniksektors, durch die die ökologischen Auswirkungen sowie die Energieimporte reduziert werden sollen. Das technische Gesamtpotenzial wird auf 1,4 Mrd. m2 Kollektorfläche geschätzt, was einen Jahresertrag an solarthermischer Energie von nahezu 700 TWh/Jahr bedeutet. Der EU-Markt hat sich im Vergleich zu den Mittneunzigern mehr als verdoppelt und ist dreimal größer als in den späten achtziger Jahren. Zwischen 1990 und 2001 betrug das durchschnittliche jährliche Marktwachstum 13,6 %. Seit dem Jahr 2000 hat der Markt deutlich die Marke von 1 Million m2 neu installierter Kollektoren pro Jahr überschritten. Nach einer deutlichen Schrumpfung im Jahr 2002, die in erster Linie von Deutschland ausging, wurde 2003 ein neuer Höchststand von über 1,4 Mio. m2 erreicht. Der Einsatz von solarthermischer Energie ist bisher in der EU sehr ungleichmäßig verbreitet: während er in Österreich weite Verbreitung genießt, ist er in einigen Mittelmeerstaaten — trotz ihrer diesbezüglichen klimatischen Vorteile — noch kaum vorzufinden, in anderen hingegen sehr verbreitet (z.B. Griechenland), was seine Ursachen nicht in fehlender Wirtschaftlichkeit haben kann.

3.5.2   Bedeutung für die Stromerzeugung und die Stromversorgungsnetze.

Die Thermalenergie kann nur dort befördert werden, wo Fernwärmenetze vorhanden sind. Solarthermische Systeme haben noch keine direkte Auswirkung auf die Stromnetze. Die Umwandlung von Sonnenwärme in elektrische Energie durch konzentrierte Solarwärmeenergiesysteme („Parabolrinnenkraftwerke“ oder „Solartürme“, Technologie zur Spiegelung und Bündelung von Sonnenlicht in großem Maßstab zur Stromerzeugung aus Hochtemperaturwärme) verlässt gerade das Forschungs- und Entwicklungsstadium (5) und tritt mit einigen Kraftwerken in Spanien in die Demonstrations- und Kommerzialisierungsphase ein.

3.5.3   Wirtschaftliche Aspekte, einschließlich Förderregelungen.

Die solarthermische Energie steht vor allem mit konventionellen Heizanlagen in Wettbewerb, die mit fossilen Brennstoffen oder Strom betrieben werden. Im Vergleich zu Letzteren ist der Anteil der Investitionskosten hoch (90 bis 99 % der Gesamtkosten), die Betriebskosten sind hingegen ziemlich niedrig. Die Gesamtkosten einer typischen mit solarthermischer Energie betriebenen Heizanlage für Privathaushalte schwanken bei einem Einfamilienhaus zwischen 700 und 5.000 €. Gut ausgelegte solarthermische Anlagen erzeugen/ersetzen derzeit Wärme zu Preisen von 3 bis 9 €¢/kWh. Angesichts der derzeitigen Preise für Elektrizität, Öl und Gas und der zu erwartenden Steigerungen ist in Verbindung mit modernen Speichersystemen mit effizienter Wärmedämmung eine hohe Verfügbarkeit sowohl in der Warmwasser- als auch Wärmegewinnung möglich.

3.5.4   Verfügbarkeit und Bedeutung für die Versorgungssicherheit.

Das theoretische Potenzial an solarthermischer Energie ist enorm. Ihr praktisches Potenzial wird allerdings sowohl durch technische als auch durch sozioökonomische Faktoren beschränkt. Darüber hinaus ist die Energie an bewölkten Wintertagen, wenn der Wärmebedarf am größten ist, am wenigsten verfügbar.

3.5.5   Umweltverträglichkeit.

Solarthermische Anlagen verursachen im Betriebszustand so gut wie keine Umweltverschmutzung oder Emissionen. Während Herstellung, Montage, Instandhaltung und Demontage der Anlagen sind die Auswirkungen auf die Umwelt größer. Zwar ist die solarthermische Energie eine saubere Technologie, doch ist sie nicht frei von Einflüssen auf die Umwelt.

3.5.6   Zukunftsaussichten in Bezug auf Wachstum und Relevanz.

Wird die solarthermische Energie weiterhin unverändert intensiv durch Maßnahmen gefördert, ist zu erwarten, dass sich das EU-Gebiet, in dem solarthermische Anlagen betrieben werden, jährlich um nahezu 12 % vergrößern wird. Geht man von konstanten Wachstumsraten aus, dann wird die Hälfte des absoluten Wachstums zwischen 2010 und 2015 stattfinden. Die solarthermische Energie wird in den Sonnengürteln Asiens und Afrikas rasch an Bedeutung gewinnen, wenn die Erdölpreise auf dem derzeitigen Niveau bleiben (ca. 60 $/Barrel).

3.6   Geothermische Energie

3.6.1   Wachstum und Entwicklung in jüngster Zeit

3.6.1.1   Strom

Nur fünf europäische Länder besitzen die erforderlichen natürlichen Ressourcen, um mit angemessener Effizienz aus geothermischer Energie Strom zu erzeugen. Ende 2003 belief sich die installierte Kapazität an geothermischer Energie für die Stromerzeugung in der EU auf 820 MWe. Über 96 % (790 MWe) dieser installierten Kapazität befinden sich in Italien.

3.6.1.2   Wärme

Wärme kann auf zweierlei Art aus geothermischer Energie gewonnen werden: erstens durch die direkte Nutzung des Aquifers mit Temperaturen von 30 bis 150oC (so genannte geothermische Niedrig- und Mittelenergieanwendungen) und zweitens durch den Einsatz geothermischer Wärmepumpen. Die installierte Gesamtleistung der Niedrigenergieanwendungen der Erdwärme betrug in der Europäischen Union schätzungsweise 1.130 MWth, was einen Anstieg von 7,5 % gegenüber 2002 bedeutet.

3.6.2

Bedeutung für die Stromversorgung und die Stromversorgungsnetze. Bisher kann aus geothermischer Energie gewonnener Strom nur in Gebieten mit entsprechendem Erdwärmepotenzial zur Stromerzeugung beitragen.

3.6.3

Wirtschaftliche Aspekte, einschließlich Förderregelungen. Die Nutzung geothermischer Energie wird als risikoreiche Investition betrachtet. Bei einer Investition in eine Stromerzeugungsanlage kann das in den einzelnen Phasen erforderliche Investitionsniveau je nach den spezifischen Merkmalen des Standorts stark variieren.

Die Investitions- und Betriebskosten für die Wärmeerzeugung fallen von Land zu Land und je nach Verwendungsart sehr unterschiedlich aus. Sie hängen außerdem von den Eigenschaften der Ressourcen (geologische Gegebenheiten vor Ort), den Wärmenachfrage- und Verbrauchsmustern vor Ort (wie Fernwärmenetze oder individuelle bzw. kollektive Systeme mit geothermischen Wärmepumpen) ab. Die Kosten in den Ländern Europas bewegen sich üblicherweise in einer Größenordnung von

0,2 bis 1,2 Mio. €/MW bei den Investitionskosten und

5 bis 45 €/MW bei den Produktionskosten.

3.6.4

Verfügbarkeit und Bedeutung für die Versorgungssicherheit. Die Erde verfügt über eine immense Reserve an thermischer Energie, doch kann ohne sehr tiefe Bohrungen (Technologie, Kosten) nur ein winziger Bruchteil davon genutzt werden. Bislang war die Nutzung dieser Energie hauptsächlich auf Gebiete mit außergewöhnlichen geothermischen Verhältnissen beschränkt, in denen aufgrund der geologischen Gegebenheiten die Wärme über ein Trägermedium aus dem warmen Untergrund an die Oberfläche gefördert werden kann. Das für die Stromerzeugung aus heißem, trockenem Gestein eingesetzte Hot-Dry-Rock-Verfahren (HDR) oder andere Tiefbohrungstechnologien (3 bis 5 km) (siehe 3.6.6), die derzeit erforscht werden, werden im Laufe des kommenden Jahrzehnts hoffentlich neue Horizonte in der Stromerzeugung eröffnen.

3.6.5

Umweltverträglichkeit. Die immer stärkere Nutzung der geothermischen Energie könnte sich im Vergleich zur Entwicklung fossiler Brennstoffe netto sehr positiv auf die Umwelt auswirken. Umweltprobleme treten während des Betriebs geothermischer Anlagen auf. Geothermische Wärmetransportmedien (Dampf oder heißes Wasser) enthalten in der Regel Gase wie Kohlendioxid (CO2), Schwefelwasserstoff (H2S), Ammoniak (NH3), Methan (CH4) und Spuren anderer Gase sowie gelöste Substanzen, deren Konzentration gewöhnlich mit der Temperatur zunimmt. Natriumchlorid (NaCl), Bor (B), Arsen (As) und Quecksilber (Hg) belasten zum Beispiel die Umwelt, wenn sie freigesetzt werden. Hermetisch gekapselte koaxiale Wärmerohre verhindern, dass diese Substanzen an die Oberfläche gelangen.

3.6.6

Zukunftsaussichten in Bezug auf Wachstum und Relevanz. Zunächst ist in Bezug auf den Strom Folgendes festzustellen: Die insbesondere von Österreich unternommenen Anstrengungen dürften die Gesamtkapazität in Europa auf ca. 1 GWe erhöhen. Um technisch nutzbare Energie insbesondere für die Stromerzeugung zu liefern, sind nur ausreichend tief unterhalb der Erdoberfläche liegende Wärme-Reservoirs geeignet. Da die Reservoirs in einer Tiefe von mindestens 2,5 km, vorzugsweise jedoch 4 bis 5 km, liegen, sind aufwändige Tiefbohrungen erforderlich.

Das zweite gemeinschaftliche Ziel betrifft die Wärmeerzeugung. Die Prognosen stützen sich auf ein durchschnittliches Wachstum von 50 MWth pro Jahr. All diese Bemühungen dürften es dem geothermischen Sektor ermöglichen, 8.200 MWth zu erreichen, eine Kapazität, die deutlich über den angestrebten 5.000 MWth liegt. Wärmepumpen mit geringer Bohrtiefe, die häufig auch zur Kategorie „Geothermische Energie“ gezählt werden, besitzen jedoch ein großes Potenzial für effiziente Niedrigtemperaturanwendungen wie die Beheizung von Gebäuden usw.

Eine entsprechende Strategie sollte solange, bis sich im Zuge der Veränderungen auf dem Energiemarkt die langfristigen Kosten und das erreichbare Potenzial einer solchen Technologie genauer einschätzen und beurteilen lassen, angemessenes Gewicht auf die zur Entwicklung der geothermischen Energie erforderlichen FuE-Maßnahmen legen.

4.   Ansichten zur zukünftigen Rolle der erneuerbaren Energien bis 2030-2040

4.1

Die Europäische Kommission hat Energieszenarien bis zum Jahr 2030 entwickelt. Laut dem Bericht der Kommission über „Europäische Trends in Energie und Verkehr bis 2030“ (6) wird der Anteil erneuerbarer Energieträger, einschließlich Windkraft, Wasserkraft, Biomasse und anderer Formen, dem Baseline Scenario zufolge bis 2030 ungefähr 8,6 % des Primärenergieverbrauchs und 17 % der Stromerzeugung betragen. Bei diesem Szenario werden nicht die Auswirkungen der Maßnahmen berücksichtigt, die die EU im Bereich erneuerbare Energieträger zu Beginn dieses Jahrhunderts ergriffen hat.

4.2

Die Internationale Energieagentur (IEA) sagt bis 2030 eine weltweite Verdopplung der Stromnachfrage vorher, die zum Großteil auf die Entwicklungsländer zurückzuführen sein wird. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger wird sich bis 2030 weltweit von 2 % auf 6 % erhöhen. In den OECD-Ländern wird der Prozentsatz von 6,4 % im Jahr 2000 auf 8 % bis 2030 steigen.

4.3

Die IEA hat auch Szenarien für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern erarbeitet und sagt vorher, dass Europa in der industrialisierten Welt eine führende Rolle bei der Entwicklung erneuerbarer Energieträger spielen wird. Gemäß ihrem „Referenzszenario“ wird der aus erneuerbaren Energien gewonnene Strom in den europäischen OECD-Mitgliedstaaten bis 2030 ca. 20 % ausmachen. Wenn sämtliche politischen Instrumente, die derzeit geprüft werden, in Europa eingesetzt werden, könnte sich der Anteil des aus erneuerbaren Energien gewonnenen Stroms bis 2030 bis auf nahezu 33 % erhöhen („alternatives Szenario“). Hierfür wäre zweifellos die umfassende Durchführung einer breiten Palette von Fördermaßnahmen erforderlich.

4.4

Der Dachverband der europäischen Elektrizitätswirtschaft EURELECTRIC stellt Szenarien auf, denen zufolge der Anteil der erneuerbaren Energieträger, einschließlich der Wasserkraft, von ca. 16 % im Jahr 2000 (in der EU-15) auf 22,5 % im Jahr 2020 (in der EU-25) steigen wird, Norwegen und die Schweiz eingeschlossen.

4.5

Der Europäische Rat für erneuerbare Energien (European Renewable Energy Council — EREC) hat unlängst seine eigene Zukunftsvision veröffentlicht, der zufolge ein Anteil von 50 % der erneuerbaren Energien am Primärenergiegesamtverbrauch bis 2040 angestrebt wird. EREC prognostiziert außerdem, dass 80 % der Gesamtstromerzeugung bis 2040 aus erneuerbaren Energien stammen werde.

4.6

Schätzungen des Weltenergierats (WEC) zufolge werden erneuerbare Energieträger weltweit kurzfristig eher eine geringfügige Rolle spielen, doch wird ihre Bedeutung langfristig zunehmen. Der WEC befürwortet nicht die Festlegung obligatorischer Ziele für erneuerbare Energieträger.

4.7

Aus den obigen Szenarios lässt sich zusammenfassend folgender Schluss ziehen: Die verschiedenen Organisationen sehen generell eine eher allmähliche Veränderung beim Brennstoffverbrauch vorher, wobei der EREC, der eine ziemlich revolutionäre Sicht der Zukunft hat, eine bemerkenswerte Ausnahme bildet.

4.8

Das Europäische Parlament hat (auf der Plenartagung im September) einen Bericht über erneuerbare Energieträger angenommen, in dem der Vorschlag unterbreitet wird, der EU bis 2020 für die erneuerbaren Energieträger ein Ziel von 20 % vorzugeben.

4.9

Die Kommission wird noch vor Ende 2005 eine Mitteilung über den Stand der Umsetzung der Richtlinie über die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen (EE-Strom) veröffentlichen. Diese wird eine Schätzung darüber enthalten, inwieweit die gesteckten Ziele bis 2010 erfüllt werden können, und möglicherweise Vorschläge für weitere Maßnahmen, insbesondere zur Harmonisierung der Fördersysteme der Mitgliedstaaten.

5.   Schlussfolgerungen

5.1

Die vorhergehenden Kapitel haben gezeigt, dass die erneuerbaren Energieträger in Europa eine wichtige Rolle im Energiemix spielen und ein beachtliches Potenzial zur Erhöhung ihres Anteils an Energiegesamtverbrauch und -erzeugung in Europa besitzen. Viele Formen der erneuerbaren Energien eignen sich besonders gut für lokale Lösungen in kleinem Maßstab.

5.2

Es gibt keine Energieform und keinen Energiesektor, der für sich allein den Gesamtbedarf der erweiterten Europäischen Union und die zunehmende weltweite Nachfrage decken könnte. Die EU benötigt einen ausgewogenen Energiemix, der mit den Zielen der Nachhaltigkeitsstrategie korrespondiert. Die erneuerbaren Energieträger besitzen das Potenzial, sich zu einem bedeutenden Bestandteil dieses künftigen Energiemixes zu entwickeln, doch sind zur Erschließung dieses auch von Kommission und Parlament vorhergesagten Potenzials noch viele Probleme zu lösen. Der EWSA erarbeitet zum Energiemix derzeit eine eigene Stellungnahme.

5.3

Die Entwicklung erneuerbarer Energieträger stützt sich in Europa größtenteils auf intermittierende Energiequellen wie Windenergie und Photovoltaikkollektoren, die die Erzeugungskapazität und den Strombedarf weniger ersetzen als ergänzen. Dies wirft Fragen hinsichtlich des Ausbaus der Versorgungsnetze und der operativen Aspekte der Gewährleistung einer sicheren Stromversorgung auf. Noch gibt es keinen breiten Konsens über den potenziellen Umfang, in dem Strom aus intermittierenden Energiequellen in das Stromnetz eingespeist werden kann, doch wird für ihren Gesamtanteil am Elektrizitätsaufkommen häufig der Grenzwert von 15 % bis 20 % genannt. Jenseits dieses Grenzwerts könnten nur zusätzliche Speichertechnologien (z.B. Wasserstoff) helfen.

5.4

Die Lösung des Problems der weltweiten Abhängigkeit von Erdöl steht ganz weit oben auf der politischen Agenda. Daher empfiehlt der Ausschuss, die Fragen des Nettoenergiegewinns und des ökologischen Nettonutzens flüssiger Biokraftstoffe auf der Basis verschiedener Energiepflanzen näher zu untersuchen. Auch der Versorgungssicherheit der EU und den damit zusammenhängenden wirtschaftlichen und handelspolitischen Aspekten eines verstärkten Einsatzes flüssiger Biokraftstoffe muss besonders große Aufmerksamkeit gewidmet werden.

5.5

Zur Nutzung des vollen Potenzials der erneuerbaren Energieträger bedarf es technischer Weiterentwicklungen. Die Gewinnung von Wärme oder Kälte aus der Umwelt mit Hilfe von Wärmepumpen — einer Technologie mit gewaltigem Potenzial — findet in der EU-Politik im Bereich erneuerbare Energien kaum Berücksichtigung. Ebenso verwunderlich ist es, dass bei der Entwicklung der erneuerbaren Energieträger den solarthermischen Kollektoren für die Warmwassererzeugung so wenig Beachtung geschenkt wird — auch eine Technologie, die in weiten Teilen Europas den Marktverhältnissen viel näher kommt. Gerade im Wärmebereich sieht der EWSA heute viele Einsatzbereiche, in denen fossile Energien auf wirtschaftliche Weise durch erneuerbare ersetzt werden können.

5.6

Die erneuerbaren Energieträger müssen wirtschaftlich gefördert werden, da viele Technologien im Bereich erneuerbare Energieträger derzeit auf dem Markt noch nicht konkurrenzfähig sind. Allerdings ändert sich die Situation der erneuerbaren Energieträger aufgrund der Veränderungen auf den Weltenergiemärkten, insbesondere der Preissteigerung und -unbeständigkeit speziell bei Erdöl, sowie aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Versorgungssicherheit. Ihr Potenzial für Innovation und — nach einer erfolgreichen Markteinführung — neue wirtschaftliche Möglichkeiten und Arbeitsplätze gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die EU kann als Vorreiter bei den Technologien der erneuerbaren Energieträger auch den weltweiten Erfolg der in diesem Sektor tätigen Unternehmen fördern.

5.7

Zwar kann die Förderung der erneuerbaren Energieträger einerseits Chancen für neue Unternehmen und bestimmte Berufssparten eröffnen, andererseits kann sie aber bei falschem Management auch zu einer Belastung für große Teile der Wirtschaft werden, insbesondere für die Verbraucher und energieintensive Branchen. Politische Maßnahmen, die zu einem stetigen Anstieg der Energiepreise beitragen, können sich in einer Situation, in der sämtliche Bemühungen auf die Lissabon-Strategie, d.h. auf Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung in Europa unter gleichzeitiger Beachtung des Prinzips der Nachhaltigkeit ausgerichtet werden, als gefährlich erweisen. Während die hohen Ölpreise die gesamte Weltwirtschaft treffen, könnten überhöhte Strompreise besonders der EU-25 schaden.

5.8

Manche der derzeitigen nationalen Förderregelungen sind sehr kostspielig, womit sie sowohl die Interessen der Verbraucher als auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie gefährden. Sofern die von der EU für die erneuerbaren Energien gesteckten Ziele tatsächlich bis 2010 erreicht werden, führen die Förderregelungen und Netzkosten zu einem Anstieg der Großhandelsstrompreise um 13 % oder gar um 25 %, falls die in Deutschland bereits geltenden Förderniveaus mit Blick auf die gesteckten Ziele EU-weit vorgeschrieben würden. Werden die geschätzten Netz- und Regulierungskosten eingerechnet, erhöht sich der Prozentsatz auf 34 %. Die daraus resultierenden entsprechenden Kosten pro Tonne vermiedenes CO2 werden jeweils auf 88 €, 109 € und 150 € geschätzt.

5.9

Fördermechanismen müssen daher sorgfältig durchdacht und konzipiert werden. Sie müssen wirkungsvoll und kostenwirksam sein und zu möglichst geringen Kosten zum gewünschten Ergebnis führen. Einige Formen der erneuerbaren Energieträger, deren Preise sich bereits fast dem Marktniveau angepasst haben, benötigen nahezu keine Förderung, während andere nach wie vor allein für Forschung und Entwicklung noch Förderung bedürfen. Im Fall von Biomasse müssen den nicht subventionierten Verwendungsarten von Erzeugnissen aus begrenzten Landflächen Rechnung getragen werden. Ein allgemeiner Anstieg der Preise für herkömmliche (in erster Linie aus Brennstoffen gewonnene) Energie gibt Anlass zu einer Neubewertung des Förderbedarfs und -niveaus. Von besonderer Bedeutung sind die Auswirkungen des Emissionshandelssystems der EU, das an sich bereits einen Anstieg der Strompreise bewirkt hat. Bei den Maßnahmen müssen Überschneidungen und Doppelarbeit vermieden werden, um zu demselben Ziel zu gelangen.

5.10

Zwar sind Förderregelungen erforderlich, damit neue Technologien reifen und auf den Markt gebracht werden können, doch können sie nicht unbegrenzt aufrechterhalten werden. Es muss sorgfältig geprüft werden, inwieweit sie sich auf die Beschäftigungslage auswirken, damit nicht Stellen geschaffen werden, die wieder verloren gehen, sobald die Förderung eingestellt wird.

5.11

In der EU-Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wird die praktische Durchführung von Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energieträger den Mitgliedstaaten überlassen. Dies hat zu einem unzusammenhängenden und in einigen Fällen marktverzerrenden Flickwerk von Fördermechanismen geführt. Die Folgen sind Synergieverluste und in Teilen der EU ein Mangel an Marktanreizen und -impulsen, während andernorts unnötig hohe Kosten entstehen. Durch einen gemeinsamen europäischen Ansatz könnte dies größtenteils vermieden werden. Der EWSA behandelte diese Problematik bereits in seiner Stellungnahme zur Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen (siehe Fußnote 1). Zwar scheint auf europäischer Ebene noch keine ideale gemeinsame Lösung in Sicht zu sein, doch scheint es bei den nationalen Förderregelungen eine Tendenz zu einem verstärkten Rückgriff auf grüne Zertifikate zu geben. Im Zuge der gesammelten Erfahrungen müssen diese Fragen näher untersucht und vertieft werden.

5.12

Nach der „Pionierphase“ gilt es daher unbedingt, die EU-Politik nunmehr im Hinblick auf erneuerbare Energieträger zu überprüfen. Hierbei müssen die Entwicklung der weltweiten Energiemärkte mit hohen und unbeständigen Preisen, die Auswirkungen der entsprechenden EU-Strategien und -Maßnahmen, insbesondere des Emissionshandels, und die Ziele der Lissabon-Strategie gebührend berücksichtigt werden. Das Gewicht muss darauf gelegt werden, eine kontinuierliche langfristige Entwicklung dadurch sicherzustellen, dass sich die EU auf Forschung und Entwicklung und den technologischen Fortschritt konzentriert.

Brüssel, den 15. Dezember 2005

Die Präsidentin

des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses

Anne-Marie SIGMUND


(1)  Siehe dazu „Förderung der erneuerbaren Energieträger: Aktionsmöglichkeiten und Finanzierungsinstrumente“ (ABl. C 108 vom 30.4.2004), „Fusionsenergie“ (ABl. C 302 (7.12.2004)), „Nutzung geothermischer Energie - Wärme aus der Erde“ (CESE 122/2005).

(2)  Energie wird nicht verbraucht, sondern nur umgewandelt und dabei genutzt. Dies geschieht durch geeignete Umwandlungsprozesse wie z.B. die Verbrennung von Kohle, die Umwandlung von Windenergie in Strom oder die Kernspaltung (Erhaltung der Energie; E = mc2). Dabei spricht man auch von „Energieversorgung“, „Energiegewinnung“ oder „Energieverbrauch“.

(3)  In einigen Mitgliedstaaten (z.B. Deutschland) wird - mit sehr wenigen Ausnahmen - jegliche Energienutzung besteuert (Öko-Steuer).

(4)  David Pimentel und Ted. W. Patzek, Natural Resources Research, Bd. 14, Nr. 1, 2005.

(5)  http://europa.eu.int/comm/research/energy/pdf/cst_en.pdf

(6)  EU-Kommission, Generaldirektion Energie und Verkehr, Januar 2003.


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