EUROPÄISCHE KOMMISSION
Brüssel, den 15.9.2021
COM(2021) 573 final
Bericht über die Phase der gemeinsamen Gestaltung
ANHANG
der
Mitteilung der Europäischen Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen
Neues Europäisches Bauhaus : attraktiv - nachhaltig - gemeinsam
Inhaltsverzeichnis
BERICHT ÜBER DIE PHASE DER GEMEINSAMEN GESTALTUNG
1.
Zeitplan der Phase der gemeinsamen Gestaltung
2.
Wichtigste Grundsätze:
2.1.
Bei Werten ansetzen
2.2.
Sich durch laufende Projekte und bestehende Ideen inspirieren lassen
2.3.
Die Gesprächsführung als wichtigstes Instrument
2.4.
Bildung einer Gemeinschaft
2.4.1.
Partner
2.4.2.
Hochrangiger Runder Tisch
3.
Methodik und Werkzeuge
3.1.
Die Website des neuen Europäischen Bauhauses als erstes Werkzeug für die Teilhabe
3.1.1.
Die Sammlung der Kurzgeschichten
3.1.2.
Die Sammlung der formlosen Beiträge
3.1.3.
Die Gespräche tragen Früchte
3.2.
Datenanalyse: allgemeiner Ansatz
3.2.1.
Grundsätze
3.2.2.
Fördermittel und Anwendungsbereiche: eine Matrix
4.
Aktivitäten und Feststellungen
4.1.
Aktivitäten
4.2.
Informationsmaßnahmen
4.2.1.
Digitale Kommunikation
4.2.2.
Offizielle Partner des neuen Europäischen Bauhauses
4.2.3.
Gesammelte Geschichten
4.2.4.
Geografisches und sektorales Gleichgewicht
4.3.
Feststellungen
5.
Sich ergebende Achsen
5.1.
Rückbesinnung auf die Natur
5.2.
Wiedererlangung des Zugehörigkeitsgefühls
5.3.
Priorisierung der Orte und Menschen, die dies am dringendsten benötigen
5.4.
Der Bedarf an einer langfristigen, auf den Lebenszyklus ausgerichteten und integrierten Denkweise im industriellen Umfeld
6.
Ideen für Maßnahmen
6.1.
Augenmerk auf kleinen Ansätzen
6.2.
Auf mehreren Ebenen gleichzeitig tätig sein
6.3.
Transdisziplinarität für einen integrierten Ansatz
6.4.
Mit einem partizipatorischen Ansatz beginnen
6.5.
Innovation über einen Technologieschub hinaus
6.6.
Zwischen Vergangenheit und Gegenwart
6.7.
Neue Finanzierungsformen
7.
VII. Schlussfolgerungen und weitere Schritte
BERICHT ÜBER DIE PHASE DER GEMEINSAMEN GESTALTUNG
Für die Initiative neues Europäisches Bauhaus hat die Kommission einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt: Sie hat ein Bottom-up-Projekt auf Grundlage von Teilnahme und Inklusion ausgearbeitet. Nach Einleitung des Projekts im September 2020 durch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nahm die Kommission die Rolle eines aufmerksamen Zuhörers ein und gab allen interessierten Personen die Gelegenheit, sich über Ideen, Beispiele, Visionen und Herausforderungen auszutauschen, die bei dem Projekt Berücksichtigung finden sollten.
In diesem Anhang finden Sie einen Bericht über diese „Phase der gemeinsamen Gestaltung“, die dem Konzept des neuen Europäischen Bauhauses, das in der Mitteilung der Kommission vorgestellt wird, zugrunde liegt. Während sechs Monaten hat die Kommission umfassend mit Bürgerinnen und Bürgern, Fachkräften und Organisationen zusammengearbeitet und daraus Erkenntnisse in Bezug auf die zentralen Herausforderungen und Ideen gewonnen, die kurz- und langfristig als Leitfaden für das neue Europäische Bauhaus dienen werden.
Insgesamt fanden über 200 multidisziplinäre Gesprächsrunden statt und mehr als 2000 Teilnehmer tauschten sich über die Website des neuen Europäischen Bauhauses direkt über Ideen, Herausforderungen und Visionen aus. Darüber hinaus folgten etwa 12 000 Personen der Initiative auf Instagram und lieferten darüber Beiträge und mehr als 8500 Zuschauer verfolgten die Konferenz zum neuen Europäischen Bauhaus im Internet. In dieser Phase war die Unterstützung durch die offiziellen Partner des neuen Europäischen Bauhauses und die Mitglieder des hochrangigen Runden Tischs entscheidend, da sie als Triebkraft fungierten und als solche ihre Netzwerke aktiviert und zu neuen Gesprächen angeregt haben.
In diesem Dokument werden die wichtigsten Ergebnisse der Phase der gemeinsamen Gestaltung zusammengefasst. Außerdem werden die angewandten Methoden und Instrumente beschrieben.
1.Zeitplan der Phase der gemeinsamen Gestaltung
·Januar bis Mitte Februar: Offizieller Beginn der Initiative am 18. Januar 2021 mit der Freischaltung der eigens eingerichteten Website. Ausarbeitung einer Strategie zur Anregung von Gesprächen rund um die Initiative (Informationswebinare, Aufrufe zur Partnersuche, Kontaktaufnahme zu Netzwerken). Auswahl der Mitglieder des hochrangigen Runden Tischs.
·Mitte Februar bis Mitte März: Wöchentliche Webinare und Workshops zur Förderung der Beteiligung von Organisationen und Gemeinschaften. Der hochrangige Runde Tisch nimmt Gestalt an. Die ersten Partner werden ausgewählt.
·Mitte März bis Mitte April: Beginn der Prüfung eingehender Beiträge: Herleitung von Trends, wichtigen Themen und Herausforderungen aus den gesammelten Beiträgen; Organisation der Konferenz zum neuen Europäischen Bauhaus (22. bis 23. April). Erste Sitzungen des hochrangigen Runden Tischs. Aktivitäten der Partnerorganisationen.
·Mitte April bis Ende Juni: Sammlung und Prüfung der Beiträge. Der hochrangige Runde Tisch trifft sich alle zwei Wochen. Wöchentliche Auswahl einer neuen Gruppe von Partnern. Im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen, die von den Partnern und anderen unabhängigen Interessenträgern organisiert wurden, werden die ersten Ergebnisse aus der sinnstiftenden Interpretation der Websitebeiträge ausgetauscht, diskutiert, geprüft und ergänzt.
·Ende Juni: Abschluss der Phase der gemeinsamen Gestaltung.
2.Wichtigste Grundsätze:
2.1.Bei Werten ansetzen
Von Beginn an wird das neue Europäische Bauhaus mit drei Grundwerten in Verbindung gebracht – Ästhetik, Nachhaltigkeit und Inklusion –, wobei der Schwerpunkt vor allem auf Lebensräumen und dem Lebensstil liegt. Das Bestreben, den Grünen Deal zu einer kulturellen, auf Menschen ausgerichteten und positiven, greifbaren Erfahrung zu machen, baut genau auf diesen Werten auf.
Die Phase der gemeinsamen Gestaltung ergab sich direkt aus dem Dreieck „attraktiv, nachhaltig, gemeinsam“ und sollte Antworten auf zentrale Fragen liefern:
·Was bedeuten die Konzepte der Ästhetik, Nachhaltigkeit und sozialen Inklusion für die Menschen in Verbindung mit Orten und Wohnverhältnissen?
·Was sind die dringendsten Herausforderungen, vor denen Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf ihr Wohnumfeld stehen?
·Welche konkreten Ideen könnten zur Unterstützung der Bewegung des neuen Europäischen Bauhauses beitragen?
·Was sollten der endgültige Umfang und die wichtigsten Prioritäten der Initiative des neuen Europäischen Bauhauses sein?
2.2.Sich durch laufende Projekte und bestehende Ideen inspirieren lassen
Es bestehen bereits viele gute Initiativen mit einem Zusammenspiel von Nachhaltigkeit, Inklusion und Ästhetik. Dies gilt für eine nachhaltige Architektur, wie von den Gewinnern des Pritzker-Preises 2021 für die Umgestaltung von Häuserblocks mit Sozialwohnungen in Bordeaux veranschaulicht. Das schlägt sich beispielsweise auch in der steigenden Zahl an Gemeinschaftsgärten nieder. Dabei beteiligen sich Nachbarn an der Umgestaltung öffentlicher Grünflächen oder an Kulturveranstaltungen, mit denen über Kunst auf Umweltthemen aufmerksam gemacht wird.
Um diejenigen zu aktivieren, die bereits an den Dimensionen des neuen Europäischen Bauhauses mitwirken, ihre Projekte wertzuschätzen und aus ihren Ideen zu schöpfen, lag der Schwerpunkt der Phase der gemeinsamen Gestaltung auf bestehenden Projekten, die der Initiative als Inspiration dienen können. Insgesamt wurden rund 1800 Beispiele auf der Website eingereicht.
Die 2021 im Rahmen des neuen Europäischen Bauhauses ausgelobten Preise untermauerten diesen Ansatz.
Es wurden zehn verschiedene Kategorien festgelegt, die die Vielfalt der Dimensionen abdecken, die für das neue Europäische Bauhaus relevant sind: In jeder Kategorie wurde ein Sonderpreis für die jüngere Generation verliehen:
1.Techniken, Werkstoffe und Verfahren für Bau und Gestaltung
2.Im Geiste der Kreislaufwirtschaft renovierte Gebäude
3.Lösungen für die parallele Entwicklung von baulicher Umwelt und Natur
4.Regenerierte städtische und ländliche Räume
5.Produkte und Lebensstil
6.Erhaltung und Wandel des Kulturerbes
7.Neu erfundene Orte der Begegnung und des Austauschs
8.Mobilisierung von Kultur, Kunst und Gemeinschaften
9.Modulare, anpassungsfähige und mobile Lösungen für das Wohnen
10. Interdisziplinäre Bildungsmodelle
Die Reaktion war beeindruckend: Mehr als 2000 Anträge aus der gesamten EU gingen innerhalb der einmonatigen Frist ein. Das Auswahlverfahren war ebenfalls partizipativer Art, wobei eine öffentliche Abstimmung und eine Bewertung durch die offiziellen Partner des neuen Europäischen Bauhauses stattfanden. Die endgültigen Gewinner werden am 16. September im Rahmen einer Preiszeremonie in Brüssel bekannt gegeben.
2.3.Die Gesprächsführung als wichtigstes Instrument
Wir alle wissen vom Abendessen und aus Besprechungen im Büro, dass die besten Ideen aus Gesprächen hervorgehen. Sie werden sogar noch besser, wenn Menschen mit vielfältigen Hintergründen und unterschiedlichen Meinungen zusammenkommen. Das wichtigste Instrument für die Phase der gemeinsamen Gestaltung waren deshalb Gesprächsrunden auf verschiedenen Ebenen.
Der Schwerpunkt wurde dabei darauf gelegt, eine Zusammenarbeit verschiedener Sektoren, institutioneller Akteure oder möglichst unterschiedlicher Gruppen zu erreichen, um bestehende „Silos“ aufzubrechen und neue Verbindungen herzustellen, die auf einer Kooperation beruhen, die auf gemeinsame Ziele ausgerichtet ist.
Die Kommission unterstützte diese Gespräche mit einem auf der Website zur Verfügung gestellten Satz an Werkzeugen und durch die eigene Beteiligung an diesen Gesprächen.
Die Gespräche reichten von solchen auf lokaler Ebene über von nationalen Regierungen organisierte Diskussionen bis hin zu gesamteuropäischen Initiativen. Die Ergebnisse dieser Gespräche wurden der Kommission mitgeteilt.
Im April organisierte die Kommission globale Gespräche: die Konferenz des neuen Europäischen Bauhauses, eine Hybridveranstaltung mit mehr als 40 internationalen Rednern und Förderern. Die Konferenz wurde von über 8500 Zuschauern aus 85 Ländern verfolgt. Mehrere Podiumsdiskussionen und acht Workshops ermöglichten fruchtbare Dialoge unter den Teilnehmern. Die Ergebnisse der Workshops wurden während der Sitzungen zusammengetragen und der sinnstiftenden Interpretation zugeführt.
2.4.Bildung einer Gemeinschaft
Das neue Europäische Bauhaus baut auf einer wachsenden Gemeinschaft rund um zwei Maßnahmen auf, um als Inspiration für eine Bewegung zu dienen: dem Aufruf für offizielle Partner und dem hochrangigen Runden Tisch.
2.4.1.Partner
Mit Beginn der Phase der gemeinsamen Gestaltung startete die Kommission auf der Website einen Aufruf zur Suche nach offiziellen Partnern des neuen Europäischen Bauhauses.
Die offiziellen Partner sind Organisationen ohne Erwerbszweck, die sich zu denselben Werten bekennen wie das neue Europäische Bauhaus und konkrete Aktionen vorgeschlagen haben, mit denen die weitere Entwicklung und Umsetzung unterstützt werden soll, beispielsweise Veranstaltungen, Berichte und Diskussionen.
Beginnend mit einer ersten Gruppe von 20 Partnern am 25. März erreichte die Gemeinschaft der offiziellen Partner zum Ende der Phase der gemeinsamen Gestaltung eine Zahl von über 200. Der Aufruf zur Suche nach Partnern bleibt über die gesamte Umsetzungsphase bestehen, damit die Gemeinschaft weiter wachsen kann.
2.4.2.Hochrangiger Runder Tisch
Aus einer ersten Gruppe von knapp 80 Experten, die die Kommission zur Einrichtung eines hochrangigen Runden Tischs für die Initiative ermittelt hatte, wurden aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung und ihres Fachwissens über die verschiedenen Dimensionen des neuen Europäischen Bauhauses 18 Mitglieder ausgewählt. Sie vertreten keine Organisationen oder Länder. Bei der Auswahl wurde besonderes Augenmerk auf die geografische, sektorale und geschlechtsspezifische Ausgewogenheit gelegt.
Die Rolle des hochrangigen Runden Tischs besteht darin, sich über eigene Ideen und zentrale Themen, innovative Konzepte und Herausforderungen auszutauschen. Die Mitglieder tauschten regelmäßig Ideen mit der Präsidentin und den beiden federführenden Mitgliedern der Kommission aus und arbeiteten im Rahmen einiger Workshops und Sitzungen zusammen. Sie fungierten auch als Botschafter der Gemeinschaft und nahmen einen Dialog mit ihren Netzwerken auf, um in ihren Heimatländern und darüber hinaus umfassendere Gespräche auf den Weg zu bringen und Erkenntnisse zu gewinnen.
Aufbauend auf ihren Vermittlungstätigkeiten gaben die Mitglieder des hochrangigen Runden Tischs ihre Vision und ihre Ideen für Maßnahmen in Form eines Konzeptpapiers weiter.
3.Methodik und Werkzeuge
3.1.Die Website des neuen Europäischen Bauhauses als erstes Werkzeug für die Teilhabe
Aufgrund der durch die Pandemie entstandenen Einschränkungen bedeutete das Gewähren des direkten Zugangs zur Phase der gemeinsamen Gestaltung für die Öffentlichkeit, dass eine digitale Plattform eingerichtet werden musste, auf der die Menschen sich leicht über ihre Ideen und Erfahrungen austauschen konnten. Seit ihrer Einführung am 18. Januar 2021 bietet die Website zwei wichtige Eingabeseiten für Beiträge: eine zur Sammlung von Kurzgeschichten und eine für formlose Beiträge.
3.1.1.Die Sammlung der Kurzgeschichten
Dieser Eingabepunkt war so konzipiert, dass kurze Eingaben (durchschnittlich etwa 2000 Zeichen) gesammelt werden konnten. Diese konnten sich über drei verschiedene Kanäle erstrecken, von denen sich jeder auf eine andere Dimension bezog:
·Vorhandene Beispiele und Projekte: was bereits umgesetzt und ausgearbeitet wurde.
·Visionen und Ideen: noch nicht umgesetzte Projektvorschläge.
·Herausforderungen: Wünsche und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger.
3.1.2.Die Sammlung der formlosen Beiträge
Eine weitere Eingabeseite bot die Möglichkeit, bei Einreichen eines Beitrags ein Formular auszufüllen, das vier offene Fragen enthielt. Damit konnte der Rahmen des Beitrags zur Initiative des neuen Europäischen Bauhauses untermauert werden.
3.1.3.Die Gespräche tragen Früchte
In der gesamten Phase der gemeinsamen Gestaltung wurden zahlreiche Gesprächsrunden zur Initiative des neuen Europäischen Bauhauses organisiert. Besonders in den ersten Wochen wurden Dutzende „Aktivierungssitzungen“ von der Kommission abgehalten, um die Beteiligung in bestimmten Netzwerken anzukurbeln. Das Team des neuen Europäischen Bauhauses selbst verfolgte diese ersten Sitzungen genau und gestaltete sie mit, gleichzeitig ergab sich unabhängig davon Woche um Woche eine zunehmende Anzahl übergreifender Veranstaltungen, insbesondere nach der Konferenz zum neuen Europäischen Bauhaus im April. In vielen Fällen gaben die Organisatoren der Veranstaltungen die Ergebnisse der Gespräche über die Website weiter.
3.2.Datenanalyse: allgemeiner Ansatz
3.2.1.Grundsätze
Die Phase der gemeinsamen Gestaltung und vor allem die Aktivitäten in Verbindung mit der Auswertung der Beiträge waren um eine Reihe von Leitprinzipien aufgebaut.
3.2.1.1.Transparenz
Damit der Prozess vollständig offen und partizipatorisch verläuft, muss er durchweg transparent sein. Dieses Prinzip wurde über die Website des neuen Europäischen Bauhauses sichergestellt. Dort ist es zusammen mit den wesentlichen Links zu den Werkzeugen für die Beteiligung möglich, nach Informationen über den hochrangigen Runden Tisch und Partnern zu suchen. Außerdem ermöglicht es ein Kalender, die Hauptveranstaltungen zur Initiative im Blick zu behalten. Durch Entwicklung eines Visualisierungssystems wurden der Öffentlichkeit schrittweise alle Beiträge zugänglich gemacht. Dank dieses Werkzeugs und seiner Untersuchungsfunktionen haben interessierte Nutzer oder Organisationen die Möglichkeit, ihre eigene sinnstiftende Interpretation und Analyse vorzunehmen.
3.2.1.2.Vielfalt und Gleichbehandlung
Die Profile der Beitragenden sind wirklich vielseitig und reichen von Kurzvorstellungen über lange Zusammenfassungen einer Reihe von Veranstaltungen bis hin zu Aufsätzen, Positionspapieren oder Forschungsartikeln. Trotz der unterschiedlichen Komplexität, Ausdrucksweise und Länge war es wichtig, jeden Beitrag mit dem gleichen Maß an Aufmerksamkeit zu prüfen.
3.2.1.3.Gruppenzuordnung
Ein weiterer grundlegender Punkt, der bei der Prüfung als Orientierung diente, war die Idee, die Beiträge nicht zwangsläufig in spezifische, vordefinierte Kategorien aufzuteilen und dann mit einem auf dem Umfang basierenden Ansatz fortzufahren, durch den die Analyse darauf beschränkt würde, wie viele Einträge sich mit dem gleichen Thema befassten.
Die Methode wurde fortwährend an die Funktion der Inhalte angepasst, die mit der Zeit gesammelt wurden, sodass die Geschichten und Ideen verschiedenen Themengruppen und Fragen zugeordnet wurden, auf die sie Antworten liefern konnten.
Nach Ermittlung spezifischer Trends war es von entscheidender Bedeutung, dass einzelne Stimmen nicht in der Masse untergingen und einzigartigen Beiträgen besondere Aufmerksamkeit zukam, um dem Gewicht großer Gruppen an ähnlichen Beiträgen entgegenzuwirken.
3.2.2.Fördermittel und Anwendungsbereiche: eine Matrix
Neben der Ermittlung von Trends und Sonderfällen zielte der Zuordnungsprozess auch darauf ab, eine Reihe von Wegbereitern, also eine Typologie der Ressourcen, die zur Unterstützung der Transformation erforderlich sind (Netzwerke, Kultur, Bildung, Forschung, Infrastrukturen, Orte, Technologie, politischer und regulatorischer Rahmen, Strategien und Programme), zu identifizieren. Die Liste der Fördermittel wurde mit den Anwendungsbereichen abgeglichen, beginnend mit der lokalen Dimension und anschließendem „Herauszoomen“ bis zum globalen Kontext (Gebäude, Ortsteil, Dörfer und Städte, Regional, National, Europaweit, Weltweit und Mehrere).
Die Kombination der Fördermittel und Anwendungsbereiche in einer Matrix war ein wichtiger Meilenstein, um eine Verbindung zwischen den allgemeinen Trends der Bestrebungen und den konkreteren Ideen dazu, wie Fortschritte in Richtung der gewünschten Transformationen erzielt werden können, herzustellen.
4.Aktivitäten und Feststellungen
4.1.Aktivitäten
Es gab eine große Vielfalt an verschiedenen stattfindenden Aktivitäten. Die Kommission steuerte nicht die Aktivitäten, die von anderen Organisationen vorgeschlagen wurden, damit die Gespräche so inklusiv und offen wie möglich blieben. Es ist unmöglich, alle Organisationen und Tätigkeiten in diesem Dokument zu erwähnen. Die Beispiele stehen für viele andere.
Es wurde ein äußerst vielfältiges Zielpublikum angesprochen: Dieses reichte von Architekten bis zu Wissenschaftlern, von Organisationen für sozialen Wohnraum bis zur Industrie, von Kindern über Kunststudierende bis zu staatlichen Behörden.
Lokale Basisorganisationen schlossen sich zusammen und hielten in ihrem Ortsteil oder ihrer Region (Galicien in Spanien, Gdynia in Polen) ihre eigenen Veranstaltungen ab. In anderen Fällen wandten sich Partner an ihre europäischen Netzwerke, um europaweite Gespräche zu einem bestimmten Thema zu führen (Housing Europe, Büro des europäischen Designverbands (BEDA), IFLA Europe (Internationaler Verband der Landschaftsarchitekten), New European Bauhaus Collective, Europeana, Europa Nostra, Triennale Milano, die Allianz Wood4Bauhaus).
In einigen Mitgliedstaaten wurde die Initiative von nationalen Akteuren oder Ministerien übernommen (Schweden, Dänemark, Litauen, Deutschland, Slowenien, Estland, Italien und weitere). Andere Städte und Mitgliedstaaten nahmen Kontakt
mit Gleichgesinnten in Nachbarländern auf, um regionale Gespräche zu organisieren („Nordic Bauhaus“, „Bauhaus of the Sea“ oder „NEB goes South“, eine Plattform von Architektur-Studiengängen von sechs Universitäten).
Die offiziellen Partner und die Mitglieder des hochrangigen Runden Tisches des neuen europäischen Bauhauses spielten bei diesen Initiativen sehr oft eine entscheidende Rolle.
Das neue Europäische Bauhaus stimulierte die Entstehung vieler Aktivitäten, an denen Kinder und Jugendliche beteiligt waren, häufig mit dem Ziel, ihre Kreativität in die Phase der gemeinsamen Gestaltung einzubringen. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr richtete einen Wettbewerb für Kinder unter 14 Jahren aus und forderte sie auf, ein Bild einzureichen, das als Inspiration für die Errichtung von Häusern und das Zusammenleben in der Zukunft dienen kann. Das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung organisierte gemeinsam mit der Stadt Chemnitz und dem Landesamt für Schule und Bildung einen ähnlichen Wettbewerb. Jungen Bürgerinnen und Bürgern im Alter von 14 bis 18 Jahren wurde ein Preis für die beste Zukunftsvision ausgelobt, die anhand von Zeichnungen, Bildern, Grafiken, Skulpturen oder Modellen vorgestellt werden sollte.
Arkki, eine finnische Kulturplattform, richtete einen ähnlichen Kunstwettbewerb aus, um der Initiative des neuen Europäischen Bauhauses Rechnung zu tragen, und Architektūros Fondas, eine litauische Organisation ohne Erwerbszweck, organisiert im ganzen Land in sieben Kleinstädten fünftägige Workshops, um das Verständnis junger Menschen für ihr Wohnumfeld, ihre Kreativität und ihren Sinn für persönliche Verantwortung zu fördern.
Das neue Europäisches Bauhaus löste auch viel Interesse bei der Industriegemeinschaft aus. Mehrere sektorale Organisationen haben sich als Partner für das neue europäische Bauhaus beworben und Veranstaltungen und Workshops organisiert (z. B. Fashion Council Germany, LafargeHolcim-Stiftung oder The Concrete Initiative). Die europäische Holzindustrie rief die Allianz Wood4Bauhaus ins Leben. Es ist das erste Mal, dass die Branche den Versuch unternimmt, sich für ein gemeinsames Projekt zusammenzuschließen. Der European Round Table for Industry organisierte zwei Sitzungen zum neuen Europäischen Bauhaus, bei denen hauptsächlich das Baugewerbe im Mittelpunkt stand. Die Gemeinschaft für erneuerbare Energien nahm an den Gesprächen teil und brachte interessante Erkenntnisse in den Prozess mit ein.
Das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT) aktivierte sein Partnerumfeld in der gesamten EU, um auf das neue Europäische Bauhaus aufmerksam zu machen und sich in den Städten und ländlichen Gebieten an der Gestaltung interdisziplinärer Aktivitäten zu beteiligen, die vom Übergang zu einer grünen Wirtschaft über architektonische, kulturelle und historische Stätten, Kreislaufwirtschaft und Resilienz in städtischen Gebieten bis zur universellen Mobilität als wesentlicher Wegbereiter für soziale Inklusion reichten.
Nationale Regierungen und regionale Einrichtungen beteiligten sich aktiv an der Phase der gemeinsamen Gestaltung. Das spanische Ministerium für Verkehr, Mobilität und Stadtentwicklung organisierte beispielsweise eine Konferenz, auf der untersucht wurde, welche Rolle Spanien bei der Definition und Umsetzung des neuen Europäischen Bauhauses übernehmen kann, und leitete einen institutionellen Dialog und einen Erfahrungsaustausch unter den relevanten Projekten und Akteuren ein. Einen ähnlichen Fall stellt das „Nordic Bauhaus“ dar, bei dem über 1600 Personen aus verschiedenen nordeuropäischen Ländern unter Federführung des finnischen Umweltministeriums über wichtige Themen für das nordische Klima diskutierten und sich dabei von den traditionellen Holzstädten und dem nordischen Wohlfahrtsstaat inspirieren ließen. In Deutschland veranstaltete das Innenministerium einen Workshop, um Beiträge verschiedener Akteure vor Ort einzuholen. In Litauen organisierte das Umweltministerium gemeinsam mit dem Kulturministerium das nationale Diskussionsforum zum neuen Europäischen Bauhaus.
Das neue Europäisches Bauhaus löste im Europäischen Parlament viel Interesse aus: Der Ausschuss für Kultur und Bildung (CULT) und der Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) organisierten eine Reihe von Veranstaltungen rund um das Thema Bauhaus, die von informellen Gesprächen mit der Kommission bis zu einer offiziellen Anhörung mit Experten aus verschiedenen Mitgliedstaaten reichten. Es wurde eine partei- und ausschussübergreifende Freundschaftsgruppe gegründet, die sich am ganzheitlichen Ansatz des neuen Europäischen Bauhauses orientiert und über 30 Mitglieder des Europäischen Parlaments umfasst. Sie lieferten Beiträge für die Phase der gemeinsamen Gestaltung und organisierten eine öffentliche Veranstaltung für die Zivilgesellschaft.
Der Ausschuss der Regionen organisierte mit Unterstützung und Beteiligung der Kommission eine Gesprächsrunde mit Bürgermeistern europäischer Kultur- und Innovationshauptstädte sowie mit seinen eigenen Mitgliedern.
Die Europäische Kommission organisierte eine Reihe von Webinaren zur Information verschiedener Gemeinschaften und zur Sammlung von Beiträgen sowie die Konferenz zum neuen Europäischen Bauhaus. Die verschiedenen Dienststellen der Kommission, die an bestimmten Aspekten des neuen Europäischen Bauhauses arbeiten, wandten sich an ihre jeweiligen Gemeinschaften und organisierten Workshops und Veranstaltungen, beispielsweise mit Jugendvertretern oder Vertretern aus den Kohleregionen, um zu untersuchen, wie das neue Europäische Bauhaus ihrer Ansicht nach zum Wandel beitragen könnte.
Die meisten Gesprächsrunden und Veranstaltungen waren auf ein europäisches Publikum ausgerichtet. Es gab aber auch Aktivitäten außerhalb der EU, zum Beispiel in der Türkei, Südamerika und den USA. Die Kommission entschied sich absichtlich dafür, auch Nichteuropäerinnen und Nichteuropäer in den hochrangigen Runden Tisch aufzunehmen, um die globalen Bestrebungen des Projekts hervorzuheben. Darüber hinaus organisierten mehrere Partner außerhalb Europas Veranstaltungen, bei denen sie mit europäischen Partnern Verbindung aufnahmen.
4.2.Informationsmaßnahmen
4.2.1.Digitale Kommunikation
Die Leitprinzipien für die Kommunikationsstrategie sind Offenheit, Einbeziehung und Mitgestaltung, wobei die Inhalte auf den Geschichten beruhen, die die Menschen geteilt haben. Die visuelle Identität der Phase der gemeinsamen Gestaltung war sehr leichter Art, um Skizzen herum. Ziel war es, den Menschen die Chance zu geben, Verantwortung für das Konzept zu übernehmen und kreativ zu werden.
Seit Januar 2021 hat die Kampagne in ganz Europa ein beträchtliches Publikum erreicht und einbezogen:
·Instagram: Über das Konto von Instagram, das aufgrund seines visuellen Charakters als wichtigste Kommunikationsplattform ausgewählt wurde, wurden mehr als 12 000 Abonnenten erreicht.
·Twitter: Auch ohne ein eigens dafür eingerichtetes Twitter-Konto führten Unterhaltungen mit dem Hashtag #NewEuropeanBauhaus zu über 23 000 Beiträgen.
·Auf der offiziellen Website wurden mehr als 350 000 Besuche registriert.
·Der Newsletter hat über 20 000 Abonnenten.
·Es wurde eine Seite auf Pinterest eingerichtet.
·Die Webinare erreichten ein Publikum von 4 300 Teilnehmern.
4.2.2.Offizielle Partner des neuen Europäischen Bauhauses
Am Ende der Gestaltungsphase hatten sich 750 Einrichtungen um eine offizielle Partnerschaft beworben, von denen 270 angenommen und auf der Website veröffentlicht wurden.
Die offiziellen Partner reichen von Organisationen, die auf lokaler Ebene aktiv sind, bis zu EU-weiten Netzwerken, die mehrere Einrichtungen umfassen. Die kumulative Reichweite der Organisationen, die bis heute offizielle Partner sind, liegt schätzungsweise im Millionenbereich.
(„Netzwerke“ bezieht sich auf Partnerorganisationen mit Mitgliedern in verschiedenen Ländern, während sich „Aktivitäten“ auf Partner bezieht, die in nur einem Staat niedergelassen sind, aber einen Teil ihrer Aktivitäten in anderen Ländern ausarbeiten.)
Die Partner repräsentieren eine große Vielfalt an Branchen und Kompetenzbereichen.
Die Gemeinschaft hat in den meisten Mitgliedstaaten Partner. 36 % davon sind länderübergreifende Netzwerke mit Mitgliedern in vielen Mitgliedstaaten und darüber hinaus, wodurch die geografische Reichweite und Ausgewogenheit verbessert werden.
Geografische Verteilung der Partner, einschließlich Umfang der Netzwerke
4.2.3.Gesammelte Geschichten
4.2.3.1.Die Sammlung der Kurzgeschichten
Über die Kurzgeschichtensammlung sind insgesamt etwa 1 800 Beiträge eingegangen. Einige waren lange Erläuterungen von Untersuchungen, andere waren kurze Anmerkungen zu idyllischen Orten, einer Erinnerung oder einem bestimmten Gebäude oder Verfahren.
Zahl der Beiträge: Beispiele (1 145), Ideen (452), Herausforderungen (167)
4.2.3.2.Die Sammlung der formlosen Beiträge
Über die Sammlung der formlosen Beiträge wurden etwa 200 Beiträge eingereicht. Dieser Eintrittspunkt erreichte eine große Vielfalt an Teilnehmern: Fachkräfte, Forschende sowie Forschungsgruppen, Privatunternehmen, Schulen und Universitäten, kulturelle Organisationen, staatliche und nichtstaatliche Organisationen, regionale und nationale Einrichtungen, Netzwerke und Zentren. Unter den Gruppen und Vereinigungen, die ihre Beiträge einreichten, war auch der Umfang des Engagements sehr unterschiedlich und reichte von der lokalen Dimension bis zur internationalen und globalen Ebene.
4.2.4.Geografisches und sektorales Gleichgewicht
Die Kommission ließ dem geografischen und sektoralen Gleichgewicht besondere Aufmerksamkeit zukommen: In den ersten Wochen der Beitragssammlung waren Italien, Spanien und Deutschland die Länder mit der höchsten Anzahl an Beitragenden und Aktivitäten. Mithilfe der Impulse, die von der Kommission, Partnerorganisationen, Mitgliedern des hochrangigen Runden Tischs und anderen gegeben wurden, konnte das Projekt über Veranstaltungen, Gesprächsrunden und Aktivierungssitzungen ein breiteres Publikum erreichen.
Was die Rolle der Beitragenden betrifft, so hat das neue Europäische Bauhaus naturgemäß großes Interesse aus dem Baugewerbe (Architekten und Ingenieure) auf sich gezogen, hauptsächlich aufgrund des ausdrücklichen Verweises auf die architektonische Welt, die in den Namen des Projekts eingebunden ist. Eine Reihe von Themenveranstaltungen, die direkt mit und für bestimmte Gruppen von Organisationen geplant waren, unterstützten die Kontaktaufnahme zu unterrepräsentierten (oder weniger repräsentierten) Branchen. Dadurch und durch die Einbindung von Partnern aus verschiedenen Bereichen hat sich die sektorale Vielfalt erhöht.
Was ist Ihre Rolle?
Die meisten Beiträge stammten aus der lokalen Ebene.
4.3.Feststellungen
Die Analyse der Feststellungen beruht auf den Daten der Kurzgeschichtensammlung, der Sammlung der formlosen Beiträge sowie den Auswertungen der Gespräche und Veranstaltungen, die die Europäische Kommission organisiert und/oder an denen sie teilgenommen hat.
Bei der Untersuchung, was die Konzepte der Ästhetik, Nachhaltigkeit und sozialen Inklusion in Bezug auf Orte und Wohnverhältnisse für die Menschen bedeuten, mussten die Beiträge und die verschiedenen Dimensionen entflochten werden.
Nachhaltigkeit wurde vor allem mit den „grünen“ Aspekten wie Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz und Wiederverwendung von Werkstoffen in Zusammenhang gebracht. Inklusion wurde damit in Verbindung gebracht, den Bedürfnissen marginalisierter und gefährdeter Gruppen mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, alle Gruppen der Gesellschaft an der Entscheidungsfindung zu beteiligen, die Erschwinglichkeit und Barrierefreiheit des Wohnungsbestands zu verbessern sowie zwischen Menschen Brücken zu schlagen und Verbindungen herzustellen. Ästhetik bezieht sich normalerweise auf eine Wiederentdeckung von Geschichte und architektonischem Erbe, von Orten, die ein vertrautes Gefühl bieten oder in Harmonie mit der natürlichen Welt stehen, und von Orten, die die Kreativität und Vorstellungskraft der Menschen ansprechen.
„Auf Neues zu vertrauen, sollte jedoch nicht bedeuten, ohne Anker blind in die Zukunft zu stürmen, sondern die positive Interaktion des Identitätshintergrunds eines Landes (sein Genius loci) mit Sprachen, Werkstoffen, technischen und auf die Entwicklung bezogenen Möglichkeiten der heutigen Welt zu untersuchen.“
„Die Bewohnerinnen und Bewohner beschäftigt nicht nur das praktische Wissen der Renovierungsarbeiten. Sie sind auch emotional beteiligt und haben das Bedürfnis nach einer poetischen und sensiblen Beziehung zu den Orten, an denen sie in dieser Phase des Übergangs leben.“
(Website des neuen Europäischen Bauhauses, Kurzgeschichtensammlung)
Die meisten Themen sind miteinander verknüpft: Der Zugang zu Grünflächen kann beispielsweise auch dazu führen, dass Menschen zusammenkommen. Erschwinglicher Wohnraum muss sich in der Nähe des Arbeitsmarkts befinden, um für ein gesundes und funktionales Wohnumfeld zu sorgen. Die lokale Aufwertung eines Orts kann nicht ohne Berücksichtigung seiner DNA erfolgen.
5.Sich ergebende Achsen
Die Gruppenzuordnung der Beiträge hat wie in der vorliegenden Mitteilung erläutert zu vier grundlegenden Achsen geführt:
·Rückbesinnung auf die Natur
·Wiedererlangung des Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühls
·Priorisierung der Orte und Menschen, die dies am dringendsten benötigen
·Der Bedarf an einer langfristigen, auf den Lebenszyklus ausgerichteten und integrierten (kreislauforientierten) Denkweise im industriellen Umfeld
5.1.Rückbesinnung auf die Natur
Eine wiederkehrende Bestrebung, die aus den Einträgen hervorgeht, ist das grundlegende Bedürfnis, sich auf eine Verbindung mit der Natur zurückzubesinnen. Die allgemeine Tendenz ist die Rückkehr zu einem ganzheitlichen Denkansatz, bei dem Lebensstil und Mentalität, Wirtschaft und Gesellschaft sowie planetare Grenzen über ein ökologisch orientiertes Konzept angegangen werden.
„Menschen in Ballungszentren entfremden sich seit Jahrzehnten von der Natur. Heute ist das Bedürfnis nach offenen Grünflächen noch größer als jemals zuvor.“
„In der Natur (vertikales Grün, grüne Gebäude, grüne Plätze, Stadtgärten … das Grüne muss nicht mehr etwas anderes außerhalb der Stadt sein, sondern einer ihrer grundlegenden Bestandteile).“
„Die Ziele des Programms Barcelona Superblocks bestehen darin, eine Stadt gesünder und wohnlicher und zu einem Ort mit kurzen Wegen zu machen. Dies geschieht, indem die Gesundheit der Menschen in den Vordergrund gerückt und die Mobilität neu organisiert wird, Effizienz und Sicherheit erhöht und gleichzeitig eine aktive und nachhaltige Mobilität gefördert werden, sodass Raum für soziale Beziehungen entsteht und auf das Ziel einer grüneren und natürlicheren Stadt mit einer reichhaltigen biologischen Vielfalt hingearbeitet wird.“
„Mein Vorschlag beruht auf der Ausarbeitung dauerhafter Bildungsprogramme für Kinder in Schulen, damit sie in einem jungen Alter in die Entwicklung und den Schutz der Umwelt einbezogen werden.“
„Wir haben nichts erfunden. Wir setzen nur die Vision unserer Vorfahren um, indem wir die Natur achten und ihr eine Koexistenz mit uns ermöglichen.“
(Website des neuen Europäischen Bauhauses, Kurzgeschichtensammlung)
Mehrere Stimmen waren der Auffassung, dass die bauliche und die natürliche Umwelt nicht als separate Elemente, sondern als miteinander verbundene Teile des gleichen Ökosystems behandelt werden sollten. In den Städten sollte die Natur ein inhärenter Bestandteil des Stadtgefüges sein, mit Eingriffen, die von kleinen Gärten bis zu größeren Projekten reichen, bei denen das gemeinsame Ziel die Renaturierung der Stadt und die Übernahme durch die Natur ist. Der Wiederaufbau heruntergekommener Stadtgebiete ist eine der wiederkehrenden Ideen, insbesondere wenn brach liegende Flächen das Potenzial haben, in hochwertigen aktiven Wohnraum umgewandelt zu werden, mit dem die biologische Vielfalt und die Regenerierung gefördert werden kann.
Räumlich betrachtet sollten bei der Stadtplanung gleichzeitig mehrere Dimensionen gleichermaßen berücksichtigt werden. Die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Wohnräume muss im Zusammenspiel mit einem Wechsel der Mobilitätsmuster von einer durch Fahrzeuge geprägten Gestaltung zu einer begehbaren und miteinander verbundenen Anordnung für gesündere und wohnlichere Städte angegangen werden. Die Verbesserung der Luft- und Wasserqualität durch Einstellung der nicht nachhaltigen Nutzung der Ressourcen und Bewältigung der Abfallbewirtschaftung wird ebenfalls dazu führen, die Lebensqualität und die Gesundheit der Stadtbewohner sowie der Natur zu verbessern.
„Die Grünanlage des Platzes wurde als Beginn eines Stadtwaldes gesehen, der Ausgangspunkt für eine Überlegung war, die ganze Stadt als urbanes Ökosystem zu begreifen.“
(Skanderbeg-Platz, Tirana, Albanien – Website des neuen Europäischen Bauhauses, Kurzgeschichtensammlung)
Außerhalb des Stadtraums sind der Verlust der biologischen Vielfalt, die ökologische Vulnerabilität sowie der Verlust an lokalem Wissen und an landwirtschaftlichen Betrieben Herausforderungen, denen viele ländliche Gebiete ausgesetzt sind. In diesen Fällen beziehen sich die vorgeschlagenen Lösungen hauptsächlich auf Praktiken des nachhaltigen Tourismus, Modelle der Permakultur oder der Agroforstwirtschaft, intelligente oder ökologische Dörfer, die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und die Einbeziehung dynamischer Entwicklungen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten.
„Wir möchten nachhaltige Planungsstrategien einführen, die von lokalen und regionalen Akteuren im Alpenraum für die Umwandlung ehemaliger Industriestandorte in gute Arbeits- und Wohnumfelder genutzt werden können. Bei einer derart komplexen Aufgabe muss der lokale wirtschaftliche, ökologische und soziale Kontext berücksichtigt werden. Ein einzelner Experte kann das nicht alleine bewältigen.“
(Projekt zur Umwandlung alpiner Industriegebiete – Website des neuen Europäischen Bauhauses, formloser Beitrag)
5.2.Wiedererlangung des Zugehörigkeitsgefühls
Ein zentrales Thema, das sich aus den Beiträgen ergab, ist das Bedürfnis, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu fördern und den Geist eines Orts, der Menschen wieder mit ihrem Wohnumfeld und mit der lokalen Kultur und Geschichte verbindet, neu zu entdecken.
„Mangel an kreativen öffentlichen kulturellen Räumen. Räume, die eine Brücke zwischen Kunst und Gesellschaft schlagen. Räume für kulturelles soziales Wachstum. Räume für öffentliche Debatten und Gespräche. Räume für die gemeinsame Gestaltung und Zusammenarbeit. Räume für die Entwicklung von Kompetenzen und für Workshops. Der Raum für vollkommene Inklusivität.“
„Es besteht ein klarer Wunsch nach gemeinschaftlichem Leben, ein Wunsch, zusammenzukommen und Teil von etwas zu sein.“
„Für Immigranten ist es wichtig, die Familiendimension wiederzuerlangen, um Momente miteinander zu teilen. Diese Gelegenheiten ergeben sich beim Essen und in gemeinsam genutzten Räumen der Wohnanlagen.“
„Kulturelle Aktivitäten werden dazu beitragen, gemeinsame Erzählungen und Werte zu schaffen, die mit der Achtung der Umwelt auf gemeinsam genutztem Raum verbunden sind. Dabei dient dieser als Forum für neue kulturelle Ansätze, die dabei helfen könnten, gesellschaftliche Probleme zu lösen und so für das Wohlbefinden aller zu sorgen. Wir wissen alle, dass kulturelle Aktivitäten die vier Achsen der Nachhaltigkeit fördern: das wirtschaftliche, soziale, ökologische und vor allem das Humankapital.“
„Das Festhalten der DNA einer Gemeinschaft. Inspiriert durch die Prinzipien des Bauhauses, erneuert und neu auf unser Zeitalter ausgelegt, wird mit dieser Idee ein Pilotprojekt vorgeschlagen, bei dem Forschung und Weitblick mit konsultativen Methoden kombiniert werden, um die Gemeinschaft in die Definition ihrer eigenen einzigartigen Erfahrungssignatur einzubeziehen. So soll mit diesem Vorschlag die Entwicklung einer relevanten und bedeutungsvolleren Architektur und entsprechender öffentlicher Räume gefördert werden, die sich an Elementen orientieren, die an einem bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Zeit beliebt waren und geschätzt wurden und für eine gewisse Identität stehen, und die diese Elemente wieder aufgreifen.“
(Website des neuen Europäischen Bauhauses, Kurzgeschichtensammlung)
Ein gutes Beispiel dazu stellen die Gespräche dar, die zwischen verschiedenen Interessenträgern aus den im Wandel befindlichen Kohleregionen geführt wurden. Dabei richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass die politischen Maßnahmen für den Übergang schwerpunktmäßig auf Nachhaltigkeit, Innovation und der Schaffung neuer Arbeitsplätze liegen, wobei die Dimension der Bildung von Gemeinschaften sowie des kulturellen und architektonischen Erbes und Zwecks häufig übersehen wird. Der Übergang muss wieder auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft und die Vision einer Transformation ihrer Umgebung ausgerichtet werden.
Eine weitere wichtige Herausforderung, auf die die Menschen eingegangen sind, ist der Mangel an hochwertigen Orten, an denen sie sich treffen, Ideen austauschen und unter Menschen sein können, was sich negativ auf den sozialen Zusammenhalt und das individuelle Wohlbefinden auswirkt. Dies ist beispielsweise in den ehemaligen Sowjetvierteln und -gebäuden der Fall. Dort sollte sich der Prozess der Renovierung nicht nur auf den tatsächlichen (Wieder-)Aufbau konzentrieren, sondern auch auf die Suche nach einem neuen Identitätsgefühl und die Steigerung des Wohlbefindens.
„Wir müssen die Häuserblocks und Ortsteile aus der Sowjetzeit an die Menschen anpassen. Derzeit gibt es keine richtigen öffentlichen Räume, durch die eine Einbeziehung der Gemeinschaft, Freizeitaktivitäten oder lokale Unternehmen gefördert werden könnten. Dieses Problem erfordert die Suche nach einem innovativen, gebrauchsfertigen Stadtkonzept sowie entsprechenden Werkzeugen und Lösungen.“
„Städtische Räume und Typologien, die häufig in Stadtzentren oder Altstädten zu finden sind, werden nie an Sowjetviertel angepasst werden, weil diese Viertel von Grund auf anders aufgebaut sind. Daher müssen wir diese Räume nahezu vollständig neu definieren und neue städtische Räume schaffen, die die Gemeinschaften genießen und in denen sie leben können.“
(Website des neuen Europäischen Bauhauses, Eingabeseite für formlose Beiträge)
Kultur und Kunst spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, wieder eine Verbindung zwischen den Menschen und dem Charakter, der Geschichte und den Traditionen herzustellen, die das einzigartige „Gefühl“ eines Ortes widerspiegeln. Darüber hinaus fungieren sie als Katalysatoren für das Zusammenkommen von Menschen und die Überbrückung sozialer Distanz, indem verschiedene Blickwinkel und Erfahrungen ausgetauscht werden. Außerdem können sie auch beim Wiederaufleben von Ortsteilen oder sogar ganzen Gebieten eine Rolle spielen.
Durch Erweiterung des Konzepts der Kultur könnte der Erhaltung des architektonischen Erbes und kultureller Wahrzeichen eine bedeutende Rolle zukommen, vor allem im Rahmen von Sanierungs- und Renovierungsprojekten. Mithilfe von lokalem Wissen und lokalen Verfahren lässt sich wieder eine Verbindung zwischen den Menschen und den Orten herstellen, an denen sie leben. Es besteht aber auch das Potenzial, die Wirtschaft wiederzubeleben.
Außerdem haben die Menschen das Bestreben zum Ausdruck gebracht, sich an der Förderung des lokalen Geschäftsumfelds und der Dezentralisierung mehrerer Lieferketten, von der Lebensmittelerzeugung bis zur verteilten Herstellung verschiedener Waren, beteiligen zu wollen. Durch Unterstützung einer „Wirtschaft vor Ort“ und des Modells einer „15-Minuten-Stadt“ (oder „vollständiger Gemeinschaften“) können mehr lokale Chancen und dynamische, gemischte Gemeinschaften entstehen, in denen sich die Erfüllung aller Bedürfnisse für alle in Reichweite befindet.
5.3.Priorisierung der Orte und Menschen, die dies am dringendsten benötigen
Die wichtigsten Dimensionen, die sich in diesem Bereich ergeben haben, sind Folgende:
·Die Bedeutung einer gleichberechtigten Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Entscheidungsfindung und das Bedürfnis nach einem inklusiven Ansatz, bei dem die Erfahrungen und Bedürfnisse verschiedener Gruppen sowohl im öffentlichen als auch im staatlichen Kontext berücksichtigt werden.
·Die Notwendigkeit, ländliche Gebiete mit Städten zu verbinden, aber auch die digitale Kluft zu überbrücken,
·Die Notwendigkeit, gegen Obdachlosigkeit vorzugehen und die Erschwinglichkeit und Zugänglichkeit von Wohnraum für die Gruppen, die vor den schwierigsten Herausforderungen stehen, zu verbessern.
„Aber (die Rückbesinnung auf) das Bauhaus ist nichts ohne Dienstleistungen, ohne Sozialität, ohne gemeinsamen und öffentlichen Raum. Den Schwerpunkt auf Wohnraum zu legen, das bedeutet hier, am Fundament unserer Gesellschaft zu arbeiten: Es bedeutet, für die Menschen zu sorgen, für alle Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht oder Glaubensrichtung, ob Einheimische oder Migranten.“
„Inklusion – ein Wort mit einer Bedeutung, aber Tausend Möglichkeiten, wirklich in unsere Gesellschaft integriert zu werden. Menschen mit Sehbehinderung, Hörschädigung oder Gehbehinderung sind in diesen modernen Tagen nicht vollständig integriert.“
„Kleinstädte und Dörfer, die den wirtschaftlichen Veränderungen nicht standhalten konnten, haben ihre jüngeren Generationen verloren, ihre älteren Einwohnerinnen und Einwohner wurden weiter isoliert und ihre bauliche Umwelt wurde immer mehr vernachlässigt.“
„In Europa gibt es viele Gemeinden und kleine Ansammlungen ländlicher Bevölkerung, die schrumpfen und allmählich verschwinden. Viele von ihnen bringen jedoch großes Potenzial mit sich, da sie den Kern der historischen, kulturellen, traditionellen und natürlichen Authentizität in sich vereinen.“
„Menschen mit Behinderung durchlaufen ein Phänomen der umfassenden Selbstisolation. Grund dafür sind: die Einstellung der Menschen in ihrem Umfeld (ein subjektiver Faktor in Verbindung mit Vorurteilen) und die fehlende Barrierefreiheit der baulichen Umwelt (objektiver Faktor, der sich direkt auf die Mobilität auswirkt). Dieses Phänomen entwickelt sich in der Kindheit auf Spielplätzen, dem Ort, an dem Kinder sich ihrer selbst und der Unterschiede zwischen ihnen bewusst werden.“
„Vor allem junge und ältere Menschen werden aus dem aktuellen Angebot [von Wohnraum] ausgeschlossen. Die Erstgenannten hauptsächlich aufgrund ihres Einkommens, die Letztgenannten aufgrund einer ganzen Reihe von Faktoren (Barrierefreiheit, Entfernung vom Stadtzentrum, Einsamkeit, Bedarf).“
(Website des neuen Europäischen Bauhauses, Kurzgeschichtensammlung)
Die Verbesserung der sozialen Inklusion setzt voraus, dass die Bedürfnisse marginalisierter oder gefährdeter Gruppen, wie ältere Menschen, Menschen mit Behinderung oder Immigranten, berücksichtigt und der gleichberechtigte Zugang zu Dienstleistungen, Grünflächen und digitalen Werkzeugen für alle sichergestellt wird. In Bezug auf diesen letzten Punkt verweisen viele Beiträge darauf als gute Möglichkeit, Menschen zu befähigen und die Beteiligung an der Entscheidungsfindung zu demokratisieren.
Viele ländliche Gebiete leiden unter einem Bevölkerungsschwund, was wiederum zum wirtschaftlichen und/oder sozialen Verlust und Verfall der natürlichen und baulichen Umwelt führt. Ländliche Gebiete leiden häufig unter dem Mangel an (physischer und digitaler) Vernetzung und einem sich daraus ergebenden Mangel an Chancen im Hinblick auf Beschäftigung oder Innovationspotenzial. Vernetzung und Barrierefreiheit anzugehen, ist auch für städtische Gebiete eine Möglichkeit, die soziale Inklusion zu verbessern. Das gilt insbesondere für Ortsteile, die physisch und/oder gesellschaftlich abgeschnitten sind und somit unter Marginalisierung und ungleichem Zugang zu Dienstleistungen leiden. In städtischen Gebieten hat das Problem der „schrumpfenden“ Städte ebenfalls negative wirtschaftliche, gesellschaftliche und infrastrukturbezogene Folgen, die einer langfristigen Strategie bedürfen.
Eine beträchtliche Anzahl an Beiträgen und Gesprächen bestätigen, dass der Schwerpunkt nicht einzig auf Wohnraum und der baulichen Umwelt liegen sollte, sondern auch auf der Erleichterung des Zugangs zu Dienstleistungen und Infrastrukturen.
5.4.Der Bedarf an einer langfristigen, auf den Lebenszyklus ausgerichteten und integrierten Denkweise im industriellen Umfeld
Der nicht nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und Abfall in verschiedenen Wirtschaftszweigen (z. B. Baugewerbe, Mode, Fertigungsindustrie) muss dringend entgegengewirkt werden.
„Da mit dem Bauhaus eine Diskussion darüber eröffnet wurde, wie wir über Gebäude denken und diese Gedanken umsetzen, muss beim neuen Bauhaus berücksichtigt werden, inwiefern der Bauprozess Ökosysteme belastet, von denen wir ein Teil sind."
„Der Einsatz von Neptungras als Wärmedämmung erinnert uns daran, dass wir nicht in einem Haus, sondern in einem Ökosystem leben.“
„Daten und Regelungen zum Lebenszyklus als Grundlage einer nachhaltigen Industrie – mit Holz als Beispiel.“
„Wir schlagen vor, Mycel (Plutorus spp.) und Abfälle in einen Verbundwerkstoff aufzunehmen, um gegenwärtige Baustoffe zu ersetzen, die hochgiftig sind.“
„Durch Upcycling könnte die Abhängigkeit von Einfuhren verringert und dazu beigetragen werden, Arbeitsplätze im Bereich der lokalen Herstellungsverfahren zu schaffen.“
„Der Ansatz der Architekten in Bezug auf Einrichtungsprojekte neuer Häuser sollte gewagter und kreativer sein, wobei restaurierte Möbel eingesetzt und miteinander kombiniert werden.“
(Website des neuen Europäischen Bauhauses, Kurzgeschichtensammlung)
Im Baugewerbe ist die wichtigste Botschaft, Abbrucharbeiten zu vermeiden und sich auf die Sanierung und erneute adaptive Nutzung alter Gebäude zu konzentrieren.
Naturbasierte Lösungen und Werkstoffe sind für eine neue Denkweise im industriellen Umfeld entscheidend. Lösungen, die von der natürlichen Welt inspiriert sind, können zu einem besser integrierten und auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichteten Ansatz beitragen. Gebäude und Industrieprozesse sollten als Teil des natürlichen Ökosystem betrachtet werden. Beispiele für Verfahren im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft, Upcycling sowie die Vermeidung und Wiederverwendung verschiedener Arten von Abfall können übertragen und erweitert werden.
In Bezug auf die Stadterneuerung oder Sanierung von Wohnraum müssen für einen integrierten, langfristigen Ansatz mehrere zentrale Elemente Berücksichtigung finden.
„Eine der größten Herausforderungen in Flandern und in Europa ist die Erneuerung bestehender Gebäude in den Städten. Typisch für Belgien ist, dass es viele Privateigentümer gibt. Dies macht es zu einer echten Herausforderung, Lösungen für die Erneuerung und Renovierung dieser bestehenden Gebäude in Zusammenarbeit mit den Privateigentümern zu finden. Wie können wir dies begünstigen, indem wir diesen Privateigentümern die Mittel an die Hand geben, um sich einzubringen, zu beteiligen und nach Renovierungsmöglichkeiten zu suchen? Wie können wir das System anpassen, indem wir die Besonderheiten in Belgien berücksichtigen?“
(Website des neuen Europäischen Bauhauses, Eingabeseite für formlose Beiträge)
Neue Verfahren und Werkstoffe könnten Lösungen für eine langfristige Perspektive im Baugewerbe bieten: der Einsatz von Upcycling-Werkstoffen oder -Abfällen aus Abbruchprojekten sowie biobasierter Werkstoffe für die Sanierung, um die strukturelle Integrität zu erhöhen oder die Wärmedämmung alter Gebäude zu verbessern. Neben naturbasierten und kreislauforientierten Lösungen können andere Technologien und Innovationen eine wesentliche Rolle spielen: z. B. Wärmerückgewinnung und erneuerbare Energien, 3D-Druck, Werkzeuge zur Datenerhebung und zum Datenaustausch für bessere Energieeffizienz, Wassernutzung und Abfallbewirtschaftung. Digitalen Werkzeugen kann eine wirksame Rolle bei der Erfassung des „Lebens“ in Gemeinschaften zukommen, sie können die Zusammenarbeit und die Einbeziehung der Gemeinschaft in die Stadtentwicklung fördern oder hilfreiche Erkenntnisse in Bezug auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner in Verbindung mit ihrem Wohnumfeld liefern.
Die Umgestaltung bestimmter Wirtschaftszweige erfordert eine bessere Ausbildung und Umschulung der Arbeitskräfte im Hinblick auf die Einbeziehung von Lebenszyklusdenken und -praktiken in alle Dimensionen und Prozesse des industriellen Umfelds. Es sollten eine Neubewertung der Kosten nicht nachhaltiger Praktiken und weitere Untersuchungen in diesem Bereich erfolgen, um Prioritäten festzulegen und die schädlichsten Kreisläufe umzustellen.
Eine auf den Lebenszyklus bezogene Denkweise sollte auf allen Ebenen zum Einsatz kommen: auf der Ebene von Ortsteilen, indem mit lokalen Werkstoffen gearbeitet wird und diese wiederverwendet werden, beispielsweise durch Umwandlung ausgesonderter Werkstoffe in Stadtmobiliar oder gemeinsam genutzte Räume, oder auf nationaler oder internationaler Ebene, indem auf Veränderungen in der gesamten Wertschöpfungskette wichtiger Wirtschaftszweige Einfluss genommen wird.
6.Ideen für Maßnahmen
Die Teilnehmer wiesen auf verschiedene Erfordernisse für die Ermöglichung des Übergangs und die Umsetzung des neuen Europäischen Bauhauses hin. Dies reicht von der Finanzierung bis zur Vernetzung und einer besseren Sichtbarkeit vielversprechender Projekte und Produkte:
Über diesen horizontalen Anhaltspunkt hinaus wurden einige klare Handlungsempfehlungen aus den Beiträgen zusammengeführt.
6.1.Augenmerk auf kleinen Ansätzen
Beim neuen Europäischen Bauhaus sollte Maßnahmen und Veränderungen auf der Ebene von Straßen und Ortsteilen besondere Aufmerksamkeit zukommen, weil sogar kleinere Maßnahmen einen großen Unterschied machen können. Außerdem kennen sich die Bewohnerinnen und Bewohner am besten in ihrem Ortsteil aus. Erfolgreiche Projekte im kleinen Rahmen verringern die Hemmschwelle für Veränderungen: kleine Initiativen sind bereits vorhanden und müssen lediglich intensiviert werden. Aufgrund des Aufbaus der Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen ist es für sie oft schwierig, EU-Mittel zu beantragen.
6.2.Auf mehreren Ebenen gleichzeitig tätig sein
Das Augenmerk liegt zunehmend auf der Tatsache, dass die in Europa ergriffenen Maßnahmen Einfluss auf den Rest der Welt haben – und umgekehrt. Die Aufmerksamkeit richtet sich auch auf die Verflechtung kleinerer und größerer Ebenen und das Potenzial, dieselben Prinzipien auf verschiedene Strukturen anzuwenden. Daher ist davon auszugehen, dass die Gespräche zum neuen Europäischen Bauhaus und die Zusammenarbeit global erfolgen werden. Einige Beiträge umfassen konkrete Ideen in diesem Bereich.
6.3.Transdisziplinarität für einen integrierten Ansatz
Eine sinnvolle Transformation von Orten erfordert nicht nur die Einbeziehung vieler verschiedener Kompetenz- und Wissensbereiche, sondern auch disziplinenübergreifende Dialoge und Untersuchungen. Multidisziplinäre Möglichkeiten der Zusammenarbeit finden zwar häufig Erwähnung, aber viele Geschichten reichen über das Konzept der Inter- und Multidisziplinarität hinaus: Echte Innovation bedeutet für sie, unterstützendes Wissen von Experten und Laien zu kombinieren und in Anspruch zu nehmen, wobei Ausführung und Ideengebung das gleiche Maß an Bedeutung zukommt. Idealerweise geht dies mit der Arbeit in einem sicheren Umfeld einher, basierend auf gegenseitigem Vertrauen und Zusammenarbeit.
6.4. Mit einem partizipatorischen Ansatz beginnen
Die erfolgreiche inklusive Gestaltung und Stadtplanung sollte damit beginnen, alle Menschen zum Dialog einzuladen. Die Beitragenden gaben allzu häufig an, dass der Mitbestimmungsprozess in diesem Rahmen einseitig oder sogar symbolisch sei. Sicherzustellen, dass der Prozess durch die Menschen gesteuert wird, die auch von seiner Gestaltung profitieren, ist der Schlüssel, um dafür Sorge zu tragen, dass Lösungen auf bestmögliche Weise zu den Bedürfnissen und zum Ort der Maßnahme passen. Hinsichtlich der Werkzeuge zum Erreichen einer umfassenderen Beteiligung wurden von den Beitragenden häufig Crowdfunding und andere kooperative Finanzierungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger erwähnt.
6.5.Innovation über einen Technologieschub hinaus
Es wird ein neues Innovationsparadigma benötigt, um über streng technologische Modelle hinauszugehen und eine harmonische Beziehung zwischen Technologie und Gesellschaft zu erreichen. Technologische Innovation hat den Bestrebungen des neuen Europäischen Bauhauses viel zu bieten, von der intelligenten Nutzung digitaler Werkzeuge bis zu neuen Werkstoffen. Die Auswirkungen der Innovation ergeben sich jedoch nicht durch die Neuartigkeit oder die Technologie selbst: die Herausforderung der Innovation könnte sich beispielsweise durch Kosteneinsparungen aufgrund neuer industrieller Verfahren und die günstigere Bereitstellung vorhandener Lösungen oder durch die Verknüpfung neuer Technologie mit traditionellem Handwerk und lokalen Lösungen ergeben, um bestimmten Zusammenhängen oder ästhetischen Entscheidungen gerecht zu werden. Der Bereich „Kunst und Wissenschaft“ wurde ebenfalls als vielversprechende Achse aufgegriffen, die für einen breiteren Innovationsansatz förderlich ist.
6.6.Zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Es gilt, die Bedeutung von Kulturgut, lokalem Wissen und lokalen Traditionen sowie ihrer Rolle bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft anzuerkennen und zu verstehen. Die Methoden, die für die aktuellen sozialen und ökologischen Herausforderungen nicht geeignet sind, müssen neu bewertet werden und gleichzeitig müssen alte Formen von Wissen Berücksichtigung finden, die zur Gestaltung einer neuen künftigen Ausrichtung beitragen könnten.
6.7. Neue Finanzierungsformen
Innovation kann in Form von Finanzierungslösungen erfolgen. Neue Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor, die unterschiedliche Steuerung von Projekten, neue Chancen, die es Bürgerinnen und Bürgern sowie kleinen Unternehmen ermöglichen, sich stärker zu beteiligen.
7.VII. Schlussfolgerungen und weitere Schritte
Die Phase der gemeinsamen Gestaltung war der erste wichtige Schritt für die Initiative des neuen Europäischen Bauhauses. Sie prägte ihre Identität, sowohl in Bezug auf den Prozess als auch auf den Inhalt.
In den nächsten Phasen wird das neue Europäische Bauhaus weiterhin einen partizipatorischen Ansatz verfolgen und weiter daran arbeiten, die Achsen, die sich aus der Phase der gemeinsamen Gestaltung ergaben, zu vertiefen. Um für ein breiteres Publikum und sogar einen noch inklusiveren Ansatz zu sorgen, werden die Bemühungen um eine Kontaktaufnahme zu den Menschen verstärkt.
Die Werkzeuge, die zum Sammeln von Erfahrungswerten und Visionen eingesetzt wurden, waren aufgrund der durch die Pandemie verursachten Einschränkungen gut geeignet. Bei digitalen Werkzeugen werden jedoch bestimmte Gruppen oder Menschen davon ausgenommen, ihre Ansichten zu teilen. Die nächsten Phasen sollten verschiedene Szenarien und Bedingungen bieten, die eine Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort ermöglichen.
Die Gemeinschaft der Partner wird wachsen und vielfältiger werden. Ein besonderes Augenmerk sollte auf Partnern außerhalb von Europa liegen, um der globalen Dimension der Initiative Gestalt zu verleihen und sie zu stärken. Dabei werden auch die Politik und die Industrie als wichtige Akteure enger darin eingebunden, eine Transformation des industriellen Umfelds zu ermöglichen.
Danksagungen
Wir möchten uns aufrichtig bei allen Personen und Organisationen bedanken, die sich die Mühe gemacht haben, ihre Berichte, Ansichten und Fachkenntnisse zu teilen sowie Gesprächsrunden zu organisieren und sich an diesen zu beteiligen. Gemeinsam bilden wir diese Initiative.
Quellen
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·Nautilus shell © Adobe Stock – Dean Pennala
·Green foliage texture © Adobe Stock – Vera Kuttelvaserova
·Top view of people are resting on the lawn in the park © Adobe Stock – Watman
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·Wunderbugs / © Francesco Lipari
·Tree-House School / © Valentino Gareri
·The Arch / © O.S.T. & Constructlab
·Protegemos las escuelas © Barcelona City Council
·Palaluxottica / © Simone Bossi
·Street Carnival in Clonakilty / © Cork County Council
·UMAR unit / © Empa - Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology
·Ljuba in Drago / © Ksenja Perko
·Rain gardens at Rundelsgatan in Vellinge / © Source: edge
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·Reincarnation project © Akna Márquez
·Proto-Habitat / © Flavien Menu
·3D printed house / © Source: Prvok
·Workshop in Salak / © Keliaujančios dirbtuvės
·Housing solution / © A. De Smet, B. Pak & Y. Schoonjans (KU Leuven Faculty of Architecture), G. Bruyneel & T. Van Heesvelde (Samenlevinsopbouw Brussel), B. Van Hoecke (CAW Brussel)
·Projekthaus Potsdam / © Natalia Irina Roman
·Group using the toolkit / © Dan Lockton
·Shot from the 2019 "Bag from banner recovery" workshop / © Open Design School
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·Domo - sustainable architecture education in secondary school / © Dolores Victoria
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