Choose the experimental features you want to try

This document is an excerpt from the EUR-Lex website

Document 52021IE3673

    Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema „EU-Maßnahmen für die Zeit nach COVID-19: Bessere Erholung durch Sport“ (Initiativstellungnahme)

    EESC 2021/03673

    ABl. C 290 vom 29.7.2022, p. 6–10 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, GA, HR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

    29.7.2022   

    DE

    Amtsblatt der Europäischen Union

    C 290/6


    Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema „EU-Maßnahmen für die Zeit nach COVID-19: Bessere Erholung durch Sport“

    (Initiativstellungnahme)

    (2022/C 290/02)

    Berichterstatter:

    Pietro Vittorio BARBIERI

    Beschluss des Plenums

    23.3.2021

    Rechtsgrundlage

    Artikel 32 Absatz 2 der Geschäftsordnung

     

    Initiativstellungnahme

    Zuständige Fachgruppe

    Fachgruppe Beschäftigung, Sozialfragen, Unionsbürgerschaft

    Annahme in der Fachgruppe

    7.3.2022

    Verabschiedung im Plenum

    24.3.2022

    Plenartagung Nr.

    568

    Ergebnis der Abstimmung

    (Ja-Stimmen/Nein-Stimmen/Enthaltungen)

    148/0/0

    1.   Schlussfolgerungen und Empfehlungen

    1.1.

    Die langwierige Pandemie hat schwerwiegende Auswirkungen auf den gesamten Bereich des Breitensports und insbesondere auf die Sportverbände mit zahlreichen Schließungen herbeigeführt. Nun ist ein strategisches Konzept notwendig, um beim Aufbau einer widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Gesellschaft die Rolle des Sports und der körperlichen Betätigung erneut herauszustellen und zu stärken. Dies sollte in einen umfassenderen Prozess der wirtschaftlichen und sozialen Erholung eingebunden werden, wobei gleichzeitig Ziele festzulegen sind, um die Reaktionsfähigkeit des Sportsektors auf die immer häufigeren Krisen zu verbessern.

    1.2.

    Der Sport und die körperliche Betätigung müssen in die Strategien für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung integriert werden. Dabei gilt es, umfassendere sektorübergreifende Verbindungen insbesondere zu den Bereichen öffentliche Gesundheit, Bildung und soziale Inklusion herzustellen. Sport ist ein Weg zur sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit, fördert den Aufschwung und auf dieser Grundlage neue Beschäftigungs- und Geschäftsmöglichkeiten. Wichtig ist außerdem, gemeinsam mit den Sozialpartnern den sozialen Dialog über die Frage des Wohlergehens und der körperlichen Betätigung am Arbeitsplatz zu fördern. Daher fordert der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA), Studien durchzuführen, die den Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und dem allgemeinen Wohlergehen der Menschen deutlich machen.

    1.3.

    Ebenso wie Jungen und Mädchen in der Schule und in den verschiedenen Bildungsphasen beigebracht wird, wie man an Aufgaben herangeht, lernt und sich weiterentwickelt, sollten sie auch lernen, sich körperlich auszudrücken und zu bewegen. Den Sportunterricht unter dem Spiel-, Spaß- und Multidisziplinaritätsaspekt neu zu beleben, bedeutet, ein beispielloses Instrument zu schaffen, mit dem Ergebnisse erzielt, Unbeschwertheit und das Miteinander gefördert und vor allem schulische Erfolge und eine gesunde Lebensweise begünstigt werden. Das heißt auch, dass Sport und körperlicher Betätigung dieselbe Bedeutung beigemessen werden muss wie anderen Bereichen, insbesondere bei der Bildung und Ausbildung der jungen Generation, wobei den Binnen- und benachteiligten Gebieten besonderes Augenmerk zu schenken ist.

    1.4.

    Im Vertrag von Lissabon wird auf die europäische Dimension des sozialen und wirtschaftlichen Werts des Sports verwiesen. Nach der Pandemie ist es notwendig, die Werte des Sports und der körperlichen Betätigung in der europäischen Politik stärker zur Geltung zu bringen und ihnen die gleiche umfassende Anerkennung zukommen zu lassen wie den übrigen Politikbereichen der Union auch. Erforderlich sind also nicht nur kohäsionspolitische Maßnahmen, sondern ein echter Prozess der Emanzipation, ein tatsächlicher Wandel in Bezug auf den Sport, bei dem die Wirkung des Sports auf das Wohlergehen und die Lebensqualität erheblich aufgewertet wird.

    1.5.

    Folglich ist es wichtig,

    1.5.1.

    die Quote der Deprivation im Sportbereich (d. h. der Anteil derjenigen, die von diesem notwendigen Gut — dem Recht auf körperliche Betätigung — ausgeschlossen sind) in die Liste der Eurostat-Indizes zur Messung der materiellen Deprivation aufzunehmen;

    1.5.2.

    dem Sportsektor Zugang zu sämtlichen direkt und indirekt verwalteten EU-Mitteln für den Zeitraum 2021-2027 zu gewähren und dabei Sport und körperliche Aktivität als Investition in das Wohlergehen des Einzelnen und der Gesellschaft zu betrachten;

    1.5.3.

    im Rahmen des Programms Erasmus+ den Anteil der Gesamtmittel zu erhöhen, die für den Sport und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit, einschließlich des Sports, vorgesehen sind. Da für den Sport bislang nur Mittel in sehr geringerem Maße zur Verfügung stehen, sollten sie nicht nur aus dem Kohäsionsfonds, sondern auch aus den verschiedenen Sparten des Aufbaufonds bereitgestellt werden. Darüber hinaus wäre eine stärkere Umverteilung der Mittel zwischen Leistungssport und Breitensport erstrebenswert;

    1.5.4.

    Pläne, einschließlich Bereitschaftspläne, zur Unterstützung des Sportsektors in (wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen) Krisen und Notsituationen zu entwickeln, und zwar unter anderem mit Maßnahmen zur Vereinfachung der Verwaltungsverfahren, um den hohen bürokratischen Aufwand, insbesondere für Breitensport-Vereine, in Angriff zu nehmen. Deshalb ist es von vorrangiger Bedeutung, insbesondere den Breitensport zu unterstützen, da dieser zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen und Schutzbedürftigen sowie Menschen in prekären Situationen beiträgt und das interkulturelle Miteinander fördert.

    1.5.5.

    Unterstützung von Netzen für eine aktive Bürgerschaft bei der Verwirklichung dieser Ziele auf lokaler Ebene durch Partnerschaften und gemeinsame Gestaltung durch die öffentliche Politik und Netze, um Formen der sozialen Innovation in Gang zu setzen, wobei die Erfahrungen mit geteilter Verwaltung und einer zirkulären Subsidiarität berücksichtigt werden sollten; Förderung der Beteiligung der Sozialpartner und gesellschaftlicher Organisationen.

    2.   Allgemeine Bemerkungen

    2.1.

    Während die Pandemie uns weiterhin in Atem hält und wir Menschenleben und unsere Lebensgrundlagen schützen müssen, dürfen wir die anstehenden Entscheidungen nicht aus den Augen verlieren, die die Zukunft von Gesellschaft und Wirtschaft in der EU und das Leben der Unionsbürgerinnen und -bürger bestimmen werden.

    2.2.

    Die Gesundheitskrise hat gezeigt, dass es aufgrund der Vielschichtigkeit der bestehenden Probleme unmöglich ist, ein Maß an Resilienz zu erreichen, das die sozioökonomischen Systeme der EU vollständig absichert. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um unsere Gesellschaft krisenfest und anpassungsfähig zu machen. Dabei gilt es, Resilienzmodelle zu fördern, die auf der Fähigkeit beruhen, Krisen zu antizipieren und mit geeigneten „Instrumenten“ anzugehen.

    2.3.

    Die Coronavirus-Pandemie hat die wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitspolitischen Aussichten für die nächsten Jahre verändert, womit sich auch der Ansatz für Entwicklungs- und Kohäsionsstrategien geändert hat. Wir müssen nun entscheiden, ob wir weitermachen wie bisher oder ob wir das Paradigma, das der Entwicklungs- und Kohäsionspolitik zugrunde liegt, unter Berücksichtigung der seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie entstandenen Probleme und gesammelten Erfahrungen ändern und anpassen wollen.

    2.4.

    Die gesamte Welt des Sports ist von der COVID-19-Krise in ganz Europa hart getroffen worden, vor den größten Problemen und Herausforderungen stand jedoch der Breitensport. Die Auswirkungen der Krise im Sportbereich haben vor allem junge Menschen getroffen, deren „Recht“ auf Sport und körperliche Betätigung eingeschränkt wurde. Auch das gesamte Sportvereinsleben und die Sportbranche sind von der Gesundheitskrise betroffen, die sich auch noch mittelfristig auf deren Erholung auswirken wird.

    3.   Die Rolle des Sports in Entwicklungs- und Kohäsionsprozessen

    3.1.

    Sport bietet der Zivilgesellschaft die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten konstruktiv einzusetzen, und vermittelt positive Werte. Auf einzigartige und vielschichtige Weise trägt er zum körperlichen und geistigen Wohlergehen bei und mindert soziale Probleme, indem er Menschen aus unterschiedlichen Sphären zusammenbringt. Unter den in dieser Stellungnahme dargelegten Bedingungen begünstigt der Sport auch die soziale, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit. Außerdem trägt er zur stärkeren Aufwertung und Attraktivität der Regionen und Kommunen bei und fördert die Erholung durch neue Beschäftigungs- und Geschäftsmöglichkeiten in diesem Bereich.

    3.2.

    In Bezug auf die wirtschaftliche Dimension kann der Sport die Entstehung neuer unternehmerischer Tätigkeiten oder die Stärkung bestehender Tätigkeiten begünstigen. Durch Sport können neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden — auch durch formelle und nicht formale Ausbildungsmaßnahmen für junge Menschen. Sport ist ein Instrument zur Verbesserung und Stärkung der Gesundheit und der Kompetenzen der Arbeitnehmer und trägt wirksam zur Schaffung von Arbeitsplätzen auf lokaler Ebene bei, weil er sich im Wesentlichen auf die Mitwirkung von Menschen stützt.

    3.3.

    In Bezug auf die soziale Dimension zeichnet sich der Sport dadurch aus, dass er ein breites Spektrum an gesellschaftlichen Gruppen anspricht, Unterschiede überbrückt, Menschen zusammenbringt und sozial schwache und schutzbedürftige Gruppen in das Leben der Gemeinschaft vor Ort einbindet. Darüber hinaus können Sportprojekte benachteiligte Gebiete, wie Stadtrandgebiete, ländliche Gebiete oder Binnengebiete in Europa sozial neu beleben.

    3.4.

    In Bezug auf die ökologische Dimension ist der Sport ein strategisches Instrument zur Erreichung der Ziele im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Klimawandels. Sport fördert die nachhaltige Mobilität und die im Zusammenhang mit der Anpassung an den Klimawandel stehende Umgestaltung der städtischen Umwelt. Umgebaute Sportanlagen, die kaum Energie verbrauchen (1), werden dazu beitragen, die ökologischen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, und die Durchführung von Veranstaltungen mit einem geringen CO2-Fußabdruck ermöglichen. Sportveranstaltungen bieten zudem ein hervorragendes Instrument für die Förderung und Verbreitung positiver Botschaften zur Förderung des Klimaschutzes.

    3.5.

    Obwohl Sport in allen wichtigen internationalen Strategien (Agenda 2030, Kohäsionspolitik 2021-2027, globaler WHO-Aktionsplan für körperliche Aktivität 2018-2030) als ein vorrangiges Instrument zur Erreichung der Entwicklungs-, Nachhaltigkeits- und Kohäsionsziele genannt wird, tragen zahlreiche Mitgliedstaaten diesem Konzept noch lange nicht Rechnung und betrachten sportliche Aktivitäten und die sportliche Betätigung in vielen Fällen lediglich als Bereich mit einer Spiel- und Freizeitfunktion.

    3.6.

    Durch die COVID-19-Krise besteht im Sportbereich die Gefahr, dass sportliche Aktivitäten nur eingeschränkt oder gar nicht möglich sind. Fehlen spezifische und innovative Maßnahmen zur wirksamen Bewältigung der Probleme und zur Entwicklung von Lösungen, wird es zu einer Kettenreaktion in Bezug auf den Sport in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht kommen. Mit verheerenden Auswirkungen, da sie bestimmte Aktivitäten einschränkt, die für die Lebensqualität, das Wohlergehen und die Gesundheit der Menschen unerlässlich sind. Diese Situation wird nicht nur die Existenz etlicher im Sportbereich tätiger Einrichtungen, Vereine und Unternehmen gefährden, sondern mit Blick auf die Lebensqualität auch soziale und wirtschaftliche Probleme verursachen, da die Einkommensquelle jener, die in diesen Bereichen ihren Lebensunterhalt verdienen, wegfällt. Ebenso werden sich viele Menschen aufgrund der krisenbedingten finanziellen Probleme die Sportangebote für ihre Kinder oder für sich selbst nicht mehr leisten können, was sich negativ auf das körperliche Wohlbefinden und die Gesundheit auswirken wird.

    3.7.

    Bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen, beispielsweise bei Menschen mit Behinderungen, wird das Risiko der Deprivation in Bezug auf den Sport die bereits kritische Situation, die in einigen Mitgliedstaaten auf systembedingte Einschränkungen zurückzuführen ist, weiter verschärfen. Mit Blick auf die psychische Gesundheit hat die Pandemie die aktive Teilhabe von Nutzern von Sportangeboten und -einrichtungen, ihrer Familienangehörigen, der Betreiber, Bürger und Sportvereine stark eingeschränkt. Menschen mit psychischen Problemen, die Sport als Motivationsquelle, zur Aufrechterhaltung ihrer sozialen Kontakte und als Instrument gegen die krankheitsbedingte Isolierung und Marginalisierung nutzen, mussten darauf verzichten. Das kollektive Wohlergehen betrifft uns alle — nicht nur die Betreuenden und die Betreuten.

    3.8.

    Angesichts der erheblichen Einschränkung der sozialen Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche müssen die Angebote in den Bereichen Sport und körperliche Betätigung sowie allgemeine und berufliche Bildung wiederbelebt werden. Zum Schutz der Kinder und Jugendlichen ist dabei besonders Augenmerk auf die Sicherheit der Sportanlagen zu legen. Die Welt des Sports ist ein Bereich, in dem täglich sehr viele Kinder, Jugendliche, Erzieher, Trainer und andere Sportfachleute zusammenkommen. Er gehört zu den besonders schutzbedürftigen Bereichen für die körperliche und geistige Entwicklung und erfordert spezifische politische Maßnahmen, um den Sporttreibenden die Möglichkeit zu geben, alle Vorteile zu nutzen, die Sport in einer geschützten Umgebung bieten kann. Sport für alle bedeutet nicht Sport um jeden Preis.

    3.9.

    Regelmäßige körperliche Betätigung ist auch im Hinblick auf aktives Altern von großer Bedeutung und spielt bei der Verbesserung der funktionellen Fähigkeiten älterer Menschen sowie ihrer Lebensqualität eine Schlüsselrolle. Die körperliche Betätigung älterer Menschen ist noch wirksamer, wenn sie von sozialen und produktiven Tätigkeiten begleitet wird. So wirkt der Sport auch präventiv, damit die heutigen Arbeitnehmer auch im Ruhestand noch gesund und fit bleiben.

    3.10.

    Sportangebote für möglichst viele Bürgerinnen und Bürger erfordern auch soziale und gesellschaftliche Innovationen, die in erster Linie von der organisierten Zivilgesellschaft und den Sozialpartnern getragen werden sollten. Von entscheidender Bedeutung sind die Aspekte des Alltags, Überlegungen zum Tagesrhythmus von Arbeitnehmern, Schülern und Studierenden sowie Konzepte für Orte und Anlagen, an denen Eltern, die ihre Kinder begleiten, gleichzeitig Sport treiben können. Aufgrund der Pandemie haben wir den Sport im Freien wiederentdeckt, was innovative Trends in Bezug auf Trendsportarten im städtischen oder im ländlichen Umfeld befeuern kann. Damit können öffentliche Räume neu belebt und gemeinsam flexibel genutzt werden. Der Bedarf an sozialer Innovation ist enorm. Sie sollte aufgewertet und gefördert werden, um der Tatsache beizukommen, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger, selbst wenn sie gerne Sport treiben würden, nicht genügend Zeit dafür haben.

    3.11.

    Die Rolle lokaler privater Infrastrukturen (Sportzentren), die ggf. mit Unternehmen oder anderen Einrichtungen zivilgesellschaftlicher Organisationen (z. B. für Menschen mit Behinderungen) zusammenarbeiten, sollte bei der Konzipierung kollektiver Programme für Arbeitnehmer und alle Bürger herausgestellt werden.

    3.12.

    Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Beitrag der Zivilgesellschaft und aller sozialen Akteure, die durch die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und die Aktivierung des sozialen Dialogs Folgendes bewirken können: Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität am Arbeitsplatz, auch im Rahmen von Tarifverträgen, fördern; Kampagnen zur Förderung der Mitgliedschaft von Arbeitnehmern in Fitnessstudios und/oder Sportvereinen vorschlagen; die im Sportbereich Tätige dazu ermutigen, für ihre Interessen einzutreten; Pausen für körperliche Aktivitäten im Arbeitsalltag einführen. Die Rolle der Fachleute des Gesundheitsbereichs sowie der Pädagogen, die mit Kleinkindern arbeiten, bei der Sensibilisierung für den Sport und bei seiner Förderung muss hervorgehoben und gestärkt werden, damit sich bei den Arbeitgebern eine neue Kultur herausbildet und entsprechende Anreize für den Sport geschaffen werden.

    3.13.

    In Bezug auf die Geschlechterdimension ist die europäische Charta der Rechte der Frau im Sport (2) sicherlich eine gute Arbeitsgrundlage, um weiter über die Unterschiede aufzuklären und neue Aktivitäten zu erproben. Dabei muss der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren insbesondere im Bereich Kommunikation fortgesetzt werden, in dem seit geraumer Zeit eine engere Beziehung zwischen Frauen und Medien verzeichnet wird. Dabei gilt es, eine respektvolle und achtsame Sprachverwendung durch die Journalisten, Sport als Mittel zur Bekämpfung aller Formen von Gewalt, Diskriminierung und wirtschaftlicher Ungleichheit und eine immer inklusivere Sportkultur für alle zu fördern.

    4.   Sport im Rahmen der Agenda 2030

    4.1.

    Sport ist eine universelle Sprache, die Menschen, Völker und Kulturen zusammenbringt. Die Werte des Sports sind von Universalität und Harmonie geprägt. Sport ist ein wichtiges Instrument zur Unterstützung des Umbaus unserer Gesellschaften in ein bewussteres und nachhaltigeres Umfeld. Sport trägt zur Verwirklichung der Ziele der Agenda 2030 bei, indem er die Grundsätze Respekt, Verständnis, Integration und Dialog fördert und zur Entwicklung und Verwirklichung des Einzelnen unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Weltanschauung und Überzeugungen beiträgt.

    4.2.

    Trotz des klaren Querschnittscharakters des Sports als Mittel zur Unterstützung der in der Agenda 2030 verankerten Grundsätze ist klar, dass einige der 17 Ziele der Agenda 2030 mehr als andere von den Vorteilen profitieren können, die der Sport bietet.

    4.3.

    Der Sport ist ein Bereich, in dem die Europäische Union erst seit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon, also noch nicht sehr lange, Zuständigkeiten hat. Die EU ist dafür zuständig, eine faktengestützte Politik zu entwickeln, die Zusammenarbeit zu stärken und Initiativen zur Förderung von körperlicher Betätigung und Sport in ganz Europa zu verwalten. Für den Zeitraum 2014-2020 wurde zum ersten Mal im Rahmen des Programms Erasmus+ (3) eigens eine Haushaltslinie zur Unterstützung von Vorhaben und Netzen im Sportbereich eingerichtet. Im Zeitraum 2021-2027 werden die EU-Maßnahmen zur Förderung des Sports fortgeführt und verstärkt.

    5.   Sport und Kohäsionspolitik

    5.1.

    Die EU ist bestrebt, die Ziele einer größeren Fairness und Offenheit bei Sportwettkämpfen und eines besseren Schutzes der seelischen und körperlichen Unversehrtheit der Sportler zu erreichen und dabei die besonderen Merkmale des Sports zu berücksichtigen. Die EU befasst sich insbesondere mit drei Aspekten: 1) der gesellschaftlichen Rolle des Sports; 2) seiner wirtschaftlichen Dimension; und 3) dem politischen und rechtlichen Rahmen des Sportbereichs. In diesen Bereichen fördert die EU zusätzlich zu den Maßnahmen, die durch direkt verwaltete Finanzinstrumente unterstützt werden, die Nutzung und Komplementarität der Möglichkeiten der Kohäsionspolitik.

    5.2.

    Durch den Sport und die körperliche Betätigung lassen sich erwiesenermaßen ein breites Spektrum an gesellschaftlichen Gruppen erreichen, Unterschiede überbrücken, Menschen zusammenbringen und ausgegrenzte gesellschaftliche Gruppen in das Leben der Gemeinschaft vor Ort einbinden. Darüber hinaus können Sportprojekte zu einer Reihe politischer Ziele beitragen: Förderung der Innovation, Stadterneuerung, Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums und Beitrag zu Investitionen in europäischen Regionen.

    6.   Sport und der globale WHO-Aktionsplan für körperliche Aktivität 2018-2030

    6.1.

    Im Rahmen des globalen Aktionsplans für körperliche Aktivität für die Jahre 2018-2030 (4) sind die strategischen Ziele und die dafür durchzuführenden politischen Maßnahmen festgelegt, um bis 2030 den Bewegungsmangel unter Erwachsenen und Jugendlichen weltweit um 15 % zu senken. Im Plan wird die Notwendigkeit eines sektorübergreifenden und ganzheitlichen Ansatzes und die Bedeutung von Investitionen in soziale, kulturelle, wirtschaftliche, ökologische, bildungspolitische u. a. Maßnahmen unterstrichen, um körperliche Betätigung zu fördern und zur Verwirklichung vieler der Nachhaltigkeitsziele 2030 beizutragen. Die Strategien zur Umsetzung des Plans sollten alle Faktoren berücksichtigen, die den Lebensstil beeinflussen, und zielen darauf ab, wirksame Maßnahmen zur Gesundheitsförderung aus sektorübergreifender Sicht im Rahmen eines integrierten Ansatzes durchzuführen.

    6.2.

    Die Förderung körperlicher Aktivität ist ein komplexes Thema, das eine starke Führungsrolle und politische Maßnahmen des Gesundheitssektors voraussetzt, was auf nationaler Ebene von entscheidender Bedeutung ist. Dabei spielt jedoch auch ein großes Maß an Interaktion mit anderen Sektoren wie Bildung, Kultur, Verkehr, Stadtplanung und Wirtschaft eine wichtige Rolle. Zur Steigerung der körperlichen Betätigung und zur Reduzierung der sitzendenden Lebensweise ist es von wesentlicher Bedeutung, die ökologischen, sozialen und individuellen Probleme im Zusammenhang mit dem Bewegungsmangel anzugehen und wirksame und nachhaltige Maßnahmen im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene im Einklang mit dem sektorübergreifenden Ansatz durchzuführen. Es geht darum, Maßnahmen zur Änderung ungesunder Verhaltensweisen zu ergreifen, indem sowohl auf individuelle Lebensweisen eingegangen wird als auch Umgebungs- und Sozialbedingungen geschaffen werden, die Verhaltensänderungen fördern können.

    7.   Von der Strategie zur Praxis

    7.1.

    Trotz des eindeutigen Beitrags, den Sport und körperliche Betätigung zur Verwirklichung der Ziele in den Bereichen Entwicklung, Nachhaltigkeit und Kohäsion leisten können, ist es nach wie vor sehr schwierig, EU-Mittel für Initiativen zur Förderung und Aufwertung des Sports aufzubringen und zugänglich zu machen. Dies liegt in erster Linie daran, dass der Sport in den Vorschriften, die der Kohäsionspolitik 2021-2027 zugrunde liegen, nicht ausdrücklich als Investitionsbereich genannt wird. Eine ausdrückliche Erwähnung des Sports in den Programmen zur Umsetzung der Kohäsionspolitik würde nicht nur den Weg für die Finanzierungsmaßnahmen für den Sport ebnen, sondern auch die Arbeit der Verwaltungsbehörden der Fonds in Bezug auf eine positive Bewertung von Projekten im Bereich „Sport und körperliche Betätigung“ vereinfachen.

    7.2.

    Zur Verdeutlichung des strategischen Charakters des Sports bei der Umsetzung der Entwicklungs- und Kohäsionsstrategien wird im Anhang zu dieser Stellungnahme die Kohärenz der Ziele der Agenda 2030 und der Kohäsionspolitik 2021-2027 mit den möglichen Maßnahmen, die im Rahmen des Sports umgesetzt werden sollen, analysiert.

    Brüssel, den 24. März 2022

    Die Präsidentin des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses

    Christa SCHWENG


    (1)  Proposal for a Council Recommendation on education for environmental sustainability [Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur Bildung für ökologische Nachhaltigkeit].

    (2)  European Charter of Women’s Rights in Sports.

    (3)  Erasmus+- Performance.

    (4)  Global action plan on physical activity 2018-2030.


    Top