92000E1609

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-1609/00

von Elspeth Attwooll (ELDR) an die Kommission

(29. Mai 2000)

Betrifft: Kleinstkredit

Kann die Kommission in Anbetracht der Zusage von Kommissionsmitglied Nielson, sich auf die Politik im Bereich des Kleinstkredits zu konzentrieren, darlegen, welche Maßnahmen die neue Kommission seit der Aufnahme ihrer Tätigkeit in diesem Bereich ergriffen hat?

Wie stellt die Kommission sicher, daß das Verfahren für die Beantragung von Kleinstkreditfinanzierung schnell und wirksam ist?

Gemeinsame Antwort von Herrn Nielson im Namen der Kommission auf die Schriftlichen Anfragen E-1547/00 und E-1609/00

(12. Juli 2000)

Die Gemeinschaft spielt eine aktive Rolle bei der Finanzierung von Maßnahmen in diesem Bereich. Laut einer Studie aus dem vergangenen Jahr beliefen sich die Mittelbindungen für Projekte im Bereich Mikrofinanzierung, einschließlich der von Nichtregierungsorganisationen durchgeführten Maßnahmen, im Zeitraum 1995-1999 auf schätzungsweise 214 Mio. Euro. Der tatsächliche Betrag könnte allerdings wesentlich höher liegen, da Kleinstkredite im Rahmen vieler verschiedener Projekte vergeben werden, insbesondere in den Bereichen der ländlichen Entwicklung und der Frauenförderung. Was die Höhe der tatsächlichen Ausgaben pro Jahr anbetrifft, so ist die Kommission zur Zeit leider nicht in der Lage, genaue Angaben zu machen.

Auf der Grundlage einer Evaluierung von Maßnahmen im Bereich Mikrofinanzierung hat die Kommission inzwischen begonnen, ihre bisherigen Konzepte zu überprüfen. Damit knüpft sie an die derzeitige Debatte innerhalb der Gebergemeinschaft über die sogenannte Revolution auf dem Gebiet der Mikrofinanzierung an. 1998 veröffentlichte die Kommission eine Mitteilung an den Rat und das Parlament über Mikrofinanzierung und Armutsbekämpfung(1) sowie einschlägige methodische Leitlinien.

Bei diesem neuen Konzept wird der Schwerpunkt auf Maßnahmen gelegt, die auf möglichst integrale und nachhaltige Weise den unterschiedlichen finanziellen Bedürfnissen der Mehrheit der Zielbevölkerung gerecht werden, und nicht wie früher ausschließlich auf die kredittechnischen Aspekte von Kleinstkreditprogrammen. Eine Betonung dieser Aspekte führte häufig zu ineffizienten Interventionen und zu Marktverzerrungen sowie zur Verbreitung einer Kultur der Verschuldung ohne eine spürbare und nachhaltige Verringerung der Armut. Gemäß diesem neuen Ansatz soll nun ein besonderes Gewicht auf die Stärkung von Mikrofinanzierungseinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen gelegt werden, die derzeit im Bereich Mikrofinanzierung tätig sind. Durch den Ausbau ihrer Kapazitäten sollen auch ihre Professionalisierung und Institutionalisierung unterstützt werden.

Es ist davon auszugehen, daß die umfassende Reform der Verwaltung der Auslandshilfe, die am 16. Mai 2000 von der Kommission beschlossen wurde, auch im Bereich der Kleinstkredite zu einer effizienteren und zügigeren Umsetzung von Finanzierungbeschlüssen beitragen wird.

(1) KOM(98) 527 endg.