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Document 62020CA0117

    Rechtssache C-117/20: Urteil des Gerichtshofs (Große Kammer) vom 22. März 2022 (Vorabentscheidungsersuchen der Cour d’appel de Bruxelles — Belgien) — bpost SA/Autorité belge de la concurrence (Vorlage zur Vorabentscheidung – Wettbewerb – Postdienste – Von einem Anbieter von Universaldienstleistungen eingeführtes Tarifsystem – Von einer nationalen Regulierungsbehörde für den Postsektor verhängte Geldbuße – Von einer nationalen Wettbewerbsbehörde verhängte Geldbuße – Charta der Grundrechte der Europäischen Union – Art. 50 – Grundsatz ne bis in idem – Vorliegen derselben Straftat – Art. 52 Abs. 1 – Einschränkungen des Grundsatzes ne bis in idem – Kumulierung von Verfolgungsmaßnahmen und Sanktionen – Voraussetzungen – Verfolgung einer dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzung – Verhältnismäßigkeit)

    ABl. C 198 vom 16.5.2022, p. 3–4 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, GA, HR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

    16.5.2022   

    DE

    Amtsblatt der Europäischen Union

    C 198/3


    Urteil des Gerichtshofs (Große Kammer) vom 22. März 2022 (Vorabentscheidungsersuchen der Cour d’appel de Bruxelles — Belgien) — bpost SA/Autorité belge de la concurrence

    (Rechtssache C-117/20) (1)

    (Vorlage zur Vorabentscheidung - Wettbewerb - Postdienste - Von einem Anbieter von Universaldienstleistungen eingeführtes Tarifsystem - Von einer nationalen Regulierungsbehörde für den Postsektor verhängte Geldbuße - Von einer nationalen Wettbewerbsbehörde verhängte Geldbuße - Charta der Grundrechte der Europäischen Union - Art. 50 - Grundsatz ne bis in idem - Vorliegen derselben Straftat - Art. 52 Abs. 1 - Einschränkungen des Grundsatzes ne bis in idem - Kumulierung von Verfolgungsmaßnahmen und Sanktionen - Voraussetzungen - Verfolgung einer dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzung - Verhältnismäßigkeit)

    (2022/C 198/04)

    Verfahrenssprache: Französisch

    Vorlegendes Gericht

    Cour d’appel de Bruxelles

    Parteien des Ausgangsverfahrens

    Berufungsklägerin: bpost SA

    Berufungsbeklagte: Autorité belge de la concurrence

    Beteiligte: Publimail SA, Europäische Kommission

    Tenor

    Art. 50 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union in Verbindung mit deren Art. 52 Abs. 1 ist dahin auszulegen, dass er der Verhängung einer Geldbuße gegen eine juristische Person wegen eines Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht der Union nicht entgegensteht, wenn gegen diese Person im Hinblick auf denselben Sachverhalt am Ende eines Verfahrens wegen eines Verstoßes gegen eine sektorspezifische Regelung über die Liberalisierung des betreffenden Marktes bereits eine endgültige Entscheidung ergangen ist, sofern es klare und präzise Regeln gibt, anhand deren sich vorhersehen lässt, bei welchen Handlungen und Unterlassungen eine Kumulierung von Verfolgungsmaßnahmen und Sanktionen in Frage kommt, und die eine Koordinierung zwischen den beiden zuständigen Behörden ermöglichen, sofern die beiden Verfahren in hinreichend koordinierter Weise und in engem zeitlichen Zusammenhang geführt wurden und sofern die Gesamtheit der verhängten Sanktionen der Schwere der begangenen Straftaten entspricht.


    (1)  ABl. C 161 vom 11.5.2020.


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