Choose the experimental features you want to try

This document is an excerpt from the EUR-Lex website

Document 52025JC0050

GEMEINSAME MITTEILUNG AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT über eine neue strategische Agenda EU-Indien

JOIN/2025/50 final

Brüssel, den 17.9.2025

JOIN(2025) 50 final

GEMEINSAME MITTEILUNG AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT

über eine neue strategische Agenda EU-Indien


GEMEINSAME MITTEILUNG ÜBER EINE NEUE STRATEGISCHE AGENDA EU-INDIEN

Der Besuch des Kollegiums der Kommissionsmitglieder in Indien im Februar 2025 bildete die Grundlage für ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen der EU und Indien. Während dieses wegweisenden Besuchs – dem ersten seiner Art im indopazifischen Raum – verpflichteten sich beide Seiten, die strategische Partnerschaft auszubauen, um den gemeinsamen Wohlstand zu fördern, die Sicherheit zu stärken und die großen globalen Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

In dieser Gemeinsamen Mitteilung wird eine umfassende strategische Agenda dargelegt, mit der die Zusammenarbeit zwischen der EU und Indien vertieft, erweitert und besser koordiniert wird, wodurch transformative Ergebnisse erzielt werden, die für beide Partner und für die ganze Welt wechselseitig vorteilhaft sind.

DIE BEDEUTUNG DER STRATEGISCHEN PARTNERSCHAFT EU-INDIEN

Indien, die weltweit größte Demokratie und die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft, ist für die EU ein wichtiger Partner. Die EU begrüßt den Aufstieg Indiens zur Weltmacht, der neue Möglichkeiten für eine strategische Zusammenarbeit eröffnet. Die EU profitiert von Indiens Erfolg wie auch Indien vom Erfolg der EU profitiert.

Mit über einer Milliarde Menschen im erwerbsfähigen Alter und einem Medianalter von 31 Jahren dürfte Indien bis 2030 zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt werden. Als rasch expandierender Produktions- und Technologiestandort beherbergt es 45 % der Kompetenzzentren weltweit und investiert massiv in Spitzentechnologien. Indien ist ein wichtiger Akteur des Multilateralismus und der globalen Governance. Es leistet einen führenden Beitrag zu Friedensmissionen der Vereinten Nationen (VN) und ist der weltweit führende Impfstoffproduzent. Indien ist der drittgrößte Treibhausgasemittent, 50 % seiner installierten Stromkapazität kommen jedoch bereits aus nichtfossilen Quellen. Das Land übernimmt auch eine immer bedeutendere Rolle im Bereich der Sicherheit im Indischen Ozean und im weiteren indopazifischen Raum.

In einem zunehmend komplexen geopolitischen und geoökonomischen Umfeld ist eine engere Zusammenarbeit zwischen der EU und Indien wichtiger denn je. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt zusammen mit den jüngsten Verletzungen des Luftraums der Union eine existenzielle Bedrohung für die Sicherheit in Europa dar. Für die EU ist es von größter Bedeutung, dass jegliche Unterstützung des Krieges eingedämmt wird.

Europa und der indopazifische Raum sind eng miteinander verflochten und mit imperialen Ambitionen und regionalen Spannungen – darunter in der Taiwanstraße, im Südchinesischen Meer und im Roten Meer – konfrontiert, die die regelbasierte internationale Ordnung sowie die Sicherheit und den Wohlstand beider Regionen bedrohen. Dies ist insofern von besonderer Relevanz, als die EU über ihre Gebiete in äußerster Randlage im indopazifischen Raum geografisch präsent ist 1 . Die Ausnutzung von Abhängigkeiten als Druckmittel, unilaterale Handelspraktiken und zunehmende wirtschaftliche Asymmetrien untergraben die globale Stabilität zusätzlich.

In dieser fragmentierten globalen Landschaft sind die EU und Indien natürliche strategische Partner, die sich für die Stärkung der Zusammenarbeit in sehr vielen Bereichen einsetzen. Beide machen zusammen fast ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts und der Bevölkerung auf der Welt aus und haben die Fähigkeit und die Verantwortung, Ergebnisse auf globaler Ebene zu erreichen: Verteidigung demokratischer Werte und Menschenrechte, Bekämpfung der illegalen territorialen Expansion und hybrider Bedrohungen, Förderung eines inklusiven Wachstums, Förderung von Klima- und Biodiversitätsmaßnahmen, weltweite Ernährungs- und Gesundheitssicherheit und schnellere Erreichung von Fortschritten bei der Umsetzung der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung.

Der Ausbau der strategischen Partnerschaft zwischen der EU und Indien ist eine strategische Priorität. Die EU und Indien haben das Potenzial und die Entschlossenheit, eine der wichtigsten Partnerschaften des 21. Jahrhunderts zu gestalten. Auch wenn sich die EU und Indien möglicherweise nicht in allen Fragen einig sind, stützt sich diese Partnerschaft jedoch auf gemeinsame Interessen, einander ergänzende Stärken und gemeinsame politische Ziele und kann für die Menschen in beiden Regionen und darüber hinaus eine spürbare Wirkung erzielen.

Die EU und Indien sind pluralistische Demokratien, die sich für strategische Autonomie, wirtschaftliche Resilienz und internationale Stabilität einsetzen. Sie sind gleich gesinnte und zuverlässige Partner und unterstützen beide eine regelbasierte internationale Ordnung, die in der Achtung der Souveränität, einem wirksamen Multilateralismus und einer offenen und berechenbaren Zusammenarbeit verankert ist. Als wichtige Handelspartner haben beide ein Interesse daran, gemeinsam gegen globale Handelsverzerrungen vorzugehen, die übermäßige Abhängigkeit von einem einzelnen Partner zu verringern und die Diversifizierung des Handels zu fördern.

Die EU und Indien sind sich als Partner gegenseitig förderlich. Die Stärken Europas in den Bereichen Handel, Kapital und Innovation ergänzen die demografisch vorteilhafte Situation Indiens, seine Marktdynamik und seine technologischen Fähigkeiten. Zusammen bilden der Kompass für Wettbewerbsfähigkeit der EU und Indiens Initiative Atmanirbhar Bharat („Unabhängiges Indien“) eine solide Grundlage für eine vertiefte Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, wirtschaftliche Sicherheit und ökologischer und digitaler Wandel. Durch regulatorische Expertise, den Zugang zum Binnenmarkt und gemeinsame Innovation unterstützt die EU Indiens inklusives und nachhaltiges Wachstum – im Einklang mit der Vision Indiens, bis 2047 ein Industrieland zu werden. Die Global-Gateway-Strategie der EU und Indiens wachsende Bedeutung als entwicklungspolitischer Partner können die Wirkung von Investitionen in Drittländern verstärken.

60 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen und aufbauend auf mehr als 30 Jahren Zusammenarbeit zwischen der EU und Indien und 20 Jahren strategischer Partnerschaft setzen sich beide Seiten weiterhin dafür ein, die Partnerschaft zu stärken. Indien ist eine klare außenpolitische Priorität der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Die jüngsten Meilensteine, darunter der Besuch des Kollegiums der Kommissionsmitglieder, unterstreichen das Bestreben der EU, mit Indien als einem wichtigen Partner im indopazifischen Raum enger und wirksamer zusammenzuarbeiten. Der Besuch führte auch zu konkreten Vereinbarungen, wie in der gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs wiedergegeben 2 .

Die Gemeinsame Mitteilung konzentriert sich auf die Vertiefung der Zusammenarbeit in etablierten Bereichen, die Ausweitung des Engagements in neuen Sektoren sowohl auf bilateraler als auch auf multilateraler Ebene und die Verbesserung der Koordinierung, um eine bessere Steuerung, eine wirksame Umsetzung und mehr Kohärenz zu gewährleisten.

Die Kommission und die Hohe Vertreterin schlagen vor, die neue strategische Agenda EU-Indien im Rahmen der folgenden fünf Säulen zu strukturieren.

1.WOHLSTAND UND NACHHALTIGKEIT: wichtige Impulse für Handel und Investitionen, Stärkung der Lieferketten und der wirtschaftlichen Sicherheit und Förderung der Energiewende und der Resilienz.

2.TECHNOLOGIE UND INNOVATION: Förderung wichtiger neu entstehender Technologien, eines günstigen digitalen Umfelds und der Forschungszusammenarbeit.

3.SICHERHEIT UND VERTEIDIGUNG: Vertiefung des Engagements auf dem Gebiet der regionalen Sicherheit, Abwehr traditioneller und hybrider Bedrohungen und Förderung der industriellen Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich.

4.KONNEKTIVITÄT UND GLOBALE FRAGEN: Stärkung der regionalen Konnektivität, Förderung der Zusammenarbeit in Drittländern und die Gestaltung einer wirksamen globalen Governance.

5.KATALYSATOREN FÜR ALLE SÄULEN: Ausbau der Mobilität von Fachkräften, Förderung des gegenseitigen Verständnisses, Einbeziehung von Wirtschaftskreisen und Stärkung der institutionellen Architektur.

1.WOHLSTAND UND NACHHALTIGKEIT

Angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheit, der Schwachstellen in der Lieferkette und des Drucks auf das regelbasierte Handelssystem ist eine engere Zusammenarbeit zwischen der EU und Indien von entscheidender Bedeutung. Gemeinsam können beide Partner Wachstum, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die industrielle Entwicklung und die wirtschaftliche Sicherheit vorantreiben und gleichzeitig die Dekarbonisierung, die Kreislaufwirtschaft und eine gerechte Energiewende vorantreiben, um den Klimawandel zu bekämpfen, die Energie- und Ernährungssicherheit zu erhöhen, die Umweltverschmutzung zu verringern und die biologische Vielfalt zu schützen. Indien kann die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der EU stärken, und die EU kann die Ambitionen Indiens in Bezug auf das verarbeitende Gewerbe und die regionale Entwicklung unterstützen und dafür sorgen, dass Wohlstand und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.

a)Wichtige Impulse für Handel und Investitionen 

Die EU ist Indiens größter Handelspartner, und Indien ist der größte Handelspartner der EU im Globalen Süden. Im Jahr 2024 erreichte der bilaterale Warenhandel ein Volumen von 120 Mrd. EUR, was einem Anstieg um fast 90 % in den letzten zehn Jahren entspricht. Der Handel mit Dienstleistungen macht weitere 60 Mrd. EUR aus. Rund 6 000 europäische Unternehmen sind in Indien tätig, beschäftigen dort direkt 3 Millionen Menschen und sorgen indirekt für Millionen weiterer Arbeitsplätze, was die EU zu einem der wichtigsten Investoren in Indien macht. Die ausländischen Direktinvestitionen der EU in Indien beliefen sich 2023 auf 140 Mrd. EUR, haben sich also in fünf Jahren fast verdoppelt. Auch indische Unternehmen bauen ihre Präsenz in der EU aus, unter anderem durch Investitionen in kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Trotz dieser Fortschritte besteht nach wie vor ein erhebliches ungenutztes Potenzial. Auf Indien entfallen weniger als 2,5 % des Handels mit Waren und Dienstleistungen der EU, und die indischen Investitionen in der EU belaufen sich auf nur 10 Mrd. EUR. Zu den wichtigsten Hindernissen in Indien gehören hohe Zölle und interne Maßnahmen, die den Einfuhrwettbewerb, ausländische Direktinvestitionen und geschäftliche Möglichkeiten auf beiden Seiten einschränken. Eine stärkere Konvergenz und Transparenz bei der Regulierung, Rechtssicherheit, faire Handelspraktiken, Produktsicherheit und Nachhaltigkeit von Unternehmen würden dazu beitragen, günstigere Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen. Die Schaffung menschenwürdiger Beschäftigungsmöglichkeiten, insbesondere für Frauen, ist eine wichtige Priorität.

Ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien, mit dem tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse in großem Maße abgebaut werden, würde wichtige Handels- und Investitionsströme mobilisieren und wäre weltweit eines der bedeutendsten Abkommen seiner Art. Es würde sicherstellen, dass indische und europäische Unternehmen von den Vorteilen eines stabilen, regelbasierten Austauschs, stärker integrierter Lieferketten und neuen Exportmärkten profitieren können, wodurch die Diversifizierung des Handels unterstützt würde. Das Freihandelsabkommen sollte einen verbesserten Marktzugang mit klaren, einfachen, vorhersehbaren und durchsetzbaren Vorschriften sowie robusten Bestimmungen über nachhaltige Entwicklung vereinen. Beide Seiten sind bestrebt, die Verhandlungen bis Ende 2025 abzuschließen.

Die EU und Indien sollten sich dafür einsetzen, rasch ein Investitionsschutzabkommen zu schließen, das Investoren auf beiden Seiten hohe Schutzstandards bietet. Parallel dazu wird die EU mit Indien zusammenarbeiten, um stabile, resiliente und gut integrierte internationale Finanzmärkte zu fördern. Dies umfasst eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Finanzaufsicht – wo eine Absichtserklärung zwischen den jeweiligen unabhängigen, für Clearing zuständigen Behörden ein wichtiges Instrument zur Aufrechterhaltung der Finanzstabilität wäre – sowie bei der Förderung von auf internationaler Ebene vereinbarten Standards zur Geldwäschebekämpfung. Zusammen würden diese Initiativen dazu beitragen, ein günstiges Investitionsumfeld, grenzüberschreitende Investitionsströme und die Mobilisierung eines nachhaltigen und digitalen Finanzwesens zu fördern.

Die EU schlägt ferner vor, den bilateralen makroökonomischen Dialog zu vertiefen.

Der Abschluss eines Abkommens über geografische Angaben würde die Möglichkeiten des Handels verbessern und die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln, indem ein wirksamer Schutz der Namen von sehr bekannten Erzeugnissen auf den Märkten beider Parteien gewährleistet wird.

Da Indien unter den weltweit größten Zivilluftfahrtmärkten am schnellsten wächst, wäre ein umfassendes Luftverkehrsabkommen für die Wirtschaft wie auch die Verbraucher vorteilhaft. Dies würde mehr Direktflüge, niedrigere Flugpreise, engere Beziehungen in den Bereichen Tourismus und Handel, einheitlichere Wettbewerbsbedingungen und eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Luftfahrt umfassen. Es sollte ein Dialog zum Luftverkehr eingerichtet werden, um Möglichkeiten zur Vertiefung der Marktzusammenarbeit zu sondieren.

Die EU ist entschlossen, die Investitionen in Indien mithilfe der Global-Gateway-Strategie zu erhöhen, indem sie das Risiko für Investitionen des Privatsektors durch Garantien und Mischfinanzierungen verringert. Das Global-Gateway-Investitionsportfolio von Team Europa in Indien übersteigt für Sektoren wie erneuerbare Energiequellen, Wasser, städtischer Verkehr und digitale Infrastruktur bereits 15 Mrd. EUR. Künftige Projekte könnten auf andere strategische Sektoren ausgeweitet werden, um Indiens Modernisierung, den ökologischen und digitalen Wandel und strategische Wertschöpfungsketten zu unterstützen und die Konnektivität in der Region zu fördern. Die Europäische Investitionsbank (EIB) wird weiterhin ein wichtiger Akteur sein, wenn es darum geht, diese Agenda voranzubringen.

b)Stärkung der Lieferketten und der wirtschaftlichen Sicherheit

Engere Handelsbeziehungen sind für die Sicherung und Diversifizierung der Wertschöpfungsketten unerlässlich. Mit der zunehmenden Bedeutung der wirtschaftlichen Sicherheit werden die EU und Indien zu unverzichtbaren Partnern, wenn es darum geht, Risiken zu mindern und widerstandsfähige, vertrauenswürdige Lieferketten aufzubauen. Die hoch entwickelten industriellen Fähigkeiten der EU und die wachsende Fertigungsbasis Indiens ergänzen einander, und eine engere Koordinierung kann die Stellung beider Partner in globalen Wertschöpfungsketten stärken.

Über den Handels- und Technologierat EU-Indien werden die EU und Indien die Zusammenarbeit in Schlüsselsektoren vertiefen, um Lieferketten sicherzustellen, die globalen Störungen standhalten können. Zu den Prioritäten gehören hierbei die vollständige Umsetzung des Halbleiterabkommens zwischen der EU und Indien (November 2023), die Zusammenarbeit bei umweltfreundlichen Technologien wie Solarenergie zur Verringerung der übermäßigen Abhängigkeit von subventionierten Lieferanten aus Drittländern, Frühwarnsysteme in Bezug auf pharmazeutische Wirkstoffe und Notfallplanung in Lebensmittelversorgungsketten. Mit Blick auf die Zukunft könnte die Zusammenarbeit auf fortgeschrittene Herstellung und Biotechnologie ausgeweitet werden.

Die EU und Indien sollten auch gemeinsam externe Schwachstellen und strategische Handelsmöglichkeiten bewerten, um andere vorrangige Sektoren zu bestimmen. Auf dieser Grundlage könnte eine gezielte Zusammenarbeit auf dem Gebiet strategischer Wertschöpfungsketten – in Bezug auf technische und Nachhaltigkeitsstandards, regulatorische Verbesserungen, Innovation, Kompetenzentwicklung und Investitionsförderung unter aktiver Einbeziehung des Privatsektors – zu greifbaren Ergebnissen führen. Zur Umsetzung dieses Ziels schlägt die EU die Schaffung von „Blue Valleys“ als spezielle Plattformen für ausgewählte Wertschöpfungsketten vor, um durch Investitionsförderung, die Angleichung von Normen und eine strukturierte Zusammenarbeit mit Unternehmen das Engagement der Privatwirtschaft voranzutreiben.

Eine sichere Versorgung mit kritischen Rohstoffen bleibt eine strategische Priorität, um für nachhaltige und widerstandsfähige industrielle Ökosysteme zu sorgen. Die Billigung des Aktionsplans der G7 für kritische Minerale durch Indien zeugt von der Angleichung an die wichtigsten Grundsätze wie Nachhaltigkeit, Diversifizierung und Markttransparenz und bildet die Grundlage für die praktische Zusammenarbeit.

Die EU ist ferner bereit, mit Indien einen Dialog über die Diversifizierung der Energieeinfuhren aufzunehmen, um eine zuverlässige und erschwingliche Energieversorgung sicherzustellen.

Darüber hinaus sollten die Diskussionen über die wirtschaftliche Sicherheit im Rahmen des Handels- und Technologierates auch auf andere Themen wie die Überprüfung ausländischer Direktinvestitionen, die Stärkung der Forschungssicherheit und die Verhinderung des Abflusses von Technologie ausgeweitet werden.

c)Förderung der Energiewende und der Resilienz

Aufbauend auf gemeinsamen Verpflichtungen – wie den Verpflichtungen zur Klimaneutralität der EU bis 2050 und Indiens bis 2070 – und den technologischen Fähigkeiten beider Seiten können die EU und Indien ihre jeweilige Energiewende beschleunigen, die Dekarbonisierung vorantreiben und ihre weltweite Führungsrolle stärken. Sie können einen wesentlichen Beitrag zur wirksamen Umsetzung des Übereinkommens von Paris leisten. Die fortgesetzte Zusammenarbeit in den Bereichen erneuerbare Energiequellen, Energiespeicherung, intelligente Netze, Energieeffizienz und erneuerbare Kraftstoffe wird Indien in seiner Rolle als Lieferant umweltfreundlicher Energie und Technologie unterstützen. Die Gewährleistung von Resilienz ist auch von entscheidender Bedeutung, unter anderem durch die Verbesserung der Kreislaufwirtschaft, den Schutz der biologischen Vielfalt und die Stärkung der Ernährungssicherheit und des Gesundheitsschutzes.

Die Partnerschaft EU-Indien für saubere Energie und Klimaschutz ist zu einer wichtigen Plattform geworden und könnte weiter gestärkt werden, auch um die Einführung und Marktakzeptanz von Technologien für umweltfreundliche und saubere Energie voranzutreiben. Die EU wird den Austausch zwischen Unternehmen im Bereich saubere Technologien aus der EU und Indien fördern und die Zusammenarbeit in Schlüsselsektoren vertiefen.

Im Bereich der Offshore-Windenergie werden die EU und Indien die Zusammenarbeit im Rahmen von Gipfeln der Offshore-Windenergiewirtschaft zwischen der EU und Indien voranbringen, um bewährte Verfahren auszutauschen und das B2B-Engagement zu erleichtern, sowie durch einen erweiterten Austausch von Fachwissen in den Bereichen Technologietransfer, Know-how und Gestaltung von Auktionen. Gemeinsame Anstrengungen werden sich auch auf Forschung und Innovation in Bezug auf Technologien konzentrieren, die an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind, und beide Seiten werden die weitere Unterstützung von Test- und Demonstrationsanlagen prüfen, um den Wettbewerb zu fördern und die Kosten zu senken.

Darüber hinaus gibt die Einrichtung einer Taskforce für grünen Wasserstoff zwischen der EU und Indien Impulse für eine Vertiefung und Ausweitung der Zusammenarbeit. Sie wird die Bemühungen zur Dekarbonisierung schwer zu dekarbonisierender Sektoren unterstützen und gleichzeitig die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen stärken. Die Taskforce wird Unternehmen, Industrie, Wissenschaft und Denkfabriken zusammenbringen, um Innovation, Wissensaustausch und technologische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Erzeugung, Speicherung und Verteilung von grünem Wasserstoff sowie bewährte Verfahren und erfolgreiche Fallstudien zu fördern. Die EIB ist als Mitglied der „India Hydrogen Alliance“ (IH2A) bereit, Finanzierungen und Handelsbeziehungen zu unterstützen.

Parallel dazu kann die Zusammenarbeit zur Stärkung der Strommärkte – durch Instrumente wie Differenzverträge, die Analyse von Daten von intelligenten Zählern und Abnahmevereinbarungen – die Investitionssicherheit erhöhen, die Energiepreise senken und die großflächige Einführung beschleunigen. Gemeinsame Anstrengungen zur Erleichterung von Abnahmevereinbarungen und zur Förderung der technologischen Zusammenarbeit in Bereichen wie Elektrolyseure, Brennstoffzellen und Speichertechnologien, unterstützt durch den Austausch von Know-how und bewährten Verfahren, werden die Wettbewerbsfähigkeit und Skaleneffekte in der gesamten Wertschöpfungskette für saubere Energie weiter stärken.

Aufbauend auf der Entwicklung von Kapazitäten zur Erzeugung von grünem Wasserstoff könnten die EU und Indien zusammenarbeiten, um die Dekarbonisierung der Schwerindustrie zu beschleunigen, insbesondere durch die Entwicklung der CO2-armen Stahl- und Zementindustrie in Indien. Die Arbeit der EU in den Bereichen nachfrageseitige Maßnahmen und Produktkennzeichnung kann dazu beitragen, diesen noch im Entstehen begriffenen Markt zu vergrößern, aber auch gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten sowie globale Überkapazitäten abzubauen.

Die Zusammenarbeit könnte auch im Bereich der nachhaltigen Mobilität vertieft werden. Indiens starker Luftverkehrsmarkt, die Zunahme der Erzeugung erneuerbarer Energie und das Potenzial biogener Abfälle machen das Land zu einem wichtigen Partner für nachhaltige Flugkraftstoffe. Die Stärkung der Zusammenarbeit – auch durch das von der EU finanzierte ACT-SAF-Projekt – kann die Produktion nachhaltiger Flugkraftstoffe fördern und beide Partner als diejenigen, die weltweite Standards setzen, positionieren. Auch eine weitere Zusammenarbeit bei den Methoden für die Energiezertifizierung von Fahrzeugen und der Elektromobilität, einschließlich des Wissensaustauschs und der Harmonisierung der Standards für das Laden von Elektrofahrzeugen, könnte in die Wege geleitet werden.

Die EU und Indien könnten die Zusammenarbeit im Bereich der nachhaltigen städtischen Entwicklung durch bestehende Partnerschaften vertiefen, wobei der Schwerpunkt auf Städten, Unternehmen und der Zivilgesellschaft liegen sollte. Die Zusammenarbeit umfasst auch den Globalen Konvent der Bürgermeister und das Programm der internationalen Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Regionen (International Urban and Regional Cooperation – IURC), das den Austausch zwischen Städten fördert.

Die EU und Indien haben die Möglichkeit, bei der Entwicklung eines heimischen CO2-Marktes zusammenzuarbeiten, um Emissionen zu senken und Mittel für die Energiewende zu generieren. Die Entwicklung des indischen CO2-Emissionshandelssystems (Carbon Credit Trading Scheme) kommt rasch voran, und die EU kann die Lehren, die sie aus den Erfahrungen mit ihrem Emissionshandelssystem in Bezug auf Überwachung, Berichterstattung, Überprüfung und sektorspezifische Benchmarks gezogen hat, weitergeben. Im Rahmen der finanziellen Anpassung des CO2-Grenzausgleichssystems der EU (Carbon Border Adjustment Mechanism – CBAM) wird ein in Indien tatsächlich gezahlter CO2-Preis abgezogen werden, was – da hierbei der CO2-Gehalt maßgeblich ist – indischen Ausführern, die ihre CBAM-Waren dekarbonisieren, einen Vorteil verschafft. Dieser Mechanismus wird vereinfacht, damit auch kleine Unternehmen davon profitieren können.

Die EU und Indien sollten auch die Zusammenarbeit bei nachhaltigen Finanzierungsinstrumenten – wie grünen Anleihen – voranbringen, um privates Kapital in die Energiewende Indiens zu lenken. Als Schwerpunktland im Rahmen der „Global Green Bonds Initiative“ (globale Initiative für grüne Anleihen) der EU wird Indien von ausgeweiteten grünen Kreditlinien der EU und Pipelines von bankfähigen Projekten profitieren, um seine Entwicklung als regionale Drehscheibe für grünes Kapital zu unterstützen.

Im Rahmen der Partnerschaft EU-Indien für Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft sollten die EU und Indien den Dialog und die Zusammenarbeit im Bereich der Kreislaufwirtschaft stärken. Durch den Austausch bewährter Verfahren und politischer Ansätze und die Entwicklung von Unternehmenslösungen – insbesondere in den Bereichen Textilien, Elektronik, Elektrofahrzeuge und Batterien, Schiffsrecycling und Kunststoffe – können beide Partner den Übergang zu ressourceneffizienten Systemen beschleunigen, die Abfall verringern und Arbeitsplätze schaffen. Laufende Initiativen könnten den Weg für eine weitere Zusammenarbeit im Bereich des Recyclings kritischer Rohstoffe ebnen. Die EU wird prüfen, wie das Umweltforum EU-Indien wieder ins Leben gerufen werden kann, um den Austausch zwischen Regierungs- und Wirtschaftsakteuren zu erleichtern.

Die EU wird die Zusammenarbeit mit Indien im Bereich der Bioökonomie, einschließlich der Forstwirtschaft und der innovativen Materialnutzung, verstärken. Aufbauend auf der Wasserpartnerschaft Indien-EU sollten beide Seiten den Dialog und die Zusammenarbeit in den Bereichen Bewirtschaftung von Flusseinzugsgebieten, Wasserresilienz und -sicherheit, Überschwemmungen und Dürren, Wasserwiederverwendung und Wassereffizienz weiter vertiefen.

Die EU ist bereit, die Zusammenarbeit mit Indien im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft durch den Ausbau klimaresilienter landwirtschaftlicher Verfahren, die Verbesserung der Bodengesundheit und der Produktivität der Ökosysteme, die Verringerung des Abbrennens von Stoppelfeldern, die Förderung der Nutzung von Bioabfällen und die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit durch umweltfreundliche Technologien und inklusive Innovationen zu vertiefen. Aufbauend auf der Vision für Landwirtschaft und Ernährung könnten ein Dialog über eine Partnerschaft im Agrar- und Ernährungssektor und die Zusammenarbeit bei der Kombination von technologischer Innovation mit der Vergrößerung von Umfang und Vielfalt der Landwirtschaft die weltweite Ernährungssicherheit verbessern und nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme fördern.

Die EU ist im Rahmen des Konzepts „Eine Gesundheit“ entschlossen, mit indischen Seuchenbekämpfungszentren zusammenzuarbeiten, um die Prävention und Vorsorge gegen bzw. die Reaktion auf aktuelle und neu auftretende Gesundheitsbedrohungen zu stärken und gleichzeitig nachhaltige und resiliente Gesundheitssysteme zu unterstützen. Aufbauend auf der Zusammenarbeit bei der Herstellung von Impfstoffen und der Überwachung von Abwasser wird die Partnerschaft zwischen der EU und Indien auf einen verstärkten Datenaustausch ausgeweitet, wobei eine starke öffentlich-private Zusammenarbeit eine Schlüsselrolle bei der Förderung von Innovation und Skalierbarkeit spielen wird.

Angesichts der zunehmenden Häufigkeit und Intensität von Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel verschärft werden, werden die EU und Indien ihre Zusammenarbeit bei der Anpassung an den Klimawandel vertiefen, wobei der Schwerpunkt auf der Verhütung und Verringerung von Klimarisiken, der Verstärkung der Katastrophenvorsorge und -bewältigungskapazitäten und der Verbesserung der Resilienz der Infrastruktur liegen wird. Dazu gehört der Abschluss einer Verwaltungsvereinbarung mit der indischen nationalen Katastrophenschutzbehörde über eine engere Zusammenarbeit beim Katastrophenmanagement durch Politikdialog, fachliche Zusammenarbeit, Wissensaustausch und Kapazitätsaufbau in den Bereichen Frühwarnsysteme und Notfallmaßnahmen.

2.TECHNOLOGIE UND INNOVATION 

Der langfristige Wohlstand, die Wettbewerbsfähigkeit und das nachhaltige Wachstum der EU und Indiens hängen von der Sicherung einer Führungsrolle bei neu entstehenden Technologien ab. Beide Seiten sind bestrebt, offene, sichere und auf den Menschen ausgerichtete Innovationen zu erreichen. Die EU leistet einen Beitrag zu Forschung und digitaler Infrastruktur von Weltrang, zu einer starken Industrie, zu einer soliden Regulierung und zu Fachwissen im Bereich der grünen und digitalen Technologien, während Indien qualifizierte Arbeitskräfte, umfangreiche Datensätze, eine wachsende digitale Wirtschaft und eine wachsende Elektronikbranche, ein dynamisches Start-up-Ökosystem und Fachwissen im Bereich der ressourcensparenden Innovationen zu bieten hat. Die Zusammenarbeit in Bezug auf wichtige neu entstehende Technologien, Forschung und ein günstiges digitales Umfeld wird den Menschen auf beiden Seiten greifbare Vorteile bringen.

a)Förderung wichtiger neu entstehender Technologien

Die EU und Indien sollten einen auf die gesamte Wertschöpfungskette ausgerichteten Ansatz für die Zusammenarbeit bei wichtigen neu entstehenden Technologien verfolgen, der Forschung und Innovation, Produktion, Normung, Regulierung, Markteinführung, Kompetenzentwicklung und Investitionsförderung umfasst. Im Rahmen des Handels- und Technologierates schlägt die EU vor, eine begrenzte Zahl von Innovationszentren EU-Indien einzurichten, d. h. spezielle Plattformen für Schlüsseltechnologien, die politische Entscheidungsträger, führende Vertreter der Industrie, Start-up-Unternehmen, Investoren und Sachverständige zusammenbringen, um gemeinsame Prioritäten zu ermitteln und Innovationen zu fördern.

Diese Zentren würden den Dialog, den Wissensaustausch und gemeinsame Projekte im Bereich wichtiger neu entstehender Technologien unterstützen. Sobald sie ausgereift sind, könnten vielversprechende Technologien aus der Frühphase der Zusammenarbeit durch „Blue Valleys“ vorangebracht werden, um die industrielle Einführung zu fördern und die Beteiligung des Privatsektors voranzutreiben. Die Zusammenarbeit könnte sich zunächst auf digitale Technologien konzentrieren und sich dabei auf das Netz europäischer digitaler Innovationszentren stützen.

Stärkere Verbindungen zwischen europäischen und indischen KMU, Gründerzentren und Start-up-Unternehmen, einschließlich im Bereich technologieintensiver Innovationen, sind von entscheidender Bedeutung. Die EU schlägt eine Start-up-Partnerschaft zwischen der EU und Indien vor, die auf einer Zusammenarbeit mit dem Europäischen Innovationsrat, Start-up India und den Mitgliedstaaten basiert, um grenzüberschreitende Investitionen, Co-Creation und Projekte mit hohem Potenzial zu fördern und so das dynamische Ökosystem Indiens für Start-up-Unternehmen und die Innovationsinstrumente der EU zu nutzen.

Zu den Möglichkeiten der Zusammenarbeit gehören gemeinsame Forschung und Entwicklung, gegenseitiger Austausch von Talenten und strategische Joint Ventures für fortgeschrittene Halbleiter, wobei der Schwerpunkt auf dem Entwurf und der Entwicklung von Prototypen für Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) liegt, unter Nutzung des Fachwissens Indiens im Bereich der Gestaltung von Chips und von europäischen Forschungsinfrastrukturen gemäß dem Chip-Gesetz.

Die EU und Indien setzen sich für die Entwicklung fortgeschrittener, vertrauenswürdiger, nachhaltiger und menschenzentrierter KI ein. Die Zusammenarbeit wird sich auf strategische KI-Bereiche konzentrieren, darunter große Sprachmodelle, mehrsprachige Datensätze zur Verarbeitung natürlicher Sprachen, KI-Trainingsdatensätze und KI-Lösungen für öffentliche Güter wie Gesundheitsversorgung, Landwirtschaft und Klimaschutz. Die Zusammenarbeit zwischen dem Europäischen Büro für Künstliche Intelligenz und der nationalen KI-Mission Indiens sowie die Zusammenarbeit mit dem indischen KI-Sicherheitsinstitut werden gestärkt, um die KI-Sicherheit, -Erprobung und -Bewertung auszuweiten.

Im Rahmen der Verwaltungsvereinbarung zwischen der EU und Indien im Bereich Hochleistungsrechnen (High-Performance Computing – HPC) wurde eine Zusammenarbeit zwischen den einschlägigen Akteuren beider Seiten in den Bereichen biomedizinische Forschung, Wettermodellierung und Vorhersage von Naturgefahren eingeleitet, die auf gemeinsame HPC-Kapazitäten und hybride Quanten-HPC-Systeme ausgeweitet werden könnte. Gemeinsame Tätigkeiten könnten den gegenseitigen Zugang zu Einrichtungen, gemeinsame Benchmarking-Standards, gemeinsam entwickelte Anwendungen in den Bereichen Simulation, Optimierung und maschinelles Lernen, den Austausch von Forschenden und gemeinsame Promotionsprogramme umfassen sowie Kofinanzierungen vorsehen, um hybride Arbeitsabläufe vom Konzeptnachweis bis zur Produktion zu beschleunigen.

Als wichtige Akteure auf dem Gebiet der Weltraumtechnologie werden die EU und Indien die Zusammenarbeit in den Bereichen Erdbeobachtung, Satellitennavigation, Weltraumüberwachung und Kommunikation vertiefen. Es wird ein Dialog über Weltraumfragen eingeleitet, um die Zusammenarbeit in diesem Bereich voranzubringen und sich mit Fragen der Weltraumsicherheit zu befassen.

Der Schutz wichtiger Technologien muss eine gemeinsame Priorität sein. Die EU und Indien sollten entschlossene Maßnahmen ergreifen, um den unbefugten Transfer oder Missbrauch sensibler Technologien und Kenntnisse zu verhindern und deren verantwortungsvolle Nutzung zur Unterstützung der globalen Stabilität, der demokratischen Werte und der strategischen Autonomie sicherzustellen.

b)Förderung eines günstigen digitalen Umfelds

Die EU strebt auf der Grundlage künftiger Vorschriften für den digitalen Handel zwischen der EU und Indien eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit dem Land an, um ein vertrauenswürdiges, sicheres, faires und interoperables digitales Ökosystem zu schaffen. Dazu gehört auch eine verstärkte regulatorische Zusammenarbeit in den Bereichen Daten-Governance, Regulierung von Plattformen, digitale Märkte und Cybersicherheit, die sich auf Gegenseitigkeit, internationale Standards und Menschenrechte stützt.

Die EU und Indien sollten auch zusammenarbeiten, um faire digitale Märkte, einen sicheren elektronischen Handel, die Privatsphäre im Internet und den Schutz von Kindern zu fördern und gleichzeitig illegale Inhalte und systemische Risiken zu bekämpfen. Der Austausch bewährter Verfahren wird dazu beitragen, Innovation und Verantwortung miteinander in Einklang zu bringen, digitale Kompetenzen zu fördern und demokratische Werte, Meinungsfreiheit und Menschenwürde im digitalen Zeitalter zu wahren.

Vertrauenswürdige grenzüberschreitende Datenströme sind für Handel, Innovation, zuverlässige KI und die Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung und Digitalisierung der Justiz von entscheidender Bedeutung. Es bestehen Möglichkeiten, die Datenökosysteme der EU und Indiens auf sichere und kompatible Weise besser miteinander zu verbinden. Die EU wird mit Indien zusammenarbeiten, um einen soliden Datenschutzrahmen und die Konvergenz bei seiner Umsetzung zu fördern.

Sowohl die EU als auch Indien erkennen an, wie wichtig der Aufbau einer sicheren digitalen Infrastruktur, insbesondere sicherer und vertrauenswürdiger 5G/6G-Netze sowie See- und terrestrischer Kabel, ist. Die EU ist bereit, ihre Erfahrungen in diesem Bereich zu teilen und sich dabei auf Instrumente wie das 5G-Instrumentarium oder die jüngste Mitteilung zu stützen, um die Sicherheit und Resilienz von Unterseekabeln zu verbessern. Die Absichtserklärung zwischen Indiens Bharat 6G-Allianz und der „6G Smart Networks and Services Industry Association“ der EU ist ein Beispiel für gemeinsame Anstrengungen zur Entwicklung sicherer und vertrauenswürdiger Telekommunikationsökosysteme, die für beide Seiten vorteilhaft sind, und ebnet den Weg zur Schaffung resilienter und zuverlässiger 6G-Netze.

Die Zusammenarbeit im Bereich der digitalen öffentlichen Infrastruktur – unter Nutzung der Erfahrungen Indiens mit großen, inklusiven Plattformen und der Führungsrolle der EU bei globalen Standards – kann die finanzielle Inklusion, die digitale Identität und die effiziente Erbringung öffentlicher Dienstleistungen unterstützen. Beide Seiten streben an, die technische Interoperabilität, z. B. zwischen der europäischen Brieftasche für die Digitale Identität und dem indischen Adhaar-System, zu ermöglichen, um den grenzüberschreitenden Handel, Reisen und Datenaustausch zu erleichtern. Sie haben auch das Ziel, digitale öffentliche Infrastruktur in Drittländern gemeinsam zu fördern.

c)Förderung der Forschungszusammenarbeit 

Die Zusammenarbeit im Rahmen der EU-Forschungs- und Innovationsprogramme eröffnet Forschenden und Innovatoren Chancen in Bereichen wie digitale Technologien, saubere Energie, Wasserwirtschaft, Ernährung und Landwirtschaft, Gesundheit und neu entstehende Technologien wie Halbleiter, Biotechnologie und fortgeschrittene Werkstoffe und stellt gleichzeitig sicher, dass Frauen gleichberechtigten Zugang zu diesen Chancen haben.

Die gemeinsame Forschungszusammenarbeit im Rahmen von Horizont Europa, dem EU-Leitprogramm für Forschung und Innovation, besteht bereits durch außerordentliche, mit Indien koordinierte Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen, z. B. zu Kunststoffabfällen im Meer und zu erneuerbarem Wasserstoff aus biogenem Abfall. Indien könnte jedoch auch in Erwägung ziehen, mit Horizont Europa assoziiert zu werden. Dies würde den Weg für eine vertiefte und strukturiertere wissenschaftliche Zusammenarbeit ebnen und es indischen Forschenden und Einrichtungen ermöglichen, gleichberechtigt an Kooperationsprojekten in einer Vielzahl von Bereichen teilzunehmen. Es würde außerdem den Zugang für indische Forschende zu europäischen Forschungsinfrastrukturen von Weltrang verbessern.

Aufbauend auf dem Abkommen zwischen Euratom und Indien über Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit sollten beide Partner die Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie fördern, die die Sicherheit von Kernreaktoren, den Strahlenschutz, die Entsorgung radioaktiver Abfälle, die nukleare Sicherheit, Sicherungsmaßnahmen, nuklearwissenschaftliche Anwendungen und die Kernfusion umfasst. Die EU und Indien sollten auch ihre Zusammenarbeit im Rahmen des Internationalen Thermonuklearen Versuchsreaktors vertiefen, bei dem sie beide Mitglieder sind.

3.SICHERHEIT UND VERTEIDIGUNG 

Die immer komplexer werdenden globalen Sicherheitsbedrohungen, die zunehmenden geopolitischen Spannungen und der rasche technologische Wandel machen deutlich, dass der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen der EU und Indien im Bereich Sicherheit und Verteidigung intensiviert werden müssen. Der Druck auf globale Seeverbindungen stellt eine Bedrohung für die Freiheit der Schifffahrt dar, gleichzeitig entstehen auch im Cyber-, Hybrid- und Weltraumbereich neue Risiken. Neu entstehende disruptive Technologien wie KI bieten strategische Vorteile, gehen jedoch auch mit Herausforderungen in Bezug auf Transparenz, Rechenschaftspflicht und die Einhaltung des Völkerrechts einher.

Die Sicherheits- und Verteidigungszusammenarbeit zwischen der EU und Indien hat in jüngster Zeit an Dynamik gewonnen, unter anderem durch den im Juni 2025 eingeleiteten strategischen Dialog über die Außen- und Sicherheitspolitik. Im Rahmen regelmäßiger thematischer Dialoge werden Fragen in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung, maritime Sicherheit, Cybersicherheit, Terrorismusbekämpfung und Nichtverbreitung erörtert. Indien ist auch ein wichtiger Partner im Rahmen des EU-Projekts „Verbesserung der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit in und mit Asien und dem indopazifischen Raum“ (Enhancing Security Cooperation in and with Asia and the Indo-Pacific – ESIWA+).

Die EU und Indien prüfen derzeit die Einrichtung einer Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft EU-Indien. Diese Partnerschaft würde zur weiteren Vertiefung der strategischen Konsultationen führen und eine engere Zusammenarbeit und gemeinsame Initiativen zu Prioritäten der beiden Partner ermöglichen, wie Krisenmanagement, maritime Sicherheit, Abwehr von Cyberbedrohungen und hybriden Bedrohungen sowie Terrorismusbekämpfung. Sie würde auch die industrielle Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich erleichtern.

Die EU und Indien nehmen auch Verhandlungen über ein Geheimschutzabkommen auf, das den Austausch von Verschlusssachen und eine engere Zusammenarbeit in sicherheits- und verteidigungsbezogenen Bereichen erleichtern wird. Dies könnte auch den Weg für die Beteiligung Indiens an Sicherheits- und Verteidigungsinitiativen der EU im Einklang mit den auf den EU-Verträgen beruhenden Rahmen ebnen.

a)Vertiefung des Engagements auf dem Gebiet der regionalen Sicherheit

Das wachsende strategische Engagement der EU im indopazifischen Raum – insbesondere ihre Unterstützung für regionale Partner in umfassenden Sicherheitsfragen – ist eng auf die Rolle Indiens als tragende Säule der regionalen Stabilität und seine vertiefte Zusammenarbeit mit Partnern wie den USA, Japan, Australien und den ASEAN-Mitgliedstaaten abgestimmt. Die EU und Indien sollten die Koordinierung und den Meinungsaustausch über die Verbindungen zwischen dem euro-atlantischen und dem indopazifischen Raum verbessern, insbesondere die Verbindung zwischen dem Mittelmeer, dem Roten Meer und dem Indischen Ozean als wichtige Schnittstellen zwischen beiden Räumen.

Die Teilnahme der EU an der von Indien ins Leben gerufenen Indo-Pacific Ocean Initiative zeugt von ihrer Bereitschaft, die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Prioritäten wie Meeresökologie, Meeresressourcen, Kapazitätsaufbau, Katastrophenvorsorge, maritime Sicherheit und Verkehr zu intensivieren.

Als Dialogpartner der Vereinigung der Anrainer des Indischen Ozeans ist die EU auch gut aufgestellt, um mit Indien Synergien in Bezug auf regionale Prioritäten aufzubauen. Im Jahr 2024 vereinbarten die EU und Indien, spezielle Konsultationen zum indopazifischen Raum einzuleiten, um die Koordinierung bei gemeinsamen strategischen Herausforderungen zu verbessern.

Die EU fördert Frieden und Sicherheit auf der Grundlage der Achtung des Völkerrechts und wird mit Indien weiterhin in allen Fragen der Bekämpfung der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang wird die EU weiterhin nach Wegen suchen, um die Wiederausfuhr von Gütern, die auf dem Schlachtfeld verwendet werden könnten, mit Ursprung in der EU nach Russland und die Umgehung von Sanktionen, unter anderem durch die russische Schattenflotte und andere energiepolitische Maßnahmen, zu verhindern. Dazu gehören der laufende Dialog mit dem Internationalen Sonderbeauftragten für die Umsetzung von EU-Sanktionen und praktische Initiativen zum Kapazitätsaufbau mit dem Privatsektor.

Die Zusammenarbeit mit Indien beim Krisenmanagement in Bereichen von beiderseitigem Interesse ist wichtig, und die EU würde die Teilnahme Indiens an den zivilen und militärischen Missionen im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU begrüßen. Die EU und Indien sollten sich unter uneingeschränkter Achtung ihrer jeweiligen Entscheidungsfindungsprozesse darum bemühen, geeignete Vorkehrungen dafür zu prüfen.

b)Abwehr traditioneller und hybrider Bedrohungen

Die maritime Sicherheit ist ein Eckpfeiler der regionalen und globalen Sicherheit. Da sowohl die EU als auch Indien im Hinblick auf den Handel und die Konnektivität stark auf den Seeverkehr angewiesen sind, ist es von entscheidender Bedeutung, die Seeverbindungen zu sichern, kritische Infrastrukturen zu schützen und die Tätigkeiten der Schattenflotte einzudämmen. Die EU und Indien setzen sich geschlossen für eine freie, offene, inklusive und regelbasierte maritime Ordnung ein, auch im indopazifischen Raum, im Einklang mit dem Völkerrecht, insbesondere dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen. Die EU und Indien werden sich stärker für die maritime Lageerfassung einsetzen, um eine gemeinsame Bewertung, Koordinierung und Interoperabilität zu fördern, was Synergien auf vielen Ebenen erfordert.

Die EU ist bestrebt, die Zusammenarbeit mit Indien zur Unterstützung regionaler Rahmen für die maritime Sicherheit zu vertiefen und so dazu beizutragen, die Fähigkeit der Küstenstaaten zur Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen zu stärken. Dazu gehört die gemeinsame Arbeit im Bereich der maritimen Lageerfassung und eine verstärkte Unterstützung für regionale Plattformen für den Informationsaustausch, wie das Regionale Zentrum zur Zusammenführung maritimer Informationen in Madagaskar. Die EU und Indien könnten auch bei Projekten zum Kapazitätsaufbau für Länder am Indischen Ozean enger zusammenarbeiten.

Aufbauend auf der bestehenden Zusammenarbeit, unter anderem im Rahmen der Marineoperationen EUNAVFOR ATALANTA und EUNAVFOR ASPIDES, strebt die EU eine Ausweitung der operativen Zusammenarbeit mit der indischen Marine an. Dies könnte weitere gemeinsame Übungen umfassen, die auf der Marineübung vom Juni 2025 aufbauen und sich auf erweiterte Operationen zur Bekämpfung der Piraterie, Interoperabilität, taktische Manöver und sichere Kommunikation konzentrieren. An solchen Übungen könnten auch andere indopazifische Partner beteiligt werden. Die EU wird sich darum bemühen, Vereinbarungen zwischen den EU-Marineoperationen und der indischen Marine zu erzielen, um den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit im westlichen Indischen Ozean zu erleichtern. Darüber hinaus könnten die EU und Indien gemeinsame Aktivitäten auf See in anderen Bereichen von gemeinsamem Interesse wie dem Golf von Guinea durchführen.

Die künftige Zusammenarbeit sollte sich auch auf den Schutz kritischer maritimer Infrastrukturen konzentrieren, insbesondere angesichts zunehmender hybrider Bedrohungen. Das Engagement durch regionale Strukturen wie die Kommission für den Indischen Ozean wird für die Bewältigung dieser sich ändernden sicherheitspolitischen Herausforderungen von entscheidender Bedeutung sein. Die EU und Indien sollten auch weiterhin im Bereich der Sicherheit im Seeverkehr zusammenarbeiten, einschließlich der Bekämpfung der Gefahren für die Umwelt und für die sichere Schifffahrt, die durch unternormige Schiffe und risikoreiche Navigationspraktiken entstehen.

Die EU schlägt vor, die Zusammenarbeit mit Indien bei der Cybersicherheit und dem Aufbau von Resilienz gegenüber hybriden Bedrohungen zu vertiefen, insbesondere im Rahmen des Cyberdialogs zwischen der EU und Indien, auch in Bereichen wie sicherheitsrelevante Forschung, Sicherung der IKT-Lieferketten und Förderung vertrauenswürdiger digitaler Technologien und Anbieter. Die Zusammenarbeit in den Bereichen Rechtshilfe und Cyberkriminalität, einschließlich im Bereich der technologiegestützten geschlechtsspezifischen Gewalt, könnte verstärkt werden.

Sowohl die EU als auch Indien sind mit ernsthaften terroristischen Bedrohungen konfrontiert. Der Anschlag bei Pahalgam im April 2025 erinnerte in tragischer Weise daran, welche Tragweite der Terrorismus für die Menschen hat. Beide Partner sind angesichts der Verbindungen des Terrorismus zur organisierten Kriminalität mit Herausforderungen konfrontiert sowie mit der Notwendigkeit, Terrorismusfinanzierung, Online-Propaganda und die von neu entstehenden Technologien ausgehenden Risiken zu bekämpfen. Die EU ist entschlossen, die Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung weiter zu stärken, um globale Bedrohungen zu bewerten, Extremismus und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen und die Zusammenarbeit durch Kapazitätsaufbau, gemeinsame Projekte und Partnerschaften im Bereich der Rechtsdurchsetzung zu stärken. 

Im Bereich der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität will die EU die Zusammenarbeit der Justiz- und Strafverfolgungsbehörden mit Indien verstärken. Dies zielt darauf ab, die Arbeitsvereinbarung zwischen Europol und dem indischen zentralen Ermittlungsbüro (Central Bureau of Investigation) umzusetzen, die es beiden Seiten ermöglicht, nicht personenbezogene Daten wie Methoden, Entwicklungen und andere einschlägige Erkenntnisse im Bereich der Kriminalistik auszutauschen. Dazu gehört auch die Verbindung Indiens zur Netzanwendung für sicheren Datenaustausch von Europol. Die EU und Indien könnten darüber hinaus die Zusammenarbeit mit Eurojust und der Europäischen Staatsanwaltschaft ausbauen. Diese Zusammenarbeit könnte auf die Verhinderung der Abzweigung von Drogenausgangsstoffen, die bei der unerlaubten Herstellung illegaler Drogen und neuer psychoaktiver Substanzen verwendet werden, und des Handels damit, ausgeweitet werden.

c)Förderung der industriellen Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich

Die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen der Verteidigungsindustrie der EU und Indiens – im Einklang mit gemeinsamen Sicherheitsprioritäten und mit angemessenen Schutzmaßnahmen gegen den Abfluss von Technologien – kann dazu beitragen, die jeweiligen Produktions- und technologischen Fähigkeiten zu stärken, die Sicherheit der Lieferketten zu erhöhen und Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Das in der EU vorhandene Fachwissen in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Herstellung im Verteidigungsbereich kann Indien dabei unterstützen, seine industrielle Basis im Verteidigungsbereich zu stärken und zuverlässige Lieferketten zu diversifizieren, während Indiens Produktionskapazitäten der EU dabei helfen könnten, das Waffenangebot in bestimmten Bereichen zu erhöhen.

Um diese Zusammenarbeit voranzubringen, könnte ein branchengeführtes Forum für die Verteidigungsindustrie EU-Indien eingerichtet werden, um Unternehmen beider Seiten zusammenzubringen, sodass sie bewährte Verfahren austauschen und Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit ermitteln können. Offizielle Vertreter der EU und Indiens würden als Beobachter an diesem Forum teilnehmen.

4.KONNEKTIVITÄT UND GLOBALE FRAGEN 

Als wichtige globale Akteure der G20 sollten die EU und Indien ihre Zusammenarbeit verstärken, um gemeinsame Interessen zu verteidigen, dringende globale Herausforderungen anzugehen und einen Ausgleich zu nicht nachhaltigen Entwicklungsmodellen, die von anderen gefördert werden, zu schaffen. Beide Partner sind gut aufgestellt, um gemeinsam eine sichere und nachhaltige regionale Konnektivität, die Entwicklungszusammenarbeit mit und in Drittländern sowie eine wirksame globale Governance zu fördern.

a)Stärkung der regionalen Konnektivität

Sowohl die EU als auch Indien haben ehrgeizige internationale Konnektivitätsagenden. Mit der Global-Gateway-Strategie der EU werden weltweit 300 Mrd. EUR zur Unterstützung der Energie-, Digital- und Verkehrsinfrastruktur mobilisiert, während Indien Initiativen wie MAHASAGAR (Mutual and Holistic Advancement for Security and Growth) vorantreibt. 2021 wurde auch die Konnektivitätspartnerschaft zwischen der EU und Indien geschlossen. Mithilfe dieser Plattformen sind beide Partner gut aufgestellt, um bei der Stärkung der Konnektivität zwischen Europa, Indien und der gesamten Region zusammenzuarbeiten, hohe Standards aufrechtzuerhalten und gleichzeitig neue Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen aus der EU und Indien zu erschließen.

Ein richtungsweisendes Beispiel für diese strategische Zusammenarbeit ist der Wirtschaftskorridor Indien-Naher Osten-Europa. Im Rahmen dieses Projekts sollen historische eurasische Handelsrouten wiederbelebt werden, indem Infrastrukturen für den See- und den Schienenverkehr, die Digital- und die Energiewirtschaft und für sauberen Wasserstoff integriert werden. Der Wirtschaftskorridor Indien-Naher Osten-Europa zielt darauf ab, die Handelsrouten zu diversifizieren, strategische Abhängigkeiten zu verringern, die regionale Integration und zukunftssichere Lieferketten zu fördern und neue wirtschaftliche Chancen in ganz Europa, Indien, Afrika und darüber hinaus zu erschließen.

Die EU ist entschlossen, eine führende Rolle im Wirtschaftskorridor Indien-Naher Osten-Europa zu übernehmen, indem sie über Global Gateway investiert und sich mit den Team-Europa-Partnern, einschließlich der EIB, abstimmt, um Projekte zu unterstützen, die von Durchführbarkeitsstudien bis hin zur Infrastrukturentwicklung reichen. Die EU ist bereit, mit Indien zusammenzuarbeiten, um den regionalen Aufbau sicherer und nachhaltiger digitaler Infrastrukturen, einschließlich sicherer, vertrauenswürdiger 5G-Netze, See- und terrestrischer Kabel und Satellitenanbindung, zu fördern.

Im Rahmen des Wirtschaftskorridors Indien-Naher Osten-Europa fördert die EU den Digitalen Korridor EU-Afrika-Indien, einschließlich des 11 700 km langen Seekabelsystems Blue Raman, das Europa über das Mittelmeer, den Nahen Osten und Ostafrika mit Indien verbindet. Diese EU-Initiative wird eine sichere und diversifizierte Ultra-Hochgeschwindigkeits-Datenanbindung bieten, die gegenüber Störungen infolge von Naturkatastrophen oder Sabotageakten resilient ist.

Darüber hinaus arbeiten die EU und Indien zusammen, um grüne Schifffahrtskorridore zu entwickeln, die die nachhaltige Vernetzung im Seeverkehr stärken, die Abhängigkeit von CO2-intensiven Routen verringern und eine gemeinsame Führungsrolle bei der Gestaltung globaler Handels- und Verkehrsstandards sicherstellen werden.

b)Förderung der Zusammenarbeit in Drittländern 

Im Rahmen des im Juni 2025 unterzeichneten Verwaltungsabkommens zwischen der EU und Indien wollen die Partner gemeinsam in Projekte zur Förderung von Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und nachhaltiger Entwicklung in Drittländern, insbesondere in Afrika und Südasien, investieren. Diese Zusammenarbeit wird die einander ergänzenden Stärken der EU, Indiens und ihrer Privatwirtschaft nutzen, um die Wirkung vor Ort zu maximieren und innovative marktbasierte Finanzierungsmechanismen zu entwickeln. Andere gleich gesinnte Partner könnten einbezogen werden. Angesichts der sich im Wandel befindlichen Entwicklungshilfe und des Aufkommens alternativer Entwicklungsmodelle wird eine solche Zusammenarbeit immer wichtiger.

Künftige trilaterale Kooperationsprojekte könnten sich auf gemeinsam bestimmte Sektoren wie die Infrastruktur für saubere Energie, grüne Mobilität und Digitalisierung konzentrieren. Die EU und Indien haben ferner vereinbart, gemeinsam digitale öffentliche Infrastrukturen in Drittländern einzurichten, die reibungslos mit den Systemen der EU und Indiens funktionieren. 

Laufende Initiativen zeigen, wie die Zusammenarbeit zwischen der EU und Indien greifbare Vorteile für die Partner bringen kann. So verfolgen die EU und Indien beispielsweise das Ziel, Solartechnik über die Internationale Solarallianz weltweit zugänglicher und erschwinglicher zu machen. Die EU unterstützt das Programm der Internationalen Solarallianz zur Strukturierung eines internationalen Netzes von Zentren für Solartechnologie und Anwendungsressourcen (Solar Technology and Application Resource Centres – STAR-C), das dazu beitragen wird, die Qualität der Infrastruktur zu verbessern und die Märkte für Solarenergieprodukte und -dienstleistungen insbesondere in den am wenigsten entwickelten afrikanischen Ländern zu fördern.

Die EU wird weiterhin mit der von Indien angeführten Koalition für katastrophenresistente Infrastruktur zusammenarbeiten, um den Aufbau von Infrastruktursystemen, die Klimaschocks standhalten können, in kleinen Inselentwicklungsländern im Pazifik, in der Karibik und im Indischen Ozean zu unterstützen. Eine weitere neue regionale Initiative wird Copernicus-Satelliteninstrumente nutzen, um das Katastrophenrisikomanagement in Südasien zu unterstützen.

Eine neue Partnerschaft zwischen der EU und Indien im Bereich der humanitären Hilfe, die auf international anerkannten humanitären Grundsätzen beruht, würde es beiden Seiten ermöglichen, ihre Maßnahmen vor Ort besser zu koordinieren.

c)Gestaltung einer wirksamen globalen Governance

Die EU und Indien erkennen an, dass wirksame globale Institutionen erforderlich sind, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen und gemeinsame Ziele wie nachhaltiges und inklusives Wachstum, Menschenrechte sowie Frieden und Sicherheit voranzubringen. In einer Zeit, in der diese Institutionen zunehmend unter Druck stehen, würde eine bessere Koordinierung zwischen der EU und Indien bei den VN, der G20 und anderen Foren – auch durch regelmäßige Konsultationen im Vorfeld wichtiger Ereignisse – dazu führen, dass wir gemeinsam eine größere Wirkung erzielen können.

Beide Partner unterstützen die Reform multilateraler Institutionen, um dafür zu sorgen, dass sie repräsentativer und besser geeignet sind, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Die UN80-Initiative bietet eine Plattform, um die Reform und Wiederbelebung der VN voranzubringen und gleichzeitig ihre Grundsätze zu wahren und den Pakt für die Zukunft umzusetzen. Indiens bevorstehender Vorsitz der BRICS-Staaten wird dem Land die Gelegenheit bieten, das Völkerrecht, die Normen und die Werte in internationalen Foren zu fördern.

Die EU und Indien haben ein gemeinsames Interesse an einem offenen, berechenbaren und regelbasierten globalen Handelssystem. Die EU und Indien sollten daher gemeinsam auf eine sinnvolle Reform der Welthandelsorganisation (WTO) hinarbeiten, um eine wirksamere Governance und eine aktualisierte Handelsagenda zu erreichen und so besser gegen wirtschaftliche Verzerrungen und die zunehmende Fragmentierung vorzugehen. Da sowohl die EU als auch Indien über die Finanzierungslücke bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung besorgt sind, stellt dies eine Gelegenheit dar, mit vereinten Kräften darauf hinzuwirken, eine inklusivere und effizientere internationale Finanzarchitektur aufzubauen, Ressourcen aus allen Quellen zu mobilisieren und gleichzeitig die Reform multilateraler Entwicklungsbanken voranzubringen und den Aktionsplan der Verpflichtung von Sevilla umzusetzen.

Die EU und Indien sollten bei der Umsetzung des Übereinkommens von Paris, einschließlich der darauffolgenden Verpflichtungen der Konferenz der Vertragsparteien (COP) des Rahmenübereinkommens der VN über Klimaänderungen, zusammenarbeiten und ihre Dekarbonisierungsziele durch gesamtwirtschaftliche national festgelegte Beiträge für die Senkung der Treibhausgasemissionen weiter erhöhen. Die EU begrüßt, dass Indien mit der Ankündigung, die COP 33 im Jahr 2028 ausrichten zu wollen, gezeigt hat, dass es auf diesem Gebiet eine Führungsrolle übernehmen will. Aufbauend auf der unter dem Vorsitz Indiens erzielten G20-Vereinbarung zur Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten für erneuerbare Energiequellen sollten die beiden Partner gemeinsam multilaterale Maßnahmen zur Energiewende beschleunigen, unter anderem im Rahmen des „Global Energy Transitions Forum“, der „Leadership Group for Industry Transition“ und der „Global Biofuels Alliance“, und multilaterale Initiativen zum schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vorantreiben.

Die EU wird auch mit Indien zusammenarbeiten, um die vollständige Umsetzung des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal und der Globalen Wasseragenda sicherzustellen, die Annahme eines verbindlichen globalen Vertrags über Kunststoffe zu fördern und sich über die Bekämpfung der Umweltkriminalität, einschließlich der illegalen Verbringung von Abfällen, auszutauschen. Die EU und Indien haben ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der Umsetzung des Netto-Null-Rahmens der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation zur Dekarbonisierung des internationalen Seeverkehrs zum Ausdruck gebracht.

Die EU strebt eine verstärkte Zusammenarbeit mit Indien bei der Meerespolitik an, unter anderem durch einen Dialog über Meere und Fischerei, um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen zu fördern, die biologische Vielfalt der Meere zu schützen und die Ratifizierung und Umsetzung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt der Meere von Gebieten außerhalb nationaler Hoheitsbefugnisse sowie die Ausweisung neuer Meeresschutzgebiete im Südlichen Ozean voranzubringen. Die EU würde auch gemeinsame Anstrengungen in der Thunfischkommission für den Indischen Ozean, den möglichen Beitritt Indiens zum Übereinkommen über Hafenstaatmaßnahmen zur Bekämpfung der illegalen, ungemeldeten und unregulierten Fischerei (IUU-Fischerei) und die Einführung zusätzlicher Vorschriften im Rahmen des WTO-Übereinkommens über Fischereisubventionen begrüßen.  

Die EU und Indien werden die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiterhin unterstützen, sich gemeinsam für eine universelle Gesundheitsversorgung einsetzen und im Rahmen der neuen Initiative der EU für Resilienz im Bereich der globalen Gesundheit zusammenarbeiten. Sie werden auch die Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Hunger und Ernährungsunsicherheit auf der ganzen Welt durch multilaterale Initiativen wie die Globale Allianz gegen Hunger und Armut vertiefen.

Durch eine enge Abstimmung in globalen Plattformen für KI-Governance könnten die EU und Indien einen verantwortungsvollen, auf den Menschen ausgerichteten KI-Ansatz wirksamer verteidigen. Die EU ist bereit, mit Indien zusammenzuarbeiten, damit der im Februar 2026 durch Indien ausgerichtete KI-Gipfel ein Erfolg wird.

Die EU sieht der weiteren Zusammenarbeit mit Indien in Menschenrechtsfragen auf bilateraler Ebene und im multilateralen Kontext erwartungsvoll entgegen. Sie begrüßt die Zusagen, die Indien im Rahmen seiner Kandidatur für die Mitgliedschaft im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen gemacht hat. Die Zusammenarbeit mit Indien im Rahmen der Vereinten Nationen und anderer multilateraler Foren sollte im Hinblick auf die Stabilität im Cyberraum, die Umsetzung des Rahmens der Vereinten Nationen für verantwortungsvolles Verhalten der Staaten im Cyberraum und einen menschenrechtsbasierten Ansatz zur Terrorismusbekämpfung weiter vertieft werden. Die EU wird sich im Rahmen der Offenen Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen zur Verhinderung eines Wettrüstens im Weltraum weiter mit Indien über Transparenz und vertrauensbildende Maßnahmen im Weltraum weiter abstimmen. Sie wird weiterhin mit Indien zusammenarbeiten, um den multilateralen Rahmen für die Nichtverbreitung, Abrüstung und Rüstungskontrolle aufrechtzuerhalten, und Indien ermutigen, wichtigen Verträgen wie dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen, dem Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen und dem Vertrag über den Waffenhandel beizutreten. 

5.KATALYSATOREN FÜR ALLE SÄULEN

Katalysatoren für alle Säulen sind von entscheidender Bedeutung. Dazu gehören die Mobilität von Fachkräften, Wissensaustausch, unternehmerisches Engagement und institutionelle Zusammenarbeit, um die Interaktion zu maximieren, das gegenseitige Verständnis zu fördern und für mehr Kohärenz und eine größere Wirkung bei allen wirtschaftlichen, technologischen, sicherheitsbezogenen und globalen Initiativen zu sorgen. Diese Katalysatoren, die als Bindeglied der Partnerschaft dienen, werden sie integrierter und resilienter machen und sie in die Lage versetzen, aktuelle und künftige Herausforderungen zu bewältigen.

a)Ausbau der Mobilität von Fachkräften

Die Mobilität zwischen Indien und der EU hat stetig zugenommen, wodurch die Wirtschaft, der Tourismus und die direkten Kontakte zwischen den Menschen gestärkt wurden. Im Jahr 2023 lebten 825 000 indische Bürgerinnen und Bürger in der EU und stellten damit die größte Gruppe dar, die eine Blaue Karte EU und eine Aufenthaltsgenehmigung für unternehmensinterne Entsendungen erhielt. Auch bei den Studierenden, Forschenden und Erasmus-Mundus-Stipendiaten sind viele Inderinnen und Inder vertreten. Das Reisen ist für sie einfacher geworden: Im Jahr 2024 wurden in Indien fast eine Million Schengen-Visa ausgestellt, viele davon in Form von Mehrfach-Kurzzeitvisa.

Beide Partner sind bestrebt, die Migration sinnvoll zu steuern, indem sie illegale Migrationsströme bekämpfen und gleichzeitig eine ausgewogene Mobilität von Fachkräften unterstützen, die den Entwicklungsprioritäten Indiens und den wirtschaftlichen Bedürfnissen der EU dient, wie im Dialog auf hoher Ebene zwischen der EU und Indien und in der Gemeinsamen Agenda für Migration und Mobilität dargelegt. Bessere Daten, Informationsaustausch, Kompetenzentwicklung und die Abstimmung von Angebot und Nachfrage werden zusammen mit der Unterstützung von Neuankömmlingen dazu beitragen, ein dauerhaftes Talentnetzwerk aufzubauen.

Die EU arbeitet mit Indien zusammen, um das erste Pilotprojekt „European Legal Gateway Office“ in Indien ins Leben zu rufen, eine zentrale Anlaufstelle für die Bereitstellung von Informationen und die Unterstützung der Arbeitskräftemobilität in Richtung EU, beginnend mit dem IKT-Sektor. Die Kommission stimmt sich mit den Mitgliedstaaten und der Industrie ab, um einen raschen, marktgerechten Start zu gewährleisten. Die Initiative beseitigt operative Hindernisse, trägt der starken Nachfrage Rechnung und kann auf digitale Kompetenzen in den Bereichen KI, Daten, Quantentechnik und Hochleistungsrechnen ausgeweitet werden.

Neben dem Handels- und Investitionsrahmen, den das Freihandelsabkommen schaffen soll, könnten die EU und Indien unter Einbeziehung interessierter Mitgliedstaaten einen umfassenden Rahmen für die Zusammenarbeit im Bereich der Mobilität entwickeln, um die legale Migration zu straffen, die Kompetenzentwicklung zu unterstützen, Kompetenz- und Qualifikationsrahmen zu vergleichen und die Mobilität von hoch qualifizierten Arbeitskräften, jungen Fachkräften und Saisonarbeitskräften in Branchen mit Fachkräftemangel zu erleichtern. In der künftigen Strategie für eine EU-Visumpolitik werden auch Maßnahmen zur Erleichterung der Mobilität von herausragenden Studierenden, Forschenden und Fachkräften vorgestellt.

Die EU und Indien können den Austausch von Studierenden, Akademikern und Forschenden durch Initiativen wie die Union der Kompetenzen, Erasmus+, einschließlich gemeinsamer Erasmus-Mundus-Masterprogramme, und Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen sowie indische Finanzierungsprogramme ausweiten. Neue Initiativen wie das Pilotprojekt „Choose Europe for Science“ und der Kofinanzierungsmechanismus des indischen Rates für wissenschaftliche und industrielle Forschung (Council of Scientific and Industrial Research) werden die Zusammenarbeit stärken. Die EU wird im Rahmen der Initiative „Studieren in Europa“ auch Studienmessen in Indien organisieren.

Indische Einrichtungen könnten sich den Zentren für berufliche Exzellenz im Rahmen von Erasmus+ als assoziierte Partner anschließen, während die Teilnehmer aus der EU leichter Zugang zu indischen Mobilitäts-, Stipendien- und Bildungsprogrammen erhalten sollten. Im Bereich des Lernens am Arbeitsplatz könnte die EU ihre Erfahrungen mit der Europäischen Ausbildungsallianz als eine Art von Initiative zur Förderung hoher Qualitätsstandards für Lehrlingsausbildungen teilen.

Um das europäische Bildungswesen für herausragende indische Studenten attraktiver zu machen, ist eine engere Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen erforderlich, um die Anerkennung von Auslandsqualifikationen und ‑lernzeiten zu erleichtern. Dies wird zu einer systematischen Zusammenarbeit in der Hochschul- und Berufsbildung beitragen und gemeinsame Programme, Zweigniederlassungen von Hochschulen und Sprachkurse in Indien ermöglichen.

Die EU wird einen Dialog über Bildung und Kompetenzen auf politischer Ebene initiieren, der politische Entscheidungsträger, Qualitätssicherungsbehörden, Bildungseinrichtungen und Aus- und Weiterbildungsunternehmen beider Seiten zusammenbringt und einen nahtlosen Zustrom von Talenten in Branchen mit Arbeitskräftemangel fördert. Die EU prüft auch Rechtsvorschriften zur Festlegung gemeinsamer Regeln für die Anerkennung von Qualifikationen und Kompetenzen aus Drittländern.

b)Förderung des gegenseitigen Verständnisses 

Das gegenseitige Verständnis sollte bei Institutionen, politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit durch Initiativen in den Bereichen Politikforschung, Bildungsarbeit und Kulturdiplomatie gefördert werden.

Die Förderung der Forschung über das Indien der Gegenwart in Europa und über die EU in Indien wird dazu beitragen, das Wissen zu vertiefen, eine fundiertere Entscheidungsfindung zu ermöglichen und das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu stärken. Die Jean-Monnet-Maßnahmen im Rahmen des Programms Erasmus+ sind ein wichtiges Instrument zur Förderung von Lehre, Unterricht, Forschung und Debatten über verschiedene Aspekte der EU.

Die EU wird im Rahmen von Erasmus+ ein neues Jean-Monnet-Netzwerk für Indien einrichten, das Hochschuleinrichtungen und andere einschlägige Einrichtungen zusammenbringt. Weitere Initiativen, wie im Rahmen von Horizont Europa finanzierte Projekte oder jährliche Treffen europäischer Akademiker und Experten für Indien, könnten ins Auge gefasst werden, um in Europa das Verständnis Indiens zu fördern.

Die Schaffung von Kooperationsplattformen, um führende Denkfabriken und akademische Einrichtungen aus beiden Regionen zusammenzubringen, würde strukturierte Möglichkeiten für einen Dialog über die neue strategische Agenda eröffnen. Eine solche Zusammenarbeit könnte zu regelmäßigen Rundtischgesprächen führen sowie zu politischen Briefings zur Unterstützung einer faktengestützten Politikgestaltung. Beide Partner sollten sich zu einer regelmäßigen Teilnahme auf hoher Ebene an den „Track 1.5“-Dialogen verpflichten.

Durch den Austausch zwischen Nachwuchsdiplomaten und durch neue Initiativen für junge Menschen könnten Fachkenntnisse gestärkt werden, um Kontakte zwischen aufstrebenden Führungskräften und jungen Berufstätigen zu fördern.

Darüber hinaus ist die Kultur- und Sprachdiplomatie nach wie vor ein Eckpfeiler des gegenseitigen Verständnisses. Beide Partner könnten Initiativen wie das EU-Filmfestival und die „Long Night of Literatures“ mit Autoren, Künstlern und einem interaktiven kulturellen Austausch ausweiten.

c)Einbeziehung von Wirtschaftskreisen

Der Privatsektor spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, ein unternehmens- und handelsfreundliches Umfeld zu schaffen und engere Beziehungen zwischen der EU und Indien zu fördern. Dies erfordert ein engeres Zusammenwirken zwischen Unternehmen aus der EU und Indien sowie zwischen Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern.

Der Verband europäischer Unternehmen in Indien (Federation of European Business in India – FEBI) wurde 2024 gegründet und dient als gemeinsame Stimme der EU-Unternehmen in Indien mit dem Ziel, die Geschäftstätigkeit durch politische Empfehlungen und die Interessenvertretung gegenüber Unternehmens- und Regierungsvertretern aus der EU und Indien zu verbessern. Die Rolle des FEBI und entsprechender indischer Verbände sollte weiter gestärkt werden.

In diesem Zusammenhang könnte die Einrichtung eines Wirtschaftsforums EU-Indien wertvolle Geschäftsperspektiven bieten, die in die wachstumsfördernde Politikgestaltung einfließen können. Regelmäßige jährliche Treffen – im Vorfeld bilateraler Gipfeltreffen und wichtiger Foren zwischen der EU und Indien – sowie eine stärkere Konsultation von Unternehmen im Rahmen der Arbeitsbereiche des Handels- und Technologierates würden die Marktakzeptanz von EU-Indien-Initiativen maximieren.

Auch Besuche von Industriedelegationen, an denen Verbände des Privatsektors beteiligt sind, sollten gefördert werden.

d)Stärkung der institutionellen Architektur

Die institutionelle Architektur der Beziehungen zwischen der EU und Indien sollte gestärkt werden, um diese neue umfassende strategische Agenda zu unterstützen.

Das Gipfeltreffen EU-Indien, das die Kontrolle über die gemeinsame strategische Agenda auf höchster Ebene sicherstellt, sollte jährlich stattfinden. Ein gemeinsamer Durchführungsausschuss auf Ebene hoher Beamter würde den Führungsspitzen im Vorfeld des jährlichen Gipfels Bericht erstatten, um die Erfüllung gemeinsamer Verpflichtungen zu unterstützen.

Der Handels- und Technologierat, der jährlich auf Ministerebene zusammentritt, würde die Bereiche Wohlstand, wirtschaftliche Sicherheit und Nachhaltigkeit sowie Technologie und Innovation im Rahmen der Säulen 1 und 2 überwachen, und der strategische Dialog wird der Überwachung der Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung sowie regionale und globale Fragen im Rahmen der Säulen 3 und 4 dienen. 

Der Handels- und Technologierat hat eine Koordinierungsplattform bereitgestellt, um die wichtigsten Herausforderungen in den Bereichen Handel, Technologie und Sicherheit anzugehen. Um sicherzustellen, dass der Handels- und Technologierat eine wirksame Lenkungsrolle bei der Förderung einer umfassenderen strategischen Agenda hat, sollten die EU und Indien in Erwägung ziehen, ihn durch eine Ausweitung der Partizipation, die Einführung eines Verfahrens auf der Ebene hoher Beamter zur Vorbereitung von Ministertagungen und die Einbindung der Wirtschaft zu verbessern.

Spezielle Mechanismen auf Ministerebene liefern strategische Leitlinien für bestimmte Sektoren, die unter die strategische Agenda fallen, während beide Partner neue Dialoge in Bereichen wie Agrar- und Ernährungspolitik, Luftfahrt, Diversifizierung der Energieeinfuhren, Bildung und Kompetenzen, Meere und Fischerei sowie Raumfahrt einrichten könnten. Die Mitglieder der Kommission sind entschlossen, die bilateralen Kontakte mit ihren indischen Pendants, auch im Rahmen internationaler Foren, zu intensivieren.

Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten – soweit möglich im Rahmen von „Team Europa“ unter Einbeziehung der Wirtschaft – ihre Bemühungen auch auf die 28 Bundesstaaten und acht Unionsterritorien Indiens ausweiten.

AUSBLICK

In dieser Gemeinsamen Mitteilung wird eine positive und ehrgeizige politische Vision dargelegt. Aufbauend auf der gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs von 2025 wird darin ein umfangreiches Paket konkreter Vorschläge und Initiativen vorgestellt, mit denen die Partnerschaft ausgebaut und eine für beide Seiten vorteilhafte und transformative Wirkung erzielt werden können.

Aufbauend auf diesen Vorschlägen ist die EU bereit, mit Indien eine gemeinsame umfassende strategische Agenda EU-Indien auszuarbeiten, die auf dem nächsten Gipfeltreffen EU-Indien angenommen werden könnte. Die EU sieht dem Engagement und den konkreten Schritten Indiens in diesem Prozess erwartungsvoll entgegen und wird sicherstellen, dass der Prozess von gemeinsamen Prioritäten, konkreten Maßnahmen und messbaren Ergebnissen getragen wird.

Das Europäische Parlament und der Rat werden ersucht, die in dieser Gemeinsamen Mitteilung vorgestellte neue strategische Agenda zu unterstützen.

(1)

 Die Gebiete in äußerster Randlage La Réunion und Mayotte sowie die überseeischen Länder und Gebiete (ÜLG) Französische Süd- und Antarktisgebiete, Neukaledonien, Wallis und Futuna sowie Französisch-Polynesien.

(2)

https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/statement_25_647.

Top