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Bekämpfung der in Gewaltbereitschaft mündenden Radikalisierung – die Rolle des Jugendsektors

 

ZUSAMMENFASSUNG DES DOKUMENTS:

Schlussfolgerungen – die Rolle des Jugendsektors bei einem integrierten und bereichsübergreifenden Ansatz zur Prävention und Bekämpfung der in Gewaltbereitschaft mündenden Radikalisierung junger Menschen

WAS IST DER ZWECK DIESER SCHLUSSFOLGERUNGEN?

Sie unterstreichen die Bedeutung der Jugendarbeit*, freiwilliger und kultureller Tätigkeiten und Sport, um junge Menschen zu erreichen, die sich ausgegrenzt fühlen oder ausgegrenzt werden und für eine gewalttätige Radikalisierung anfällig sein könnten.

WICHTIGE ECKPUNKTE

  • Die Schlussfolgerungen zielen darauf ab, dass die Europäische Union (EU) ein sozial inklusives Umfeld für alle jungen Menschen, die ein großes Potenzial für unsere Gesellschaften darstellen, ist und bleibt.
  • Die Bedrohung und die Gefahren für junge Menschen durch die in Gewaltbereitschaft mündende Radikalisierung müssen durch frühe, wirksame und ganzheitliche Interventionsmaßnahmen unter Berücksichtigung der kulturellen Vielfalt der jungen Menschen erkannt, verhindert und bekämpft werden.
  • Die Schlussfolgerungen zeigen auf, wie Diskriminierung, Erniedrigung, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit, Perspektivlosigkeit und Gefühle der Frustration bei jungen Menschen zu in Gewaltbereitschaft mündender Radikalisierung führen können. Sie heben die Bedeutung der Eltern, Geschwister, Altersgenossen und anderen relevanten Akteure hervor, die zu einer positiven Identitätsentwicklung bei jungen Menschen beitragen können.
  • Sie bekräftigen, dass der Jugendsektor in Zusammenarbeit mit dem Bildungssektor und anderen relevanten Sektoren eine entscheidende Rolle bei einem integrierten und bereichsübergreifenden Ansatz zur Bekämpfung der in Gewaltbereitschaft mündenden Radikalisierung, insbesondere in ihrer frühen Phase, spielen kann, indem er
    • junge Menschen in ihrer Entwicklung und ihrem Handeln unterstützt,
    • demokratische und pluralistische Grundsätze, Inklusion und bürgerschaftliches Engagement fördert und
    • gegen negative Faktoren wie Diskriminierung und Perspektivlosigkeit angeht, die das Leben junger Menschen beeinflussen.

In den Schlussfolgerungen werden die EU-Länder aufgefordert, u. a. folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Ausarbeitung eines integrierten und sektorübergreifenden Ansatzes auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene, um alle jungen Menschen zu erreichen, die anfällig für eine in Gewaltbereitschaft mündende Radikalisierung sein könnten, und zwar durch die Förderung der Zusammenarbeit zwischen dem Jugendsektor und dem Bildungssektor sowie anderen relevanten Sektoren;
  • Erforschung und Förderung der Rolle, die Jugendarbeit als Partner in Koalitionen und Netzwerken auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene spielen kann;
  • Würdigung und Stärkung der Rolle des Jugendsektors bei der Unterstützung junger Menschen (auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und zu einem Platz in der Gesellschaft, Erreichung der jungen Menschen, die anfällig für eine in Gewaltbereitschaft mündende Radikalisierung sind, Ermutigung, sich an Freiwilligentätigkeit zu beteiligen usw.).

Die EU-Länder und die Europäische Kommission werden um Folgendes ersucht:

  • Intensivierung ihrer Kooperation bei der Weitergabe von Wissen und bewährten Verfahren durch Zusammenarbeit im EU-Kontext, unter anderem in der Expertengruppe für bürgerschaftliches Engagement und Prävention von Ausgrenzung und in Gewaltbereitschaft mündender Radikalisierung, der Expertengruppe für Digitalisierung und dem Aufklärungsnetzwerk gegen Radikalisierung sowie mit einschlägigen Drittländern und dem Europarat im Hinblick auf den Austausch von Wissen und bewährten Verfahren zur Prävention von in Gewaltbereitschaft mündender Radikalisierung, einschließlich Nutzung von sozialen Medien, Gegendiskursen* und Jugendarbeit im Digitalbereich;
  • Austausch von mehr Informationen und bewährten Verfahren und gegebenenfalls Erarbeitung von Leitlinien zur Errichtung von Netzwerken für einen integrierten und bereichsübergreifenden Ansatz;
  • Förderung der
    • Entwicklung eines Dialogs und wirksamer Gegendiskurse zur Unterstützung von Eltern, Geschwistern, Altersgenossen und anderen, die in Kontakt mit jungen Menschen stehen, bei denen die Gefahr einer in Gewaltbereitschaft mündenden Radikalisierung besteht; und
    • Ausarbeitung von Modulen zur Aus- und Weiterbildung von Jugendarbeitern als Grundlage für Unterrichtsmaterialien, die auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene zu verwenden sind;
  • Förderung und Anregung besserer Kenntnisse über Fragen wie Ausmaß, Ursprung, Schutzfaktoren, Ursachen und kognitive sowie emotionale Dynamik der in Gewaltbereitschaft mündenden Radikalisierung:
    • Peer-to-Peer-Seminare für Jugendarbeiter, Experten, politische Entscheidungsträger und Forscher,
    • Verbreitung der Ergebnisse von Forschungsarbeiten zu in Gewaltbereitschaft mündender Radikalisierung.

Die Kommission wird ersucht:

  • für eine bestmögliche Verbreitung der Ergebnisse der Expertengruppe für bürgerschaftliches Engagement und Prävention von Ausgrenzung und in Gewaltbereitschaft mündender Radikalisierung zu sorgen. Diese Ergebnisse bieten nützliche Leitlinien für Jugendarbeiter und für Organisationen und Berufsangehörige im Bereich der Sozialarbeit in einem integrierten und auf Zusammenarbeit ausgerichteten Rahmen, wie junge Menschen, bei denen die Gefahr einer in Gewaltbereitschaft mündenden Radikalisierung besteht, erreicht werden können und wie mit ihnen gearbeitet werden kann;
  • zu erwägen, wie bestehende EU-Programme wie Erasmus+, Kreatives Europa und „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ am besten genutzt werden können, um die soziale Inklusion junger Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zu fördern.

HINTERGRUND

Die jüngsten Terroranschläge in mehreren EU-Ländern sowie die Zunahme von Hetze, Hassverbrechen, Propaganda und gewaltbereiter Fremdenfeindlichkeit zeigen, dass dringend alle Sektoren der Gesellschaft, auch der Jugendsektor, jeweils einen Beitrag dazu leisten müssen, in Gewaltbereitschaft mündende Radikalisierung zu bekämpfen und die soziale Stabilität sowie ein positives und sicheres Umfeld für das Heranwachsen aufrechtzuerhalten.

Weiterführende Informationen:

* SCHLÜSSELBEGRIFFE

Jugendarbeit: Jugendarbeit umfasst eine Vielzahl an Tätigkeiten (z. B. soziale, kulturelle, erzieherische, sportliche und politische Tätigkeiten), die mit, durch und für junge Menschen mithilfe nichtformalen und informellen Lernens durchgeführt werden.
Gegendiskurse: direkte oder indirekte Kommunikationstätigkeiten online oder offline gegen extremistische Diskurse, einschließlich der Gegenbeweise, die sich auf Fakten stützen.

HAUPTDOKUMENT

Schlussfolgerungen des Rates und der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten zur Rolle des Jugendsektors bei einem integrierten und bereichsübergreifenden Ansatz zur Prävention und Bekämpfung der in Gewaltbereitschaft mündenden Radikalisierung junger Menschen (ABl. C 213 vom 14.6.2016, S. 1-5)

Letzte Aktualisierung: 28.11.2016

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