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Document 92002E000397

SCHRIFTLICHE ANFRAGE P-0397/02 von Elly Plooij-van Gorsel (ELDR) an die Kommission. Stilllegung des Hochflussreaktors in Petten (Niederlande).

ABl. C 205E vom 29.8.2002, p. 131–132 (ES, DA, DE, EL, EN, FR, IT, NL, PT, FI, SV)

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92002E0397

SCHRIFTLICHE ANFRAGE P-0397/02 von Elly Plooij-van Gorsel (ELDR) an die Kommission. Stilllegung des Hochflussreaktors in Petten (Niederlande).

Amtsblatt Nr. 205 E vom 29/08/2002 S. 0131 - 0132


SCHRIFTLICHE ANFRAGE P-0397/02

von Elly Plooij-van Gorsel (ELDR) an die Kommission

(11. Februar 2002)

Betrifft: Stilllegung des Hochflussreaktors in Petten (Niederlande)

Hat die Kommission Kenntnis von den Sicherheitsproblemen, die zur vorübergehenden Stilllegung des Hochflussreaktors in Petten geführt haben?

Ist die Kommission darüber unterrichtet, dass die erforderlichen Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten wurden? Falls ja, was gedenkt die Kommission zu tun, um künftig eine optimale Sicherheit zu gewährleisten?

Besteht die Gefahr eines Mangels an Radioisotopen in Europa, da der Reaktor jetzt stillgelegt worden ist, und wie gedenkt die Kommission die angemessene Behandlung von Krebspatienten, die auf Petten angewiesen sind, sicherzustellen?

Antwort von Herrn Busquin im Namen der Kommission

(12. März 2002)

Am 1. Februar 2002 wurde in einem Artikel einer lokalen Zeitung von einem Riss im Hochflussreaktor (HFR) gesprochen (es handelt sich eigentlich um eine interne Schweißanomalie). Diese Anomalie besteht seit der Installierung des aktuellen Reaktorbehälters im Jahre 1984. Den Genehmigungsbehörden wurden vollständige Unterlagen darüber übermittelt. Anlässlich der Inspektionen während des Betriebs wurde der Riss regelmäßig überwacht und gemessen. Im August 2001 erregten die Ergebnisse einer Inspektion und der Messung dieses Risses die Besorgnis der Öffentlichkeit wegen vermutetem Risswachstum. Die mit der Überprüfung beauftragten Sachverständigen und die NRG (Nuclear Research and Consultancy Group) gaben an, dass das scheinbare Wachstum auf den Einsatz neuer Messinstrumente zurückzuführen sei und kein Sicherheitsrisiko bestehe. Nach einer Erörterung und Überprüfung der technischen Einzelheiten der Messungen genehmigte die niederländische Sicherheitsbehörde (KFD Kernfysischer Dienst) die Fortsetzung des Reaktorbetriebs, verlangte jedoch eine zusätzliche Inspektion im Sommer 2002.

Auf die Anschuldigungen eines Mitarbeiters der NRG im Jahre 2001 hin leitete die niederländische Genehmigungsbehörde eine Untersuchung der Sicherheit und der Funktionsweise des HFR ein, an der die Kommission als Genehmigungsinhaber voll beteiligt war. Das Ergebnis war, dass die HFR-Verwaltung die Genehmigungsbedingungen zwar voll eingehalten hatte, aber zwischen der Betriebsanleitung und den von der NRG zugrunde gelegten technischen Sicherheitsbestimmungen Diskrepanzen bestanden, die bei einigen Verfahren dazu führten, dass man zu einer unterschiedlichen Auslegung kam, wie diese anzuwenden seien. Daher brachte die Kommission den niederländischen Behörden und der NRG gegenüber zum Ausdruck, dass die Sicherheitskultur beim Betrieb des HFR verbessert werden könne und müsse.

Auf Anfrage der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) akzeptierte die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO, Wien), die Sicherheitskultur zu überprüfen, womit sie am 13. Februar 2002 begann. Das mit der Prüfung beauftragte Expertengremium der IAEO wird der Kommission (dem Institut für Energie der GFS) unmittelbar Bericht erstatten.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen empfahl die Kommission ein vorübergehendes Abschalten des Reaktors zur erneuten Messung des Risses (der internen Schweißanomalie). Während dieses Zeitraums sollen verstärkt Ausbildungs- und andere Maßnahmen im Interesse der Sicherheitskultur durchgeführt werden.

Im Einvernehmen mit dem KFD wurde beschlossen, den Betrieb des HFR bis zum Ende des laufenden Zyklus aufrecht zu erhalten (18. Februar 2002), um die kurzfristige Verfügbarkeit medizinischer Radioisotope für Krebsdiagnose und -therapie so wenig wie möglich zu gefährden. Die Hersteller solcher Radioisotope dürften so in der Lage sein, andere Lieferanten zu finden. In diesem Zusammenhang begrüßt die Kommission die in den nächsten Tagen geplante Zusammenkunft des Verbandes der europäischen Radioisotopenhersteller und der europäischen Forschungsreaktoren zur Aushandlung von Überbrückungsplänen mit den Reaktorbetreibern für die Monate Februar und März 2002.

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