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Document 92000E000276

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0276/00 von Paulo Casaca (PSE) an die Kommission. Mangelnde Glaubwürdigkeit der KKP-Angaben von Eurostat.

ABl. C 303E vom 24.10.2000, p. 170–171 (ES, DA, DE, EL, EN, FR, IT, NL, PT, FI, SV)

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92000E0276

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0276/00 von Paulo Casaca (PSE) an die Kommission. Mangelnde Glaubwürdigkeit der KKP-Angaben von Eurostat.

Amtsblatt Nr. 303 E vom 24/10/2000 S. 0170 - 0171


SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0276/00

von Paulo Casaca (PSE) an die Kommission

(7. Februar 2000)

Betrifft: Mangelnde Glaubwürdigkeit der KKP-Angaben von Eurostat

Das Statistische Bundesamt der Bundesrepublik Deutschland in Wiesbaden veröffentlicht seit mindestens 25 Jahren vergleichende statistische Reihen der Preise in Portugal und Deutschland, die, zumindest in den letzten Jahren, monatliche Angaben enthalten (Preise, Fachserie 17, Reihe 10, Internationaler Vergleich der Preise für die Lebenshaltung, Statistisches Bundesamt, verschiedene Monate).

Die vom deutschen Statistischen Bundesamt veröffentlichten Angaben zeigen systematisch ein viel höheres Preisniveau für Portugal als die von Eurostat vorgelegten Angaben. Zum Beispiel waren laut Eurostat 1995 die portugiesischen Verbraucherpreise 41,4 % unter den deutschen Preisen (Kaufkraftparitäten und verbundene Wirtschaftsindikatoren, Ergebnisse für 1995 und 1996, Eurostat), während das deutsche Statistische Bundesamt in der genannten Veröffentlichung von 1995 für denselben Indikator lediglich zu einem Unterschied von 6,3 % kam.

Ab 1998 stellen die von Eurostat vorgelegten Angaben (miteinbegriffen in Statistiken des PIB, da die Ergebnisse der KKP noch nicht veröffentlicht wurden) die portugiesischen Preise (PIB-Preise, da die Verbraucherpreise nicht verbreitet wurden) weiterhin als weit unter den deutschen Preisen liegend heraus, während das Statistische Bundesamt hinsichtlich der Verbraucherpreise zu dem Schluß kommt, daß der Escudo überbewertet ist.

Ist die Europäische Kommission der Auffassung, daß die Verwendung eines Indikators, der Werte ergibt, die total unterschiedlich, wenn nicht sogar gegensätzlich sind, wenn sie von verschiedenen statistischen Ämtern veröffentlicht werden, als vollkommen korrekt betrachtet werden kann und daß dies die gängigen Praktiken widerspiegelt?

Antwort von Herrn Solbes Mira im Namen der Kommission

(28. März 2000)

Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Angaben, auf die sich der Herr Abgeordnete bezieht, basieren weder auf der gleichen Methodik noch verfolgen sie die gleiche Zielsetzung wie die Statistiken, die von der Kommission für die Berechnungen der Kaufkraftparitäten (KKP) erstellt werden.

Die unterschiedlichen Ergebnisse in den beiden Veröffentlichungen sind auf drei wesentliche Unterschiede zurückzuführen. Das Eurostat-Ergebnis umfaßt den gesamten Verbrauch auf der Ebene des gesamten Bruttoinlandsproduktes (BIP), also nicht nur die Konsumausgaben der privaten Haushalte, sondern auch den Verbrauch des Staates und die Bruttoanlageinvestitionen. Die Ergebnisse der deutschen Veröffentlichung berücksichtigten nur die Konsumausgaben der privaten Haushalte, und auch davon nur einen Teil, da Mieten, Kraftfahrzeuge und Versicherungen nicht inbegriffen sind. Ein Beispiel: bei den Mieten, die in Deutschland 1995 17,4 % der privaten Konsumausgaben ausmachten, gegenüber 4,7 % in Portugal, wird für Portugal ein um 78 % unter dem deutschen Wert liegender Preisindex ausgewiesen. Auch bei den Verbrauchsausgaben des Staates, die sich 1995 in Deutschland auf 12 % des BIP und in Portugal sogar auf 18,1 % beliefen, ist für Portugal ein Preisindex berechnet worden, der 68 % niedriger als in Deutschland ist.

Die Produkte und Dienstleistungen werden anders gewichtet, da Eurostat in den einzelnen Staaten die nationale Struktur der Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte untersucht (die deutsche Struktur für Deutschland, die portugiesische für Portugal usw.), während das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bei den Länderanalysen die Verbrauchsstruktur der privaten Haushalte in Deutschland zugrunde legt.

Schließlich verfolgen die beiden Analysen unterschiedliche Zielsetzungen: Eurostat ermittelt Kaufkraftparitäten, um einen allgemeinen Vergleich aller untersuchten europäischen Länder durchführen zu können (multilaterale Vergleiche), während das Statistische Bundesamt auf bilaterale Vergleiche Deutschlands mit dem jeweiligen untersuchten Land abzielt. Im Gegensatz zu Eurostat, das seine KKP-Statistiken für internationale Zwecke erstellt und veröffentlicht, verfolgt das Statistische Bundesamt mit seinen Statistiken rein nationale Zielsetzungen.

Es ist deshalb aufgrund der unterschiedlichen Methodik und Zielsetzung nicht möglich, die Ergebnisse der beiden Veröffentlichungen zu vergleichen; die Ergebnisse stehen nicht im Gegensatz zueinander, sondern sie ergänzen sich.

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