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Document 52012XC0719(02)

Veröffentlichung eines Eintragungsantrags gemäß Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

ABl. C 212 vom 19.7.2012, p. 6–9 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

19.7.2012   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 212/6


Veröffentlichung eines Eintragungsantrags gemäß Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

2012/C 212/05

Diese Veröffentlichung eröffnet die Möglichkeit, nach Artikel 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates (1) Einspruch gegen den Antrag einzulegen. Der Einspruch muss innerhalb von sechs Monaten ab dieser Veröffentlichung bei der Europäischen Kommission eingehen.

EINZIGES DOKUMENT

VERORDNUNG (EG) Nr. 510/2006 DES RATES

„AIL FUMÉ D'ARLEUX“

EG-Nr.: FR-PGI-0005-0820-02.08.2010

g.g.A. ( X ) g.U. ( )

1.   Name:

„Ail fumé d'Arleux“

2.   Mitgliedstaat oder Drittland:

Frankreich

3.   Beschreibung des Agrarerzeugnisses oder des Lebensmittels:

3.1   Erzeugnisart:

Klasse 1.6:

Obst, Gemüse und Getreide, unverarbeitet und verarbeitet

3.2   Beschreibung des Erzeugnisses, für das der unter Punkt 1 aufgeführte Name gilt:

Bei „Ail fumé d'Arleux“ handelt es sich um einen Knoblauch, dem durch ein traditionelles Verfahren und das Knowhow der Menschen beim Flechten und Räuchern über lokalem Torf und/oder Braunkohle und/oder Kurzstroh und/oder Sägespänen eine enorme Haltbarkeit verliehen wird.

„Ail fumé d’Arleux“ wird aus einem rosafarbenen Frühlingsknoblauch (Allium sativum, Familie der Liliengewächse) hergestellt, der zur Sortengruppe II und zum Typ „Ail du Nord“ gehört. Er zeichnet sich durch eine lange Ruhephase, mittelgroße Knollen sowie das Fehlen eines Blütenstängels aus und ist an die klimatischen und historischen Bedingungen der Region Nord-Pas de Calais angepasst. Durch den fehlenden Blütenstängel kann der Knoblauch zu einem charakteristischen Zopf geflochten werden, da sich das Laub aufgrund seiner Biegsamkeit gut flechten lässt. Die verwendeten Arten sind Ail du Nord, Gayant und Arno. Neue Arten können eingeführt werden, wenn sie den oben festgelegten Kriterien entsprechen. Nach jeder Änderung wird die Liste mit den Arten an die Erzeuger sowie die Kontrollstelle und die zuständigen Kontrollbehörden übermittelt. Bei der Ernte sind die Knollen mittelgroß (zwischen 40 und 80 mm je nach Aufmachung) und weiß, wohingegen die äußere Haut der Zehen dunkelrosa ist.

„Ail fumé d’Arleux“ wird traditionell zu Zöpfen geflochten, wobei die Anzahl der Knollen zwischen 10 und 90 oder sogar 120 liegt. Er kann aber auch in Zöpfen mit drei Knollen aufgemacht sein. Durch das Trocknen der Knoblauchknollen mit dem Laub, das auf dem Feld oder durch dynamische Belüftung in einer Halle erfolgt, wird das Flechten zu Zöpfen erst möglich. Die Zöpfe werden von Hand geflochten, und zwar genauso wie Haare.

Das Räuchern erfolgt nach dem Flechten in einer Räucherkammer und dauert mindestens sieben Tage. Beim Räuchern bilden sich je nach den verwendeten Materialien unterschiedliche Farbtöne heraus. Die Farbpalette reicht von rotbräunlich bis dunkelbraun. Die fertigen Zöpfe können vor dem Verkauf gegebenenfalls in Netze verpackt werden.

„Ail fumé d’Arleux“ weist folgende Merkmale auf:

angenehmer Geruch nach Geräuchertem;

einheitliche Färbung des gesamten Zopfes, wobei die Farbintensität anhand eines festgelegten Farbreferenzsystems bestimmt wird.

3.3   Rohstoffe (nur für Verarbeitungserzeugnisse):

Entfällt.

3.4   Futter (nur für Erzeugnisse tierischen Ursprungs):

Entfällt.

3.5   Besondere Erzeugungsschritte, die in dem abgegrenzten geografischen Gebiet erfolgen müssen:

Alle Erzeugungsschritte vom Anbau, über das Flechten und Räuchern bis hin zum Verpacken müssen in dem Gebiet erfolgen.

3.6   Besondere Vorschriften für Vorgänge wie Schneiden, Reiben, Verpacken usw.:

Nach dem Räuchern kann der Knoblauch in Netze verpackt werden. Das Erzeugnis muss in dem geografischen Gebiet verpackt werden, um die Arbeitsschritte weitestgehend zu begrenzen. Denn „Ail fumé d’Arleux“ ist ein empfindliches Erzeugnis (durch das Räuchern werden die Außenhäute und die Stängel brüchig), bei dem die Bearbeitungsschritte und Transportwege begrenzt werden müssen. Durch das Verpacken in dem geografischen Gebiet können Beschädigungen an dem Erzeugnis und den Zöpfen vermieden werden.

3.7   Besondere Vorschriften für die Etikettierung:

Abgesehen von den rechtlichen Vorschriften muss jedes Etikett folgende Angaben enthalten:

den Namen der g.g.A.;

die Losnummer zur Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit;

das Logo für g.g.A. der Europäischen Union und/oder den Vermerk „geschützte geografische Angabe“.

4.   Kurzbeschreibung der Abgrenzung des geografischen Gebiets:

Die Abgrenzung des geografischen Gebiets entspricht der derzeitigen Knoblauchanbaufläche im traditionellen Arleux-Becken, die sich aufgrund der örtlichen Boden- und Klimaverhältnisse und der dortigen Moore so herausgebildet hat.

Das geografische Gebiet umfasst 62 Gemeinden: 35 im Departement Nord und 27 im Departement Pas de Calais.

Departement Nord

Arleux, Aubencheul au Bac, Aubigny au Bac, Bruille lez Marchiennes, Brunemont, Bugnicourt, Cantin, Courchelettes, Cuincy, Dechy, Ecaillon, Erchin, Esquerchin, Estrées, Fechain, Ferin, Flers en Escrebieux, Fressain, Fressies, Goeulzin, Guesnain, Hamel, Haynecourt, Hem Lenglet, Lambres lez Douai, Lauwin Planque, Lecluse, Lewarde, Loffre, Marcq en Ostrevant, Marquette en Ostrevant, Masny, Monchecourt, Roucourt, Villers au Tertre.

Departement Pas de Calais

Baralle, Bellonne, Brebières, Buissy, Cagnicourt, Corbehem, Dury, Ecourt Saint Quentin, Epinoy, Gouy sous Bellonne, Hendecourt les Cagnicourt, Marquion, Noyelles sous Bellonne, Oisy le Verger, Palluel, Quiery La Motte, Recourt, Riencourt les Cagnicourt, Rumaucourt, Sailly en Ostrevent, Sains les Marquion, Sauchy Cauchy, Sauchy Lestrée, Saudemont, Tortequesne, Villers les Cagnicourt, Vitry en Artois.

5.   Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet:

5.1   Besonderheit des geografischen Gebiets:

Boden

Die für die Region Cambrésis typischen Böden sind aus verschiedenen Ausgangsmaterialien entstanden: Lösslehm, Ton aus dem Tertiär und in geringerem Umfang sandige Materialien aus Tertiärformationen, Kreide und alluviale Ablagerungen.

„Ail fumé d'Arleux“ wird in dem geografischen Gebiet auf Parzellen angebaut, die sich durch lehmige bis lehmig-tonhaltige Böden mit höchstens 30 % Ton auszeichnen.

Klima

In dem geografischen Gebiet herrscht ein gemäßigtes Klima mit Temperaturen, die von Jahr zu Jahr relativ gleich bleiben. Die Tiefsttemperaturen sind gemäßigt (es gibt nur wenige Tage, an denen das Thermometer unter Null fällt) und die Höchsttemperaturen übersteigen nur selten die 30 °C-Marke. Darüber hinaus ist der Unterschied zwischen den Tag- und Nachttemperaturen gering.

Die Niederschläge sind gleichmäßig über das gesamte Jahr verteilt, und die Gesamtniederschlagsmenge beträgt jährlich rund 650 mm (Durchschnittswert über die letzten 30 Jahre).

Vorhandensein von Torf

Arleux liegt in einem von Wiesen, Flüssen und Sumpflandschaften umgebenen Tal.

Das Sensée-Tal „zeichnet einen langen grünen Streifen“ zwischen die beiden kahlen Ebenen von Douaisis und Cambrésis.

In die Sensée münden kleinere Nebenflüsse wie die Agache und die Hirondelle; sie fließt durch Sumpf- und Teichlandschaften und mündet schließlich in den Canal du Nord.

Die Sumpflandschaft des Sensée-Tals erstreckt sich über ein Gebiet von fast 800 Hektar, in dem sich Anschwemmungen und Torf abgelagert haben.

Die früher zahlreichen Mühlen und Schleusen in dem Tal haben dazu beigetragen, den Wasserstand in den Sümpfen aufrechtzuerhalten, während der Abbau von Torf, der vor dem massiven Einsatz der Kohle als Brennstoff genutzt wurde, für das Entstehen der Teiche gesorgt hat.

5.2   Besonderheit des Erzeugnisses:

Die Besonderheit des Erzeugnisses beruht auf einem speziellen Knowhow, dem Räuchern, sowie auf seiner Qualität, die durch das Räuchern sowie die besondere Aufmachung in Zöpfen erreicht wird, und schließlich auf einem langjährigen hohen Ansehen, das bis heute überdauert hat.

Überliefertes Knowhow: das Räuchern

Das Räuchern erfolgt traditionell durch die Verbrennung einer Mischung aus Torf, Sägespänen und Kurzstroh. Heutzutage enthält diese Mischung auch Braunkohle, da der Torf nicht mehr nachhaltig abgebaut werden kann und Braunkohle dieselben Verbrennungseigenschaften besitzt. Der Knoblauchanbau entwickelte sich im Arleux-Becken, weil es dort Torf und eine spezielle Räuchertechnik gab. Dadurch wurde das Arleux-Becken zu einer Region, in der Knoblauch traditionell geräuchert wird.

Besondere Qualität

Das Räuchern verleiht dem „Ail fumé d’Arleux“ eine einheitliche rotbräunliche bis dunkelbraune Färbung des gesamten Zopfes sowie einen angenehmen Geruch nach Geräuchertem. Darüber hinaus wird er dadurch lange haltbar. Bei der Verwendung von Arten des Typs Ail du Nord ist dank des fehlenden Blütenstängels eine Aufmachung in Zöpfen möglich. Ursprünglich wurde diese Aufmachung gewählt, um den Knoblauch in der Räucherkammer aufzuhängen und den Vertrieb zu vereinfachen. Heute wird sie geschätzt, weil sie praktisch ist und schön aussieht.

Gleichbleibend hohes Ansehen

Die Erzeugung von „Ail fumé d’Arleux“ fand erstmals in den Departementsstatistiken des Jahres 1804 Erwähnung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erhielt das Erzeugnis zahlreiche Preise bei Wettbewerben und auf Landwirtschaftsmessen. Im 20. Jahrhundert wurde der Anbau ausgeweitet, und die Bauern machten das Erzeugnis durch Haustürverkäufe bekannt. Dadurch erlangte „Ail fumé d’Arleux“ auch über das Erzeugungsgebiet hinaus Bekanntheit.

Heute wird das Ansehen des Erzeugnisses vor allem durch das Knoblauchfest von Arleux gesteigert. Das Fest, das 1962 erstmals stattfand, erlebt in den letzten Jahren einen immer größeren Zulauf und verhilft dem Erzeugnis somit zu großer Bekanntheit in der Presse und bei den Besuchern.

5.3   Ursächlicher Zusammenhang zwischen dem geografischen Gebiet und der Qualität oder den Merkmalen des Erzeugnisses (im Falle einer g.U.) bzw. einer bestimmten Qualität, dem Ansehen oder sonstigen Eigenschaften des Erzeugnisses (im Falle einer g.g.A.):

In dieser Region mit für den Knoblauchanbau günstigen Boden- und Klimaverhältnissen (lockere Böden mit geringem Humusanteil und wenigen Steinen, die schnell abtrocknen und leicht Wärme aufnehmen, sowie ein gemäßigtes Klima mit geringen Temperaturunterschieden und über das Jahr gleichbleibenden Niederschlägen) war das Vorhandensein von Torf ausschlaggebend für das Räuchern des Knoblauchs.

Der Torf diente zu Heizzwecken, wurde aber sehr bald auch schon zum Räuchern von Knoblauch verwendet. Aufgrund des in dem geografischen Gebiet herrschenden Klimas trocknet der Knoblauch nämlich nicht richtig. Durch das Räuchern kann somit ein vollständiges Trocknen des Knoblauchs erreicht werden; gleichzeitig wird das Erzeugnis dadurch haltbar gemacht und vor Schimmelbildung geschützt. Darüber hinaus verleiht das Räuchern dem Knoblauch seine charakteristische rote Farbe und den typischen Geruch. Die Knoblaucherzeuger verwenden zum Räuchern auch noch andere Materialien, die ebenfalls aus der Region stammen.

Das Flechten des Knoblauchs wiederum dient dazu, ihn in den Räucherkammern besser aufhängen zu können. Diese beiden Aspekte sind eng miteinander verknüpft und machen das mit „Ail fumé d’Arleux“ verbundene Knowhow aus. Mit dem Einsatz von Zugpferden (Bodenbewegungen) und mehr noch mit der fortschreitenden Mechanisierung konnte Knoblauch nicht länger in diesen sumpfigen Gebieten angebaut werden. So dehnte sich das Anbaugebiet auf Flächen aus, die immer weiter von den Torfmooren entfernt waren.

Das Kurzstroh fällt beim Dreschen von Weizen in Betrieben an, die mit alten Dreschmaschinen arbeiten. Allerdings geht ihre Zahl immer mehr zurück und sie bestellen nur kleine Flächen. Heutzutage können nur noch wenige Betriebe die Knoblaucherzeuger mit Kurzstroh beliefern, da dieses bei der Ernte mit den modernen Maschinen auf dem Feld zurückgelassen wird. Mehrere solcher traditioneller Betriebe finden sich noch im Béthunois. Sie produzieren Stroh für die Nationalgestüte und die großen Rennpferdeställe im Großraum Paris (Vincennes, Chantilly), die besondere Anforderungen an die Qualität des Strohs für ihre Pferde stellen. Bei den Sägespänen bevorzugen die Erzeuger hingegen Lieferanten aus der Region. Bei den Wäldern im Nord-Pas de Calais handelt es sich überwiegend um Laubwälder (93 %), in denen Eichen, Buchen und Eschen stark vertreten sind. Diese Holzarten eignen sich gut für das Räuchern von Knoblauch.

Die Erzeuger von „Ail fumé d’Arleux“ haben es somit verstanden, durch das Flechten des Knoblauchs einerseits und durch ein spezielles Räucherverfahren andererseits (ursprünglich mit Torf, in jüngerer Zeit durch Zusatz eines oder mehrerer Brennstoffe) ihrem Erzeugnis zu einem gewissen Ansehen zu verhelfen, wovon heute noch der große Erfolg des Knoblauchfestes zeugt.

Hinweis auf die Veröffentlichung der Spezifikation:

(Artikel 5 Absatz 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006)

https://www.inao.gouv.fr/fichier/CDCIGPAilfumedArleux06122011.pdf


(1)  ABl. L 93 vom 31.3.2006, S. 12.


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