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Document 52008AR0003

Stellungnahme des Ausschusses der Regionen Aktionsplan Erwachsenenbildung — Zum Lernen ist es nie zu spät

ABl. C 257 vom 9.10.2008, p. 70–75 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

9.10.2008   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 257/70


Stellungnahme des Ausschusses der Regionen „Aktionsplan Erwachsenenbildung — Zum Lernen ist es nie zu spät“

(2008/C 257/11)

DER AUSSCHUSS DER REGIONEN

erinnert daran, dass in vielen Mitgliedstaaten die regionale und lokale Ebene nicht nur für die Erwachsenenbildung zuständig sind, sondern auf ihnen auch die Bildungs- und Ausbildungsentscheidungen getroffen und in die Praxis umgesetzt werden. Aus diesem Grund müssen die im Aktionsplan vorgeschlagenen Maßnahmen ebenfalls auf lokaler und regionaler Ebene durchgeführt werden;

erinnert daran, dass insbesondere die Erwachsenenbildung einen wesentlichen Beitrag zur Beschäftigungsfähigkeit, Mobilität, sozialen Integration und Persönlichkeitsentwicklung liefert, indem der Erwerb von Schlüsselkompetenzen für alle Bürger gefördert wird;

erkennt an, dass der Nutzen des Potenzials der Personen, seine Bestätigung und Freisetzung durch die Erwachsenenbildung einen spürbaren „Mehrwert“ für viele andere Aspekte des sozialen, beruflichen, staatsbürgerlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens der Teilnehmer hat. Lernprogramme für Erwachsene, die auf partnerschaftlichen Grundsätzen und Verfahren beruhen, sind eine wichtige Quelle für die Leistungssteigerung von Einzelpersonen und Gemeinschaften;

befürwortet und wird aktiv dazu beitragen, dass die erforderlichen finanziellen, personellen, administrativen und sonstigen Ressourcen bereitgestellt werden, um das Ideal einer stärkeren und intensiveren Teilnahme der europäischen Bürger an der Erwachsenenbildung zu verwirklichen;

möchte, dass sichergestellt wird, dass die lokalen und regionalen Anbieter und Beteiligten als Partner in alle Phasen einbezogen werden, insbesondere in die Entwicklung der Strategien, der Governance — Strukturen und der Modalitäten der Bildungsangebote;

bedauert, dass die Europäische Kommission zwar fordert, angemessene Mittel in den Sektor der Erwachsenenbildung zu investieren und diesen besser zu beobachten, dass aber andererseits sowohl der öffentliche als auch der private Sektor gegenwärtig nur unzureichende Mittel für diesen Bereich bereitstellen.

Berichterstatterin

:

Frau Mary SHIELDS (IE/UEN-AE), Ratsmitglied des Stadtrates von Cork

Referenzdokument

Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen: „Aktionsplan Erwachsenenbildung — zum Lernen ist es nie zu spät“

KOM(2007) 558 endg.

POLITISCHE EMPFEHLUNGEN

DER AUSSCHUSS DER REGIONEN

ALLGEMEINE BEMERKUNGEN

1.

begrüßt das in der Mitteilung der Kommission „Aktionsplan Erwachsenenbildung — zum Lernen ist es nie zu spät“ vorgestellte, breit angelegte Konzept für die Erwachsenenbildung und die Vorgehensweise und unterstützt die Betonung der zentralen Stellung des erwachsenen Lernenden;

2.

erinnert daran, dass Bildung und Ausbildung entscheidende Faktoren für Wachstum und Entwicklung auf lokaler und regionaler Ebene sowie für die Verwirklichung der Ziele von Lissabon sind. Insbesondere die Erwachsenenbildung liefert einen wesentlichen Beitrag zur Beschäftigungsfähigkeit, Mobilität, sozialen Integration und Persönlichkeitsentwicklung, indem der Erwerb von Schlüsselkompetenzen für alle Bürger gefördert wird;

3.

Erwachsenenbildung ist von grundlegender Bedeutung für die Zukunft Europas. Flexicurity bedeutet, dass die traditionelle Kultur ein und desselben „lebenslangen“ Arbeitsplatzes überholt ist. Außerdem ist die Technologie einem immer rasanteren Wandel unterworfen; dies erfordert eine konstante „Weiterbildung“ in allen Altersstufen, um mit den neuen Qualifikationsanforderungen Schritt halten zu können. Ferner wird sich auch die Lebenserwartung erhöhen. In diesem künftigen Umfeld ist Erwachsenenbildung unerlässlich, sowohl zum Wohle des Einzelnen als auch für den wirtschaftlichen Erfolg und den sozialen Zusammenhalt Europas;

4.

verweist auf die Hauptaufgaben von Erwachsenenbildung, wie sie von der OECD festgelegt wurden, nämlich Kompetenzen zu verbessern, Selbstverwirklichung und besseren Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern sowie soziale Aktivitäten (Gemeinwesen) auszuweiten;

5.

stimmt darin zu, dass der große Nutzen der Erwachsenenbildung für die europäischen Bürger in folgenden Bereichen liegt: Entwicklung des Gemeinwesens, wirtschaftlicher Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit, Förderung der sozialen Integration, Stärkung der Persönlichkeit und Förderung der staatsbürgerlichen Integration als wesentliche Bestandteile für die persönliche Entwicklung; ferner begrüßt es der Ausschuss, dass die drei folgenden Schlüsselelemente als unerlässlich für die Effizienz und Wirksamkeit des Sektors Erwachsenenbildung betrachtet werden: politische Entscheidungen, gute Governance und Umsetzung;

6.

begrüßt, dass die Erwachsenenbildung als Bestandteil des lebenslangen Lernens betrachtet wird, so dass die in jenem Bereich geplanten Maßnahmen mit den Strategien für das lebenslange Lernen in Einklang gebracht werden können;

7.

unterstützt die fünf für den vorgeschlagenen Aktionsplan formulierten Schlüsselbereiche, auf die sich die Maßnahmen des vorgeschlagenen Aktionsplans konzentrieren sollen, sowie den Zeitplan für deren Umsetzung;

8.

ist der Auffassung, dass der vorgeschlagene Aktionsplan das Potenzial hat, die Erwachsenenbildung für bestimmte Zielgruppen mit den finanziellen und materiellen Erfordernissen, der Forschung und der beruflichen Entwicklung zu vereinbaren und somit zu verbessern und mit der Vielzahl der europäischen Lerntraditionen zurecht zu kommen;

9.

stimmt darin überein, dass eine ganzheitliche Integration dieser Aspekte (Ziffer 4) und der dafür vorgesehene Aktionsplan die Erwachsenenbildung in Europa zu einer engagierten, reflektierten, lernorientierten und strategiegeleiteten Phase der verstärkten Entwicklung führen kann;

10.

erinnert daran, dass in vielen Mitgliedstaaten die regionale und lokale Ebene nicht nur für die Erwachsenenbildung zuständig sind, sondern auf ihnen auch die Bildungs- und Ausbildungsentscheidungen getroffen und in die Praxis umgesetzt werden; aus diesem Grund müssen die im Aktionsplan vorgeschlagenen Maßnahmen ebenfalls auf lokaler und regionaler Ebene durchgeführt werden;

11.

stellt zustimmend die konsequente Verwendung des Konzepts der „Erwachsenenbildung“ im Text fest. Das weite und offene Konzept der „Erwachsenenbildung“ verweist per se auf den Wert des persönlichen Engagements beim Lernen, auf die unzähligen formalen/informellen Lernerfahrungen im Leben der Bürger; es betont die Vorteile für die persönliche Entwicklung, wenn man sich positiv mit der sich ändernden Umwelt und Realität in Europa auseinandersetzt; es kommt wirksam mit den unterschiedlichen Umständen zurecht;

12.

ist der Meinung, dass die Entwicklung unterschiedlicher Formen der Erwachsenenbildung effizienter und wirksamer ist, wenn die Lernenden als Erwerber/ Übermittler/ Hersteller von „Wissen“ betrachtet werden; anerkennt, dass der vorgeschlagene Aktionsplan dieses Konzept in kohärenter Form umsetzen will;

13.

ist der Meinung, dass die Erwachsenenbildung eine vielseitige Konzeptionierung der miteinander verzahnten Elemente Wissenskompetenz und Einstellungen zur Bildung, Wahrnehmungen, Kenntnisse usw. umfasst. Erwachsene haben reiche und unterschiedliche Lebenserfahrungen; deshalb werden ihre Lernerfolge besser, wenn sie einbezogen werden, Eigenverantwortung für ihre Lernbemühungen tragen und sich in Lernumgebungen, in denen gegenseitige Achtung herrscht, akzeptiert, eingebunden und unterstützt fühlen. Die sozialen Beziehungen aller Beteiligten (Lernende, Lehrkräfte, Anbieter, Schulverwaltungen usw.) spielen eine sehr wichtige Rolle für die persönlichen Fähigkeiten, sich bei der Erwachsenenbildung wirksam zu engagieren;

14.

erkennt an, dass der Nutzen des Potenzials der Personen, seine Bestätigung und Freisetzung durch die Erwachsenenbildung einen spürbaren „Mehrwert“ für viele andere Aspekte des sozialen, beruflichen, staatsbürgerlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens der Teilnehmer wie auch für die Verbesserung der generationsübergreifenden bzw. intergenerationellen Aspekte hat. Lernprogramme für Erwachsene, die auf partnerschaftlichen Grundsätzen und Verfahren beruhen, sind eine wichtige Quelle für die Leistungssteigerung von Einzelpersonen und Gemeinschaften;

15.

erinnert daran, dass der AdR dem Erwerb von Schlüsselkompetenzen vor allem für eine selbständige Lebensführung und für das eigene Selbstwertgefühl aller europäischen Bürger große Bedeutung beimisst. Für die Entwicklung solcher Kompetenzen bieten die Schlüsselkompetenzen der EU daher einen hervorragenden Referenzrahmen, nicht zuletzt für die Entwicklung auf regionaler und lokaler Ebene. Erwachsene müssen imstande sein, ihre Schlüsselkompetenzen ihr ganzes Leben hindurch zu aktualisieren; besonderes Augenmerk muss auf die Zielgruppen gerichtet werden, die im nationalen, regionalen oder lokalen Zusammenhang als vorrangig zu behandelnde Gruppen eingestuft werden. Lokale und regionale Initiativen zur Unterrichtung, Einbeziehung und Motivierung solcher Gruppen sowie zur Bereitstellung eines an die Bedürfnisse der Personen in ihrem Umfeld angepassten Bildungsangebots werden hierzu einen wichtigen Beitrag leisten;

16.

unterstützt die (formalen/informellen) Maßnahmen zur Erwachsenenbildung im vorgeschlagenen Aktionsplan in seiner ganzen Breite und Tiefe, den Umfang der Dimension Lernen und die Bildungskonzepte zur Bewertung der Lernerfolge, die das Konzept der „multiplen Intelligenz“ und die entsprechende Vorgehensweise zugrunde legen;

17.

befürwortet und wird aktiv dazu beitragen, dass die erforderlichen finanziellen, personellen, administrativen und sonstigen Ressourcen bereitgestellt werden, um das Ideal einer stärkeren und intensiveren Teilnahme der europäischen Bürger an der Erwachsenenbildung zu verwirklichen;

Bildungspartnerschaften

18.

weist darauf hin, dass richtig organisierte Erwachsenenbildung ein aktiver Beitrag zur Integration sein kann. Über die Erwachsenenbildung können Zuwanderer in ihr neues Heimatland integriert werden, und der einheimischen Bevölkerung kann die Möglichkeit geboten werden, neue Kulturen und Sprachen kennen zu lernen;

19.

begrüßt die Betonung der 'Bildungspartnerschaft' in der Mitteilung als treibendes Prinzip und Verfahrensweise für das gesellschaftliche und das individuelle Engagement zugunsten der Erwachsenenbildung. Bildungspartnerschaften sind symbiotische Prozesse und werden in den bildungspolitischen Antworten auf die Probleme der Erwachsenenbildung in ganz Europa bereits in unterschiedlichem Maße reflektiert;

20.

betont, dass das Konzept der Bildungspartnerschaft

für die einzelnen Lernenden und auch für die Lerngruppen einen großen motivierenden Wert hat;

eine sichere Grundlage für die gleiche Wertschätzung unter allen Beteiligten abgibt;

die interaktive Kommunikation und die gegenseitige Achtung fördert;

zu einer Professionalisierung der Erwachsenenbildung beiträgt; und

ein entscheidender Faktor für die Förderung einer größeren und vertieften Beteiligung von „ausgegrenzten“ Personen und Gruppen ist;

21.

unterstützt die sehr wertvollen Beiträge der Bildungspartnerschaften zur künftigen Erwachsenenbildung in Europa und schlägt der Kommission vor, die Maßnahmen auf folgender Grundlage zu planen: Festlegung der angemessenen Grundsätze und Zielsetzungen; Beschreibung der Aspekte von vorbildlichen Partnerschaften, wie sie bereits in der Erwachsenenbildung in Europa vorhanden sind; Einbeziehung dieser Befunde in das Unterrichtsmaterial; gemeinsame Konzeption und Entwicklung von geeigneten quantitativen und qualitativen Bewertungsverfahren;

22.

ist der Ansicht, dass ein solcher stufenförmiger Prozess der Befähigung ein dauerhafter Aspekt der europäischen Erwachsenenbildung sein könnte. Dies stünde mit grundlegenden Zielen der Union in Einklang und würde die Rolle und Beiträge der lokalen und regionalen Akteure in einem integrierten Prozess unterstützen;

Teilnahme/fehlende Teilnahme an der Erwachsenenbildung

23.

begrüßt es, dass der Kommunikation über die Erweiterung und Vertiefung der Teilnahme aller europäischen Bürger an einem breiten Spektrum von Kursen im Rahmen des lebenslangen Lernens großes Gewicht beigemessen wird, insbesondere einer Kommunikation, die sich an bestimmte Zielgruppen oder Personen richtet, die ausgegrenzt sind oder nicht bzw. nur in geringem Umfang Bildungsangebote wahrnehmen wie etwa Behinderte, Schulabbrecher, gering qualifizierte Arbeitnehmer, ältere Arbeitnehmer, Einwanderer usw.;

24.

erkennt in diesem Zusammenhang, dass eine Ausgrenzung aus dem Bildungsprozess oder die fehlende Teilnahme daran ein entscheidender erster Schritt zu einer künftigen Marginalisierung ist, der häufig die Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt, dem sozialen und staatsbürgerlichen Bereich und dem kulturellen Leben zur Folge hat;

25.

unterstützt die Feststellung, dass ein integrierter Ansatz erforderlich ist, um die typische Unterrepräsentation eines breiten Spektrums von Einzelpersonen und Gruppen in der Erwachsenenbildung zu beheben und eine kontinuierliche Lernkultur für alle Bürger einzuführen;

26.

ist sich bewusst, dass dies kein leichtes und rasch zu bewältigendes oder wohlfeiles Unterfangen ist und am besten als eine Form von privaten und gesellschaftlichen Bildungsinvestitionen und -bemühungen betrachtet werden sollte, die in die privaten, beruflichen, lokalen, regionalen und nationalen Bereiche eingebettet werden müssen;

27.

möchte, dass sichergestellt wird, dass die lokalen und regionalen Anbieter und Beteiligten als Partner in alle Phasen einbezogen werden, insbesondere in die Entwicklung der Strategien, der Governance-Strukturen und der Modalitäten der Bildungsangebote, denn in vielen Mitgliedstaaten liegt die Verantwortung für die Erwachsenenbildung bei den lokalen und regionalen Stellen, deren Einsatz für die Qualifizierung am Arbeitsplatz, die Integration in die Gemeinschaft, die staatsbürgerliche Bildung, die kulturelle Integration und die Hilfen zur Anpassung an sich wandelnde gesellschaftliche und persönliche Umstände wohl bekannt ist;

28.

fordert die Sozialpartner dazu auf, dafür Sorge zu tragen, dass die Erfordernisse der Erwachsenenbildung in Tarifverträgen berücksichtigt werden;

29.

stellt fest, dass auch die Gleichstellung von Frauen und Männern beim Ausbau der Erwachsenenbildung zu berücksichtigen ist. Es gibt Gebiete, in denen die Frauen mehr Aufmerksamkeit erfordern, aber in vielen Ländern sind es gerade die Männer, die die Erwachsenenbildung weniger nutzen, insbesondere bei lokalen Weiterbildungsprogrammen;

Ein effizienter Sektor Erwachsenenbildung — Strategie

30.

schließt sich der Ansicht der Europäischen Kommission an, dass sich die lokalen und regionalen Stellen gemeinsam mit anderen Akteuren für gezielte symbiotische Bildungsmaßnahmen für Erwachsene engagieren müssen, um Lernangebote mit und für Risikopersonen oder gruppen aufzustellen;

31.

betont, dass die Erwachsenenbildung ein wichtiges Instrument für die Verknüpfung verschiedener Politikbereiche auf lokaler und regionaler Ebene ist, wie etwa für die Verknüpfung von Bildungs-, Sozial-, Arbeitsmarkt-, Wachstums- und Integrationsaspekten;

32.

stimmt zu, dass „Bildung am Arbeitsplatz“ ein positives und „gebrauchsfertiges“ Umfeld für Maßnahmen bietet, die das Lernen von Personen in Organisationen und die Entwicklung von Fähigkeiten erweitern, die Zunahme von „lernenden Organisationen“ fördern, ein für kontinuierliches Lernen günstiges Klima schaffen und auf verschiedenen Ebenen zur Erarbeitung und Umsetzung wirksamer Strategien für die Bewältigung des Wandels führen können;

33.

ist ferner der Auffassung, dass der Arbeitsplatz ein anregendes Forum bietet, bei dem sich die möglichen Teilnehmer an der Erwachsenenbildung bereits an Ort und Stelle befinden, und dass Maßnahmen, die zur Teilnahme an Bildungsmaßnahmen am Arbeitsplatz anregen sollen, durch eine Vielzahl von Variablen beeinflusst werden (1);

Ein effizienter Sektor Erwachsenenbildung — Forschung

34.

stimmt der Feststellung aus der Konsultation zum Aktionsplan zu, dass „im Vergleich zu anderen Bereichen des Lernsektors Beitrag und Nutzen der Erwachsenenbildung nicht ausreichend untersucht, erörtert oder veröffentlicht werden“; vertritt die Ansicht, dass ein integrierter und zielgerichteter Forschungsprozess zur Umsetzung der fünf Schlüsselthesen aus der Mitteilung über die Erwachsenenbildung führen kann;

35.

begrüßt die Vorteile, die eine qualitative und konzentrierte Forschung für die Verwirklichung der Ziele des Aktionsplans hat, und ist der Ansicht, dass ein „Feedback“ über die Lernerfolge, Erfahrungen und Materialien für alle Beteiligten die Grundlagen für eine wirksame und effiziente Vermittlung der Erwachsenenbildung stärkt;

36.

ist auch der Ansicht, dass eine bessere europäische Forschung über die Teilnehmer die Abhängigkeit von Vergleichsdaten und Analysen aus anderen Systemen, insbesondere den USA, abbauen und zu adäquaten Antworten zum Problem der Beteiligung in der Europäischen Union führen würde;

37.

schlägt vor, als Leitfaden für verschiedene Elemente aus dem Aktionsplan Untersuchungen in Form einer „Feedback-Schleife“ zu folgenden Fragen durchzuführen: Ermittlung und Rolle der Faktoren, die sich auf die Beteiligung/Nichtbeteiligung an der Erwachsenenbildung auswirken; darunter auch Faktoren aus dem allgemeinen Kontext und sozialen Hintergrund, diesbezügliche verhaltens- und situationsbezogene Faktoren und entsprechende persönliche Einstellungen und Dispositionen, Motivationen und Lernstile der Lernenden in Europa, Einstellungen zur Erwachsenenbildung, (finanzieller, persönlicher, gemeinschaftlicher, regionaler, beruflicher usw.) Ertrag der investierten Bildungsanstrengungen, die Sichtweisen, Einstellungen/Erfahrungen der kaum daran teilnehmenden Zielgruppen in Europa; das Profil der Lehrkräfte, die an der formalen Erwachsenenbildung mitwirken, deren Aus- und Weiterbildung;

Ein effizienter Sektor Erwachsenenbildung — Governance

38.

stellt fest, dass in dem Konsultationsprozess, der der Mitteilung vorausging, als Kennzeichen für eine gute Governance für die Erwachsenenbildung u.a. die Konzentration auf den erwachsenen Lernenden sowie innovative Lernansätze und gründliche Lernbedarfsanalysen angesehen werden; letztere erfordern eine Planung auf lokaler und regionaler Ebene und einen systematischen Ansatz für alle Ebenen und für alle Aspekte der formalen und informellen Bildung;

39.

begrüßt die zentrale Stellung, die dem Lernenden im Abschnitt Governance eingeräumt wird und stellt mit Genugtuung fest, dass den lokalen und regionalen Beiträgen im Rahmen von Bildungspartnerschaften große Bedeutung beigemessen wird;

Ein effizienter Sektor Erwachsenenbildung — Umsetzung

40.

stimmt zu, dass die Herausforderung für die Erwachsenenbildung in einem erweiterten Europa von 27 Mitgliedstaaten darin besteht, eine Dienstleistung bereitzustellen, die gleichzeitig die Motivation der Lernenden, die Interessen und Erfordernisse veränderter bzw. sich ändernder Arbeitsmärkte und die sozialen Anforderungen integrieren kann und bestrebt ist, durch miteinander verzahnte Maßnahmen die zahlreichen Hemmnisse zu überwinden, die einer Teilnahme entgegenstehen;

41.

weist darauf hin, dass die funktionelle Vernetzung der Erwachsenenbildung mit weiterführenden Schulen ein kosteneffizientes Unterrichtsangebot ermöglicht und darüber hinaus auch insofern von Bedeutung ist, als Jugendliche mit der Erwachsenenbildung vertraut gemacht werden. Auf diese Weise lernen sie bereits früh die Einrichtungen der Erwachsenenbildung kennen und können diese zu gegebener Zeit ihrem Bedarf gemäß nutzen;

42.

vertritt die Auffassung, dass durch die Bündelung der Ressourcen für die Jugend- und Erwachsenenbildung umfassend und flexibel auf die wechselnde Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen, die spezifischen Erfordernisse der Erwachsenenbildung sowie die Verfügbarkeit von Fachlehrern reagiert und die Kosteneffizienz des Bildungssystems verbessert werden kann;

43.

begrüßt die Maßnahmen, die während der Konsultation zur Förderung einer Teilnahme an der Erwachsenenbildung aufgeführt wurden und internationale bewährte Praktiken widerspiegeln, als da sind:

die Initiative „Grundfertigkeiten für Erwachsene an kommunalen Arbeitsplätzen“ (Community-Workplace Adult Basic Skills — CWABS), um kommunale Arbeitsplätze besser für die Erwachsenenbildung zu nutzen;

Unterstützung für ein europäisches Netzwerk für lokale und regionale Anbieter von Erwachsenenbildung, für Mentoren und Berater;

Erweiterung des Zugangs zur Hochschule durch das Angebot von Qualifikationen auf dem nächsthöheren Niveau mit Hilfe innovativer Maßnahmen zur Erleichterung einer kontinuierlichen Teilnahme der Lernenden an Vollzeit- oder Teilzeitkursen;

44.

bedauert, dass die Europäische Kommission zwar fordert, angemessene Mittel in den Sektor der Erwachsenenbildung zu investieren und diesen besser zu beobachten, dass aber andererseits sowohl der öffentliche als auch der private Sektor gegenwärtig nur unzureichende Mittel für diesen Bereich bereitstellen;

45.

fordert mehr Geld für die bestehenden und künftigen Programme, damit ihre Wirksamkeit für den Sektor der Erwachsenenbildung aufrechterhalten werden kann;

AKTIONSPLAN

Analyse der Auswirkungen der Bildungs- und Ausbildungsreformen in den Mitgliedstaaten auf die Erwachsenenbildung

46.

hält fest, dass zwischen der Erwachsenenbildung und anderen weit entwickelten Bildungsbereichen eine enge Beziehung besteht und dass im Leben der Bürger die Teilnahme an formalen/informellen Bildungsveranstaltungen für Erwachsene stets eine Vorgeschichte hat und Teil eines Prozesses der eigenen Weiterentwicklung ist, der auch der Gesellschaft einen Mehrwert bietet;

47.

begrüßt die Entwicklung nationaler Qualifikationsrahmen und die Einbeziehung der Erwachsenenbildung; eine Konzentration auf die Analyse solcher Trends im Rahmen des Aktionsplans wird der Erwachsenenbildung in Europa Kohärenz und besseres Ansehen verleihen;

Verbesserung der Qualität der Erwachsenenbildung

48.

hält es ebenfalls für wichtig, dass das Personal im Bereich der Erwachsenenbildung für die Vermittlung von — auch berufsbegleitenden — Bildungsangeboten eine professionelle Aus- und Weiterbildung erhält. Mit diesem Personal haben es die meisten erwachsenen Lerner als erstes zu tun und die Qualität ihrer Lehre, Dienstleistungen und Unterrichtsmethoden ist für eine effektive Umsetzung der europäischen politischen Rhetorik der verstärkten und vertieften Teilnahme an der Erwachsenenbildung in eine tatsächliche Zunahme in diesem Bereich unerlässlich;

49.

vertritt die Auffassung, dass praktisches Wissen der Lehrerschaft über die Arbeitswelt im Dialog und durch die flexible Zusammenarbeit mit der Arbeitswelt sichergestellt werden sollte;

50.

sieht mit großen Interesse der Vorstellung bewährter Verfahren in Europa in der kommenden Studie Adult learning professions in Europe (Berufe in der Erwachsenenbildung in Europa) entgegen, die als kohärente Grundlage für eine Entwicklung des Bildungspersonals in diesem Bereich dienen soll; begrüßt die Vollständigkeit des Verzeichnisses der Beteiligten und derer, die zur Erwachsenenbildung beitragen;

Verbesserung der Möglichkeiten für Erwachsene, „eine Stufe höher“ zu gehen, also das nächst höhere Qualifikationsniveau zu erreichen

51.

ist davon überzeugt, dass sich die Möglichkeit, das nächst höhere Qualifikationsniveau zu erreichen, sehr positiv auf die Motivation der Erwachsenen auswirkt, kontinuierlich an einem lebenslangen Bildungsprozess teilzunehmen. Diese Maßnahme ist ferner eine Antwort auf die sich ändernde demografische Struktur in Europa, indem „die Stimme der Lernenden selbst berücksichtigt wird“ und qualitative Informationen über die Erwachsenenbildung, Beratungsdienste und Finanzmittel geboten werden. Ein wichtiges Element für viele erwachsene Lernende ist die persönliche Selbstbestätigung und das positive Selbstwertgefühl, das mit Lernerfolgen (formaler/informeller Art) verbunden ist;

52.

ist der Ansicht, dass der Aktionsplan ein sinnvoller Beitrag zur Entwicklung von bewährten Verfahren zur Ansprache von Zielgruppen ist; er misst Ergebnissen aus Vorhaben wie etwa dem Grundtvig-Projekt großen Wert bei; er schlägt zur Bekanntmachung der Erwachsenenbildungsprogramme und zur Propagierung ihres Nutzens, vor allem unter den schwer erreichbaren Gruppen, eine bessere Zusammenarbeit mit den Massenmedien vor;

Beschleunigung der Bewertung und Anerkennung nichtformalen und informellen Lernens benachteiligter Gruppen

53.

betont, dass der offenen und dynamischen Erweiterung der Erwachsenenbildung die Anerkennung der verschiedenen Grade an Fertigkeiten, Intelligenz, Fähigkeiten, sozialen und persönlichen Kompetenzen und Erfahrungen usw. bei allen europäischen Bürgern zugrunde liegt. Erwachsene Lernende steuern zu den Bildungsinhalten ihre reichen Erfahrungen bei. Es ist wichtig, Möglichkeiten für ein lebenslanges Lernen bereitzustellen, die sicherstellen, dass den Lernenden neues Wissen, neue Fertigkeiten und neue Einstellungen möglichst in ihrer eigenen Umgebung vermittelt werden können, und die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind;

54.

begrüßt die Vorschläge im Aktionsplan wie etwa die Identifizierung bewährter Verfahren zur Anerkennung und Validierung nichtformalen und informellen Lernens sowie die Betonung des Lernens unter Gleichgestellten und der gemeinsamen Erarbeitung von allgemeinen Unterrichtsmaterialien; eine solche Anerkennung und Legitimation wirkt sich positiv auf die Motivation im Bildungsbereich, besonders die der erwachsenen Lernenden, aus; die Validierung muss daher erfolgreich lokal und regional durchgeführt werden, und es ist notwendig, die verschiedenen Sektoren der Berufswelt sowohl im Hinblick auf den Kompetenzbedarf als auch die Validierung einzubeziehen;

55.

sieht ebenfalls, dass die nicht ausschließende Anerkennung früherer „Lernerfahrungen“ von besonderem Wert für die Erweiterung und Vertiefung der Teilnahme von älteren Personen ist. Forschungsergebnisse zeigen, dass in den europäischen Bildungssystemen statistisch betrachtet ältere Menschen eine unsichtbare Gruppe bilden, aber die demographische Entwicklung weist eindeutig auf die Dringlichkeit hin, diese Gruppe gezielt und konzentriert ins Auge zu fassen;

56.

ist der Meinung, dass die fehlende oder geringe Beteiligung dieser Gruppe wichtige Konsequenzen für die Gruppe selbst hat, und zwar unter gesundheitlichen, gesellschaftlich-staatsbürgerlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekten und im Verhältnis zwischen den Generationen, aber auch in Bezug auf den europäischen Zusammenhalt. Nach bewährten Prinzipien aus dem Bereich „Bildung im Alter“ und entsprechenden Erfahrungen müssen mit dieser Gruppe echte Bildungspartnerschaften eingegangen und deren Bildungsbedürfnisse, Wünsche, Abschlüsse, Erfahrungen, Motivationen, Lernstile, Erwartungen usw. anerkannt und validiert werden; dabei muss den Mythen und Klischees über die Bildung im Dritten Lebensalter entgegen getreten werden;

57.

fordert, dass bei den in geeigneter Form finanzierten öffentlichen und privaten Angeboten an qualitativen Lernmöglichkeiten die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten, die Motivationen, Dispositionen und Lerneinstellungen usw. dieser zunehmend größer werdenden Gruppe innerhalb der Erwachsenenbildung berücksichtigt werden;

58.

spricht sich dafür aus, dass mehr Menschen von der Verwendung und den Einflussmöglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) im Bereich Erwachsenenbildung profitieren können sollten;

59.

weist auf die starken Indizien dafür hin, dass die rasche Ausweitung des E-Learning in Europa die Gefahr einer neuen gesellschaftlichen Ausgrenzung mit sich bringt, nämlich die der digitalen Ausgrenzung. Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Anzahl der Personen mit Internetzugang, von dem sie nachhaltig (für Lernzwecke) Gebrauch machen, zwar in der europäischen Gesellschaft insgesamt zunimmt, aber in verschiedenen Risikogruppen noch relativ niedrig ist;

60.

stellt fest, dass der Zugang zu den IKT die vorhandenen Barrieren für eine Teilnahme an der Erwachsenenbildung eher verstärkt als abbaut. Mit dem Ausdruck „digitale Kluft“ werden das starke Gefälle und die substantiellen Ungleichgewichte zwischen Generationen, geografischen Räumen, sozioökonomischen Gruppen sowie Männern und Frauen beim Zugang und der Nutzung der IKT bezeichnet. „Gemischte Methoden“, die Qualität der E-learning-Erfahrungen, die Hemmnisse für eine Teilnahme am E-Learning usw. — dies alles sind wichtige Faktoren für eine effiziente und wirksame Erwachsenenbildung in Europa. Es geht vor allem darum, die Möglichkeiten, die die neuen Technologien bieten, zu nutzen und durch eine lokale und regionale Lerninfrastruktur dafür Sorge zu tragen, dass sie mehr Menschen zugute kommen;

Verbesserung der Überwachung des Sektors Erwachsenenbildung

61.

sieht ebenfalls den schwerwiegenden Mangel des Systems, dass die Vorteile des Erwachsenenlernens nicht ausreichend deutlich gemacht werden, was wichtige persönliche, soziale, wirtschaftliche, politische und strukturelle Folgen hat und sich auch auf die Ressourcenausstattung auswirkt;

62.

ist der Auffassung, dass nicht — wie bei einem Flugschreibersystem — die Menge von Input- und Ouputdaten und -befunden den Status und den Wert der Erwachsenenbildung bei den persönlichen, regionalen und nationalen „Einstellungen“ und Maßnahmen verbessert, sondern ein von Forschung begleitetes, qualitatives und kommunikationsorientiertes Engagement. Dazu verhilft auch das Streben nach einem gemeinsamen Verständnis und nach Grundprinzipien in diesem Bereich; die in dieser Mitteilung vorgeschlagenen diesbezüglichen Maßnahmen werden begrüßt.

Brüssel, den 19. Juni 2008

Der Präsident

des Ausschusses der Regionen

Luc VAN DEN BRANDE


(1)  Solche Variablen sind u.a.: (I) frühere Bildungserfahrungen/Sichtweisen der Zielgruppen; (II) Motivationen und Lernstile der Teilnehmer; (III) Art und Umfang der Partnerschaft auf den Bildungsforen; (IV) Reichweite und Qualität der Betreuungssysteme für Erwachsene, der Beratungen und der Lernerfahrungen unter Gleichgestellten (peer learning); (V) Validierung und Anerkennung der formalen und informellen Erwachsenenbildung am Arbeitsplatz; (VI) Verknüpfung der Erwachsenenbildung mit den privaten und sozialen Bedürfnissen der Teilnehmer und (VII) Einsatz von breit angelegten innovativen Lernansätzen, vor allem von Aspekten wie der wechselseitige Erfahrungsaustausch zwischen Gleichgestellten (peer mentoring) und Betreuung, positives psycho-soziales Lernumfeld usw.


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