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Europäischer Forschungsraum (EFR): Neue Perspektiven

Im Januar 2000 brachte die Europäische Kommission ihre Vorstellung von einem europäischen Forschungsraum auf den Weg, die auf dem Zusammenspiel folgender Elemente beruht: ein europäischer „Binnenmarkt” für Forschung, eine effektive europaweite Koordinierung einzelstaatlicher und regionaler Tätigkeiten, Pprogramme und Strategien und Initiativen, die von der Union entwickelt und finanziert werden. Damit legte sie die Grundlagen für eine echte europäische Wissensgesellschaft. Sieben Jahre später scheint es an der Zeit, dem Projekt neuen Schwung zu geben. Hierzu hat die Kommission in einem ersten Schritt in diesem Grünbuch dargelegt, wie die Herausforderungen und Probleme, die sich angesichts der Fragmentierung der Forschung, der geringen Investitionen und der zunehmenden Internationalisierung der Wissenschaft und Technologie immer noch stellen, bewältigt werden können.

RECHTSAKT

Grünbuch vom 4. April 2007 „Der Europäische Forschungsraum: Neue Perspektiven“ [KOM(2007) 161 endg. – Nicht im Amtsblatt veröffentlicht].

ZUSAMMENFASSUNG

Die Europäische Union kann ihre wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Ziele nur erreichen, wenn sie die Wissensgrundlagen verbreitert und das vorhandene Wissen besser nutzt. Gelingt das nicht, wäre dies ein herber Rückschlag für die Lissabonner Strategie für Wachstum und Beschäftigung.

Sieben Jahre nach dem ersten Anlauf für die Schaffung eines „Europäischen Forschungsraums“ will die Kommission neue Perspektiven aufzeigen, die über die bisher erzielten Fortschritte hinausgehen.

Um alle Akteure der europäischen Forschung einzubeziehen, stellt sie mit diesem Grünbuch ihre Ideen öffentlich vor.

Der Europäische Forschungsraum (EFR)

Der EFR beruht auf drei Pfeilern:

  • ein „Binnenmarkt für Forschung“, in dem sich Forscher, Technologien und Wissen frei bewegen können;
  • eine unionsweite Koordinierung der nationalen Forschungsaktivitäten, ‑programme und –strategien, die ihren Namen verdient;
  • europaweit auf den Weg gebrachte und finanzierte Initiativen.

Der EFR sollte folgende Möglichkeiten bieten:

  • einen ausreichenden Austausch kompetenter Forscher, gleichbedeutend einem hohen Grad an Mobilität zwischen Einrichtungen, Fachrichtungen, Sektoren und Ländern;
  • die Einrichtung von Forschungsinfrastrukturen von Weltniveau, die miteinander verknüpft und vernetzt sind und die für Forschungsteams aus ganz Europa und der ganzen Welt zugänglich sind, insbesondere dank der Entwicklung neuer Generationen von elektronischen Kommunikationsinfrastrukturen;
  • Spitzenforschungseinrichtungen, die sich an effektiven öffentlich-privaten Kooperationen und Partnerschaften beteiligen und die das Kernstück ‚virtueller Forschungsgemeinschaften‛ bilden;
  • einen effektiven Wissensaustausch insbesondere zwischen der öffentlichen Forschung, der Industrie und der breiten Öffentlichkeit;
  • die Aufstellung gut koordinierter Forschungsprogramme und –schwerpunkte;

eine breite Öffnung des Europäischen Forschungsraums für die Welt durch den Ausbau der Beziehungen zu den Nachbarländern und durch ein aktives Engagement der EU bei der gemeinsamen Bewältigung globaler Herausforderungen mit ihren Partnern.

Grundsätze des EFR

Für alle Dimensionen des EFR gelten die drei großen Linien:

  • Die europäische Forschungspolitik sollte in der europäischen Gesellschaft tief verwurzelt sein.
  • Es kommt darauf an, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Wettbewerb und Zusammenarbeit zu finden.
  • Die mit jeder Erweiterung vergrößerte Vielfalt der Union gilt es als Chance zu begreifen.

Erste Schritte zur Verwirklichung des EFR

Seitdem der Europäische Rat von Lissabon im März 2000 die Schaffung des Europäischen Forschungsraums als Ziel festgeschrieben hat, ist der EFR zu einem wichtigen Bezugspunkt der europäischen Forschungspolitik geworden. So gingen aus ihm mehrere Initiativen hervor:

Die verschiedenen Forschungsrahmenprogramme haben bislang die Umsetzung des EFR aktiv unterstützt. Mit dem laufenden Programm (dem siebten) wurden die Grundlagen für zwei ehrgeizige Vorhaben gelegt: die Einrichtung des Europäischen Forschungsrats und des Europäischen Technologieinstituts.

Die europäischen Technologieplattformen (pdf) und das ERA-Net-System haben zu einer besseren Koordinierung der Forschungsaktivitäten und –programme beigetragen.

Instrumente wie die „offene Koordinierungsmethode“ und die Leitlinien und Empfehlungen haben in allen Mitgliedstaaten zu Diskussion und Reformen geführt.

Ferner hat die EU Folgendes verabschiedet:

Eine europäische Strategie dürfte in Kürze das Gemeinschaftspatent aus der Sackgasse führen.

Initiativen wurden eingeleitet, um die Entstehung europäischer „Lead Markets“ in technologisch vielversprechenden Sektoren zu unterstützen.

Für die EU bildet der Ausbau der Forschungs- und Innovationskapazitäten, insbesondere in den Regionen mit Entwicklungsrückstand, einen Schwerpunkt der Kohäsionspolitik und ihrer Finanzinstrumente (Strukturfonds).

Weitere Schritte zur Verwirklichung des EFR

Abgesehen von den bislang erzielten Fortschritten müssen noch Herausforderungen gemeistert werden, bis von einem echten europäischen Forschungsraum gesprochen werden kann:

  • Die Laufbahn von Forschern in Europa ist nach wie vor ein Hindernislauf : Zahlreiche rechtliche und praktische Hindernisse behindern immer noch die Mobilität von Forschern zwischen Einrichtungen, Fachrichtungen, Sektoren und Ländern und damit deren professionelle Entfaltung.
  • Für Unternehmen ist es nach wie vor schwierig, Partnerschaften mit Hochschulen einzugehen, vor allem dann, wenn es sich um ausländische Einrichtungen handelt.
  • Einzelstaatlichen und regionalen Finanzierungen mangelt es häufig an Koordinierung, einer echten europäischen Perspektive und an Kohärenz über Ländergrenzen hinweg, so dass sie global gesehen ineffizient bleiben.
  • Forschungsergebnisse könnten sehr viel besser genutzt werden.
  • Angesichts der Fragmentierung der öffentlichen Forschung bleibt Europa für Investoren unattraktiv (der private Sektor soll zu der Zielvorgabe, dass die FuE-Intensität 3 % des BIP ausmacht, zwei Drittel beisteuern).

Zu diesem Grünbuch fand eine breit angelegte Anhörung statt, die Ende Dezember 2007 abgeschlossen wurde. Aus den Antworten werden konkrete Maßnahmen für die Weiterentwicklung des EFR abgeleitet, mit deren Umsetzung 2008 begonnen wurde.

VERBUNDENE RECHTSAKTE

Ergebnisse der öffentlichen Konsultation zum Grünbuch „Der Europäische Forschungsraum: Neue Perspektiven“ vom 2. April 2008 (pdf) (EN).

Dieser Bericht zeigt die Notwendigkeit auf, neue Maßnahmen auf nationaler und / oder europäischer Ebene auf den Weg zu bringen, um das ganze Potenzial der europäischen Forschungskapazität hinsichtlich der Verwirklichung des EFR voll auszuschöpfen. Nach Ansicht der Antwortenden müssen der Wissensaustausch, die Forschungsinfrastrukturen, die internationale Zusammenarbeit, die Forschungsplanung und die Mobilität von Forschern zu den Prioritäten der EU zählen. Zudem sind sie der Ansicht, dass der Rolle der Privatunternehmen aufgrund ihrer Verbindungen zu der Innovations- und Bildungspolitik besser Rechnung getragen werden sollte. Zwar verlangen nur wenige verbindliche Rechtsvorschriften, aber viele begrüßen rechtliche Maßnahmen zur Verbesserung der beruflichen Perspektiven und der Mobilität von Forschern oder zur Schaffung eines Rechtsrahmens für europäische Forschungsinfrastrukturen. Die Antwortenden bejahen die gemeinschaftlichen Instrumente zur Förderung des EFR, wie finanzielle Anreize, die Erhöhung der Finanzmittel (das 7. Rahmenprogramm umfasst ein Gesamtbudget von 54 Milliarden Euro), die Leitlinien, usw.

Infolge dieser Konsultation wurden 2008 fünf Initiativen hinsichtlich des EFR auf den Weg gebracht:

Zur Vervollständigung der obengenannten Initiativen hat der Rat beschlossen, die Dimension des EFR durch die Einleitung eines neuen Programmzyklus (2008-2010) der Lissabon-Strategie für Wachstum und Beschäftigung zu verstärken. Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, die Maßnahmen, die zur Entwicklung des EFR beitragen können, in ihren nationalen Reformprogrammen festzulegen.

Mitteilung der Kommission vom 18. Januar 2000 an den Rat, das Europäische Parlament, an den Wirtschafts- und Sozialausschuss und an den Ausschuss der Regionen: „Hin zu einem europäischen Forschungsraum“ [KOM(2000) 6 endg. – Nicht im Amtsblatt veröffentlicht].

See also

Weitere Informationen können auf der EFR-Website der Generaldirektion Forschung abgerufen werden.

Letzte Änderung: 29.09.2008

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