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Document 52010XC1105(02)

Veröffentlichung eines Eintragungsantrags gemäß Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

ABl. C 299 vom 5.11.2010, p. 7–11 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

5.11.2010   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 299/7


Veröffentlichung eines Eintragungsantrags gemäß Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

2010/C 299/05

Diese Veröffentlichung eröffnet die Möglichkeit, gemäß Artikel 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates (1). Einspruch gegen den Antrag einzulegen. Der Einspruch muss innerhalb von sechs Monaten ab dieser Veröffentlichung bei der Europäischen Kommission eingehen.

EINZIGES DOKUMENT

VERORDNUNG (EG) Nr. 510/2006 DES RATES

„KOŁOCZ ŚLĄSKI“/„KOŁACZ ŚLĄSKI“

EG-Nr.: PL-PGI-0005-0728-20.11.2008

g.g.A. ( X ) g.U. ( )

1.   Name:

„Kołocz śląski“/„Kołacz śląski“

2.   Mitgliedstaat oder Drittland:

Polen

3.   Beschreibung des Agrarerzeugnisses oder des Lebensmittels:

3.1   Erzeugnisart:

Klasse 2.4

Backwaren, feine Backwaren, Süßwaren oder Kleingebäck

3.2   Beschreibung des Erzeugnisses, für das der unter Punkt 1 aufgeführte Name gilt:

Der schlesische Streuselkuchen „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ besitzt eine rechteckige Form und ist ca. 3,5 cm (± 0,5 cm) hoch. Er misst 40 × 60 cm (± 5 cm) und wiegt etwa 5-6 kg.

Der „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ wird in folgenden Varianten hergestellt:

ohne Füllung

mit einer Füllung aus Quark, Mohn oder Äpfeln.

Die obere Schicht des „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ besteht aus Streuseln.

Der Hefeteig ist cremefarben, die Farbe der Füllung variiert je nach verwendetem Ausgangsstoff:

Quarkfüllung — cremefarben-gelb,

Mohnfüllung — dunkelgrau, grafitgrau,

Apfelfüllung — bernsteinfarben, honigfarben.

Die äußere Schicht des Streuselkuchens „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ besitzt eine für dieses Backwerk charakteristische goldgelbe Farbe und ist mit Puderzucker bestreut.

3.3   Rohstoffe (nur für Verarbeitungserzeugnisse):

Zur Herstellung des „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ werden folgende Rohstoffe verwendet:

 

Hefeteig

Weizenmehl 0,7-0,9 kg

Milch 0,3-0,5 l

Zucker 0,1-0,3 kg

Hefe 0,04-0,06 kg

Eier 0,1-0,3 kg

Butter 0,1-0,3 kg, 25 % der Butter können durch Margarine mit einem Fettgehalt von mindestens 70 % ersetzt werden

Salz

 

Quarkmasse:

Quark, Halbfettstufe 2,4-2,6 kg

Eigelb von Hühnereiern 0,22-0,26 kg

Zucker 0,4-0,6 kg

Aroma — Schale einer Zitrone

Butter 0,1-0,3 kg

 

Zulässige Zusatzstoffe:

Rosinen 0,09-0,11 kg

Sahne- oder Vanillepudding 0,09-0,11 kg

 

Mohnmasse:

Blaumohn 1,4-1,6 kg

Zucker 0,4-0,6 kg

Eimasse 0,1-0,3 kg

Butter 0,1-0,3 kg

Wasser 0,4-0,6 l

Mandelaroma

 

Zulässige Zusatzstoffe:

Rosinen 0,09-0,11 kg oder Mandeln 0,09-0,11 kg oder Nüsse 0,09-0,11 kg bzw. Biskuitkrümel 0,3-0,5 kg

 

Apfelmasse:

gedünstete Äpfel 2,8-3,2 kg

Zucker 0,25-0,4 kg

 

Zulässige Zusatzstoffe:

Zimt, Vanillepudding 0,15-0,25 kg oder geriebene Semmel 0,15-0,25 kg

Die Verwendung der verschiedenen Zusatzstoffe für die Füllung hat keinen Einfluss auf die grundlegenden Eigenschaften des Erzeugnisses und verändert nicht die besonderen Merkmale des schlesischen Streuselkuchens „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“.

 

Streuselschicht

Butter 0,35-0,45 kg

Weizenmehl 0,7-0,9 kg

Zucker 0,35-0,45 kg

Vanillezucker

3.4   Futter (nur für Erzeugnisse tierischen Ursprungs):

3.5   Besondere Erzeugungsschritte, die in dem abgegrenzten geografischen Gebiet erfolgen müssen:

In dem abgegrenzten geografischen Gebiet müssen folgende Herstellungsschritte erfolgen:

Bereitung des Hefeteigs,

Zubereitung der Füllung,

Zubereitung der Streusel,

Teilen und Ausrollen der Teigstücke,

Formen des Teigs auf dem Backblech und Aufbringen der Schichten,

Backen,

Verzieren.

3.6   Besondere Vorschriften für Vorgänge wie Schneiden, Reiben, Verpacken usw.:

3.7   Besondere Vorschriften für die Etikettierung:

Der Streuselkuchen „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ kann unverpackt und ohne Etikett verkauft werden. Die Verkaufsstände sind durch eine Aufschrift mit einer der beiden Namensvarianten — „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ — gekennzeichnet. Wird der Kuchen in einer Verpackung verkauft, muss das Etikett eine der beiden eingetragenen Bezeichnungen — „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ — das Zeichen für die geschützte geografische Angabe oder die Aufschrift „Chronione Oznaczenie Geograficzne“ (Geschützte geografische Angabe) bzw. das Akronym „g.g.A.“ tragen.

4.   Kurzbeschreibung der Abgrenzung des geografischen Gebiets:

Woiwodschaft Oppeln in ihren Verwaltungsgrenzen sowie folgende Kreise der Woiwodschaft Schlesien:

Będzin, Bielsko-Biała und Stadt Bielsko-Biała, Bieruń/Lędziny, Stadt Bytom, Stadt Chorzów, Cieszyn, Gliwice und Stadt Gliwice, Stadt Jastrzębie-Zdrój, Stadt Katowice, Lubliniec, Mikołów, Stadt Mysłowice, Stadt Piekary Śląskie, Pszczyna, Racibórz, Stadt Ruda Śląska, Rybnik und Stadt Rybnik, Stadt Siemianowice Śląskie, Stadt Świętochłowice, Tarnowskie Góry, Stadt Tychy, Wodzisław, Stadt Zabrze, Stadt Żory.

5.   Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet:

5.1   Besonderheit des geografischen Gebiets:

Die Herstellung des schlesischen Streuselkuchens „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ geht auf den aus dem 10. Jahrhundert stammenden Brauch zurück, zu Hochzeiten einen traditionellen Hochzeitskuchen zu backen und zu verzehren. Dem Kuchen wurden magische Eigenschaften zugeschrieben, weshalb beim Backen auch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein mussten. So wurde der Kuchen von Hausfrauen gebacken, die über das hierfür erforderliche spezielle Wissen verfügten. Sie mussten zum Beispiel dafür Sorge tragen, dass im Raum keine Zugluft entstand. Männer wurden beim Backen in der Küche nicht geduldet.

Der „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ wurde über die Jahrhunderte immer beliebter und entwickelte sich zu einem Traditionsgebäck. Dieser kostbare Hochzeitskuchen sollte der jungen Familie Wohlstand bringen. Im Laufe der Zeit wurde der Kuchen zu einem Alltagsprodukt, dennoch besitzt er als traditionelles Gebäck noch immer große Bedeutung. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurden in Schlesien traditionelle Bräuche wie das „przyczynianie się“ gepflegt, bei dem die geladenen Hochzeitsgäste Geschenke in Form von Zutaten für den Hochzeitskuchen überbringen und damit zum Hochzeitsschmaus ihren „Beitrag leisten“. Andere Bezeichnungen hierfür sind „poczta“ (Post), „posyłka“ (Überbringung) (im nördlichen Oppelner Schlesien) bzw. „wysłużka“ (Gabe), „podarek“ (Geschenk) (im Süden Schlesiens). Im Laufe der Zeit bildete sich der in Schlesien beliebte Brauch des „chodzenie z kołaczem“ (Austragen von Streuselkuchen) heraus — drei bis vier Tage vor der Hochzeit wird den geladenen Hochzeitsgästen ein „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ gebracht.

5.2   Besonderheit des Erzeugnisses:

Im Laufe der langjährigen Herstellungstradition haben sich folgende besondere Merkmale herausgebildet, durch die sich der schlesische Streuselkuchen „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ auszeichnet:

vier Varianten (ohne Füllung, mit Apfelfüllung, Mohnfüllung oder Quarkfüllung),

rechteckige Form,

Streuseldecke.

Den Streuselkuchen „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ gibt es in vier Varianten, die durch langjährige Backtradition entstanden sind: ohne Füllung, mit Quarkfüllung, Mohnfüllung oder Apfelfüllung.

Ein weiteres besonderes Merkmal, durch das sich der „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ von anderen ähnlichen Produkten unterscheidet, ist seine rechteckige Form. In anderen Regionen Polens besitzt dieser Streuselkuchen eine runde Form. Der Name „kołocz“ bzw. „kołacz“ bezeichnet in der polnischen Sprache ein Traditionsgebäck und leitet sich von dem Wort „koło“ (Kreis) her, das seine Form beschreibt.

Die Streusel auf dem „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ zeichnen sich durch ihren Buttergeruch aus, da zu ihrer Herstellung viel Butter verwendet wird. Sie besitzen eine dichtere Konsistenz und sind gröber als in anderen Regionen Polens.

Die besonderen Merkmale des schlesischen Streuselkuchens „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ sind nicht nur mit der langjährigen Tradition und den sensorischen Vorzügen dieses Gebäcks, sondern auch mit seiner in Schlesien noch immer lebendigen symbolischen Bedeutung als Traditionsgebäck verbunden.

5.3   Ursächlicher Zusammenhang zwischen dem geografischen Gebiet und der Qualität oder den Merkmalen des Erzeugnisses (im Falle einer g.U.) bzw. einer bestimmten Qualität, dem Ansehen oder sonstigen Eigenschaften des Erzeugnisses (im Falle einer g.g.A.):

Der Zusammenhang zwischen dem schlesischen Streuselkuchen „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ und der Region beruht auf der unter Punkt 5.2 beschriebenen Besonderheit des Erzeugnisses sowie auf seinem Ansehen, über das nachstehend berichtet wird.

Die Bewohner Schlesiens — eines Grenzgebiets — sind auf besondere Weise der Tradition verhaftet und pflegen das kulturelle Erbe. Die Herstellung des Streuselkuchens „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ als traditionelles Gebäck insbesondere für Hochzeiten hat in Schlesien eine lange Tradition. Davon zeugt unter anderem auch die Legende, der zufolge Fenismännchen (Kobolde), die in grauer Vorzeit im Neißetal gehaust haben, einem klugen Mädchen zeigten, wie ein solcher Streuselkuchen zu backen sei, und das Mädchen dieses Wissen an andere Bewohner Schlesiens weitergegeben hat.

Seit mindestens 100 Jahren genießt der „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ hohe Wertschätzung. Ein Rezept für einen „feinen schlesischen Streuselkuchen, ein Lieblingskuchen unseres Kaisers“ findet sich in dem 1913 in Frankfurt/Main erschienenen „Illustrierten Kochbuch“. Auch das Buch „Grundrezepte als Schlüssel zur Kochkunst“ aus dem Jahr 1931 enthält ein Rezept für den schlesischen Streuselkuchen „Kołocz śląski“. In dem „Deutschen Lesebuch für Volksschulen, 3. und 4. Schuljahr“, das 1937 in Breslau erschien, ist das Gedicht „Streuselkuchen“ abgedruckt: „Streuselkuchen mit Mohn, Quark und Äpfeln/schlesischer Streuselkuchen/wie es auf Gottes weiter Erde/nichts Bessres gibt!/(…)“. Hinweise auf den „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ als einen überaus wichtigen Bestandteil der schlesischen Kultur sind auch in zeitgenössischen Quellen wie etwa dem 2003 erschienenen Buch „Kuchnia śląska — jodło, historia, kultura, gwara“ (Die schlesische Küche — Gerichte, Geschichte, Kultur, Mundart) und in „Polskie kuchnie regionalne“ (Die polnische regionale Küche) aus dem Jahr 2007 zu finden.

Vom Ansehen des schlesischen Streuselkuchens „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ zeugen zahlreiche Preise und Auszeichnungen: „Tradycyjny Produkt Opolszczyzny 2007“ (Traditionelles Produkt des Oppelner Landes 2007), „Opolska Marka 2007“ (Oppelner Marke 2007), Sonderauszeichnung für die „Erfolgreiche Förderung eines traditionellen Produkts des Oppelner Schlesiens“ im Jahr 2007. 2006 schaffte es der „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ bis ins Finale des landesweiten polnischen Wettbewerbs „Nasze Kulinarne Dziedzictwo“ (Unser kulinarisches Erbe), und im Jahr 2008 erhielt er in diesem Wettbewerb den 3. Preis.

Auch außerhalb der Region und der Landesgrenzen gewinnt der Streuselkuchen „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ zunehmend an Ansehen. Im Oppelner Schlesien und in Oberschlesien jedoch erfreut er sich solch großer Wertschätzung, dass er aus der schlesischen Küche nicht mehr wegzudenken ist.

Einst vor allem von Hausfrauen gebacken, wird der schlesische Streuselkuchen „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ heute in Konditoreien und Bäckereien hergestellt. Auch Feste und regionale Veranstaltungen kommen nicht mehr ohne den „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ aus. Selbst in relativ kleinen Ortschaften wird dieser Streuselkuchen bei solcherart Feierlichkeiten in großen Mengen verzehrt.

In verschiedenen Teilen des geografischen Gebiets finden außerdem Feste zu Ehren des „Kołocz śląski“ oder „Kołacz śląski“ statt. Die größte Veranstaltung zum Thema „kołacz“ fand beispielsweise im August 2008 in Opole statt, wo der Versuch unternommen wurde, den Guinness-Rekord zu brechen. An diesem Ereignis nahmen über 10 000 Menschen teil; der dort gebackene Streuselkuchen erreichte eine Länge von 136,6 Metern und wog etwa 1 500 Kilogramm. Vertreter des Konsortiums nehmen an verschiedenen Ausstellungen und Messen teil. Zu den größten zählen die Polagra in Posen, die Grüne Woche in Berlin, die Agribex-Messe in Brüssel sowie lokale Ausstellungen und Messeveranstaltungen.

Das Produkt ist auch in den Medien präsent wie etwa in dem Programm von TVP1 „Dzień dobry w sobotę“ (Willkommen am Samstag) oder auch in Presseartikeln wie „Śląski Kołocz — opolski produkt“ (Schlesischer Streuselkuchen — ein Oppelner Produkt; Nowa Trybuna Opolska vom 5.11.2007), „Wybierz współczesną ikonę Śląska“ (Entscheide Dich für eine moderne schlesische Ikone; Gazeta Wyborcza vom 16.2.2007) oder „Kołocz jest śląski?“ (Ist der Streuselkuchen schlesisch?; Gazeta Wyborcza vom 3.8.2007).

Hinweis auf die Veröffentlichung der Spezifikation:

(Artikel 5 Absatz 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006)

http://www.minrol.gov.pl/index.php?/pol/Jakosc-zywnosci/Produkty-regionalne-i-tradycyjne/Wnioski-przeslane-do-UE-od-kwietnia-2006-roku


(1)  ABl. L 93 vom 31.3.2006, S. 12.


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