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Document 92000E004120

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-4120/00 von Erik Meijer (GUE/NGL) an die Kommission. Negative Auswirkungen von Klimaanlagen in Kraftwagen für die Umwelt.

ABl. C 187E vom 3.7.2001, p. 139–141 (ES, DA, DE, EL, EN, FR, IT, NL, PT, FI, SV)

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92000E4120

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-4120/00 von Erik Meijer (GUE/NGL) an die Kommission. Negative Auswirkungen von Klimaanlagen in Kraftwagen für die Umwelt.

Amtsblatt Nr. 187 E vom 03/07/2001 S. 0139 - 0141


SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-4120/00

von Erik Meijer (GUE/NGL) an die Kommission

(11. Januar 2001)

Betrifft: Negative Auswirkungen von Klimaanlagen in Kraftwagen für die Umwelt

1. Hat die Kommission den Bericht in der niederländischen Tageszeitung De Volkskrant vom 4. November 2000 zur Kenntnis genommen, in dem es heißt, daß in den Niederlanden die Hälfte und in Deutschland sogar 80 % aller neuzugelassenen Kraftwagen mit Klimaanlagen ausgestattet sind und daß diese Anlagen nicht nur zur Kühlung an warmen Tagen, sondern in zunehmenden Maße auch dazu verwendet wird, Scheiben und Spiegel im Winter zu entfrosten und beschlagfrei zu machen? Kann die Kommission diese Zahlen und Entwicklungen bestätigen, oder liegen ihr diesbezüglich andere Angaben vor?

2. Kann die Kommission bestätigen, daß durch die immer stärkere Verbreitung von Klimaanlagen mehr Kraftstoff verbraucht wird, während außerdem seit etwa 10 Jahren in Klimaanlagen mit HKW 134a ein fluorhaltiger Kohlenwasserstoff als Kühlmittel verwendet wird, das einen 1 300 mal so starken Treibhauseffekt bewirkt wie CO2, so daß dieser Stoff erheblich zur weiteren Erwärmung unserer Atmosphäre beiträgt, und zwar ungeachtet der Tatsache, daß das Fehlen von Chloratomen in diesem Stoff dazu führt, daß die Folgen für die Ozonschicht im Vergleich zu den berüchtigten, in der Vergangenheit als Kühlmittel verwendeten FCKW günstig ausfallen?

3. Ist der Kommission bekannt, daß HKW in Kühlschränken und zum Aufschäumen von Isolierungs- und PUR-Schaum immer mehr durch derzeit noch unverdächtige Kohlenwasserstoffe wie Butan, Pentan und Heptan ersetzt werden, daß sie jedoch in den Klimaanlagen von Kraftwagen weiter verwendet werden und aufgrund eines jährlichen Verlustes von 25 % ständig nachgefuellt werden müssen, so daß sie mit der Zeit neben CO2 zum bedeutendsten künstlich erzeugten Treibhausgas werden?

4. Teilt die Kommission die Besorgnis über die schädlichen Auswirkungen der zunehmenden Verwendung von HKW als Kühlmittel, und zwar auch aufgrund des Treibhauseffekts und der schwierig auszuführenden Verpflichtungen, die die Mitgliedstaaten aufgrund des Protokolls von Kioto- über die Klimaveränderung eingegangen sind?

5. Teilt die Kommission die Auffassung von Forschern und Umweltaktivisten, daß der Automobilindustrie die Auflage erteilt werden sollte, den Verlust von Kühlmitteln zu verringern und außerdem Alternativen zu finden, die keine Treibhausgase erzeugen und den Kraftstoffverbrauch begrenzen? Ist die Kommission ferner der Auffassung, daß angesichts der drohenden Auswirkungen für die Umwelt Hoffnung und Vertrauen nicht ausschließlich auf die Selbstregulierung des Marktes gesetzt werden sollten?

Antwort von Frau Wallström im Namen der Kommission

(7. März 2001)

Der Kommission ist bekannt, daß Personenkraftwagen zunehmend mit Klimaanlagen ausgestattet werden, ihr liegen jedoch keine zuverlässigen statistischen Angaben über den Prozentsatz der mit Klimaanlagen ausgestatteten Pkw in der Gemeinschaft vor. Die künftigen Trends lassen erkennen, daß der Einbau von Klimaanlagen in Pkw in der Regel noch weiter zunehmen wird.

Die Verwendung mobiler Klimaanlagen ist mit einem erhöhten Kraftstoffverbrauch verbunden. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, da der zusätzliche Kraftstoffverbrauch davon abhängt, wo der Pkw benutzt wird. Der auf die Ausstattung der Pkw mit Klimaanlagen zurückzuführende zusätzliche Kraftstoffverbrauch ist angeblich in den südlichen Mitgliedstaaten dreimal höher als in den nördlichen. Der Kraftstoffverbrauch hängt jedoch auch von anderen Parametern ab, die sich auf die Leistungsfähigkeit der Einrichtung beziehen. Die Verwendung von Klimaanlagen wird in den Prüfverfahren für Pkw nicht berücksichtigt. Eine vor kurzem im Auftrag der Kommission durchgeführte Studie kam jedoch zu dem Ergebnis, daß ein europäischer Mittelklassewagen während seiner Lebensdauer aufgrund der zusätzlichen Emissionen durch die Klimaanlage vermutlich etwa 17 Gramm Kohlendioxid (CO2)-Äquivalent je Kilometer mehr ausstößt. Dazu gehören CO2-Emissionen, die auf das zusätzliche Gewicht, das Austreten von Fluorkohlenwasserstoffen (FKW)-134a während der Lebensdauer des Fahrzeugs, das Austreten von FKW-134a aus Altfahrzeugen sowie auf den nutzungsbedingten zusätzlichen Kraftstoffverbrauch zurückzuführen sind. Bei dieser Schätzung wird die Tatsache berücksichtigt, daß FKW-134a im Vergleich zu CO2 ein Treibhausgaspotenzial von 1300 hat (basierend auf einem globalen Erwärmungspotenzial von 100 Jahren). Eine andere Studie geht davon aus, daß die auf die Verwendung mobiler Klimaanlagen zurückzuführenden Emissionen fluorierter Gase von etwa 1,4 Millionen Tonnen (1995) auf 14,9 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2010 ansteigen werden. Dieser potenziell sehr signifikante Anstieg gibt Anlass zu Besorgnis.

Der Kommission ist bekannt, daß es für viele Anwendungen in der Kühlindustrie und im Sektor der Isolier- und PUR-Schäume Alternativen zu den Chlorfluorkohlenwasserstoffen (FCKW) und teilhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (H-FCKW) gibt, die weder die Ozonschicht schädigen noch in nennenswerter Weise zur globalen Erwärmung beitragen. Dort, wo diese Alternativen technisch machbar und kosteneffizient sind (wie Ammoniak und Kohlenwasserstoffe bei zahlreichen Anwendungen in ortsfesten Kühlanlagen), werden sie zunehmend eingesetzt. Bei mobilen Klimaanlagen ist FKW noch immer das bevorzugte Kühlmittel, wobei Sicherheitsfragen eine bedeutende Rolle spielen. Bei den derzeit laufenden Arbeiten über die Begrenzung der Emissionen von FKW-Gasen aus mobilen Klimaanlagen in die Atmosphäre wurden verschiedene Maßnahmen ermittelt. Dazu gehören Veränderungen bei der Konstruktion von Klimaanlagen, um den Kühlmittelbedarf möglichst niedrig zu halten, die Verminderung der Leckraten und Verbesserungen beim Einsammeln und Recyclieren der Kühlmittel. Entscheidende Faktoren für den Erfolg sind die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter und die Festlegung entsprechender Verfahren in den Mitgliedstaaten.

FKW werden hauptsächlich als Ersatzstoffe für die Ozonschicht schädigende Gase FCKW und H-FCKW verwendet, die durch das Montrealer Protokoll reglementiert sind. In vielen Anwendungen ließen sich FKW durch andere Gase wie Ammoniak oder selbst CO2 ersetzen, und solche Entwicklungen werden von der Kommission gefördert. Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Kommission mit der Frage der negativen Auswirkungen der Verwendung von FKW auf den Treibhausgaseffekt im Rahmen des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Klimaänderung sowie in anderen internationalen Foren. Die Erstellung eines Programms für die Verringerung der FCKW-Emissionen und anderer unter das Protokoll von Kyoto fallender fluorierter Gase ist Teil des Europäischen Programms für den Klimawandel (ECCP). Die Umweltauswirkungen der zunehmenden Nachfrage nach Kühleinrichtungen und Klimaanlagen für Haushalte, Büros und Fahrzeuge ist (wegen der erhöhten FKW-Emissionen und des höheren Energieverbrauchs) ein Problem, das unbedingt angepackt werden muß, wenn die Gemeinschaft ihr Ziel, die Treibhausgasemissionen zwischen 2008-2012 um 8 % im Vergleich zu dem Niveau von 1990 zu vermindern, erreichen will.

Die Kommission ist sich also durchaus im Klaren über die negativen direkten und indirekten Auswirkungen mobiler Klimaanlagen auf die globale Erwärmung. Die durch mobile Klimaanlagen verursachten Emissionen stehen auf der vorläufigen Liste der prioritären

Aktionen im Rahmen des Europäischen Programms für den Klimawandel und wurden auf der Ratstagung Umwelt vom 10. Oktober 2000 als eine der zu berücksichtigenden Verschmutzungsquellen angeführt. Sachverständigengruppen für Fahrzeugtechnologie und fluorierte Gase im Rahmen des ECCP untersuchen derzeit die Frage mobiler Klimaanlagen. Der Abschlußbericht des ECCP wird Empfehlungen für entsprechende Maßnahmen enthalten.

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