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Dokument 92000E001325

    SCHRIFTLICHE ANFRAGE P-1325/00 von Caroline Lucas (Verts/ALE) an die Kommission. Industrielle Tierhaltung.

    ABl. C 72E vom 6.3.2001, s. 45–46 (ES, DA, DE, EL, EN, FR, IT, NL, PT, FI, SV)

    Europa-Parlamentets website

    92000E1325

    SCHRIFTLICHE ANFRAGE P-1325/00 von Caroline Lucas (Verts/ALE) an die Kommission. Industrielle Tierhaltung.

    Amtsblatt Nr. 072 E vom 06/03/2001 S. 0045 - 0046


    SCHRIFTLICHE ANFRAGE P-1325/00

    von Caroline Lucas (Verts/ALE) an die Kommission

    (17. April 2000)

    Betrifft: Industrielle Tierhaltung

    Einige Entwicklungsländer haben bereits industrielle Methoden der Tierhaltung eingeführt. Andere dürften in Kürze folgen. Diese Haltungsmethoden beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden der Tiere, sondern bringen auch erhebliche Gefahren für die Umwelt, die Volksgesundheit und die Linderung der Armut in den Entwicklungsländern mit sich.

    Welche Schritte unternimmt die Kommission, um die Entwicklungsländer zu veranlassen, keine industriellen Methoden der tierischen Erzeugung einzuführen? Gewährt die Gemeinschaft insbesondere Finanzhilfe für Vorhaben, die die Einführung oder Förderung der industriellen Tierhaltung in Entwicklungsländern einschließen?

    Antwort von Herrn Nielson im Namen der Kommission

    (16. Juni 2000)

    Die Kommission ist sich der potentiellen Folgen einer industriell betriebenen Tierhaltung, zumal in Stadtnähe, durchaus bewußt. Im Tierhaltungssektor der Entwicklungsländer (EL) vollziehen sich zur Zeit dramatische Veränderungen. Infolge des Bevölkerungswachstums, der steigenden Einkommen und der zunehmenden Urbanisierung dürfte sich die Nachfrage bis 2030 verdreifachen, während sich die Weltbevölkerung voraussichtlich verdoppelt. Die steigende Nachfrage erfordert intensivere Produktionsformen, so daß im Bereich der Tierhaltung mit erheblichen strukturellen Veränderungen zu rechnen ist. Dies wird wiederum Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen haben, sofern sich die Intensivierung nicht in einem angemessenen technologischen und politischen Rahmen abspielt. Gegenwärtig vollzieht sich diese Entwicklung weitgehend in einem politischen und institutionellen Vakuum.

    Die kürzlich abgeschlossene, von mehreren Gebern finanzierte Untersuchung Interactions between livestock and the environment (Wechselwirkungen zwischen Tierhaltung und Umwelt) (zum Teil von der Gemeinschaft gefördert) enthält eine gründliche Analyse der wichtigsten Wechselwirkungen zwischen Tierhaltung und Rohstoffbasis. Sie kommt zu dem Schluß, daß die Industrialisierung von Tierproduktion und Fleischverarbeitung in vielen Entwicklungsländern aus mehreren Gründen zur Sorge Anlaß gibt. Erstens schafft eine industriell betriebene Tierproduktion wesentlich weniger Einkommen als die entsprechende Produktionsmenge in landwirtschaftlichen Kleinbetrieben. Auf Produktionsebene gibt es nur wenige Nutznießer. Billiges tierisches Protein begünstigt zwar ärmere Verbraucher, aber insgesamt ist im Falle der Tierproduktion die Bilanz der Auswirkungen auf Armut und Vermögensverteilung weitgehend negativ. Was die Entwicklung der Landwirtschaft angeht, so fällt durch die industrielle Betreibung der Tierhaltung der wichtigste potentielle Wachstumsanstoß fort, den es für landwirtschaftliche Kleinbetriebe geben kann. Andererseits entstehen in den nachgeordneten Sektoren viele neue Arbeitsplätze, etwa in Schlachthäusern, Molkereien, in der Lebensmittelverarbeitung und im Einzelhandel. Zum zweiten bedeutet die vom Land losgelöste industriell betriebene Tierproduktion, daß sich die Betriebe in der Nähe der Städte und in Stadtgebieten konzentrieren und dort massive und zunehmende Umweltschäden verursachen. Der Nährstoffkreislauf, zu dem es früher in den Betrieben kam, findet nicht mehr statt. Die Exkremente des Viehs werden auf engem Raum gelagert und oft unbehandelt in offene Gewässer eingeleitet. Drittens hängen mit der Intensivierung eine Reihe von Krankheiten zusammen, wobei vielfach auch die menschliche Gesundheit gefährdet ist; die Tierproduktion in ihren industriellen und intensiven Formen kann eine Brutstätte für neue Krankheiten (Nippah, Bovine Spungiforme Encephalopathie, klassische Gefluegelpest) mit unbekannten Folgen sein. Dazu ist die Volksgesundheit noch durch Probleme hinsichtlich der Sicherheit tierischer Lebensmittel gefährdet, man denke nur an den jüngsten Dioxinskandal in Europa, die Resistenz gegen Antibiotika und die Probleme mit Rückständen. Sorge bereiten schließlich auch in zunehmendem Maße die Mängel in der Tierschutzgesetzgebung (oder bei deren Durchsetzung), die Konzentration der Produktionsbetriebe, unzureichende Beförderungsmittel und Schlachtanlagen sowie mangelhaftes Tierschutzbewußtsein.

    Diese Untersuchung muß weitergeführt werden, um neue Konzepte und Hilfsmittel zu entwickeln. Zu diesem Zweck arbeitet die Kommission im Rahmen der internationalen Initiative Tierhaltung, Umwelt und Entwicklung (Livestock, environment and development LEAD) an einer Studie in Asien und Lateinamerika, um den Entscheidungsträgern Hilfsmittel für eine umweltverträgliche, nachhaltige und sachgerechte Entwicklung der Tierhaltung an die Hand zu geben. Die zu erwartenden Ergebnisse sind erstens eine umfassende Analyse der Transformation im Tierhaltungssektor, zweitens

    spezifische Empfehlungen zum Wohl der Allgemeinheit für eine strategische Lenkung von Forschung und Entwicklung bezüglich Tierhaltung, Umwelt, Armut, Gerechtigkeit, Tierschutzfragen und Volksgesundheit; insbesondere die Erarbeitung von Entwicklungsstrategien zwecks Einbeziehung der Tierhaltung in den Entwicklungsprozeß für die Zwecke von Forschungseinrichtungen, Entwicklungsorganisationen sowie privaten und öffentlichen Finanzierungsinstitutionen; drittens die Verwendung der Projektergebnisse durch Politikgestalter und Entscheidungsträger, wofür das (zur LEAD-Initiative gehörige) Virtual Centre für Forschung und Entwicklung zu sorgen hat. Die Kommission hat die nötigen Unterlagen erstellt und ist im Begriff, die Studie zur Finanzierung aus verschiedenen internen Finanzierungsinstrumenten (Haushaltslinien Umwelt oder ALA-MEDA) vorzuschlagen. Die Studie soll später ein originelles und innovatives Hilfsmittel abgeben für Politikgestalter und Entscheidungsträger bei der Wahl nationaler Prioritäten und Strategien und für Geber zum Zweck eines gezielteren Einsatzes ihrer Hilfe.

    Die Gemeinschaft unterstützt weder die Entstehung noch die Förderung einer industriell betriebenen Tierhaltung in den EL. Vielmehr ist hier in vielen Fällen der private Sektor führend, während die Gemeinschaft in erster Linie die Unterstützung von Kleinbauern anstrebt.

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