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Dokument 92000E000510

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0510/00 von Christopher Huhne (ELDR) an die Kommission. Untersuchungen von Inflationsgefälle.

ABl. C 374E vom 28.12.2000, s. 93 – 94 (ES, DA, DE, EL, EN, FR, IT, NL, PT, FI, SV)

webovom sídle Európskeho parlamentu

92000E0510

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0510/00 von Christopher Huhne (ELDR) an die Kommission. Untersuchungen von Inflationsgefälle.

Amtsblatt Nr. 374 E vom 28/12/2000 S. 0093 - 0094


SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0510/00

von Christopher Huhne (ELDR) an die Kommission

(28. Februar 2000)

Betrifft: Untersuchungen von Inflationsgefälle

Bezugnehmend auf die Antwort der Kommission auf meine schriftliche Anfrage E-2228/99(1) wird die Kommission gebeten mitzuteilen, ob ihr die von Wissenschaftlern und Marktteilnehmern vorgenommenen Studien über das tragbare Inflationsgefälle in jedem einzelnen Mitgliedstaat des Euro-Gebiets bekannt sind. Kann die Kommission für jeden einzelnen Mitgliedstaat dasjenige Inflationsgefälle angeben, das in verschiedenen Studien von Wissenschaftern und Marktteilnehmern als tragbar bezeichnet wurde?

(1) ABl. C 219 E vom 1.8.2000, S. 127.

Antwort von Herrn Solbes Mira im Namen der Kommission

(4. April 2000)

Zu den wissenschaftlichen Studien über die Frage, welches Inflationsgefälle innerhalb der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) tragbar ist, zählen die Untersuchungen von Alberola und Tyrväinen (1998) sowie von Canzoneri et. al. (1998). Diese Studien basieren auf dem sogenannten Balassa-Samuelson-Modell oder auf modifizierten Versionen dieses Modells. Auch der Internationale Währungsfonds hat sich in mehreren neueren Berichten an einer grenzübergreifenden Quantifizierung des Balassa-Samuelson-Effekts versucht. In der Regel beziehen sich die Marktteilnehmer entweder auf diese Studien oder auf die bisherigen Erfahrungen mit bestehenden Währungsunionen, insbesondere in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich in ihrem Monatsbericht vom Oktober 1999 mit dem Thema Inflationsunterschiede befaßt.

Die in den wissenschaftlichen Studien durch Simulation ermittelten tragbaren Inflationsraten sind einer Tabelle zu entnehmen, die dem Herrn Abgeordneten und dem Sekretariat des Parlaments direkt zugeht. Die Simulationen basieren auf drei Grundannahmen: (i) die Annahme der langfristigen Kaufkraftparität (KKP) hat für handelsfähige Güter im Euro-Gebiet Gültigkeit; (ii) beim Produktivitätswachstums-Gefälle zwischen handelsfähigen und nichthandelsfähigen Gütern ist in den einzelnen Ländern nach dem Übergang zur WWU kein Unterschied zu früher festzustellen, und (iii) in den einzelnen Branchen vollzieht sich die Preisentwicklung parallel zur Lohnstückkostenentwicklung. Sektorale Unterschiede in der Lohnentwicklung werden von Alberola und Tyrväinen in ihrem sogenannten erweiterten Balassa-Samuelson-Modell berücksichtigt.

Der Nutzen dieser Modellrechnungen liegt in der Verdeutlichung der Tatsache, daß ein tragbares Inflationsgefälle in der WWU gerechtfertigt sein kann. Dieser Tatsache ist im Rahmen der multilateralen Überwachung sowie bei der Gestaltung der Wirtschaftspolitik der am Euro-Gebiet teilnehmenden Mitgliedstaaten Rechnung zu tragen.

Die Simulationen sollten nicht als exakte Prognosen für die langfristige Entwicklung des Inflationsgefälles in der WWU verstanden werden. Die Diskussion darüber, wie stark sich Produktivitätsverzerrungen bei den gehandelten Gütern auf die realen Wechselkurse in den Industrieländern auswirken, ist in der Wirtschaftsliteratur noch nicht abgeschlossen (vgl. Rogoff (1996). Die WWU-Länder haben die Erfahrung gemacht, daß das Preisniveau (ausgedrückt in der gemeinsamen Währung) von Land zu Land langfristig erheblich weniger differiert, als die vorerwähnten Simulationen vermuten lassen. Faktisch haben sich die diesen Simulationen zugrunde liegenden Annahmen nicht realisiert (und dies wird auch in Zukunft nicht unbedingt der Fall sein). So bestätigt sich beispielsweise die Annahme der langfristigen Kaufkraftparität bei gehandelten Gütern nicht in allen in die Stichprobe einbezogenen Ländern (vgl. Canzoneri et.al. (1998)). Die relativen Preise der nichthandelsfähigen Güter sind generell nicht so rasch gestiegen, wie nach der relativen Produktivitätsentwicklung zu erwarten gewesen wäre (vgl. Canzoneri et.al. (1998)), und das Produktivitätsgefälle zwischen verschiedenen Sektoren kann sich im Zeitverlauf ändern (beispielsweise ist der Abstand in Italien und Spanien heute kleiner als zu Beginn der 70er Jahre).

Möglicherweise können die Erfahrungen mit anderen Währungsunionen interessante Aufschlüsse bezüglich der Inflationsunterschiede in der WWU liefern. Von 1950 bis 1978 (als das Irische Pfund vom Pfund Sterling abgekoppelt wurde) betrug der Unterschied in der jährlichen Verbraucherpreisinflation zwischen Irland und dem Vereinigten Königreich (Länder, die sich damals vom wirtschaftlichen Entwicklungsstand her stark unterschieden) durchschnittlich 0,4 %. Zwischen Luxemburg und Belgien lag das durchschnittliche Gefälle im Zeitraum 1950-88 bei rund 0,3 % pro Jahr.

Nach Ansicht der Kommission sollte der Umfang des tragbaren Inflationsgefälles in der WWU nicht über die Ergebnisse der vorerwähnten mechanischen Simulationen hinausgehen. Dennoch muß man sich bei der wirtschaftlichen Steuerung des Euro-Gebiets darüber im klaren sein, daß ein andauerndes Inflationsgefälle unter längerfristigen strukturellen Aspekten gerechtfertigt sein kann. Die Kommission begrüßt, daß das Parlament diesem wichtigen Thema Interesse entgegenbringt, und würde diese Fragen gern ausführlicher mit dem Herrn Abgeordneten diskutieren.

Začiatok