EUROPÄISCHE KOMMISSION
Brüssel, den 28.10.2019
COM(2019) 548 final
BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN
über die Durchführung, die Ergebnisse und die Gesamtbewertung des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018
1.EINLEITUNG
1.1.Hintergrund: Das europäische Kulturerbe als Ressource für Europa
Das Jahr 2018 wurde von der Europäischen Union zum Europäischen Jahr des Kulturerbes (nachstehend „Europäisches Jahr“) ernannt.
Das Kulturerbe Europas stellt „eine gemeinsame Quelle der Erinnerung, des Verständnisses, der Identität, des Dialogs, des Zusammenhalts und der Kreativität für Europa dar“. Es besteht „aus einem breiten Spektrum aus von der Vergangenheit hinterlassenen Ressourcen in sämtlichen Formen und Aspekten – materiell, immateriell und digital (digital entstanden oder digitalisiert) – einschließlich Denkmälern, Stätten, Landschaften, Fertigkeiten, Brauchtum, Kenntnissen und Formen menschlicher Kreativität, sowie Sammlungen, die von öffentlichen und privaten Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken und Archiven erhalten und gepflegt werden. Zum Kulturerbe gehört auch das Filmerbe“.
Die Europäische Union als Region weist mehr als ein Drittel der Einträge in der UNESCO-Welterbeliste und ein Viertel der Einträge in der Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO auf. Bisher wurden 38 Stätten für die Bedeutung, die sie in der europäischen Geschichte eingenommen haben, mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Es gibt 33 zertifizierte Kulturwege des Europarates. Die digitale Plattform für das europäische Kulturerbe „Europeana“ ermöglicht derzeit den Zugriff auf mehr als 54 Millionen Kulturgüter von über 3700 europäischen Einrichtungen, die sich dem Kulturerbe widmen. Beim Naturerbe – einem integralen Bestandteil des Kulturerbes – umfasst das Netz aus 27 000 Natura-2000-Schutzgebieten mehr als 18 % der Landfläche und fast 6 % der Meeresfläche der Europäischen Union.
Das Kulturerbe ist außerdem eine Ressource für Europa. Im Kulturerbesektor der EU sind über 300 000 Menschen beschäftigt, und 7,8 Millionen Arbeitsplätze sind indirekt mit dem Erbe verknüpft (z. B. Interpretation und Sicherheit).
Der vorliegende Bericht bietet einen Überblick über die Durchführung und die Ergebnisse des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018 gemäß Artikel 10 des Beschlusses (EU) 2017/864 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Mai 2017.
1.2.Ziele des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018
Mit dem Beschluss (EU) 2017/864 des Europäischen Parlaments und des Rates über ein Europäisches Jahr des Kulturerbes (2018) (nachfolgend „Beschluss“)
wurden
allgemeine und spezifische Ziele festgelegt.
Das übergeordnete Ziel des Europäischen Jahres war es, die gemeinsame Nutzung und Aufwertung des reichen und vielfältigen Kulturerbes Europas zu fördern, das Bewusstsein für die gemeinsame Geschichte und die gemeinsamen Werte zu schärfen und das Gefühl der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen europäischen Raum zu stärken.
Die allgemeinen Ziele des Jahres bestanden darin, die Anstrengungen der Union, der Mitgliedstaaten sowie regionaler und lokaler Behörden zum Schutz, zur Sicherung, zur Um- oder Weiternutzung, zur Verbesserung, zur Aufwertung und zur Förderung des Kulturerbes Europas in Zusammenarbeit mit dem Kulturerbesektor und der breiteren Zivilgesellschaft zu fördern und zu unterstützen. Insbesondere sollte es Folgendes leisten:
-Es trägt zur Förderung der Rolle des Kulturerbes Europas bei, das eine Schlüsselkomponente der kulturellen Vielfalt und des interkulturellen Dialogs darstellt.
-Es stärkt den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag, den das europäische Kulturerbe durch sein mittelbares und unmittelbares wirtschaftliches Potenzial leistet.
-Es trägt zum Bewerben des Kulturerbes als einem wichtigen Element der Beziehungen zwischen der Union und Drittländern bei.
1.3.Eurobarometer-Umfrage über Kulturerbe
Zur Vorbereitung des Europäischen Jahres wurde Ende 2017 eine Eurobarometer-Sonderumfrage durchgeführt. Bei dieser Umfrage wurden die Einstellungen und Ansichten der Europäerinnen und Europäer zu kulturellem Erbe untersucht.
Die Umfrage hat gezeigt, dass Europäerinnen und Europäer der Auffassung sind, dass
-das Kulturerbe für sie persönlich (84 %) wie auch für ihre Gemeinde (84 %), Region (87 %), ihr Land (91 %) und die EU insgesamt (80 %) wichtig ist;
-staatliche Stellen dem Kulturerbe mehr Ressourcen bereitstellen (74 %) und alles Erdenkliche für dessen Schutz tun sollten;
-sie stolz auf das Kulturerbe (82 %) und davon überzeugt sind, dass es die Lebensqualität (71 %) und das Zugehörigkeitsgefühl zu Europa verbessern (70 %) kann.
2.DURCHFÜHRUNG DES EUROPÄISCHEN JAHRES DES KULTURERBES 2018
Es wurde ein dezentraler Ansatz gewählt, um das Europäische Jahr des Kulturerbes 2018 umzusetzen.
2.1.Verwaltung des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018
Auf nationaler Ebene wurde das Europäische Jahr stellvertretend für die teilnehmenden Länder – alle 28 Mitgliedstaaten sowie neun assoziierte Staaten (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Republik Nordmazedonien, Island, Montenegro, Norwegen, Schweiz, Georgien und Serbien) – durch „nationale Koordinatoren“ organisiert.
Auf europäischer Ebene war die Durchführung des Europäischen Jahres eine gemeinsame Anstrengung der Europäischen Kommission (bis zu 15 Generaldirektionen), des Europäischen Parlaments, des Rates der Europäischen Union, des Ausschusses der Regionen und des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses. Die Kommission gewährleistete die Koordinierung des Europäischen Jahres auf Unionsebene.
Die Europäische Kommission wurde durch eine aus 38 zivilgesellschaftlichen Organisationen („Ausschuss der Interessengruppen“) bestehende Gruppe unterstützt, die anhand eines offenen und transparenten Verfahrens nach einem offenen Aufruf zur Teilnahme ausgewählt wurde. Die UNESCO und der Europarat beteiligten sich ebenfalls.
Im Zeitraum 2017-2018 berief die Kommission sechs Sitzungen des Ausschusses der Interessengruppen und der nationalen Koordinatoren ein, um den Ablauf des Europäischen Jahres zu koordinieren; Vertreterinnen und Vertreter des Europäischen Parlaments nahmen als Beobachter an den Sitzungen teil.
2.2.Ressourcen
Das Europäische Jahr des Kulturerbes 2018 wurde gemäß den Angaben zur Mittelausstattung im oben genannten Beschluss (EU) 2017/864 für den Zeitraum 2017-18 mit einem Budget in Höhe von 8 Mio. EUR ausgestattet. Ein wesentlicher Teil des Budgets ermöglichte die Finanzierung eines gezielten Aufrufs für Kooperationsprojekte im Rahmen von „Kreatives Europa“ (4,8 Mio. EUR). Darüber hinaus setzte die Kommission dieses Budget zur Unterstützung von Projekten auf europäischer Ebene ein, zum Beispiel für die Arbeit mit ICOMOS an EU-Qualitätsnormen für Eingriffe ins Kulturerbe, das Projekt WeAre#EuropeForCulture, das Projekt „Faro Way“ mit dem Europarat und das gemeinsame Projekt von EU und UNESCO zur Begeisterung der Jugend für das Erbe; eine Kommunikationskampagne und eine Eurobarometer-Umfrage (insgesamt 2,8 Mio. EUR). Das restliche Budget wurde für verschiedene Unterstützungs- und Koordinierungstätigkeiten aufgewandt.
3.WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN
3.1. Kommunikationskampagne
Auf EU-Ebene wurde eine Kommunikationskampagne durchgeführt. Zu den wichtigsten Zielgruppen zählten Schulkinder (im Alter von 10-15 Jahren) und junge Menschen (im Alter von 15-25 Jahren).
Das allen EU-Mitgliedstaaten in ihrer jeweiligen Sprache zur Verfügung gestellte Kommunikationsmaterial beinhaltete eine visuelle Identität sowie ein speziell für das Europäische Jahr gestaltetes Logo in allen 24 EU-Sprachen, einen Slogan – „Unser Erbe: Wo Vergangenheit auf Zukunft trifft“, eine Website, gedrucktes und audiovisuelles Kommunikationsmaterial in allen EU-Sprachen sowie einen Werkzeugkasten für Lehrkräfte. Darüber hinaus wurde ein alle zwei Monate herausgegebenes Rundschreiben eingerichtet, das mehr als 8 000 Menschen erreicht (am meisten Abonnenten gibt es in Belgien, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland).
Die Kampagne in den sozialen Medien erreichte rund 18 Millionen Menschen, deren Mehrheit junge Menschen waren (in den Altersgruppen von 18-24 und 25-34 Jahren waren es jeweils rund 31-35 %). Im Jahr 2018 erschien #EuropeForCulture 146 000-mal auf Social-Media-Plattformen.
Das Europäische Jahr des Kulturerbes erhielt auch in den klassischen Medien viel Aufmerksamkeit (26 544 Medienbeiträge für eine kumulierte Online-Leserschaft von 5,3 Millionen Menschen). ARTE bot eine Wiedergabeliste für das Europäische Jahr 2018 in fünf Sprachen an.
3.2. Nationale und europäische Veranstaltungen und Initiativen
Insgesamt fanden 2018 mehr als 23 000 Veranstaltungen mit über 12,8 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt (11,7 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an von den Mitgliedstaaten und Interessengruppen ausgerichteten Veranstaltungen sowie 1,1 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an durch die EU-Organe ausgerichteten Veranstaltungen). Das Siegel des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018 wurde über 13 000 Veranstaltungen zuerkannt (von denen allein 2300 in Irland stattfanden).
Die mit dem Jahr des Kulturerbes assoziierten Drittländer führten außerdem über 620 Initiativen und Veranstaltungen durch, die mehr als 600 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern anzogen.
Die 38 Mitglieder des Ausschusses der Interessengruppen einschließlich UNESCO und Europarat führten 475 Veranstaltungen und Initiativen mit fast 400 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch. Eine der herausragenden Initiativen war der Europäische Kulturerbe-Gipfel „Sharing Heritage, Sharing Values“, der im Juni 2018 in Berlin stattfand; aus diesem Gipfel ging der von über 2200 Bürgerinnen und Bürgern und Organisationen unterzeichnete Berliner Appell mit dem Titel „Kulturerbe ist die Zukunft Europas“.
Das Europäische Parlament richtete eine besondere hochrangige Konferenz und eine interparlamentarische Ausschusssitzung über europäisches Kulturerbe aus. Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss und der Europäische Ausschuss der Regionen organisierten ebenfalls mehrere Veranstaltungen und Kommunikationstätigkeiten zu diesem Thema.
3.3.EU-finanzierte Projekte und zehn europäische Initiativen
Die Kommission startete eine gezielte Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen im Rahmen des Programms „Kreatives Europa“. In der Folge wurden 29 länderübergreifende Kooperationsprojekte aus 77 Bewerbungen ausgewählt, denen ein Gesamtbetrag in Höhe von 4,8 Mio. EUR zugewiesen wurde.
Der reguläre Aufruf für Kooperationsprojekte im Rahmen von „Kreatives Europa“ 2018 stand auch dem Kulturerbe offen. In der Folge wurden mittels „Kreatives Europa“ 2018 insgesamt 10,3 Mio. EUR für 35 Projekte zum Schutz des kulturellen Erbes bewilligt, im Jahr 2016 waren es noch 4,9 Mio. EUR für 16 Projekte.
Wie in Artikel 8 des Beschlusses (EU) 2017/864 vorgesehen, erhielten Maßnahmen zugunsten des Kulturerbes eine erhebliche Förderung aus mehreren EU-Programmen. Das Europäische Jahr war eine horizontale Priorität des Programms Erasmus+ für 2018 und im Zuge dessen wurden fast 92 Mio. EUR für 965 Kooperations- und Mobilitätsprojekte im Zusammenhang mit dem Kulturerbe gewährt.
Aus den Kohäsionsfonds wurde für den Planungszeitraum 2014-2020 ursprünglich ein geschätzter Betrag in Höhe von 6 Mrd. EUR zur Verfügung gestellt. Aktualisierte Daten zu den Investitionen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Maßnahmen für das Kulturerbe sind auf der offenen Datenplattform der Kohäsionsfonds verfügbar. In den Jahren 2018 und 2019 wurden Forschungsprojekten zum Kulturerbe durch Horizont 2020 bis zu 100 Mio. EUR zugewiesen. EU-Mittel für die Umwelt aus dem LIFE-Programm, mit Schwerpunkt auf Natura-2000-Gebieten, spielten während des Europäischen Jahres ebenfalls eine wichtige Rolle, genau wie die Programme im Bereich des Kulturtourismus und der Bürgerschaft im Programm „Europa für Bürgerinnen und Bürger“.
Die Gemeinsame Agrarpolitik unterstützte über ihren Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) ebenfalls viele Initiativen im Zusammenhang mit dem ländlichen Kulturerbe.
Im Jahr 2018 setzte die Kommission zudem ihre politische und finanzielle Unterstützung für Europeana, die europaweite digitale Plattform für das Kulturerbe, fort.
Zur Ergänzung dieser finanziellen Anstrengungen führte die Kommission langfristige Projekte und politische Initiativen in zehn Themenbereichen durch („zehn europäische Initiativen“). Sie wurden in Zusammenarbeit mit dem Europarat, der UNESCO sowie weiteren Partnern und Interessenvertretungen durchgeführt.
3.4.Länderübergreifende Initiativen
Im Europäischen Jahr des Kulturerbes 2018 wurden zahlreiche grenzübergreifende europäische Initiativen durch Interessengruppen und nationale Koordinatoren ins Leben gerufen.
Zu den Beispielen gehören die von Europa Nostra organisierte #Ode2JoyChallenge (25Länder); „Work It Out“ von der Europäischen Route der Industriekultur – 3000 junge Menschen in ganz Europa tanzten gleichzeitig in zehn Ländern – und die „Fackel-Initiative“, koordiniert von Future for Religious Heritage (Zukunft für das religiöse Erbe), die persönliche Erinnerungen und Geschichten von Menschen im Zusammenhang mit dem religiösen Erbe sammelte.
Zwei Beispiele für von Mitgliedstaaten gestartete Initiativen, die sich über ganz Europa ausbreiteten, sind das vom französischen Kulturministerium gestartete Projekt „Rendez-vous aux Jardins“ (16 Länder) sowie das vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz ausgehende „Ringing the Bells“ (800 Glocken in 25 Ländern läuteten am Weltfriedenstag am 21. September 2018).
3.5.Globale Reichweite des Europäischen Jahres 2018
Das Europäische Jahr hatte weltweite Reichweite. Die Länder des Westlichen Balkans (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Republik Nordmazedonien, Montenegro und Serbien) und Georgien, Island, Norwegen und die Schweiz waren assoziierte Länder des Europäischen Jahres.
Das Europäische Jahr unterstützte außerdem weltweit den Kapazitätsaufbau für den Kulturerbesektor.
EU-Delegationen auf der ganzen Welt leisteten durch verschiedene Tätigkeiten einen Beitrag zur Erhöhung des internationalen Ansehens des Europäischen Jahres.
4.POLITISCHE ERGEBNISSE AUF EU-EBENE
Neben einer Reihe von Veranstaltungen in ganz Europa und weltweit führte das Europäische Jahr zu verschiedenen Errungenschaften und politischen Ergebnissen.
4.1.Engagement für das Kulturerbe
Im Rahmen des Europäischen Jahres wurde eine Reihe von Initiativen eingeleitet, um jüngere und ältere Generationen, Fachleute und lokale Gemeinschaften am kulturellen Erbe und seiner europäischen Dimension zu beteiligen. Erreicht wurde Folgendes:
-Teilnahme von 30 Millionen Menschen an den 60 000 Veranstaltungen der Sonderausgabe der Europäischen Tage des Kulturerbes, die dem Europäischen Jahr
gewidmet waren;
-Umsetzung zahlreicher Aktivitäten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit durch Europeana mit dem Ziel, die digitale Zugänglichkeit zum Kulturerbe zu unterstützen;
-Ein Sonderpreis als Bestandteil der Access City Awards 2019
der Europäischen Kommission, mit dem die Städte Viborg (Dänemark) und Monteverde (Italien) für eine verbesserte Zugänglichkeit für Personen mit Behinderungen ausgezeichnet wurden;
-Die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission entwickelte neue Instrumente zur Förderung des Engagements der Bürgerinnen und Bürger für das Kulturerbe: die Online-Plattform „Story Maps“
(interaktive und leicht zugängliche Informationen über von der EU eingeleitete Initiativen für das Kulturerbe in Europa) und die Web-App „Cultural gems“
(Verbreitung und Ausbau des Wissens über Kultureinrichtungen in europäischen Städten);
-„Kulturerbe“ war im Jahr 2018 das Schwerpunktthema von „eTwinning“, der Gemeinschaft für Lehrkräfte und Schulen in Europa. Das eTwinning-Buch „Aus der Vergangenheit lernen, unsere Zukunft gestalten: Europas kulturelles Erbe in eTwinning“
bot Beispiele zu Projekten und Tätigkeiten; an einer Abschlusskonferenz nahmen 600 Teilnehmer teil;
-Einführung eines Toolkits und eines Online-Spiels in allen Sprachen der EU zur Unterstützung von Lehrkräften aller Fächer und Disziplinen bei der Einbeziehung des kulturellen Erbes in den Unterricht
;
-15 000 junge Europäerinnen und Europäer entdeckten das Kulturerbe Europas im Rahmen der Pilotinitiative „DiscoverEU“;
-Junge Menschen agierten im Europäischen Solidaritätskorps als Freiwillige in Projekten mit Bezug zum Kulturerbe.
4.2.Nachhaltiges Kulturerbe
Während des Europäischen Jahres 2018 haben die Kommission und ihre Partnerorganisationen eine Reihe von Maßnahmen durchgeführt, um das Kulturerbe in die Umwelt-, Architektur- und Raumordnungspolitik einzubeziehen. Erreicht wurde Folgendes:
-Die Erklärung von Leeuwarden
über „Adaptive Wiederverwendung und Wandel des architektonischen Erbes“;
-Eine Liste bewährter Verfahren zum besseren Schutz, zur Wiederverwendung, Aufwertung und Förderung des kulturellen Erbes bei der Nutzung von Investitionen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, einschließlich der Interreg-Programme;
-Der Bericht über die Verbindungen zwischen dem Erbe und dem
Natura-2000-
Netz;
-Politische Empfehlungen für einen nachhaltigen Kulturtourismus im Einklang mit einer neuen Definition des nachhaltigen Kulturtourismus;
-18
herausragende europäische Reiseziele
erhielten eine Auszeichnung (EDEN-Preis) für ein besonderes Tourismusangebot auf der Grundlage ihres lokalen materiellen Kulturerbes;
-„Reisen zum europäischen Welterbe“ in Zusammenarbeit mit der UNESCO verbinden 34 symbolträchtige und weniger bekannte UNESCO-Welterbestätten in 19 europäischen Ländern miteinander;
-Sechs länderübergreifende Projekte mit 46 Begünstigten förderten länderübergreifende Tourismusprodukte, die sich speziell auf das europäische Kulturerbe beziehen, mithilfe von Technologien der Kultur- und Kreativwirtschaft
-Die „Erklärung von Barcelona“ zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der sozialen und kulturellen Auswirkungen des Tourismus in Europa.
4.3.Schutz des Kulturerbes
Im Europäischen Jahr 2018 wurde eine umfassende Mobilisierung zur Verbesserung des Schutzes des Kulturerbes auf europäischer Ebene eingeleitet. Erreicht wurde Folgendes:
-„Europäische Qualitätsgrundsätze für EU-finanzierte Maßnahmen mit potenziellen Auswirkungen auf das Kulturerbe“, in Zusammenarbeit mit ICOMOS;
-Die Studie zum Schutz des Kulturerbes vor natürlichen oder durch Menschen verursachte Katastrophen – erstmalige Kartierung der EU-weiten Strategien und Instrumente – trägt zur Umsetzung des Sendai-Rahmens für Katastrophenvorsorge bei und ebnet den Weg für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten;
-Forschungsprojekte und Projekte für den Aufbau von Kapazitäten zur Verbesserung des Verständnisses der Risiken, denen das Kulturerbe infolge von Katastrophen ausgesetzt ist, sowie zur Stärkung vorbeugender Maßnahmen;
-Studie zum illegalen Handel mit Kulturgütern und zur Nutzung verfügbarer Technologien zu seiner Bekämpfung; Leistung eines Beitrags zu einem tieferen Verständnis dieser kriminellen Handlungen und ihrer Eindämmung;
-Ein in Zusammenarbeit mit der UNESCO entwickeltes Instrumentarium für europäische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Justiz- und Strafverfolgungsbehörden zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern;
-Bewertung der Möglichkeit, den Einsatz des Erdbeobachtungsprogramms der EU, Copernicus, zur Erhaltung, Überwachung und Verwaltung des Kulturerbes zu fördern;
-Mobilisierung der Kulturerbe- und Denkmalschutzsektoren in Richtung Klimaschutzmaßnahmen zur Unterstützung des Pariser Klimaschutzabkommens. Diese wurde angesichts der Klimakonferenz 2018 in Zusammenarbeit mit ICOMOS organisiert.
4.4.Innovationen
Während des Europäischen Jahres 2018 wurden große Anstrengungen unternommen, um die Entwicklung innovativer und zukunftsweisender Lösungen als Antwort auf die Herausforderungen des Kulturerbesektors zu fördern. Erreicht wurde Folgendes:
-Die Veröffentlichung „Policy Review: Innovation in Cultural Heritage Research“, das CORDIS-Ergebnispaket mit dem Titel „Heritage at Risk: EU research and innovation for a more resilient cultural heritage“
sowie die Veröffentlichung „Innovative solutions for Cultural Heritage“;
-„Fostering cooperation in the European Union on skills, training and knowledge transfer in cultural heritage professions“ – ein Handbuch mit bewährten Verfahren für Kultur- und Bildungseinrichtungen;
-Die Vorbereitung der neuen Ausgabe des Monitors für den Städtevergleich „Kultur und Kreativität“, ein Benchmarkinginstrument zur Überwachung der Leistung des Städtevergleichs „Kultur und Kreativität“ in Europa;
-Gemeinsames Pilotprojekt der EU und des Europarates mit der Bezeichnung „STEPS“ mit dem Ziel, tragfähige Modelle für eine partizipative Steuerung zu untersuchen;
-Gemeinsames Pilotprojekt der EU und des Europarates mit der Bezeichnung „The Faro Way“: verbesserte Beteiligung am Kulturerbe;
-Bericht der EU-Sachverständigengruppe zur partizipativen Steuerung des Kulturerbes.
5.FOLGEMAẞNAHMEN – EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Um die langfristigen politischen Auswirkungen des Europäischen Jahres sicherzustellen, hat die Europäische Kommission am 5. Dezember 2018 einen Europäischen Aktionsrahmen für das Kulturerbe (SWD(2018) 491) veröffentlicht, in dem eine gemeinsame Richtung für Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Kulturerbe auf europäischer Ebene bestimmt wird, vor allem im Rahmen von politischen Maßnahmen und Programmen der EU.
Der Aktionsrahmen wird anhand von vier Grundsätzen, fünf Säulen und 65 Maßnahmen organisiert.
Die vier Grundsätze des Europäischen Aktionsrahmens für das Kulturerbe sind ein an den Menschen orientierter Ansatz, eine durchgehende Berücksichtigung in verschiedenen EU-Politiken, eine auf gesicherten Erkenntnissen beruhende Politikgestaltung und eine Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen.
Die fünf Aktionsbereiche sind:
-Kulturelles Erbe für ein inklusives Europa: Teilhabe und Zugang für alle
-Kulturelles Erbe für ein nachhaltiges Europa: intelligente Lösungen für eine von Zusammenhalt und Nachhaltigkeit geprägte Zukunft
-Kulturelles Erbe für ein widerstandsfähiges Europa: Erhaltung des gefährdeten Erbes
-Kulturelles Erbe für ein innovatives Europa: Mobilisierung von Wissen und Forschung
-Kulturelles Erbe für stärkere globale Partnerschaften: Stärkung der internationalen Zusammenarbeit
Mit dem Aktionsrahmen wird zudem eine neue Expertengruppe der Kommission für das Kulturerbe eingerichtet, die aus verschiedenen Interessengruppen besteht und als Plattform für Anfragen und den Austausch von Ideen und bewährten Verfahren für nachhaltige und partizipative Politik im Bereich Kulturerbe in Europa dient.
6. GESAMTBEWERTUNG
Das Europäische Jahr hat die europäische Dimension des Kulturerbes erfolgreich gestärkt.
In einer am 16. April 2019 in Bukarest angenommenen Erklärung erkannten die Minister für Kultur an, dass der Erfolg des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018 auf einem geeigneten ordnungspolitischen Rahmen unter Mitwirkung aller Interessengruppen, einem eindeutigen thematischen Schwerpunkt, dem Engagement verschiedener Teile unserer Gesellschaft und grenzüberschreitender Zusammenarbeit beruhte“.
Sie begrüßten den Europäischen Aktionsrahmen für das Kulturerbe und stellten Unterstützung für weitere EU-Maßnahmen in diesem Bereich anhand der im Aktionsrahmen dargelegten Leitlinien in Aussicht.
Das Europäische Parlament hat für das Europäische Jahr und weitere Maßnahmen auf EU-Ebene zugunsten des Kulturerbes große Unterstützung geleistet. In der Besprechung der Ergebnisse des Jahres im Ausschuss für Kulturfragen wurde das Europäische Jahr des Kulturerbes von den Ausschussmitgliedern als einer der bemerkenswertesten Erfolge dieser Kommission im Bereich politischer Initiativen und ihrer Umsetzung anerkannt. Sie lobten das Modell der integrierten Steuerung, den Kooperationsgeist der verschiedenen Interessengruppen und riefen zu ehrgeizigen Folgemaßnahmen auf.
7.SCHLUSSFOLGERUNG
Das Europäische Jahr des Kulturerbes hatte positive Auswirkungen auf die Wahrnehmung des europäischen Kulturerbes als leistungsstarke Ressource für Europa. Durch die Hervorhebung des europäischen Kulturerbes auf der europäischen Agenda und den nationalen Agenden sowie eine umfassende Mobilisierung von Akteuren leistete das Jahr einen Beitrag zu einem interkulturellen Dialog über die europäischen Gemeinsamkeiten.
Auf der Grundlage der Ergebnisse des Europäischen Jahres des Kulturerbes und unter Berücksichtigung der im Europäischen Aktionsrahmen dargelegten Grundsätze wird die Kommission gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und den Interessengruppen im Bereich Kulturerbe eine langfristigere Vision für die Verwaltung, den Schutz und die Stärkung des europäischen Kulturerbes umsetzen.