EUROPÄISCHE KOMMISSION
Brüssel, den 1.2.2017
COM(2017) 56 final
BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT
Bewertung der Fortschritte der Mitgliedstaaten beim Erreichen der nationalen Energieeffizienzziele für 2020 und bei der Durchführung der Richtlinie 2012/27/EU zur Energieeffizienz gemäß Artikel 24 Absatz 3 der Richtlinie 2012/27/EU zur Energieeffizienz (2016)
Inhaltsverzeichnis
1.
Einführung
2.
Fortschritte im Hinblick auf das Energieeffizienzziel der EU für 2020
3.
Nationale Ziele
4.
Energieverbrauchstrends und Bewertung der nationalen Massnahmen nach Sektoren
4.1.
Industrie
4.2.
Haushalte
4.3.
Dienstleistungssektor
4.4.
Öffentlicher Sektor
4.5.
Verkehrssektor
4.6.
Elektrizitäts- und Wärmeerzeugungssektor
4.7.
Stand der Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie
5.
Schlussfolgerung
1.Einführung
Die Steigerung der Energieeffizienz ist der Schlüssel für die Bewältigung künftiger Herausforderungen für die Europäische Union. Die Senkung der Energienachfrage und „Vorrang für Energieeffizienz“ ist eines der fünf wichtigsten Ziele der Energieunion. Im Jahr 2015 haben die Mitgliedstaaten bestätigt, dass das Energieeffizienzziel von 20 % unbedingt bis zum Jahr 2020 erreicht werden muss. Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz führen nicht nur zu Kosteneinsparungen für die Verbraucher, sondern bieten auch Vorteile in der Form von geringeren Treibhausgasemissionen, von Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit sowie Nachhaltigkeit der europäischen Wirtschaft und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Im November 2016 hat die Kommission daher vorgeschlagen, diesen wichtigen Politikbereich auch in der Zeit nach 2020 zu stärken und für das Jahr 2030 ein verbindliches Energieeffizienzziel der EU von 30 % anzustreben.
Im vorliegenden Jahresbericht 2016 wird bewertet, welche Fortschritte bis 2014 bei der Verwirklichung des Ziels einer Energieeffizienz von 20 % bis zum Jahr 2020 und bei der Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie erreicht wurden. Außerdem enthält er mehrere Empfehlungen an die Mitgliedstaaten. Der Bericht stützt sich vor allem auf die Jahresberichte der Mitgliedstaaten für 2016 und die neuesten Daten von Eurostat zum Jahr 2014 und baut auf dem Fortschrittsbericht zur Energieeffizienz 2015 auf.
Der Bericht enthält die folgenden wichtigsten Feststellungen:
Die EU hat in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte erzielt. 2014 lag der Primärenergieverbrauch lediglich um 1,6 % über der entsprechenden Zielvorgabe für 2020. Der Endenergieverbrauch lag sogar um 2,2 % unter der Zielvorgabe für 2020. Allerdings ist beim Primärenergieverbrauch im Jahr 2015 ein Anstieg um rund 1,5 % und beim Endenergieverbrauch um rund 2 % gegenüber den Werten von 2014 zu verzeichnen. (Dies ist darauf zurückzuführen, dass im Jahr 2014 außergewöhnlich hohe Temperaturen herrschten. Die Zahlen für 2015 lassen eine Umkehrung dieser Entwicklung erkennen.)
Die Mitgliedstaaten haben sich verpflichtet, ehrgeizige Energieeffizienzstrategien durchzuführen, und in den jüngsten Jahren in allen Sektoren weitere Anstrengungen unternommen.
Aus einer Dekompositionsanalyse für die EU-28 geht hervor, dass der Rückgang des Primärenergieverbrauchs von 2005 bis 2014 in erster Linie auf eine Verbesserung der Energieintensität zurückzuführen ist. Der Wirtschaftsabschwung, die Veränderungen beim Brennstoffmix und der Strukturwandel spielten eine vergleichsweise geringe Rolle.
Die Anstrengungen bei der Renovierung von Bestandsgebäuden zur Energieeinsparung und Senkung der Energiekosten für die Verbraucher müssen fortgesetzt werden. Deswegen müssen in den Mitgliedstaaten die Finanzierungsbedingungen für Investitionen in Energieeffizienz weiter verbessert werden. Die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) können auf diesem Gebiet eine wichtige Rolle spielen, indem sie den Verbrauchern hilfreiche Mittel an die Hand geben, die sie weiter sensibilisieren und es ihnen gestatten, ihren Energieverbrauch auf intelligente Weise zu steuern.
Die meisten Mitgliedstaaten sollten die Energieeffizienz im Verkehrssektor weiter verbessern, um vorhandene Potenziale zur Energieeinsparung auszuschöpfen.
Die Kommission ist zuversichtlich, dass das Ziel der Verringerung des Primärenergieverbrauchs um 20 % erreicht wird, wenn die Mitgliedstaaten ihre Verpflichtungen einhalten und weiter die bestehenden Rechtsvorschriften zur Energieeffizienz anwenden sowie erfolgreiche Energieeffizienzprogramme durchführen.
2.Fortschritte im Hinblick auf das Energieeffizienzziel der EU für 2020
In der EU war im Zeitraum 2005–2014 ein Rückgang des Endenergieverbrauchs um 11 % von 1191 Mio. t RÖE auf 1062 Mio. t RÖE zu verzeichnen, d. h die Zielvorgabe für den Endenergieverbrauch im Jahr 2020 (1086 Mio. t RÖE) wurde übertroffen. Der absolute Endenergieverbrauch ist seit 2005 in allen Mitgliedstaaten außer Litauen, Malta und Polen rückläufig.
Im Jahr 2014 entfiel der höchste Anteil des Gesamtenergieverbrauchs auf den Verkehr (33 %), gefolgt von der Industrie (26 %), den Haushalten (25 %), dem Dienstleistungssektor (13 %) sowie anderen Sektoren (3 %).
Der Primärenergieverbrauch in der EU sank um 12 % von 1712 Mio. t RÖE im Jahr 2005 auf 1507 Mio. t RÖE im Jahr 2014. Dieser Wert liegt noch immer etwas über dem Ziel für den Primärenergieverbrauch von 1483 Mio. t RÖE im Jahr 2020.
Der absolute Primärenergieverbrauch ist seit 2005 in allen Mitgliedstaaten außer Estland, Finnland und Polen rückläufig. In Estland war der höchste jährliche Anstieg (2,6 %) zu verzeichnen, während in Finnland der Primärenergieverbrauch im Zeitraum 2005–2014 weitgehend stabil war. In Griechenland, Litauen und im Vereinigten Königreich war ein erheblicher jährlicher Rückgang zu verzeichnen.
3.Nationale Ziele
Die Mitgliedstaaten legten ihre indikativen nationalen Energieeffizienzziele für 2020 im Jahr 2013 fest. Im Jahr 2014 lag der Endenergieverbrauch von 17 Mitgliedstaaten bereits unter ihrem indikativen Endenergieziel für 2020, und 19 Mitgliedstaaten erreichten bereits 2014 einen Primärenergieverbrauch unter ihrem entsprechenden indikativen Primärenergieziel.
Die übrigen Mitgliedstaaten sind noch recht weit von ihren indikativen nationalen Zielen für den End- und/oder den Primärenergieverbrauch für 2020 entfernt.
4.Energieverbrauchstrends und Bewertung der nationalen Massnahmen nach Sektoren
In den meisten Mitgliedstaaten ist der Primär- und der Endenergieverbrauch von 2005 bis 2014 in einem Tempo zurückgegangen, das – sofern es beibehalten wird – ausreicht, um ihre Ziel für den Primär- und den Endenergieverbrauch bis 2020 zu erreichen, ausgenommen Estland, Malta und Schweden beim Primärenergieverbrauch und Belgien, Deutschland Litauen, Malta, Österreich und die Slowakei beim Endenergieverbrauch.
Die höchsten Senkungen beim Primärenergieverbrauch von 2013 auf 2014 waren in Belgien (8 %), Dänemark (7 %) und dem Vereinigten Königreich (7 %) zu verzeichnen. Die Niederlande standen beim Rückgang des Endenergieverbrauchs an erster Stelle (8 %), gefolgt von Frankreich (7 %) und Belgien (6 %). Lediglich in den Niederlanden und in Luxemburg ging der Endenergieverbrauch in allen Sektoren zurück. Der höchste Anstieg des Endenergieverbrauchs war in Malta (3 %), Bulgarien (3 %) und Litauen (2 %) zu verzeichnen.
Eine erste Dekompositionsanalyse auf der Grundlage von Eurostat-Daten wurde durchgeführt, um die Auswirkungen einzelner Faktoren auf die historischen Trends beim Primärenergieverbrauch auf EU-Ebene im letzten Jahrzehnt (2005-2014) zu untersuchen. Bei der Analyse wurde der relative Beitrag der wirtschaftlichen Tätigkeit, der Struktur, des Brennstoffmix und der Energieintensität zur allgemeinen Senkung des Primärenergieverbrauchs in dem Zeitraum (206 Mio. t RÖE) bewertet. Namentlich die Wirtschaftstätigkeit bewirkte einen Anstieg des Energieverbrauchs um 123 Mio. t RÖE. Dies wurde allerdings durch einen Rückgang um beinahe das Dreifache (-353 Mio. t RÖE) infolge einer erheblichen Verbesserung der Energieintensität ausgeglichen.
Andererseits haben Strukturänderungen und Änderungen des Brennstoffmix für die EU-28 nur geringfügige Auswirkungen. Der Struktureffekt belief sich auf +25 Mio. t RÖE. Dies lässt sich auf das relative Wachstum energieintensiverer Volkswirtschaften im Vergleich zu weniger energieintensiven zurückführen. Ein äußerst geringfügiger negativer Brennstoffmixeffekt (-0,5 Mio. t RÖE) war zu verzeichnen, der auf eine leichte Verlagerung hin zu umweltfreundlicheren Brennstoffen hindeutet. Dies ist ein Hinweis darauf, dass in den letzten zehn Jahren die Energieeffizienz deutlich verbessert wurde.
Abbildung 1: Dekomposition der Veränderungen beim Primärenergiebrauch der EU-28 im Zeitraum 2005-2014 mithilfe der additiven LMDI-Methode (Logarithmic Mean Divisia Index)
Quelle: JCR-Analyse
Eine erste Dekompositionsanalyse des Endenergieverbrauchs der produzierenden Wirtschaftszweige wurde für den Zeitraum 2005–2014 auf Ebene der Mitgliedstaaten durchgeführt. Vorläufige Ergebnisse lassen auf einen negativen Effekt der Wirtschaftstätigkeit in Griechenland, Kroatien, Italien und Portugal schließen. Dies führte zu einem geringeren Endenergieverbrauch, in dem sich der Wirtschaftsabschwung dieser Länder widerspiegelte. Der Struktureffekt war in den meisten Mitgliedstaaten negativ, was auf eine zunehmende Tätigkeit in weniger energieintensiven Branchen schließen lässt. Lediglich in Estland, Polen, Ungarn und Österreich war ein leichter Trend hin zu energieintensiveren Branchen zu verzeichnen, der im Betrachtungszeitraum zu einem höheren Energieverbrauch führte, als er ansonsten zu erwarten gewesen wäre.
Negative Effekte der Energieintensität, die Verbesserungen bei der Energieintensität widerspiegeln, waren in allen Mitgliedstaaten mit Ausnahme von Lettland und Zypern zu beobachten. In Bulgarien, der Tschechischen Republik, Rumänien und der Slowakei wurden erhebliche Verbesserungen bei der Energieintensität erzielt, sodass der Energieverbrauch zurückging. Nach Auffassung der Kommission war die Regierungspolitik die wesentliche Triebkraft für die Verbesserung der Energieeffizienz. Diese Feststellungen wurden vor kurzem von der Internationalen Energieagentur und durch die Dekompositionsanalyse von Odyssee-Mure bestätigt.
4.1.Industrie
Der Endenergieverbrauch der Industrie sank in absoluten Zahlen von 328 Mio. t RÖE im Jahr 2005 auf 275 Mio. t RÖE im Jahr 2014 (16 %).
Im Jahr 2014 ging in 13 Mitgliedstaaten der Endenergieverbrauch der Industrie gegenüber 2013 zurück. In Zypern (19 %), Griechenland (9 %) und Ungarn (6 %) ist der Energieverbrauch der Industrie am stärksten gestiegen. Den Anstieg von 2013 auf 2014 begründeten einige Mitgliedstaaten im Wesentlichen mit der Zunahme der Wertschöpfung in der Industrie und dem höheren Verbrauch von Zementwerken und Fabriken zur Herstellung von Holzschnitzeln.
Bei der Endenergieintensität der Industrie ist die Differenz zwischen dem energieintensivsten Mitgliedstaat (Bulgarien) und den am wenigsten energieintensiven (Dänemark und Irland) enorm. Auch wenn dies durch den Anteil energieintensiver Industrien beeinflusst wird, war doch bei der Energieintensität der Industrie in den meisten Mitgliedstaaten mit Ausnahme von Zypern, Griechenland, Ungarn und Lettland im Jahr 2014 ein Rückgang gegenüber 2005 zu verzeichnen. In Österreich und Finnland war praktisch keine weitere Verbesserung der Energieintensität zu verzeichnen.
4.2.Haushalte
Der absolute Endenergieverbrauch der Haushalte ist im Zeitraum 2005–2014 um 15 % von 309 Mio. t RÖE auf 263 Mio. t RÖE zurückgegangen. Dafür gibt es mehrere Gründe, darunter die höhere Energieeffizienz von Geräten und die Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz des Gebäudebestands infolge der schrittweisen Umsetzung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden und der Mindestnormen für die umweltgerechte Gestaltung. Auch die Informationen, die Verbraucher über Energieausweise für Gebäude und die Messung des Energieverbrauchs erhielten, trugen zu dieser positiven Entwicklung bei, da sie den Verbrauchen hilfreiche Mittel an die Hand gaben, um sich ihren Energieverbrauch besser bewusst zu machen.
Kein Mitgliedstaat meldete eine Zunahme des Endenergieverbrauchs der Haushalte von 2013 auf 2014. Ein erheblicher Rückgang um 20 % war in den Niederlanden zu verzeichnen, gefolgt von Belgien mit 18 %.
2014 war ein ungewöhnlich warmes Jahr, weswegen der Heizbedarf hätte sinken müssen. Obwohl das Jahr 2014 wärmer war als das Jahr 2013, lassen die witterungsbereinigten Daten des Verbrauchs der Haushalte in 17 Mitgliedstaaten im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr steigende Verbrauchstrends erkennen. Einer der Gründe hierfür könnte sein, dass bei Klimabereinigungen Kühlgradtage nicht berücksichtigt werden. Diese sollten daher in künftige Analysen einbezogen werden, besonders angesichts der Tatsache, dass Kühlung den Energiebedarf in südlichen Ländern zunehmend beeinflussen wird.
Der witterungsbereinigte Pro-Kopf-Endenergieverbrauch ging von 2005 bis 2014 ebenfalls durchschnittlich um 0,7 % pro Jahr zurück. Die größten Verbesserungen in diesem Zeitraum wurden in Belgien, Irland und dem Vereinigten Königreich erzielt. Auch der Energieverbrauch pro Quadratmeter ging im Zeitraum 2005–2015 in allen Mitgliedstaaten zurück, und zwar am stärksten in Zypern, Lettland und Portugal.
4.3.Dienstleistungssektor
Im Dienstleistungssektor ging der Endenergieverbrauch um 2 % von 144 Mio. t RÖE im Jahr 2005 auf 141 Mio. t RÖE im Jahr 2014 zurück. Der kräftige Rückgang im Jahr 2014 um 6 % gegenüber 2013 lässt sich zum Teil durch den milden Winter 2014 erklären, da im Dienstleistungssektor schätzungsweise 62 % des Gesamtenergieverbrauchs auf Heizung entfallen.
In allen Ländern war der absolute Energieverbrauch im Dienstleistungssektor im Jahr 2014 im Vergleich zu 2013 rückläufig oder stabil, mit Ausnahme von Estland, Lettland, Malta, Portugal und Schweden. Der steigende oder stabile Trend wurde in Zypern und Malta mit einem massiven Anstieg des Fremdenverkehrs und mit Witterungsschwankungen erklärt, durch die sich der Energieverbrauch für Heizung, Belüftung und Klimatisierung erhöhte. Lettland brachte den höheren Verbrauch mit der steigenden Bruttowertschöpfung des Dienstleistungssektors in Verbindung, während Portugal die längere Arbeitszeit im öffentlichen Sektor als möglichen Grund anführte.
Die Endenergieintensität im Dienstleistungssektor hat sich im Zeitraum 2005–2014 um durchschnittlich 1 % pro Jahr verbessert. Die größten Verbesserungen in diesem Zeitraum wurden in Irland, Ungarn und der Slowakei erzielt. In Estland, Griechenland, Italien, Zypern und Finnland ist die Endenergieintensität im Betrachtungszeitraum stabil geblieben oder gestiegen. Die genannten Mitgliedstaaten sollten sich bei der Steigerung der Energieeffizienz auf den Dienstleistungssektor konzentrieren. Dies würde dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit dieses voraussichtlichen Wachstumssektors zu verbessern.
4.4.Öffentlicher Sektor
Nach Artikel 5 der Energieeffizienzrichtlinie sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, 3 % der Gesamtfläche der beheizten und/oder gekühlten Gebäude zu renovieren, die sich im Eigentum der Zentralregierung befinden und von ihr genutzt werden, und die die Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden nicht erfüllen. Alternativ können andere Maßnahmen getroffen werden, um gleichwertige Energieeinsparungen zu erreichen. Um die Anforderungen von Artikel 5 zu erfüllen, werden 18 Mitgliedstaaten andere Maßnahmen durchführen, d. h. Maßnahmen, die Anreize für Gebäudenutzer schaffen, ihr Verhalten zu ändern. Die übrigen Mitgliedstaaten haben sich für den Standardansatz entschieden, 3 % der Gesamtfläche zu renovieren.
Laut den Jahresberichten für 2016 wurden nach den Angaben der Mitgliedstaaten, die sich für den Standardansatz entschieden hatten, von dem betreffenden Gebäudebestand im Jahr 2014 etwa 1 245 000 m² und im Jahr 2015 etwa 995 000 m² renoviert. Mitgliedstaaten, die sich für den alternativen Ansatz entschieden hatten, teilten der Kommission Energieeinsparungen für 2014 und 2015 mit; diese Angaben sind jedoch mit gewissen Unsicherheiten behaftet (z. B. gewählte Einheiten oder fehlende Daten). Voruntersuchungen lassen den Schluss zu, dass mit den in der Tschechischen Republik, Irland, Kroatien, Zypern, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, Finnland und im Vereinigten Königreich durchgeführten alternativen Maßnahmen die erforderlichen jährlichen Energieeinsparungen im Zeitraum 2014-2015 erzielt wurden. Kroatien, Schweden und Finnland meldeten sogar, dass die Ziele übertroffen wurden. Beim Standardansatz erklären folgende Mitgliedstaaten, dass sie ihre Renovierungsziele für 2014 und 2015 erreicht haben: Estland, Spanien, Italien, Lettland und Ungarn. Die Kommission wird die ordnungsgemäße Anwendung dieser Bestimmung weiterhin genau beobachten.
4.5.Verkehrssektor
Der absolute Endenergieverbrauch im Verkehr in der EU-28 ist im Jahr 2014 von 369 Mio. t RÖE auf 353 Mio. t RÖE gesunken, das entspricht 4 %. Im Jahr 2014 ist in 13 Mitgliedstaaten der Energiebrauch in diesem Sektor gegenüber dem Stand von 2005 gestiegen Dabei war ein spürbarer Anstieg (um mehr als 20 % seit 2005) in Litauen, Malta, Polen, Rumänien und Slowenien zu verzeichnen. Im Gegensatz können Griechenland und Spanien für 2014 auf einen Rückgang des Verbrauchs um 21 % bzw. 20 % gegenüber 2005 verweisen.
In der EU-28 stieg der Endenergieverbrauch im Verkehr zwischen 2013 und 2014 um 1 %, wobei 20 Mitgliedstaaten einen Anstieg gegenüber 2013 meldeten. Das bedeutet eine deutliche Veränderung im Vergleich zum Vorjahr, in dem nur 11 Mitgliedstaaten einen Aufwärtstrend mitteilten. Zu den Ländern mit dem höchsten Anstiegen gehören Bulgarien (11 %), Litauen (11 %) und Ungarn (12 %). Als einer der Hauptgründe für den Anstieg des Energieverbrauchs im Verkehr wurden die gesunkenen Energiepreise angegeben. Weitere Gründe sind die Zunahme der Fahrzeuge und gestiegene Zahlen im Güter-/Personenverkehr. In Malta ging ein deutlicher Anstieg der Touristenzahlen einher mit einem höheren Energieverbrauch im Luft- und im Straßenverkehr.
Der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel variierte 2014 zwischen 11 % in Portugal und 35 % in Ungarn Auf EU-Ebene lag der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel 2014 bei etwa 18 % und blieb damit gegenüber 2005 stabil. Der größte Anstieg im Jahr 2014 im Vergleich zu 2005 war in Belgien und in der Tschechischen Republik zu verzeichnen. Beim Güterverkehr sank der Anteil des Straßenverkehrs zwischen 2005 und 2014 geringfügig von 76 % auf 75 % des gesamten Binnengüterverkehrs. Auf nationaler Ebene bewegten sich die Anteile des Güterverkehrs auf der Schiene und auf Binnenwasserwegen im Jahr 2014 zwischen 0 % in Zypern und Malta und 81 % in Lettland. In Bulgarien und Rumänien sind diese Anteile zwischen 2005 und 2014 am stärksten gestiegen.
4.6.Elektrizitäts- und Wärmeerzeugungssektor
In Verbindung mit dem EU-Emissionshandelssystem kann durch gezielte Energieeffizienzmaßnahmen die Energieeffizienz im Energieerzeugungssektor gesteigert werden, z. B. durch Förderung der Erzeugung von Wärme und Elektrizität in hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen), effizienten Fernwärme- und -kälteanlagen oder durch erneuerbare Energien, sowie durch Unterstützung der weiteren Verbreitung von IKT-Instrumenten und spezieller Software für eine bessere Integration variabler Energiequellen. Der Sektor der Wärme- und Kälteerzeugung spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle.
Der Rückgang des Primärenergieverbrauchs in den letzten Jahren ist auf einen gesunkenen Endenergieverbrauch und Strukturveränderungen im Stromerzeugungssektor zurückzuführen. Insbesondere vollzog sich in den letzten Jahren ein Strukturwandel von der Stromerzeugung aus Wärmekraft hin zu mehr erneuerbaren Energiequellen. Mit einem Anteil von 16 % am Brutto-Endenergieverbrauch im Jahr 2014 befinden sich die EU und die meisten Mitgliedstaaten auf dem richtigen Kurs zur Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien bzw. übertreffen sogar ihre Zielvorgaben. Der aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom kann erheblich zur Senkung des Primärenergieverbrauchs beitragen.
Die Wärmeerzeugung durch Kraft-Wärme-Kopplung ging 2014 in fast allen Mitgliedstaaten gegenüber 2013 zurück. Dieser Abwärtstrend für die Wärmeerzeugung in KWK-Anlagen lässt sich auch in 14 Mitgliedstaaten im Zeitraum 2005-2014 feststellen.
Das Verhältnis zwischen Leistung und Energieeinsatz bei der thermischen Stromerzeugung war in 17 Mitgliedstaaten im Jahr 2014 geringer als 2013. Das Gleiche gilt für 13 Mitgliedstaaten, in denen sich das genannte Verhältnis im Jahr 2014 gegenüber 2005 verringerte. Dies kann verschiedene Gründe haben, z. B. Umstieg auf andere Brennstoffe.
Von einem gut funktionierenden Emissionshandelssystem in der EU in Verbindung mit einer Marktstabilitätsreserve und gezielten Energieeffizienzmaßnahmen kann ein zusätzlicher Anreiz für die Steigerung der Energieeffizienz im Energieerzeugungssektor ausgehen. Auch sollten die Mitgliedstaaten die Bewertungen der Energieeffizienzpotenziale ihrer Energieerzeugungs- und -verteilungsnetze gemäß Artikel 15 der Energieeffizienzrichtlinie und die Kosten-Nutzen-Bewertungen für den Einsatz der hocheffizienten KWK und der effizienten Fernwärme- und Fernkälteversorgung gemäß Artikel 14 der genannten Richtlinie ordnungsgemäß durchführen.
4.7.Stand der Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie
Die rechtliche Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie ist in vielen Mitgliedstaaten immer noch nicht abgeschlossen. Folglich können diese Mitgliedstaaten den Nutzen dieser Richtlinie nicht voll ausschöpfen. Der Beitrag der Richtlinie zur Erreichung der Energieeffizienzziele für 2020 und 2030, die korrekte Entwicklung der Energieeffizienzmärkte und die aktive Einbeziehung der Verbraucher und Marktakteure sind nur dann realisierbar, wenn die Richtlinie vollständig und effektiv umgesetzt wurde.
Daher wird die Kommission die Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie weiterhin genau überwachen. Sie schloss 22 der 27 Vertragsverletzungsverfahren ab, die zunächst eingeleitet worden waren, weil die betreffenden Mitgliedstaaten die erforderlichen nationalen Rechtsvorschriften zur Umsetzung der einzelnen Auflagen der Richtlinie nicht oder nur unvollständig mitgeteilt hatten. Die Kommission steht noch immer in Kontakt mit einigen Mitgliedstaaten im Hinblick auf die korrekte Umsetzung des Artikels 7 der Richtlinie. Sie wird 2017 einen Dialog mit allen Mitgliedstaaten aufnehmen, um die Konformität der nationalen Rechtsvorschriften mit der Richtlinie im Hinblick darauf zu überprüfen, ob alle Verpflichtungen und Anforderungen der Richtlinie korrekt in die nationalen Vorschriften aufgenommen wurden.
Die Umsetzung von Artikel 7 zeigt, dass die Mitgliedstaaten gute Fortschritte in Richtung des kumulierten Endenergieeinsparziels für 2020 gemacht haben. So erreichte die EU-28 im Jahr 2014 Energieeinsparungen von 12 Mio. t RÖE, was 5 % der Summe der von den Mitgliedstaaten gemeldeten Gesamteinsparungen entspricht. Außerdem lagen die von acht Mitgliedstaaten (Frankreich, Italien, Ungarn, Malta, Niederlande, Rumänien, Slowakei und Vereinigtes Königreich) angegebenen Einsparungen in Höhe der erwarteten jährlichen Einsparungen für 2014 oder sogar darüber
.
Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Irland, Griechenland, Lettland, Portugal und Slowenien haben angegeben, dass sie mindestens 50 % ihrer für 2014 erwarteten jährlichen Einsparungen gemäß Artikel 7 erreicht haben. Bulgarien, Kroatien, Zypern, Luxemburg und Schweden haben weniger als 50 % ihrer für 2014 erwarteten Einsparungen erreicht. Diese Mitgliedstaaten müssten in den kommenden Jahren zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um die Vorgaben für ihre kumulierten Einsparungen bis 2020 vollständig zu erreichen.
Lettland und Luxemburg haben für 2014 keine Einsparungen im Rahmen des Energieeffizienzverpflichtungssystems mitgeteilt, weil sie diese Systeme noch nicht eingerichtet hatten. Griechenland hat zunächst nur alternative Maßnahmen gemeldet, beabsichtigt aber jetzt die Einführung eines Energieeffizienzverpflichtungssystems ab 1. Januar 2017
Estland und Litauen teilten kürzlich mit
, dass sie nicht mehr die Absicht haben, ein Energieeffizienzverpflichtungssystem einzurichten. Insgesamt teilten acht Mitgliedstaaten
in ihren Jahresberichten für 2016 Aktualisierungen ihrer Maßnahmen mit. Die Tschechische Republik aktualisierte ihre Einsparungsanforderung.
5.Schlussfolgerung
Wie in der Mitteilung „Saubere Energie für alle Europäer“ betont wurde, sollte die Energieeffizienz die wichtigste Energiequelle sein, da sie eine Schlüsselrolle beim Übergang zu sauberer Energie, bei der Wachstumsförderung und der Schaffung von Arbeitsplätzen spielt und zur Versorgungssicherheit der EU beiträgt. Energieeffizienz hilft Geld sparen und hat sich zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell entwickelt. Die meisten Mitgliedstaaten haben den vielfachen Nutzen der Energieeffizienz erkannt und sich nicht nur zur Erreichung ehrgeiziger Energieeffizienzziele bis 2020 verpflichtet, sondern auch viele Energieeffizienzprogramme- und -maßnahmen aufgelegt.
Diese Anstrengungen haben sich deutlich ausgezahlt: Eine Dekompositionsanalyse der JRC ergab, dass der Primärenergieverbrauch der EU-28 im Zeitraum 2005-2014 hauptsächlich dank einer Verbesserung der Energieintensität um 206 Mio. t RÖE gesunken ist Der Primärenergieverbrauch hätte also ohne die Energieintensitätsverbesserungen seit 2005 im Jahr 2014 um 23 % höher gelegen. Eine Energieeinsparung in dieser Größenordnung hat die Energiekosten der Verbraucher gesenkt und dürfte außerdem zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen um etwa 800 Mio. t CO2 im Jahr 2014 geführt haben.
Um mehr private und öffentliche Investitionen in Energieeffizienz zu mobilisieren, stellte die Kommission im Jahr 2016 ihre Initiative Beschleunigung der Umstellung auf saubere Energie in Gebäuden vor. Sie stellt die Herausforderungen und Chancen in den Mittelpunkt, die Investitionen in Gebäude mit Nutzung nachhaltiger Energie für den Bausektor darstellen, und umfasst ferner die Initiative Intelligente Finanzierung für intelligente Gebäude. Die letztgenannte Initiative soll zu einer wirksameren Anwendung öffentlicher Mittel, der Entwicklung bankfähiger Projektpipelines auf der Grundlage von Aggregations- und Unterstützungsmechanismen und zur Risikominderung bei Investitionen in Energieeffizienz für Projekträger, Geldgeber und Investoren beitragen. Parallel zu diesen Initiativen hat die Kommission auch die Mitteilung Schnellere Innovation im Bereich der sauberen Energien angenommen. In dieser Mitteilung wird eine umfassende Strategie für die drei wichtigsten Hebel dargelegt, die der EU zur Ankurbelung der Innovation für saubere Energie zur Verfügung stehen, ferner soll einer der vier Schwerpunkte darauf ausgerichtet werden, die Mittel von Horizont 2020 zur Senkung der CO2-Emissionen des EU-Gebäudebestandes einzusetzen. Die Kommission wird unmittelbar mit der Umsetzung aller Initiativen beginnen. Diese Initiativen werden direkt auch dazu beitragen, den Rückstand bei der Erreichung der Energieeffizienzziele auf kürzere Sicht aufzuholen.
Die EU hat bereits eine erhebliche Reduzierung des Energieverbrauchs erreicht und ihren Endenergieverbrauch sogar unter das Ziel für 2020 gesenkt. Selbst angesichts des leichten Anstiegs des Primärenergieverbrauchs im Jahr 2015 gegenüber 2014 ist die Kommission zuversichtlich, dass die EU auf dem richtigen Kurs ist, um ihr Ziel einzuhalten. Das liegt daran, dass der Primärenergieverbrauch im Jahr 2014 nur um 1,6 % höher war als das absolute Ziel für den Primärenergieverbrauch für 2020.
Wie im Fortschrittsbericht zur Energieeffizienz für 2015 zeigen auch die Leistungsindikatoren in diesem Bericht Abweichungen zwischen den Mitgliedstaaten für den Zeitraum 2005-2014. Für die meisten Indikatoren ist jedoch auf EU-Ebene eine Verbesserung festzustellen.
Die meisten Mitgliedstaaten konnten ihre Endenergieintensität im Industrie- und im Dienstleistungssektor verbessern, was ermutigend ist.
Wie die Analyse zeigt, gelang es den meisten Mitgliedstaaten im Durchschnitt, den Energieverbrauch pro m2 im Wohnungssektor im Zeitraum 2005-2014 zu senken. Allerdings stieg der witterungsbereinigte Endenergieverbrauch pro Kopf bei vielen Mitgliedstaaten wieder an. Wie in dem Paket Saubere Energie für alle Europäer betont wurde, sollten die Mitgliedstaaten sich weiterhin auf die Renovierung bestehender Gebäude konzentrieren. Dadurch können Haushalte bei gleich bleibendem oder besserem Komfort Geld sparen. IKT werden dabei eine Schlüsselrolle spielen, denn sie bieten den Verbrauchern ein nützliches Instrumentarium, um ihren Energieverbrauch besser im Auge zu behalten, den Betrieb ihrer energieverbrauchenden Geräte in Echtzeit zu steuern und Energieverschwendung zu vermeiden. Zudem sind gezieltere Maßnahmen erforderlich, um Brennstoffarmut wirksam zu bekämpfen.
Der Verkehrssektor war der einzige, in dem der Endenergieverbrauch im Jahr 2014 gegenüber 2013 anstieg, wobei 20 Mitgliedstaaten einen Anstieg gegenüber 2013 und 13 Mitgliedstaaten einen Anstieg gegenüber 2005 meldeten. Alle Mitgliedstaaten sollten sich an positiven Beispielen aus anderen Mitgliedstaaten orientieren, um dem Aufwärtstrend umzukehren. Aktive Formen der Fortbewegung (Radfahren, zu Fuß gehen), eine stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und nachhaltigere Formen des Güterverkehrs (d. h. Schiene und Binnenwasserstraßen) sollten ebenso gefördert werden wie die Nutzung von emissionsarmen alternativen Energien für den Verkehr, effizienten Fahrzeugen/Schiffen und die Schaffung der jeweiligen Infrastrukturen, z. B. die Einrichtung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge, wie von der Kommission vorgeschlagen.
Die Kommission wird weiterhin die Fortschritte der Mitgliedstaaten hin zu ihren indikativen nationalen Energieeffizienzzielen für 2020 und die Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie genau beobachten. Sie wird ferner ihre Bewertung im Rahmen des Berichts über die Lage der Energieunion aktualisieren.
Die Kommission ersucht das Europäische Parlament und den Rat um Stellungnahme zu dieser Bewertung.
Tabelle 1: Überblick über die Indikatoren
Quelle: Eurostat, GD ECFIN, Odyssee-Mure
* Das Symbol „+“ wird verwendet, wenn Mitgliedstaaten ihren Primär- und Endenergieverbrauch von 2005 bis 2014 bei einer Rückgangsrate gesenkt haben, die höher ist als diejenige, die für den Zeitraum 2005-2020 nötig wäre, um die Ziele der Mitgliedstaaten hinsichtlich des Primär- und Endenergieverbrauchs bis 2020 zu erreichen. Für die andere Fälle wurde das Symbol „-“ verwendet.
Tabelle 2: Überblick über die Indikatoren
Quelle: Eurostat.