EUROPÄISCHE KOMMISSION
Brüssel, den 20.10.2014
COM(2014) 639 final
BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN
Umsetzung des europäischen Progress-Mikrofinanzierungsinstruments — 2013
INHALTSVERZEICHNIS
1.EINLEITUNG
2.UMSETZUNG DURCH MIKROKREDITANBIETER
2.1.Abgeschlossene Verträge
2.2.Finanzierte Maßnahmen
2.3.Bewilligte und abgelehnte Anträge
3.UMSETZUNG AUF EBENE DER MIKROKREDITNEHMER
3.1.Mikrokreditvolumen und Anzahl der Endempfänger
3.2.Soziale und beschäftigungsrelevante Auswirkungen der Progress-Mikrofinanzierung
3.2.1.Ausrichtung auf benachteiligte Gruppen
3.2.2.Kleine Beträge mit großer Wirkung
3.3.Branchenspezifische und geografische Verteilung der geförderten Unternehmer und Kleinstunternehmen
4.KOMPLEMENTARITÄT UND KOORDINIERUNG MIT ANDEREN INSTRUMENTEN DER EUROPÄISCHEN UNION
5.FAZIT UND AUSBLICK
1.EINLEITUNG
2013 lief die zweite Hälfte des Investitionszeitraums des europäischen Progress-Mikrofinanzierungsinstruments für Beschäftigung und soziale Eingliederung (im Folgenden „Progress-Mikrofinanzierung“) an. Die im Jahr 2010 von der Europäischen Kommission (im Folgenden „Kommission“) eingeleitete Progress-Mikrofinanzierung wird auch weiterhin ihre Produkte für Mikrokreditanbieter anbieten, um noch bis April 2016 einen verbesserten Zugang zu Mikrofinanzierungen und eine verbesserte Verfügbarkeit von Mikrofinanzierungen in der Europäischen Union (EU) zu ermöglichen.
Das Progress-Mikrofinanzierungsinstrument wurde mit dem Beschluss Nr. 283/2010/EU des Europäischen Parlaments und des Rates (im Folgenden „Beschluss“) zur Unterstützung von Mikrofinanzierungen durch ein breites Spektrum an Instrumenten, insbesondere Bürgschaften und finanzierte Instrumente, eingerichtet. Zusätzlich zu den EU-Finanzmitteln in Höhe von 105 Mio. EUR steht ein von der Europäischen Investitionsbank bereitgestellter Betrag von 100 Mio. EUR zur Verfügung. Die Progress-Mikrofinanzierung umfasst zwei Teile: zum einen stellt sie Bürgschaften für Mikrofinanzintermediäre, zum anderen bietet sie diesen finanzierte Investitionen an, wie Darlehen und Eigenkapital. Beide Teile werden vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) verwaltet.
Der vorliegende Bericht befasst sich mit den Tätigkeiten und Entwicklungen im Bereich der Progress-Mikrofinanzierung im Jahr 2013. Die meisten Daten in diesem Bericht spiegeln den Stand vom 30. September 2013 wider; sofern verfügbar, fanden aktuellere Daten Berücksichtigung. Folglich beziehen sich die Entwicklungen im Jahr 2013 überwiegend auf den Zeitraum vom 1. Oktober 2012 bis zum 30. September 2013. Ergänzt werden die Ausführungen durch die Ergebnisse einer Studie über die Unzulänglichkeiten im Bereich der Mikrofinanzierung und Optionen, wie ihnen durch ein Finanzierungsinstrument der EU begegnet werden kann (Study on imperfections in the area of microfinance and options how to address them through an EU financial instrument) (im Folgenden „Studie“) und einer noch laufenden Zwischenbewertung des Progress-Mikrofinanzierungsinstruments (im Folgenden „Zwischenbewertung“), die im Auftrag der Kommission durchgeführt werden.
Die Gliederung des Berichts folgt den Anforderungen des Beschlusses und beginnt mit Informationen über die Einbindung von Finanzintermediären und Endempfängern. Anschließend widmet sich der Bericht den sozialen Auswirkungen der Progress-Mikrofinanzierung und ihrer Komplementarität mit anderen EU-Instrumenten. Am Ende des Berichts werden die Aussichten für die Zukunft umrissen und ein kurzer Überblick über das nachfolgende Finanzinstrument im Rahmen des Programms für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI) gegeben, dessen Umsetzung im zweiten Halbjahr 2014 anläuft.
2.UMSETZUNG DURCH MIKROKREDITANBIETER
Den Mikrokreditanbietern (d. h. öffentlichen und privaten Einrichtungen, u. a. Banken und Nichtbanken) kommt eine zentrale Rolle zu, wenn es darum geht, das Ziel der Progress-Mikrofinanzierung zu erreichen, d. h. 500 Mio. EUR im Rahmen von 46 000 Mikrokrediten an Endempfänger zu vergeben. Die Erhöhung der Zahl der Mikrokreditanbieter von 26 im Jahr 2012 auf 40 im Jahr 2013 bei 54 Vorgängen und die breitere geografische Abdeckung sind wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Erreichung dieses Ziels.
2.1.Abgeschlossene Verträge
Einzelheiten zu den Intermediären
Wie nachstehend erläutert, ist die Aufteilung der Mikrokreditanbieter ausgewogen, mit 18 Nichtbanken und 20 Banken. Ferner gibt es zwei öffentliche Einrichtungen. Dienstleister, die seit dem Jahresbericht 2012 Verträge unterzeichnet haben, sind durch Fettdruck gekennzeichnet:
18 Nichtbanken: Microstart, Crédal (BE), Jobs MFI, Mikrofond (BG), Vaekstfonden (DK), Microfinance Ireland (IE), Créa-Sol, Adie, Initiative France (FR), SEFEA (IT), Qredits (NL), Inicjatywa Mikro (PL), FAER, Patria Credit (RO), SKB Leasing (SI), Fair Finance, Ezbob, GLE (UK).
20 Banken: Societé Generale Expressbank (BG), Pancretan Cooperative Bank, Cooperative Bank of Peloponnese (EL), Caja Rurales Unidas, Colonya Caixa Pollenca, Laboral Kutxa (ES), BCC Mediocrati, BCC Emilbanca, Banca Popolare di Milano, BCC Bellegra (IT), Cooperative Central Bank (CY), Siauliu Bankas (LT), Erste Bank (AT), FM Bank (PL), Millenium BCP, Banco Espírito Santo (PT), Banca Transilvania (RO), Sberbank banka, Banka Koper (SI), OTP banka (SK).
2 öffentliche Einrichtungen: ICREF (ES), Finmolise (IT).
Tätigkeit der Mikrokreditanbieter in den Mitgliedstaaten
Im Jahr 2013 wurden 25 neue Verträge unterzeichnet, darunter 15 mit Mikrokreditanbietern, die zuvor noch keine Progress-Mikrofinanzierung erhalten hatten. Fünf dieser Verträge wurden mit Finanzintermediären aus Mitgliedstaaten geschlossen, in denen noch keine Unterstützung durch die Progress-Mikrofinanzierung in Anspruch genommen worden war: Dänemark, Slowakei und Vereinigtes Königreich (unter Beteiligung von drei Intermediären). Darüber hinaus dürften 2014 zwei Verträge in Ländern, die derzeit nicht unter die Progress-Mikrofinanzierung fallen (Schweden und Kroatien), abgeschlossen werden, wodurch sich die Zahl der abdeckten Mitgliedstaaten auf 20 erhöht.
Geografische Verteilung der Progress-Mikrofinanzierung (31. März 2014)
2.2.Finanzierte Maßnahmen
Bürgschaften
Das Programm zur Bereitstellung von Bürgschaften war im Jahr 2013 sehr erfolgreich und stößt weiterhin auf großes Interesse. Die Zahl der mit einer Bürgschaft unterstützten Intermediäre stieg von 12 im Jahr 2012 auf 27 Ende 2013. Da derzeit weitere Bürgschaftsverträge in Vorbereitung sind, ist davon auszugehen, dass die von der EU bereitgestellten Gesamtmittel für Bürgschaften in Höhe von 23,8 Mio. EUR (abzüglich der Gebühren des EIF) bis Ende 2014 in vollem Umfang genutzt werden.
Finanzierte Instrumente
Zwar steht eine Reihe verschiedener finanzierter Instrumente zur Verfügung, im Jahr 2013 wurden jedoch ausschließlich vorrangige Darlehen in Anspruch genommen. Insgesamt wurden neun vorrangige Darlehen an bereits bestehende oder neue Intermediäre gewährt. Dieses Instrument ist bei den Intermediären mit Abstand das beliebteste, da es im Vergleich zu anderen Instrumenten weniger komplex ist. Angesichts des vorgeschriebenen Investitionszeitraums für Kapitalbeteiligungen hat der EIF ab April 2014 dieses besondere finanzierte Instrument nicht mehr angeboten. Das neue Programm EaSI (siehe Abschnitt 5) sieht allerdings das Einzelziel „Aufbau der institutionellen Kapazität von Mikrokreditanbietenden“ vor. Eigenkapitalinvestitionen im Rahmen dieses Programms werden eine wichtige Rolle bei der Erreichung dieses Ziels spielen.
Überblick über die Vorgänge im Rahmen der Progress-Mikrofinanzierung (Stand vom 31. Dezember 2013)
Die nachstehende Tabelle zeigt, dass einige Intermediäre sowohl eine Bürgschaft als auch ein Darlehen erhalten haben. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass diese beiden Instrumente immer unterschiedliche Portfolios abdecken, d. h. eine Bürgschaft im Rahmen der Progress-Mikrofinanzierung kann nicht genutzt werden, um Mikrokredite abzudecken, die durch ein im Rahmen der Progress-Mikrofinanzierung gewährtes Darlehen finanziert wurden. Aus der Tabelle geht auch hervor, dass einige Intermediäre mehrmals dieselbe Art von Unterstützung erhalten konnten. Zurückzuführen ist dies auf die Tatsache, dass sie in der Lage waren, eine ausreichende Zahl von Mikrokrediten auszuzahlen, so dass sie eine neue Unterstützung beantragen konnten (z. B. MicroStart), oder dass dasselbe Instrument eingesetzt wurde, um Mikrokredite für Kunden mit unterschiedlichen Merkmalen zu gewähren und somit ein und dasselbe Instrument verschiedene Portfolios abdeckt (z. B. zweite und dritte Bürgschaft für FM Bank). Kreditzusagen für FAER und Inicjatywa Mikro wurden infolge der erfolgreichen Umsetzung der Progress-Mikrofinanzierung erhöht. Adie wurde zusätzlich zu der Ende 2012 unterzeichneten Bürgschaftsvereinbarung ebenfalls ein hohes Darlehen gewährt.
Tabelle 1: Vorgänge im Rahmen der Progress-Mikrofinanzierung (Stand: 31. Dezember 2013)
(Neue Vorgänge in Fettschrift)
Mitgliedstaat
|
Intermediär
|
Instrument
|
Unterstützung für
Intermediär (in EUR)
|
BE
|
Microstart
|
Bürgschaft
|
100 000
|
|
|
Bürgschaft
|
200 000
|
BE
|
Crédal Société Coopérative
|
Bürgschaft
|
300 000
|
BG
|
JOBS MFI
|
vorrangiges Darlehen
|
6 000 000
|
|
|
Bürgschaft
|
200 000
|
BG
|
Mikrofond
|
vorrangiges Darlehen
|
3 000 000
|
BG
|
Société Generale Expressbank
|
vorrangiges Darlehen
|
8 500 000
|
DK
|
Vaekstfonden
|
Bürgschaft
|
200 000
|
IE
|
Microfinance Ireland
|
Bürgschaft
|
1 400 000
|
|
(First Step)
|
Bürgschaft
|
100 000
|
EL
|
Pancretan Cooperative Bank
|
Bürgschaft
|
900 000
|
EL
|
Cooperative Bank of Peloponnese
|
vorrangiges Darlehen
|
4 000 000
|
ES
|
ICREF
|
vorrangiges Darlehen
|
4 000 000
|
ES
|
Caja Rurales Unidas
|
vorrangiges Darlehen
|
8 000 000
|
ES
|
Colonya Caixa Pollenca
|
Bürgschaft
|
300 000
|
ES
|
Laboral Kutxa
|
Bürgschaft
|
800 000
|
FR
|
Créa-Sol
|
vorrangiges Darlehen
|
1 000 000
|
|
|
vorrangiges Darlehen
|
1 000 000
|
FR
|
Adie
|
Bürgschaft
|
2 300 000
|
|
|
vorrangiges Darlehen
|
5 000 000
|
FR
|
Initiative France
|
Bürgschaft
|
500 000
|
IT
|
SEFEA
|
vorrangiges Darlehen
|
2 000 000
|
IT
|
BCC Mediocrati
|
vorrangiges Darlehen
|
3 000 000
|
IT
|
BCC Emilbanca
|
vorrangiges Darlehen
|
2 000 000
|
IT
|
Banca Popolare di Milano
|
Darlehen mit Risikoteilung
|
4 000 000
|
IT
|
BCC Bellegra
|
vorrangiges Darlehen
|
1 300 000
|
IT
|
Finmolise
|
vorrangiges Darlehen
|
1 000 000
|
CY
|
Cooperative Central Bank
|
vorrangiges Darlehen
|
4 000 000
|
LT
|
Siauliu Bankas
|
vorrangiges Darlehen
|
5 000 000
|
NL
|
Qredits
|
Bürgschaft
|
1 300 000
|
|
|
Bürgschaft
|
1 700 000
|
AT
|
Erste Bank
|
Bürgschaft
|
500 000
|
PL
|
Inicjatywa Mikro
|
vorrangiges Darlehen
|
3 900 000
|
|
|
vorrangiges Darlehen
|
3 200 000
|
PL
|
FM Bank
|
Bürgschaft
|
800 000
|
|
|
Bürgschaft
|
1 300 000
|
|
|
Bürgschaft
|
900 000
|
PT
|
Millenium bcp
|
Bürgschaft
|
300 000
|
|
|
Bürgschaft
|
500 000
|
PT
|
Banco Espírito Santo
|
vorrangiges Darlehen
|
8 800 000
|
RO
|
FAER
|
vorrangiges Darlehen
|
1 000 000
|
|
|
vorrangiges Darlehen
|
1 000 000
|
RO
|
Patria Credit
|
Bürgschaft
|
1 000 000
|
|
|
vorrangiges Darlehen
|
8 000 000
|
RO
|
Banca Transilvania
|
vorrangiges Darlehen
|
7 500 000
|
|
|
Bürgschaft
|
1 700 000
|
SI
|
Sberbank banka
|
nachrangiges Darlehen
|
8 800 000
|
SI
|
Banka Koper
|
Bürgschaft
|
600 000
|
SI
|
SKB Leasing
|
vorrangiges Darlehen
|
9 000 000
|
SK
|
OTP banka
|
Bürgschaft
|
1 300 000
|
UK
|
Fair Finance
|
Bürgschaft
|
200 000
|
UK
|
EZBOB
|
Bürgschaft
|
400 000
|
UK
|
GLE
|
Bürgschaft
|
900 000
|
18 MS
|
40 Mikrokreditanbieter
|
54 Verträge
|
134 700 000*
|
* Bei Darlehensverträgen ist der Beitrag der EIB eingeschlossen.
Finanzvolumen
Die Verpflichtungen für Mikrokreditanbieter belaufen sich auf insgesamt 134,7 Mio. EUR (einschließlich Bürgschaften, bei denen die Obergrenze bei 20,7 Mio. EUR liegt), der für finanzierte Instrumente ausgezahlte Betrag beläuft sich auf 60,17 Mio. EUR. Dies ist darauf zurückzuführen, dass eine Auszahlung nicht unmittelbar nach der Unterzeichnung des Vertrags erfolgt und bis zur Erfüllung der Vertragsbedingungen in mehrere Raten aufgeteilt werden kann. In der Regel beantragten die Nichtbanken die Auszahlungen schneller als die Banken.
Bei den Bürgschaften stellt sich die Situation anders dar, teilweise aufgrund der Art dieses Produkts. Bürgschaften werden nicht auf dieselbe Art und Weise wie finanzierte Investitionen ausgezahlt. Sie können bei Zahlungsausfall in Anspruch genommen werden, und sie decken nur einen Teil des Portfolios des Mikrokreditanbieters ab. Aus ähnlichen Gründen wie im vergangenen Jahr ist der Nettobetrag der in Anspruch genommenen Bürgschaften mit 1,34 Mio. EUR relativ niedrig, wobei FM Bank und Qredits fast 90 % dieses Betrags in Anspruch genommen haben. Der Nettobetrag der in Anspruch genommenen Bürgschaften dürfte im Laufe der Zeit erheblich ansteigen. Ende März 2014 waren es bereits 2,11 Mio. EUR.
Hebelwirkung
Die Hebelwirkung veranschaulicht, wie das angestrebte Ziel von 500 Mio. EUR an Mikrokrediten bei einem ursprünglichen EU-Beitrag in Höhe von 100 Mio. EUR erreicht werden kann. Dank der Koinvestition der EIB wurde eine Hebelung um den Faktor zwei erzielt, die noch durch die Hebelwirkung auf Ebene der Mikrokreditanbieter vervielfacht wird. Von Bürgschaften geht die stärkste Hebelwirkung aus. Das andere sehr häufig eingesetzte Instrument ist das vorrangige Darlehen. Bei dieser Art der Finanzierung ist eine Hebelung des ursprünglichen Finanzbetrags schwierig, da der Intermediär manchmal lediglich den im Rahmen der Progress-Mikrofinanzierung bereitgestellten Betrag weiterleiht. Doch selbst im Falle eines vorrangigen Darlehens wurde von einigen Intermediären eine Hebelwirkung von 1,5 oder 2 gefordert und in Ausnahmefällen wurde die Hebelwirkung sogar auf den Faktor 5 festgesetzt. Nach den neuesten Prognosen des EIF wird die Progress-Mikrofinanzierung das angestrebte Ziel einer Hebelwirkung von 5 erreichen, und dies trotz der Prävalenz von vorrangigen Darlehen bei den finanzierten Instrumenten. Dies ist vor allem auf die Hebelwirkung von Bürgschaftsvereinbarungen zurückzuführen, die höher als erwartet ist.
2.3.Bewilligte und abgelehnte Anträge
Mehreren Bewerbern ist es nicht gelungen, das Antragsverfahren abzuschließen und die Genehmigung der Kommission für die Progress-Mikrofinanzierung (für Bürgschaften) zu erhalten. Wie in den Vorjahren ist allerdings eine offizielle Ablehnung auf Ebene des EIF-Verwaltungsrates unwahrscheinlich, dem nur sorgfältig überprüfte Anträge vorgelegt werden. Die Zwischenbewertung wird sich eingehender mit der Frage befassen, warum manche Anträge nicht abgeschlossen wurden.
3.UMSETZUNG AUF EBENE DER MIKROKREDITNEHMER
Jüngsten Schätzungen zufolge erhielten mehr als 20 000 Endempfänger Mikrokredite in Höhe von insgesamt 182 Mio. EUR (Stand vom 31. März 2014). Das ist zwar eine deutliche Zunahme, aber es besteht nach wie vor eine erhebliche Marktlücke, die es zu schließen gilt. Nach Schätzungen der Studie entspricht das auf Ebene der Endempfänger in Europa nicht befriedigte Interesse einem Volumen von 2,7 Mrd. EUR.
3.1.Mikrokreditvolumen und Anzahl der Endempfänger
Am Berichtsstichtag waren 12 690 Endempfänger zu verzeichnen, wobei einigen mehr als ein Mikrokredit gewährt worden ist. Im Einzelnen profitierten 5942 Kunden von 6236 Mikrokrediten in Höhe von 51,6 Mio. EUR, die dank der finanzierten Instrumente durch Mikrokreditanbieter weiterverliehen wurden. Dank der Bürgschaften konnten die Finanzintermediäre 6748 Mikrokreditnehmern 7016 Mikrokredite in Höhe von insgesamt 69,3 Mio. EUR anbieten.
Allerdings erhält nicht jeder interessierte Unternehmer, der einen Antrag stellt, einen Mikrokredit. Anhand einer Proxy-Ablehnungsquote wird geschätzt, dass fast 2000 Anträge auf durch finanzierte Instrumente unterstützte Darlehen abgelehnt wurden.
3.2.Soziale und beschäftigungsrelevante Auswirkungen der Progress-Mikrofinanzierung
Aus den im Beschluss dargelegten Zielen der Progress-Mikrofinanzierung geht deutlich hervor, dass der Ausrichtung auf benachteiligte Gruppen zentrale Bedeutung beigemessen wird.
3.2.1.Ausrichtung auf benachteiligte Gruppen
Die Daten über die sozialen Auswirkungen der Progress-Mikrofinanzierung werden auf Ebene der Mikrokreditnehmer erhoben und der Kommission jährlich übermittelt. Gemäß der Zwischenbewertung stellt das Erfordernis, über diese Werte Bericht zu erstatten, keine erhebliche Belastung für die Anbieter von Mikrokrediten dar. Es stellt eher eine Herausforderung für diejenigen dar, deren Systeme noch weitgehend papiergestützt sind. Die Einhaltung der Pflicht zur Berichterstattung über die sozialen Auswirkungen könnte sich somit positiv auf die allgemeine Verwaltung eines Mikrokreditanbieters auswirken. Die nachstehenden Angaben berücksichtigen allerdings nicht alle Endempfänger, da die entsprechenden Daten nicht für alle vorliegen.
Schaffung von Arbeitsplätzen durch Selbständigkeit und Unternehmensgründungen
Unternehmertum wird häufig als gangbare Alternative zur abhängigen Beschäftigung gesehen und kann ein wirkungsvolles Instrument zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sein. Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzmitteln stellen eines der größten Hemmnisse für angehende Unternehmer dar; dies war ja einer der Hauptgründe für die Einrichtung der Progress-Mikrofinanzierung. Die Sozialberichte aus dem Jahr 2013 bestätigen, dass mit ausreichenden Finanzmitteln günstige Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln geschaffen werden können und dazu beigetragen werden kann, benachteiligten Gruppen einen Weg aus der Arbeitslosigkeit zu öffnen. 60 % der Personen, für die Daten zur Verfügung stehen, waren zum Zeitpunkt der Beantragung ihres Mikrokredits entweder arbeitslos oder nicht erwerbstätig; dieser Prozentsatz ist wesentlich höher als der im Jahr 2012 gemeldete (32 %). Da Mikrokreditnehmer, die von der Progress-Mikrofinanzierung profitieren, häufig keinen Zugang zu anderen Finanzierungsformen haben, ist es wahrscheinlich, dass sie ohne einen durch die Progress-Mikrofinanzierung geförderten Mikrokredit arbeitslos geblieben wären. Rund 38 % der registrierten Empfänger standen in einem Beschäftigungsverhältnis, etwa 2 % machten keine Angaben und die übrigen Empfänger studierten.
Unternehmerinnen
Mehr als 36 % der registrierten Unternehmer sind Frauen, das sind etwas weniger als im letzten Jahr (39 %). Drei der 19 Anbieter, die zum Berichtsstichtag Daten zur Verfügung gestellt hatten, berichteten, dass dieses Jahr ein höherer Anteil der Darlehen an Frauen als an Männer vergeben wurde. Bei diesen Anbietern handelt es sich um zwei portugiesische Banken, Millennium bcp (50,03 %) und Banco Espírito Santo (58 %), sowie die Siauliu Bankas (67 %) in Litauen. Weitere neun Anbieter meldeten ebenfalls eine gute Einbindung weiblicher Kunden, die ca. 40 % ihres Portfolios ausmachen.
Jung- und Seniorunternehmer/-innen
Die meisten Kreditnehmer/innen gehören der Hauptaltersgruppe der 25- bis 54-Jährigen (84,4 %) an; gleichwohl geht aus den erhobenen Daten hervor, dass die Progress-Mikrofinanzierung weiterhin mit einer größeren Gruppe von Endempfängern unter 25 Jahren arbeitet, mit einem Anteil von 5,9 % in dieser Altersgruppe (gegenüber 5,2 % im Vorjahr). Die Zwischenbewertung wird nähere Angaben zur Aufschlüsselung nach Alter enthalten.
Unterstützung von Minderheiten
Aufgrund rechtlicher Beschränkungen oder der Tatsache, dass es sich um ein sensibles Thema handelt, liegen nach wie vor nur in begrenzten Umfang Informationen über die Unterstützung von Minderheiten vor. Mehr Informationen dürften im Rahmen der Zwischenbewertung gesammelt werden, bei der Fragebögen herangezogen und zusätzlich Einzelinterviews geführt werden. Es ist jedoch bekannt, dass einige Finanzintermediäre erhebliche Anstrengungen zur Einbindung von Roma-Gemeinschaften unternommen haben, z. B. Adie in Frankreich und Mikrofond in Bulgarien.
Bildungshintergrund
Zu den Kleinstkreditnehmern, die Mikrokredite in Anspruch nehmen, gehören Personen mit sehr unterschiedlichem Bildungsstand, d. h. sowohl Personen ohne formalen Bildungsabschluss als auch Unternehmer mit Hochschulabschluss. Am stärksten bemühten sich die beiden französischen Anbieter um die Einbindung von Personen mit nur allgemeiner Grundbildung oder ohne formalen Bildungsabschluss. BCC Mediocrati und Millennium bcp dagegen verzeichnen den höchsten Anteil an Empfängern mit einem postsekundären Abschluss oder einem Hochschulabschluss. Die größte Gruppe von Unternehmern (42,89 % nach den verfügbaren Daten) hat die Sekundarstufe abgeschlossen.
Nachhaltige Wirkung
Eine niedrigere Anzahl abgerufener Bürgschaften legt nahe, dass die Endempfänger besser in der Lage sind, ihre Mikrokredite zurückzuzahlen. Dies lässt darauf schließen, dass sie entweder ihre Geschäftstätigkeit fortgesetzt haben oder in ein Lohnverhältnis getreten sind. Eine im Rahmen der Zwischenbewertung durchgeführte Umfrage unter den Mikrokreditnehmern wird zusätzliche Informationen über den aktuellen Status der Endempfänger liefern.
3.2.2.Kleine Beträge mit großer Wirkung
Mikrokredite sind per definitionem auf 25 000 EUR begrenzt. Laut Zwischenbewertung ist ein Finanzintermediär der Meinung, dass dieser Schwellenwert zu niedrig ist. Gleichwohl wird dieser Höchstbetrag wie in den Vorjahren selten erreicht.
30 % der durch Bürgschaften gestützten Mikrokredite liegen unter 5000 EUR und 40 % zwischen 5000 und 10 000 EUR. Beim Umfang der Mikrokredite lässt sich nur schwer ein klares Muster erkennen. So kann beispielsweise eine als Mikrofinanzintermediär fungierende Nichtbank aus Westeuropa sowohl einige der kleinsten Mikrokredite (z. B. MicroStart) als auch die größten (z. B. Qredits) gewähren. Sehr ähnlich präsentiert sich die Lage bei durch finanzierte Instrumente unterstützten Mikrokrediten. 70 % liegen unter 10 000 EUR, von denen sich 51,3 % auf weniger als 5000 EUR belaufen.
3.3.Branchenspezifische und geografische Verteilung der geförderten Unternehmer und Kleinstunternehmen
Branchenspezifische Verteilung der finanzierten Kleinstunternehmen
Die branchenspezifische Verteilung ist weitgehend ähnlich wie im Jahr 2012: mehr als die Hälfte der Endempfänger kommen aus dem Handel (mit einem Anstieg von 3 % seit dem letzten Jahr) und der Landwirtschaft (Rückgang um 7 %).
Geografische Verteilung der finanzierten Kleinstunternehmen
Aus der nachstehenden Karte gehen die Zahl der Empfänger nach NUTS-1-Regionen (Stand: 30. September 2013) und die gute geografische Abdeckung der Progress-Mikrofinanzierung hervor. Für einige Länder mit Mikrokreditanbietern, die im Rahmen der Progress-Mikrofinanzierung einen Vertrag unterzeichnet haben, sind möglicherweise noch keine Empfänger angegeben, da in der Regel zwischen der Unterzeichnung des Vertrags und der tatsächlichen Bereitstellung von Kleinstkrediten durch einen Finanzintermediär einige Zeit vergeht.
4.KOMPLEMENTARITÄT UND KOORDINIERUNG MIT ANDEREN INSTRUMENTEN DER EUROPÄISCHEN UNION
Um die Endempfänger besser zu erreichen und den Mikrofinanzierungsmarkt in der EU weiter auszubauen, zielt die Progress-Mikrofinanzierung darauf ab, einen Mehrwert zu schaffen, indem eine wirksame Koordinierung und eine intelligente Komplementarität mit anderen EU-Instrumenten gewährleistet werden.
Alle Mikrokreditanbieter sind verpflichtet, mit Einrichtungen zusammenzuarbeiten, die Schulungen und Mentoringdienste anbieten, insbesondere mit denjenigen, die durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt werden. Nach den vorläufigen Ergebnissen der Zwischenbewertung sind rund 50 % der Mikrokreditanbieter dieser Verpflichtung nachgekommen. Die Kommission weiß, wie wichtig Dienstleistungen für die Unternehmensentwicklung für Selbstständige und Kleinstunternehmen sind, vor allem für jene, die benachteiligten Gruppen angehören. Dementsprechend fordert sie weiterhin, dass der EIF diese Kernanforderung durchsetzt.
Die Progress-Mikrofinanzierung allein ist nicht in der Lage, die in der Studie aufgezeigte Marktlücke zu schließen. Die Kommission ersucht die Mitgliedstaaten, aktiver zu werden und nationale Programme für Finanzinstrumente zur Mikrofinanzierung anzubieten, insbesondere indem sie ihre ESF-Mittel einsetzen. Das neue Programm EaSI wird dazu beitragen, die Lücke zu schließen. Das Programm hat drei Unterprogramme: Progress, EURES sowie Mikrofinanzierung und soziales Unternehmertum. Im Rahmen des dritten Unterprogramms werden Mittel in Höhe von mindestens 86 Mio. EUR für die Mikrofinanzierung bereitgestellt, wobei die entsprechenden Maßnahmen auf den Tätigkeiten der Progress-Mikrofinanzierung aufbauen und neue Tätigkeiten hinzugefügt werden sollen (etwa Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau). Zusätzlich zu diesen Mitteln werden die Rückzahlungen im Rahmen der Progress-Mikrofinanzierung für zusätzliche Unterstützung im Rahmen des dritten Unterprogramms des Programms EaSI eingesetzt. Diese Rückzahlungen werden voraussichtlich ab 2018 aus dem Anteil der Kommission am Gesamtbudget für finanzierte Instrumente erfolgen.
Die technische Unterstützung der Kommission für Mikrokreditanbieter, die Gemeinsame Aktion zur Förderung von Kleinstkreditinstituten in Europa (JASMINE), spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Marktes im Zeitraum zwischen ihrer Einführung im Jahr 2008 und bis Ende 2013. Angesichts der positiven Auswirkungen auf den Sektor und ihrer Komplementarität mit der Progress-Mikrofinanzierung und im Einklang mit der Forderung der Interessenträger, die Aktivitäten der Kommission im Bereich der Mikrofinanzierung stärker einzubeziehen, wird die Kommission künftig diese Art von Aktivitäten im Rahmen des Unterprogramms Progress des Programms EaSI finanzieren. Die Kommission beabsichtigt, ihre Tätigkeiten auszuweiten und anzupassen, damit sie dazu beitragen, die bestehenden Marktlücken zu schließen (z. B. Rechtsberatung, maßgeschneiderte Schulungen).
5.FAZIT UND AUSBLICK
Im Jahr 2013 bestätigte sich die Annahme, dass die Gewährung von Mikrokrediten für Endempfänger nach einer langsamen Anlaufzeit stetig zunehmen wird. Die Studie bestätigte die Notwendigkeit, die geografische Abdeckung der Mikrokredite auszuweiten; außerdem zeigte sie, dass EU-weit ein erheblicher Bedarf an Kleinstkrediten besteht, der nicht gedeckt wird. Dieser Problematik wurde durch die Ausweitung der Tätigkeiten der Progress-Mikrofinanzierung auf drei neue Mitgliedstaaten im Jahr 2013 (Dänemark, Slowakei und Vereinigtes Königreich) und zwei weitere im Jahr 2014 (Schweden und Kroatien) begegnet.
Bürgschaften haben sich als ein äußerst erfolgreiches Instrument für die Unterstützung von Mikrofinanzierungen erwiesen; ihr Budget dürfte bis Ende 2014 vollständig in Anspruch genommen worden sein. Bei der Ausstellung neuer Finanzinstrumente im Rahmen des Programms EaSI (2014-2020) wird der Bereitstellung von Bürgschaften für Mikrofinanzintermediäre Priorität eingeräumt werden.
Die Berichte über die sozialen Auswirkungen bestätigen, dass die Progress-Mikrofinanzierung ihre Tätigkeit zur Einbindung benachteiligter Gruppen verstärkt hat, und eine deutliche Auswirkung auf die Schaffung von Arbeitsplätzen hatte, indem sie Arbeitslosen und nicht erwerbstätigen Personen den Zugang zu Finanzmitteln erleichterte.
Im Jahr 2014 werden die Maßnahmen im Rahmen des dritten Unterprogramms von EaSI anlaufen. Die Lehren aus der Progress-Mikrofinanzierung sind in die Ausgestaltung der Finanzinstrumente im Rahmen dieses Unterprogramms und in die Entscheidung für eine verstärkte Konzentration auf den Aufbau von Kapazitäten bei den Mikrokreditanbietern eingeflossen. Intensivere technische Hilfe soll auch im Rahmen des ersten Unterprogramms von EaSI angeboten werden.
Im Bemühen, die Finanzierungslücke auf dem EU-Mikrofinanzmarkt zu schließen, wird die Progress-Mikrofinanzierung ihre Produkte wie geplant bis 2016 anbieten. Nach Laufzeitende der Progress-Mikrofinanzierung wird der der EU geschuldete Restbetrag in die Unterstützung der Mikrofinanzierung und des sozialen Unternehmertums im Rahmen von EaSI fließen.