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Document 52012AR2414

    Stellungnahme des Ausschusses der Regionen — Die Innovationslücke schließen

    ABl. C 218 vom 30.7.2013, p. 12–21 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

    30.7.2013   

    DE

    Amtsblatt der Europäischen Union

    C 218/12


    Stellungnahme des Ausschusses der Regionen — Die Innovationslücke schließen

    2013/C 218/03

    DER AUSSCHUSS DER REGIONEN

    Wie sich an vielen Phänomenen der digitalen Gesellschaft bereits heute ablesen lässt, beginnen umwälzende Transformationsprozesse an der Basis — nichts geht ohne die durchgängige Geisteshaltung des „unternehmerischen Entdeckens“ (Entrepreneurial Discovery).

    Innovationsgemeinschaften fungieren als Ökosysteme in Form systemisch verknüpfter Wertenetze in einer Welt ohne Grenzen.

    Die Regionen benötigen neue Arenen, die als Brennpunkte der Innovation und des gemeinsamen Schaffens dienen können. Zur Veranschaulichung all dessen könnte von „Innovationsgärten“ und „Herausforderungsplattformen“ gesprochen werden, die zusammen gewissermaßen den Prototyp des Arbeitsumfelds für die Gestaltung der Zukunft bilden.

    Der AdR unterstützt neue Investitionen in offene Innovationen und in Crowdsourcing. Dies sind Schlüsselkonzepte im Zusammenhang mit intelligenten Städten und Bürgerbeteiligung.

    Das Konzept der miteinander verbundenen intelligenten Städte muss weiterentwickelt und auf ganz Europa ausgedehnt werden.

    Der AdR fordert die Kommission auf, Programme für „unternehmerisches Entdecken“ zu konzipieren, die auf verschiedenen Ebenen wirken und zu Tage fördern sollen, was den Bedürfnissen vor Ort am besten entspricht und sich auf die europäische Ebene übertragen lässt.

    Eine Kreislaufwirtschaft für Wissen: Die Ergebnisse der von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten finanzierten Forschungs- und Innovationsprogramme und -Projekte müssen weiterverwendet werden.

    Diejenigen Vorreiter, die sich bei der Vorbereitung und der Betreibung europaweiter Projekte besonders hervorgetan haben, sollten durch Horizont 2020 und die Kohäsionsfonds gefördert werden. Das Ziel besteht dabei auch darin, effektive Methoden und Instrumente für die Zusammenarbeit in der Praxis und für das grenzübergreifende Lernen zu erproben.

    Berichterstatter

    Markku MARKKULA (FI/EVP), Mitglied des Stadtrats von Espoo

    I.   SCHAFFUNG GÜNSTIGER BEDINGUNGEN FÜR INNOVATIONSFÄHIGKEIT

    1.

    Auf Ersuchen des irischen Ratsvorsitzes erarbeitet der Ausschuss der Regionen fundierte und wohlbegründete Vorschläge zu der Frage, wie die Innovativität verbessert und die Innovationslücke geschlossen werden kann. Dabei geht es darum, einerseits Maßnahmen vorzuschlagen, die von den Regionen und den vielfältigen regionalen Akteuren ergriffen werden müssen, und andererseits Maßnahmen, die im Rahmen der EU-Programme und –Finanzinstrumente sowie weiterer Tätigkeiten notwendig sind.

    2.

    Der Aufgabe, mit der der irische Ratsvorsitz den Ausschuss betraut hat, kann nur entsprochen werden, indem die Maßnahmen aufgezählt und beschrieben werden, die parallel in Angriff genommen werden müssen und deren gemeinsamer Nenner die notwendige Änderung der Arbeitskultur im weiteren Sinne ist. Die EU und die meisten ihrer Mitgliedstaaten und Regionen haben in den letzten Jahren eine überaus große Zahl sehr guter Berichte und Pläne erarbeitet. Ohne Zweifel sind die Leitprogramme der EU und die Pläne der betreffenden Generaldirektionen wertvoll, sie sind aber bislang nur das — Pläne, die nicht den Wandel der intellektuellen Herangehensweise sicherstellen, der in der Praxis in den Regionen in Europa erforderlich ist. Wie sich an vielen Phänomenen der digitalen Gesellschaft bereits heute ablesen lässt, beginnen umwälzende Transformationsprozesse an der Basis — nichts geht ohne die durchgängige Geisteshaltung des „unternehmerischen Entdeckens“ (Entrepreneurial Discovery). Die ist nicht mit dem Begriff „Unternehmer“ gleichzusetzen, da dieser oft sehr eng ausgelegt wird. Zu diesem Entdeckertum gehört allerdings auch mehr als die bloße Innovation. Es handelt sich vielmehr um eine neue Aktivität des Entdeckens, Experimentieren und Lernens dessen, was in der betreffenden Branche oder im jeweiligen Subsystem bei der Forschung, Entwicklung und Innovation zur Verbesserung der Situation getan werden sollte. Zum unternehmerischen Entdecken gehört das Experimentieren, Eingehen von Risiken und auch das Scheitern. Es bedeutet, dass der Einzelne oft mit anderen vernetzt zusammenarbeitet, Alternativen bewertet, Ziele setzt und unvoreingenommen Neuerungen einführt. Diese Entwicklung bedingt auch, dass den Bürgerinnen und Bürgern, den Gemeinschaften und den Unternehmen die Möglichkeit gegeben wird, sich einzubringen, denn üblicherweise haben diese das Gefühl, nicht mitreden zu können.

    3.

    Da es in dieser Stellungnahme um mehr Innovationskraft und die Schließung der Innovationslücke geht, wobei insbesondere die EU-Programme helfen sollen, wird mit den folgenden politischen Leitlinien und Vorschlägen aufgezeigt, dass diese Veränderungen machbar sind. In Europa müssen wir dazu:

    i.

    die bis 2020 zu erreichenden Ziele in Sachen Wettbewerbsfähigkeit und Innovation unterstützen, insbesondere durch fortlaufende Investitionen in Bildung und Berufsbildung;

    ii.

    eine Ausgewogenheit zwischen technischer, gestalterischer und gesellschaftlicher Innovation sowohl im öffentlichen Sektor als auch in der freien Wirtschaft herstellen, die insgesamt durch die umfassende Digitalisierung beeinflusst werden;

    iii.

    eine gesellschaftliche Innovation durch „lebende Laboratorien“ (living labs), „Prüfstände“ (test beds) und offene Methoden der Innovation (open innovation) in der regionalen Innovationspolitik anstreben, wobei auch der Bürger hier mitreden können soll;

    iv.

    die Rolle eines günstigen lokalen und regionalen Umfelds für die Zusammenführung von Hochschulbildung, Forschung und Unternehmenswelt unterstreichen;

    v.

    das Wissensdreieck als ein Kernprinzip der Hochschulreform in Europa umsetzen (mehr Synergie zwischen Forschung, Bildung und Innovation);

    vi.

    die maßgebliche Rolle der Forschungsinfrastruktur für wissensbasierte Innovationssysteme herausstellen;

    vii.

    die innovative öffentliche Auftragsvergabe aktiver nutzen und dabei zugleich die Verfahren vereinfachen;

    viii.

    die Bedeutung europaweiter und transnationaler Vorhaben zwischen Regionen unterstreichen, die auf der Unterstützung für Innovationen und Strategien der intelligenten Spezialisierung aufbauen;

    ix.

    das Potenzial der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hervorheben, einschließlich für Investitionen aus dem EU-Raum und aus Drittstaaten;

    x.

    die Innovationskompetenzen verbessern und eine innovationsfreundliche Geisteshaltung auf der Grundlage von Dialog, Zusammenarbeit und gemeinsamer kreativer Arbeit fördern, um von bewährten Praktiken zu lernen;

    xi.

    von der Basis ausgehende Aktivitäten, wie Ko-Kreation, Ko-Design und Ko-Produktion, im Rahmen echter Know-how-Zusammenarbeit fördern, anstatt die Gesellschaft dazu zu drängen, gebrauchsfertige Entwicklungen für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Eine solche breit angelegte Zusammenarbeit, bei der auch Menschen aus den örtlichen Gemeinschaften einbezogen werden, braucht es auch, um innovative Ideen europaweit in den unterschiedlichen kulturellen Umfeldern in die Praxis umzusetzen;

    xii.

    Unternehmen haben, die sich nicht nur im Bereich der Innovation engagieren, sondern Innovation auch zur Schaffung von Wohlstand einsetzen, wobei der Begriff „Wohlstand“ weiter zu fassen ist als „Profit“ und auch die Lebensqualität und die Schaffung einer von Glück und Gesundheit geprägten Welt umfasst.

    Diese Leitlinien reichen aber noch nicht aus, sondern gebraucht wird ein tieferes Verständnis des Wesens der Innovation.

    II.   ALLGEMEINE BEMERKUNGEN UND POLITISCHE EMPFEHLUNGEN

    4.

    Die Umsetzungsmaßnahmen der Europa-2020-Strategie haben keine ausreichenden Ergebnisse in Bezug auf innovatives Handeln erbracht. Auf EU-Ebene sind in großem Umfang nützliches Material und Vorschläge erarbeitet worden. Nun steht der nächste Schritt an: die Verlagerung des Schwerpunkts der EU-Finanzierung und -Programme auf das praktische Handeln auf regionaler und lokaler Ebene.

    5.

    Die Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bzw. -programme, mit denen regionale Innovationsökosysteme geschaffen, betrieben und dynamisiert werden, müssen eng miteinander verzahnt werden. Zu diesem Zweck benötigen wir neue Formen europäischer Forschungspartnerschaften. Erneuerung und Transformation basieren oft auf Konzepten der abgestimmten Zusammenarbeit sowie dem innovativen und effektiven Einsatz von Schlüsseltechnologien. Sie für europäische Projekte breiter verfügbar zu machen, wird ihre Fähigkeit, verbindliche Ergebnisse und eine tatsächliche Wirkung hervorzubringen, verbessern und stärken. Mit einer EU-Finanzierung für regionale Partnerschaften und einer Zusammenarbeit auf Grundlage intelligenter Spezialisierung können sie Bausteine einer europäischen grenzübergreifenden Innovation und regionaler Rampen der gesellschaftlichen Innovation sein.

    6.

    Paradigmenwechsel: Die Digitalisierung hat inzwischen alle Bereiche durchdrungen. Die Entscheidungsträger auf lokaler und regionaler Ebene sollten die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen. Die Erneuerung der Dienstleistungsprozesse sollte dabei Priorität haben. Daneben sind die umfassende Verbreitung der digitalen Dienstleistungen im öffentlichen Sektor, die Entwicklung der digitalen Fertigkeiten aller Bürger (e-skills) sowie Unternehmensneugründungen und Wachstumsunternehmen, die mobile Anwendungen entwickeln, weiter zu fördern.

    7.

    Digitalisierung treibt den Wandel an, und der Übergang zu digitalen Dienstleistungen erhält eine immer größere Dynamik. Neue unternehmerische Ökosysteme und Wertearenen entstehen auch durch ein neues Verbraucherverhalten, das durch verbraucherfreundliches Design und Offenheit angetrieben wird. Dadurch werden Top-down-Ansätze aus der alten analogen Welt in Frage gestellt. Während die Digitalisierung die Dienstleistungsentwicklung zunehmend zu einem globalen Phänomen werden lässt, befindet sich Europa diesbezüglich nicht gerade in der besten Position: Es führt diesen globalen Wettlauf nicht an.

    8.

    Cloud-Technologien ermöglichen eine zeit- und ortsunabhängige Inanspruchnahme der besten Dienstleistungen. Diese Art und Weise der Entwicklung und Erbringung von Dienstleistungen wird bereits in den nächsten Jahren einen beträchtlichen Teil der traditionellen Dienstleistungen ersetzen, bei denen die „Präsenz vor Ort“ ein kennzeichnender Faktor ist. Es wird nicht mehr notwendig sein, an jeder Ecke über die entsprechende Hardware zu verfügen. Hierbei geht es zum großen Teil auch um die Lenkung und Entwicklung von IKT-Diensten und die global vernetzte Zusammenarbeit von Unternehmen, Behörden und anderen Gemeinschaften. Die Kommission sollte diese Entwicklung, auch als „e-Leadership“ bezeichnet, über aktive Partnerschaftsprogramme fördern.

    9.

    Mit kosmetischen Reparaturen und der konventionellen Verwaltungskultur lassen sich die gesellschaftlichen Herausforderungen nicht bewältigen. Die Förderung des notwendigen Kapitals für die Erneuerung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor: Kreativität, Innovationen sowie der Mut, seine Umgebung und sich selbst zu erneuern, sind auch für Entscheidungsträger auf Gebietsebene der Schlüssel zum Erfolg. Gleichzeitig müssen auch die verknöcherten Verwaltungsstrukturen aufgebrochen werden, damit sie der Entfaltung der Kreativität der Entscheidungsträger mehr Raum lassen.

    10.

    Im Zentrum der regionalen Innovationspolitik stehen motivierte Menschen. Menschen schaffen Innovationen, daher ist Innovation vor allem ein humaner und sozialer Prozess. Die Beziehungen, die sich auf Innovationen auswirken, sind nicht nur innerhalb von Organisationen zu finden. Oft entstehen die bedeutendsten Impulse in den verschiedenen Phasen des Innovationsprozesses an den vielfältigen Schnittstellen menschlicher Interaktion.

    11.

    Forschung sollte sowohl kurz- als auch langfristige Bedürfnisse decken. Nur wenige Städte, Unternehmen und sonstige Gemeinschaften machen sich Forschungsergebnisse optimal zunutze. Es muss jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass nur ein kleiner Teil der Forschungskräfte bei der Bewältigung ihrer Aufgaben weiß, wie sie ihr Wissen und ihre Forschungsergebnisse für Behörden, Unternehmen und andere Akteure interessant und anwendbar machen können. Europa muss daher einen bedeutenden kulturellen Wandel vollziehen und Finanzmittel neu zuweisen, damit die neuesten Forschungserkenntnisse auf regionaler und lokaler Ebene aktiv genutzt werden. Der AdR ist der Auffassung, dass KMU wichtige Katalysatoren für die Vermarktung von Forschungsergebnissen durch ihre Umsetzung in konkrete Anwendungen sind. Zudem glaubt er, dass der Zugang von KMU zu Finanzierungsmöglichkeiten durch Investitionen in Unternehmensgründungen, Risikokapital und einfachere Rechtsbestimmungen verbessert werden muss.

    12.

    Die verstärkte Umsetzung von Forschungsergebnissen in praktische Anwendungen erfordert auf beiden Seiten ein gutes Verständnis davon, worum es bei der Forschung geht, welche Probleme bestehen und welche Beiträge relevante Forschungsergebnisse zur Lösung lokaler und regionaler Fragestellungen leisten können. Dazu bedarf es eines neuen Wissensdreiecks, innerhalb dessen Forschung und Wissenschaft mittels einer Art „interaktiven Mittlerdienstes“ mit der Wirtschaft und den Behörden vernetzt würden. Dies erfordert die Weiterentwicklung und aktive Umsetzung des EU-Konzepts des Wissensdreiecks zur Stärkung der gesellschaftlichen Rolle der Hochschulen.

    13.

    Wissenschaftliche und technische Forschung und die aktive Verwertung der Ideen, die ihnen entspringen, ermöglichen Pioniergeist. Zugleich ist die Innovationsperspektive ausgehend von den technischen Innovationen so zu erweitern, dass auch Innovationen von Verfahren, Geschäftsabläufen, Dienstleistungen und Design bis hin zu Innovationen im öffentlichen Sektor und zu sozialen Innovationen, die die Handlungskultur von Gemeinschaften erneuern, darunter fallen, wie auch gesellschaftliche Innovationen für eine Erneuerung des Handelns und der Strukturen im weiteren Sinne. Es ist unvermeidlich, dass ein breiter gefasstes Innovationskonzept nicht nur in den Unternehmen, sonder auch im öffentlichen Sektor verinnerlicht wird.

    14.

    Da in einigen, insbesondere in ländlichen Regionen der öffentliche Sektor der Motor für die Entwicklung und ein Schlüsselakteur für die Sensibilisierung der örtlichen Bevölkerung ist, muss der Innovation in diesem Sektor sowie in einigen Regionen der Neustrukturierung der Verwaltungsprozesse der öffentlichen Institutionen und dem Aufholen des Rückstands besondere Aufmerksamkeit zuteil werden.

    15.

    Eine Kreislaufwirtschaft für Wissen: Die Ergebnisse der von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten finanzierten Forschungs- und Innovationsprogramme und -Projekte müssen weiterverwendet werden.

    16.

    Kennzeichen einer Kreislaufwirtschaft ist, dass Dinge nicht weggeschmissen werden oder verloren gehen, sondern zirkulieren und wieder verwertet werden, wobei ihr Wert nicht nur nicht verloren geht, sondern sogar gesteigert wird. Der Begriff entstammt einem neuen Denkansatz, bei dem Konzepte der „nächsten Generation“ im Bereich nachhaltige Entwicklung wichtig sind. In einer Kreislaufwirtschaft für Wissen können die Erkenntnisse aus Forschungsprogrammen und abgeschlossenen Projekten — Ideen, Erkenntnisse, Empfehlungen, Material, Methoden, praktische Vorschläge, Prototypen und Erfindungen — für aktuelle Programme und Projekte in verwandten und relevanten Bereichen „wiederentdeckt“, dort evaluiert und genutzt werden. Der AdR bekräftigt abermals die Wirtschafts- und Innovationschancen von Bioökonomie und IKT für die Regionen und Städte als Schlüsselelemente für intelligentes, nachhaltiges und grünes Wachstum (1).

    17.

    Auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft für Wissen könnten nationale Finanzierungseinrichtungen die Ergebnisse der in den vergangenen 5-10 Jahren abgeschlossenen Projekte aufgreifen und prüfen, um den ihnen innewohnenden Wissensschatz in neuen regionalen und nationalen Zusammenhängen wiederzuverwerten. Generaldirektionen der Europäischen Kommission könnten ähnlich vorgehen, indem sie Ergebnisse in verschiedenen Bereichen breiter verfügbar machen, um so den gesellschaftlichen Wandel zu fördern. Die universitäre Forschung könnte praxisbezogener gestaltet werden, damit sie von politischen Entscheidungsträgern und Projektteams genutzt werden kann. Ergebnisse aus allen diesen Bereichen könnten geprüft werden, um sie auf den Bedarf der regionalen und lokalen Ebenen abzustimmen und neue Ideen, Stoffe und Verfahren für den aktiven Gebrauch zur Entwicklung regionaler Innovationsökosysteme in ganz Europa anwendbar zu machen.

    18.

    Ein aktives und stimulierendes Umfeld entsteht durch den Gesamteffekt vieler kombinierter Faktoren. Innovative Menschen engagieren sich gerne bei Veranstaltungen, Projekten und Tätigkeiten im Allgemeinen, sofern gute Konzepte, Verfahren und effektive Anwendungen aus Forschung, Entwicklung und Innovation (FEI) dahinter stehen.

    19.

    Bei allen menschlichen Interaktionen gibt es Unsicherheitsfaktoren, Zweifel und Spannungen. Ziel ist, diese Spannungen zu kanalisieren, damit sie zu einer Quelle der Kreativität und Innovation werden, um so den Grundsätzen der Lernenden Organisation zu entsprechen. Der neue Prozess des Schaffens soll in diesen Fällen als kreative Spannung (creative tension) zum Ausdruck kommen, mit deren Hilfe das Handeln in einem System oder das System in seiner Gesamtheit geändert werden kann. Wichtig sind Verfahren und Konzepte, durch die die Quantität des Lernens gesteigert und seine Qualität gehoben sowie die nachhaltige soziale Entwicklung gestärkt werden. Weitere wichtige Begriffe sind dabei die Nutzung des Wissens (knowledge exploitation), Prozesse zum Aufbau von Kapazitäten (capacity building), die neuen Formen der Innovation des organisationalen Lernens (exploitation in organisational learning) und Exploration und gemeinsame Generierung von Wissen (exploration and knowledge co-creation).

    20.

    Die Regionen benötigen neue Arenen, die als Brennpunkte der Innovation und des gemeinsamen Schaffens dienen können. Zur Veranschaulichung all dessen könnte von „Innovationsgärten“ und „Herausforderungsplattformen“ gesprochen werden, die zusammen gewissermaßen den Prototyp des Arbeitsumfelds für die Gestaltung der Zukunft bilden. Sie werden benötigt, um Probleme zu bewältigen: von kleinen lokalen bis hin zu großen globalen gesellschaftlichen Herausforderungen. Hierzu werden FEI-Aktivitäten für Pilotvorhaben und Prototypen benötigt, bei denen es um 1) räumliche Gebilde mit physikalischen, geistigen und virtuellen Dimensionen und 2) die für die Bewältigung der Herausforderungen erforderliche Abstimmung und das Instrumentarium des Wissensmanagements geht.

    21.

    Die seinerzeit sehr gelobte Triple-Helix-Zusammenarbeit ist für die neuen Herausforderungen nicht mehr dynamisch genug — heutzutage müsste es mindestens eine Vierfach-Helix mit der „Gemeinschaft“ als viertem Element sein. Sie muss modernisiert werden. Die Aktualisierung dieses Handlungskonzepts beziehungsweise dieser Handlungskultur und eine intensivere Beschäftigung mit der Arbeitsweise der regionalen Innovationsökosysteme sind hierfür Voraussetzungen.

    22.

    Es ist von besonderer Relevanz für Europa, regionale Innovationsökosysteme zu erkunden, sowie die Rolle, Bedeutung, Tätigkeit, räumlichen Lösungen und Erfolgsvoraussetzungen der Gemeinschaften und Institutionen, die neues, dynamisches Innovationshandeln in solchen Ökosystemen ermöglichen. Bei diesen neuen Innovationseinrichtungen geht es um eine neue Sichtweise und eine Umgebung, die für eine auf die Verbraucher und Nutzer zugeschnittene Zusammenarbeit (user centric design), das gemeinsame Schaffen (co-creation) und die schnelle Entwicklung (rapid development) erforderlich sind.

    23.

    Diese neuen Einrichtungen, die in der Mehrzahl erst in den letzten Jahren gegründet wurden, sind von ihrer Arbeitsweise her flexible, auf Zusammenarbeit ausgerichtete Gemeinschaften: Inkubatoren und Beschleuniger, lebende Laboratorien, Unternehmerzentren, Entwicklungslaboratorien, Laboratorien für soziale Innovation, „Fab Labs“ (Fertigungslaboratorien), Lerncamps für gesellschaftliche Innovation sowie Zukunftszentren. Sie arbeiten zumeist in einer Partnerschaft mit Hochschulen, Gemeinden und Unternehmen. Sie vereinigen neue, offene Handlungsweisen, Nutzung sozialer Medien, neue Vorgehensweisen zum Schutz des geistigen Eigentums und Finanzierungspraktiken, ein breites Interessenträgernetz und Unternehmergeist.

    24.

    Der Vereinfachung der Verfahren für eine innovative Vergabe öffentlicher Aufträge kommt entscheidende Bedeutung im Hinblick auf ihre aktive Nutzung zu. Es gibt in ganz Europa und aus anderen Teilen der Welt gute Beispiele für erfolgreiche Vereinfachungen. Diese sollten geprüft, angepasst, standardisiert und angewandt werden.

    III.   DIE GROSSEN GESELLSCHAFTLICHEN HERAUSFORDERUNGEN AUF REGIONALER EBENE ANGEHEN

    25.

    Die Diskussionen über die „großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ werden oft zu abstrakt geführt und sind von den Anliegen der wichtigsten Akteure in Europa — lokale und regionale Gebietskörperschaften, KMU und die Bürger — zu weit entfernt. Aber genau bei ihnen liegt Europas innovative Kraft. Die großen Herausforderungen müssen ausdrücklich mit den Herausforderungen auf der lokalen und regionalen Ebene verknüpft und dort angegangen werden. Dies wird die lokale Innovationsfähigkeit fördern und sehr viel ungenutztes Potenzial und kollektive Intelligenz aktivieren. Bürger sind nicht einfach nur Nutznießer der Innovationen, sondern auch zentrale Akteure des Innovationsprozesses. Wir müssen uns stärker darauf konzentrieren, warum dies notwendig ist und wie es für jene, die diese Innovationen vorantreiben sollen, motivierend wirkt und Anreize bietet. In den Regionen müssen gesellschaftspolitische Programme geschaffen werden, die die durch die Digitalisierung eröffneten Möglichkeiten des Dialogs und der Zusammenarbeit nutzen und mit denen der erforderliche gesellschaftliche Wandel angestrebt werden kann. Alle müssen dazu ermuntert werden, den Status quo zu verändern und an innovativen Veränderungen zu arbeiten.

    26.

    Der AdR appelliert an die Kommission, Programme zu schaffen, die die „großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ auf die nationalen, regionalen und lokalen Ebenen überführen: Wie drückt sich eine große gesellschaftliche Herausforderung in nationalen Erfordernissen aus? Und wie kommt sie in regionalen Prioritäten zum Ausdruck? Und wie in den konkreten Fragen auf der lokalen Ebene? Diese Programme im Rahmen von Horizont 2020 und anderen EU-Programmen sollten Bürgern und Kleinunternehmen die Möglichkeit geben, die Kommission über ihre Probleme zu informieren, und zudem Instrumente bereitstellen (Verfahren, innovationsfördernde Rahmenbedingungen, Fazilitatoren), mit denen diese lokalen Herausforderungen in innovative Programme auf geeigneter Ebene eingespeist werden können. Schnelle Prototyperstellung ist hierfür ein unabkömmliches Verfahren.

    27.

    Der AdR empfiehlt Versuche und besondere Initiativen für die schnelle Erstellung von Prototypen in Bezug auf jede der großen gesellschaftlichen Herausforderungen und deren Anwendung in verschiedenen europäischen Regionen im Rahmen eines Programms zum gemeinsamen Lernen. Die Vernetzung intelligenter Städte sollte ebenfalls intensiviert werden, um experimentelle Innovation und Lernen zu stärken. Europa braucht Vorreiterstädte und gute Partnerschaftsprogramme zur Förderung der Innovativität, mit denen die Entwicklung aller Regionen unabhängig von ihrer derzeitigen Lage gewährleistet werden kann. Dazu müssen sich die großen Herausforderungen in Anliegen mit Relevanz für die lokale und regionale Ebene niederschlagen, sodass sie als innovative Prozesse des Wandels vor Ort angegangen werden können. Es könnte ein Austausch des Lernens und der Erfahrungen zwischen den verschiedenen Teilnehmerregionen stattfinden, der durch einen schnellen Informationsfluss mit klarer Bildlichkeit in einer zugänglichen Sprache kodifiziert wird und bei dem auch andere die Erfahrungen aktiv nutzen können. Lösungen, die in einer Region gefunden werden, können in einer anderen Teilnehmerregion getestet und validiert und wirksame Lösungen, können sodann auf die verschiedenen Regionen in Europa übertragen werden. Diese Maßnahmen müssen flexibel sein und solide vor Ort angewendet werden können, um die Verwaltungslasten für die Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Behörden und übrigen Akteure möglichst gering zu halten.

    28.

    Der AdR weist die regionalen Entscheidungsträger darauf hin, dass dieser Ansatz unter Nutzung von Kohäsionsfondsmitteln und lokaler Finanzierung in Synergie mit den EU-Programmen praktische Innovationen für die Anwendung in ganz Europa hervorbringen wird. Er wird auch die lokalen Innovationsfähigkeit verbessern und einen Beitrag dazu leisten, europaweit eine Innovationskultur zu schaffen.

    29.

    Den Hochschulen kommt bei dieser Entwicklung eine zentrale Rolle zu. Angesichts der Mittelkürzungen schnallen diese leider den Gürtel enger und fallen in ihre althergebrachten Lehr- und Forschungsmethoden zurück. Externes Engagement gerät ins Hintertreffen. Der AdR betont die Bedeutung von Maßnahmen zur Förderung einer starken gesellschaftlichen Rolle der Hochschulen, die Ansätze zur Begleitung und Bewältigung des notwendigen sozialen und gesellschaftlichen Wandels entwickeln sollten.

    IV.   INTELLIGENTE SPEZIALISIERUNG

    30.

    Auf die Einbettung der intelligenten Spezialisierung in den politischen Rahmen der Europa-2020-Strategie hat der Rat der Europäischen Union insbesondere in seinen Schlussfolgerungen zu Innovationsunion hingewiesen. Im Leitfaden der EU für regionale Innovationsstrategien für intelligente Spezialisierung (RIS3) werden diese Strategien als integrierte und standortspezifische wirtschaftliche Transformationsagenden beschrieben.

    31.

    Der AdR unterstreicht, dass intelligente Spezialisierung als ein regionaler politischer Rahmen für Wachstum durch Innovation zu sehen ist. Der Unterschied zwischen intelligenter Spezialisierung und den herkömmlichen industrie- und innovationspolitischen Ansätzen liegt hauptsächlich in dem so genannten „unternehmerischen Entdeckungsprozess“, bei dem es sich um einen interaktiven Vorgang handelt, bei dem die Marktkräfte und der private Sektor Informationen über neue Aktivitäten entdecken und generieren, während die Behörden diese Ergebnisse bewerten und den Akteuren, die die besten Voraussetzungen aufweisen, um das entsprechende Potenzial auszuschöpfen, die entsprechenden Werkzeuge an die Hand geben. Intelligente Spezialisierungsstrategien setzen viel basisnäher an als die traditionelle Industriepolitik.

    32.

    Die Plattform für intelligente Spezialisierung (S3-Plattform) muss lokale und regionale Aktivitäten stärker unterstützen, wobei der Schwerpunkt besonders auf Regionen mit Entwicklungsrückständen zu legen ist. Dies bedeutet vor allem, die in den einzelnen Regionen stattfindende Suche nach Aktivitäten mit hoher Wertschöpfung zu unterstützen, wodurch die regionale Wettbewerbsfähigkeit bestmöglich gefördert und der Policy-Mix gewährleistet würde, dessen es zur Umsetzung der Strategien für intelligente Spezialisierung dieser Regionen bedarf.

    33.

    Der AdR unterstreicht, dass der RIS3-Ansatz mit den Zielen und Instrumenten der EU-Kohäsionspolitik, die auf die Förderung von Wachstum und Beschäftigung in allen Ländern und Regionen der EU ausgerichtet sind, konform ist. Er bietet eine Strategie und eine globale Rolle für jede nationale und regionale Wirtschaft und richtet sich dabei an führende Regionen wie an weniger fortgeschrittene Gebiete. Er macht sich das weiter ausholende Konzept der Innovation zu eigen und umfasst nicht nur Investitionen in Forschung oder Produktion, sondern auch den Aufbau von Wettbewerbsfähigkeit mithilfe von Design und Kreativwirtschaft, besserer Innovationsfähigkeit des öffentlichen Sektors, sozialen und Dienstleistungsinnovationen, neuen Geschäftsmodellen und Innovationen, die aus der Praxis kommen.

    34.

    Der AdR unterschreibt ausdrücklich den folgenden Vorschlag des EP-Ausschusses ITRE zur Ergänzung der Horizont-2020-Vorschriften: „Sowohl in „Horizont 2020“ als auch in den Strukturfonds werden im Interesse objektiver Indikatoren für die Stufenleiter auf dem Weg zur Exzellenz und die Schaffung eines europäischen Raums der Forschung Instrumente für die Verbindung von Forschung, Innovation und Strategien für eine intelligente Spezialisierung eingerichtet.“

    35.

    Regionen und Städte sollten Forschung, Entwicklung und Innovation (FEI) als wesentlichen Bestandteil in den Kern ihrer politischen Agenda aufnehmen. Horizont-2020- und Kohäsionsmittel sollten eingesetzt werden, um Konzepte, Instrumente und Voraussetzungen zu schaffen, mit denen die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften aktiv Innovation fördern, Risiken eingehen und in die praktische Anwendung von FEI investieren können, um regional maßgeschneiderte Lösungen zu liefern.

    36.

    Um die Ziele der Europa-2020-Strategie erreichen zu können, muss die Kohäsionspolitik der EU dazu beitragen, die Qualifikationsbasis und die Innovationstätigkeit vor Ort zu stärken und Instrumente und Formen der Kooperation für die verstärkte europäische Zusammenarbeit zwischen Regionen zu entwickeln. Diese Instrumente und Formen der Kooperation sind nötig, um die Ergebnisse von Horizont 2020 auf regionaler und lokaler Ebene umzusetzen. Der AdR regt zum Erreichen dieses Ziels an, das Potenzial des INTERREG-Programms der EU voll auszuschöpfen und ihm genügend Mittel zuzuweisen, indem Plattformen für gegenseitiges Lernen geschaffen und der internationale Austausch von Innovationsstrategien gefördert werden.

    V.   INTELLIGENTE STÄDTE

    37.

    Das Konzept der intelligenten Städte ist ein Schwerpunktbereich der EU zur Förderung des nachhaltigen Wachstums und einer besseren Lebensqualität. Möglich wird dies durch Investitionen in moderne IKT-Infrastrukturen und elektronische Dienstleistungen sowie in humanes und soziales Kapital. Angetrieben wird der Wandel vor allem durch regionales Innovationskapital und die Effektivität der Innovationsökosysteme, die insbesondere auf eine Modernisierung der Kooperationskultur in der Dreifachhelix-Zusammenarbeit und die regionale Reaktionsfähigkeit durch Einbeziehung der Bürger abzielen. Der AdR unterstreicht die wesentliche Bedeutung intelligenter Anwendungen, die sich durch offene und kompatible Dienstleistungsschnittstellen zur Zusammenführung von Menschen in der Heimatregion und in der Welt sowie von Städten zum Zwecke europäischer Partnerschaften auszeichnen. Das Konzept der miteinander verbundenen intelligenten Städte muss weiterentwickelt und auf ganz Europa ausgedehnt werden.

    38.

    Im Rahmen der Umsetzung der Strategie zur intelligenten Spezialisierung sollten in den Regionen der EU intelligente Dienstleistungen entwickelt und erbracht werden, die an die regionale Kultur sowie die privatwirtschaftlichen und öffentlichen Dienste vor Ort angepasst sind. Der AdR schlägt vor, die Entwicklungstätigkeiten auf lokaler und regionaler Ebene durch EU-finanzierte Forschungsprojekte nachhaltig zu unterstützen, deren Aufgabe es sein sollte, die besten Forschungsergebnisse allen Regionen zur Verfügung zu stellen, sie zu veredeln und ihre praktische Umsetzung in den verschiedenen Regionen zu unterstützen.

    39.

    In den Regionen sollten Programme zur Schaffung von Innovationszentren mit internationaler Anziehungskraft aufgelegt werden. Mit diesen Programmen sollten Anreize für städtische Gebiete geschaffen werden, damit diese strategische Schwerpunkte auswählen, die ihrer Identität, ihren Bedürfnissen und ihren multidisziplinären Kompetenzen entsprechen. Der AdR schlägt vor, diese Programme mit regionalen Mitteln und aus den Strukturfonds der EU zu finanzieren sowie die Tätigkeiten dieser Programme durch zahlreiche Aktionen, Programme und Finanzinstrumente auf EU-Ebene zu unterstützen.

    40.

    Der AdR unterstreicht, dass der wichtigste Erfolgsfaktor regionaler Innovationsstrategien in der Effektivität zu suchen ist, mit der sie die Kluft zwischen vorhandenen globalen Forschungserkenntnissen und der regionalen Realität und Praxis überbrücken können. Die Strukturen und Prozesse in Städten und Regionen müssen an den neusten Forschungsresultaten ausgerichtet entwickelt oder sogar radikal verändert werden. Im Hinblick auf die Bewältigung dieser Fragen betont der AdR:

    Die Kommission sollte im Rahmen von „Horizont 2020“ auf Wertschöpfungsketten und Wertschöpfungsnetze als Ganzes abstellen. Dies erfordert mehr Forschung darüber, wie Innovationen praktisch geschaffen und umgesetzt werden, und zwar unter Berücksichtigung der lokalen kulturellen Werte und Ansätze, um konkrete Resultate zum Wohle der Bürger zu erzielen.

    Die politischen Entscheidungsträger müssen durchgängig den erforderlichen Mut haben, um sehr ehrgeizige Ziele anzupeilen und etwas radikal Neues durchzusetzen.

    Die Regionen und Städte sollten genuin europäische bahnbrechende Initiativen auf den Weg bringen: Initiativen, die multikulturell angelegt sind, den Menschen in den Mittelpunkt stellen, auf gesellschaftliche Innovationen und die Fähigkeiten zur Schaffung besserer Strukturen einer sozialstaatlichen Gesellschaft und auf die Schaffung eines Fundaments abstellen, auf dem der digitale Binnenmarkt aufgebaut werden kann.

    Es sollten praktische Beispiele für erfolgreiche Initiativen aufgezeigt und weit verbreitet werden, damit andere Regionen und Städte aus den praktischen Ergebnissen und wirksamen Vorgehensweisen vergangener und laufender Programme lernen können

    Zudem sollten die Regionen und Städte die Bevölkerung bestmöglich für das Erfordernis von Innovationen sensibilisieren und sich von den Rückmeldungen der örtlichen Bevölkerung inspirieren lassen, um einen fruchtbaren Boden für die erfolgreiche Umsetzung der Innovationen zu schaffen. Daraus ergibt sich das Erfordernis einer europaweiten Entwicklung regionaler Innovationsökosysteme und Stadtinnovationen.

    41.

    Nach Auffassung des AdR kann die gesellschaftliche Innovationsfähigkeit dadurch deutlich gesteigert werden, dass die Bürger zur Teilnahme ermuntert werden. Dazu müssen digitale Technologien so eingesetzt werden, dass sie menschengerecht sind, Stichworte: Crowdsensing und Crowdsourcing. In intelligenten Städten wird die Entwicklung sehr stark durch bürgernahe Prozesse der Teilhabe angetrieben, die die Dynamik jeglicher Formen gesellschaftlicher Aktivität aufnehmen und bei denen eine individuelle und geteilte Verantwortung in weitaus höherem Maße als in den traditionellen, „von oben nach unten“ strukturierten Dienstleistungen der Städte übernommen wird. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die Bürger direkt in die gesellschaftlichen Prozesse involviert sind, indem sie Daten generieren und Inhalte über Plattformen teilen. Die Rolle der Bürger besteht darin, Akteure des Wandels zu sein, indem sie sich von verschiedenen Aktivitäten leiten lassen, über sie berichten und sich auch an ihnen beteiligen.

    42.

    Der AdR unterstützt neue Investitionen in offene Innovationen und in Crowdsourcing. Dies sind Schlüsselkonzepte im Zusammenhang mit intelligenten Städten und Bürgerbeteiligung. Crowdsourcing ist eine Methode des Sich-Einbringens, bei denen Unternehmen, Städte und andere Organisationen versuchen, sich die Beiträge von bestimmten Gruppen zu Nutze zu machen, was in diesem Zusammenhang wesentlich ist. Eine Rolle spielen auch unzureichendes Wissen — und Verständnis — für die einzelnen bewährten Verfahren, ihre Funktionsweise und die Gründe für ihre Wirksamkeit.

    43.

    Der AdR würdigt die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Regierungsebenen und der Zivilgesellschaft, die in einigen Städten und Regionen in ganz Europa bereits Gestalt annimmt. Allerdings haben sich die Städte und Regionen nicht darin hervorgetan, von bewährten Praktiken Gebrauch zu machen: Vielversprechende Pilotvorhaben bleiben oft auf die lokale Ebene begrenzt, ohne dass die Nutzer in den vollen Genuss ihrer Vorzüge kommen oder sich neue Geschäftsmöglichkeiten für die beteiligten Unternehmen erschließen. Dass diese Vorhaben kaum im größeren Maßstab verbreitet werden, ist der komplexen Natur vieler urbaner Innovationen und ihrem Anwendungskontext geschuldet.

    44.

    Der AdR schlägt der Kommission vor, Ausschreibungen für urbane Innovationen durchzuführen. Schwerpunkt sollte dabei die Schaffung neuer Modelle der Zusammenarbeit im Hinblick auf neue Lösungen sein, um der Stadtentwicklung und dem Dienstleistungsbedarf gerecht zu werden und um diese innovativen Lösungen auf andere Städte und Regionen zu übertragen bzw. sie mit diesen gemeinsam zu nutzen. Sie sollten neue Arten der Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie Regierungen umfassen. Daraus ergeben sich Herausforderungen und Chancen. Bereits jetzt ergreifen Bürger europaweit Initiativen zur Veränderung ihres Lebensumfelds, und sie beginnen, mit neuen Formen der Zusammenarbeit zu experimentieren. Zu diesen Möglichkeiten gehören die Förderung des reichhaltigen und aktiven Miteinanders vor Ort, die Beteiligung an Freiwilligenarbeit und viele verschiedene aufkommende Initiativen. Bei diesen Fällen sollte es darum gehen, neue Formen der Zusammenarbeit zu entdecken und die Verbindung zwischen bestehenden Partnerschaften zu vertiefen — und zwar so, dass sie offener für innovatives Entdecken werden und sich ausdrücklicher auf die Nutzung globaler Wissensressourcen und auf gegenseitiges Lernen stützen. Es ist notwendig, vergleichbare Regionen in ganz Europa auf beispielhafte Vorgehensweisen hinzuweisen.

    VI.   REGIONALE INNOVATIONSÖKOSYSTEME ALS LABORATORIEN UNTERNEHMERISCHEN ENTDECKENS

    45.

    Eine große Herausforderung bei der Schließung der Innovationslücke besteht darin, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen, in denen die Probleme und Herausforderungen angegangen werden. Gesellschaftliche Probleme beschränken sich keinesfalls auf festgefahrene Strukturen der Behörden und können auch nicht nur durch Einzelvorhaben bzw. nationale und regionale Ministerien behoben werden. Traditionelle Projekte — selbst Großprojekte — sind nicht die Lösung: Europa muss Schubladendenken und abgeschottetes Handeln überwinden, denn Wachstum und Arbeitsplätze erwachsen aus offener Innovation und Wertenetzen. Europa benötigt interdisziplinäres Denken, das auf unternehmerisches Entdecken ausgerichtet ist und ein systemisches Herangehen an die Problemen gestattet. Miteinander verknüpfte Probleme bedürfen systemischer Lösungen.

    46.

    Der AdR würdigt die neuen und aufregenden Entwicklungen, die sich in den Laboratorien der europäischen Universitäten und in der ganzen Welt abzeichnen und zur Bewältigung der großen Herausforderungen in Gesellschaft und Wirtschaft eingesetzt werden könnten. Die besten Laboratorien für bahnbrechende Innovationen sind heute nicht mehr die traditionellen Hochschulbetriebe, sondern regionale Innovationsökosysteme als Prüfstände für die rasche Erprobung vieler Formen nutzerorientierter Innovationen auf der Grundlage wandelbarer und übertragbarer Systeme. Damit die Forschung in Wissenschaft und Technik viele neue Produkte, Dienstleistungen und Prozesse liefern kann, muss Europa für die Innovation der Produktionssysteme sorgen, die sich von der althergebrachten Fertigung abheben. Zudem bedarf es eines wechselseitigen Verständnisses der Anforderungen, Fragen und Chancen in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Staat.

    47.

    Der AdR mahnt mehr Forschung und Entwicklung zu der Frage an, wie Innovationen und die Entwicklung von Unternehmen jenseits der überkommenen Strukturen der Sektoren und Cluster stimuliert und ein stärkeres Denken in Konzepten von Ökosystemen gefördert werden können, die aufeinander abgestimmt das innovative Potenzial von Regionen und den dortigen Unternehmergeist zu verbessern in der Lage sind.

    48.

    Der AdR unterstreicht die Bedeutung europäischer und regionaler Finanzmittel für Innovations- und Produktionsökosysteme mit starker lokaler, regionaler oder transregionaler Prägung. Eine breit angelegte Innovationspolitik schafft die Voraussetzungen für systemische Operationsmodelle, bei denen in einem Dialog des gemeinsamen Schaffens die Bedürfnisse der Benutzer, Verbraucher und Bürger mit Wissen, Kreativität und Kompetenz gepaart werden.

    49.

    Es gibt eine Vielzahl von Schwerpunktbereichen der Forschung und Innovation, die die Triebkräfte des dringend benötigten Wandels im neuen Programmplanungszeitraum 2014-2020 unterstützen könnten. Folgende, für die Gestaltung der Zukunft ausschlaggebende Erfolgsfaktoren möchte der AdR hervorheben:

    Innovationsgemeinschaften fungieren als Ökosysteme in Form systemisch verknüpfter Wertenetze in einer Welt ohne Grenzen;

    Innovationsprozesse fußen ganz stark auf der Nachfrage, der Nutzerorientiertheit und den Kunden als maßgeblichen Akteure bei Innovationen;

    Innovationsstrategien stellen ab auf die intensive Förderung offener Innovationen und die Ermutigung von Einzelpersonen und Gruppen zu unternehmerischem Denken und wirksamer Nutzung und Schaffung neuer digitalisierter Dienstleistungen.

    50.

    Die Erfahrungen auf EU-Ebene mit der gemeinsamen Programmplanung und grenzübergreifenden Partnerschaften müssen weiter vertieft werden, um regionale Prozesse zu fördern, bei denen eine basisorientierte Herangehensweise an die strategischen Prioritäten der Europa-2020-Strategie durch Wissen aus der europäischen Spitzenforschung ergänzt wird. Der AdR unterstreicht die Bedeutung der Aufstockung der Mittel für mehr europäische Partnerschaften und Bench-learning durch INTERREG und andere einschlägige Programme.

    51.

    Der AdR fordert die Kommission auf, Programme für „unternehmerisches Entdecken“ zu konzipieren, die auf verschiedenen Ebenen wirken und zu Tage fördern sollen, was den Bedürfnissen vor Ort am besten entspricht und sich auf die europäische Ebene übertragen lässt. Diese Programme sollten aus verschiedenen Töpfen finanziert werden: Horizont 2020, COSME, Kohäsionsfonds und sonstige Mittel. Pilotprojekte, an denen mehrere Regionen teilnehmen, könnten das Potenzial des regionenübergreifenden Lernens verbessern. Regionen mit kultureller Affinität — darunter der Ostseeraum, der Donauraum und die Regionen in äußerster Randlage — sollten bei der Bewältigung gemeinsamer spezifischer gesellschaftlicher Herausforderungen zusammenarbeiten. Erfolgreiche Innovationen in einer Region können in einer anderen getestet und validiert werden; urbane Innovationen können für die regionale Anwendung und in der Folge auch für den europaweiten Einsatz in anderen Regionen angepasst und übertragen werden. An diesen Projekten sollten die wichtigsten Interessenträger aller Ebenen einschließlich lokaler und regionaler Gebietskörperschaften, KMU, NRO und insbesondere sämtliche Bildungseinrichtungen beteiligt sein.

    52.

    Design (in seinen zahlreichen Spielarten) wird bereits seit langem mit Unternehmertum in Verbindung gebracht. Unter strategischem Design versteht man die Anwendung bekannter Prinzipien bei der Suche nach Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Bevölkerungsalterung und Klimawandel. Hinter der Designtätigkeit steht eine umfassendere Idee als die bloße Formgebung. Mithilfe von Design können neue Perspektiven für die Problemlösung gefunden, mögliche Maßnahmen ermittelt und eine wirksame Gesamtlösung ohne das für den öffentlichen Sektor charakteristische Schubladendenken gegeben werden.

    53.

    Innovatives Design bietet große Möglichkeiten, um in der Gesellschaft einen wirtschaftlichen und kulturellen Nutzen zu schaffen. In den Regionen sollten Ökosysteme mit dem Schwerpunkt Design gestärkt werden. In diesen Systemen arbeiten erfahrene Forschungskräfte, Unternehmensvertreter und verschiedene Designberufe sowie Unternehmen, Hochschulen und andere Organisationen wirksam zusammen, um neue Initiativen zu erarbeiten. In diesen Fällen werden alle Akteure proaktiv einbezogen und beteiligt, um das Tätigkeitsniveau anzuheben und die Innovationspolitik insgesamt voranzubringen.

    54.

    Der AdR appelliert an die Regionen und Städte, eine innovative öffentliche Auftragsvergabe zu nutzen, um so für Innovationen zu sorgen. Die öffentlich-private Zusammenarbeit bei der experimentellen Erprobung und der Pilotprojekterstellung sollte gefördert werden, während der Mut zum Risiko und zum Scheitern als unternehmerisches Handeln gesehen und gesellschaftlich nicht stigmatisiert werden sollte. Die öffentlichen Vertreter von Städten und Regionen sollten Vorgehensweisen für den Umgang mit den Risiken solcher Projekte entwickeln und ihre Erfahrungen darüber austauschen. Dadurch, dass ein neuer unternehmerischer Geist der Erprobung und Erstellung von Pilotprojekten gefördert wird, sorgen diese Projekte auch für mehr Selbstorganisierung der europäischen Bürger.

    VII.   SYNERGIEZUSAMMENARBEIT IM NEUEN PROGRAMMPLANUNGSZEITRAUM

    55.

    Die wichtigsten Reformvorhaben des nächsten Programmplanungszeitraums umfassen die Ausrichtung von Projekten auf die strategischen Prioritäten intelligente Spezialisierung, vereinfachtes Projektmanagement und Umstellung auf viel größer angelegte Initiativen durch enge Koordinierung einer Vielzahl von Projekten. Ein weiteres wichtiges Prinzip ist die enge Verzahnung zwischen dem Horizont-2020-Programm und der Kohäsionspolitik sowie die Zusammenführung der Mittel mit Blick auf Synergie-Effekte zwischen diesen Politiken und der lokalen/regionalen Finanzierung.

    56.

    Der AdR stellt fest, dass die durchgängige Anwendung dieser Prinzipien mit dem Ziel der Umsetzung der Vorschläge dieser Stellungnahme zweifellos bedeuten würde, dass Horizont-2020-Mittel für die in den RIS3-Strategien der EU-Regionen aufgeführten Forschungszwecke einzusetzen sind. Dadurch können die Programme von Horizont eine Katalysatorenwirkung entfalten, Wissenserkenntnisse aus der Forschung generieren und mit Verfahrenskonzepten zu den regionalen Forschungs- und Entwicklungsprogrammen beitragen. Die wichtigsten aus Horizont 2020 zu fördernden Forschungsgebiete müssten demnach aus den RSI3-Strategien hervorgehen.

    57.

    Der AdR unterstreicht, wie wichtig es ist, die regionale Ebene bei der Planung der Koordinierung der verschiedenen Programme anzuhören. Ein ausschlaggebender Faktor zur Aktivierung und Mobilisierung innovatorischen Handelns auf regionaler Ebene besteht namentlich darin, dass die Generaldirektionen der Kommission bei Beschlüssen über Forschungsbereiche diejenigen anhören, die im Namen der Regionen sprechen — also etwa den AdR. Neben materieller und verfahrenstechnischer Unterstützung für Projekte in den Regionen mit Kohäsionsförderung und dem üblichen Erfordernis, die Ergebnisse für die gemeinsame Nutzung zugänglich zu machen, sollten die Vorschriften für die Umsetzung von Horizont-Projekten gelten und über die Art und Weise der Mittelverwendung Bericht erstattet werden. Diese Zusammenarbeit sollte wie folgt erfolgen:

    Zu den Horizont-Projekten gehören regionale Partnerschaftsprojekte, die mit Kohäsionsmitteln gefördert werden und die der Übertragung von Forschungsergebnissen bzw. deren Anwendung in Form von praktischer Innovationsaktivität dienen. Dadurch entstehen große europaweite Systeme von Partnerschaftsprojekten, die auf Zusammenarbeit und Vertrauen aufbauen und insbesondere auf die Schwerpunktbereiche Marktführerschaft und gesellschaftliche Herausforderungen im Rahmen von Horizont abzielen, in denen die Regionen unter Nutzung der Kohäsionsmittel danach streben, die jüngsten Forschungserkenntnisse in strategischen Entwicklungsbereiche zur Anwendung zu bringen.

    Solche Projektsysteme sind besonders bei der Entwicklung von Know-how und Verfahren gefragt, die für die Dynamik regionaler Innovationsökosysteme erforderlich sind, und zwar auf eine Weise, die sicherstellt, dass sie sowohl als lokale Schaltstellen für europäische Innovationsaktivitäten und als Innovationsfazilitatoren für die gesamte Region dienen. Ausgehend von regionalen Entscheidungen unterstützen sie auch Innovationsaktivitäten verschiedener Zielgruppen, darunter Schüler, Studenten und Rentner.

    Diese regionalen Innovationsökosysteme beschäftigen sich vornehmlich mit Themen, die aufgrund regionaler strategischer Ausrichtungen gewählt worden sind. Sie dienen der Strukturierung der Innovationsaktivität der Akteure für den Wandel in der Region. Zu diesen Aktivitäten gehören auch diverse Living-Lab-Programme und ähnliche Versuchs- und Erprobungsprojekte. Die Partnerschafts- und EFR-Lehrstuhl-Maßnahmen im Rahmen des Horizont-2020-Programms könnten außerdem wesentlich zur Entwicklung der Aktivitäten solcher Ökosysteme beitragen.

    58.

    Der AdR betont, dass in der globalisierten Wissenschafts- und Unternehmenswelt das Zeitalter der offenen Innovation und des gemeinsamen Schaffens angebrochen ist, in dem grenzüberschreitendes Zusammenarbeiten der neue Wettbewerbsvorteil ist. Um schwierigen und komplexen Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können, empfiehlt der AdR der Kommission, Herausforderungsplattformen zu schaffen, die in interdisziplinären Netzen nach europäischen Lösungen suchen. Diese Plattformen sollten spezifische, in den Teilnehmerregionen relevante Herausforderungen herausgreifen und über ein strukturiertes Vorgehen gute Ideen von der Erprobungsphase bis hin zur Realisierung in Pilotprojekten führen. Dies würde die die Kräfte des Wandels in den Regionen mobilisieren.

    59.

    Nach Auffassung des AdR sollten diese Plattformen sowohl auf Bench-learning — also der Validierung einer in einer Region erprobten Idee durch Austesten in anderen Regionen — als auch auf Bench-doing basieren, womit die Valorisierung neuer Ideen durch Umformung in praktische Innovationen in mehreren Regionen zur gleichen Zeit gemeint ist. In der Pilotphase könnten mehrere Regionen teilnehmen, um die vor ihnen stehenden realen Herausforderungen anzugehen, zum Beispiel die Bereiche Gesundheitsfürsorge, Möglichkeiten in einer alternden Gesellschaft, Energie, kohlendioxidfreie Wirtschaft, Landwirtschaft und Nahrungsmittel usw.

    60.

    Der AdR unterstreicht, wie wichtig es ist, eine Entwicklung der Methoden auf höchstem Niveau zu erreichen und die Ergebnisse effektiv zu verbreiten. Die Herausforderungen und Ergebnisse sollten über Cloud-Plattformen veröffentlicht und sowohl lokal als auch überregional behandelt werden. Diejenigen Vorreiter, die sich bei der Vorbereitung und der Betreibung europaweiter Projekte besonders hervorgetan haben, sollten durch Horizont 2020 und die Kohäsionsfonds gefördert werden. Das Ziel besteht dabei auch darin, effektive Methoden und Instrumente für die Zusammenarbeit in der Praxis und für das grenzübergreifende Lernen zu erproben.

    61.

    Der AdR weiß um das Erfordernis aktiver Bildungsmaßnahmen, um den Geist eines generationenübergreifenden Engagements zu fördern, das ein Schlüsselfaktor bei der Schließung der Innovationslücke sein kann. Sämtliche Zielgruppen in den verschiedenen Regionen und kulturellen Umfeldern — Wissenschaftler, Beamte, KMU und Studenten — benötigen ein Coaching, das ihnen zeigt, wie sie die jeweilige Sicht des anderen verstehen und sich aktiv ergänzend dazu verhalten und wie sie ihre relevanten Ideen in der Praxis anwenden können. Gerade in dieser Hinsicht sind Schulen und Bildungseinrichtungen maßgeblich.

    62.

    Kreativität und die Fähigkeit, alles Neue aufzunehmen, sind den ersten Lebensjahren eines Kindes etwas ganz Natürliches. Davon ausgehend stellt sich die Frage, warum es im Lebensumfeld und im Schulsystem nur selten gelingt, dies in eine innovative, offene und interessante Lebensweise umzumünzen. Alle Beteiligten sollten an einem Strang ziehen, damit die Schulen in der gesamten EU Kreativität und die Aufnahmefähigkeit für Neues zu einem Schwerpunkt ihrer Ziele und Anforderungen machen. Es geht um eine Phase, in dem die Grundlagen für die innovative Tätigkeit in Europa gelegt werden.

    63.

    Der AdR hat auch erkannt, dass die Lücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft geschlossen werden muss. Der AdR ermutigt sämtliche beteiligten Akteure, sich aktiv an Dialogen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu beteiligen, in denen die Frage erörtert und ergründet wird, wie aus Forschungsergebnissen praktische Lebensrealitäten werden können. Bei allen gesellschaftlichen Herausforderungen lässt sich eine starke lokale Dimension ausmachen, die von Vorteil sein kann, wenn sich Wissenschaftler einer Problematik bewusst werden und gesellschaftliche Interessenträger verstehen, was ihnen die Wissenschaft bieten kann. Im Dialog sollte der Schwerpunkt darin bestehen, eine ausdrückliche Verknüpfung zwischen lokalen Bedürfnissen und den Forschungserkenntnissen der Horizont-2020-Schwerpunktbereiche gesellschaftliche Herausforderungen, Marktführerschaft und Wissenschaftsexzellenz herzustellen. Sodann können Ideenfabriken und soziale Inkubatoren geschaffen werden, um neue Erkenntnisse aus der Diskussionssphäre herauszufiltern und sie bis zu Prototypen zu führen, die im realen Leben erprobt werden können.

    64.

    Diese Vorschläge werden einen echten Beitrag zur Schließung der Innovationslücke leisten, wenn sie in allen europäischen Regionen angewendet werden. Der AdR weiß darum, dass Vorreiterregionen, gut funktionierende Regionen, schutzbedürftige, ärmere und benachteiligten Regionen jeweils unterschiedliche Erfordernisse haben, denen man jeweils gerecht werden muss. Selbstverständlich benötigen die jeweiligen Ebenen maßgeschneiderte Aktionen und Programme. Darüber hinaus unterstreicht der AdR, dass die regionenübergreifende Zusammenarbeit in jeglicher Form zu unterstützen ist: aktive Partnerschaft beim Austausch von Wissen und gemeinsame Schaffung funktionierender Verfahren und Praktiken für die jeweilige Situation, regionenübergreifendes Coaching und Mentoring, Initiativen für Bench-learning und Bench-doing, die es den benachteiligten Regionen gestatten, von anderweitig gesammelten Erfahrungen zu profitieren, während sie gleichzeitig eigene Stärken und besondere, spezielle Erfahrungen einbringen können, die Innovationen in anderen Regionen zugute kommen bzw. diese unterstützen. Die große regionale Vielfalt sollte ein wesentlicher Punkt im neuen, in der Zusammenarbeit bestehenden Wettbewerbsvorteil Europas sein.

    VIII.   WIE GEHT ES WEITER?

    65.

    Der AdR ist fest davon überzeugt, dass die Ermittlung der Art und Weise, wie die zahlreichen, in dieser Stellungnahme enthaltenen Vorschläge und Empfehlungen in die Praxis umgesetzt werden können, und das gemeinsame Ausloten vielversprechender Ansätze zur Umsetzung dieser Vorschläge innerhalb der Regionen und darüber hinaus der wirksamste Weg ist, diese löblichen Absichten zu tatsächlichen Ergebnissen mit durchschlagender Wirkung an der Basis in ganz Europa zu führen. Hierin liegt der Schlüssel, um die Innovationslücke zu schließen.

    66.

    Die Verantwortung für die notwendigen Veränderungen kommt allen Ebenen und allen beteiligten Akteuren zu. Bei der Umsetzung der in dieser Stellungnahme enthaltenen Vorschläge wird die Hauptverantwortung natürlich durch die Europäische Kommission wie auch durch die kommunalen und regionalen Entscheidungsträger und sonstigen Akteure übernommen. Diese Verantwortung fällt auch dem irischen Ratsvorsitz und den künftigen Ratsvorsitzen zu, welche die hierin enthaltenen Vorschläge vollständig oder teilweise umsetzen könnten, und zwar so bald und so umfassend wie möglich.

    67.

    Der AdR empfiehlt zur Weiterverfolgung dieser Stellungnahme, dass die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften, die Kommission und andere Akteure beispielhafte Vorgehensweisen zusammentragen. Ziel ist, den angestrebten Wandel insgesamt und durch eine Reihe von Maßnahmen in Form vorrangiger Projekte zu beschleunigen. Einige davon sollten auch in die Agenden der künftigen Ratsvorsitze aufgenommen werden.

    Brüssel, den 30. Mai 2013

    Der Präsident des Ausschusses der Regionen

    Ramón Luis VALCÁRCEL SISO


    (1)  CdR 1112/2012 fin.


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