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Document 52010XC1126(06)

    Veröffentlichung eines Eintragungsantrags gemäß Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

    ABl. C 321 vom 26.11.2010, p. 28–31 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

    26.11.2010   

    DE

    Amtsblatt der Europäischen Union

    C 321/28


    Veröffentlichung eines Eintragungsantrags gemäß Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

    2010/C 321/11

    Diese Veröffentlichung eröffnet die Möglichkeit, gemäß Artikel 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates (1) Einspruch gegen den Antrag einzulegen. Der Einspruch muss innerhalb von sechs Monaten nach dieser Veröffentlichung bei der Europäischen Kommission eingehen.

    EINZIGES DOKUMENT

    VERORDNUNG (EG) Nr. 510/2006 DES RATES

    „LIQUIRIZIA DI CALABRIA“

    EG-Nr.: IT-PDO-0005-0644-24.09.2007

    g.g.A. ( ) g.U. ( X )

    1.   Name:

    „Liquirizia di Calabria“

    2.   Mitgliedstaat oder Drittland:

    Italien

    3.   Beschreibung des Agrarerzeugnisses oder Lebensmittels:

    3.1   Art des Erzeugnisses:

    Klasse 1.8 —

    andere unter Anhang I des Vertrags fallende Erzeugnisse (Gewürze usw.).

    Klasse 2.4 —

    Backwaren, feine Backwaren, Süßwaren oder Kleingebäck.

    3.2   Beschreibung des Erzeugnisses, für das der unter Punkt 1 aufgeführte Name gilt:

    Die geschützte Ursprungsbezeichnung „Liquirizia di Calabria“ wird ausschließlich für frisches oder getrocknetes Süßholz oder dessen Extrakt verwendet. Dieses Süßholz muss von Anbau- oder Wildpflanzen der Art Glychirrhiza glabra (Familie der Hülsenfrüchtler) der „typischen Sorte“ stammen, die in Kalabrien „Cordara“ genannt wird.

    Zum Zeitpunkt des Inverkehrbringens weist die g.U. „Liquirizia di Calabria“ folgende Merkmale auf:

     

    Frische Wurzel:

    —   Farbe: strohgelb

    —   Geschmack: süß, aromatisch, intensiv und anhaltend

    —   Feuchtigkeitsgehalt: 48-52 %

    —   Glycyrrhizingehalt: 0,60-1,40 %

     

    Getrocknete Wurzel:

    —   Farbe: stroh- bis ockergelb

    —   Geschmack: süß, fruchtig, leicht adstringierend

    —   Feuchtigkeitsgehalt: 6-12 %

    —   Glycyrrhizingehalt: 1,2-2,4 %

     

    Wurzelextrakt:

    —   Farbe: braun (gebrannte Siena) bis schwarz

    —   Geschmack: bittersüß, aromatisch, intensiv und anhaltend

    —   Feuchtigkeitsgehalt: 9-15 %

    —   Glycyrrhizingehalt: 3-6 %

    3.3   Rohstoffe (nur für Verarbeitungserzeugnisse):

    3.4   Futter (nur für Erzeugnisse tierischen Ursprungs):

    3.5   Besondere Erzeugungsschritte, die in dem abgegrenzten geografischen Gebiet erfolgen müssen:

    Alle Erzeugungsschritte vom Anbau über die Ernte bis zur Trocknung und Verarbeitung müssen in dem unter Punkt 4 eingegrenzten Gebiet erfolgen.

    3.6   Besondere Vorschriften für Vorgänge wie Schneiden, Reiben, Verpacken usw.:

    Die g. U. „Liquirizia di Calabria“ wird in Verpackungen aus folgenden Materialien angeboten: Pappe, Glas, Metall, Keramik, Polypropylen-Papier sowie in allen anderen Materialen, die nach geltendem Recht zur Verpackung von Lebensmitteln zugelassen sind. Der Inhalt der Verpackungen kann zwischen 5 g und 25 kg betragen. Jede Verpackung muss aber mit einem Siegel versehen sein, das beim Öffnen beschädigt wird.

    3.7   Besondere Vorschriften für die Etikettierung:

    Das Etikett muss das Logo der Bezeichnung, die von der Kontrolleinrichtung vergebene laufende Nummer und das Verpackungsdatum für die Einzelpackung enthalten. Das Logo der Bezeichnung „Liquirizia di Calabria“ g.U. besteht aus einer stilisierten, gleichseitigen, rechteckigen Raute. Die Mindestgröße für den Aufdruck des gesamten Logos beträgt in der Höhe und in der Breite jeweils 0,5 cm. Das Logo kann in allen Farben aufgedruckt werden.

    Image

    4.   Kurzbeschreibung der Abgrenzung des geografischen Gebiets:

    Das Erzeugungsgebiet von „Liquirizia di Calabria“ umfasst sämtliche in der Produktspezifikation ausführlich aufgezählte Gemeinden, in denen die „typische“, in Kalabrien „Cordara“ genannte Sorte Glycyrrhiza Glabra bis zu einer Höhe von 650 m ü. M. natürlich vorkommt oder angebaut wird. Dieses Gebiet ist im Norden durch das Pollino-Massiv eingegrenzt, das im Nordosten allmählich bis nach Rocca Imperiale abfällt, so dass es von der Region Basilicata abgetrennt wird. Das Gebiet umfasst das Crati-Tal, das links und rechts des Flusses liegt, der von Süden nach Norden verläuft und über die Sibari-Ebene im Nordosten ins Ionische Meer mündet. Zum Tyrrhenischen Meer hin erstreckt es sich von Norden nach Süden mit den Gemeinden Falconara Albanese und Nicotera und zum Ionischen Meer hin von Norden aus über die Sibari-Ebene und das weite Flachland von Crotone bis zur Südspitze Kalabriens.

    5.   Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet:

    5.1   Besonderheit des geografischen Gebiets:

    Das historische Erzeugungsgebiet für Süßholz war die Küstenregion Kalabriens und insbesondere das Gebiet zwischen den Gemeinden Villa Piana, Cerchiara di Calabria, Cassano-Sibari, Corigliano Calabro und Rossano in der Sibari-Ebene, wegen der natürlichen Beschaffenheit der dortigen Böden mit ihrem hohen Anteil an Siliziumverbindungen und Skelettböden und ihrem neutralen pH-Wert. Auch klimatisch verfügt die Sibari-Ebene, in der sich auch heute noch der größte Teil der Süßholzerzeugung befindet, über günstige Bedingungen für diese Pflanze, weil sie durch die nahe gelegenen Berge von Winden abgeschirmt ist, denn die Pollino- und die Sila-Bergzüge bilden eine natürliche Barriere. Die Süßholzpflanzen wachsen natürlich bzw. als Kulturpflanze entlang der Küste und verbreiten sich über die Ebenen der Küstenregionen des Tyrrhenischen Meers (Lamezia, Falerna, Nocera Tirenese usw.) und des Ionischen Meers (Crotone, Isola Capo Rizzuto, Chiaravalle, Badolato, Roccella Jonica usw.) bis zu den Hügelgebieten des Binnenlands sowie entlang der Täler der größten Flüsse Kalabriens bis zu den Anhöhen im Binnenland, die durch ihre besonderen Beschaffenheit vom günstigen Einfluss des Meeres profitieren, weshalb das Süßholz auch mehrere Kilometer von der Küste entfernt dieselben Merkmale aufweist. Durch das ausgeprägt mediterrane Klima mit den langen, heißen und trockenen Sommern und den milden Wintern kann sich die Glycyrrhiza glabra var. typica (das sog. Cordara-Süßholz) in dem gesamten eingegrenzten Gebiet ausbreiten.

    5.2   Besonderheit des Erzeugnisses:

    Die g.U. „Liquirizia di Calabria“ hebt sich in chemisch-physikalischer Hinsicht deutlich von ähnlichen Sorten ab; Grund dafür sind die Sekundärmetaboliten wie z. B. der Wirkstoff Glycyrrhizin, der die kommerziellen und pharmakognostischen Merkmale der Pflanze bestimmt. Dabei handelt es sich um ein Saponin, dessen Anteil im Süßholz aus Kalabrien in der Regel geringer ist als in anderen Arten und Sorten und gerade deshalb auf dem Markt begehrt ist. In den meisten jüngst durchgeführten Untersuchungen wurde festgestellt, dass das Süßholz aus Kalabrien einen anderen Glycyrrhizingehalt aufweist als Sorten aus angrenzenden Gebieten; dieser ist, wie bereits erklärt, deutlich niedriger als in den Wurzeln der Pflanzen aus anderen Regionen; dies gilt auch für den Zuckergehalt.

    Eine weitere Untersuchung zu den flüchtigen Anteilen hat ergeben, dass sich die Zusammensetzung von Süßholz aus Kalabrien auch in dieser Hinsicht von den Sorten aus anderen Teilen Italiens und dem Ausland deutlich unterscheidet. Schließlich wurde festgestellt, dass die Zusammensetzung der Phenolverbindungen von Süßholz aus Kalabrien qualitative und quantitative Unterschiede gegenüber dem Süßholz aus anderen Ländern aufweist.

    Insbesondere hat sich gezeigt, dass der Anteil an Liquiritigenin und Isoliquiritigenin niedriger ist, dagegen ist der Gehalt an Licochalcon A, der in anderen Proben fehlt oder zusammen mit Licochalcon B vorkommt, signifikant.

    5.3   Ursächlicher Zusammenhang zwischen dem geografischen Gebiet und der Qualität oder den Merkmalen des Erzeugnisses (im Falle einer g.U.) oder einer bestimmten Qualität, dem Ansehen oder sonstigen Eigenschaften des Erzeugnisses (im Falle einer g.g.A.).:

    Kalabrien ist eine Region, die hinsichtlich ihrer Boden- und Geländebeschaffenheit im Vergleich zu allen anderen italienischen Regionen einzigartige Merkmale aufweist.

    Kalabrien, das die äußerste Spitze der italienischen Halbinsel bildet, wird selbst als lange und schmale Halbinsel angesehen, die über eine Länge von etwa 800 km von Meer umgeben ist, und ist in bestimmter Hinsicht mit Apulien vergleichbar, andererseits aber völlig verschieden von dieser Region. So ist Kalabrien durch die hohen Apennin-Bergketten der Länge nach in zwei Teile unterteilt, wodurch ein für eine italienische Region völlig einzigartiges Panorama entsteht.

    Aufgrund der Boden- und Geländebeschaffenheit herrschen in Kalabrien im Vergleich zur restlichen Halbinsel völlig einmalige bio-pedoklimatische Bedingungen in Bezug auf Durchschnittstemperatur, Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, Regenneigung, Niederschlagsmenge, Windmerkmale, Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung und Bodentemperatur, was durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegt ist. Dieser besondere Lebensraum hat im Laufe der Jahrhunderte auf diese Pflanzenart einen starken Anpassungs- und Selektionsdruck ausgeübt, was bestimmte Merkmale hinsichtlich Zusammensetzung, Nährwert und Aroma zur Folge hatte, die den spezifischen Chemotyp von „Liquiriza di Calabria“ ergeben.

    Diese besondere Süßholzart ist für Kalabrien kennzeichnend. Sie war schon im 17. Jahrhundert bekannt, was aus zahlreichen Dokumenten hervorgeht, u. a. aus dem berühmten „Trattato di terapeutica e farmacologia“, Band I (1903), in dem erklärt wird, dass „… es sich bei der Sorte, aus der es gewonnen wird, um Glycyrrhiza Glabra (Leguminose Papillonaceae) handelt, die in Südwesteuropa beheimatet ist. Gelegentlich wird die Arzneiwurzel als Liquirizia di Calabria (kalabreser Süßholz) bezeichnet, um sie vom Süßholz aus Russland zu unterscheiden, das heller ist und von Glycyrrhiza glandulifera oder echinata gewonnen wird, welche in Südosteuropa anzutreffen sind“.

    Ferner heißt es in der berühmten Encyclopaedia Britannica (14. Auflage, 1928): „… The preparation of the juice is a widely extended industry along the Mediterranean coast: but the quality best appreciated in Great Britain is Made in Calabria …“.

    Die in der Encyclopaedia Britannica geäußerte Auffassung wird in einem Bericht des US-Außenministeriums (Titel: „The licorice plant“ (1985)) bestätigt.

    „Liquirizia di Calabria“ ist ein komplexes „Erzeugnis“, das in Wechselwirkung mit der menschlichen Tätigkeit entsteht, welche über die Jahrhunderte weitergegeben wurde und sich aus der Würde der Tradition der Region Kalabrien entwickelt hat, wie aus einem Gemälde von Saint-Non vom Ende des 18. Jahrhunderts hervorgeht (Quelle: Stato delle persone in Calabria). Weitere Quellen sind: „I concari“, Vincenzo Padula (1864); „Piante officinali in Calabria: presupposti e prospettive“, SVIMEZ (Associazione per lo sviluppo dell’industria nel Mezzogiorno (Vereinigung zur Förderung der Industrie in Süditalien)) (Hrsg.) (1951); „Pece e liquirizia nei casali cosentini del Settecento: forma d’industrie e forze di lavoro“, Augusto Placanica (1980); „I ‚Conci‘ e la produzione del succo di liquerizia in Calabria“, Gennaro Matacena (1986); „La dolce industria. Conci e liquirizia in provincia di Cosenza dal XVIII al XX secolo“, Vittorio Marzi et al. (1991) sowie zahlreiche andere Veröffentlichungen aus den Jahren 1700-2000.

    In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbreitete sich der Anbau von Süßholz in Kalabrien entlang der Ionischen Küste, insbesondere an den nördlichen Grenzen zur Lucania und in der weiträumigen Sibari-Ebene, wo die Pflanze besonders reichlich vorhanden war, bis nach Crotone und Reggio Calabria, außerdem im Crati-Tal, das von Cosenza bis zur Sibari-Ebene verläuft, sowie in breiten Streifen entlang der Tyrrhenischen Küste.

    Hinweis auf die Veröffentlichung der Spezifikation:

    Die Verwaltungsbehörde hat das nationale Einspruchsverfahren zum Antrag auf Anerkennung der geschützten Ursprungsbezeichnung „Liquirizia di Calabria“ mit der Veröffentlichung im Amtsblatt Nr. 180 der Italienischen Republik vom 4. August 2007 eingeleitet. Der konsolidierte Text der Produktspezifikation ist abrufbar unter dem Link

     

    http://www.politicheagricole.it/DocumentiPubblicazioni/Search_Documenti_Elenco.htm?txtTipoDocumento=Disciplinare%20in%20esame%20UE&txtDocArgomento=Prodotti%20di%20Qualit%E0>Prodotti%20Dop,%20Igp%20e%20Stg

    oder

     

    durch direkten Zugriff auf die Website des italienischen Landwirtschaftsministeriums (http://www.politicheagricole.it), dort zunächst auf dem Bildschirm links das Feld „Prodotti di Qualità“ und dann „Disciplinari di Produzione all’esame dell’UE [regolamento (CE) n. 510/2006]“ anklicken.


    (1)  ABl. L 93 vom 31.3.2006, S. 12.


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