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Document 52009DC0314

Bericht der Kommission an den Rat über das Funktionieren der im Rahmen des Verfahrens gemäß Artikel XXVIII des GATT geschlossenen Abkommen im Reissektor

/* KOM/2009/0314 endg. */

52009DC0314

Bericht der Kommission an den Rat über das Funktionieren der im Rahmen des Verfahrens gemäß Artikel XXVIII des GATT geschlossenen Abkommen im Reissektor /* KOM/2009/0314 endg. */


[pic] | KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN |

Brüssel, den 30.6.2009

KOM(2009) 314 endgültig

BERICHT DER KOMMISSION AN DEN RAT

über das Funktionieren der im Rahmen des Verfahrens gemäß Artikel XXVIII des GATT geschlossenen Abkommen im Reissektor

BERICHT DER KOMMISSION AN DEN RAT

über das Funktionieren der im Rahmen des Verfahrens gemäß Artikel XXVIII des GATT geschlossenen Abkommen im Reissektor

GLOSSAR

Basmati | Hochwertiger Reis der Sortengruppe Indica, der nur in Indien und Pakistan angebaut wird |

Bruchreis | Weißer, während der Verarbeitung beschädigter Reis |

Geschälter Reis | Rohreis, bei dem nur die Strohhülse entfernt wurde; Braunreis |

Indica | Sortengruppe, Langkornreis |

Japonica | Sortengruppe, üblicherweise rundkörniger oder mittelkörniger Reis |

Paddy-Reis | Rohreis in der Strohhülse |

Halb- oder vollständig geschliffener Reis | Reis, bei dem die Strohhülse, die äußeren und die inneren Schichten des Perikarps und der Keim vollständig bzw. teilweise entfernt wurden; weißer Reis |

BERICHT DER KOMMISSION AN DEN RAT

über das Funktionieren der im Rahmen des Verfahrens gemäß Artikel XXVIII des GATT geschlossenen Abkommen im Reissektor

EINLEITUNG

Im Anschluss an die Reform der gemeinsamen Marktorganisation für Reis im Jahr 2003 teilte die Kommission der WTO mit, dass die Europäische Gemeinschaft beabsichtigt, die Einfuhrzugeständnisse für geschälten Reis (HS-Code 1006 20) und halb- sowie vollständig geschliffenen Reis (HS-Code 1006 30) in der dem GATT-Abkommen von 1994 als Anhang beigefügten Zugeständnisliste CXL der Europäischen Gemeinschaft zu ändern.

Wegen der bei der Reform beschlossenen Absenkung des Interventionspreises um 50 % hätte die Fortsetzung der damaligen Einfuhrregelung[1] zu einem sehr unterschiedlichen Außenschutz geführt, bei dem auch ein Zollsatz Null möglich gewesen wäre. Da dies im Reissektor zu einer zu großen Unsicherheit geführt hätte, beschloss die Gemeinschaft, die Regelung zu dekonsolidieren und Verhandlungen über eine geeignetere, für alle Handelspartner[2] der EU geltende Regelung aufzunehmen.

Hierzu wurden Verhandlungen im Rahmen von Artikel XXVIII des GATT mit den vier Ländern aufgenommen, aus denen die meisten Reiseinfuhren der EU stammten:

- Indien und Pakistan, die beide ein wesentliches Interesse als Lieferanten von geschältem Basmati-Reis haben,

- den Vereinigten Staaten, die Hauptlieferant von geschältem Reis waren und ein wesentliches Interesse als Lieferant von geschliffenem Reis hatten,

- Thailand, das Hauptlieferant von geschliffenem Reis war und ein wesentliches Interesse als Lieferant von geschältem Reis hatte.

Bei der Unterzeichnung des Abkommens mit Thailand hat sich die Kommission verpflichtet, dem Rat, sobald die Angaben über die ersten Wirtschaftsjahre vorliegen, einen Bericht über das Funktionieren der Abkommen vorzulegen, um die Auswirkungen der Einfuhrströme bei den verschiedenen Reisarten auf den Gemeinschaftsmarkt sowohl in Bezug auf die Gemeinschaftserzeugung als auch in Bezug auf die verarbeiteten Mengen beurteilen zu können[3].

Außerdem werden in dem vorliegenden Bericht die Einfuhren von geschliffenem Reis in kleinen Verpackungen behandelt. Einige Mitgliedstaaten haben sich besorgt über die Auswirkungen geäußert, die ein möglicherweise deutlicher Anstieg dieser Einfuhren nach Inkrafttreten der Abkommen auf den Reissektor der EU haben könnte. Die Kommission hat sich daher verpflichtet, Konsultationen mit einem Ausfuhrland aufzunehmen, wenn die Einfuhren aus diesem Land in einem Wirtschaftsjahr gegenüber dem Vorjahr um mehr als 25 % ansteigen sollten.

DIE ABKOMMEN

Übersicht

Die Abkommen mit Indien und Pakistan sind vom Rat am 11. August 2004[4] genehmigt worden. Im Rahmen dieser Abkommen konnte geschälter Basmati-Reis ab 1. September 2004 zum Zollsatz Null in die EU eingeführt werden.

Das Abkommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika wurde vom Rat am 21. Juni 2005[5] genehmigt und galt rückwirkend ab 1. März 2005, d.h. ab der Mitte des Wirtschaftsjahres. Das Abkommen enthält eine Methode für die Berechnung des MFN-Zollsatzes für geschälten Reis.

Das Abkommen mit Thailand schließlich wurde vom Rat am 20. Dezember 2005 genehmigt[6] und enthält hauptsächlich die Methode für die Berechnung der MFN-Zollsätze für vollständig geschliffenen und halbgeschliffenen Reis. Auch dieses Abkommen galt rückwirkend ab 1. September 2005.

Auch wenn durch das Abkommen mit den Vereinigten Staaten die Verhandlungen über Artikel XXVIII nicht abgeschlossen wurden, wird es in dem vorliegenden Bericht erörtert, da es im gleichen Rahmen wie die übrigen Abkommen geschlossen wurde.

Die folgende Übersicht gibt Aufschluss über die derzeitigen Einfuhrzölle für Reis nach Inkrafttreten der genannten Abkommen.

Übersicht 1: Gebundene und angewandte Zollsätze für Reis

Reisart | Gebundener Zollsatz (in EUR/t) | Angewandter Zollsatz (in EUR/t) |

Rohreis (nicht Gegenstand der Abkommen) | 211 | 211 |

Geschälter Reis davon Basmati | 65 –– | 30 – 42,5 – 65 0 |

Vollständig und halbgeschliffener Reis | 175 | 145 – 175 |

Bruchreis | 128 | 65 |

Geschälter Basmati-Reis - Abkommen mit Indien und Pakistan

In den Abkommen mit Indien und Pakistan sind die folgenden Bedingungen für die zoll- und kontingentsfreie Einfuhr von geschältem Basmati-Reis vorgesehen:

- eingeführt werden dürfen neun Sorten (vier pakistanische und acht indische Sorten, von denen drei in beiden Ländern angebaut werden);

- Basmati-Reis muss bei der Einfuhr von einem Echtheitszeugnis begleitet sein, das von den zuständigen Stellen Indiens oder Pakistans ausgestellt wurde.

Geschälter Reis - Abkommen mit den Vereinigten Staaten

In dem Abkommen mit den Vereinigten Staaten wurde eine Referenzeinfuhrmenge (431 678 Tonnen) festgesetzt, die auf die Halbjahre des Wirtschaftsjahres (das von September bis August läuft) aufgeteilt wird. Diese Referenzmenge war das Ergebnis der folgenden Berechnung, die sich auf die Durchschnittswerte für die Jahre 1999 bis 2002 stützt:

- Einfuhren von geschältem Reis in die EU-25 aus allen Ursprungsländern,

- abzüglich der Einfuhren von geschältem Basmati-Reis in die EU-25,

- zuzüglich 10 %,

- zuzüglich der Ausfuhren von geschliffenem Reis im Rahmen der aktiven Veredelung aus den EU-15 in die zehn Mitgliedstaaten, die der EU im Jahr 2004 beigetreten sind.

Diese Referenzmenge wurde gemäß dem Abkommen für jedes der Wirtschaftsjahre 2005/06, 2006/07 und 2007/08 um 6 000 Tonnen angehoben. Für die darauffolgenden Wirtschaftsjahre sollten sich die Vertragsparteien bis zum 31. August 2008 auf die künftigen Anhebungen der Referenzmenge einigen. Die Konsultationen zwischen der Gemeinschaft und den Vereinigten Staaten hierüber laufen allerdings noch.

Das Abkommen bestimmt Folgendes: Liegen die Einfuhren von geschältem Reis um mehr als 15 % unter der Referenzmenge, so gilt im darauf folgenden Sechsmonatszeitraum ein Zollsatz von 30 EUR/Tonne. Liegen die Einfuhren um mehr als 15% über der Referenzmenge, beläuft sich der Zollsatz für den nächsten Zeitraum auf 65 EUR/Tonne. Liegen die Einfuhren innerhalb einer Bandbreite von +/- 15 % gegenüber der Referenzmenge, so wird im darauf folgenden Zeitraum ein Zollsatz von 42,50 EUR/Tonne angewendet.

Die Kommission prüft zweimal jährlich, ob der Zollsatz für geschälten Reis geändert werden muss, und setzt gegebenenfalls jeweils im September und März einen neuen Zollsatz fest. Bei der Berechnung nach dem ersten Halbjahr des Wirtschaftsjahres werden die in den ersten sechs Monaten des Wirtschaftsjahres eingeführten Mengen und die Hälfte der jährlichen Referenzmenge zugrunde gelegt.

Auf diese Weise kann der Einfuhrzoll bei steigenden Einfuhren angehoben und bei rückläufigen Einfuhren gesenkt werden. Dadurch ist es möglich, den europäischen Reissektor angemessen zu schützen und gleichzeitig den Markt für Drittländer zu öffnen.

Bei der Berechnung der Einfuhrmengen werden alle Einfuhren von geschältem Reis aus allen Ursprungsländern, ob im Rahmen von Präferenzregelungen oder nicht, aber ohne Basmati-Reis berücksichtigt. Die Daten stammen aus den in dem betreffenden Zeitraum erteilten Einfuhrlizenzen.

Halbgeschliffener und geschliffener Reis - Abkommen mit Thailand

Das Abkommen mit Thailand über die Einfuhr von halbgeschliffenem und geschliffenem Reis sieht eine Berechnungsmethode vor, die der für geschälten Reis ähnelt, aber einfacher ist. Die jährliche Referenzmenge für die Einfuhren beläuft sich auf 337 168 Tonnen, das entspricht der durchschnittlichen Einfuhrmenge von halbgeschliffenem und geschliffenem Reis jeglichen Ursprungs in den Wirtschaftsjahren 2001/2002 bis 2003/2004 in die EU-25 zuzüglich 10 %. Eine jährliche Anhebung dieser Referenzmenge ist nicht vorgesehen.

Laut dem Abkommen gilt üblicherweise ein Zollsatz von 145 EUR/Tonne. Liegen die tatsächlichen Einfuhren von geschliffenem und halbgeschliffenem Reis in einem Wirtschaftsjahr um mehr als 15 % über der jährlichen Referenzmenge, wendet die EG im darauf folgenden Sechsmonatszeitraum einen Zollsatz von 175 EUR/Tonne an. Anderenfalls gilt weiterhin der Zollsatz von 145 EUR/Tonne.

Wie für geschälten Reis wird die Berechnung nach den ersten sechs Monaten eines Wirtschaftsjahres auf der Grundlage der in diesem Zeitraum eingeführten Mengen und 47 % der jährlichen Referenzmenge (158 469 Tonnen) wiederholt. Für die Berechnung der Einfuhrmengen werden die Einfuhren jeglichen Ursprungs, ob im Rahmen von Präferenzregelungen oder nicht, berücksichtigt. Der so berechnete Zollsatz ist ein MFN-Zollsatz, der für alle Einfuhren von geschliffenem und halbgeschliffenem Reis jeglichen Ursprungs außer für Einfuhren im Rahmen von Präferenzregelungen und Einfuhrzollkontingenten gilt.

Zusätzlich ist in dem Abkommen mit Thailand ein Zollkontingent in Höhe von 13 500 Tonnen geschliffenem und halbgeschliffenem Reis vorgesehen.

Bruchreis - Abkommen mit Thailand

In dem Abkommen mit Thailand wird außerdem der Einfuhrzollsatz für Bruchreis festgesetzt, der sich seit September 2005 auf 65 EUR/Tonne beläuft (nach 128 EUR/Tonne im Vorjahr), und das frühere Zollkontingent in Höhe von 80 000 Tonnen wird auf 100 000 Tonnen angehoben.

AUSWIRKUNGEN AUF DEN EU-MARKT

Daten

Um die Wirkung dieser Abkommen zu beurteilen, wird im vorliegenden Bericht ihre Umsetzung in den Wirtschaftsjahren 2004/05 bis 2007/08 (dem letzten vollen Wirtschaftsjahr, für das Daten vorliegen) bewertet.

Für die Einfuhrmengen wurden zwei weitere Quellen herangezogen:

- die Datenbank „Einfuhrlizenzen“, die eine Unterscheidung zwischen präferenziellen und nicht präferenziellen Einfuhren ermöglicht;

- die Comext-Datenbank, die die tatsächlich eingeführten Mengen entsprechend den Meldungen der Mitgliedstaaten an Eurostat enthält. Hier werden die Einfuhren nach ihrem Ursprung unterschieden, nicht jedoch nach präferenziellen und nicht präferenziellen Einfuhren.

Für die Versorgungsbilanzen und die Analyse der Markttendenzen wurden Eurostat-Daten und andere Meldungen der Mitgliedstaaten herangezogen.

Die Daten über die Einfuhren von geschliffenem Reis in Kleinpackungen stammen aus dem TAXUD-Überwachungssystem der Kommission, das es seit Februar 2006 gibt. Daher liegen nur für zwei volle Wirtschaftsjahre, 2006/07 und 2007/08, Daten vor, die sich auf die tatsächlich eingeführten Mengen beziehen.

Einfuhrströme auf der Grundlage der Einfuhrlizenzen

Geschälter Basmati-Reis

Im Wirtschaftsjahr 2005/06 blieben die Einfuhren von Basmati-Reis gegenüber 2004/05 stabil bei 270 000 Tonnen, stiegen aber im Wirtschaftsjahr 2006/07 auf 324 000 Tonnen und im Jahr danach auf 368 000 Tonnen an.

In den vier Wirtschaftsjahren seit Inkrafttreten des Abkommens über Basmati-Reis haben sich somit die Einfuhren um rund 100 000 Tonnen erhöht, das ist ein Plus von 36 %.

Übersicht 2: Einfuhren von geschältem Basmati-Reis - Einfuhrlizenzen (in Tonnen)

Wirtschaftsjahr | Indien | Pakistan | Insgesamt |

2004/05 | 203 896 | 66 933 | 270 829 |

2005/06 | 217 630 | 53 196 | 270 826 |

2006/07 | 285 037 | 38 567 | 323 604 |

2007/08 | 269 087 | 99 073 | 368 160 |

Geschälter Reis

Seit Inkrafttreten des Abkommens ist die Menge von geschältem Reis mit Ausnahme von Basmati-Reis, für die Einfuhrlizenzen erteilt wurden, von 398 121 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2004/05 auf 550 741 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2007/08 gestiegen, ein Plus von 37 %. Ein großer Teil dieses Anstiegs (148 778 Tonnen) ist Folge des Beitritts Bulgariens und Rumäniens, die im Wirtschaftsjahr 2004/05 vor dem Beitritt zusammen genommen 78 985 Tonnen geschälten Reis eingeführt hatten.

Netto haben die Einfuhren in die EU zwischen 2004/05 und 2007/08 somit nur um knapp 70 000 Tonnen zugenommen.

Die halbjährliche Anpassung des Einfuhrzolls (im September und März) hat im Jahresverlauf zu Schwankungen bei der Beantragung der Einfuhrlizenzen geführt. So wurden beispielsweise, wenn eine Anhebung des Zollsatzes nach dem Monat März erwartet wurde, im Februar mehr Anträge gestellt, weil die Händler den niedrigeren Zollsatz erhalten wollten, und umgekehrt.

Dies führte dazu, dass in der ersten Hälfte der Wirtschaftsjahre 2005/06 und 2006/07, als der Zollsatz niedrig war, Lizenzen für durchschnittlich jeweils 67 % der Jahresmenge erteilt wurden. Obwohl die Einfuhren in der ersten Hälfte der beiden Wirtschaftsjahre in der Nähe oder sogar über der Halbjahresreferenzmenge lagen, blieben sie in den Wirtschaftsjahren 2004/05 und 2005/06 insgesamt unter der Referenzmenge[7].

Seit Ende 2007 hat sich auch wegen der von mehreren wichtigen Reisexporteuren verhängten Ausfuhrbeschränkungen der Rhythmus der Einfuhren verändert, weil sich die europäischen Händler bemühten, Versorgungsengpässe zu vermeiden.

In den Wirtschaftsjahren 2004/05 und 2005/06 stammte rund ein Viertel der Einfuhren von geschältem Reis aus den USA. Die Einfuhren gingen drastisch zurück, nachdem im August 2006 in einer Lieferung aus den Vereinigten Staaten LL Reis 601, eine gentechnisch veränderte Reissorte, die in der EU nicht zugelassen ist[8], entdeckt worden war.

Die EU-Einführer haben daraufhin vermehrt Reis aus anderen Ursprungsländern wie Thailand und Uruguay eingeführt (22 % bzw. 13 % der Gesamtmenge im Wirtschaftsjahr 2007/08).

Übersicht 3: Einfuhren von geschältem Reis - Erteilte Lizenzen (in Tonnen)

Wirtschaftsjahr | Erstes Halbjahr | Zweites Halbjahr | Insgesamt |

2004/05 | 212 335 | 185 787 | 398 121 |

2005/06 | 288 203 | 128 679 | 416 882 |

2006/07 | 352 615 | 171 533 | 524 149 |

2007/08 | 307 448 | 243 293 | 550 741 |

Halbgeschliffener und geschliffener Reis

Die Einfuhren von halbgeschliffenem und geschliffenem Reis nahmen bis zum Wirtschaftsjahr 2007/08 langsam zu, verzeichneten dann aber einen deutlichen Anstieg um 50 % (150 000 Tonnen) gegenüber dem vorangegangenen Wirtschaftsjahr. Daraufhin wurde der Zollsatz im März 2008 von 145 EUR/Tonne auf 175 EUR/Tonne angehoben und hatte damit wieder die gleiche Höhe wie seit Inkrafttreten des Abkommens im September 2005[9].

Übersicht 4: Einfuhren von geschliffenem und halbgeschliffenem Reis - Erteilte Lizenzen (in Tonnen)

Wirtschaftsjahr | Erstes Halbjahr | Zweites Halbjahr | Insgesamt |

2004/05 | 94 228 | 99 909 | 194 137 |

2005/06 | 123 923 | 122 081 | 246 005 |

2006/07 | 140 766 | 142 891 | 283 657 |

2007/08 | 203 597 | 227 842 | 431 438 |

Bruchreis

Die Einfuhren von Bruchreis sind von 185 000 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2005/06 auf stabile 240 000 Tonnen in den Wirtschaftsjahren 2006/07 und 2007/08[10] gestiegen. Wegen der hohen Qualität des in der EU erzeugten Reises gibt es auf dem EU-Markt deutlich zu wenig Bruchreis. Zusätzlich wird ein hoher Prozentsatz von Bruchreis (durchschnittlich mehr als 55 %) im Rahmen von Präferenzregelungen und Zollkontingenten zu einem ermäßigten Zollsatz oder zum Zollsatz Null eingeführt.

Übersicht 5: Einfuhren von Bruchreis - Erteilte Lizenzen (in Tonnen)

Wirtschaftsjahr | Insgesamt |

2004/05 | 123 191 |

2005/06 | 185 701 |

2006/07 | 240 365 |

2007/08 | 236 320 |

Einfuhren in Kleinpackungen

Die Einfuhren von geschliffenem und halbgeschliffenem Reis in Kleinpackungen gingen im Wirtschaftsjahr 2007/08 gegenüber 2006/07 um 7 % von 35 812 Tonnen auf 33 275 Tonnen zurück.

Lässt man Einfuhrmengen von weniger als 500 Tonnen jährlich außer Acht, sind nur die Einfuhren in Kleinpackungen aus Pakistan um mehr als 25 % von 3 915 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2006/07 auf 6 326 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2007/08 gestiegen, ein Plus von 62 %. Dies entspricht dem Anstieg der Gesamteinfuhren von geschliffenem und halbgeschliffenem Reis aus Pakistan, die von 26 235 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2006/07 auf 41 378 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2007/08 und damit um 58 % zugenommen haben.

Der Reismarkt in der EU

Erzeugung

Von 2004/05 bis 2007/08 war die Reisanbaufläche in der EU mit 413 000 ha bis 428 000 ha relativ stabil. In gewissem Umfang fand eine Umstellung von Indica-Sorten auf Japonica-Sorten statt, was sowohl auf strukturelle als auch auf kurzfristige Überlegungen zurückzuführen war. Die Anbaufläche für Indica-Reis ging wegen ungünstiger Witterungsbedingungen in einigen Anbaugebieten zeitweise zurück[11].

Im Wirtschaftsjahr 2004/05 erreichte die Erzeugung in der EU-25 mit 1,68 Mio. Tonnen (Äquivalent geschliffener Reis) einen Rekordwert, lag dann aber im Wirtschaftsjahr 2005/06 bei 1,54 Mio. Tonnen und im Jahr 2006/07 bei 1,59 Mio. Tonnen. Für die EU-27 belief sich die Reiserzeugung im Wirtschaftsjahr 2007/08 auf 1,68 Mio. Tonnen.

Im Zeitraum 2004/05 bis 2007/08 ging die Produktion von Indica-Reis in der EU um 178 000 Tonnen (Äquivalent geschliffener Reis) zurück. Dieser Angebotsrückgang wurde durch entsprechende Einfuhren ausgeglichen. Im gleichen Zeitraum nahm die Erzeugung von Japonica-Reis im gleichen Umfang zu, was zum Teil auf die Erzeugung in den beiden neuen Mitgliedstaaten zurückzuführen war.

Die Interventionsbestände an Rohreis, die sich Anfang des Wirtschaftsjahres 2004/05 auf 600 000 Tonnen belaufen hatten, wurden bis zum Wirtschaftsjahr 2007/08 vollständig abgebaut.

Verbrauch

Vor der letzten Erweiterung verbrauchte die EU-25 zwischen 2,3 und 2,4 Mio. Tonnen Reis (Äquivalent geschliffener Reis) jährlich. Mit dem Beitritt Bulgariens und Rumäniens stieg der Verbrauch um 100 000 bis 120 000 Tonnen an. Der Verbrauch in der EU-27 liegt nunmehr bei durchschnittlich rund 2,5 Mio. Tonnen jährlich.

Verarbeitete Mengen

Die von der europäischen Industrie verarbeiteten Mengen entsprechen der Summe aus der Rohreiserzeugung in der EU und dem Nettohandel mit Rohreis und geschältem Reis, berichtigt um die Entwicklung der Bestände, jeweils in Äquivalent geschliffener Reis.

Die verarbeiteten Mengen liegen konstant in der Größenordnung von 2,22 bis 2,34 Mio. Tonnen und entsprechend mehr oder weniger den in der EU erzeugten Mengen.

Dies deutet darauf hin, dass es in der Reisindustrie keine Einbrüche gegeben hat und dass sich die verschiedenen MFN-Abkommen und präferenziellen Handelsabkommen nicht nachteilig ausgewirkt haben. Insbesondere scheint die deutliche Zunahme der Einfuhren von geschliffenem und halbgeschliffenem Reis im Wirtschaftsjahr 2007/08 keine negativen Auswirkungen auf die Industrie gehabt zu haben.

Marktpreise

Weltmarktpreise

Nachdem der Preis für Thai 100 % B, dem Referenz-Weltmarktpreis für Indica-Reis, seit 2004 in einer Spanne zwischen 250 $/Tonne und 350 $/Tonne gelegen hat, sind die Preise seit November 2007 kontinuierlich angestiegen und erreichten im Mai 2008 mit 1 050 $/Tonne einen Rekord.

Wichtig ist der Hinweis, dass nur rund 6 % bis 8 % der Weltreiserzeugung international gehandelt werden. Aus diesem Grund haben selbst kleine Änderungen beim Marktgleichgewicht und den Politikmaßnahmen übertriebene Ausschläge der Weltmarktpreise zur Folge. Neben dem Einfluss steigender Preise für andere Rohstoffe reichten die steigende Nachfrage aufgrund der Entscheidung mehrerer asiatischer Länder, größere Reisvorräte anzulegen, und die Ausfuhrbeschränkungen mehrerer großer Reisausfuhrländer (Vietnam, Indien) zur Vermeidung einer Inflation der Lebensmittelpreise aus, die Preise in die Höhe schnellen zu lassen. Nach dem Höchststand im Mai 2008 gingen die Preise für Thai 100 % B allmählich wieder zurück, sind bisher jedoch noch nicht wieder deutlich unter die Marke von 500 $/Tonnen gefallen. Für andere Ursprungsländer wie Vietnam liegen die Preise wieder auf der gleichen Höhe wie vor dem deutlichen Anstieg.

Bei Japonica-Reis gab es im gleichen Zeitraum einen ähnlichen Preisanstieg. Nachdem einige wichtige Länder seit kurzem am Markt nicht mehr präsent sind (Ausfuhrstopp in Ägypten, Dürre in Australien), blieben die Notierungen für Japonica-Reis aus Kalifornien mit rund 1 150 $/Tonne konstant sehr hoch.

EU-Preise

Seit der Reform im Jahr 2003 liegen die Preise für Rohreis aus der EU deutlich über dem Interventionspreis (150 EUR/Tonne) und zeigen insgesamt einen Aufwärtstrend. Im Wirtschaftsjahr 2004/05 waren die Preise relativ stabil und bewegten sich in einer Spanne zwischen 160 EUR/Tonne und 240 EUR/Tonne je nach Ursprungsland und Reistyp. In den folgenden Wirtschaftsjahren waren aber zum Teil rasante Preisanstiege zu beobachten.

2006 stieg der durchschnittliche Preis für italienischen Japonica-Reis vor allem wegen der geringeren Erzeugung dieser Sorten und der höheren Binnennachfrage nach der Erweiterung von 2004 auf 293 EUR/Tonne. Auch der Preis für italienischen Indica-Reis ist gestiegen (auf 235 EUR/Tonne), während sich die Preise für spanischen Reis gegenüber dem vorangegangenen Wirtschaftsjahr kaum verändert haben.

2007 gab es bei den Preisen für italienischen Reis deutliche Schwankungen, demgegenüber sind die Preise für spanischen Reis im Jahresverlauf stetig gestiegen; dies gilt insbesondere für Indica-Reis, für den sich der Preis bis auf 240 EUR/Tonne erhöhte, was hauptsächlich auf die ungünstigen Witterungsbedingungen in Andalusien, einer wichtigen Anbauregion für Indica-Reis, zurückzuführen war.

Den deutlichsten Anstieg bei den Preisen für Rohreis aus der EU gab es jedoch im Jahr 2008, als auch die Weltmarktpreise für Reis in schwindelerregende Höhen stiegen. Im Mai 2008 lag der Preis für Indica- und Japonica-Reis aus Italien bei 480 EUR/Tonne und war damit mehr als dreimal so hoch wie der Interventionspreis[12].

In anderen Erzeugermitgliedstaaten (Griechenland, Frankreich und Portugal) sind die Preise für Rohreis seit dem Wirtschaftsjahr 2004/05 nicht ganz so stark gestiegen, lagen aber stetig deutlich über dem Interventionspreis. Seit 2004 wurde kein Reis mehr zur Intervention angekauft.

Versorgungslage in der EU

Während die EU-Erzeugung seit dem Wirtschaftsjahr 2004/05 insgesamt stabil geblieben ist, haben die Einfuhren relativ gesehen an Bedeutung gewonnen. Der Anstieg bei den Einfuhren ist bei geschliffenem und halbgeschliffenem Reis deutlicher (von 177 000 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2004/05 auf 394 000 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2007/08) als bei unverarbeitetem Reis (von 537 000 Tonnen auf 683 000 Tonnen im gleichen Zeitraum).

Die Gesamteinfuhren von Reis (in Äquivalent geschliffener Reis) sind von 715 000 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2004/05 auf 1 077 000 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2007/08 gestiegen, was zum Teil mit dem Beitritt Bulgariens und Rumäniens zur EU zusammenhängt.

Übersicht 6: Versorgung EU-27 (in 1 000 Tonnen Äquivalent geschliffener Reis)

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(1) Einfuhren von geschliffenem und halbgeschliffenem Reis(2) Einfuhren von Rohreis und geschältem Reis(3) EU-Erzeugung

SCHLUSS

Im Großen und Ganzen haben die Abkommen ihren Zweck erfüllt, weil der EU-Markt besser geschützt werden konnte, wenn die Einfuhren zunahmen und umgekehrt.

Seit 2004 sind die Veränderungen bei der Reiserzeugung in der EU eher auf die Witterungsbedingungen und die betrieblichen Entscheidungen der Erzeuger zurückzuführen als auf die Einfuhrströme. Die Einfuhren sind gestiegen, weil die Nachfrage in der EU gestiegen ist.

Die von der europäischen Reisindustrie verarbeiteten Mengen sind stabil geblieben. Im Bezugszeitraum hatten die Abkommen keine nachteiligen Auswirkungen auf die Reismühlen in der EU.

Im Jahr 2008 sind jedoch die Weltmarktpreise für Reis - wie die für andere Getreidesorten - auf absolute Rekordhöhen gestiegen, was auch auf die Preise auf dem EU-Binnenmarkt durchgeschlagen hat.

[1] Siehe Headnote 7 der EG-Liste.

[2] Außer Einfuhren im Rahmen von Präferenzregelungen, z. B. EBA-Initiative, oder im Rahmen von Einfuhrkontingenten, z. B. Ägypten.

[3] Für weiterführende Informationen über den Reissektor der EU siehe:http://ec.europa.eu/agriculture/markets/rice/index_de.htm

[4] Beschlüsse des Rates 2004/617/EG und 2004/618/EG (ABl. L 279 vom 28.8.2004, S. 17 und S 23).

[5] Beschluss des Rates 2005/476/EG (ABl. L 170 vom 1.7.2005, S. 67).

[6] Beschluss des Rates 2005/953/EG (ABl. L 346 vom 29.12.2005, S. 24).

[7] Im Wirtschaftsjahr 2008/09 hat sich die Lage geändert: die Einfuhren im ersten Halbjahr (September 2008 bis Februar 2009) waren so viel niedriger als im vorangegangenen Zeitraum, dass der Zollsatz ab März 2009 auf 42,5 EUR/Tonne gesenkt wurde. Die Einfuhren verlangsamten sich wegen der höheren EU-Jahresendbestände 2007/08, auch die Finanzkrise dürfte eine Rolle gespielt haben.

[8] Mit den Entscheidungen 2006/578/EG und 2006/601/EG hat die Kommission die Mitgliedstaaten aufgefordert, die notwendigen Maßnahmen zu treffen, um zu gewährleisten, dass Erzeugnisse, die gentechnisch veränderten LL Reis 601 enthalten, in der EU nicht in Verkehr gebracht werden.

[9] Im Wirtschaftsjahr 2008/09 gingen die Reiseinfuhren allgemein zurück, so dass der Zollsatz für geschliffenen Reis ab März 2009 wieder auf 145 EUR/Tonne gesenkt wurde.

[10] Die bisherigen Einfuhren im Wirtschaftsjahr 2008/09 liegen um 33 % über denen im gleichen Zeitraum früherer Wirtschaftsjahre.

[11] Im Wirtschaftsjahr 2008/09 nahmen die Anbauflächen für Indica-Reis um 20 % zu.

[12] Seit Beginn des Wirtschaftsjahres 2008/09 liegen die Preise für Rohreis in Italien und Spanien konstant über 300 EUR/Tonne und haben in einigen Fällen Rekordwerte von über 500 EUR/Tonne erreicht.

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