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Document 32006A0307(09)

    Stellungnahme des Rates vom 14. Februar 2006 zum aktualisierten Stabilitätsprogramm Österreichs für 2005-2008

    ABl. C 55 vom 7.3.2006, p. 33–36 (ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, NL, PL, PT, SK, SL, FI, SV)

    Legal status of the document In force

    7.3.2006   

    DE

    Amtsblatt der Europäischen Union

    C 55/33


    STELLUNGNAHME DES RATES

    vom 14. Februar 2006

    zum aktualisierten Stabilitätsprogramm Österreichs für 2005-2008

    (2006/C 55/09)

    DER RAT DER EUROPÄISCHEN UNION —

    gestützt auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft,

    gestützt auf die Verordnung (EG) Nr. 1466/97 des Rates vom 7. Juli 1997 über den Ausbau der haushaltspolitischen Überwachung und der Überwachung und Koordinierung der Wirtschaftspolitiken (1), insbesondere auf Artikel 5 Absatz 3,

    auf Empfehlung der Kommission,

    nach Anhörung des Wirtschafts- und Finanzausschusses —

    GIBT FOLGENDE STELLUNGNAHME AB:

    (1)

    Der Rat hat am 14. Februar 2006 das aktualisierte Stabilitätsprogramm Österreichs für den Zeitraum 2005 bis 2008 geprüft.

    (2)

    Im vergangenen Jahrzehnt wuchs Österreichs Wirtschaft im Durchschnitt um real 2,2 % pro Jahr, was der Wachstumsrate des Euro-Währungsgebiets insgesamt entsprach. Obgleich die Schaffung von Arbeitsplätzen weniger dynamisch war als im Euro-Währungsgebiet, erfreut sich Österreich nach wie vor einer der geringsten Arbeitslosenquoten in der gesamten EU. Zu den öffentlichen Finanzen ist festzustellen, dass das Land in den Jahren 2001 und 2002 einen „Haushaltsüberschuss oder einen nahezu ausgeglichenen Haushalt“ erreichte. Doch sind die jüngsten Entwicklungen durch einen Rückfall ins Defizit gekennzeichnet (1,2 % und 1 % des BIP im Jahr 2003 bzw. 2004).

    (3)

    In seiner Stellungnahme vom 18. Januar 2005 zur letzten Aktualisierung des Stabilitätsprogramms für den Zeitraum 2004 bis 2008 ersuchte der Rat Österreich, den Schwerpunkt der Haushaltskonsolidierung insgesamt stärker auf die ersten Programmjahre zu legen und ausführlicher darzulegen, mit welchen Einzelmaßnahmen in den letzten beiden Programmjahren eine signifikante Haushaltskonsolidierung erreicht werden könnte.

    (4)

    Nach vorläufigen Ergebnissen belief sich das gesamtstaatliche Defizit im Jahr 2005 auf 1,7 % des BIP, womit es um 0,2 bzw. 0,1 Prozentpunkte niedriger war als in der Programmaktualisierung geplant bzw. von den Kommissionsdienststellen prognostiziert. Dieses bessere Ergebnis resultierte daraus, dass sich die Einnahmenseite trotz erheblicher Steuersenkungen günstiger entwickelte als erwartet. Auch die Ausgaben fielen — allerdings in geringerem Umfang — höher aus als geplant.

    (5)

    Das Programm entspricht im Großen und Ganzen dem im neuen Verhaltenskodex vorgegebenen Aufbau der Stabilitäts- und Konvergenzprogramme sowie den dortigen Datenanforderungen (2).

    (6)

    Gemäß der Programmaktualisierung soll sich das reale BIP-Wachstum von jährlich 1

    Formula

    % in den Jahren 2005 und 2006 auf 2

    Formula

    % im Jahr 2008 erhöhen. Das hinter den Projektionen zurückbleibende Wachstum der Jahre 2005 und 2006, welches eine Vergrößerung der negativen Produktionslücke zur Folge hat, ist dem weniger lebhaften internationalen Handel und höheren Ölpreisen zuzuschreiben. Infolge einer Zunahme der Investitionen und des privaten Verbrauchs wird für die letzten Programmjahre mit einer Belebung der Wirtschaftstätigkeit gerechnet. Sowohl das kurz- als auch das mittelfristige Szenario basieren auf plausiblen Wachstumsannahmen. Allerdings scheinen die erwarteten Beschäftigungszuwächse etwas optimistisch. Die Inflation soll von 2,3 % im Jahr 2005 auf 1,5 % im Jahr 2008 zurückgehen, was plausibel erscheint.

    (7)

    Nach dem Programm verfolgt Österreich in der Haushaltspolitik eine „3-Säulen-Strategie“. Erstens wird mit der Strategie über den Konjunkturzyklus hinweg ein ausgeglichener Haushalt angestrebt. Zweitens sieht die Strategie eine Senkung der Steuer- und Abgabenquote auf unter 40 % des BIP bis zum Jahr 2010 vor. Drittens plant sie eine Erhöhung des Potenzialwachstums durch verstärkte Investitionen in Forschung, Bildung und Infrastruktur ein. In der Programmaktualisierung wird eine Senkung des gesamtstaatlichen Defizits von 1,9 % des BIP im Jahr 2005 auf 0 % im Jahr 2008 und eine Erhöhung des Primärüberschusses von 1,1 % des BIP auf 2,7 % angestrebt. Da die Einnahmen voraussichtlich im Zeitraum 2005-2008 um 0,9 Prozentpunkte des BIP sinken werden, wird die geplante Konsolidierung auf einer Eindämmung der Ausgaben beruhen, so dass die Ausgabenquote um 2,8 Prozentpunkte sinken soll. Das Gros der Kürzungen auf der Ausgabenseite wird sich auf die Kategorien „sonstige Primärausgaben“ und „Sozialtransfers“ beziehen. Die im Vorgängerprogramm geplante Anpassung wird damit bei einem weniger günstigen makroökonomischen Szenario im Großen und Ganzen bestätigt.

    (8)

    Der gestützt auf die Programmdaten nach der gemeinsamen Methodik berechnete strukturelle Haushaltssaldo (d.h. der konjunkturbereinigte Saldo ohne Anrechnung einmaliger und sonstiger befristeter Maßnahmen) soll sich im Programmzeitraum um durchschnittlich

    Formula

     % des BIP pro Jahr verbessern. In dem Programm wird als mittelfristiges Ziel für die Haushaltslage ein struktureller Saldo von 0 % des BIP angegeben, der 2008 erreicht werden soll. Das im Programm gesetzte mittelfristige Ziel ist angemessen, denn es liegt innerhalb der Spanne, die der Stabilitäts- und Wachstumspakt sowie der Verhaltenskodex für Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets und des WKM II vorsehen, und spiegelt die Schuldenquote sowie das langfristige durchschnittliche Potenzialwachstum adäquat wider.

    (9)

    Der für 2005 und 2006 projizierte Haushaltspfad scheint plausibel, da er auf gesetzgeberischen Maßnahmen beruht. In den Jahren 2007 und 2008 werden die in der Programmaktualisierung diskutierten Maßnahmen der Konsolidierung jedoch offenbar nicht ganz gerecht. Die Anstrengungen zur Eindämmung der Ausgaben fallen zu fast der Hälfte in die Kategorie „sonstige Primärausgaben“, und dem Programm ist nicht zu entnehmen, wie die Eindämmung im Einzelnen erfolgen soll. Außerdem beruht die Glaubwürdigkeit der projizierten Verbesserung in starkem Maße auf der Effizienz des innerösterreichischen Stabilitätspakts. Die mit dem vorangegangenen Pakt gemachten Erfahrungen sind jedoch für die Beantwortung der Frage, ob mit der Einhaltung der Ziele zu rechnen ist, nur von begrenztem Nutzen.

    (10)

    In Anbetracht dieser Risikoeinschätzung reicht der im Programm vorgezeichnete haushaltspolitische Kurs möglicherweise nicht aus, um sicherzustellen, dass das mittelfristige Ziel des Programms bis 2008 erreicht wird. Sofern die Haushaltsstrategie wie im Programm dargelegt umgesetzt wird, scheint sie jedoch geeignet, um bis zum Ende des Programmzeitraums eine strukturelle Haushaltsposition zu erreichen, die im Rahmen des Pakts als angemessen gewertet werden kann. Außerdem bietet der im Programm vorgezeichnete haushaltspolitische Kurs offensichtlich eine ausreichende Sicherheitsmarge, damit die Defizitmarke von 3 % des BIP bei normalen Konjunkturschwankungen im Programmzeitraum nicht überschritten wird. Das aus dem Programm hervorgehende Tempo der Anpassung in Richtung auf das mittelfristige Ziel ist in vollem Umfang mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt vereinbar, wonach die jährliche Verbesserung des strukturellen Haushaltssaldos bei Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets und des WKM II einem Richtwert von

    Formula

     % des BIP entsprechen sollte, wobei in Zeiten günstiger Konjunktur stärkere Anpassungsanstrengungen unternommen werden sollen, während die Anpassung in Zeiten ungünstiger Konjunktur geringer ausfallen kann. Auch wenn diese Anpassung nach Ansicht der Kommissionsdienststellen im Jahresdurchschnitt langsamer erfolgen könnte als im Programm vorgesehen, so wäre sie — insbesondere angesichts einer während des gesamten Programmzeitraums negativen Produktionslücke — dennoch mit den Anforderungen des Pakts vereinbar.

    (11)

    Die Schuldenquote lag 2005 bei schätzungsweise 63,4 % des BIP, und damit geringfügig über dem im EG-Vertrag vorgesehenen Referenzwert von 60 % des BIP. Dem Programm zufolge soll sie im Programmzeitraum um 3,9 Prozentpunkte sinken, so dass sie wieder unter dem Referenzwert liegt. Die Risiken für die projizierte Entwicklung der Schuldenquote erscheinen im Großen und Ganzen ausgewogen. Einerseits könnten unerwartet hohe Defizite die Einhaltung des in dem Programm dargestellten Anpassungspfades gefährden. Andererseits werden in der Programmaktualisierung mögliche Privatisierungserlöse nicht eingeplant. In Anbetracht dieser Risikoeinschätzung scheint die Schuldenquote hinreichend rückläufig zu sein und sich rasch genug dem Referenzwert zu nähern.

    (12)

    In Bezug auf die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen besteht für Österreich aufgrund der projizierten Haushaltskosten der Bevölkerungsalterung offenbar ein geringes Risiko (3). Unter der Annahme, dass die geplante Haushaltskonsolidierung umgesetzt wird, soll sich der Schuldenstand, der derzeit bei über 60 % des BIP liegt, verringern und bis 2050 unterhalb des Referenzwertes verharren. Die in Österreich vor kurzem durchgeführte Rentenreform dürfte in starkem Maße zur Eindämmung des künftigen Anstiegs der öffentlichen Ausgaben beitragen. Allerdings könnte durch das strukturelle Defizit des Staatshaushalts, sofern es nicht korrigiert wird, ein Risiko für die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen entstehen. Die mittelfristige Umsetzung der geplanten Konsolidierung der öffentlichen Finanzen wird daher wesentlich zur Verringerung der Risiken für die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen beitragen.

    (13)

    Die im Bereich der öffentlichen Finanzen geplanten Maßnahmen entsprechen im Großen und Ganzen den Grundzügen der Wirtschaftspolitik 2005-2008. Insbesondere entsprechen die Maßnahmen den Leitlinien, in denen empfohlen wird, die wirtschaftliche und finanzielle Tragfähigkeit zu gewährleisten und eine auf mehr Wachstum und Beschäftigung ausgerichtete effiziente Ressourcenallokation zu fördern.

    (14)

    Im Nationalen Reformprogramm Österreichs, das am 19. Oktober 2005 vorgelegt wurde, wird die Erreichung tragfähiger öffentlicher Finanzen als eine der größten Herausforderungen für Österreich genannt. Allerdings wird darin nicht dargelegt, welche Maßnahmen geplant sind, um dieser Herausforderung zu begegnen. Insofern ist das Stabilitätsprogramm detaillierter, da es Informationen zu einigen der Maßnahmen liefert, die zur Konsolidierung der öffentlichen Finanzen beitragen sollen. Die Haushaltsauswirkungen der im Nationalen Reformprogramm genannten Maßnahmen in den Bereichen Mikroökonomie und Beschäftigung sind in den Haushaltsprojektionen des Stabilitätsprogramms weitgehend berücksichtigt. In letzterem Programm werden Maßnahmen vorgestellt, die darauf abzielen, die öffentliche Verwaltung und das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten. Es ergänzt diese Maßnahmen durch Vorschläge für Änderungen in der institutionellen Struktur der öffentlichen Finanzen; vorgesehen sind u.a. zwei umfassende Reformen der österreichischen Haushaltsvorschriften, so die Einführung des mittelfristigen Haushaltsrahmens ab 2007 und die Umstellung der inputorientierten Haushaltsplanung auf eine eher zielorientierte Budgetierung ab 2011. Diese Maßnahmen entsprechen den im Nationalen Reformprogramm festgelegten Prioritäten.

    In Anbetracht der vorstehenden Bewertung begrüßt der Rat die für den Programmzeitraum geplante ehrgeizige Strukturanpassung. Der Rat ersucht Österreich jedoch, die notwendigen Maßnahmen zur Förderung der für die beiden letzten Programmjahre geplanten Haushaltskonsolidierung weiter zu präzisieren und umzusetzen und auf diese Weise sicherzustellen, dass das mittelfristige Ziel des Programms bis zum Ende des Programmzeitraums erreicht wird.

    Gegenüberstellung zentraler makroökonomischer und budgetärer Projektionen

     

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    Reales BIP

    (Veränderung in %)

    SP Nov. 2005

    2,4

    1,7

    1,8

    2,4

    2,5

    KOM Nov. 2005

    2,4

    1,7

    1,9

    2,2

    n.v.

    SP Nov. 2004

    1,9

    2,5

    2,5

    2,2

    2,4

    HVPI-Inflation

    (%)

    SP Nov. 2005

    2,0

    2,3

    2,1

    1,7

    1,5

    KOM Nov. 2005

    2,0

    2,2

    2,1

    1,7

    n.v.

    SP Nov. 2004

    2,1

    1,8

    1,4

    1,5

    1,6

    Produktionslücke

    (% des BIP-Potenzials)

    SP Nov. 2005 (4)

    – 0,2

    – 0,7

    – 1,1

    – 0,9

    – 0,5

    KOM Nov. 2005 (6)

    – 0,2

    – 0,7

    – 1,0

    – 0,9

    n.v.

    SP Nov. 2004 (4)

    – 1,3

    – 0,8

    – 0,4

    – 0,1

    0,2

    Gesamtstaatlicher Haushaltssaldo

    (% des BIP)

    SP Nov. 2005

    – 1,0

    – 1,9

    – 1,7

    – 0,8

    0,0

    KOM Nov. 2005 (5)

    – 1,0

    – 1,8

    – 1,8

    – 1,4

    n.v.

    SP Nov. 2004

    – 1,3

    – 1,9

    – 1,7

    – 0,8

    0,0

    Primärsaldo

    (% des BIP)

    SP Nov. 2005

    2,1

    1,1

    1,2

    2,0

    2,7

    KOM Nov. 2005

    1,9

    1,0

    1,0

    1,4

    n.v.

    SP Nov. 2004

    1,9

    1,2

    1,3

    2,2

    2,9

    Konjunkturbereinigter Saldo = struktureller Haushaltssaldo

    (% des BIP)

    SP Nov. 2005 (4)

    – 0,9

    – 1,6

    – 1,2

    – 0,4

    0,2

    KOM Nov. 2005

    – 0,9

    – 1,5

    – 1,3

    – 1,0

    n.v.

    SP Nov. 2004v (4)

    – 0,9

    – 1,7

    – 1,6

    – 0,8

    – 0,1

    Öffentlicher Bruttoschuldenstand

    (% des BIP)

    SP Nov. 2005

    63,6

    63,4

    63,1

    61,6

    59,5

    KOM Nov 2005 (5)

    63,7

    63,6

    63,5

    62,8

    n.v.

    SP Nov. 2004

    64,2

    63,6

    63,1

    61,6

    59,1

    Stabilitätsprogramm (SP), Herbstprognose 2005 der Kommissionsdienststellen (KOM), Berechnungen der Kommissionsdienststellen.


    (1)  ABl. L 209 vom 2.8.1997, S. 1. Geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1055/2005 (ABl. L 174 vom 7.7.2005, S. 1). Die Dokumente, auf die in diesem Text verwiesen wird, finden sich auf folgender Website:

    http://europa.eu.int/comm/economy_finance/about/activities/sgp/main_en.htm

    (2)  Es enthält alle im neuen Verhaltenskodex vorgeschriebenen sowie die meisten fakultativen Angaben. Ein geringfügiger Mangel ist die fehlende Berechnung der Steuerlast in Tabelle 2.

    (3)  Einzelheiten zur langfristigen Tragfähigkeit enthält die technische Beurteilung des Programms durch die Kommissionsdienststellen unter:

    http://europa.eu.int/comm/economy_finance/about/activities/sgp/main_en.htm

    (4)  Berechnungen der Kommissionsdienststellen anhand von Programmdaten.

    (5)  Die von den Kommissionsdienststellen in ihrer Herbstprognose 2005 projizierten Defizit- und Schuldenquoten wurden im Interesse einer besseren Vergleichbarkeit mit den Projektionen des Stabilitätsprogramms bereinigt, indem die Quoten auf der Grundlage der neuen BIP-Reihen neu berechnet wurden.

    (6)  Ausgehend von einem geschätzten Wachstumspotenzial von 1,9%, 2,2%, 2,2% bzw. 2,1% in den Jahren 2004 bis 2007.

    Quelle:

    Stabilitätsprogramm (SP), Herbstprognose 2005 der Kommissionsdienststellen (KOM), Berechnungen der Kommissionsdienststellen.


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