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Document 52012AR2203

Stellungnahme des Ausschusses der Regionen: „Blaues Wachstum – Chancen für nachhaltiges marines und maritimes Wachstum“

ABl. C 62 vom 2.3.2013, p. 47–50 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

2.3.2013   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 62/47


Stellungnahme des Ausschusses der Regionen: „Blaues Wachstum – Chancen für nachhaltiges marines und maritimes Wachstum“

2013/C 62/10

DER AUSSCHUSS DER REGIONEN

verweist darauf, dass sich die Seewirtschaft im weiteren Sinne nicht auf Regionen und Akteure mit direktem Zugang zu Meeren und Ozeanen beschränkt, sondern zum großen Teil auch Regionen betrifft, die sich in größerer Entfernung von Küsten und Häfen befinden und beispielsweise im Bereich der Schiffsausrüstung, des Verkehrs und der Logistik sowie der Forschung und Entwicklung tätig sind;

plädiert dafür, dass bei der Entwicklung der blauen Wirtschaft die regionalen Besonderheiten der europäischen Meeresbecken für die Umsetzung genutzt und berücksichtigt werden;

verweist auf die Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung der Aquakultur mit EU-Mitteln und lehnt den Vorschlag zur genetischen Manipulation aquatischer Organismen, die der Erzeugung neuer Arten mit einer größeren Resistenz gegen Krankheiten oder Umweltverschmutzung dienen soll, ab;

verweist auf die militärischen Überreste aus den Weltkriegen und dem Kalten Krieg sowie auf die radioaktiven Abfälle, die in der Vergangenheit im Meer entsorgt wurden, und ist der Auffassung, dass es ausschlaggebend ist, auf EU-Ebene Maßnahmen zu erarbeiten und entsprechende Mittel bereitzustellen, um diese gefährlichen Materialien sicherzustellen;

spricht sich nachdrücklich dafür aus, als Vertreter der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften regelmäßig in die weiteren Arbeiten am blauen Wachstum eingebunden zu werden, darunter auch in die Entwicklung und Errichtung der Strategien für einzelne Meeresbecken, die er als ein wichtiges Mittel zur Umsetzung zentraler Aspekte des blauen Wachstums ansieht.

Berichterstatter

Adam BANASZAK (PL/EA), Abgeordneter der Regionalversammlung von Kujawien-Pommern

Referenzdokument

Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen – Blaues Wachstum – Chancen für nachhaltiges marines und maritimes Wachstum

COM(2012) 494 final

Stellungnahme des Ausschusses der Regionen – Blaues Wachstum Chancen für nachhaltiges marines und maritimes Wachstum

I.   POLITISCHE EMPFEHLUNGEN

DER AUSSCHUSS DER REGIONEN

1.

betont, dass das Konzept des blauen Wachstums auf der Annahme beruht, dass Meere, Küsten und Ozeane eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung vieler aktueller Herausforderungen spielen können, und auf die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung und einer "intelligenten Spezialisierung" gestützt werden sollte;

2.

verweist darauf, dass sich die Seewirtschaft im weiteren Sinne nicht auf Regionen und Akteure mit direktem Zugang zu Meeren und Ozeanen beschränkt, sondern zum großen Teil auch Regionen betrifft, die sich in größerer Entfernung von Küsten und Häfen befinden und beispielsweise im Bereich der Schiffsausrüstung, des Verkehrs und der Logistik sowie der Forschung und Entwicklung tätig sind;

3.

unterstreicht die Bedeutung des Wachstums der blauen Wirtschaft, das zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der EU auf internationaler Ebene beitragen kann;

4.

ist der Auffassung, dass das blaue Wachstum auf dem Schutz der Biodiversität, der Meeresumwelt und ihrer Ökosysteme beruhen muss, weil dadurch die natürlichen Leistungen gestärkt werden, die gesunde und widerstandsfähige Meeres- und Küstenökosysteme bieten;

5.

unterstützt die laufenden und für die Jahre 2014-2020 geplanten EU-Initiativen, die auf die Unterstützung von Maßnahmen der Mitgliedstaaten und der lokalen und regionalen Gebietskörperschaften zur Förderung des Wachstums der blauen Wirtschaft abzielen;

6.

unterstützt Bemühungen um die Schaffung eines vereinbarten Systems der maritimen Raumordnung für die gesamte Europäische Union, das ein wichtiges Instrument für einen Interessenausgleich unter den verschiedenen Teilbereichen der blauen Wirtschaft sein und zur Gewährleistung einer effizienten und nachhaltigen Nutzung wertvoller Meeresressourcen beitragen wird;

7.

ist der Auffassung, dass es Europa an einer einheitlichen Meerespolitik mangelt; stellt ferner fest, dass in der Mitteilung einige Bereiche der Seewirtschaft unberücksichtigt bleiben, so z.B. Seeverkehr und Schiffbau;

Blaue Energie

8.

stimmt zu, dass die erneuerbare Meeresenergie im weiteren Sinne ein starker Wirtschaftszweig ist, der die Versorgung mit Elektroenergie sichert, die natürliche Umwelt nur geringfügig belastet und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der betreffenden Region leistet;

9.

betont, dass EU-Mittel, die in die einschlägigen Investitionen, Forschungs- und Entwicklungsarbeiten und Ausbildungsmaßnahmen fließen, wichtige Instrumente sind, die diesen Wirtschaftszweig beleben;

10.

erinnert daran, dass den Umweltauswirkungen der entstandenen Strukturen im Bereich der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss;

11.

verweist darauf, dass die Entwicklung der erneuerbaren Meeresenergie einen positiven Impuls für den Ausbau kleinerer Seehäfen darstellen kann, in denen es möglich sein wird, den Anforderungen dieses Seewirtschaftszweigs logistisch gerecht zu werden;

12.

ist der Auffassung, dass Vertreter der See- und der Hafenbehörden sowie die regionalen und lokalen Gebietskörperschaften in die Debatten über die Zukunft der erneuerbaren Meeresenergie eingebunden werden sollten;

13.

verweist auf die besondere Rolle, die dem öffentlichen Sektor bei der Unterstützung künftiger Initiativen in diesem Bereich zukommen wird;

Aquakultur und Fischerei

14.

stellt fest, dass sich die Aquakulturentwicklung und die zunehmende Produktion auf der Grundlage des Schutzes der natürlichen Umwelt, des ökologischen Gleichgewichts und der Biodiversität positiv auf die Zunahme des Verbrauchs von Fisch und anderen aquatischen Organismen auswirken werden. Dies wird zur Verbesserung der Gesundheit der Gesellschaft, zur Stärkung der im Bereich der Aquakultur tätigen Wirtschaftsakteure, zur Reduzierung von Fischeiweißsurrogaten sowie zur Steigerung der Beschäftigung in dieser Branche der blauen Wirtschaft beitragen;

15.

verweist auf die Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung der Aquakultur mit EU-Mitteln, wodurch der Fischereisektor und die Fischereitätigkeit für die Küstenregionen an Bedeutung gewinnen werden;

16.

lehnt den Vorschlag zur genetischen Manipulation aquatischer Organismen, die der Erzeugung neuer Arten mit einer größeren Resistenz gegen Krankheiten oder Umweltverschmutzung dienen soll, ab;

17.

unterstützt die Neumotorisierung von Fischereifahrzeugen und die Vermarktung neuer energieeffizienter Fischereifahrzeuge, die den selektiven Fischfang ermöglichen und die Sicherheit und den Komfort an Bord der Schiffe verbessern;

18.

erinnert an seine Stellungnahme zur Reform der gemeinsamen Fischereipolitik, in der er auf die Notwendigkeit der Einrichtung eines Aquakulturbeirats verweist, dem Vertreter der verarbeitenden Industrie angehören sollten;

19.

unterstreicht die Rolle des Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsausschusses für die Fischerei (STECF), der als wissenschaftliches Gremium die Arbeiten der Europäischen Kommission zur Förderung einer nachhaltigen Fischereipolitik unterstützt;

Meeres-, Küsten- und Kreuzfahrttourismus

20.

stellt fest, dass immer mehr Unionsbürgerinnen und -bürger die Küsten der Europäischen Union als Ferienziel wählen. Die immer höhere Qualität der Leistungen in diesem Wirtschaftszweig trägt ferner dazu bei, dass die Küsten der Europäischen Union als Ferienziel immer attraktiver werden;

21.

begrüßt den strategischen Ansatz in Bezug auf die Seehäfen-, Landungskapazitäten- und Verkehrsinfrastrukturen im weitesten Sinne und unterstreicht, wie wichtig die Unterstützung dieser Investitionsmaßnahmen mit Mitteln aus dem Kohäsionsfonds, dem Fonds für regionale Entwicklung und dem Meeres- und Fischereifonds ist;

22.

ist der Auffassung, dass Initiativen, die Maßnahmen sowohl für den Küstenschutz als auch den umweltverträglichen Fremdenverkehr umfassen, im neuen mehrjährigen Finanzrahmen 2014-2020 gefördert und herausgestellt werden sollten;

23.

unterstreicht die Rolle der Meeresschutzgebiete für den Erhalt und Schutz der Meeresökosysteme und für die Entwicklung touristischer Aktivitäten im Zusammenhang mit dem umweltverträglichen Tauchen, einem strategischen Instrument für den Erwerb von Wissen über die Meeresumwelt und für die diesbezügliche Sensibilisierung der Bürger;

24.

begrüßt das bisherige Engagement der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften bei der Unterstützung, Förderung und Bekanntmachung des Umweltschutzes und der Initiativen zum Ausbau der Tourismusinfrastruktur sowie die Maßnahmen zur Ausbildung hochqualifizierten Personals in diesem Wirtschaftszweig;

25.

erkennt die besondere Bedeutung von Universitäten mit maritimer Ausrichtung und akademischen Bildungseinrichtungen an, die Arbeitskräfte sowohl mit Hochschulabschluss als auch hohen berufsspezifischen Qualifikationen für die maritime Wirtschaft ausbilden. Maßnahmen von Plattformen der Zusammenarbeit zwischen Universitäten mit maritimer Ausrichtung sollten ebenfalls gefördert werden;

Meeresbodenschätze

26.

stimmt zu, dass es angesichts des steigenden Bedarfs an Rohstoffen durchaus ein zunehmendes Interesse geben kann, diese Rohstoffe aus dem Grund der Meere und Ozeane zu gewinnen. Dies kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Gleichgewicht der Meeresökosysteme haben (von denen im Übrigen einige noch weitgehend unbekannt sind) und dort, wo die Rohstoffgewinnung in Küstennähe erfolgt, zum Teil schwerwiegende Schädigungen der Landschaft und der natürlichen und anthropogenen Umwelt verursachen (Absenkung, Erosion, Ingression usw.). Wie der Ausschuss bereits in seiner Stellungnahme zur nachhaltigen Entwicklung betont hat, wäre es zweckmäßig, die Wiederverwendung und -verwertung bereits genutzter Rohstoffe zu fördern, um diesen wirtschaftlichen Druck zu reduzieren;

27.

ist der Auffassung, dass Fördermittel für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, für die Finanzierung akademischer Einrichtungen, die Forschung sowie für wissenschaftliche Programme und Stipendien eine Triebfeder für die Entwicklung dieses Wirtschaftszweigs sein können;

28.

unterstreicht, wie wichtig die Unterstützung der Sektoren Schiffbau und Schiffsausrüstung sowie anderer maritimer Anlagen (darunter auch Gewinnungsanlagen) ist, die der Förderung von Ressourcen in Offshore-Gebieten unter Einhaltung hoher Umweltschutzstandards dienen;

29.

verweist auf die militärischen Überreste aus den Weltkriegen und dem Kalten Krieg sowie auf die radioaktiven Abfälle, die in der Vergangenheit im Meer entsorgt wurden, die auf alle vorgenannten Zweige der Entwicklung der blauen Wirtschaft besondere Auswirkungen haben können. Aus diesem Grund sollten auf EU-Ebene Maßnahmen erarbeitet und entsprechende Mittel bereitgestellt werden, um diese gefährlichen Materialien sicherzustellen;

Blaue Biotechnologie

30.

stimmt zu, dass der gesamte Bereich der auf Meeresressourcen beruhenden Biotechnologie zum derzeitigen Zeitpunkt noch unterentwickelt ist. Die aufgeführten Beispiele für bewährte Verfahren bei der Herstellung von Arzneimitteln aus Meeresorganismen lassen hoffen, dass sich die Forschungsarbeiten in diesem Bereich als sehr aussichtsreich erweisen können;

31.

ist der Auffassung, dass eine aktive Mitverfolgung der Forschungsarbeiten dazu beitragen kann, dass neue und innovative Technologien entstehen, die sich wiederum sehr positiv auf die Wirtschaftsentwicklung auswirken können, sobald sie industriell eingesetzt werden;

Fazit

32.

betont, dass bei der Entwicklung der blauen Wirtschaft der Schutz der natürlichen Umwelt und die nachhaltige Entwicklung gewährleistet werden müssen. Ebenso wichtig ist es jedoch auch, dass bei dieser Entwicklung die Umweltschutzaspekte zum Tragen kommen;

33.

ist der Auffassung, dass im Zusammenhang mit dem blauen Wachstum der Aufbau unabdingbarer Infrastrukturen, insbesondere Seehäfen, Landungsmöglichkeiten und Verkehrsnetze, von ausschlaggebender Bedeutung ist. Aus diesem Grund sollte jede Form der Unterstützung solcher Vorhaben, vor allem Programme für Forschung und Entwicklung, herausgestellt und strategisch angegangen werden;

34.

plädiert dafür, dass bei der Entwicklung der blauen Wirtschaft die regionalen Besonderheiten der europäischen Meeresbecken für die Umsetzung genutzt und berücksichtigt werden;

35.

spricht sich nachdrücklich dafür aus, als Vertreter der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften regelmäßig in die weiteren Arbeiten am blauen Wachstum eingebunden zu werden, darunter auch in die Entwicklung und Errichtung der Strategien für einzelne Meeresbecken, die er als ein wichtiges Mittel zur Umsetzung zentraler Aspekte des blauen Wachstums ansieht.

Brüssel, den 31. Januar 2013

Der Präsident des Ausschusses der Regionen

Ramón Luis VALCÁRCEL SISO


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