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Document 52011XC0629(10)

    Veröffentlichung eines Eintragungsantrags nach Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

    ABl. C 189 vom 29.6.2011, p. 42–45 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

    29.6.2011   

    DE

    Amtsblatt der Europäischen Union

    C 189/42


    Veröffentlichung eines Eintragungsantrags nach Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

    2011/C 189/15

    Diese Veröffentlichung eröffnet die Möglichkeit, nach Artikel 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates (1) Einspruch gegen den Antrag einzulegen. Der Einspruch muss innerhalb von sechs Monaten ab dieser Veröffentlichung bei der Europäischen Kommission eingehen.

    EINZIGES DOKUMENT

    VERORDNUNG (EG) Nr. 510/2006 DES RATES

    „SEL DE GUÉRANDE/FLEUR DE SEL DE GUÉRANDE“

    EG-Nr.: FR-PGI-0005-0861-22.02.2011

    g.g.A. ( X ) g.U. ( )

    1.   Name:

    „Sel de Guérande“/„Fleur de sel de Guérande“

    2.   Mitgliedstaat oder Drittland:

    Frankreich

    3.   Beschreibung des Agrarerzeugnisses oder des Lebensmittels:

    3.1   Erzeugnisart:

    Klasse 1.8 —

    Andere unter Anhang I des Vertrags fallende Erzeugnisse (Gewürze usw.)

    3.2   Beschreibung des Erzeugnisses, für das der unter Punkt 1 aufgeführte Name gilt:

    „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ sind von Hand geerntete Meersalze, die ausschließlich aus den Salzgärten der Halbinsel Guérande stammen. Das Salz wird nach der Ernte weder raffiniert noch gewaschen und enthält keinerlei Zusatzstoffe. Es besteht hauptsächlich aus Natriumchloridkristallen und aus anderen Mineralsalzen und Spurenelementen.

    Zur Herstellung von „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ wird Meerwasser durch eine Reihe von Verdunstungsbecken geleitet, in denen der Salzgehalt durch natürliche Konzentration immer weiter ansteigt, bis im Kristallisierbecken („œillet“) der Kristallisationspunkt erreicht ist.

    3.2.1   „Sel de Guérande“

    „Sel de Guérande“ ist ein graues Meersalz aus Salzkristallen, die sich auf dem natürlichen Lehmboden der Kristallisierbecken absetzen. Das Salz wird von Hand mit einem speziellen Gerät aus der Sole gewonnen. „Sel de Guérande“ wird zunächst gelagert und sortiert und kann dann unverändert, getrocknet oder gemahlen verpackt werden, so dass Salze mit unterschiedlicher Körnung und Feuchtigkeit entstehen.

    3.2.2   „Fleur de sel de Guérande“

    „Fleur de sel de Guérande“ besteht aus leichten, feinen, bröseligen Kristallen, die sich in den Kristallisierbecken („œillets“), in denen das graue Salz gewonnen wird, bei günstigen Wetterverhältnissen (Wind und Sonne) auf der Oberfläche der Sole bilden. „Fleur de sel de Guérande“ wird von Hand mit einem speziellen Gerät von der Oberfläche abgeschöpft, bevor es auf den Grund der Becken sinkt und nicht mehr als „Salzblüte“ geerntet werden kann.

    „Fleur de sel de Guérande“ unterscheidet sich vom grauen Salz durch die Kristallisation an der Oberfläche der Kristallisierbecken und durch seine weiße Farbe (da es nicht mit dem Boden des Beckens in Berührung kommt). Nach Lagerung und Sortierung wird es entweder unverarbeitet oder zur Verbesserung seiner Fließfähigkeit teilgetrocknet verpackt.

    3.3   Rohstoffe (nur für Verarbeitungserzeugnisse):

    Nicht relevant.

    3.4   Futter (nur für Erzeugnisse tierischen Ursprungs):

    Nicht relevant.

    3.5   Besondere Erzeugungsschritte, die in dem abgegrenzten geografischen Gebiet erfolgen müssen:

    Folgende Vorgänge finden in dem geografischen Gebiet statt:

    die Ernte von „Sel de Guérande“ und von „Fleur de sel de Guérande“;

    die Lagerung von „Sel de Guérande“ und von „Fleur de sel de Guérande“ als Schüttgut;

    die erste Verpackung, anhand deren sich die Erzeugnisse rückverfolgen lassen, wenn sie später außerhalb des geografischen Gebiets abschließend verpackt werden.

    3.6   Besondere Vorschriften für Vorgänge wie Schneiden, Reiben, Verpacken usw.:

    Nicht relevant.

    3.7   Besondere Vorschriften für die Etikettierung:

    Für „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ ist eine geschlossene Verpackung vorgeschrieben. Auf dem Etikett muss Folgendes angegeben sein:

    der Name der g.g.A.: „Sel de Guérande“ für das graue Salz sowie die getrockneten und gemahlenen Erzeugnisse aus diesem Salz und „Fleur de sel de Guérande“ für die „Salzblüte“;

    das Kürzel g.g.A. und/oder der Vermerk „Geschützte geografische Angabe“;

    Name und Anschrift der Kooperative („Organisme de Défense et de Gestion“).

    4.   Kurzbeschreibung der Abgrenzung des geografischen Gebiets:

    Das geografische Gebiet umfasst 39 Gemeinden im Departement Loire-Atlantique (Région Pays de La Loire) und 7 Gemeinden im Departement Morbihan (Région Bretagne).

    Departements

    Gemeinden

    Loire-Atlantique

    (39 Gemeinden)

    Asserac

    Batz-sur-Mer

    Baule-Escoublac (LA)

    Besne

    Bouée

    Campbon

    Chapelle-des-Marais (LA)

    Chapelle Launay (LA)

    Croisic (LE)

    Crossac

    Donges

    Drefféac

    Guenrouët

    Guérande

    Herbignac

    Lavau-sur-Loire

    Malville

    Mesquer

    Missillac

    Montoir-de-Bretagne

    Piriac-sur-Mer

    Pont-Château

    Pornichet

    Pouliguen (LE)

    Prinquiau

    Quilly

    Saint-André-des-Eaux

    Saint-Gildas-des-Bois

    Saint-Joachim

    Saint-Lyphard

    Saint-Malo-de-Guersac

    Saint-Molf

    Saint-Nazaire

    Sainte-Anne-sur-Brivet

    Sainte-Reine-de-Bretagne

    Savenay

    Sévérac

    Trignac

    Turballe (LA)

    Morbihan

    (7 Gemeinden)

    Camoël

    Férel

    Nivillac

    Pénestin

    Roche-Bernard (LA)

    Saint-Dolay

    Théhillac

    5.   Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet:

    5.1   Besonderheit des geografischen Gebiets:

    Die Besonderheit des geografischen Gebiets beruht auf den klimatischen Bedingungen: Wind und Sonne, Meeresklima mit milden Wintern und frischen Sommern.

    Auch die Bodenverhältnisse spielen eine Rolle: Für die küstennahen Salzgärten werden große Flächen mit Lehmboden benötigt, die auf der Höhe des höchsten Hochwasserstands liegen und vor der Dünung geschützt sind. Die Salzgärten von Guérande wurden an der Rückseite von Landzungen angelegt. Die lehmigen Böden (mit ihrer Undurchlässigkeit und Plastizität) haben es den Menschen ermöglicht, hier Salinen zu bauen.

    Die Besonderheit des Gebietes gründet sich auch auf menschliche Faktoren und die Art der Nutzung. Die Salinen von Guérande wurden erstmals im Jahr 854 („Cartulaire de Redon“) erwähnt. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert erlebten die Salzgärten von Guérande einen ersten Aufschwung und ab dem 16. Jahrhundert hat die Zahl der Kristallisationsbecken erheblich zugenommen, bis sie im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte. Zwischen 1840 und 1960 ging die Zahl der Salzgärten zurück. Seit 1970 erlebt die Salzproduktion auf Guérande einen erneuten Aufschwung. Es werden immer noch die gleichen Salinen genutzt und die gleichen Produktionstechniken angewandt wie in früheren Jahrhunderten. Die Salinen wurden nach traditionellen Techniken instand gesetzt. 1979 wurde auf der Halbinsel Guérande ein Ausbildungszentrum für Salzbauern eingerichtet.

    Da die Produktion von Jahr zu Jahr schwankt, ist die Vorratshaltung historisch und wirtschaftlich gesehen von strategischer Bedeutung für die Erzeuger und die Vermarkter von Guérande. Die Salzlager befinden sich seit jeher am Rande der Salinen. Das geografische Gebiet der g.g.A. umfasst die Gemeinden, in denen sich früher diese Lagerstätten befanden und die Salzverkäufer tätig waren.

    5.2   Besonderheit des Erzeugnisses:

    Charakteristische Merkmale:

    Die in den Salzgärten der Halbinsel Guérande angewandte Erntemethode ist ausschlaggebend für die charakteristischen Merkmale von „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“:

     

    physikalisch: bröselige Textur, leichte Graufärbung des „Sel de Guérande“ (das in einer dünnen Soleschicht in Becken mit Lehmboden geerntet wird), natürliches Weiß des „Fleur de sel de Guérande“ (das vor der Salzernte von der Oberfläche der Kristallisationsbecken in den Salinen abgeschöpft wird);

     

    chemisch: natürliche Salze, die nach der Ernte weder gewaschen noch raffiniert werden, ohne Zusatzstoffe, aus dem Meer gewonnen und daher reich an Mineralien (Magnesium, Kalzium, Kalium) und Spurenelementen, mit einem relativ hohen Feuchtigkeitsgehalt;

     

    organoleptisch: keine Bitterstoffe und nicht scharf.

    Die Produktionsmethode und das seit altersher hohe Ansehen von „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ tragen zur Besonderheit der Erzeugnisse bei.

    Spezielles Fachwissen:

    Die Salzbauern auf der Halbinsel Guérande beherrschen eine Produktionstechnik, die eines der ältesten maritimen Agrarsysteme an der französischen Atlantikküste darstellt. Die Struktur der Salinen ist eine Besonderheit von Guérande. Der Salzbauer regelt den Wasserstand und die Zirkulation in den verschiedenen Becken, damit die Salzkonzentration im Verlauf mehrerer Wochen ansteigt (in den letzten Verdunstungsbecken, den „adernes“, wird die Konzentration knapp unter dem Kristallisationspunkt gehalten), eine natürliche Reinigung des Wassers durch Absetzen stattfindet und schließlich das Salz geerntet werden kann.

    „Fleur de sel de Guérande“, die Salzblüte, wird von Hand mit der „lousse“, einer Art Rechen von der Oberfläche der Kristallisierbecken („œillets“) abgeschöpft, bevor sie auf den Grund der Becken sinkt.

    Für „Sel de Guérande“, das grobe Salz, werden die Kristalle in der Mitte der Kristallisierbecken gesammelt, zu der dafür vorgesehenen Plattform („ladure“) am Rand des Kristallisierbeckens geschoben und mit dem „las“, einem Holzschieber, auf die Plattform gehoben. Mit diesem Gerät wird die Sole so in Bewegung versetzt, dass sich die am Boden abgelagerten Kristalle verschieben lassen, ohne dass Lehmpartikel mitgeführt werden.

    Auch die Lagerung und die Verpackung von „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ erfordern wegen der natürlichen Eigenschaften und der charakteristischen Merkmale der Erzeugnisse (notwendiges Abtropfen, geringe Fließfähigkeit, schnelle Aufnahme von Luftfeuchtigkeit) spezielles Fachwissen und besondere Kompetenzen. Damit „Fleur de sel de Guérande“ abgetropft und so rein wie möglich ausgeliefert oder verpackt werden kann, nehmen die Erzeuger eine erste Lagerung (Zwischen- oder Vorlagerung) und Sortierung vor. Zwischengelagert wird bei den Erzeugern, die in Anbetracht der Grundstückspreise nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe der Salzgärten wohnen. Dies wurde bei der Abgrenzung der g.g.A. berücksichtigt.

    Ansehen:

    Gastronomen schätzen „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“, deren geschmackliche und ernährungsphysiologische Qualitäten seit Jahrhunderten anerkannt sind. Wie groß das Interesse der Verbraucher an „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ ist, zeigen Untersuchungen und Erhebungen von Marketinggesellschaften und Handel. Auch viele namhafte Restaurantbesitzer und Lebensmittelunternehmen haben sich für dieses Salz entschieden. In zahllosen Artikeln wird über „Sel de Guérande“ und/oder „Fleur de sel de Guérande“ berichtet.

    Spätestens seit 1698 spricht man vom „Salz von Guérande“ bzw. den „Salzen von Guérande“. In den 1930er Jahren taucht in Veröffentlichungen die Bezeichnung „Fleur de sel“ auf, die sich jedoch erst Ende der 1970er Jahre allgemein durchsetzen kann. Die Verbreitung der Bezeichnungen „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ ging mit dem kommerziellen Aufschwung der Produkte Ende der 1980er Jahre einher.

    „Sel de Guérande“ ist in einem ganz gewöhnlichen Produktbereich zum Pionier geworden und hat eine Differenzierung des Salzmarktes bewirkt, auf dem heute „Salze mit Ursprungsbezeichnung“ angeboten werden.

    5.3   Ursächlicher Zusammenhang zwischen dem geografischen Gebiet und der Qualität oder den Merkmalen des Erzeugnisses (im Falle einer g.U.) oder einer bestimmten Qualität, dem Ansehen oder sonstigen Eigenschaften des Erzeugnisses (g.g.A.):

    „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ dürfen nur in den genau lokalisierten Salzgärten geerntet werden, die durch den natürlichen Lehmboden und den Gezeiteneinfluss geprägt sind. Das komplizierte Bewässerungssystem und die Architektur der Salinen sind wesentliche Elemente der Landschaft und der fachlichen Erfahrung von Guérande.

    Die Erntemethode in den Salzgärten der Halbinsel Guérande unterscheidet sich von den Verfahren in anderen Produktionsstätten an der Atlantikküste. Kennzeichnend für das Vorgehen auf Guérande sind die Nutzung der Gezeiten, die Verwendung von drei verschiedenen Arten von Becken, in denen die Konzentration des Salzes immer weiter ansteigt, die Regelmäßigkeit der Ernten, das Herausholen des Salzes aus der Sole und der Verzicht auf Mechanisierung.

    „Sel de Guérande“ und „Fleur de sel de Guérande“ darf nur in dem geografischen Gebiet der g.g.A, in dem die Erzeuger und die Vermarkter mit ihrem Fachwissen ansässig sind, als Schüttgut gelagert werden. Auch die erste Verpackung in geschlossenen, etikettierten Behältnissen im Gebiet der g.g.A., bevor das Salz die Region verlässt, ist unerlässlich als Garantie für die Herkunft und die Rückverfolgbarkeit der Erzeugnisse.

    Hinweis auf die Veröffentlichung der Spezifikation:

    (Artikel 5 Absatz 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006)

    https://www.inao.gouv.fr/fichier/CDCIGPSelDeGuerandeFleurDeSelDeGuerande.pdf


    (1)  ABl. L 93 vom 31.3.2006, S. 12.


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