Ein neuer Rahmen für die offene Koordinierung der Sozialschutzpolitik und der Eingliederungspolitik

Zweck der Mitteilung ist die Straffung und Stärkung der offenen Koordinierungsmethode in den Politikbereichen Sozialschutz und Armutsbekämpfung. Die gestraffte OKM wird mehr Außenwirkung entfalten, praxisorientierter und stärker auf die überarbeitete Lissabon-Strategie ausgerichtet sein. Sie wird die Berichterstattung vereinfachen und die Möglichkeiten des Meinungsaustausches zwischen den Mitgliedstaaten über die Politikgestaltung erweitern.

RECHTSAKT

Mitteilung der Kommission vom 22. Dezember 2005 „Ein neuer Rahmen für die offene Koordinierung der Sozialschutzpolitik und der Eingliederungspolitik" [KOM(2005)706 - nicht im Amtsblatt veröffentlicht].

ZUSAMMENFASSUNG

Bewertung der OKM-Arbeiten

Vor der Ausarbeitung ihrer Vorschläge bat die Kommission die Mitgliedstaaten, die Sozialpartner, die NRO und die Sozialschutzeinrichtungen, einen Fragebogen zur OKM und zu deren Methoden zu beantworten.

Die Stakeholder sehen in der OKM ein wertvolles Instrument, das sich nach ihrer Einschätzung positiv auf die Politikgestaltung auswirkt. Sie befürworten eine gezieltere Ausrichtung des Prozesses bei vereinfachter Berichterstattung.

Die Straffung soll

NEUE GEMEINSAME ZIELSETZUNGEN FÜR DIE GESTRAFFTE OKM

Die neuen Ziele sind auf der Basis der bestehenden Zielvorgaben von Nizza zur Eingliederung und der rentenpolitischen Ziele von Laeken zu den Renten formuliert.

Übergreifende Ziele

Ziele in den verschiedenen Teilbereichen

VERFAHREN UND ARBEITSWEISEN ZUR STRAFFUNG DER OKM

Berichterstattung und Bewertung

Auf der Basis der neuen gemeinsamen Zielvorgaben werden nationale Strategien für Sozialschutz und soziale Eingliederung entworfen. Diese Strategien werden Folgendes beinhalten:

Die Kommission wird einen Gemeinsamen Bericht über Sozialschutz und soziale Eingliederung ausarbeiten (von Rat und Kommission anzunehmen). Darin wird man die Fortschritte der Mitgliedstaaten und die wichtigsten Trends zusammenfassend darstellen.

Zeitplan für Berichterstattung und Bewertung

Die nationalen Strategien für Sozialschutz und soziale Eingliederung decken normalerweise einen Zeithorizont von drei Jahren ab. Zur Gleichschaltung mit dem neuen Lissabon-Terminplan sollten die ersten Berichte im September 2006 vorgelegt werden. Man wird von den Mitgliedstaaten nicht verlangen, dass sie in den dazwischenliegenden „ruhigeren", d. h. weniger Aufwand erfordernden Jahren nationale Strategien ausarbeiten. Falls sie es wünschen, können sie jedoch über etwaige neue Politikinitiativen oder über den Stand der Umsetzung berichten.

Das gegenseitige Lernen stärker fördern

Der Erfahrungsaustausch und das gegenseitige Lernen sollten künftig einen höheren Rang haben und besser in den Berichterstattungs- und Bewertungsprozess integriert sein. Die geplante PROGRESS-Haushaltslinie wird künftig ähnliche Austauschprojekte im gesamten OKM-Bereich unterstützen.

Einbeziehung von Akteuren und Governance

In der gestrafften OKM sollten Good Governance, Transparenz und Einbeziehung von Akteuren einen höheren Stellenwert bekommen:

Die Außenwirkung steigern

Eine größere Außenwirkung der OKM könnte die Debatten über dieses Thema in den Mitgliedstaaten positiv beeinflussen. Der ruhigere Rhythmus der Berichterstattung und Bewertung könnte dazu genutzt werden, besser über die OKM zu informieren durch Abhaltung von für alle Akteure offenen nationalen Seminaren.

Kontext

Die Politikbereiche Sozialschutz und soziale Integration sind nicht Bestandteil des Gemeinschaftsrechts. Deshalb wird in der Union in diesen Bereichen seit der Tagung des Europäischen Rates in Lissabon im März 2000 die offene Koordinierungsmethode (OKM) praktiziert. Diese Methode erlaubt es, in den folgenden drei Einzelbereichen gemeinsame Ziele festzulegen und Good Practice zwischen den Mitgliedstaaten auszutauschen: soziale Eingliederung (seit 2000), Renten und Rentensysteme (seit 2001), künftige Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege (seit 2004). Konkret besteht die OMK aus folgenden Einzelschritten: Vorgabe allgemeiner gemeinsamer Ziele; Ausarbeitung von Aktionsplänen und nationalen Berichten, in denen die Mitgliedstaaten darlegen, mit welchen politischen Maßnahmen sie die gemeinsamen Ziel realisieren wollen; Bewertung dieser Pläne und Strategien in gemeinsamen Berichten von Kommission und Rat.

Zur besseren Koordination in Bezug auf die sozialen Prozesse und deren Einpassung in die Lissabon-Strategie (insbesondere in die grundlegende Ausrichtung der Wirtschaftspolitik und der europäischen Beschäftigungsstrategie) wurde bereits 2003 beschlossen, die OKM zu straffen (siehe Mitteilung der Kommission vom Mai 2003 über die Straffung der offenen Koordinierung im Bereich Sozialschutz).

In der logischen Weiterführung der Bemühungen um Straffung werden in der vorliegenden Mitteilung neue gemeinsame Ziele für die drei Teilbereiche der OKM und die Anwendung neuer Verfahren ab 2006 vorgeschlagen. Die gestraffte OKM ist mit der überarbeiteten Lissabon-Strategie gleichzuschalten und muss in einer engen Wechselwirkung mit dieser Strategie stehen: Sie wird als Input in die Wachstums- und Beschäftigungsziele eingehen, während andererseits die sich aus Lissabon ableitenden Programme zur Realisierung der Ziele im Bereich sozialer Zusammenhalt beitragen werden.

VERBUNDENE RECHTSAKTE

Mitteilung der Kommission vom 20. April 2004 - Modernisierung des Sozialschutzes für die Entwicklung einer hochwertigen, zugänglichen und zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege: Unterstützung der einzelstaatlichen Strategien durch die „offene Koordinierungsmethode" [KOM/2004/0304 endgültig - nicht im Amtsblatt veröffentlicht].

Mitteilung der Kommission vom 27. Mai 2003 - Stärkung der sozialen Dimension der Lissabonner Strategie: Straffung der offenen Koordinierung im Bereich Sozialschutz [ KOM(2003) 261 endgültig - Amtsblatt L 314 vom 13.10.2004].

Mitteilung der Kommission - Unterstützung nationaler Strategien für zukunftssichere Renten durch eine integrierte Vorgehensweise [KOM(2001) 362 endgültig - nicht im Amtsblatt veröffentlicht].

Letzte Änderung: 19.01.2006