Brüssel, den 6.9.2018

COM(2018) 612 final

BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT

über die Bewertung von Europeana und zum weiteren Vorgehen

{SWD(2018) 398 final}


1.Einleitung

In diesem Bericht werden die Ergebnisse der unabhängigen Bewertung von Europeana als ein europäisches kulturelles und digitales Innovationsprojekt sowie die Zielvorstellungen der Kommission in Bezug auf das weitere Vorgehen zur künftigen Entwicklung von Europeana beschrieben.

Dem Bericht ist eine Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen SWD(2018) 298 mit näheren Angaben zur Bewertung von Europeana beigefügt.

1.1.Europeana

Europeana wurde 2008 als „Die Europäische Digitale Bibliothek“ gestartet, um den Zugang aller zum Kulturerbe Europas über einen einzigen Zugangspunkt zu ermöglichen. Die Schaffung von Europeana wurde mit einem Schreiben von sechs Staats- und Regierungschefs an die Kommission im Jahr 2005 auf den Weg gebracht.

Die Kommission hat seitdem finanzielle und politische Unterstützung 1 für die Koordinierung und Integration der Bemühungen der EU-Mitgliedstaaten zur Digitalisierung und Online-Bereitstellung kulturellen Materials geleistet. Darunter fallen die Normung, die Interoperabilität und die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen in ganz Europa, die mit der Bewahrung des europäischen Kulturerbes betraut sind. Europeana trägt zur Umsetzung einer Reihe untrennbar miteinander verflochtener Strategien und Maßnahmen bei, einschließlich des digitalen Binnenmarkts und der Empfehlung der Kommission (2011/711/EU) 2 sowie der damit zusammenhängenden Schlussfolgerungen des Rates 3 , in denen die Mitgliedstaaten aufgefordert werden, mehr Material online zu stellen und die langfristige Bewahrung des digitalen Materials zu gewährleisten.

Heute ist Europeana Europas digitale Plattform für das Kulturerbe, die im Rahmen der Fazilität „Connecting Europe“ (CEF) 4 als etablierte digitale Dienstinfrastruktur finanziert wird, und zwar mit dem Ziel,

-das digitalisierte Material zum Kulturerbe Europas online zu stellen und seine grenzüberschreitende Sichtbarkeit und Nutzung in ganz Europa zu fördern;

-Lösungen für die transeuropäische Interoperabilität und Zugänglichkeit digitaler Ressourcen des europäischen Erbes anzubieten;

-die Bedingungen für die Weiterverwendung und Erleichterung der Übernahme digitaler kultureller Inhalte und Metadaten in anderen Bereichen weiter zu verbessern, etwa in Forschung, Bildung, Tourismus oder in der Kreativwirtschaft;

-einen mehrsprachigen, benutzerfreundlichen Zugangspunkt zum reichen und vielfältigen Erbe Europas bereitzustellen.

Europeana bietet derzeit Zugang zu über 51 Millionen Objekten aus den Sammlungen von mehr als 3 700 Bibliotheken, Archiven, Museen, Galerien und audiovisuellen Sammlungen aus ganz Europa über ihr Hauptportal „Europeana Collections“ ( europeana.eu ) sowie über die Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs) der Plattform. Europeana bietet Dienstleistungen für unterschiedliche Nutzergruppen an, zum Beispiel:

-Datenpartner (beitragende Kultureinrichtungen) und Fachkräfte im Bereich des Kulturerbes;

-Endnutzer (jeder, der sich für Kultur interessiert);

-Weiterverwender (Fachkräfte aus den Bereichen Bildung, Forschung und Kreativwirtschaft).

Die Vereinigung Europeana-Netzwerk unterstützt mit über 1 700 Fachkräften aus den Bereichen Kulturerbe, Kreativwirtschaft und Technologie die Werte und die Arbeit von Europeana, sorgt für den Austausch und die Förderung bewährter Vorgehensweisen bei der Digitalisierung und Normung von Metadaten und schafft Anreize für den Aufbau von Kapazitäten in den mit dem Kulturerbe befassten Kreisen.

Europeana trägt zur Bewahrung und Förderung der europäischen Kultur im digitalen Zeitalter bei und bindet alle EU-Mitgliedstaaten darin ein. Sie fördert die Ziele des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018, um die gemeinsame Nutzung und Würdigung des kulturellen Erbes Europas zu fördern, für die gemeinsame Geschichte und die gemeinsamen Werte zu sensibilisieren und das Zugehörigkeitsgefühl zu einem gemeinsamen europäischen Raum zu stärken. Europeana ist der einzige digitale Kulturerbepartner des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018.

1.2.Eine neue europäische Agenda für Kultur

In ihrer Mitteilung vom 22. Mai 2018 5 kündigte die Kommission „weitere Schritte für Europeana, die europäische digitale Kulturerbe-Plattform (2018)“ an mit dem Ziel, diese als gesamteuropäischen Wegbereiter für den digitalen Wandel im Bereich des Kulturerbes und als Schlüsselinitiative für einen demokratischen Zugang zur Kultur voranzutreiben. Zusammen mit anderen angekündigten Initiativen, etwa dem Netz von Kompetenzzentren für die Bewahrung von Wissen über gefährdete Denkmäler über eine groß angelegte Digitalisierung, die bevorstehende Einrichtung eines Online-Verzeichnisses europäischer Filme und des gesamteuropäischen Netzes digitaler Kreativ- und Innovationszentren trägt Europeana zur weiteren Förderung, Verbreitung und Verfügbarkeit der Kultur und des Kulturerbes Europas bei.

Im vorliegenden Bericht werden die Ergebnisse der in den Schlussfolgerungen des Rates vom 31. Mai 2016 zur Rolle von Europeana für den digitalen Zugang, die Sichtbarkeit und die Nutzung des europäischen Kulturerbes 6 geforderten unabhängigen Bewertung sowie die Zielvorstellungen der Kommission für das weitere Vorgehen zur künftigen Entwicklung von Europeana dargelegt.

Als Reaktion auf die Aufforderung des Rates hat die Kommission folgende Maßnahmen ergriffen:

a) Eine Bewertung von Europeana aufgrund der fünf zwingend zu erfüllenden Kriterien der Leitlinien der Kommission für eine bessere Rechtsetzung 7 (Relevanz, Wirksamkeit, Effizienz, Kohärenz, EU-Mehrwert). Die Bewertung erstreckt sich sowohl auf das zugrunde liegende Konzept und den Wert von Europeana als europäisches kulturelles und digitales Innovationsprojekt als auch auf eine eingehende Überprüfung der Angemessenheit und Tragfähigkeit der von Europeana erbrachten Dienstleistungen als digitale Dienstinfrastruktur im Rahmen der CEF.

b) Eine Analyse möglicher Optionen für die mittel- und langfristige Entwicklung von Europeana auf der Grundlage der Bewertungsergebnisse.

Zur Unterstützung der Kommission bei der Bewertung und der Ausrichtung der zukünftigen Entwicklung von Europeana wurde ein Expertengremium beauftragt, dem fünf unabhängige Sachverständige aus unterschiedlichen relevanten Sachgebieten angehören. Von einem externen Beratungsunternehmen wurde eine unabhängige Studie durchgeführt, um die Fragen und die Methodik der Bewertung zu präzisieren, Daten zum Nachweis zusammenzutragen (einschließlich Sekundärforschung, Fallstudien, Befragungen, Benchmarking, eine Bewertung der technischen Benutzbarkeit und Auswertung der öffentlichen Online-Konsultation) und die Bewertungsfragen anhand der Beiträge der Experten zu beurteilen.

Die Kommission hat ferner 12 Wochen lang eine öffentliche Online-Konsultation in allen EU-Amtssprachen durchgeführt. Ein gezielter Fragebogen mit recht fachspezifischen Fragen, der sich an Fachkräfte und Organisationen wandte, die über Erfahrung mit der Infrastruktur und dem Fachkräfte-Netzwerk von Europeana verfügten, war Teil der öffentlichen Konsultation. Die Ergebnisse der öffentlichen Konsultation (basierend auf 1 221 Antworten) haben einen wichtigen Beitrag zur Bewertung geleistet.

2.Die wichtigsten Ergebnisse der Bewertung

Die wichtigsten Ergebnisse der Bewertung können entsprechend den Bewertungskriterien unter folgenden Überschriften zusammengefasst werden.

2.1.Relevanz

Alles in allem ist die Relevanz von Europeana hinsichtlich der Politik und der Prioritäten der EU für die Online-Zugänglichkeit und die Verbreitung des europäischen Kulturerbes hoch. Europeana ist für Einrichtungen des europäischen Kulturerbes relevant, da sie den professionellen Austausch von kulturellem und technologischem Fachwissen fördert.

Europeana hat ihre Ziele hinsichtlich der Menge der Objekte übertroffen, allerdings sind die Relevanz und die Qualität der Inhalte und der Metadaten verbesserungsbedürftig.

Europeana verfügt über eine der größten digitalen Sammlungen der Welt und ist die einzige europaweite Plattform ihrer Art, die Zugang zu Bildern, Text, Ton- und Filmmaterial und 3D-Material aus den Sammlungen von mehr als 3 700 europäischen Bibliotheken, Archiven, Museen, Galerien und audiovisuellen Sammlungen bietet. Europeana ragt auch deshalb heraus, weil sie Material in vielen Sprachen (37 Sprachen) anbietet. Die Relevanz von Europeana für die Politik und die Prioritäten der EU wurde als hoch eingestuft.

Mindestens zwei Drittel der Teilnehmer der öffentlichen Konsultation, die Daten für Europeana bereitstellten, gaben an, dass Europeana durch die Erreichung der Zielgruppen und die Aufwertung von Inhalten sowie die Förderung von Partnerschaften mit anderen Kultureinrichtungen einen Mehrwert für ihre Organisation schuf. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Europeana für das Auffinden und Entdecken des europäischen Kulturerbes wichtig ist. Ihre Sammlungen werden so wahrgenommen, dass sie das kulturelle Wissen und Lernen fördern und vertrauenswürdige Inhaltsquellen bieten.

Auch wenn Europeana ihre Ziele hinsichtlich der Menge der Objekte übertroffen hat, sind die Relevanz und die Qualität der Inhalte und der Metadaten ein Problem. Trotz einer ganzen Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Datenqualität, der weiteren Öffnung der Daten und der Wertschöpfung für ihre Partner sind die Hauptprobleme der Inhalt (etwa hinsichtlich der geografischen und thematischen Abdeckung, der Vertretung von Einrichtungen und der Relevanz und kulturellen Bedeutung bzw. des kulturellen Werts der Inhalte) sowie die Metadaten (etwa mangelnde Übersetzungen, Qualität und Detailgenauigkeit und Unstimmigkeiten oder unterbrochene Links).

Probleme in Verbindung mit den Metadaten haben sich negativ auf die Beliebtheit des Dienstes insgesamt ausgewirkt und die Auffindbarkeit von Material auf Europeana sowie deren Nutzung beeinträchtigt. Eine Reihe von negativen Antworten auf die öffentliche Konsultation betraf die mangelnde Relevanz der Suchergebnisse. Das Angebot hochwertiger Daten ist für Europeana daher ein zentraler Parameter, und Einrichtungen des Kulturerbes spielen diesbezüglich eine maßgebliche Rolle, da letztendlich sie für die Qualität der bereitgestellten Inhalte und Metadaten verantwortlich sind. Die derzeitige Strategie von Europeana zielt daher schwerpunktmäßig darauf ab, die Qualität der Daten zu verbessern und die vorhandenen (und neu eingehenden) Inhalte von Europeana für Endnutzer und Weiterverwender interessanter und wertvoller zu machen.

2.2.Wirksamkeit

Europeana schneidet in Bezug auf viele Aspekte gut ab, allerdings besteht bezüglich anderer Aspekte ein erhebliches Verbesserungspotenzial.

Die Festlegung gemeinsamer Normen, die bewährten Vorgehensweisen und die Förderung offener kultureller Daten gelten als ihre wichtigsten Erfolge. Die gemeinsamen Lösungen und Publishing Frameworks von Europeana wurden von Einrichtungen des Kulturerbes übernommen.

Allerdings verwiesen die vielen beteiligten Nutzergruppen auf die Schwachstellen in der technischen Infrastruktur (einschließlich der Infrastruktur der Sammelstellen) sowie der Funktionalität der Plattform hinsichtlich Mehrsprachigkeit, Such- und Filtermöglichkeiten im Portal, den APIs und der Datenqualität.

Europeana wendet sich an ein breites Spektrum von Zielgruppen, wie z. B. Einrichtungen und Fachkräfte im Bereich Kulturerbe, Forscher, Fachleute aus dem Bildungsbereich und der Kreativwirtschaft sowie die breite Öffentlichkeit. Die Vielfalt der Nutzer und ihre unterschiedlichen Interessen gegenüber Europeana stellen eine Herausforderung dar, wenn es darum geht, den Anforderungen der einzelnen Nutzergruppen mit dem entsprechenden Schwerpunkt gerecht zu werden.

Auch wenn aufgrund der kuratierten Inhalte der Plattform eine oder mehr Nutzergruppen gezielt angesprochen werden können, werden die Suchfunktionen, insbesondere der Mangel an einer differenzierten Filterung zur Verfeinerung der Suche sowie die mangelnde Relevanz der Suchergebnisse, den Erwartungen der Anwenderzielgruppen nicht gerecht. Ein weiteres Problem ist der Grad der Mehrsprachigkeit des Portals: fehlende Übersetzungen von Metadaten und Unstimmigkeiten bei den Suchergebnissen bei Recherchen in unterschiedlichen Sprachen.

Europeana ist bislang beim Erreichen von Bürgern, die in der Regel von ihrer Existenz nichts wissen, nicht besonders effizient, trotz so erfolgreicher Aktivitäten wie den „Collection Days“ zum Ersten Weltkrieg.

Trotz dieser Defizite ist einer der wichtigsten Erfolge von Europeana, dass gemeinsame Normen und Lösungen zur Verfügung gestellt werden, insbesondere das Europeana-Datenmodell 8 , die internationalen Rechtehinweise 9 und der Europeana Publishing Framework 10 . Diese wurden im Kulturerbe-Sektor in Europa und international in größerem Umfang übernommen, beispielsweise in der Digital Public Library of America (DPLA).

2.3.Effizienz

Alles in allem kann Europeana hinsichtlich ihrer Effizienz verbessert werden.

Zwar hat die Initiative erfolgreich ein umfassendes Ökosystem von Sammelstellen und Einrichtungen des Kulturerbes aufgebaut, doch die größte Herausforderung liegt in der Effizienz des vielschichtigen Sammlungsprozesses.

Die derzeitige Struktur der Sammelstellen beruht auf bereichsbezogenen und nationalen Sammelstellen, die Daten von 3 700 Einrichtungen einbringen. Insbesondere schließen sich dabei die beitragenden Einrichtungen mit Sammelstellen zusammen, die ihre Daten harmonisieren und Europeana zur Verfügung stellen. Dies setzt allerdings einen komplexen Ablauf voraus, bei dem in vielen Fällen die Veröffentlichung und Aktualisierung der Daten durch Verzögerungen oder Kommunikationsprobleme zwischen den Betroffenen beeinträchtigt werden. Der Mangel an Werkzeugen für die Aktualisierung der Metadaten führt dazu, dass insgesamt verstärkt Anstrengungen zur Bereitstellung hochwertiger Daten unternommen werden müssen. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Einrichtungen, die im Rahmen von inzwischen ausgelaufenen, von der EU finanzierten Projekten Beiträge geleistet haben, nur beschränkt über die Möglichkeit verfügen, ihre Daten zu aktualisieren, insbesondere in Ländern, in denen es keine nationalen Sammelstellen gibt.

Auch mit der Finanzierungsregelung gab es Probleme hinsichtlich der Effizienz. Trotz der Bemühungen der Kommission, der Mitgliedstaaten und der Europeana-Stiftung (Betreiber der Kerndienstplattform) erwies sich das auf Finanzhilfen (für die eine Kofinanzierung erforderlich war) beruhende Finanzierungsmodell für die weitere Bereitstellung der Kerndienste als ungeeignet. In den Schlussfolgerungen des Rates des Jahres 2016 wurden die Mitgliedstaaten aufgefordert, weiterhin finanzielle Unterstützung für Europeana zu leisten, bis die Kommission ihr Fördersystem schrittweise von einem auf Finanzhilfen beruhenden auf ein auf der Auftragsvergabe beruhendes System, das die Kosten aller Kerndienste abdecken kann, umgestellt hat. Diese Umstellung fand im September 2017 statt.

Trotz der genannten Einschränkungen ist es der Europeana vor allem gelungen, ein umfassendes Ökosystem bzw. ein Netz bereichsbezogener und nationaler Sammelstellen und Einrichtungen des Kulturerbes aufzubauen, die bei der Förderung des Zugangs zum digitalen Kulturerbe Europas eine Schlüsselrolle spielen.

2.4.Kohärenz

Europeana ist kohärent und gut auf die Politik und Prioritäten der EU im weiteren Sinne abgestimmt und zugleich mit den nationalen Strategien der EU-Mitgliedstaaten kohärent.

Die Bewertung bestätigt die Kohärenz der Europeana hinsichtlich der EU-Politik, die mit der Mitteilung von Göteborg vom November 2017 in Einklang steht 11 . Das Europäische Jahr des Kulturerbes 2018 soll Anlass bieten zu zeigen, wie digitale Instrumente den Zugang zu kulturellem Material und Angeboten erweitern können, und hat auf Initiativen wie Europeana aufmerksam gemacht, die den Zugang zu Kulturerbematerial im Besitz von Bibliotheken, Archiven und Museen fördert. Es ist auch mit den nationalen Strategien zur Digitalisierung und Online-Zugänglichkeit von Kulturerbematerial der EU-Mitgliedstaaten kohärent. Europeana dient in gewissem Maße der Bewältigung der Herausforderungen, mit denen die EU-Mitgliedstaaten bei der Digitalisierung des Kulturerbes und der Umgestaltung des Zugangs zur Kultur konfrontiert sind. So gilt die Arbeit von Europeana beispielsweise in den Bereichen Normung, Werkzeuge und offener Zugang über alle vom digitalen Wandel beeinflussten Sektoren hinweg als hilfreich, selbst wenn nicht alle Beteiligten mit den konkret geförderten Lösungen einverstanden sind.

2.5.Europäischer Mehrwert

Europeana hat einen Mehrwert geschaffen, denn sie hat bei der digitalen Entwicklung des Kulturerbe-Sektors in Europa eine maßgebliche Rolle gespielt. Darüber hinaus hat Europeana bei den europäischen Bürgerinnen und Bürgern zur Stärkung eines gemeinsamen Geschichtsbewusstseins und Identitätsgefühls beitragen.

Die Europeana-Initiative hat entscheidend zur Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der Normung mit dem übergeordneten Ziel beigetragen, die Verwendung von Normen bei der Digitalisierung und der gemeinsamen Nutzung von digitalisiertem Kulturmaterial in ganz Europa zu verbessern. Initiativen auf nationaler Ebene in Verbindung mit der Normung von Metadaten oder der Schaffung nationaler Portale in einer Reihe von Mitgliedstaaten wären ohne Europeana nicht denkbar. Auch für die Förderung offener kultureller Daten ist die Beteiligung von Europeana von maßgeblicher Bedeutung. Nach den im Rahmen der öffentlichen Konsultation eingegangenen Antworten gilt die Beteiligung von Europeana bei dem Versuch, eine offene Kultur/offene Metadaten voranzubringen, als die Tätigkeit, die am stärksten (82 %) dazu beigetragen hat, dass die Arbeit von Einrichtungen des Kulturerbes vorangebracht und gefördert werden konnte.

Europeana hat über ihre thematischen Sammlungen und partizipativen Kampagnen wie z. B. die Kampagne zum Ersten Weltkrieg, bei der die ganz persönlichen Geschichten von Menschen in einen größeren europäischen Kontext gestellt wurden, oder vor Kurzem auch die Kampagne Migration aber auch zur Stärkung eines gemeinsamen Geschichtsbewusstseins und Identitätsgefühls beigetragen.

3.Ausrichtung der künftigen Entwicklung von Europeana

Die Europäische Kommission ist bestrebt, Europeana unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Bewertungsstudie sowie der Analyse künftiger Optionen durch das Expertengremium in Bezug auf das künftige Wertversprechen der Europeana 12 zu einem maßgeblichen Akteur des gesamteuropäischen Netzes digitaler Kreativ- und Innovationszentren beim digitalen Umbau der Einrichtungen des Kulturerbes zu machen.

Die Analyse der Kommission stützt sich auf die wichtigsten Stärken von Europeana sowie darauf, dass die Defizite, die bei der Bewertung aufgezeigt wurden, beseitigt werden müssen, wobei den sich abzeichnenden Trends und Entwicklungen im Sektor des digitalen Kulturerbes Rechnung zu tragen ist.

3.1.Tätigkeitsbereich

Einer der Hauptschwerpunkte der künftigen Tätigkeit von Europeana sind die Anforderungen der wichtigsten Beteiligten im Kulturerbe-Sektor, insbesondere der Einrichtungen des Kulturerbes, die mit der Initiative bei ihren Bemühungen zur Bewältigung des digitalen Wandels unterstützt und gelenkt werden sollen. Europeana wird ihre Verbindungen mit Einrichtungen des Kulturerbes durch Wertschöpfung in folgenden Tätigkeitsbereichen ausbauen.

i) Stärkung der technischen Kernplattform der Initiative durch Bereitstellung einer leistungsfähigen und verlässlichen Grundlage zur Förderung von Einrichtungen des Kulturerbes, insbesondere:

-eine technische Infrastruktur und hochmoderne Werkzeuge, mit denen Kultureinrichtungen hochwertige Inhalte und Metadaten für Europeana zugänglich machen können (Infrastruktur der Sammelstellen und Dienste);

-deutliche Verbesserung der Auffindbarkeit digitaler kultureller Materialien;

-Stärkung der mehrsprachigen Aspekte für die Nutzer, damit sie Inhalte unabhängig von der Originalsprache der Kulturmaterialien entdecken, sich daran erfreuen und weiterverwenden können;

-Beibehaltung der Verantwortung für die Qualität der angebotenen Daten und Dienste.

ii) Die Kommission ist darüber hinaus der Auffassung, dass die Initiative Europeana rund um die Stärkung der Handlungskompetenz von Kulturerbegemeinschaften in den Mitgliedstaaten aufgestellt werden sollte. Europeana soll Datenlieferanten und Sammelstellen maßgeblich im Hinblick auf eine effiziente Aufnahme und Aktualisierung von Daten unterstützen. Nach Ansicht der Kommission sind die Sammelstellen – lokal, national und bereichsbezogen – für die Initiative Europeana von zentraler Bedeutung. Ihre Rolle als Vermittler zwischen Kultureinrichtungen von den Mitgliedstaaten und der Initiative sollte aktiv unterstützt werden.

iii) Die Kommission ist der Auffassung, dass die Initiative das Potenzial dieser Inhalte über kuratierte und mehrsprachige Sammlungen, Ausstellungen und virtuelle Galerien auf der Grundlage hochwertiger Daten zur Geltung bringen sollte und damit eine breite Themenvielfalt geschaffen werden kann, die die Darstellung des Geschehens in Europa und die europäische Dimension stärken.

iv) Hierzu sollte Europeana die Infrastruktur überdenken, die für die Entwicklung und Verarbeitung intelligenter Inhalte erforderlich ist, um ihr digitales Angebot mithilfe unterschiedlicher Konzepte auf der Basis künstlicher Intelligenz, natürlicher Sprachverarbeitung und Massendatenverarbeitung (Big Data) zu verbessern und damit die Erstellung, Verwaltung und Präsentation von Inhalten und Metadaten so weit wie möglich zu automatisieren. Europeana sollte die Entwicklung von Normen, Werkzeugen und Diensten aktiv verfolgen und umsetzen, um digitale Inhalte weiter anzureichern, zu präzisieren und zu automatisieren. Damit können intelligente Inhalte erstellt werden, die sich in anderen Sektoren weiterverwenden lassen, etwa in der Bildung, Forschung oder in der Kreativwirtschaft.

v) Europeana sollte aber auch weiterhin die Triebkraft der Normung, gemeinsamer Lösungen und bewährter Vorgehensweisen im digitalen Kulturerbe-Sektor sein und als Impulsgeber und Wegbereiter für die digitale Transformation von Einrichtungen des Kulturerbes fungieren.

In einem solchen Zusammenhang ist es von zentraler Bedeutung, dass Europeana und ihr Netzwerk von Sammelstellen, Einrichtungen und Fachkräften gemeinsam die digitale Transformation des Kulturerbe-Sektors gestalten, indem sie die institutionelle und professionelle Zusammenarbeit vorantreiben, die dem Aufbau von Fachwissen und Kompetenzen förderlich ist. Dies trägt zum Aufbau von Kapazitäten in den Einrichtungen des Kulturerbes bei damit sogar die kleinsten Einrichtungen die Möglichkeit bekommen, sich dem digitalen Wandel zu stellen.

3.2.Finanzierung

Europeana wird auch künftig im Rahmen des CEF-Programms über eine Kombination von Finanzhilfen und Auftragsvergabe bis zum Ende des laufenden mehrjährigen Finanzrahmens finanziert. Während die Kerndienste über die Vergabe von Aufträgen finanziert werden, um die Stabilität der erbrachten Dienstleistungen zu gewährleisten, werden Finanzhilfen als Finanzinstrumente zur Förderung von Kultureinrichtungen verwendet, damit diese einen Beitrag zu Europeana leisten können.

Im Entwurf des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens (COM(2018) 321 final) hat die Kommission vorgeschlagen, Europeana im Rahmen des Programms „Digitales Europa“ zu finanzieren, mit dem der Kapazitätsaufbau verschiedener Sektoren und die Vorzeigeprojekte in diesen Sektoren, denen dieser Kapazitätsaufbau zugute kommt, gestärkt werden sollen.

Die Arbeiten im Rahmen dieses Programms werden durch Forschungs- und Innovationstätigkeiten im Rahmen von „Horizont Europa“ zur Digitalisierung von Kulturerbestätten und ‑Denkmälern, zur automatischen Deutung des Kulturerbes sowie als virtuelle Museen abgerundet.

3.3.Lenkung und Leitung

Der Leitungsmechanismus steht unter der Schirmherrschaft der Expertengruppe der Kommission für „Digitales Kulturerbe und Europeana“ (DCHE). Die Mitglieder dieser Gruppe vertreten die Mitgliedstaaten und arbeiten mit der Kommission in den Bereichen Digitalisierung, Online-Zugänglichkeit von kulturellem Material und dessen digitaler Bewahrung zusammen.

Mit den Beiträgen der DCHE zur Strategie von Europeana werden eine stärkere Einbindung und eine in zunehmendem Maße aktive Beteiligung der Mitgliedstaaten sowie von Kultureinrichtungen gewährleistet.

Darüber hinaus wird die DCHE durch eine Untergruppe von Experten unterstützt, die im Rahmen einer Aufforderung zur Interessenbekundung ausgewählt werden. Ihre Aufgabe wird sein, eine tragfähige, innovative und zukunftsorientierte Beratung und Lösungen anzubieten, damit den unterschiedlichen Bedürfnissen der Zielgruppen und Interessenträger von Europeana Rechnung getragen werden kann.

4.Schlussfolgerungen

Bei der Bewertung wurde deutlich, dass der europäische Mehrwert von Europeana von den Einrichtungen des Kulturerbes in der EU alles in allem geschätzt und gewürdigt wird. Die Bewertung hat aufgrund des gemischten, jedoch begeisterten Feedbacks der Teilnehmer aber auch gezeigt, dass Europeana eine Initiative ist, die nicht nur für die Einrichtungen, sondern auch für die europäischen Bürgerinnen und Bürger von Bedeutung ist. Sie bringt die europäischen Kultureinrichtungen zusammen und versetzt sie in die Lage, zusammenzuarbeiten und ihr Material gemeinsam zu nutzen. Dies hat nicht nur zum Austausch bewährter Vorgehensweisen im Hinblick auf gemeinsame Normen geführt, sondern auch dazu beigetragen, ein europäisches Netz von Datenpartnern, Sammelstellen und Fachkräften in den unterschiedlichsten Bereichen aufzubauen und zu pflegen, die Anreize für den Aufbau von Kapazitäten und den Austausch von Fachkenntnissen geschaffen haben.

Die Bewertung stellt angesichts des zehnjährigen Bestehens von Europeana einen Wendepunkt dar, der – wie oben dargelegt – mit einer Reihe von Erfolgen, aber auch Defiziten einhergeht. Europeana muss immer wieder neu wertschöpfend für den Kulturerbe-Sektor tätig werden, etwa durch den Aufbau von Kapazitäten, durch Werkzeuge für die Bereitstellung und Anreicherung hochwertiger Inhalte und Metadaten und eine effiziente Infrastruktur für die Bereitstellung von Daten und die ständige Unterstützung. Hierzu wird die Kommission Europeana und ihr Netz von Sammelstellen, Einrichtungen und Fachkräften bei ihren Bemühungen, den digitalen Umbau des Kulturerbe-Sektors zu bewältigen, auch weiterhin unterstützen.

(1)    In der Timeline of the digitisation and online accessibility of cultural heritage (Zeitachse der Digitalisierung und Online-Zugänglichkeit des Kulturerbes) sind alle wichtigen Initiativen und Strategiepapiere seit 2005 aufgeführt.
(2)    Empfehlung der Kommission vom 27. Oktober 2011 zur Digitalisierung und Online-Zugänglichkeit kulturellen Materials und dessen digitaler Bewahrung (2011/711/EU) (ABl. L 283 vom 29.10.2011, S. 39).
(3)    Schlussfolgerungen des Rates vom 10. Mai 2012 zur Digitalisierung und Online-Zugänglichkeit von kulturellem Material und zu dessen digitaler Bewahrung (ABl. C 169 vom 15.6.2012, S. 5).
(4)    Verordnung (EU) Nr. 1316/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2013 zur Schaffung der Fazilität „Connecting Europe“, zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 913/2010 und zur Aufhebung der Verordnungen (EG) Nr. 680/2007 und (EG) Nr. 67/2010 (ABl. L 348 vom 20.12.2013, S. 129).
(5)    Eine neue europäische Agenda für Kultur: COM(2018) 267 final, SWD(2018) 167 final.
(6)    Schlussfolgerungen des Rates zur Rolle von Europeana für den digitalen Zugang, die Sichtbarkeit und die Nutzung des europäischen Kulturerbes (ABl. C 212 vom 14.6.2016, S. 9).
(7)    Bewertungsfahrplan:    
http://ec.europa.eu/smart-regulation/roadmaps/docs/plan_2016_55_europeana_evaluation_en.pdf
(8)     https://pro.europeana.eu/resources/standardisation-tools/edm-documentation
(9)     http://rightsstatements.org/de/
(10)     https://pro.europeana.eu/post/publishing-framework
(11)    Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen: Stärkung der europäischen Identität durch Bildung und Kultur. Beitrag der Europäischen Kommission zum Gipfeltreffen in Göteborg am 17. November 2017, COM(2017) 673 final.
(12)    EU-Bookshop: Studie „Evaluation of Europeana and orientations for its future development, following adoption of Council Conclusions by EYCS Council on 31/05/2016“ (SMART Nr. 2016/0100).