52003DC0747

Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den EUROPÄISCHEN Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen - Die Wettbewerbsfähigkeit von unternehmensbezogenen Dienstleistungen und ihr Beitrag zur Leistungsfähigkeit europäischer Unternehmen /* KOM/2003/0747 endg. */


MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DEN RAT, DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN - Die Wettbewerbsfähigkeit von unternehmensbezogenen Dienstleistungen und ihr Beitrag zur Leistungsfähigkeit europäischer Unternehmen

Zusammenfassung

I. Einleitung

I.1. Hintergrund und Zielsetzung

I.2. Gegenstand

I.3. Kontext und Konzeption

I.4. Struktur der Mitteilung

II. Die Bedeutung unternehmensbezogener Dienstleistungen in Europa

II.1. Was sind unternehmensbezogene Dienstleistungen?

II.2. Die Bedeutung unternehmensbezogener Dienstleistungen für den marktbestimmten Teil der Wirtschaft

II.3. Die Entwicklung des Sektors ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

II.4. Unternehmensdynamik im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

II.5. Interaktion zwischen dem Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" und anderen Wirtschaftssektoren

II.6. Bedeutung und Auswirkungen des Outsourcing von Dienstleistungen

III. Wettbewerbsfähigkeit unternehmensbezogener Dienstleistungen in Europa

III.1. Schlüsselfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit

III.2. Steigerung der Arbeitsproduktivität im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

III.3. Probleme bei der Messung

III.4. IKT-Nutzung von Unternehmen des Sektors ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

III.5. F&E- und Innovationstätigkeit von Unternehmen des Sektors ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

III.6. Qualifikationsniveau

III.7. Internationaler Handel und ausländische Direktinvestitionen

IV. Weiteres Vorgehen

IV.1. Wesentliche Fragen

IV.2 Schaffung kohärenter politischer Rahmenbedingungen

IV.3 Durchführung

ANHANG I Klassifizierung der Dienstleistungen und ergänzende statistische Daten

ANHANG II Gegenstand der Mitteilung

ANHANG III Statistik des Dienstleistungssektors Darstellung des Nutzerbedarfs in einer langfristigen Strategie

Zusammenfassung

Diese Mitteilung, in der eine ökonomische Analyse der Bedeutung der Dienstleistungen für die europäische Wirtschaft und eine Untersuchung der Wettbewerbsfähigkeit dieses Sektors vorgenommen wird, soll zeigen, welche Rolle die Dienstleistungen für die Gesamtwirtschaft der EU spielen und was die Kommission unternimmt, um die Rahmenbedingungen für den Sektor gemäß der Mitteilung von 2002 zur ,Industriepolitik in einem erweiterten Europa" zu verbessern.

Die Bedeutung des Dienstsleistungssektors und sein Wachstums- und Beschäftigungspotenzial waren Thema der Tagung des Europäischen Rates im März 2000 in Lissabon. Einen wesentlichen Teil des vom Rat verabschiedeten Wirtschaftsreformprogramms bildet das Ziel, den Binnenmarkt auch im Dienstleistungssektor zu verwirklichen. In einer Mitteilung vom Dezember 2000 entwickelt die Kommission entsprechend einer Aufforderung des Rates eine Strategie für den Binnenmarkt. Darin sind u. a. "flankierende Maßnahmen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der EU-Dienstleistungsindustrie" geplant (bessere Statistiken, Ermittlung von Indikatoren immaterieller Vermögenswerte, IKT-Schulung, Innovation im F&E-Rahmenprogramm). Näher ausgeführt werden diese Maßnahmen in den Schlussfolgerungen des Rates vom November 2002, in denen die Kommission aufgefordert wird, "die Maßnahmen zum Abbau von Hemmnissen für den grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr durch weitere Maßnahmen zu ergänzen, die dazu dienen, die Wettbewerbsfähigkeit von Dienstleistungen und ihren Beitrag zur Leistungsfähigkeit von Unternehmen in allen Wirtschaftszweigen zu verbessern".

Diese Aufforderung des Rates ist der Anlass für die vorliegende Mitteilung. In ihr werden die legislativen und nicht legislativen Maßnahmen im Rahmen der Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt mit anderen Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen in enge Beziehung gebracht.

Gegenstand der Mitteilung ist die breite Palette marktbestimmter Dienstleistungen, die direkt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen - Industrie- ebenso wie andere Dienstleistungs-unternehmen - beeinflussen. Sie werden unter der Bezeichnung ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" zusammengefasst und lassen sich in vier Hauptgruppen untergliedern: Unternehmensdienstleistungen im engeren Sinne, Handel, Netzwerkdienstleistungen und Finanzdienstleistungen. Ein besonderes Augenmerk gilt dem wissensintensiven Teil der Unternehmensdienstleistungen, wie Informatik- und Beratungsdiensten, wegen ihrer tragenden Rolle für die wissensbasierte Wirtschaft.

Die ökonomische Analyse stützt sich auf vorliegende amtliche Statistiken, die die Dimension des Sektors und seine wirtschaftliche Bedeutung allerdings nicht voll widerspiegeln. Die ökonomische Analyse bildet die Grundlage für politische Schlussfolgerungen, die durch spezifische Maßnahmen im Rahmen eines kohärenten politischen Ansatzes der Union in enger Zusammenarbeit mit allen Interessengruppen umgesetzt werden sollen. Sie hat vor allem Folgendes ergeben:

Unternehmensbezogene Dienstleistungen bilden den größten Wirtschaftssektor. In ihm sind im Jahr 2000 etwa 55 Mio. Personen oder nahezu 55 % aller Erwerbstätigen des marktbestimmten Teils der europäischen Wirtschaft beschäftigt.

Im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen werden die meisten Arbeitsplätze in der EU geschaffen. In einigen Mitgliedstaaten ist das Beschäftigungswachstum in diesem Sektor höher als in den Vereinigten Staaten. Von den Beitrittsländern wird ein weiterer Wachstumsschub erwartet, da in diesen Ländern der auf unternehmensbezogene Dienstleistungen und insbesondere auf wissensintensive Unternehmensdienstleistungen entfallende Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten noch verhältnismäßig gering ist.

An der Zahl der Unternehmensgründungen gemessen, ist dieser Dienstleistungsbereich auch der dynamischste Sektor in der EU, was vor allem dadurch bedingt ist, dass der Einstieg in den Markt bei vielen der unternehmensbezogenen Dienstleistungen relativ einfach ist. Mehr als zwei Drittel aller neuen Unternehmen werden im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen gegründet.

Da unternehmensbezogene Dienstleistungen einen der Hauptsektoren des marktbestimmten Teils der Wirtschaft bilden, ist der Sektor natürlich für die gesamte europäische Wirtschaft von großer Bedeutung. Noch wesentlicher allerdings ist, dass unternehmensbezogene Dienstleistungen in unverzichtbarer Weise zur Leistung der übrigen Wirtschaft beitragen. Sie sind untrennbar mit dem Verarbeitenden Gewerbe verflochten. Alle Waren enthalten Dienstleistungselemente. In vielen Fällen ist gerade ihr Beitrag zum Mehrwert des fertigen Produkts für die Attraktivität des Erzeugnisses am Markt ausschlaggebend. Darüber hinaus sind auch der öffentliche und der Dienstleistungssektor in immer stärkerem Maße auf Erbringer unternehmensbezogener Dienstleistungen angewiesen.

Dienstleistungen können entweder im Unternehmen selbst- unabhängig von der eigentlichen Tätigkeit des Unternehmens - erbracht oder nach außen vergeben werden. Viele Unternehmen haben einen Teil ihrer zuvor intern erbrachten Dienstleistungen auf Zulieferer verlagert, um sie unter Wettbewerbsbedingungen produzieren zu lassen oder um größere Flexibilität zu erreichen. Das Wachstum im Bereich unternehmensbezogener Dienstleistungen wird im Allgemeinen darauf zurückgeführt, dass durch Outsourcing zuvor intern erbrachter Dienstleistungen immer mehr Beschäftigte aus dem Verarbeitenden Gewerbe in Dienstleistungsunternehmen abwandern. Doch sind die Ursachen dieses Wachstums erheblich komplexer.

Weitere entscheidende Faktoren sind der Wandel von Produktionssystemen, größere Flexibilität, stärkerer Wettbewerb auf den internationalen Märkten, die zunehmende Bedeutung von IKT und Wissen sowie die Entstehung neuer Arten von Dienstleistungen. Um voll und ganz erfassen zu können, welche Rolle unternehmensbezogene Dienstleistungen in der europäischen Wirtschaft spielen, gilt es zu bedenken, welchen Platz sie in der Wertschöpfungskette aller Unternehmen, einschließlich anderer Dienstleistungsunternehmen, einnehmen. Die Analyse zeigt, dass mehr als die Hälfte der als Vorleistungen erbrachten Unternehmensdienstleistungen vom Dienstleistungssektor und weniger als ein Drittel vom Verarbeitenden Gewerbe in Anspruch genommen werden.

Die jüngste Entwicklung der Gesamtproduktivität in der EU ist besorgniserregend und könnte die Realisierung der Ziele der Lissabon-Strategie gefährden. Ohne wettbewerbsfähige unternehmensbezogene Dienstleistungen wird es nicht möglich sein, Europa, wie in Lissabon festgelegt, zum wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen.

In der ersten Hälfte der 1990er Jahre lag das durchschnittliche jährliche Wachstum der Arbeitsproduktivität mit 1,9 % erheblich über dem der Vereinigten Staaten (1,2 %), was sich im Zeitraum 1995-2001 dann allerdings dramatisch geändert hat. So ging das jährliche Wachstum in der EU auf 1,2 % zurück, während es in den Vereinigten Staaten auf 1,9 % anstieg. Diese Entwicklung war in erster Linie durch das gegenüber dem europäischen Sektor wie den übrigen Wirtschaftssektoren sehr starke Wachstum des Handelssektors in den USA bedingt.

Den Sektoren, die in großem Umfang in IKT investiert haben, ermöglichen Informations- und Kommunikationstechnologien rasche Produktivitätszuwächse, da die IKT-Nutzung Unternehmen helfen kann, ihre Gesamtleistungsfähigkeit durch eine entsprechende Kombination von Arbeit und Kapital zu steigern. Dies, so wird angenommen, ist auch der Grund für die jüngsten Produktivitätszuwächse des Handelssektors in den USA.

Einige der innovativsten europäischen Unternehmen sind im Bereich unternehmensbezogene Dienstleistungen tätig, doch ist die FuE-Intensität in diesem Sektor allgemein nicht sehr hoch und erheblich geringer als in den USA. Zwar hat sich die EU-Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten zu einer Dienstleistungswirtschaft entwickelt, doch entfällt auf die marktbestimmten Dienstleistungen nur ein relativ kleiner Teil der Gesamtausgaben der Unternehmen für Forschung und Entwicklung (13 %).

Ohne das Wachstum im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wäre die Arbeitslosigkeit in der EU noch höher, als sie heute ist. Zwar gibt es Arbeitskräfte im Überfluss, doch zeigt eine Aufschlüsselung der geschaffenen Arbeitsplätze nach erforderlicher Qualifikation, dass hier ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage besteht. Das festzustellende Qualifikationsdefizit ist vor allem für die wissensintensiven Unternehmensdienstleistungen, aber auch für die anderen Wirtschaftssektoren ein Problem.

Qualifizierte Arbeitskräfte tragen insofern zum Produktivitätswachstum bei, als sie die Unternehmen in die Lage versetzen, ihre Investitionen in IKT und andere innovative Technologien zu nutzen und gewinnbringend einzusetzen. Die Arbeitsintensität vieler unternehmensbezogener Dienstleistungen, die hohe Interaktion mit den Kunden, die Wissensintensität zahlreicher Dienstleistungen und die Bedeutung impliziten Wissens, all diese Faktoren führen dazu, dass künftig Produktivitätsgewinne nur bei einem ausreichenden Angebot an qualifiziertem Humankapital realisierbar sind.

Ausgehend von den oben genannten Ergebnissen der ökonomischen Analyse werden zunächst eine Reihe politischer Schlussfolgerungen gezogen, dann wird der Rahmen für eine integrierte Politik festgelegt. Die wichtigsten Erkenntnisse in diesem Zusammenhang sind folgende:

1) Integration und Wettbewerb auf den Märkten für unternehmensbezogene Dienstleistungen sind nicht stark genug, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dieses Sektors zu sichern und zu steigern.

2) Der für die Produktion erforderliche Input (berufliche Qualifikation, Integration von IKT und Kapital) ist qualitativ wie quantitativ unzureichend.

3) Der Output der Unternehmen dieses Sektors ist für die Nutzer nicht hinreichend transparent (Standardisierung), beziffert (Erfassung immaterieller Güter) und dokumentiert (Qualität).

4) Unternehmensbezogene Dienstleistungen werden in den weniger entwickelten Regionen und den Beitrittsländern nur in begrenztem Maße angeboten und genutzt. Das ist vor allem für die KMU und für den Konvergenzprozess von Nachteil.

5) Die Kenntnis des Sektors und der Märkte ist mangelhaft, was sich negativ auf die Entscheidungsfindung der Unternehmen und der politisch Verantwortlichen auswirkt.

Die politischen Herausforderungen, die sich aus dieser Mitteilung ergeben, betreffen die Kommission, aber auch die anderen Institutionen der Gemeinschaft, die Regierungen der Mitgliedstaaten und andere unternehmensnahe Kreise, die ein Interesse an einem gut funktionierenden Sektor für unternehmensbezogene Dienstleistungen haben. Mit dem Vorschlag für eine Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt kommt ein langer Prozess der Konsultation über Handelshemmnisse zum Abschluss. Die Durchführung der flankierenden Maßnahmen wird jedoch einen laufenden Meinungsaustausch aller Betroffenen über detailliertere Vorschläge für politische Maßnahmen erfordern, die die Kommission auf der Grundlage der in dieser Mitteilung angesprochenen wesentlichen Fragen ausarbeitet.

Dieser Meinungsaustausch wird über ein Europäisches Forum für unternehmensbezogene Dienstleistungen erfolgen, das die Kommission in den kommenden Monaten schaffen wird. In ihm werden die Institutionen der Gemeinschaft, die Regierungen der Mitgliedstaaten, Wirtschaftsverbände, Arbeitnehmervertretungen, Forschungseinrichtungen und andere unternehmensnahe Interessenträger vertreten sein. Dieses Forum soll mit seiner stärker fach- und sektorbezogenen Arbeit die Arbeit anderer Gremien wie der Gruppe für Unternehmenspolitik ergänzen.

Ergebnis der Diskussionen wird ein Aktionsplan sein, den die Kommission im ersten Halbjahr 2005 als Vorschlag vorlegen wird. Er wird die im Rahmen der Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt vorgesehenen Maßnahmen ergänzen und intensivieren, wobei die Fortschritte bei der Umsetzung der Richtlinie angemessen berücksichtigt werden [1].

[1] Es ist zu beachten, daß diese Mitteilung sich auf unternehmensbezogene Diestleistungen beschränkt, während die Richtlinie sich auch mit personenbezogenen Dienstleistungen befasst.

I. Einleitung

I.1. Hintergrund und Zielsetzung

Die Bedeutung des Dienstsleistungssektors und sein Wachstums- und Beschäftigungspotenzial waren Thema der Tagung des Europäischen Rates im März 2000 in Lissabon. Auf den Dienstleistungssektor entfallen ca. 70 % des BIP der EU, und das verarbeitende Gewerbe nimmt seine Leistungen in wachsendem Maße in Anspruch, was Auswirkungen auf die Kosten, den Preis und die Qualität von Industrieerzeugnissen hat.

Einen wesentlichen Teil des vom Rat verabschiedeten Wirtschaftsreformprogramms bildet das Ziel, den Binnenmarkt auch im Dienstleistungssektor zu verwirklichen. Dementsprechend wurde die Kommission von Europäischen Rat in Lissabon aufgefordert, einen Vorschlag für eine umfassende Binnenmarktstrategie mit dem Ziel auszuarbeiten, durch Beseitigung der bestehenden Hemmnisse den grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr so einfach zu gestalten wie den inländischen.

In ihrer Mitteilung über eine Binnenmarktstrategie für den Dienstleistungssektor vom Dezember 2000 [2] entwickelte die Kommission dieser Aufforderung entsprechend eine zweistufige Strategie: In einem ersten Schritt werden die bestehenden Hemmnisse ermittelt und analysiert [3], in einem zweiten Schritt werden auf der Grundlage dieser Analyse Lösungen für die erkannten Probleme erarbeitet [4].

[2] KOM (2000) 888 vom 29.12.2000.

[3] Bericht über den Stand des Binnenmarkts für Dienstleistungen, KOM (2002) 441 vom 31.07.2002.

[4] Vorschlag einer Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt, KOM (2003)...

In der Mitteilung sind u. a. "flankierende Maßnahmen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der EU-Dienstleistungsindustrie" geplant (bessere Statistiken, Ermittlung von Indikatoren immaterieller Vermögenswerte, IKT-Schulung, Innovation im F&E-Rahmenprogramm). Näher ausgeführt werden diese Maßnahmen in den Schlussfolgerungen des Rates vom November 2002 [5], in denen die Kommission aufgefordert wird, "die Maßnahmen zum Abbau von Hemmnissen für den grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr durch weitere Maßnahmen zu ergänzen, die dazu dienen, die Wettbewerbsfähigkeit von Dienstleistungen und ihren Beitrag zur Leistungsfähigkeit von Unternehmen in allen Wirtschaftszweigen zu verbessern".

[5] 14.11.2002, 13839/02 (Presse 344).

Diese Aufforderung des Rates ist der Anlass für die vorliegende Mitteilung. In ihr werden die legislativen und nicht legislativen Maßnahmen im Rahmen der Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt mit anderen Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen in enge Beziehung gebracht. Die Mitteilung stützt und flankiert somit die Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt, sofern sie unternehmensbezogene Dienstleistungen betrifft. Beide Initiativen stärken in Wechselwirkung die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Dienstleistungsunternehmen und ihrer Kunden, die ebenfalls Unternehmen sind, im Sinne der Mitteilung über eine Binnenmarktstrategie für den Dienstleistungssektor und der Schlussfolgerungen des Rates vom November 2002.

Die vorliegende Mitteilung ist folglich unternehmensorientiert, d. h. sie befasst sich mit den marktbestimmten Dienstleistungen, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Leistung aller Unternehmen haben. Die in dieser Mitteilung vorgeschlagenen Maßnahmen sind auf die Verbesserung des für die Erbringung von Dienstleistungen notwendigen Inputs (wie Qualifikationen, IKT, F&E und Innovation) und des Outputs der Dienstleistungsunternehmen (wie Qualität und Standardisierung der Leistungen) gerichtet. Dazu kommen Maßnahmen zur allgemeinen Verbesserung der Marktbedingungen für unternehmensbezogene Dienstleistungen, denn die Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt ist zwar notwendig, aber nicht hinreichend, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Dienstleistungsunternehmen zu verbessern.

I.2. Gegenstand

Wegen der Größe und Heterogenität des Dienstleistungssektors ist ein horizontales Konzept, das alle Dienstleistungen erfasst, weder praktikabel noch sinnvoll. Die vorgeschlagenen Maßnahmen müssen auf die besonderen Marktbedingungen in den verschiedenen Teilsektoren abgestimmt sein. Folglich beschränkt sich diese Mitteilung auf marktbestimmte Dienstleistungen, die als Vorleistungen für Unternehmen (Industrie und andere Dienstleister) erbracht werden und direkte Auswirkungen auf deren Wettbewerbsfähigkeit haben. Sie werden unter der Bezeichnung "unternehmensbezogene Dienstleistungen" zusammengefasst und lassen sich in vier Hauptgruppen untergliedern: Dienstleistungen für Unternehmen [6], Handel, Netzdienste [7] und Finanzdienstleistungen (siehe Kasten 1).

[6] Mitteilung der Kommission "Der Beitrag des Sektors Dienstleistungen für Unternehmen zur gewerblichen Wirtschaft", KOM (1998) 534.

[7] Diese Mitteilung befasst sich mit Netzdienste, die an Unternehmen (nicht an Einzelverbraucher) geliefert werden.

Die Bezeichnung "unternehmensbezogene Dienstleistungen" wird verwendet, um deutlich zu machen, dass es in dieser Mitteilung um Dienstleistungen geht, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen haben. Manche dieser Dienstleistungen werden auch für Verbraucher erbracht. Die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Anbieter ist damit auch abhängig von der Verfügbarkeit der Leistungen für Verbraucher, dem Vertrauen der Verbraucher in den Markt und seine Funktionsweise und der Kundenzufriedenheit. Weil die Mitteilung sich aber mit der Bedeutung unternehmensbezogenen Dienstleistungen und ihrer Bedeutung für die Unternehmen befasst, geht sie nicht auf die Situation auf dem Endverbrauchermarkt ein und streift nur die Rolle der Verbraucherpolitik und des Verbraucherschutzes im freien Wettbewerb. Die Kommission spricht hier auch nicht Fragen der Dienstleistungen von allgemeinem Interesse an, denn die sind Gegenstand eines Grünbuchs zu diesem Thema [8].

[8] KOM (2003) 270 vom 20.05.2003.

Wegen ihrer tragenden Rolle für die wissensbasierte Wirtschaft geht die Mitteilung in besonderer Weise auf wissensintensive Unternehmensdienstleistungen, wie Informatik- und Beratungsdienste, ein.

Kasten 1. Definition der unternehmensbezogenen Dienstleistungen nach der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der EU (NACE)

Dienstleistungen für Unternehmen (NACE 70-74): Diese Gruppe kann in zwei Untergruppen gegliedert werden: 1) wissensintensive Dienstleistungen - hierzu zählen u. a. IT-Beratung, Unternehmensberatung, F&E-Dienstleistungen, Werbung und berufliche Bildung; 2) Operative Dienstleistungen - hierzu zählen Tätigkeiten wie die Reinigung von Gebäuden, Inventar und Verkehrsmitteln, Wach- und Sicherheitsdienste und Sekretariatsdienste.

Handel (NACE 50-52): Zu dieser Gruppe gehören Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen an andere Sektoren der Volkswirtschaft und an die Endverbraucher verteilen.

Netzdienste: Zu dieser heterogenen Gruppe gehören Strom-, Gas- und Wasserversorgung, Verkehrs- und Kommunikationsdienste.

Finanzdienstleistungen (NACE 65-67): Diese Gruppe umfasst Unternehmen, die die Vermittlung von Finanzdienstleistungen anbieten, beispielsweise Banken und Versicherungsgesellschaften.

Unternehmensbezogene Dienstleistungen machen den größten Teil der Marktwirtschaft aus (auf sie entfallen ca. 55 % der Gesamtbeschäftigung) und sind schon deswegen von hersusragender Bedeutung für die europäische Wirtschaft. Noch bedeutsamer allerdings ist, dass sie in unverzichtbarer Weise zur Leistung der übrigen Wirtschaft beitragen. Sie sind untrennbar mit dem Verarbeitenden Gewerbe verflochten. Alle Waren enthalten Dienstleistungselemente. In vielen Fällen ist gerade ihr Beitrag zum Wert des fertigen Produkts für die Attraktivität des Erzeugnisses am Markt ausschlaggebend. So nimmt die Automobilindustrie in vielen Phasen ihrer Tätigkeit Dienstleister in Anspruch: vor der Produktion (etwa für Design, Forschung und Entwicklung), in der Produktion (etwa für Produktionsplanung und IT) und nach der Produktion (etwa für Transport und Vertrieb). Dazu kommen Finanzdienstleistungen und sonstige Dienstleistungen, etwa für Abrechnung und Rechtsberatung.

I.3. Kontext und Konzeption

Ohne wettbewerbsfähige unternehmensbezogene Dienstleistungen wird es nicht möglich sein, das in Lissabon gesetzte Ziel zu erreichen und die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen. Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen bilden den Sektor, in dem am meisten Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Wertschöpfung dieses Dienstleistungsbereichs ist größer als die jedes anderen Sektors der Volkswirtschaft. Er birgt das höchste Wachstumspotenzial, hat die meisten Neugründungen zu verzeichnen und bildet mit bestimmten unternehmensbezogenen Dienstleistungen die Basis der wissensbasierten Wirtschaft.

In der Mitteilung der Kommission zur Industriepolitik in einem erweiterten Europa [9] wurde festgestellt, dass im Rahmen der allgemeinen Unternehmenspolitik Bedarf an sektorspezifischen Umsetzungen dieser Politik besteht. Dies betrifft auch das Dienstleistungssegment der EU-Wirtschaft, das eigentlich nicht Gegenstand der Mitteilung war. Die in der Mitteilung vorgeschlagenen politischen Maßnahmen sind auf spezifische Aspekte unternehmensbezogener Dienstleistungen ausgerichtet und entsprechen dem Bedarf an einer Reihe zusätzlicher sektoraler Maßnahmen für Dienstleistungen, ohne dabei den Gesamtrahmen für die Industriepolitik in seiner derzeitigen Form aus dem Auge zu verlieren.

[9] Mitteilung der Kommission "Industriepolitik in einem erweiterten Europa", KOM(2002)714 endg.

Nach Ansicht der Kommission ist der Moment gekommen, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die wirtschaftliche Bedeutung und das Potenzial des Dienstleistungssektors als Schlüsselelement der neuen Strategie zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit auf die politische Tagesordnung der EU zu setzen. Die Kommission muss den Dialog mit Wirtschaftsfachleuten, Wissenschaftlern, Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften, Unternehmern, politischen Entscheidungsträgern und den Medien aufnehmen. Ihrer Meinung nach ist nämlich nicht ausreichend bekannt, welche Rolle der Dienstleistungssektor spielt, wie er funktioniert und welche Auswirkungen er auf die Entwicklung der EU-Wirtschaft haben kann.

Für diesen unzureichenden Informationsstand gibt es mehrere Gründe. Erstens umfasst der Dienstleistungssektor eine Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten, die nur schwer zu klassifizieren und als eine Gesamtheit zu behandeln sind. Zweitens spiegeln die amtlichen Statistiken auf nationaler und EU-Ebene nicht die tatsächliche Bedeutung des Dienstleistungssektors und seine Interaktion mit dem Rest der Wirtschaft wider. Drittens sind Dienstleistungen auf Grund des Datenmangels seltener Gegenstand wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsarbeiten als der primäre und der sekundäre Sektor. Viertens schließlich ist der Dienstleistungssektor auf Unternehmensebene nicht sehr gut organisiert, was in erster Linie durch die Vielfalt der Dienstleistungen und mangelnde gemeinsame Interessen der Unternehmer bedingt ist.

Wie bereits erwähnt entstehen im Dienstleistungssektor die meisten neuen Arbeitsplätze, allerdings ist nicht garantiert, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Wenn Europa auf dem Gebiet der Entwicklung hoch qualifizierter Humanressourcen in einer wissensbasierten Wirtschaft keine sichtbaren Verbesserungen erzielt, wird der Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Das kann dazu führen, dass ähnlich wie im verarbeitenden Gewerbe Arbeitsplätze ins Ausland abwandern und Märkte an Anbieter in den USA und Asien verloren gehen.

Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Mitteilung die zentrale Bedeutung der Dienstleistungen für die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen untersucht. Diese ökonomische Analyse bildet dann die Grundlage für politische Schlussfolgerungen, die durch spezifische Maßnahmen im Rahmen eines kohärenten politischen Ansatzes der Union in enger Zusammenarbeit mit allen Interessengruppen umgesetzt werden sollen, wobei die besonderen Rahmenbedingungen der einzelnen Bereiche des Sektors der unternehmensbezogenen Dienstleistungen berücksichtigt werden.

I.4. Struktur der Mitteilung

Wie bereits angesprochen geht es darum, durch eine umfassende ökonomische Analyse Funktion, Potenzial und Wettbewerbsfähigkeit unternehmensbezogener Dienstleistungen ins allgemeine Bewusstsein zu bringen. In Kapitel II wird anhand verfügbarer Daten die wirtschaftliche Bedeutung dieser Dienstleistungen beschrieben, während Kapitel III der Wettbewerbsfähigkeit des Sektors gewidmet ist. Kapitel IV enthält die politischen Schlussfolgerungen, die sich aus den Untersuchungen ergeben. In Anhang I enthält eine Übersicht über die Nutzung von Diestleistungen in der Wertschöpfungskette und zusätzliche statistische Angaben. Anhang II gibt einen grafischen Überblick über den Untersuchungsgegenstand der Mitteilung. In Anhang III schließlich wird der Nutzerbedarf für die langfristige Strategie im Bereich Dienstleistungsstatistik entwickelt, wie sie von der Kommission umgesetzt und von Eurostat sowie den Mitgliedstaaten ausgeführt werden soll, um die Voraussetzungen für weitere Analysen und die Überwachung des Marktes für unternehmensbezogene Dienstleistungen sowie die Konzeption einer entsprechenden Politik zu schaffen.

II. Die Bedeutung unternehmensbezogener Dienstleistungen in Europa

II.1. Was sind unternehmensbezogene Dienstleistungen?

Dienstleistungen werden traditionell negativ definiert, d. h. nicht durch das, was sie sind, sondern durch das, was sie nicht sind (materiell, dauerhaft, lagerfähig, transportfähig usw.). Der Dienstleistungssektor galt lange als das, was nach Abzug von Landwirtschaft und Verarbeitendem Gewerbe von der Wirtschaft übrig blieb. Dieser Ansatz und die Tatsache, dass der Dienstleistungssektor eine Vielzahl sehr heterogener Tätigkeiten umfasst, hat es schwer gemacht, zu einer allgemein anerkannten Definition zu gelangen. Dazu kommt, dass die Anbieter von Dienstleistungen auf der Ebene, wo EU-Politik gestaltet wird, nur durch wenige Interessenverbände vertreten sind, was die Konzeption einer kohärenten Strategie beim Umgang mit den Problemen und Bedürfnissen des Dienstleistungssektors erschwert hat. Mit der ständig wachsenden Bedeutung der Dienstleistungen für die wissensbasierte Wirtschaft wurden allerdings auch immer größere Anstrengungen unternommen, den Begriff ,Dienstleistungen" zu definieren und genauer zu fassen. Die Hauptmerkmale des Dienstleistungssektors sind folgende:

- Die Produktion des Sektors gilt im Allgemeinen als immateriell. Allerdings können die Erzeugnisse einiger Dienstleistungsbranchen, wie der Forschung, der Softwareentwicklung usw., ganz ähnlich kodifiziert und gehandelt werden wie physische Güter. Außerdem können heute viele Dienstleistungen durch Informationstechnologie in physische Produkte integriert und damit gelagert, transportiert und über physische Medien vertrieben werden.

- Die Produktion von Dienstleistungen, insbesondere von wissensintensiven Dienstleistungen, erfordert Interaktion zwischen Dienstleistern und Kunden. Diese Interaktion setzt auf der Anbieter- wie auf der Abnehmerseite das Vorhandensein sogenannter ,weicher Technologie" (z. B.: Qualifikationen, Kompetenzen, Erfahrung) voraus.

- Wissensintensive Dienstleistungen schaffen immaterielle Güter (Know-how, Software, organisatorische Kompetenz, FuE-Kapazitäten usw.), die oftmals zu Wertschöpfungsträgern werden, denen gegenüber materielle Güter und finanzielle Vermögenswerte an Bedeutung verlieren.

Gegenstand dieser Mitteilung ist die breite Palette marktbestimmter Dienstleistungen, die direkt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen - Industrie- ebenso wie andere Dienstleistungsunternehmen - beeinflussen. Wie in der Einleitung ausgeführt, werden diese Dienstleistungen unter der Bezeichnung ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" zusammengefasst und in vier Hauptgruppen untergliedert: Unternehmensdienstleistungen im engeren Sinne [10], Handel, Netzwerkdienstleistungen und Finanzdienstleistungen (siehe Kasten 1 auf Seite 10). Wegen ihrer tragenden Rolle für die wissensbasierte Wirtschaft geht die Mitteilung in besonderer Weise auf wissensintensive Unternehmensdienstleistungen, wie Informatik- und Beratungsdienste, ein.

[10] Mitteilung der Kommission. Der Beitrag von Dienstleistungen für Unternehmen zur Wettbewerbsfähigkeit - Ein gemeinsamer politischer Rahmen. KOM(98)534 endg.

Die ökonomische Analyse in diesem und dem nächsten Kapitel stützt sich auf vorliegende amtliche Statistiken. Allerdings gibt es Lücken bei der statistischen Erfassung des Dienstleistungssektors, so dass bei der Interpretation der Ergebnisse eine gewisse Vorsicht geboten ist. Es ist ein ausdrückliches Anliegen dieser Mitteilung, die Entwicklung amtlicher Statistiken auf nationaler und auf EU-Ebene zu erwirken und so weitere Analysen, die Überwachung des Bereichs und die Konzeption einer entsprechenden Politik zu vereinfachen (siehe Anhang III).

II.2. Die Bedeutung unternehmensbezogener Dienstleistungen für den marktbestimmten Teil der Wirtschaft

Unternehmensbezogene Dienstleistungen bilden den größten Wirtschaftssektor. In ihm sind im Jahr 2001 etwa 55 Millionen Personen oder nahezu 55 % aller Erwerbstätigen des marktbestimmten Teils der europäischen Wirtschaft beschäftigt.

Der strukturellen Unternehmensstatistik zufolge ist der Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen (ohne Finanzdienstleistungen) [11] 2001 mit 53 % aller Arbeitsplätze im marktbestimmten Teil der europäischen Wirtschaft der wichtigste Arbeitgeber, während auf das Verarbeitende Gewerbe insgesamt 29 % der Beschäftigten entfallen (etwa 29 Millionen Erwerbstätige), wie Schaubild 1 zu entnehmen ist. Besonders dominant sind die unternehmensbezogenen Dienstleistungen in den Niederlanden (65 %) und im Vereinigten Königreich (61 %). Am geringsten ist der Anteil der unternehmensbezogenen Dienstleistungen an der Gesamtbeschäftigung in Portugal (45 %), Deutschland (46 %) und Italien (48 %).

[11] Da der Begriff ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" keinem in der amtlichen Statistik üblichen Aggregat entspricht, werden dort, wo die Statistik keine Aggregierung von Daten zu einer Gesamtgröße für unternehmensbezogene Dienstleistungen erlaubt, häufig Näherungswerte verwendet. Die Beschäftigung im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen", wie er in Kasten 1 definiert ist, wurde anhand von zwei Quellen geschätzt: der strukturellen Unternehmensstatistik und den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Die hier zugrunde gelegten SUS-Daten enthalten keine harmonisierten Daten zu den Finanzdienstleistungen. Den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zufolge beläuft sich die Zahl der im Sektor ,Finanzdienstleistungen" Beschäftigten schätzungsweise auf etwa 5,4 Mio. Personen. Schätzungen unter Zugrundelegung dieser beiden, allerdings nicht direkt vergleichbaren Quellen ergeben, dass etwa 55 % aller im marktbestimmten Teil der EU-Wirtschaft Tätigen im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" (einschließlich Finanzdienstleistungen) beschäftigt sind.

Im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen werden durchschnittlich 54 % [12], im Verarbeitenden Gewerbe dagegen 34 % der Gesamtwertschöpfung erwirtschaftet (siehe Anhang I Schaubild A). Der Anteil an der Wertschöpfung sieht in den Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich aus. So erreichen die unternehmensbezogenen Dienstleistungen in den Niederlanden 61 % und im Vereinigten Königreich 60 %, während sie in Finnland 44 % und in Deutschland 48 % ausmachen.

[12] Ohne Finanzdienstleistungen, siehe Fußnote 11.

Schaubild 1. Beschäftigte im marktbestimmten Teil der Wirtschaft nach Sektoren, 2001

>VERWEIS AUF EIN SCHAUBILD>

Quelle: Eurostat, Daten der strukturellen Unternehmensstatistik (SUS).

Kennzeichnend für den Dienstleistungssektor ist die sehr große Zahl von Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern. In solchen Unternehmen arbeiten in der EU 33 % aller im Dienstleistungssektor Beschäftigten, im Verarbeitenden Gewerbe sind es 18 %. Im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen sind Kleinstunternehmen vor allem im Handel (38 %) vertreten. Allerdings erreicht der Anteil großer Unternehmen an der Gesamtzahl der Beschäftigten im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit 33 % eine vergleichbare Größenordnung. Im Verarbeitenden Gewerbe liegt er bei 30 %. Ein besonders hoher Beschäftigungsanteil großer Unternehmen ist bei den Dienstleistungen im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung zu verzeichnen (57 %).

Eine zentrale Rolle spielen Kleinstunternehmen im Dienstleistungssektor Italiens, Spaniens, Portugals und Irlands, während im Vereinigten Königreich, in Frankreich und in den Niederlanden als Arbeitgeber eher große Dienstleistungsunternehmen dominieren.

II.3. Die Entwicklung des Sektors ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

Zu Beginn des dritten Jahrtausends kann die europäische Wirtschaft als Dienstleistungswirtschaft charakterisiert werden. Wie eine nähere Betrachtung des vergangenen Jahrzehnts ergibt, hat sich in einigen Mitgliedstaaten der Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" sehr stark entwickelt, interessanterweise jedoch nicht immer in derselben Weise (siehe Schaubild 2). So sind in Deutschland, dessen Dienstleistungsanteil zunächst unter dem EU-Durchschnitt lag, sowohl bei der Beschäftigung als auch bei der Wertschöpfung hohe Zuwachsraten zu verzeichnen. Doch auch in Ländern wie den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich mit sehr ausgeprägten Dienstleistungssektoren sind hohe Zuwachsraten festzustellen. Dies zeigt, dass bei entsprechenden Rahmenbedingungen immer noch großes Wachstumspotenzial besteht.

Schaubild 2. Entwicklung des Anteils unternehmensbezogener Dienstleistungen Wertschöpfung und Beschäftigung, 1990 - 2001

>VERWEIS AUF EIN SCHAUBILD>

* Schätzungen für 2001; ** Schätzungen für 1990; *** Schätzungen für die Beschäftigung

Quellen: Eurostat-Daten (New Cronos) und ,OECD in Figures 2002".

Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen sind der Sektor der EU, in dem mit Abstand am meisten Arbeitsplätze geschaffen werden. In einigen Mitgliedstaaten ist der Beschäftigungszuwachs bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen sogar größer als in den Vereinigten Staaten. Das Wachstum der Wertschöpfung ist in den USA allerdings eindeutig höher als in der EU. Dies hängt auch mit der im Vergleich zu den Mitgliedstaaten deutlicheren Steigerung der Arbeitsproduktivität in den USA zusammen (siehe Kapitel III.2).

Von den Beitrittsländern, deren Wirtschaft durch relativ geringe Beschäftigungsanteile der unternehmensbezogenen Dienstleistungen und insbesondere der wissensintensiven Dienstleistungen gekennzeichnet ist (siehe Anhang I Schaubild B), wird noch weiteres Wachstum erwartet. Die Wirtschaftsstruktur der Beitrittsländer sieht anders aus als die der jetzigen Mitgliedstaaten. So sind bei ihnen nur etwa 40 % aller Beschäftigten im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" tätig, während es in den Mitgliedstaaten über 50 % sind.

Herausforderung

Der Ausbau der unternehmensbezogenen Dienstleistungen in regionalen und lokalen Märkten, auch in den weniger entwickelten Regionen einer erweiterten EU, ist wesentliche Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit und den Aufholprozess der Wirtschaft dieser Regionen.

II.4. Unternehmensdynamik im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

In den zehn Mitgliedstaaten, für die entsprechende Daten vorliegen, wurden 2000 über eine Million Unternehmen gegründet. 66 % dieser neuen Unternehmen sind im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" und die meisten davon (insgesamt 28 %) im Bereich der Unternehmensdienstleistungen im engeren Sinne [13] tätig (siehe Schaubild 3). Die Aufschlüsselung von Neugründungen nach Wirtschaftszweigen macht deutlich, dass in der EU ein genereller Trend hin zur Dienstleistungs- und wissensbasierten Wirtschaft besteht.

[13] Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen umfassen auch die Finanzdienstleistungen.

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Schaubild 3. Neue Unternehmen nach Wirtschaftszweigen, 2000

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Quelle: Eurostat: Unternehmensdemografie 2000.

Um eine bessere Vorstellung von der Dynamik der einzelnen Sektoren zu bekommen, kann die Zahl der Neugründungen zum Bestand an Unternehmen ins Verhältnis gesetzt werden (Gründungsquote). Am größten ist der Anteil neuer Unternehmen bei den Unternehmensdienstleistungen i. e. S. (10,9 %). Im Verarbeitenden Gewerbe machen sie dagegen nur 6 % des Bestands aus. Das dynamischste Segment der Wirtschaft bilden die unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit dem größten Anteil an Start-ups in der EU.

Wichtiger als die Gründung neuer Unternehmen ist jedoch ihr Überleben. Nicht jede Unternehmenstätigkeit ist wirtschaftlich tragfähig. Fast 75 % der 1998 gegründeten Unternehmen existierten auch zwei Jahre nach ihrer Gründung noch. In allen erfassten Mitgliedstaaten mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs war die Überlebensquote neuer Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe höher als im Dienstleistungssektor.

In vielen Bereichen des Marktes für unternehmensbezogene Dienstleistungen ist der Einstieg relativ leicht, so dass ein Einzelner oder mehrere Personen mit geringem Kapitaleinsatz und wenig Ressourcen ein Unternehmen gründen und sich auf dem Markt behaupten können. So tragen unternehmensbezogene Dienstleistungen mit Wachstum und der Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten zu einem dynamischen wirtschaftlichen Umfeld bei. Noch wesentlicher als diese direkte Wirkung ist allerdings der indirekte Beitrag, den die neuen Unternehmen dadurch leisten, dass sie den Wettbewerbsdruck erhöhen, bestehende Unternehmen zur Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit zwingen und innovative Verfahren und Produkte einführen, was wiederum eine Steigerung der Produktivität bewirkt.

Herausforderungen

Mit hohen Gründungs- und Schließungsquoten bilden die unternehmensbezogenen Dienstleistungen den dynamischsten aller Wirtschaftssektoren. Um eine solide Basis für politische Entscheidungen zur Förderung unternehmerischer Initiative zu haben, müssen nähere Informationen dazu vorliegen, welche Faktoren für Erfolg oder Misserfolg von unternehmerischer Initiative im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen maßgeblich sind.

Unzureichende Erfahrung mit Führungsaufgaben kann zum Scheitern einer Unternehmung führen. Um die Überlebenschancen zu verbessern, sind Schulungsprogramme erforderlich, die speziell auf den Bedarf kleiner und mittlerer Unternehmen im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" zugeschnitten sind.

II.5. Interaktion zwischen dem Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" und anderen Wirtschaftssektoren

Unternehmensbezogene Dienstleistungen bilden den größten Sektor des marktbestimmten Teils der europäischen Wirtschaft und sind schon deshalb von besonderer Bedeutung für die europäische Wirtschaft. Wichtigstes Merkmal dieser Dienstleistungen ist jedoch, dass sie nicht nur in jeder Phase der Wertschöpfungskette präsent, sondern jeweils fester Bestandteil von ihr sind. Sie bilden eine grundlegende Voraussetzung für die Existenz sämtlicher Unternehmen, seien es Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen, Kleinst- oder Großunternehmen. Sämtliche Unternehmen sind auf Dienstleistungen angewiesen, um produzieren und wettbewerbsfähig sein zu können (siehe Zusammenstellung der wichtigsten für den Unternehmenserfolg maßgeblichen Dienstleistungen in Anhang I Kasten 1).

Dienstleistungen können entweder im Unternehmen selbst- unabhängig von der eigentlichen Tätigkeit des Unternehmens - erbracht oder nach außen vergeben werden. Viele Unternehmen haben einen Teil ihrer zuvor intern erbrachten Dienstleistungen auf Zulieferer verlagert, um sie unter Wettbewerbsbedingungen produzieren zu lassen oder um größere Flexibilität zu erreichen (siehe II.6 unten). Infolgedessen haben sich unternehmensbezogene Dienstleistungen immer mehr spezialisiert und sind daher in der Lage, höherwertige und stärker differenzierte Produkte zu liefern, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der Nutzer dieser Dienstleistungen steigert.

Das Wachstum im Bereich unternehmensbezogener Dienstleistungen wird im Allgemeinen darauf zurückgeführt, dass durch Outsourcing zuvor intern erbrachter Dienstleistungen immer mehr Beschäftigte aus dem Verarbeitenden Gewerbe in Dienstleistungsunternehmen abwandern. Doch sind die Ursachen dieses Wachstums komplexer. Weitere entscheidende Faktoren sind der Wandel von Produktionssystemen, größere Flexibilität, stärkerer Wettbewerb auf den internationalen Märkten, die zunehmende Bedeutung von IKT und Wissen sowie die Entstehung neuer Arten von Dienstleistungen. Wegen mangelnden statistischen Datenmaterials zur Nachfrage nach Dienstleistungen in den einzelnen Wirtschaftssektoren ist die Verflechtung der Sektoren bisher nicht ausreichend dokumentiert. Mit den bei neuen ökonomischen Analysen genutzten Input-Output-Tabellen aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ist es allerdings möglich, den Umfang der Beziehungen zwischen den einzelnen Wirtschaftssektoren zu ermitteln (siehe Schaubild 4) [14].

[14] Die Schätzung des EU-15-Aggregats der vom Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" eingesetzten Vorleistungen basiert auf vorliegenden harmonisierten Input-Output-Tabellen zum letzten verfügbaren Jahr für neun Mitgliedstaaten.

Schaubild 4. Beziehungen zwischen dem Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" und den übrigen Wirtschaftssektoren in der EU

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Quelle: Auf der Input/Output-Datenbank der OECD basierende Berechnungen.

Das Schaubild zeigt, dass ein bedeutender Teil der unternehmensbezogenen Dienstleistungen für die Verarbeitende Industrie bestimmt ist. Von ihr werden nahezu 30 % der als Vorleistungen erbrachten Dienstleistungen des Sektors in Anspruch genommen. Die Entwicklung des Sektors ,unternehmensbezogene Dienstleistungen" in den vergangenen Jahrzehnten lässt sich jedoch nur durch die im Sektor selbst bestehende Nachfrage, die aus der Integration dieser Dienstleistungen in die Wertschöpfungskette aller Unternehmen resultiert, erklären. Bemerkenswert ist die Bedeutung des öffentlichen Sektors, der etwa 11 % der unternehmensbezogenen Dienstleistungen abnimmt. Damit ist er ein wichtiger Markt für diese Dienstleistungen, der noch beträchtliches Wachstumspotenzial birgt.

Eine detailliertere Aufschlüsselung des Verbrauchs von Dienstleistungen zeigt, dass sowohl vom Verarbeitenden Gewerbe wie vom öffentlichen Sektor in erster Linie Unternehmensdienstleistungen im engeren Sinne (z. B.: IT-Beratung, Werbung oder Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung) in Anspruch genommen werden. Sie machen mehr als ein Drittel der insgesamt eingesetzten unternehmensbezogenen Dienstleistungen aus. Auffallend sind außerdem eine enge Verbindung zwischen Handel und Verarbeitendem Gewerbe sowie die relativ große Bedeutung von Finanzdienstleistungen für den öffentlichen Sektor.

Herausforderungen

Es ist neuer Informationsbedarf entstanden. Die Interaktion zwischen den Erbringern unternehmensbezogener Dienstleistungen und ihren Kunden macht eine tiefer gehende Analyse sowie Input-Output-Tabellen mit ausreichender Erfassung aller Länder und Sektoren erforderlich.

Wie sich zeigt, ist der öffentliche Sektor ein Hauptabnehmer unternehmensbezogener Dienstleistungen. Dies bedeutet, dass die Kooperation von öffentlichem und privatem Sektor eine wichtige Rolle für den weiteren Ausbau des Marktes für unternehmensbezogene Dienstleistungen spielen könnte.

II.6. Bedeutung und Auswirkungen des Outsourcing von Dienstleistungen

Die Verlagerung von Dienstleistungsaufgaben auf externe Zulieferer hat in entscheidendem Maße zum Wachstum im Dienstleistungssektor beigetragen. Bestimmend für die Vergabe nach außen sind nicht nur erwartete Arbeitskostenvorteile, sondern häufig auch Qualitätsüberlegungen, wenn spezielle Kompetenzen benötigt werden, um die eigene Flexibilität zu steigern. Die Option für die Erbringung erforderlicher Dienstleistungen im eigenen Haus oder für die Vergabe dieser Dienstleistungen an spezialisierte Firmen ist eine strategische und in vielen Fällen langfristige Entscheidung des Unternehmens. Ein Teil der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, wie sie sich in Preisen, Qualität oder der Positionierung am Markt niederschlägt, steht mit Entscheidungen über Eigenerbringung oder Fremdbezug von Dienstleistungen in Zusammenhang.

Neben Qualitäts- und Kostenvorteilen bietet das Outsourcing dem Unternehmen die Möglichkeit, sich auf seine Kernaktivitäten zu konzentrieren. Um voll und ganz von den Vorteilen der Auslagerung profitieren zu können, muss der Dienstleistungsnehmer allerdings bestimmte organisatorische und führungstechnische Änderungen vornehmen. Speziell in kleinen und mittleren Unternehmen kann mangelnde Sachkompetenz von Mitarbeitern dazu führen, dass die Vorteile des Outsourcing nicht voll zum Tragen kommen.

Die Auslagerung eher strategischer Dienstleistungsbereiche, wie IT-Dienste, Schulung, Vertrieb und Marketing oder Produktinnovation, spielt eine immer größere Rolle bei der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Manchmal kontrolliert der Dienstleister ganze Geschäftsprozesse, wie den Personal- oder den IT-Bereich, was als ,BPO" (Business Process Outsourcing) bezeichnet wird. Die Auslagerung ist aber nicht ohne Risiko. sie muss abgewogen werden gegen den möglichen Ausfall des Dienstleisters, den Kontrollverlust und die unerwünschte Weitergabe von wichtigem Know-how.

Einerseits lagern Industrieunternehmen Dienstleistungen aus, andererseits besteht der Trend, dass Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in zunehmenden Maße selbst zu Dienstleistern werden, wenn Produktionsaktivitäten in Länder verlegt werden, wo die Arbeitskosten niedriger sind als in der EU. Einige Dienstleistungen wie Telefondienste, Kartenverkauf, Softwareentwicklung, technische Unterstützung usw. scheinen immer ähnlich strukturiert zu sein. Die Dienstleistungen, die in der EU im Allgemeinen in den Unternehmen verbleiben, sind ,Stabsaufgaben" (Koordinierung, Management, Qualitätskontrolle, FuE, Design), die so wissensintensiv sind, dass sie physische Präsenz erfordern (z. B.: Weitergabe von nicht kodifizierbarem impliziten Wissen). Zugleich gibt es aber einen deutlichen Trend zur F&E-Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, zur Auslagerung der F&E-Tätigkeit aus KMU und zur Entwicklung einer F&E-Dienstleistungsbranche.

Herausforderungen

Der Wettbewerb im Dienstleistungsmarkt ist dadurch eingeschränkt, dass keine Möglichkeit besteht, die Preise für vergleichbare Dienstleistungen anderer Anbieter zu messen. Zur Verbesserung der Transparenz müssen einheitliche Standards entwickelt werden. Solche Standards kämen auch den Dienstleistern zugute, da sie ihnen die Möglichkeit gäben, sich auf die eigentliche Leistungserbringung zu konzentrieren.

Anders als bei der Lieferung von Waren ist bei der Erbringung einer Dienstleistung im Allgemeinen eine enge Interaktion zwischen Dienstleistern und Leistungsnehmern erforderlich, was es schwierig macht, zwischen dem Prozess der Erbringung und dem Endprodukt zu unterscheiden. Das Ziel der Vorabdefinition aller Qualitätselemente einer Dienstleistung ist im Moment nicht realisierbar. Eine umfassende europäische Qualitätspolitik für den Dienstleistungsbereich besteht bisher nicht, muss aber entwickelt werden.

Durch Schulungen, die den Mitarbeitern die erforderlichen Kompetenzen vermitteln, muss kleinen und mittleren Unternehmen der Zugang zu unternehmensbezogenen Dienstleistungen erleichtert werden.

III. Wettbewerbsfähigkeit unternehmensbezogener Dienstleistungen in Europa

III.1. Schlüsselfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit

Wie in Kapitel I ausgeführt, sind unternehmensbezogene Dienstleistungen von maßgeblicher Bedeutung für die Realisierung des ehrgeizigen Ziels der Lissabon-Strategie. Mit der Lissabon-Strategie für nachhaltige Entwicklung sollen die Ziele Wettbewerbsfähigkeit, Vollbeschäftigung, sozialer Zusammenhalt und ökologische Nachhaltigkeit gleichzeitig erreicht werden. Es wird nochmals betont, dass die unternehmensbezogenen Dienstleistungen das Hauptsegment der europäischen Wirtschaft bilden und gleichzeitig in großem Maße zur Leistungsfähigkeit der anderen Wirtschaftssektoren beitragen. Sie dürften deshalb von der gleichzeitigen Verfolgung dieser Ziele profitieren.

Wirtschaftswachstum ist die Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen Anstieg von Realeinkommen und Lebensstandard. Historisch gesehen ist Produktivitätssteigerung die Hauptquelle wirtschaftlichen Wachstums. Sie kann aber nur bei entsprechender Qualität des Sachkapitals, verbesserten Kompetenzen der Beschäftigten, technologischem Fortschritt und neuen Formen der Organisation dieser Einsatzfaktoren erzielt werden. In diesem Kapitel sollen die genannten drei Elemente untersucht und zu diesem Zweck die IKT-Nutzung, FuE sowie Innovation im Dienstleistungssektor, das Humankapital und schließlich der internationale Handel sowie Direktinvestitionen im Dienstleistungsbereich als Indikatoren für die Wettbewerbsfähigkeit der unternehmensbezogenen Dienstleistungen in Europa einer näheren Betrachtung unterzogen werden.

III.2. Steigerung der Arbeitsproduktivität im Sektor ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

Die jüngste Entwicklung der Gesamtproduktivität in der EU ist besorgniserregend und könnte die Realisierung der Ziele der Lissabon-Strategie gefährden. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre lag das durchschnittliche jährliche Wachstum der Arbeitsproduktivität in der EU mit 1,9 % erheblich über dem der Vereinigten Staaten (1,2 %), was sich im Zeitraum 1995-2001 dann allerdings dramatisch geändert hat. So ging das jährliche Wachstum in der EU auf 1,2 % zurück, während es in den Vereinigten Staaten auf 1,9 % anstieg. Dies war in der Hauptsache durch die gegenüber den USA schwache Leistung des europäischen Sektors der unternehmensbezogenen Dienstleistungen bedingt (siehe Anhang I Schaubild C).

Produktivität und Beschäftigung sind Voraussetzungen für Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb müssen auf nationaler wie europäischer Ebene die Bemühungen um ihre Steigerung verstärkt werden.

Bei der Untersuchung der Gründe für die unterschiedliche Entwicklung des Sektors in Europa und in den USA sind die zugrunde liegenden Trends wesentlich, da sich sektorspezifische Muster feststellen lassen. So ist der Unterschied in erster Linie auf das gegenüber dem europäischen Sektor und den übrigen Wirtschaftssektoren sehr starke Wachstum des Handelssektors in den USA zurückzuführen. Höhere Wachstumsquoten hat in der EU allgemein nur der Telekommunikationssektor zu verzeichnen, der sich noch besser entwickelt hat als sein amerikanisches Pendant. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre war er infolge der Liberalisierung des Marktes zunehmendem Wettbewerb ausgesetzt. Bei den übrigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen, wo der Wettbewerbsdruck geringer war, gibt es erhebliche Unterschiede sowohl zwischen den Mitgliedstaaten als auch zwischen der EU und den USA. Generell ist die Entwicklung der unternehmensbezogenen Dienstleistungen in den USA ein Zeichen dafür, dass die Produktivität in diesem Sektor in den USA stärker gestiegen ist als in der EU.

III.3. Probleme bei der Messung

Die vorliegenden Daten zum anhaltenden Arbeitsproduktivitätsgefälle zwischen den USA und der EU sind beunruhigend. Vor einer Untersuchung und Erklärung des langsamen Produktivitätswachstums ist jedoch auf die Schwierigkeiten bei der Messung der Produktivität von Dienstleistungen hinzuweisen. Die Konzepte der Arbeitsproduktivität eignen sich gut für das Verarbeitende Gewerbe, ihre Anwendung bei der Messung der Produktivität im Dienstleistungssektor führt jedoch nicht unbedingt zu zuverlässigen Ergebnissen.

Im Bereich unternehmensbezogener Dienstleistungen hängt die Verbesserung der Produktivität in starkem Maße von immateriellen Gütern, wie Schulung, Gestaltung von Kundenbeziehungen, Marken-Image und Aufbau einer effizienten Organisation, sowie von Investitionen in Software, Informations- und Kommunikationstechnologien ab. Daher ist es dringend notwendig, für statistische Zwecke wie für Unternehmensberichte den Begriff ,immaterielle Investition" zu definieren, damit immaterielle Güter ermittelt, gemessen und erfasst werden können.

Wo die Probleme bei den bestehenden Dienstleistungsstatistiken und damit bei der Messung der Produktivität der Gesamtwirtschaft liegen, ist dem Kasten 2 in Anhang III zu entnehmen.

Herausforderungen

Die statistische Erfassung der Dienstleistungssektoren ist generell nicht mit der des Verarbeitenden Gewerbes zu vergleichen, bei der Messung der Produktivität ist der qualitative Unterschied jedoch besonders groß.

Durch den Mangel an zuverlässigen Daten zum immateriellen Vermögenswert von Unternehmen bleibt ihr tatsächlicher Wert ungewiss und Gegenstand von Spekulationen. Die Messung und Erfassung von immateriellen Wirtschaftsgütern ist Regierungen, Unternehmen, Investoren und anderen Interessengruppen ein großes Anliegen geworden. Dienstleistungsunternehmen sind in besonderem Maße von dem Problem betroffen, da ihre Tätigkeit fast ausschließlich auf immateriellen Vermögensgegenständen basiert.

III.4. IKT-Nutzung von Unternehmen des Sektors ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

Neuere Studien zu Produktivitätswachstum und IKT-Nutzung beweisen, dass IKT in Sektoren, die in großem Umfang in IKT investiert haben, rasche Produktivitätssteigerungen ermöglichen (siehe Schaubild 5) [15]. IKT-Nutzung kann Unternehmen dabei helfen, ihre Gesamtleistung durch einen entsprechenden Einsatz von Arbeit und Kapital, die so genannte Multifaktorproduktivität, zu verbessern. Es wird angenommen, dass dies der Hauptgrund für die in jüngster Zeit verzeichneten Produktivitätsgewinne im Sektor ,Handel" in den USA und Australien ist.

[15] Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit 2002, SEK(2002) 528.

Schaubild 5. Beitrag von IKT nutzenden Dienstleistungen zum durchschnittlichen jährlichen Arbeitsproduktivitätswachstum in %

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Anm.: Zu IKT nutzenden Dienstleistungen gehören Handel, Finanzdienstleistungen und Unternehmensdienstleistungen im engeren Sinne.

Quelle: OECD

Sektorale Daten liegen leider nicht vor, doch belaufen sich die IT-Gesamtausgaben in der EU im Jahr 2001 auf 4,2 % des BIP im Vergleich zu 5,3 % in den USA und 4,0 % in Japan. Um den Produktivitätsabstand zu verringern, muss die EU die IKT-Investitionen erhöhen und dies vor allem im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Besonders wichtig ist es, die aus der Verbesserung und Innovation von Geschäftsprozessen resultierenden Vorteile durch bessere Integration, Ausweitung oder Kundenzuschnitt der angebotenen Dienstleistungen optimal zu nutzen.

Wegen des Mangels an amtlichen Statistiken zur IKT-Nutzung auf sektoraler Ebene hat die Kommission Ende 2001 eine gesonderte Initiative zur Beobachtung und Beurteilung des Entwicklungsstandes und der Auswirkungen von E-Business in den verschiedenen Sektoren der europäischen Wirtschaft gestartet [16].

[16] E-Business W@tch. Die Ergebnisse, einschließlich der sektorspezifischen Berichte, werden regelmäßig veröffentlicht und auf www.ebusiness-watch.org bzw. über den Europa-Server der Kommission auf www.europa.eu.int/comm/enterprise/ict/policy/watch/index.htm bereitgestellt.

Herausforderung

Die Integration von IKT in Geschäftsprozesse muss weiter gefördert werden. Für unternehmensbezogene Dienstleistungen steht die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die elektronische Erbringung von Leistungen im Vordergrund, und dies bedeutet Schaffung einer ausreichenden Netzinfrastruktur, Einführung von Nachrichtenstandards, Qualitätszertifizierung und Akkreditierung.

III.5. F&E- und Innovationstätigkeit von Unternehmen des Sektors ,unternehmensbezogene Dienstleistungen"

Einige der innovativsten Unternehmen Europas sind im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen tätig, insgesamt ist die FuE-Intensität in diesem Sektor jedoch bescheiden und wesentlich geringer als in den USA. Zwar hat sich die EU-Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten zu einer Dienstleistungswirtschaft entwickelt (siehe Kapitel II), auf marktbestimmte Dienstleistungen [17] entfällt jedoch immer noch nur ein relativ kleiner Teil der Gesamtausgaben von Unternehmen für FuE. Der EU-Durchschnitt liegt bei 13 %, wobei die Situation in den Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich aussieht (siehe Anhang I Schaubild C). In den USA beträgt der durchschnittliche Anteil 34 %. Dies bedeutet, dass sich der Abstand zu den USA trotz einer beträchtlichen Erhöhung der FuE-Ausgaben von Dienstleistungsunternehmen seit 1991 noch weiter vergrößert hat.

[17] Bei der sektoralen Aufschlüsselung der FuE-Ausgaben gibt es erhebliche Probleme hinsichtlich Methodik und internationaler Vergleichbarkeit. So erschweren unterschiedliche Grade der Auslagerung von F&E-Tätigkeiten den länderübergreifenden Vergleich sektoraler Daten.

Herausforderung

Eine stärkere direkte Mitwirkung an FuE-Kooperationsprojekten, gemeinsam mit der Hochtechnologieindustrie, könnte die Entwicklung und Verbreitung von neuen Technologien beschleunigen. Die Beteiligung von Dienstleistungsunternehmen am Forschungs-Rahmenprogramm könnte durch Aufnahme geeigneter Themen in das Arbeitsprogramm ebenfalls verstärkt werden. Das Ziel der EU, 3 % ihres BIP für Forschung und Entwicklung aufzuwenden [18], lässt sich leichter erreichen, wenn der Dienstleistungssektor dabei die seinem wirtschaftlichen Gewicht entsprechende Rolle spielt.

[18] Mitteilungen der Kommission "Mehr Forschung für Europa - Hin zu 3 % des BIP", KOM (2002) 499 endg.und "In die Forschung investieren: Aktionsplan für Europa", KOM(2003) 226 endg.

III.6. Qualifikationsniveau

Ohne das Wachstum der unternehmensbezogenen Dienstleistungen in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wäre die Arbeitslosigkeit in der EU heute noch höher. Das Angebot an Arbeitskräften ist zwar groß, doch zeigt eine Aufschlüsselung der neuen Arbeitsplätze nach der erforderlichen Qualifikation, dass hier ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage besteht. In allen Wirtschaftssektoren, nicht nur bei den wissensintensiven Unternehmensdienstleistungen, werden immer mehr hoch qualifizierte Arbeitskräfte mit Abschluss der ersten oder zweiten Stufe des tertiären Bildungsbereichs benötigt (siehe Anhang I Schaubild E). Diese Entwicklung macht deutlich, dass Bedarf an mehr Arbeitskräften mit höherem Qualifikationsniveau besteht.

Im Rahmen der Europäischen Beschäftigungsstrategie wird versucht, dem Problem unzureichender Qualifikation zu begegnen, so dass in beträchtlichem Umfang in die allgemeine Verbesserung der Ausbildung europäischer Arbeitskräfte investiert wurde. Die vorliegenden Daten deuten allerdings darauf hin, dass das nun größere Arbeitskräfteangebot im mittleren und hohen Qualifikationssegment, vor allem im Bereich der wissensintensiven unternehmensbezogenen Dienstleistungen, nicht ausreicht, um den ebenfalls gestiegenen Bedarf an Beschäftigten mit diesem Qualifikationsniveau zu decken. Da das Bildungsniveau in den USA und in Japan höher ist, besteht dort weniger die Gefahr als in der EU, dass die Produktivität im Bereich wissensintensiver unternehmensbezogener Dienstleistungen durch den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften beeinträchtigt wird. [19]

[19] OECD : Science, technology and industry scoreboard 2003.

Qualifizierte Arbeitskräfte tragen insofern zum Produktivitätswachstum bei, als sie es den Unternehmen ermöglichen, ihre Investitionen in IKT und andere innovative Technologien optimal zu nutzen. Die Arbeitsintensität vieler unternehmensbezogener Dienstleistungen, der hohe Grad an Interaktion mit dem Kunden, die häufig im Dienstleistungsbereich gegebene Wissensintensität und die Bedeutung impliziten Wissens, all diese Faktoren führen dazu, dass künftige Produktivitätsgewinne in starkem Maße von einem ausreichenden Angebot an qualifiziertem Humankapital abhängen.

Herausforderung

Da unternehmensbezogene Dienstleistungen sehr arbeitsintensiv sind und die erbrachte Leistung im Wesentlichen von der Qualität des Inputs der einzelnen Beschäftigten abhängt, sind ständige Weiterbildung und der Ausbau der vorhandenen Kompetenzen für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dieses Sektors von ganz besondere Bedeutung. Das Ausbildungsangebot für Beschäftigte von KMU muss innerhalb des Gesamtplans besonders berücksichtigt werden. Unternehmensbezogene Dienstleistungen reagieren sehr sensibel auf veränderte Arbeitsmarktbedingungen. Beschäftigungsflexibilität wird für diesen Sektor immer wichtiger, ein Umstand, dem bei Arbeitsmarktregelungen (z. B.: Teilzeitbeschäftigung, Mobilität) Rechnung getragen werden sollte [20].

[20] Der Vorschlag der Kommission für eine Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen (KOM(2002)119) verbessert die Bedingungen für die Freizügigkeit von Fachkräften in der EU und kann damit wesentlich zur ihrer Mobilität beitragen.

III.7. Internationaler Handel und ausländische Direktinvestitionen

Ein tragendes Element der Wettbewerbsfähigkeit unternehmensbezogener Dienstleistungen in Europa bilden der internationale Handel und ausländische Direktinvestitionen (ADI). Um als wettbewerbsfähig gelten zu können, müssen die europäischen unternehmensbezogenen Dienstleistungen eine entsprechende Position im internationalen Handel und bei den Direktinvestitionen einnehmen.

Kennzeichnend für den Dienstleistungssektor ist die Bedeutung der Präsenz auf dem lokalen Markt. Daraus erklärt sich, dass ein relativ großer Teil der ausländischen Direktinvestitionen auf unternehmensbezogene Dienstleistungen (66 % der Zu- und Abfluesse insgesamt) und dort in erster Linie auf Unternehmensdienstleistungen im engeren Sinne (34 % der ADI im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen) sowie den Finanz- und Versicherungssektor (30 %) entfällt.

Die Präferenz unternehmensbezogener Dienstleistungen für ADI zeigt sich auch darin, dass dieser Sektor im internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr mit einem Anteil von etwa 18 % nur eine bescheidenere Rolle spielt. Er ist damit etwas höher als in den USA (16 %) und in Japan (13 %). Der internationale Handel mit unternehmensbezogenen Dienstleistungen macht allerdings rund zwei Drittel des gesamten internationalen Dienstleistungsverkehrs der EU aus.

Der europäische Sektor hält mit 26 % einen großen Marktanteil im internationalen Handel mit unternehmensbezogenen Dienstleistungen, während auf die USA nur 18 % entfallen (siehe Schaubild 6). Dies kann als deutlicher Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen unternehmensbezogenen Dienstleistungen angesehen werden. Doch führt die EU andererseits auch in großem Umfang Dienstleistungen dieser Art ein, so dass nur ein geringer Überschuss erzielt wird. Dieser positive Saldo resultiert aus relativ großen Überschüssen bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Verkehrs- und IT-Dienstleistungen, während die Bilanz einiger wissensintensiven Unternehmensdienstleistungen (Dienstleistungen in den Bereichen Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung, Management, Werbung und Marktforschung) und der Lizenzgebühren stark negativ ist. Der Gesamtsaldo der USA ist absolut doppelt so groß wie der der EU (35 Mrd. EUR gegenüber 17 Mrd. EUR), und bei der Quote der Deckung von Einfuhren durch Ausfuhren ergibt sich ein noch größerer Unterschied: 124 % Überschuss gegenüber 108 %.

Damit sich die Position der EU im Handel mit der übrigen Welt verbessert, muss der Sektor stärkerem Wettbewerbsdruck ausgesetzt werden, damit er seine Produktivität steigert. Bei Netzwerk- und Finanzdienstleistungen ist dies wegen der noch laufenden Liberalisierung derzeit der Fall, nicht jedoch in Teilbereichen der Dienstleistungen im engeren Sinne und des Handels, die vielfach auf fragmentierten und abgeschotteten Märkten operieren.

Schaubild 6. Ausfuhren und Einfuhren von unternehmensbezogenen Dienstleistungen 2001

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Quelle: Eurostat: Außenhandel. Der Intra-EU-Handel ist hier nicht berücksichtigt.

Europäische Dienstleister haben in Drittländern wieterhin mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Regulierung der Dienstleistungen in einem WTO-Abkommen stellt zwar eine der größten Errungenschaften der Uruguay-Runde dar, doch hat sich gezeigt, dass die Handelshemmnisse im Dienstleistungsbereich mannigfaltiger und komplexer sind als die im Warenhandel. Auf der Grundlage des Allgemeinen Abkommens über den Handel mit Dienstleistungen (GATS), das am 1. Januar 1995 in Kraft getreten ist, finden multilaterale Verhandlungen mit dem Ziel einer weiteren Liberalisierung des globalen Dienstleistungsverkehrs statt. Ohne nachteilige Auswirkungen auf diese multilateralen Verhandlungen könnten darüber hinaus bi- und multilaterale Verhandlungen geführt und Vereinbarungen getroffen werden wie die Freihandelsabkommen mit Mexiko und Chile und die derzeit laufenden Verhandlungen mit den Mercosur-Staaten und dem Golf-Kooperationsrat.

Herausforderungen

Über multilaterale und bilaterale Verhandlungen muss für eine Öffnung des Handels mit unternehmensbezogenen Dienstleistungen gesorgt werden. Die direkten Vorteile für die Unternehmen des Sektors liegen auf der Hand, die indirekten Auswirkungen sind allerdings genauso wichtig: Durch die in der Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt vorgesehene Liberalisierung des Handels mit unternehmensbezogenen Dienstleistungen bei gleichzeitigem Abbau der bestehenden Hemmnisse für Handel und Investitionen über die Binnengrenzen der EU werden die europäischen Unternehmen einem stärkeren Wettbewerbsdruck ausgesetzt, was ihre Wettbewerbsposition gegenüber Unternehmen aus Drittländern stärkt.

Soweit unternehmensbezogene Dienstleistungen auch Endverbrauchern angeboten werden, sind bei der Liberalisierung und dem Markzugang auch Verbraucherschutzfragen zu berücksichtigen.

IV. Weiteres Vorgehen

IV.1. Wesentliche Fragen

Die ökonomische Analyse zeigt, dass die unternehmensbezogenen Dienstleistungen den größten Wirtschaftssektor bilden. In ihm sind im Jahr 2001 etwa 55 Millionen Personen oder nahezu 55 % aller Erwerbstätigen des marktbestimmten Teils der europäischen Wirtschaft beschäftigt. Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen sind der Sektor der EU, in dem mit Abstand die meisten Arbeitsplätze geschaffen werden. In diesem Sektor entstehen auch die meisten neuen Unternehmen. Auf ihn entfallen mehr als zwei Drittel aller Neugründungen. die Analyse zeigt aber auch, dass der Sektor in der Entwicklung seiner Produktivität deutlich hinter die USA zurückgefallen ist. Zugleich drohen Arbeitsplätze dieses Sektors - von Call-Centers bis zu IT-Dienstleistern - in die USA und nach Asien abzuwandern.

Den in der Anlayse erkannten Problemen muss schnellstens begegnet werden. Geschieht das nicht, droht der Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen Märkte zu verlieren. Wenn es uns nicht gelingt, für diesen Sektor günstigere Rahmenbedingungen zu schaffen, werden Arbeitsplätze rasch in andere Regionen abwandern, wie es in Teilen des Sektors bereits geschehen ist. Das würde vor allem der Industrie schaden, die auf ein umfassendes Angebot an hochwertigen Dienstleistungen angewiesen ist.

Aus den beschriebenen Analysen und den Herausforderungen, mit denen der Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen konfrontiert ist, lässt sich Folgendes ableiten:

1) Integration und Wettbewerb auf den Märkten für unternehmensbezogene Dienstleistungen sind nicht stark genug, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dieses Sektors zu sichern und zu steigern.

2) Der für die Produktion erforderliche Input (berufliche Qualifikation, Integration von IKT und Kapital) ist qualitativ wie quantitativ unzureichend.

3) Der Output der Unternehmen dieses Sektors ist für die Nutzer nicht hinreichend transparent (Standardisierung), beziffert (Erfassung immaterieller Güter) und dokumentiert (Qualität).

4) Unternehmensbezogene Dienstleistungen werden in den weniger entwickelten Regionen und den Beitrittsländern nur in begrenztem Maße angeboten und genutzt. Das ist vor allem für die KMU und für den Konvergenzprozess von Nachteil.

5) Die Kenntnis des Sektors und der Märkte ist mangelhaft, was sich negativ auf die Entscheidungsfindung der Unternehmen und der politisch Verantwortlichen auswirkt.

1. Integration und Wettbewerb auf den Märkten für unternehmensbezogene Dienstleistungen sind nicht stark genug, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dieses Sektors zu sichern und zu steigern. [21]

[21] Die Dienstleistungsrichtlinie wir zur Lösung des Problems mangelnder Integration der Dienstleistungsmärkte in Europa wesentlich beitragen. Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen ist die Situation nicht überall gleich. Einige Bereiche des Sektors sind bereits auf europäischer Ebene weitgehend liberalisiert und integriert, bei den meisten ist das aber noch nicht der Fall. Ihnen gelten die vorgeschlagenen Maßnahmen, die vor allem auf mehr Marktintegration zielen.

1.1. Beseitigung von Hindernissen für den Dienstleistungsverkehr auf dem Binnenmarkt und im internationalen Handel. Die Beseitigung von Hindernissen für den grenzüberschreitenden Handel in der EU durch die Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt und die mögliche Erweiterung der Notifizierungsrichtlinie (98/34) wird, in Verbindung mit der Liberalisierung des internationalen Handels mit unternehmensbezogenen Dienstleistungen, dazu führen, dass die EU-Unternehmen einem verstärkten Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind, und den für die Öffnung der noch zersplitterten und abgeschotteten Märkte notwendigen europäischen Rechtsrahmen schaffen. In der gegenwärtigen Situation, in der das Outsourcing in Drittländer für den EU-Dienstleistungsmarkt eine immer größere Gefahr darstellt, wird ihnen dies einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen aus Drittländern verschaffen.

Die Beseitigung rechtlicher und administrativer Hemmnisse innerhalb Europas ist notwendig, aber nicht hinreichend für die Schaffung eines funktionierenden Binnemarktes für Dienstleistungen, denn es gibt außerdem Hemmnisse wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, kultureller und sonstiger Art. Viele der wirtschaftlichen Hemmnisse lassen sich durch ergänzende Maßnahmen zur Förderung von unternehmerischer Initiative, Netzwerken, beruflicher Qualifikation, gemeinsamen Qualitätsstandards und Innovation ausräumen. Die Vielfalt der Hemmnisse ist ein weiteres Argument dafür, durch eine Kombination legislativer und nicht legislativer Maßnahmen auf der Grundlage der Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt und dieser Mitteilung einen Dienstleistungsmarkt mit freiem Wettbewerb zu schaffen.

1.2. Intensivierung des Wettbewerbs auf den Märkten für unternehmensbezogene Dienstleistungen. Der Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen kann nur wettbewerbsfähig werden, wenn er auf einem freien Markt operiert. Mit der Liberalisierung von Dienstleistungsbranchen wie Telekommunikation und Luftverkehr hat sich dort die Zahl der Anbieter erhöht, die Preise sind gefallen, die Qualität hat sich verbessert, das Leistungsangebot ist vielfältiger geworden, und die Zahl der Beschäftigten ist gestiegen. Unternehmen, die früher vor Wettbewerb geschützt waren, stellen sich jetzt dem Wettbewerb und haben ihre Strategie entsprechend verändert. Wettbewerb ist die Triebkraft von unternehmerischer Initiative Innovation, Produktivitätssteigerung und Wachstum und treibt dei Entwicklung vor allem in den Dienstleistungsbranchen voran, die traditionell auf abgeschotteten Märkten operieren.

In anderen Dienstleistungsbranchen, u. a. bei bestimmten Unternehmensdienstleistungen, gibt es schon seit einiger Zeit Wettbewerb und weniger Reglementierung. Doch auch dort hat die Politik die Aufgabe, den Wettbewerb zu fördern, vor allem im Bereich der Unternehmensdienstleistungen und des Handels.

1.3. Modernisierung der öffentlichen Verwaltung. Die Wettbewerbsfähigkeit unternehmensbezogener Dienstleistungen ist oft eng verknüpft mit der Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung. Zahlreiche Dienstleistungen, die traditionell von öffentlichen Stellen erbracht werden, können auch von Unternehmen angeboten werden. Insbesondere die Entwicklung elektronischer Behördendienste und die effiziente Organisation von Leistungen der Daseinsvorsorge mit privater finanzieller Beteiligung können zu besserer Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Stellen und Privatwirtschaft führen, von der Anbieter wie Nutzer von Dienstleistungen profitieren. Deshalb sollten öffentlich-private Partnerschaften angeregt werden, bei denen der Wettbewerbsdruck zu Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen führt.

Ergänzende Maßnahmen zur Förderung der Innovation im Dienstleistungssektor und zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung sollten durch den EU-weiten Vergleich modellhafter Verfahren (Benchmarking) unterstützt werden. Neue, modernisierte Regelungen für das öffentliche Auftragswesen, wie sie von der Kommission vorgeschlagen werden, werden den Wettbewerb zwischen Dienstleistern zusätzlich beleben.

2. Der für die Produktion erforderliche Input (berufliche Qualifikation, Integration von IKT und Kapital) ist qualitativ wie quantitativ unzureichend.

2.1. Förderung des kontinuierlichen Lernens und der ständigen Aktualisierung der Kompetenzen. Die Entwicklung hin zu einer wissensbasierten Wirtschaft, in der die unternehmensbezogenen Dienstleistungen eine wesentliche Rolle spielen, ist nur mit entsprechend qualifizierten Arbeitskräften möglich, die ungeachtet bestehender arbeitstrechtlicher Schutzbestimmungen den Wandel und neue Formen der Arbeitsorganisation wie Teilzeit- und Telearbeit akzeptieren. Außerdem müssen die Arbeitskräfte mobil sein und bereit sein, sich fehlende Qualifikationen anzueignen. Das gilt vor allem in wissensintensiven Branchen wie der Datenverarbeitung.

Wenn Europa in der Qualifizierung seiner Arbeitskräfte für die wissensbasierte Wirtschaft keine sichtbaren Verbesserungen erzielt, wird der Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Politische Maßnahmen zur Qualifikation der Arbeitskräfte in der EU müssen umgesetzt werden, damit es im Dienstleistungsbereich nicht in ähnlicher Weise zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen kommt wie im Verarbeitenden Gewerbe.

2.2. Förderung der Integration von IKT in die Geschäftsabläufe. Alle Unternehmen im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen und insbesondere die KMU müssen das Potenzial der IKT in vollem Umfang nutzen, um ihre Produktivität zu steigern. In den USA haben die IKT-nutzenden wie die IKT-produzierenden Sektoren ihre Produktivität erheblich steigern können. In Europa dagegen haben die IKT-nutzenden Dienstleistungsbranchen in den letzten Jahren nur bescheidene Produktivitätszuwächse erzielt. IKT müssen in größerem Umfang und besser in die unternehmensbezogenen Dienstleistungen integriert werden, sonst sind die ehrgeizigen Ziele der Lissaboner Strategie gefährdet. Außerdem müssen bestimmte IKT-produzierende Dienstleistungsbranchen gefördert werden, damit die Leistung der in anderen Branchen eingesetzten IKT verbessert wird. Neue Technologien führen nicht von allein zu Produktivitätssteigerungen. Sie müssen implementiert und in die Geschäftsabläufe integriert und ihre Anwender müssen geschult werden. Dafür sind wiederum Dienstleistungen erforderlich.

2.3. Förderung von FuE und Innovation bei unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Dienstleistungsunternehmen sind in hohem Maß innovationsfreudig und oftmals führende Nutzer fortgeschrittener technologischer Entwicklungen. Außerdem wirken wissensbasierte Dienstleistungen wie Unternehmensberatung, Computer- und F&E-Dienstleistungen für die gesamte Wirtschaft als Katalysatoren des Innovationsprozesses. Zwar gehören einige der innovativsten Unternehmen in Europa dem Dienstleistungssektor an, doch ist das allgemeine Niveau der F&E-Tätitkeit in diesem Sektor niedrig, insbesondere erheblich niedriger als in den USA.

Im Rahmen innovationspolitischer Initiativen sollten sowohl spezifische Maßnahmen für den Dienstleistungssektor (etwa zur organisatorischen Innovation) als auch die stärkere Beteiligung von Dienstleistungsunternehmen an F&E-Programmen gefördert werden. Die nationalen und europäischen F&E-Programme sollten so gestaltet werden, dass die besonderen Probleme und Bedürfnisse von Dienstleistungsunternehmen berücksichtigt werden. Das Ziel der EU, 3 % ihres BIP für Forschung und Entwicklung zu verwenden, kann nur erreicht werden, wenn der Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen dabei eine seinem wirtschaftlichen Gewicht entsprechende Rolle übernimmt.

3. Der Output der Unternehmen dieses Sektors ist für die Nutzer nicht hinreichend transparent (Standardisierung), beziffert (Erfassung immaterieller Güter) und dokumentiert (Qualität).)

3.1. Standardisierung. Freiwillige Standards liefern Lösungen für Schnittstellenprobleme, die auftreten, wenn bei der Erbringung von Dienstleistungen nationale Grenzen überschritten werden. Sie ermöglichen dem Nutzer, Produkte und Preise zu vergleichen, was den Wettbewerb verstärkt. Bestehen keine allgemein anerkannten und wohl abgewogenen Standards [22], bleibt der Markt wenig transparent, und der Wechsel zu einem anderen Anbieter kann kostspielig und riskant zugleich werden. Dienstleister profitieren von Standards, denn sie ermöglichen ihnen, sich auf ihre betriebsinternen Prozesse zu konzentrieren und ihre Kosten zu senken. Ein Dienstleister, der nach anerkannten Standards arbeitet, kann damit seine Marktpräsenz erhöhen und seine Verhandlungposition stärken. Die Kommission wird die Aufstellung solcher freiwilliger Standards in der gleichen Weise unterstützen, wie es bei Industrieerzeugnissen der Fall ist.

[22] Übermäßige Standardisierung oder die Entwicklung nicht kompatibler Standards in den einzelnen EU-Mitgliedstaten würde sich nachteilig auswirken.

3.2. Erfassung immaterieller Güter. Auf Unternehmensebene wie auf politischer Ebene werden zuverlässige Informationen über die immateriellen Werte von Unternehmen benötigt, um die Ressourcen effizient zu nutzen und Unsicherheiten und Spekulationen über den wahren Wert von Unternehmen zu begegnen. Die Messung und Erfassung von immateriellen Wirtschaftsgütern ist Regierungen, Unternehmen, Investoren und anderen Interessengruppen ein großes Anliegen geworden. Dienstleistungsunternehmen sind in besonderem Maße von dem Problem betroffen, da ihre Tätigkeit fast ausschließlich auf immateriellen Werten basiert. Die Produktivitätssteigerung hängt bei unternehmensbezogenen Dienstleistungen in hohem Maße von Investitionen in immaterielle Güter ab, beispielsweise in Ausbildung, Kundenmanagement (Customer Relationship Management), Markenimage, interne Organisation, Software und IKT.

Die Unternehmen haben inzwischen einige Erfahrung mit der Anwendung freiwilliger Regeln für die Erfassung geistigen Kapitals und anderer immaterieller Güter. Das bringt langfristig nur einen Nutzen, wenn es zu einer Angleichung der Methoden kommt und nicht laufend neue Methoden propagiert werden. Die Kommission beabsichtigt, auf eine verbesserte Identifizierung, Messung und Erfassung hinzuarbeiten, damit der derzeitige Mangel an zuverlässigen Informationen über die immateriellen Güter eines Unternehmens behoben werden kann. Das ergänzt laufende Entwicklungen im Bereich der Buchungsregeln und der Unternehmensführung (corporate governance).

3.3. Qualität. Qualität ist neben dem Preis der wichtigste Faktor für die Attraktivität eines Produkts und trägt somit entscheidend dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Mit der Qualität seiner Leistungen hebt ein Unternehmen sich von anderen ab, sie bestimmt wesentlich seinen Ruf und verschafft ihm Wettbewerbsvorteile. Eine wissensbasierte Wirtschaft ist ohne hochwertige Dienstleistungen nicht wettbewerbsfähig. Zudem kann der europäische Dienstleistungssektor nur im Qualitätswettbewerb bestehen, im Kostenwettbewerb sind andere Weltregionen (z. B Asien) wegen ihrer niedrigen Löhne überlegen.

Anders als bei der Lieferung von Waren ist bei der Erbringung einer Dienstleistung im Allgemeinen eine enge Interaktion zwischen dem Dienstleister und seinem Kunden erforderlich, was es schwierig macht, zwischen dem Prozess der Erbringung und seinem Ergebnis zu unterscheiden. Eine objektive, alle Elemente einschließende Definition der Qualität einer Dienstleistung ist in der Regel nicht möglich, und ein umfassendes europäisches Qualitätskonzept gibt es für den Dienstleistungsbereich nicht. Die Kommission wird, wie sie es auch für Industrieerzeugnisse tut, die Ausarbeitung von Qualitätsindikatoren vorantreiben und fördern und die Anwendung modellhafter Verfahren im Dienstleistungsbereich unterstützen.

4. Unternehmensbezogene Dienstleistungen werden in den weniger entwickelten Regionen und den Beitrittsländern nur in begrenztem Maße angeboten und genutzt. Das ist vor allem für die KMU und für den Konvergenzprozess von Nachteil.

Im Zuge der Globalisierung der Wirtschaft fungiert der Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen als das "Gehirn der Industrie". Das verschafft den Unternehmen Wettbewerbsvorteile, die leichten Zugang zu hochwertigen Dienstleistungen haben. Diese werden ihrer Natur entsprechend überwiegend in Ballungsräumen angeboten, die über leistungsfähige internationale Verkehrs- und Telekommunikationsverbindungen verfügen.

Damit die weniger entwickelten Regionen Europas ihren Rückstand aufholen können, muss das regionale Angebot an unternehmensbezogenen Dienstleistungen entwickelt werden, insbesondere an Dienstleistungen, die die Innovtion in KMU unterstützen. Ein solches Angebot kann auch den Wettbewerb in der regionalen Wirtschaft beleben und damit Investoren anziehen. Außerdem entstehen im Dienstleistungssektor die meisten der neuen hochwertigen Arbeitsplätze, die die Regionalpolitik zu schaffen bestrebt sit. Zu dieser wünschenswerten Entwicklung können der öffentliche und der private Dienstleistungssektor in fairem Wettbewerb und unter Nutzung von Synergien zwischen ihnen gemeinsam beitragen. Die moderne Regionalentwicklungspolitik hat nicht mehr vorrangig das verarbeitende Gewerbe im Auge, sondern schließt ebenso den Dienstleistungssektor ein.

5. Die Kenntnis des Sektors und der Märkte ist mangelhaft, was sich negativ auf die Entscheidungsfindung der Unternehmen und der politisch Verantwortlichen auswirkt

Es besteht dringender Bedarf nach besserer Wirtschaftsinformation und -analyse, insbesondere nach einer besseren Dienstleistungsstatistik. Die wesentliche Rolle, die unternehmensbezogene Dienstleistungen für das Wachstum und die nachhaltige Entwicklung der EU-Wirtschaft spielen, wird von den Unternehmern, den Berufsverbänden, den Wirtschaftswissenschaftlern, den Politikern und den Medien nicht hinreichend erkannt. Das liegt vor allem daran, dass die derzeitigen Forschungsaktivitäten und Statistiken die Rolle der Dienstleistungen in der Gesamtwirtschaft nicht angemessen widerspiegeln. Die Vertiefung der Kenntnisse über unternehmensbezogene Dienstleistungen und die Verbesserung der statistischen Erfassung dieses Sektors sind wichtige Maßnahmen zum besseren Verständnis der Faktoren, die die Wettbewerbsfähigkeit tatsächlich bestimmen. Es handelt sich hier um ein wichtiges Instrument, das Unternehmern, Politikern und anderen Akteuren die Entscheidungsfindung erleichtert und es ihnen ermöglicht, die Umsetzung der Maßnahmen in den in dieser Mitteilung beschriebenen politischen Aktionsbereichen zu kontrollieren.

Da von der Vorlage eines Vorschlags zur Erfassung neuer statistischer Daten bis zur Verfügbarkeit dieser Daten eine lange Zeit vergeht, wird zusammen mit dieser Mitteilung und den Vorschlägen für politische Maßnahmen eine Strategie für die Dienstleistungsstatistik recht ausführlich beschrieben (Anhang III "Statistik des Dienstleistungssektors - Darstellung des Nutzerbedarfs in einer langfristigen Strategie"). Die Verbesserung der Dienstleistungsstatistik muss im größeren Kontext der Unternehmensstatistik gesehen werden. Um die Belastungen für die Unternehmen in Grenzen zu halten, müssen für die Erhebung unternehmensstatistischer Daten Prioritäten gesetzt werden.

IV.2 Schaffung kohärenter politischer Rahmenbedingungen

Wie im Analyseteil dieser Mitteilung dargelegt, gilt es die Rahmenbedingungen zu untersuchen, die Kosten und Qualität unternehmensbezogener Dienstleistungen beeinflussen und bei denen mehrere mit der laufenden EU-Politik zusammenhängende Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Hierzu lässt sich im Wesentlichen zweierlei feststellen:

Erstens: In den die Rahmenbedingungen der Unternehmen beeinflussenden laufenden politischen Maßnahmen der EU wurde die besondere Beschaffenheit des Dienstleistungssektors oftmals nicht hinreichend berücksichtigt. Es ist daher an der Zeit, diese Politiken in eine Form zu bringen, die den neuen wirtschaftlichen Realitäten entspricht.

Zweitens: Es muss ein kohärenter Rahmen angestrebt werden, der bessere Synergien, und eine gegenseitige Stärkung der verschiedenen den Dienstleistungssektor betreffenden Politikbereiche ermöglicht. Eine oder mehrere isolierte politische Maßnahmen würden angesichts der Komplexität dieses Bereichs nur geringe Fortschritte für die Wettbewerbsfähigkeit in Europa zeitigen. Es müssen die Voraussetzungen für ein starkes Wachstum sowohl der Produktivität als auch der Beschäftigung geschaffen werden, damit eine nachhaltige Verbesserung der realen Einkommen und des Lebensstandards erzielt werden kann. Erreicht werden kann dies durch die Anpassung an den strukturellen Wandel und durch Maßnahmen, mit denen die unternehmensbezogenen Dienstleistungen einem stärkeren Wettbewerbsdruck ausgesetzt werden, wie die sachgerechte Anwendung aller einschlägigen Gemeinschaftspolitiken dies vorsieht.

Werden die politischen Maßnahmen in den unter Punkt 1 bis 5 genannten Bereichen unter Berücksichtigung der jeweiligen besonderen Gegebenheiten durchgeführt, so wird das nach Überzeugung der Kommission zu niedrigeren Preisen und höherer Qualität dieser Dienstleistungen führen, was wiederum einen Anstieg der Nachfrage zur Folge haben wird. Insgesamt wird es zu einer Belebung der Wirtschaft mit einer daraus resultierenden Erhöhung des realen Einkommens und der Nachfrage kommen, und die Wettbewerbsfähigkeit aller europäischen Unternehmen wird sich verbessern. Der Anstieg der Gesamtnachfrage wird seinerseits neue gesamtwirtschaftliche Investitionen stimulieren und neue Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen. Ein solcher circulus virtuosus ist aber nur dann ,nachhaltig", wenn alle politischen Konzepte hierzu beitragen. Der Begriff der nachhaltigen Entwicklung liefert selbst ein anschauliches Beispiel für die Notwendigkeit, zu Synergien zwischen Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik zu finden.

Es muss betont werden, dass die vorgeschlagenen politischen Maßnahmen nicht für alle Aktivitäten, die zum Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen gehören, gleichermaßen geeignet sind. Die Herausforderung besteht darin, die am besten geeignete Kombination von Maßnahmen zu ermitteln und zu entscheiden, welche der politischen Maßnahmen, die in den jeweiligen Dienstleistungsbereichen entsprechend den spezifischen Gegebenheiten vorgesehen sind, durchgeführt werden sollen.

IV.3 Durchführung

Die politischen Herausforderungen, die sich aus dieser Mitteilung ergeben, betreffen die Kommission, aber auch die anderen Institutionen der Gemeinschaft, die Regierungen der Mitgliedstaaten und andere unternehmensnahe Kreise, die ein Interesse an einem gut funktionierenden Sektor für unternehmensbezogene Dienstleistungen haben. Mit dem Vorschlag für eine Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt kommt ein langer Prozess der Konsultation über Handelshemmnisse zum Abschluss. Die Durchführung der flankierenden Maßnahmen wird jedoch einen laufenden Meinungsaustausch aller Betroffenen über detailliertere Vorschläge für politische Maßnahmen erfordern, die die Kommission auf der Grundlage der in dieser Mitteilung angesprochenen wesentlichen Fragen ausarbeitet.

Dieser Meinungsaustausch sollte zu gezielteren Maßnahmen führen, die den Bedürfnissen des Sektors der unternehmensbezogenen Dienstleistungen entsprechen und den Rahmenbedingungen in den einzelnen Bereichen Rechnung tragen. Zwischen den unterschiedlichen Prioritäten in den einzelnen Bereichen wird ein Kompromiss geschlossen, die Hauptträger der Maßnahmen weden bestimmt, und die Zeitpläne für ihre Durchführung werden aufgestellt.

Für den Meinungsaustausch richtet die Kommission in den kommenden Monaten ein Europäisches Forum für unternehmensbezogene Dienstleistungen ein. In ihm werden die Institutionen der Gemeinschaft, die Regierungen der Mitgliedstaaten, Wirtschaftsverbände, Arbeitnehmervertretungen, Forschungseinrichtungen und andere unternehmensnahe Interessenträger vertreten sein. Dieses Forum soll mit seiner stärker fach- und sektorbezogenen Arbeit die Arbeit anderer Gremien wie der Gruppe für Unternehmenspolitik ergänzen.

Ergebnis der Diskussionen wird ein Aktionsplan sein, den die Kommission im ersten Halbjahr 2005 als Vorschlag vorlegen wird. Er wird die im Rahmen der Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt vorgesehenen Maßnahmen ergänzen und intensivieren, und durch die Beteiligung anderer Generaldirektionen der Kommission soll dafür gesorgt werden, dass die Fortschritte bei der Umsetzung dieser Richtlinie angemessen berücksichtigt werden.

ANHANG I Klassifizierung der Dienstleistungen und ergänzende statistische Daten

Kasten 1 Die wichtigsten für den Unternehmenserfolg maßgeblichen Dienstleistungen (funktionaler Ansatz)

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Schaubild A. Wertschöpfung in der Marktwirtschaft, 2001. Untergliederung nach Sektoren

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Quelle: Eurostat. Daten der strukturellen Unternehmensstatistik (SUS)

Schaubild B. Beschäftigung in den Beitrittsländern, 2000. Untergliederung nach Sektoren

>VERWEIS AUF EIN SCHAUBILD>

Quelle: Eurostat. Daten der strukturellen Unternehmensstatistik (SUS)

Schaubild C. Wachstum der Arbeitsproduktivität im Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, 1995-2000

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Quelle: Berechnungen auf der Grundlage der OECD-Datenbank STAN, 2001.

Schaubild D. Anteil der unternehmensbezogenen Dienstleistungen an den FuE-Ausgaben der Unternehmen

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Quelle: OECD, Datenbank ANBERD, 2003.

Schaubild E. Beschäftigungswachstum nach Sektoren und Bildungsstand, 1995-2000

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Anmerkung: ISCED 1-2: Primarstufe oder untere Sekundarstufe, ISCED 3-4: Obere Sekundarstufe oder weiterführende Ausbildung außerhalb des tertiären Bildungsbereichs, ISCED 5-6: Erste und zweite Stufe des Tertiärbereichs.

Quelle: Eurostat, Arbeitskräfteerhebung.

ANHANG II Gegenstand der Mitteilung

Wechselbeziehungen zwischen Dienstleistungen und Unternehmen:

Position der unternehmensbezogenen Dienstleistungen und Gegenstand der Mitteilung

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ANHANG III Statistik des Dienstleistungssektors - Darstellung des Nutzerbedarfs in einer langfristigen Strategie

I. Einleitung

Statistische Informationen haben in den letzten Jahren im Prozess der politischen Entscheidungsfindung einen höheren Stellenwert erhalten. Auf seiner Tagung in Lissabon im März 2000 ersuchte der Europäische Rat die Kommission, ,anhand zu vereinbarender struktureller Indikatoren in Bezug auf Beschäftigung, Innovation, Wirtschaftsreformen und sozialen Zusammenhalt einen jährlichen Synthesebericht über die Fortschritte zu erstellen." Ein weiteres aktuelles Beispiel ist die Annahme des Aktionsplans eEurope 2005, der eine umfassende Liste von Benchmarking-Indikatoren enthält. Damit gewährleistet ist, dass die politische Entscheidung auf einer zuverlässigen und soliden Basis beruht, muss die amtliche Statistik in der Lage sein, dem zunehmenden Bedarf nach statistischen Daten zu entsprechen.

Der statistische Produktionsprozess basiert im Wesentlichen auf dem Konzept der Messung von Entwicklungen und Veränderungen bestimmter Phänomene im Zeitablauf. Dieses Konzept ist potenziell konfliktträchtig, denn der Bedarf der Nutzer ist oftmals dringend und ändert sich nach Maßgabe der sich wandelnden politischen Prioritäten und Tagesordnungen. Um eine langfristige Strategie entwickeln zu können, müssen politische Grundbedürfnisse ermittelt werden, die von einer gewissen ,nachhaltigen" Beschaffenheit sind.

Die Lissaboner Strategie für nachhaltige Entwicklung, mit der die Ziele Wettbewerbsfähigkeit, Vollbeschäftigung, sozialer Zusammenhalt und ökologische Nachhaltigkeit gleichzeitig erreicht werden sollen, wird als ein geeigneter Ausgangspunkt für eine langfristige Strategie für die Statistik des Dienstleistungssektors betrachtet. Eine dritte Säule, die ,Nachhaltigkeit", wurde den Lissaboner Zielen 2001 hinzugefügt. Diese politischen Themen sind stark aggregiert. Auf statistischer Ebene wird dem Bedarf durch die Entwicklung von Strukturindikatoren entsprochen. Die konkreten Ziele können nur erreicht werden, wenn gleichzeitig in verschiedenen politischen Bereichen, wie Wirtschafts-, Sozial- oder Unternehmenspolitik, angesetzt wird.

Die gemeinschaftliche Unternehmenspolitik befasst sich mit den folgenden Hauptbereichen: Wettbewerbsfähigkeit, Binnenmarkt, Innovation, Unternehmertum und E-Business. Die Mitteilung über die Wettbewerbsfähigkeit von unternehmensbezogenen Dienstleistungen und ihren Beitrag zur Leistungsfähigkeit europäischer Unternehmen (im Folgenden als ,Mitteilung über Dienstleistungen" bezeichnet) stellt einen integralen Bestandteil der gemeinschaftlichen Unternehmenspolitik dar und befasst sich mit den genannten großen Bereichen, die durch weitere Themen wie wissensintensive Dienstleistungen, Qualifikationen und immaterielle Güter ergänzt werden.

Kasten 1 In der Mitteilung über Dienstleistungen behandelte politische Themen

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Im vorliegenden Papier wird der Bedarf der Nutzer an Dienstleistungsstatistiken im Zusammenhang mit der Gestaltung und Überwachung der Politiken für den Dienstleistungssektor untersucht. Der Bereich der Unternehmensstatistik gewinnt in dem Maße an Bedeutung, wie auf den Dienstleistungssektor ein immer größerer Anteil der Wirtschaftsleistung in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union entfällt. Die meisten seit 1970 neu geschaffenen Arbeitsplätze sind im Dienstleistungssektor entstanden, und die unternehmensbezogenen Dienstleistungen leisten den größten Beitrag zur Wertschöpfung. Infolgedessen sind die künftige Wettbewerbsfähigkeit und der Wohlstand der europäischen Länder an Produktivitätssteigerungen und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor sowie an den Beitrag dieses Sektors zur Wettbewerbsfähigkeit des Verarbeitenden Gewerbes geknüpft. Da die unternehmensbezogenen Dienstleistungen äußerst heterogen sind - sie reichen von hoch spezialisierten, wissensintensiven Tätigkeiten wie Informatik- und Ingenieurdienstleistungen bis hin zu gering qualifizierten Arbeiten in der Gebäudereinigung - wird seitens der Nutzer beim Staat, in den Fachverbänden, in der Forschung usw. ein steigender Bedarf nicht nur an einer breiteren, sondern auch einer detaillierteren statistischen Erfassung geltend gemacht.

II. Statistik des Dienstleistungssektors: Gegenwärtige Situation

Angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung des Dienstleistungssektors und des daraus resultierenden Bedarfs verschiedener Nutzergruppen an statistischen Informationen [23] begannen die nationalen und internationalen statistischen Ämter Ende der 80er und in den 90er Jahren mit der Entwicklung von Statistiken über den Dienstleistungssektor.

[23] Einen Überblick über die Entstehung des Konzepts und über praktische Messprobleme im Bereich der Dienstleistungsstatistik enthält die Veröffentlichung des Wirtschafts- und Sozialrates der UNO: Report of the Australian Bureau of Statistics on statistics of services (Dok. E/CN.3/2003/12).

Dies hatte zur Folge, dass mehrere EU-Verordnungen über den Dienstleistungssektor verabschiedet wurden, nämlich über statistische Unternehmensregister, über die strukturelle und die konjunkturelle Unternehmensstatistik. Nach der Durchführung dieser Verordnungen verzeichnete das Europäische Statistische System eine erhebliche Verbesserung. Folgendes Beispiel macht dies deutlich: Vor der Verabschiedung der Verordnung über die strukturelle Unternehmensstatistik im Dezember 1996 [24] standen harmonisierte strukturelle Unternehmensstatistiken nur für den Bergbau, das Verarbeitende Gewerbe, die Energie- und Wasserversorgung sowie das Baugewerbe zur Verfügung. Daher muss die Durchführung der Verordnung über die strukturelle Unternehmensstatistik (SUS-Verordnung), die auch für unternehmensbezogene Dienstleistungen und andere Dienstleistungsbereiche gilt, als ein sehr bedeutender Schritt nach vorn gesehen werden.

[24] Verordnung (EG, EURATOM) Nr. 58/97 des Rates.

Dennoch gibt es nach wie vor gravierende Defizite in unseren Kenntnissen über die Struktur des Dienstleistungssektors und die das Wachstum der Dienstleistungsunternehmen beeinflussenden Faktoren. Das zur Verfügung stehende statistische Material spiegelt die dominierende Position der Dienstleistungen in der Gesamtwirtschaft nicht angemessen wider und lässt auch nicht erkennen, wie stark die unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit den übrigen Sektoren verflochten sind.

Es gibt mehrere Gründe für diese Situation:

- Dienstleistungen sind schwer zu definieren und somit schwer zu messen. Hauptmerkmal des Dienstleistungssektors ist, dass sein Output in der Regel als immateriell charakterisiert werden kann. Mit der Einführung der Informationstechnologie hat sich diese Situation jedoch geändert: Heutzutage können Dienstleistungen in physische Produkte eingebettet und folglich über physische Medien vertrieben und gelagert werden. Normalerweise fließen in eine Dienstleistung in erheblichem Umfang persönliche Kontakte zwischen dem Produzenten und dem Kunden ein, es findet also eine soziale Interaktion statt. Im Mittelpunkt dieser sozialen Interaktion steht die so genannte ,weiche Technologie", d. h. die Qualifikationen der Beschäftigten, was ihren Kenntnisstand, ihr Präsentationsvermögen, ihre Fähigkeit zur Kommunikation mit dem Kunden usw. anbelangt.

- Die Entwicklung neuer Technologien, neuer Produkte, neuer Arten von Beziehungen zwischen den Unternehmen verläuft rasch und ist sehr veränderlich; wo immer neue Indikatoren oder Variablen einbezogen werden müssen, geraten die bestehenden Datensammlungen daher unter einen Druck von bislang unbekanntem Ausmaß.

- Hinzu kommt, dass viele statistische Ämter in den 90er Jahren drastische Haushaltskürzungen hinnehmen mussten, was die Erweiterung ihrer statistischen Programme behinderte. Auch die politische Forderung nach einer Verringerung der Meldelast erschwerte in vielen Ländern die Durchführung neuer statistischer Erhebungen. Die Verbesserung der Dienstleistungsstatistik muss in einem globalen Kontext gesehen werden, der alle von den Unternehmen zu liefernden statistischen Informationen umfasst.

III. Vorgeschlagene Bausteine für eine künftige Statistik des Dienstleistungssektors

In der Mitteilung über Dienstleistungen wird eine Strategie für eine künftige Statistik des Dienstleistungssektors vorgestellt (siehe Kapitel IV.1.5), die darauf abzielt, die politischen Entscheidungsträger mit den von ihnen benötigten, einschlägigen statistischen Informationen und Indikatoren über unternehmensbezogene Dienstleistungen zu versorgen. Die Tatsache, dass zwischen der Vorlage eines Vorschlags für neue statistische Daten und der Verfügbarkeit dieser Daten ein langer Zeitraum liegt, erklärt, warum mit der Mitteilung und den Vorschlägen für politische Maßnahmen zugleich auch eine vergleichsweise detaillierte Strategie vorgelegt wurde. Es besteht ein dringender Bedarf nach Zugang zu den verschiedenen in diesem Papier beschriebenen Daten, um die wirtschaftliche Entwicklung beobachten und die zukünftige Politik im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen konzipieren zu können.

Angesichts der dynamischen Entwicklung des Dienstleistungssektors haben Eurostat und die nationalen statistischen Ämter Vorschläge ausgearbeitet, wie die Verfügbarkeit von Dienstleistungsdaten im Bereich der strukturellen Unternehmensstatistik verbessert werden könnte [25]. Bei der Darstellung des künftigen Nutzerbedarfs und den Vorschlägen für neue Indikatoren und Variablen wurde von den von Eurostat vorgeschlagenen künftigen Änderungen der Verordnung über die strukturelle Unternehmensstatistik ausgegangen. Der Nutzerbedarf betrifft in erster Linie die strukturelle Unternehmensstatistik, da Dienstleistungen jedoch bereichsübergreifend sind, wird auch auf andere statistische Bereiche eingegangen (siehe Schaubild 1).

[25] Zu den Überlegungen von Eurostat über die Dienstleistungsstatistik siehe Eurostat: Strategie für die vorgelegt auf der ASP-Sitzung in Palermo im September 2002.

Schaubild 1. In die Strategie einbezogene statistische Bereiche

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Um den politischen Bedarf an statistischen Informationen zu operationalisieren, wurden die Bausteine ermittelt, auf denen die Entwicklung einer neuen Dienstleistungsstatistik gründen soll. Diese Bausteine sind:

1. Struktur des Dienstleistungssektors im Hinblick auf grundlegende Wirtschafts- und Beschäftigungsvariablen (darunter Aspekte wie Unternehmensdynamik, unternehmerische Initiative, internationaler Dienstleistungsverkehr (Aus- und Einfuhr von Dienstleistungen, Direktinvestitionen))

2. Arbeitseinsatz (berufliche Qualifikationen, Fachkenntnisse, Ausbildung, geleistete Arbeitszeit)

3. Einsatz von Technologie und Wissen (Nutzung von IKT, E-Business, elektronischer Geschäftsverkehr, Forschung und Entwicklung, Innovation und immaterielle Güter)

4. Interaktionen zwischen Unternehmen (Outsourcing, Einkauf von Dienstleistungen, Vernetzung, strategische Allianzen, Franchising)

5. Produktion von Dienstleistungen (Produkte, Preise, Produktivität).

Die einzelnen Bausteine und die Begründung des Bedarfs werden im Folgenden ausführlicher beschrieben.

Schaubild 2. Bausteine der Statistik des Dienstleistungssektors

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III.1. Struktur des Dienstleistungssektors

Basisinformationen über die Größe des Sektors, gemessen in Beschäftigung und Wertschöpfung der einzelnen Dienstleistungsaktivitäten, sind von grundlegender Bedeutung für die Gestaltung der Politik. Solche Informationen fehlen indessen für viele Dienstleistungstätigkeiten auf einer tiefen Gliederungsebene, insbesondere im Falle der Unternehmensdienstleistungen im engeren Sinne, da dieser Sektor sehr heterogen ist.

In der Verordnung über die strukturelle Unternehmensstatistik wird das Verarbeitende Gewerbe durch 241 verschiedene Tätigkeiten abgedeckt, die marktbestimmten Dienstleistungen dagegen nur durch 32 Tätigkeiten [26]. Noch dringender ist der Bedarf an ausführlicheren Informationen bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen - hier wird der Nutzer häufig einfach auf die Restkategorie ,sonstige marktbestimmte Dienstleistungen" verwiesen. Die Analyse wird erschwert durch die Zusammenfassung des NACE-Abschnitts K zu einem Aggregat - zumindest eine Untergliederung in wissensintensive Dienstleistungen und operative Dienstleistungen sollte stets als Alternative angeboten werden.

[26] Siehe Eurostat: Dienstleistungsstatistik: Strategie für die Dienstleistungsstatistik - Ergänzung zur Strategie für die Konjunkturstatistik (Dok. CPS 2002/46/4/DE), vorgelegt auf der ASP-Sitzung in Palermo im September 2002.

Unternehmerische Initiative ist eines der Schlüsselelemente in der New Economy, und neue Unternehmen tragen durch wirtschaftliches Wachstum, die Eröffnung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten und innovative Produktionsverfahren und Erzeugnisse zur Entstehung eines dynamischen Unternehmensumfeldes bei. Fragen wie die Größe neuer Unternehmen, ihr Überleben und die Zahl der von ihnen geschaffenen Arbeitsplätze sind ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenspolitik der Gemeinschaft. Auch wenn der Beitrag junger Unternehmen zum Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum in der Anfangsphase begrenzt ist, spielen sie insofern eine entscheidende Rolle, als sie zu erhöhtem Wettbewerb, zu Flexibilität und Innovation in der Gesamtwirtschaft beitragen. Harmonisierte Statistiken zur Unternehmensdemografie werden dringend benötigt.

Die Leistungsfähigkeit neuer Unternehmen kann allein durch die Analyse herkömmlicher Unternehmensdaten nicht sachgerecht beurteilt werden. Ein neues Unternehmen ist weitgehend gleichzusetzen mit dem dahinter stehenden Inhaber - dem Unternehmer, denn in ihrer überwiegenden Mehrheit haben neu gegründete Unternehmen zunächst keine Beschäftigten. Wenn eine Politik, die bessere Rahmenbedingungen für Unternehmensgründer schaffen will, auf einer soliden Grundlage stehen soll, sollte die Statistik auch Fragen zu Geschlecht und Alter der Jungunternehmer, ihrer Ausbildung, ihren Qualifikationen und sonstigen Kompetenzen beantworten.

Oberstes Ziel einer auf Unternehmensgründungen ausgerichteten Politik ist indessen nicht nur die Gründung selbst - die neuen Unternehmen müssen auch überleben, damit in der sich ständig wandelnden Wirtschaft neue Beschäftigungsmöglichkeiten, neue Produkte und Dienstleistungen entstehen. Um beurteilen zu können, welchen Beitrag junge Unternehmen zum Wirtschaftswachstum leisten und wie wichtig sie für dieses Wachstum sind, müssen die Unternehmen über einen längeren Zeitraum als nur während des ersten Jahres der Anlaufphase beobachtet werden. Nicht alle neuen Tätigkeiten sind wirtschaftlich tragfähig, und ein Teil der neu gegründeten Unternehmen wird wieder geschlossen. Die Gründung eines neuen Unternehmens stellt nicht bereits an sich ein Erfolgskriterium dar. Das entscheidende Element ist der Beitrag der jungen Unternehmen zu Wertschöpfung und Beschäftigung. Statistiken über die den Unternehmenserfolg bestimmenden Faktoren sind von prioritärer Bedeutung.

Auf seiner Tagung in Stockholm im März 2001 stellte der Rat fest, dass ,die Schaffung eines reibungslos funktionierenden Binnenmarktes im Dienstleistungsbereich eine der wichtigsten Prioritäten Europas" sei. Aus- und Einfuhren von Industrieerzeugnissen werden von der Statistik erfasst, an ausführlichen Produktinformationen über den internationalen Dienstleistungsverkehr fehlt es dagegen. Dringend benötigt werden auch Informationen über die wirtschaftliche Bedeutung von Handelshemmnissen im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr. Wegen der großen Bedeutung der Präsenz auf dem lokalen Markt sind Direktinvestitionen im Dienstleistungsbereich vergleichsweise wichtiger als im Verarbeitenden Gewerbe, und nach statistischen Daten über Direktinvestitionen (die auch eine Untergliederung in Investitionen in neue Standorte (,auf der grünen Wiese") und Investitionen in bereits bestehende Unternehmen ermöglichen) und andere grenzüberschreitende Unternehmensbeziehungen herrscht eine starke Nachfrage. Insbesondere die Unternehmensbeziehungen scheinen dabei eine zunehmende Bedeutung zu erlangen, in Form von Joint Ventures, Lizenzvereinbarungen und anderen Formen enger Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg.

III.2. Arbeitseinsatz

Der Prozess der Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen kann nicht hinreichend verstanden werden, wenn lediglich statistische Basisinformationen über die Zahl der Beschäftigten analysiert werden. Es werden weitaus detailliertere Informationen über die Qualifikationen der Beschäftigten benötigt, zum Beispiel über ihren Bildungsabschluss, ihre Arbeitserfahrung, über Geschlecht und Alter. Da das Lernen für die Beschäftigten zunehmend zu einem kontinuierlichen Prozess wird (,lebenslanges Lernen"), reichen Informationen über die formalen Qualifikationen nicht aus. Zur Vervollständigung der Informationen über die formalen Qualifikationen der Arbeitskräfte müssen auch Angaben über Schulungsmaßnahmen erhoben werden. Die Informationstechnologie ermöglicht eine mobile Gestaltung der Arbeitsprozesse und hebt die physische Verbindung zwischen den Beschäftigten und ihrem Arbeitsplatz auf. Die wachsende Bedeutung der Telearbeit muss sich in der künftigen Unternehmensstatistik widerspiegeln.

Das Problem der Qualifikationsdefizite steht ganz oben auf der politischen Tagesordnung. Eine Möglichkeit zu seiner Überwindung besteht darin, Europa für nichteuropäische Staatsbürger mit den erforderlichen Qualifikationen zu öffnen. Informationen über die Zahl solcher Einwanderer und ihre Arbeitsplätze werden ebenso benötigt wie Informationen über Abwanderungen qualifizierter europäischer Staatsbürger, damit eventuelle Hindernisse für den wissensbasierten europäischen Wirtschaftsraum ermittelt werden können. Auch der offenbar zunehmende Einsatz ausländischer Zeitarbeitskräfte, insbesondere in Auslandsunternehmenseinheiten, muss in der künftigen Statistik berücksichtigt werden.

III.3. Einsatz von Technologie und Wissen

In vielen Tätigkeitsbereichen des Dienstleistungssektors, insbesondere bei den wissensbasierten Tätigkeiten wie IT-Dienstleistungen oder Ingenieurdienstleistungen, aber auch in den traditionelleren Sektoren wie Handel oder Verkehr (GALILEO), vollzieht sich gegenwärtig ein intensiver Innovationsprozess. Innovation im Dienstleistungssektor entsteht in der Regel durch Investitionen in den Erwerb neuer Qualifikationen, durch neue Organisationsstrukturen, neue Wege der Zusammenarbeit, die Gründung neuer Unternehmen und neue Beziehungen zu Kunden und Lieferanten. Diese Art von Innovation unterscheidet sich inhaltlich von der Innovation in materielle Produkte und macht daher neue Verfahren der Innovationsmessung erforderlich.

Innovation erfordert Investitionen in FuE, Produktentwicklung, Ausbildung, Kundenmanagement (Customer Relationship Management) und den Aufbau einer effizienten Organisation mit hinreichenden Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien. Solche Ausgaben für immaterielle Güter sind Voraussetzung für den Produkt- und Dienstleistungsoutput der Unternehmen. Sie führen zur Entstehung neuer Produkte, neuer Dienstleistungen und neuer Technologien. Beispiele für immaterielle Güter sind die organisatorische Infrastruktur (Informationssysteme, Netzwerke, Verwaltungsstrukturen und -verfahren), Markt- und Fachkenntnisse, Patente, Software, Gebrauchsmuster, Marken und Humankapital. Es ist dringend erforderlich, den Begriff ,immaterielle Investition" statistisch zu definieren, damit immaterielle Güter identifiziert, gemessen und erfasst werden können.

Durch den Einsatz von IKT in Unternehmen ändern sich die Bedingungen für die Geschäftsabläufe der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes wie auch der Dienstleistungsunternehmen dramatisch. Diese Entwicklung gilt es zu beobachten, und zwar nicht nur die IT-Bereitschaft der Unternehmen, sondern auch die komplizierteren Bereiche der Auswirkungen der IT auf Geschäftsabläufe, Organisationsstrukturen und letztlich Leistungsfähigkeit und Produktivität der Unternehmen. Im Aktionsplan eEurope wurde eine Reihe von Benchmarking-Indikatoren aufgezeigt, für die bislang noch keine statistischen Informationen zur Verfügung stehen.

III.4. Interaktionen zwischen Unternehmen

Für das Verständnis der Entwicklung des Dienstleistungssektors ist die Messung des Prozesses der Auslagerung von Tätigkeiten von Bedeutung. Bislang waren Statistiken über den Dienstleistungssektor auf die Angebotsseite konzentriert, wir benötigen indessen mehr Informationen über die Nachfrage nach Dienstleistungen seitens der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und anderer Dienstleistungsunternehmen sowie darüber, wie diese Nachfrage die Entwicklung der unternehmensbezogenen Dienstleistungen beeinflusst. Ein Beispiel: Kenntnisse über das Outsourcing von IT-Dienstleistungen sind wichtig, um die Entwicklung der Informatikdienstleistungen verstehen zu können - ändert die jüngste Entwicklung von nutzerfreundlicherer Software etwas an diesem Auslagerungsprozess? Untersuchungen über die Nachfrageseite werden darüber hinaus für die Erstellung tiefer gegliederter Input-Output-Tabellen benötigt, die für das Verständnis der Interaktionen zwischen unternehmensbezogenen Dienstleistungen und dem Verarbeitenden Gewerbe von Bedeutung sind.

Die Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen ändern sich gegenwärtig in dem Maße, wie bestimmte Arten der Vernetzung häufiger werden und eine strategische Bedeutung für die Unternehmen erhalten. Dieser Bereich ist statistisch schwer messbar, aber Informationen über solche Interaktionen sind für das Verständnis der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen unerlässlich.

III.5. Produktion von Dienstleistungen

Aggregierte Informationen über den Gesamtumsatz mit unternehmensbezogenen Dienstleistungen reichen nicht aus, um eine ausführliche ökonomische Analyse durchführen zu können. Die Entwicklung eines Sektors kann nur verstanden werden, wenn Informationen über die detaillierte Aufschlüsselung des Umsatzes nach Produktkategorien vorliegen. Ein Beispiel: Welcher Anteil am Gesamtumsatz mit Informatikdienstleistungen entfällt auf kundenspezifische Software? Welcher Anteil am Umsatz der Branche wurde durch den Verkauf von Dienstleistungen wie Ausbildungsmaßnahmen erwirtschaftet, und wie hoch ist der Anteil aus dem Verkauf von Software oder Internetdienstleistungen? Da die Qualität der derzeitigen Dienstleistungsklassifikation CPA als mangelhaft bezeichnet werden muss, besteht hier Bedarf an einer Überarbeitung.

Informationen über die Erzeugerpreise für Dienstleistungen sind für die Deflation des Dienstleistungsumsatzes und die Berechnung des tatsächlichen Outputs des Dienstleistungssektors unerlässlich. Um den Preis einer Dienstleistung messen zu können, müssen sowohl der Inhalt als auch die Qualität der Leistung erfasst werden. Da Dienstleistungen unterschiedlicher Art aber immer öfter gebündelt werden, ist nicht nur die Ermittlung der Qualität, sondern auch die Identifizierung vieler angebotener Dienstleistungen selbst schwierig.

Die gemeldeten Zahlen über das anhaltende Produktivitätsgefälle gegenüber den Vereinigten Staaten geben Anlass zu politischer Besorgnis. Bevor jedoch die Gründe für das schleppende Produktivitätswachstum analysiert und erklärt werden, sollte auf die Probleme im Zusammenhang mit der Messung der Dienstleistungsproduktivität hingewiesen werden. Die Produktivitätskonzepte lassen sich zwar gut auf die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes anwenden, sind jedoch mit einem beträchtlichen Unsicherheitsfaktor behaftet, wenn es darum geht, die Produktivität im Dienstleistungssektor zu messen.

Da es keinen materiellen Output gibt, hängen Produktivitätssteigerungen im Dienstleistungsbereich in hohem Maße von Investitionen in immaterielle Güter wie Ausbildung, Kundenmanagement, Markenimage und Aufbau einer effizienten Organisation sowie von Investitionen in Software und in Informations- und Kommunikationstechnologien ab. Die Zunahme an immateriellen Investitionen ist nirgends so deutlich erkennbar wie im Dienstleistungssektor.

Wo die Probleme bei den bestehenden Dienstleistungsstatistiken und somit bei der Messung der gesamtwirtschaftlichen Produktivität liegen, ist in Kasten 2 dargestellt.

Kasten 2. Methodikprobleme bei der Messung der Produktivität im Dienstleistungssektor

Definition der Dienstleistungsproduktion. In etlichen Dienstleistungsbranchen lässt sich die Produktion (,Output") wegen der immateriellen Beschaffenheit der Leistungen nur schwer messen. Es fehlt an ausführlichen Informationen sowohl über die von den Dienstleistern angebotenen ,Produkte" als auch über die Zusammensetzung des Umsatzes der Dienstleistungsunternehmen. Was ist der Output an Bank- oder Einzelhandelsdienstleistungen?

Preis und Qualität der Dienstleistungen. Nur wenig Informationen liegen über die Erzeugerpreise von Dienstleistungen und Veränderungen in der Qualität der Produktion vor. Wie soll der Output deflationiert und um Qualitätsänderungen bereinigt werden?

Auswirkungen des Arbeitseinsatzes. Die Qualifikationen der Beschäftigten sind ausschlaggebend für die Qualität der angebotenen Dienstleistungen. Wie sollen Qualität und Auswirkungen der Qualifikationen auf den Dienstleistungsoutput gemessen werden?

Auswirkungen des Einsatzes von Technologie. Gegenwärtig liegen keine amtlichen Daten zur Messung der Auswirkungen von IT auf die Geschäftsabläufe vor. Wie beeinflusst der Einsatz von IT die Produktivität der Unternehmen?

Gegenseitige Abhängigkeit der Nutzer und Anbieter von Dienstleistungen. Die Produktivität der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes wird dadurch beeinflusst, in welchem Umfang sie unternehmensbezogene Dienstleistungen erwerben und in Anspruch nehmen. Wie beeinflusst die Auslagerung von Dienstleistungen oder die Aufnahme neuer, innovativer Dienstleistungsprodukte die Leistungsfähigkeit der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und wie wirkt sich die zunehmende Interdependenz zwischen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und Dienstleistungsunternehmen auf das allgemeine Produktivitätswachstum aus?

Da sich die Europäische Union selbst das Ziel gesetzt hat, zum ,wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt" zu werden, sollte der Entwicklung von Methoden zur Messung des Outputs an unternehmensbezogenen Dienstleistungen und der Produktivität des Dienstleistungssektors sowie der Erstellung der entsprechenden Statistiken höchste Priorität beigemessen werden.

IV. Der Weg zur Entwicklung einer langfristigen Strategie für die Dienstleistungsstatistik

Wie in Kapitel 3 Schaubild 1 ausgeführt, betrifft der oben erwähnte Nutzerbedarf in erster Linie den Bedarf an Daten der strukturellen Unternehmensstatistik. Da der wissensbasierte Wirtschaftsraum jedoch bereichsübergreifend ist, wird in diesem Papier auch auf die Notwendigkeit der Entwicklung einer neuen, ausführlicheren Statistik in anderen Bereichen wie Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, Informationsgesellschaft und Sozialstatistik eingegangen.

Folgende Vorgehensweise wird vorgeschlagen: Eurostat, die Generaldirektion Unternehmen und andere Interessenträger sollten gemeinsam eine ausführliche Strategie für eine Statistik des Dienstleistungssektors erarbeiten. Die Ausgangsbasis für die Konzeption dieser Strategie könnte ein Workshop liefern, in dem Nutzer und Produzenten der Dienstleistungsstatistik zusammenkommen, um den Bedarf und die Prioritäten zu ermitteln.

Die bestehenden Verordnungen sollten sorgfältig dahingehend analysiert werden, ob sie das Instrumentarium für eine Ausweitung der statistischen Erfassung des Dienstleistungssektors liefern (durch Abgleich unterschiedlicher vorhandener Register oder durch Hinzufügung neuer Fragen zu bestehenden Erhebungen), oder ob neue Instrumente (Einleitung neuer Erhebungen) entwickelt werden müssen. In einigen der vorstehend genannten Bereiche haben Eurostat und die nationalen statistischen Ämter bereits Piloterhebungen durchgeführt, die überwiegend von der Generaldirektion Unternehmen finanziert wurden, bzw. planen solche Erhebungen. Im Lichte der dabei gewonnenen Erfahrungen sollte beurteilt werden, ob es möglich ist, Daten dieser Art zu erheben und folglich die Variablen in die bestehenden Verordnungen aufzunehmen, oder ob neue Verordnungen erarbeitet werden sollten, in denen regelmäßige Datenerhebungen vorgesehen werden.