4.12.2013 |
DE |
Amtsblatt der Europäischen Union |
C 354/1 |
EMPFEHLUNG DES RATES
vom 26. November 2013
zur sektorübergreifenden Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität
2013/C 354/01
DER RAT DER EUROPÄISCHEN UNION —
gestützt auf den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, insbesondere auf die Artikel 292 in Verbindung mit Artikel 165 und Artikel 168,
auf Vorschlag der Europäischen Kommission,
in Erwägung nachstehender Gründe:
(1) |
Körperliche Aktivität, einschließlich regelmäßiger sportlicher Betätigung und Bewegung, während des gesamten Lebens bringt erhebliche Vorteile, nämlich ein geringeres Risiko in Bezug auf Herz-Kreislauferkrankungen, auf manche Krebsarten und auf Diabetes, Verbesserungen bei der muskuloskelettalen Gesundheit und der Gewichtskontrolle sowie positive Auswirkungen auf die geistige Entwicklung und kognitiven Prozesse. Gemäß den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist körperliche Aktivität für alle Altersgruppen wichtig, insbesondere aber für Kinder, Erwerbstätige und Senioren. |
(2) |
Körperliche Aktivität ist Voraussetzung für eine gesunde Lebensweise und die Gesundheit der Erwerbstätigen und trägt somit zur Verwirklichung der zentralen Ziele der Strategie „Europa 2020“ bei, insbesondere in Bezug auf Wachstum, Produktivität und Gesundheit. |
(3) |
Obwohl die Behörden in einigen Mitgliedstaaten ihre Anstrengungen zur Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität (health-enhancing physical activity — HEPA) in den letzten Jahren verstärkt haben, ist der Bewegungsmangel in der Union nach wie vor unannehmbar groß. Die Mehrheit der europäischen Bürger geht nicht in ausreichendem Maße körperlicher Aktivität nach, wobei 60 % nie oder nur selten Sport treiben oder sich körperlich betätigen. Mangelnde körperliche Aktivität in der Freizeit scheint bei den sozial und wirtschaftlich benachteiligten Bevölkerungsschichten besonders verbreitet zu sein. Gegenwärtig gibt es keine Anzeichen für eine Umkehrung dieses Negativtrends in der EU insgesamt. |
(4) |
Bewegungsmangel wurde weltweit in Ländern mit hohem Einkommen als Hauptrisikofaktor für vorzeitige Sterblichkeit und Krankheit ermittelt, auf den jährlich über eine Million Todesfälle in der WHO-Region Europa alleine zurückzuführen sind. Die durch den Bewegungsmangel in der Union verursachten Schäden sind gut belegt, ebenso wie die erheblichen direkten und indirekten Kosten, die der Wirtschaft aufgrund mangelnder körperlicher Aktivität und der damit verbundenen Gesundheitsprobleme, insbesondere in Anbetracht der überwiegend schnell alternden Gesellschaften Europas, entstehen. |
(5) |
Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass übermäßiges Sitzen ein Risikofaktor für den Gesundheitszustand sein kann, unabhängig vom Einfluss körperlicher Aktivität. Diesen Erkenntnissen sollte Rechnung getragen werden, wenn in der Union über weitere Maßnahmen in diesem Bereich nachgedacht wird. |
(6) |
Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten, was den Grad an körperlicher Aktivität anbelangt. Einige Länder haben den Anteil der Bürger, die das empfohlene Mindestmaß an körperlicher Aktivität erreichen, erheblich gesteigert, andere jedoch stagnieren oder haben sogar Rückschritte gemacht. Gegenwärtige Strategien haben bislang nicht wesentlich zur Reduzierung des Bewegungsmangels in der EU insgesamt beigetragen. Es bestehen noch erhebliche Möglichkeiten, um von erfolgreichen Ansätzen für die Entwicklung und Umsetzung einer Politik für gesundheitsfördernde körperliche Aktivität zu lernen. |
(7) |
Leibeserziehung in der Schule kann ein wirksames Mittel sein, um das Bewusstsein für die Bedeutung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität zu stärken, und Schulen können leicht und effizient für die Durchführung von entsprechenden Maßnahmen herangezogen werden. |
(8) |
Eine Reihe von Politikbereichen, insbesondere Sport und Gesundheit, kann zur Förderung körperlicher Aktivität beitragen und den Unionsbürgern neue Möglichkeiten bieten, sich körperlich zu bewegen. Um dieses Potenzial vollkommen auszuschöpfen – und somit den Grad an körperlicher Aktivität zu steigern —, bedarf es einer sektorübergreifenden Strategie für die Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität, die sämtliche einschlägigen Ministerien, Organe und Organisationen auf allen Ebenen, insbesondere die Sportbewegung, einbindet und die bestehenden und laufenden politischen Arbeiten berücksichtigt. Mehr Informationen und bessere Daten zum Umfang körperlicher Aktivität und zur Politik für die Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität sind unbedingt erforderlich, um diesen Prozess zu fördern; sie werden zudem benötigt, um die bisherige Politik zu bewerten, damit die künftige Politik wirksamer gestaltet und durchgeführt werden kann. |
(9) |
In den EU-Leitlinien für körperliche Aktivität (EU PA LL) (1), auf die sich der Rat und die im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten in ihren Schlussfolgerungen vom 27. November 2012 (2) zur Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität und der Rat in seinen Schlussfolgerungen zum Thema „Gesundes Altern“ (3) bezieht, wird ein sektorübergreifender Ansatz empfohlen, der alle thematischen Bereiche mit Bedeutung für die Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität abdeckt. |
(10) |
In der Mitteilung der Kommission „Entwicklung der europäischen Dimension des Sports“ aus dem Jahr 2011 an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen wurden die Kommission und die Mitgliedstaaten aufgefordert, an der Erstellung nationaler Leitlinien auf der Grundlage von EU PA LL weiterzuarbeiten, einschließlich eines Überprüfungs- und Koordinierungsprozesses, und eine Empfehlung des Rates in diesem Bereich zu erwägen. |
(11) |
In der Entschließung des Rates und der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten zu einem Arbeitsplan der Europäischen Union für den Sport 2011-2014 (4) wird anerkannt, dass die Zusammenarbeit der Kommission und der Mitgliedstaaten im Sport in einigen prioritären Bereichen, darunter die Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität, verstärkt werden muss. Im Juli 2012 hat sich die Expertengruppe „Sport, Gesundheit und Beteiligung“, die Mitte 2011 im Rahmen des Arbeitsplans eingerichtet wurde, für eine neue Unionsinitiative zur Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität ausgesprochen. |
(12) |
In den Schlussfolgerungen des Rates zur Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität vom 27. November 2012 wurde die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen auf EU-Ebene anerkannt und die Kommission aufgerufen, einen Vorschlag für eine Empfehlung des Rates vorzulegen, einschließlich eines einfachen Beobachtungsmechanismus auf der Grundlage von Indikatoren, mit denen die thematischen Bereiche der EU PA LL für körperliche Aktivität abgedeckt werden — |
EMPFIEHLT den Mitgliedstaaten:
1. |
auf eine wirksame Politik zur Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität (HEPA) hinzuwirken, indem sie einen sektorübergreifenden Ansatz entwickeln, der Politikbereiche wie Sport, Gesundheit, Bildung, Umwelt und Verkehr — entsprechend den EU PA LL für körperliche Aktivität — sowie andere maßgebliche Sektoren einbezieht und nationalen Besonderheiten Rechnung trägt. Hierzu zählen:
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2. |
den Grad an körperlicher Aktivität und die Politik für gesundheitsfördernde körperliche Aktivität anhand des einfachen Beobachtungsmechanismus (5) und der im Anhang festgelegten Indikatoren unter Berücksichtigung der nationalen Gegebenheiten zu überwachen; |
3. |
innerhalb von sechs Monaten nach Annahme dieser Empfehlung im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten nationale HEPA-Kontaktstellen (6) zu benennen, die den obengenannten Beobachtungsmechanismus unterstützen, und diese Benennung der Kommission zu melden. Die nationalen Kontaktstellen für gesundheitsfördernde körperliche Aktivität werden insbesondere damit beauftragt sein, die Bereitstellung von Daten zu körperlicher Aktivität für den Beobachtungsmechanismus zu koordinieren; diese Daten sollten in die bereits vorhandene europäische Datenbank der WHO zu Ernährung, Adipositas und körperlicher Aktivität (NOPA) einfließen; darüber hinaus sollten sie die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Dienststellen zur Politik für gesundheitsfördernde körperlicher Aktivität erleichtern; |
4. |
untereinander und mit der Kommission eng zusammenarbeiten, indem sie im Rahmen der einschlägigen Strukturen für Sport und Gesundheit auf EU-Ebene einen Prozess des regelmäßigen Austauschs von Informationen und bewährten Verfahren zur Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität einleiten, als Grundlage für eine verstärkte Politikkoordinierung. |
FORDERT die Kommission auf,
1. |
die Mitgliedstaaten bei der Annahme nationaler Strategien, bei der Entwicklung sektorübergreifender Ansätze für eine Politik zur Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität und bei der Durchführung entsprechender Aktionspläne zu unterstützen, indem sie den Austausch von Informationen und bewährten Verfahren, wirksames Gruppenlernen (peer learning), die Vernetzung und die Ermittlung erfolgreicher Ansätze für die Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität erleichtert; |
2. |
die Einrichtung und die Inbetriebnahme des HEPA-Beobachtungsmechanismus im Einklang mit den im Anhang genannten Indikatoren voranzutreiben und sich dabei auf die in diesem Bereich bereits vorhandenen Formen der Überwachung und Datenerfassung zu stützen und soweit wie möglich bestehende Informationen und Daten heranzuziehen, indem sie
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3. |
alle drei Jahre über die Fortschritte bei der Umsetzung dieser Empfehlung Bericht zu erstatten, und zwar auf der Grundlage der Informationen, die nach der im Beobachtungsmechanismus festgelegten Berichterstattungsregelung übermittelt werden, sowie anderer relevanter Informationen zur Entwicklung und Umsetzung der Politik für gesundheitsfördernde körperliche Aktivität, die von den Mitgliedstaaten bereitgestellt werden, und den Zusatznutzen dieser Empfehlung bewerten. |
Geschehen zu Brüssel am 26. November 2013.
Im Namen des Rates
Der Präsident
D. A. BARAKAUSKAS
(1) Die EU-Leitlinien für körperliche Aktivität sind in den Schlussfolgerungen, die der Vorsitz im Anschluss an die informelle Tagung der EU-Sportminister im November 2008 vorgelegt hat, begrüßt worden.
(2) ABl. C 393 vom 19.12.2012, S. 22.
(3) ABl. C 396 vom 21.12.2012, S. 8.
(4) ABl. C 162 vom 1.6.2011, S. 1.
(5) Der Beobachtungsmechanismus wird eine Reihe von Mindestanforderungen an die Berichterstattung über allgemeine Aspekte der Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität umfassen, die von allen Mitgliedstaaten berücksichtigt werden können. Er wird in enger Synergie und Abstimmung mit der WHO umgesetzt, wodurch eine doppelte Datenerfassung vermieden wird.
(6) Die Kontaktstelle wird der Hauptansprechpartner in dem betreffenden Mitgliedstaat sein; sie liefert Informationen und Daten entsprechend der als Anhang beigefügten Indikatorentabelle, die in den Fragebogen aufgenommen wird, den die WHO den Kontaktstellen übermittelt.
ANHANG
Vorgeschlagene Indikatoren zur Bewertung des Grads an gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität und der diesbezüglichen Politik in der EU, unter Berücksichtigung der EU-Leitlinien für körperliche Aktivität (EU PA LL) (1)
Thematische Bereiche der EU PA LL |
Vorgeschlagene Indikatoren und Variablen/Einheiten |
Datenverfügbarkeit |
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Internationale Empfehlungen und Leitlinien für körperliche Aktivität (EU PA LL 1-2) |
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Sektorübergreifender Ansatz (EU PA LL 3-5) |
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„Sport“ (EU PA LL 6-13) |
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„Gesundheit“ (EU PA LL 14-20) |
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„Bildung“ (EU PA LL 21-24) |
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„Umwelt, Städteplanung, öffentliche Sicherheit“ (EU PA LL 25-32) |
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„Arbeitsumfeld“ (EU PA LL 33-34) |
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„Ältere Menschen“ (EU PA LL 35-37) |
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„Indikatoren/Bewertung“ (EU PA LL 38) |
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„Sensibilisierung der Öffentlichkeit“ EU PA LL 39) |
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(1) Die Informationen und Daten, deren Übermittlung den Mitgliedstaaten im Rahmen des einfachen Beobachtungsmechanismus empfohlen wird, sollen im Laufe der Zeit verbessert werden. Dieser Beobachtungsmechanismus sollte durch die in dieser Empfehlung vorgesehenen Maßnahmen zur Förderung der Zusammenarbeit und des Kapazitätenaufbaus unterstützt werden.
(2) Daten noch nicht erfasst.
(3) Daten in NOPA noch nicht erfasst, aber Erfassung geplant.
(4) Daten verfügbar (z.B. in Länderaufstellungen enthalten oder über andere verfügbare Quellen zugänglich), aber noch nicht validiert bzw. noch zu aktualisieren.
(5) Daten in NOPA verfügbar und validiert.