92003E0316

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0316/03 von Chris Davies (ELDR) an die Kommission. Studien zur Validierung von Prüfmethoden ohne Versuchstiere.

Amtsblatt Nr. 268 E vom 07/11/2003 S. 0091 - 0093


SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0316/03

von Chris Davies (ELDR) an die Kommission

(10. Februar 2003)

Betrifft: Studien zur Validierung von Prüfmethoden ohne Versuchstiere

Im Juli 2002 hat das Europäische Zentrum zur Validierung alternativer Methoden (ECVAM)(1) die folgenden 13 ohne Tierversuche auskommenden Prüfmethoden aufgelistet, die bis 2003 technisch soweit sind, dass sie in die Prävalidierungs- oder Validierungsstudien aufgenommen werden können:

- Aus menschlichen Hautzellen kultiviertes Hautmodell

- Funktionstest zur Hautintegrität

- Augenreizungstest anhand des Modells quantitativer Strukturbeziehungen (QSAR) oder der Elektronen Spin Resonanz (ESR) (Geschwindigkeit, mit der sich rote Blutkörperchen vom Plasma absetzen)

- Ermittlung der akuten systemischen Toxizität mit Hilfe des QSAR bzw. DEREK (Computersystem zur Vorhersage von toxischen Wirkqualitäten)

- Biokinetische In-vitro-Tests für den Stoffwechsel

- Biokinetisches Sandwichkulturverfahren mit humanen Leberzellen

- Kultur von dreidimensionalen Hirnzellen und Zelllinien von Neuroblastomen zur Ermittlung von Zielorgan- bzw. Systemtoxizität (Neurotoxizität)

- Gliale- und neuronale Zellkulturen zur Ermittlung der Zielorgan- bzw. Neurotoxizität

- In-vitro-Mikronukleustest zur Ermittlung der Genotoxizität bzw. genotoxischen Karzinogenen

- Leydig-Zell-Funktionstest zur Ermittlung der Reproduktionstoxizität (männliche Fertilität)

- Zellsysteme zur Rezeptorenbindung bei Endokriner Disruption

- QSAR-Mehtode zur Vorraussage der Rezeptorenbindung bei Endoktriner Disruption

Kann die Kommission betätigen, dass inzwischen eine Prävalidations- oder Validationsstudie für jede dieser Prüfmethoden durchgeführt wird? Falls nicht, kann die Kommission erklären, warum die Durchführung bestimmter Studien verschoben wird und wann voraussichtlich damit begonnen wird?

(1) s. Bericht des ECVAM über den derzeitigen Stand und die künftigen Aussichten alternativer Tests (ohne Versuchstiere) zur Untersuchung der Auswirkungen von Chemikalien auf die menschliche Gesundheit.

Antwort von Herrn Busquin im Namen der Kommission

(27. Februar 2003)

Im Juli 2002 erklärte das ECVAM(1), dass die 13 unten aufgeführten Nicht-Tiertests technisch so weit fortgeschritten sind, dass bis 2003 Prävalidierungs- oder Validierungsstudien abgeschlossen werden können.

Gegenwärtig ist der folgende Stand erreicht:

- Aus menschlichen Hautzellen kultiviertes Hautmodell

- Funktionstest zur Hautintegrität

Die Validierung der Versuche mit rekonstruierter menschlicher Epidermis (Epiderm und Episkin) und des Hautintegritätsfunktionstests (SIFT) für akute Hautirritationen ist noch nicht abgeschlossen; das Projekt verzögert sich durch das Verwaltungsverfahren (Ausschreibung).

- Ermittlung der akuten systemischen Toxizität mit Hilfe anderer Systeme als QSAR/DEREK

Im Jahr 2002 startete das ECVAM gemeinsam mit dem ICCVAM (American Interagency Coordinating Committee on the Validation of Alternative Methods) eine gemeinsame Validierungsstudie.

Das Hauptziel dieser Studie ist die Evaluierung der Relevanz zweier grundlegender Zytotoxizitätstests mit der Bezeichnung BALB/c 3T3Neutral Red Uptake Cytotoxicity Assay und Normal Human Keratinocyte Neutral Red Uptake Cytotoxicity Assay zur Optimierung und Reduzierung von Tierversuchen für akute orale Toxizitätstests.

Der Abschluss dieser Studie ist für Ende 2003/Anfang 2004 vorgesehen.

- Biokinetische In-vitro-Screenings für den Stoffwechsel

Die Prävalidierungsstudien der Phase I, bei denen subzelluläre Fraktionen humaner Hepatozyten oder gentechnisch hergestellter Zelllinien verwendet werden, die menschliche Gene zur Bestimmung stoffwechselvermittelter Effekte exprimieren, beginnen im Jahr 2003.

Die Prävalidierung in Phase II von In-vitro-Modellen zur Evaluierung der Auswirkungen des Enzympolymorphismus auf den Stoffwechsel ist beendet.

- Biokinetische Sandwichkulturverfahren mit humanen Leberzellen

Die Prävalidierung in Phase II von Sandwichkulturverfahren mit humanen Leberzellen für die Evaluation der Induktion wichtiger Biotransformationsenzyme beginnt im Jahr 2003.

- Studien zur Zielorgan- bzw. Systemtoxizität (Neurotoxizität) anhand von 3D-Hirnzellkulturen sowie

Prävalidierungsstudien in Phase I unter Verwendung von 3D-Hirnzellkulturen (Aggregate) beginnen im Jahr 2003. Das Modell ist anerkannt.

- Neuroblastoma-Zelllinie

Gegenwärtig wird das Modell beim ECVAM evaluiert. Die Prävalidierung in Phase I von Neuroblastoma- Zelllinien beginnt im Jahr 2003.

- Gliale und neuronale Zellkulturen zur Ermittlung der Zielorgan- bzw. Neurotoxizität

Gegenwärtig wird das Modell beim ECVAM evaluiert. Prävalidierungsstudien der Phase I, die gemischte Kulturen von neuronalen und glialen Zellen verwenden, beginnen im Jahr 2003.

- In-vitro-Micronukleus-Tests zur Ermittlung der Genotoxizität bzw. genotoxischen Karzinogenen

Der Test wurde häufig von ECVAM-Partnern (Universität Autonoma Barcelone und Universität von Pisa) im Zusammenhang mit der Vertragsstudie zum Zelltransformationsversuch genutzt. Der Vertrag endet diesen Monat. Eine Abschlusssitzung mit diesen Partnern wird am 26. Februar 2003 im ECVAM abgehalten. Eine mögliche Validierung wird erörtert.

- Leydig-Zelllinientest zur Ermittlung der Reproduktionstoxizität (männliche Fruchtbarkeit)

Der ausgehandelte Vertrag konnte für 2002 nicht finanziert werden. Dies ist für 2003 vorgesehen. Er ist in ein geplantes, vom ECVAM verwaltetes Integriertes Projekt zur Reproduktionsstoxizität zu integrieren.

- Zellsysteme zur Rezeptorenbindung bei endokriner Disruption

- QSAR-Methode zur Vorraussage der Rezeptorbindung bei endokriner Disruption

Das ECVAM beteiligt sich an einer Validierungsinitiative der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), erste Sitzung im März 2003.

- Ermittlung der akuten systemischen Toxizität mit Hilfe des QSAR bzw. Derek

- Augenreizungstest anhand des Modells quantitativer Strukturbeziehungen (QSAR) oder der Elektronen Spin Resonanz (ESR)

Gestützt auf die gemeinsamen Bemühungen des Europäischen Chemikalienbüros (ECB) und des ECVAM, beabsichtigt die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) die Validierung von QSAR für einige Endpunkte gegen Ende dieses Jahr in die Wege zu leiten. Jedoch ist vor Aufnahme der detaillierten Planung von QSAR-Validierungsstudien gegenwärtig noch die Debatte auf OECD-Ebene über international anerkannte Akzeptanzkriterien für QSAR abzuwarten. Es ist lediglich ein Minimum von Kriterien vorgesehen, um zu beurteilen, ob QSAR bereits für eine Validierung geeignet sind (gleichwertig zu den Kriterien für die Testentwicklung des ECVAM zur Aufnahme von In-vitro-Tests in die Prävalidierung) sowie einige zusätzliche Kriterien, die am Ende des QSAR-Validierungsprozesses für die wissenschaftliche Validierung von QSAR angewandt werden. Deshalb sind für die zur Validierung augewählten QSAR bestimmte Akzeptanzkriterien zu berücksichtigen. Aus diesem Grund ist anzunehmen, dass der Zeitrahmen für die Validierung von QSAR abhängig von einer eingehenden Evaluierung gezielter QSAR, die während der Erstellung des ECVAM-Berichts nicht durchgeführt wurde, überarbeitet wird.

(1) Das Europäische Zentrum für die Validierung von Alternativmethoden, in seinem Bericht Alternative (Nicht-Tier) -Methoden für chemische Tests: Aktueller Stand und Zukunftsaussichten.