92001E0764

SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0764/01 von Ioannis Marínos (PPE-DE) an die Kommission. Seidenraupenzucht in der EU.

Amtsblatt Nr. 261 E vom 18/09/2001 S. 0193 - 0193


SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-0764/01

von Ioannis Marínos (PPE-DE) an die Kommission

(13. März 2001)

Betrifft: Seidenraupenzucht in der EU

Das Verbreitungsgebiet des Maulbeerbaums, der eine unabdingbare Voraussetzung für die Seidenraupenzucht und damit auch für die Seidenherstellung ist, sind die Mittelmeerländer der Union. In Frankreich, Italien, Griechenland, Spanien und Portugal wird eine erhebliche Menge Kokons produziert, was für die Erzeuger sowie die in der Seidenverarbeitung Beschäftigten eine wesentliche Einkommensquelle darstellt. Die jährliche Gesamterzeugung der Union beläuft sich auf 60 Tonnen getrocknete Kokons, aus denen ca. 20 Tonnen Seidengarn gewonnen werden.

Um den Gesamtbedarf der EU an Erzeugnissen der Seidenraupenzucht zu decken, sind 100 000 Hektar Maulbeerbaumkulturen erforderlich. Dies würde Beschäftigung für ca. 100 000 Familien bedeuten und damit zum Abbau der Arbeitslosigkeit beitragen sowie das Einkommen der Landwirte auf unserem Kontinent, deren Zahl ständig sinkt, steigern. Es sei darauf verwiesen, dass die Union bei der Erzeugung von Seidengarn ein eindeutiges Defizit aufweist und gezwungen ist, Rohstoff, den sie doch ohne Probleme auf ihrem Gebiet selbst erzeugen könnte, aus Asien (z.B. aus Vietnam) sowie aus Afrika (z.B. Sambia) einzuführen.

Ich bitte die Kommission, mir mitzuteilen, ob ihre Dienststellen kürzlich eine Untersuchung zu den Problemen der Seidenraupenzucht und der Seidenverarbeitung in der Union durchgeführt haben, zu welchen Schlussfolgerungen sie gelangt ist und ob vorgesehen ist, in Europa Eier des Seidenspinners zu erzeugen, damit die Union autark wird, die Probleme ihrer Abhängigkeit von Drittländern löst und Randregionen wie Thrakien, wo der Produktionsrückgang einen Anstieg der Arbeitslosigkeit und eine Verringerung der Erzeugereinkommen mit sich bringt, Entwicklungsperspektiven gibt.

Antwort von Herrn Fischler im Namen der Kommission

(26. April 2001)

Die Kommission hat in letzter Zeit keine Studien zur Seidenraupenzucht und Seidenverarbeitung in der Union durchgeführt.

Seidenraupenzucht wird in Griechenland und Italien und in geringerem Umfang auch in Spanien und Frankreich betrieben und macht einen verschwindend geringen Anteil der Landwirtschaft in der EU und der weltweiten Seidenraupenzucht aus. In bestimmten ländlichen Regionen, insbesondere in Thrakien, Venetien und den Marken hat die Seidenraupenzucht allerdings Tradition und ist eine wichtige landwirtschaftliche Tätigkeit, die erhalten bleiben sollte.

Deshalb und damit die betreffenden Marktteilnehmer ihre betrieblichen Entscheidungen längerfristig planen können, hat die Kommission im Rahmen des Preispakets für das Wirtschaftsjahr 2001/02 beschlossen, die Beihilfe für Brutschachteln unbefristet zu gewähren.