91997E4085

SCHRIFTLICHE ANFRAGE Nr. 4085/97 von Wolfgang KREISSL- DÖRFLER an die Kommission. Kartographierung von indigenen Territorien im Amazonasgebiet

Amtsblatt Nr. C 187 vom 16/06/1998 S. 0122


SCHRIFTLICHE ANFRAGE E-4085/97 von Wolfgang Kreißl-Dörfler (V) an die Kommission (16. Januar 1998)

Betrifft: Kartographierung von indigenen Territorien im Amazonasgebiet

Im Auftrag der Europäischen Kommission wurden verschiedene Projekte zur Kartographierung indigener Territorien und Schutzgebiete im Amazonasgebiet durchgeführt.

In welchen Ländern wurden indigene Territorien und Schutzgebiete kartographiert und wie vollständig sind die bis jetzt vorhandenen Karten? In welchem Rahmen sind ergänzende Projekte geplant und inwiefern sind Privatunternehmen an ihnen beteiligt? Besteht ein Zusammenhang zwischen den erwähnten Kartographieprojekten und dem PPG7-Pilotprojekt?

Gemeinsame Antwort von Herrn Marín im Namen der Kommission auf die Schriftlichen Anfragen E-4084/97, E-4085/97 und E-4086/97 (3. Februar 1998)

Die Gemeinschaft hat im Rahmen der Haushaltslinie für den Tropenwald zahlreiche Projekte zur Kartographierung der Gebiete mit indigener Bevölkerung in der Amazonasregion finanziert. Das Ziel der Projekte besteht darin, diese Gebiete zu begrenzen und dadurch in erster Linie die Erhaltung und die nachhaltige Entwicklung der Tropenwälder zu fördern, so daß die indigenen Bevölkerungsgruppen, soweit dies möglich und mit den Interessen der anderen Landbenutzer vereinbar ist, ihre traditionelle Lebensweise nicht aufgeben müssen.

Die Kommission wurde aufgefordert, die Entwicklungsländer bei der Erstellung einer genauen Übersicht ihrer Gebiete mit indigener Bevölkerung zu unterstützen. In diesem Zusammenhang bereitet sie gegenwärtig ein Arbeitspapier über die den indigenen Gruppen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit gewährten Hilfe vor.

Die Kommission hat das Institut für Gesellschafts- und Umweltfragen ("Instituto socio-ambiental" - ISA) in Brasilien bei der Erstellung genauer und aktueller Karten der brasilianischen Gebiete mit indigener Bevölkerung sowie bei der Schaffung eines Verbindungsnetzes in Lateinamerika unterstützt, über das die Organisationen mit ähnlichen Zielsetzungen Erfahrungen austauschen und grenzueberschreitende Projekte koordinieren können. Diese Arbeit wird gegenwärtig in einer zweiten Phase fortgesetzt, wobei andere geographische Daten, wie etwa die verschiedenen Vegetationsarten, in ein einziges geographisches Informationssystem aufgenommen werden. Dadurch verfügt das ISA über die umfangreichsten Informationen bezueglich der Gebiete mit indigener Bevölkerung in Brasilien, so daß sich selbst Regierungsorganisationen, wie z.B. die Bundesbehörde zur Unterstützung der indigenen Bevölkerung (Fundação Nacional de Apoio aos Indígenas - FUNAI) zunächst an das ISA wenden, wenn sie bestimmte Landkarten oder Hilfe bei der Lösung von Landstreitigkeiten benötigen, in die indigene Bevölkerungsgruppen verwickelt sind. Das ISA ist ebenfalls eng mit dem G7-Pilotprogramm und insbesondere dem Projekt "Land für die indigene Bevölkerung" verbunden, in dem mit Hilfe der deutschen Regierung und der Gemeinschaft (im Rahmen des Regenwaldfonds) die rechtlichen Grenzen der Gebiete anerkannter indigener Gruppen im brasilianischen Amazonasgebiet festgelegt wurden.

In Brasilien steht das ISA in sehr engem Kontakt mit der Regierung und insbesondere mit der FUNAI, der Bundesbehörde für indigene Angelegenheiten.