29.6.2012 |
DE |
Amtsblatt der Europäischen Union |
C 191/11 |
Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema „Energieerziehung“ (Sondierungsstellungnahme)
2012/C 191/03
Berichterstatter: Edgardo Maria IOZIA
Der dänische EU-Ratsvorsitz beschloss am 11. Januar 2012, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss gemäß Artikel 304 AEUV um Stellungnahme zu folgendem Thema zu ersuchen:
„Energieerziehung“
(Sondierungsstellungnahme).
Die mit den Vorarbeiten beauftragte Fachgruppe Verkehr, Energie, Infrastrukturen, Informationsgesellschaft nahm ihre Stellungnahme am 11. April 2012 an.
Der Ausschuss verabschiedete auf seiner 480. Plenartagung am 25./26. April 2012 (Sitzung vom 25. April) einstimmig folgende Stellungnahme:
1. Schlussfolgerungen und Empfehlungen
1.1 Connie Hedegaard, für Klimapolitik zuständiges Mitglied der Europäischen Kommission, erklärte: „Nur wenn die Weltwirtschaftsmächte ihr Entwicklungsmodell überdenken, können die Herausforderungen der globalen Entwicklung bewältigt werden.“
1.2 Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) ist sich der strategischen Bedeutung der Energieerziehung voll bewusst. Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, der auch im Fahrplan der Europäischen Kommission bis 2050 vorgesehen ist, erfordert eine wesentliche Änderung der Verhaltensweisen. Ohne die Mitwirkung der Zivilgesellschaft können die Ziele der EU, insbesondere das mittelfristige Ziel, bis 2020 den Energieverbrauch um mindestens 20 % zu senken, nicht erreicht werden.
1.3 Die Energieerziehung zielt in erster Linie auf die Bekämpfung des Klimawandels und die Wiederherstellung der Harmonie zwischen Mensch und Natur ab. Es ist unsere Pflicht, den Blick auf die Zukunft zu richten, die Bedürfnisse der künftigen Gesellschaft zu verstehen und ihnen vorzugreifen. Zurzeit befinden wir uns an einem wichtigen und entscheidenden Wendepunkt, an dem die Europäische Union, die einzelstaatlichen Regierungen und lokalen Gebietskörperschaften sowie die Schulen, Hochschulen, Forschungszentren, Unternehmen, Industriezweige, Banken, Gewerkschaften, NRO und Medien gemeinsam an einem Gesamtkonzept auf unterschiedlichen Ebenen beteiligt sind.
1.4 Von besonderer Bedeutung sind die konkreten Erfahrungen, die NRO bei der Weiterentwicklung von Modellen und Instrumenten zur Energieerziehung gemacht haben. Besonders wirksam wird die Energieerziehung durch den Austausch zwischen fachlichen Gremien aus der bunten Welt der Verbände mit Lehrkräften der verschiedenen Stufen des Bildungssystems. Die Verknüpfung bewährter Verfahrensweisen mit didaktischer Erfahrung ist der Schlüssel zu optimalen Ergebnissen.
1.5 Nach Ansicht des EWSA müssen innovative Methoden auf dem Gebiet der Erziehung sowie der allgemeinen und beruflichen Bildung entwickelt und mit den bestehenden und bewährten Methoden verknüpft werden. Die Informations- und Kommunikationstechnologien sind in dieser Hinsicht von ausschlaggebender Bedeutung.
1.6 Der EWSA unterstützt die neue Initiative zur Energieerziehung in Bildung und Ausbildung innerhalb des SET-Plans (Europäischer Strategieplan für Energietechnologie), die wissenschaftliche Einrichtungen, Forschungsinstitute und die Wirtschaft zusammenführt. Die öffentlich-private Zusammenarbeit hat insbesondere in den Bereichen Forschung und Innovation hervorragende Ergebnisse vorzuweisen und sollte daher auch in Zukunft gefördert werden. Der EWSA empfiehlt der Kommission, diesen Initiativen ihre Unterstützung zuzusichern.
1.7 Die Energieerziehung kann dazu beitragen, die Probleme im Zusammenhang mit der Energiearmut bzw. -prekarität zu lösen. Alle Bürger müssen das Recht auf Energie zu erschwinglichen Preisen haben.
1.8 Die Europäische Union muss der überaus großen Bedeutung der Energieerziehung Rechnung tragen und bei der Festlegung des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens angemessene Mittel dafür zur Verfügung stellen.
1.9 In dieser Stellungnahme betont der EWSA, dass eine Unterstützung des Projekts EDEN, d.h. des auf lokalen, nationalen, europäischen und internationalen Initiativen beruhenden Europäischen Netzes nationaler Foren zur Energie- und Umwelterziehung, immer dringlicher wird.
2. Einleitung
2.1 Bildung und Erziehung gehören zu den wichtigsten Instrumenten zur Herbeiführung von Verhaltensänderungen. In der vorliegenden Stellungnahme hebt der EWSA ihre fundamentale Bedeutung für diesen Prozess hervor und bekräftigt das Konzept „Die beste Energie ist die eingesparte Energie“ (1).
2.2 Bereits 2009 hat der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss auf Ersuchen des für Energie zuständigen Kommissionsmitglieds eine Sondierungsstellungnahme zum Thema „Bildungs- und Schulungsbedarf im Hinblick auf eine Gesellschaft mit kohlenstofffreier Energieversorgung“ (2) erarbeitet. Der EWSA verweist an dieser Stelle auf die seinerzeit formulierten Empfehlungen und stellt darüber hinaus vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen weitere Überlegungen an.
2.3 Der radikale Wandel, der sich derzeit vollzieht und mit dem die künftigen Generationen weltweit konfrontiert sein werden, führt dazu, dass das Thema nachhaltige Energie in den politischen und wirtschaftlichen, kollektiven und individuellen Entscheidungen mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Diese Zeit des Übergangs, die einer Revolution gleichkommt, wird letztendlich unsere Verhaltens- und Denkweisen grundlegend ändern. Zur Bewältigung dieses Übergangs bleibt nur wenig Zeit, und daher müssen möglichst rasch langfristig angelegte Programme und Initiativen auf den Weg gebracht werden.
2.4 Energie und Umwelt
2.4.1 Die Energie ist seit jeher ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Lebens. Vor allem die drastischen Veränderungen in der Lebensführung und im Konsumverhalten der Bürger führten zu einem beträchtlichen Anstieg der Energienachfrage. In den kommenden Jahrzehnten wird sich Europa zahlreichen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Energieversorgung stellen müssen:
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Leben mit den Auswirkungen des Klimawandels; |
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Zunahme und Alterung der Bevölkerung; |
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Migration; |
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Energieversorgungssicherheit; |
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Verringerung der Importabhängigkeit; |
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Energieeffizienz; |
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Bekämpfung von Energiearmut bzw. -prekarität; |
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Gewährleistung des Zugangs zu Energie für alle (privaten und gewerblichen) Verbraucher; |
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nachhaltige Mobilität; |
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Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Erd- und Seebeben usw.); |
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Ressourcenknappheit (Energie, Wasser, Rohstoffe); |
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weltweiter Anstieg des Energienachfrage; |
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Ausbau erneuerbarer Energiequellen; |
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IKT (intelligente Netze usw.); |
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Faktor Mensch (Erziehung/Bildung, Verhalten/Gewohnheiten); |
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Globalisierung; |
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Sicherheit; |
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Wettbewerbsfähigkeit. |
2.5 Die Prioritäten der Europäischen Union und die Energieerziehung
2.5.1 Um ihre wichtigsten energiepolitischen Ziele wie Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu erreichen, sollte sich die EU diese künftigen Herausforderungen stets vor Augen halten und alle erforderlichen Veränderungen vornehmen.
2.5.2 Dieser Prozess muss durch neue Impulse belebt werden. Alle Bürger sollten sich der Energieproblematik bewusst sein und sich klarmachen, welche Gefahren drohen, wenn die festgelegten Ziele nicht erreicht werden. Eine intelligente Energieerziehung ist der Schlüssel zur Verhaltensänderung: So müssen beispielsweise in Bezug auf die ionisierende Strahlung, die durch radioaktive Abfälle freigesetzt wird und sowohl für den Menschen als auch für die Umwelt (3) schädlich ist, spezifische energieerzieherische Maßnahmen getroffen werden.
3. Energieerziehung – einige Bemerkungen vorab
3.1 Die Energieerziehung ist ein wichtiges Instrument zum Aufbau eines neuen, nachhaltigen Entwicklungsmodells und zur Förderung einer neuen Energiekultur. Der Querschnittscharakter dieses Themas erfordert überdies einen Gesamtansatz, der verschiedene Aspekte des modernen Lebens und der Zivilgesellschaft umfasst und an dem alle Wirtschaftssektoren (Landwirtschaft, Dienstleistungen, Industrie, Bau) und alle Bürger teilhaben.
3.2 Eine fortlaufende Schulung, d.h. der Prozess des lebenslangen, auch nach der Schulbildung fortgesetzten Lernens jedes Einzelnen ist heute wichtiger denn je. Nach Ansicht des EWSA muss ein Bildungsprogramm für intelligente Energieerziehung konzipiert werden, das die verschiedenen Sphären des gesellschaftlichen Lebens wie Familie, Schule, Arbeitsplatz sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen erfasst.
3.3 Voraussetzung für ein vernünftiges und verantwortungsvolles Verhalten sind geeignete Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, eine effizientere Nutzung der Energie zu erleichtern und zu fördern und Anreize dafür zu schaffen. In diesem Zusammenhang sind klare, verständliche, verlässliche und vor allem leicht zugängliche Informationen über Energie verbrauchende Technologien erforderlich. Die Energieerziehung spielt eine wesentliche Rolle als unerlässliche Grundlage für die gesellschaftliche Akzeptanz der Rechtsvorschriften über Energieeinsparungen und der Energieeffizienzmaßnahmen auf EU-Ebene und in den einzelnen Mitgliedstaaten.
3.4 Die Energieerziehung muss bereits im Kindergarten und in der Grundschule ihren Anfang nehmen. Kinder begreifen energiebezogene Themen sehr gut und stehen neuen Ideen und Verhaltensweisen sehr aufgeschlossen gegenüber. Sie können die Meinungen und das Handeln der Eltern und anderer Menschen in ihrer Umgebung beeinflussen. Die Schüler von heute sind die Arbeiter, Angestellten, Lehrer, Ingenieure, Architekten, Politiker und Unternehmer von morgen. Die Entscheidungen, die sie im Laufe ihres Lebens treffen, werden sich gravierend auf die Ressourcennutzung unserer Gesellschaft auswirken.
3.5 Themen zu allen Aspekten von Energie und Klimawandel sollten in die Lehrpläne der Mitgliedstaaten Eingang finden, von den Primär- und Sekundarschulen über die Hochschulen bis zur Fachspezialisierung. Es ist von ausschlaggebender Bedeutung, die jungen Menschen von heute in den neuen Berufen auszubilden. Durch die Energieerziehung können die praktischen Fähigkeiten vermittelt werden, die erforderlich sind, um den künftigen Anforderungen des Energiesektors gerecht werden zu können. Auf diese Weise kann sie auch dazu beitragen, kurz-, mittel- und langfristig Arbeitsplätzen zu schaffen.
3.6 Die Liberalisierung des Energiemarktes und die neuen Technologien in diesem Sektor stellen die Verbraucher, die ihre Energie bislang von Monopolanbietern bezogen haben, vor neue Herausforderungen. Energieerziehung und -bildung sollte daher auch Fragen beinhalten wie: „Wie kann man mit Hilfe intelligenter Zähler Energie sparen?“, „Welche Rechte und Pflichten hat ein Verbraucher, wenn er einen Vertrag mit einem Energieversorger schließt?“, „Wie wird der CO2-Fußabdruck berechnet?“ und „Was bedeutet ‚Umweltkennzeichnung‘?“. Die Erfahrungen mit dem Instrument „Dolceta“ (www.dolceta.eu) sind von großer Bedeutung, und der EWSA spricht sich mit Nachdruck dafür aus, sie nicht verloren gehen zu lassen und auch weiterhin einem großen Publikum zugänglich zu machen.
3.7 Die Energieerziehung muss auch außerhalb der Schule weitergehen. Kinder und Jugendliche können durch ihre Familien und Freunde ihre weitere soziale Umgebung beeinflussen, indem sie die Erwachsenen dazu bringen, verantwortungsbewusstere Verhaltensweisen zu übernehmen. Um spürbare Ergebnisse zu erzielen, muss unbedingt dafür Sorge getragen werden, dass die Bildungsmaßnahmen kontinuierlich fortgeführt werden und allen Bürgern offen stehen. Die Bemühungen zur Energieerziehung sollten auf eine Vielzahl erwachsener Akteure – Fachkräfte (z.B. Ingenieure, Architekten, Meinungsmacher usw.) – ausgeweitet und bedeutend intensiviert werden. Darüber hinaus sind gezielte Maßnahmen zur Weiterbildung der Ausbilder erforderlich.
3.8 Der Lernprozess ist sehr komplex. Die Vielfalt der an diesem Prozess beteiligten Akteure ist groß, und jedem kommt dabei eine besondere Schlüsselrolle zu. Nach Ansicht des EWSA muss für jede Zielgruppe geprüft werden, welche Methode für sie die beste ist, so dass unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, kulturellen Unterschieden und Bildungsniveau angemessene didaktische Programme und Ausbildungspläne für jede dieser Gruppen entwickelt werden können. Neue Instrumente wie die sozialen Medien sollten behutsam erwogen und weiterentwickelt werden.
4. Die Rolle der Europäischen Union
4.1 Die Europäische Union kann zur Steigerung der Qualität in Bildung und Ausbildung beitragen, indem sie die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten fördert und deren Tätigkeiten auf diesem Gebiet wenn nötig unterstützt und miteinander verknüpft (Art. 149 und 150 des Vertrags). Zwar müssen die Bildungsstandards auf allen Gebieten kontinuierlich erhöht werden, doch sollte die Europäische Union ihre besondere Aufmerksamkeit auch auf notwendige Kenntnisse und Fertigkeiten im Energiebereich lenken. Die Website www.energy.eu leistet bereits einen wichtigen Beitrag hierzu. Europa braucht unter anderem Chemiker, die sich mit der Gewinnung von Sonnenenergie beschäftigen, und Ingenieure, die intelligente Netze konzipieren und aufbauen. Darüber hinaus sollte in Europa der sog. Mitläufereffekt vermieden werden, wie er beispielsweise im Zusammenhang mit den Subventionen zur Produktion von Biokraftstoffen in den Entwicklungsländern zu beobachten war. Diese Subventionen hatten unerwünschte Wirkungen zur Folge, beispielsweise im Falle des Anbaus von Jatropha, einer wild in Wüstengebieten vorkommenden Ölpflanze, in einigen afrikanischen Staaten.
4.1.1 Für den EWSA ist es von grundlegender Bedeutung, dass die Kommission bei der Festlegung des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens die Energieerziehung als festen Bestandteil der europäischen Strategie betrachtet, die auf die Verwirklichung der für 2020 bzw. 2050 anvisierten Ziele der EU im Bereich Energie und Klima abzielt.
4.2 Die Rolle der Behörden
4.2.1 Auf der Grundlage des Subsidiaritätsprinzips gehört die Bildung in den ausschließlichen Zuständigkeitsbereich der einzelnen Mitgliedstaaten, die somit die volle Verantwortung für Inhalt und Aufbau ihrer eigenen Bildungs- und Ausbildungssysteme tragen. Die nationalen Regierungen sollten sich darum bemühen, alle gesellschaftlichen Akteure an der Festlegung der Prioritäten im Bereich der Energieerziehung sowie an der Konzipierung der entsprechenden Programme zu beteiligen. Darüber hinaus sollten sie die Verfolgung von Informationen ermöglichen und den Verbrauchern verschiedene Instrumente wie beispielsweise Internetseiten an die Hand geben, damit sie Preisvergleiche anstellen und/oder aktuelle Informationen über verschiedene Aspekte im Bereich der Energie abrufen zu können.
4.2.2 Die Behörden müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Die Regionen wie auch die Provinzen und die lokalen Gebietskörperschaften müssen dafür Sorge tragen, dass die auf den Aufbau einer weit verbreiteten Kultur des Energiesparens ausgerichteten Bemühungen wirksam koordiniert werden. Alle Bürger müssen sich dessen bewusst sein, dass Änderungen erforderlich sind, sie müssen sich die Technologien zur Erhöhung der Energieeffizienz zu Eigen machen und auf erneuerbare Energiequellen zurückgreifen können. Daher sollten die Behörden sich nicht auf gesetzgeberische und technische Maßnahmen beschränken, sondern flächendeckend Informations- und Sensibilisierungskampagnen für alle Bürger, Unternehmen und berufsständischen Vereinigungen vorsehen. Hier ist der EWSA Vorbild mit seinem internen EMAS-Programm (Eco-Management and Audit Scheme – System für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung), für das ihm von der Umweltagentur der Brüsseler Region (IBGE) das Label „Ökodynamisches Unternehmen“ in der höchsten Stufe verliehen wurde.
4.3 Die Rolle der Schulen
4.3.1 Ein großer Teil unseres Gedankenguts und unseres Wissens wird während der Schulzeit vermittelt. Die Schule gründet sich heutzutage auf ein traditionelles Lernsystem, das auf nationaler Ebene manche Lücke aufweist. Bis auf wenige Ausnahmen fehlen bislang Programme zur Energie- und Umwelterziehung sowie häufig Lehrkräfte, die über eine entsprechende formale Ausbildung verfügen. Aus diesen und anderen Gründen muss die Schule in Zukunft die Möglichkeit bieten, sich vertiefte Kenntnisse über Energiesparen und Energie überhaupt, über Wissenschaft, Umwelt und Klima anzueignen. Auf diese Weise wird ein Beitrag zur Schärfung des Bewusstseins für Energieeffizienz geleistet, und zugleich werden den Schülern die sozialen und analytischen Fähigkeiten vermittelt, um rationale Urteile zu fällen, die letztendlich zu einer Verhaltensänderung führen. Die Kenntnisse im Bereich Energie und Umwelt könnten als Schlüsselkompetenz in den Europäischen Referenzrahmen für lebensbegleitendes Lernen aufgenommen werden. Den Lehrkräften kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu, und sie benötigen daher Lehrmaterialien, die auf die jeweilige Unterrichtsstufe und das jeweils behandelte Thema zugeschnitten sind. In jedem Lehrplan sollte daher die Nutzung aktueller Unterrichtsmaterialien enthalten sein und darüber hinaus angemessene Maßnahmen zur Fortbildung und Unterstützung der Lehrkräfte vorgesehen werden. Den Hochschulen kommt hierbei eine grundlegende Rolle zu, wie im Bologna-Prozess vorgesehen ist. Mit diesem Prozess wird u.a. das Ziel verfolgt, eine immer besser auf die sich rasch wandelnde globalisierte Welt und die Interessen der EU abgestimmte Bildungsstruktur aufzubauen, um so zu gewährleisten, dass die Bildungsabschlüsse auf dem Arbeitsmarkt überall in der EU besser verwendbar werden.
4.4 Die Rolle der Unternehmen
4.4.1 Die Partnerschaft zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen, für die sich der EWSA bereits 2009 (4) ausgesprochen hatte, ist von ausschlaggebender Bedeutung. Dank der Flexibilität der Wirtschaft und insbesondere der KMU kann die Partnerschaft ein maßgeblicher Beschäftigungsmotor in Zeiten der Krise sein und spürbare Impulse für die Herausbildung von Unternehmergeist und Kreativität vermitteln. Forschung und Innovation müssten so in diese Partnerschaft integriert werden, um den schnellen Transfer neuer Technologien zu fördern. In Fachberufen (Ingenieure, Architekten u.a.) müsste eine kontinuierliche Weiterbildung über die neusten Entwicklungen erfolgen. Weiterhin sollten am Arbeitsplatz Themenseminare über das Energiesparen durchgeführt werden.
4.5 Die Rolle der Banken
4.5.1 Die Banken haben eine besondere Bedeutung für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Sie begeleiten die Menschen in vielen Phasen des Alltags und sollten nicht nur Finanzierungen, sondern auch Vertrauen vermitteln. Durch günstige, zweckgebundene Finanzierungen, die mit entsprechenden Informationsaktivitäten einhergehen, könnten Maßnahmen im Bereich Energie- und Umwelterziehung gefördert und so Anreize für „grüne“ Investitionen in verschiedenen Wirtschaftszweigen (Bau, Verkehr usw.) geschafft werden.
4.6 Die Rolle der Gewerkschaften
4.6.1 Die Arbeitnehmerorganisationen können maßgeblich dazu beitragen, dass Bildung und Berufsbildung zu Bausteinen eines Gesamtkonzepts für Bürgersinn und nachhaltige Entwicklung werden. So benötigt die grüne Wirtschaft beispielsweise qualifizierte Arbeitnehmer, die sich an die Veränderungen anpassen können, der durch die technische Entwicklung, Forschung und Innovation ausgelöst wird. Auch in Bezug auf das Verhalten des Einzelnen kommt den die Gewerkschaften eine strategische Aufgabe zu, etwa über Sensibilisierungskampagnen für ihre Mitglieder und Initiativen auch vertraglicher Art, durch die vorbildliche Verhaltensweisen und Energieeinsparungen prämiert werden. Die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und Arbeitnehmerorganisationen in diesem Bereich kann bedeutende Ergebnisse bringen.
4.7 Die Rolle der Zivilgesellschaft (NRO)
4.7.1 Die Verbraucher- und Umweltschutzverbände erfüllen eine ungeheuer wichtige Funktion, sind sie doch Vermittler von Kompetenzen und Wissen. Sie sollten bei der Sensibilisierung für die Themen Verbrauch und Energieeffizienz auf allen Ebenen – Konzipierung, Gestaltung, inhaltliche Beschlüsse, Informationsvermittlung, Vorschläge, Verbreitung und Auswertung der Ergebnisse – mit von der Partie sein.
4.7.2 Die NRO sollten die natürlichen Ansprechpartner der nationalen Behörden sein und in ihren Bildungsinitiativen unterstützt werden, wirken sich diese doch positiv auf die gesamte Gesellschaft aus. Informelle Bildungsprogramme, Kontakte mit Dozenten, Führungen und Besichtigungen, Mini-Campus zu Themenschwerpunkten und Publikationen für verschiedene Altersstufen sind Aufgaben, die aktiven Organisationen und Fachleuten im Bereich der Energieerziehung übertragen werden sollten.
4.8 Die Rolle der Medien und der sozialen Netzwerke
4.8.1 Bei der Verbreitung sachgerechter Information und der Bildung für die Allgemeinheit in allen Alterstufen kommen den Medien eine wichtige Rolle und eine strategische Funktion zu. In den Programmen zur Propagierung von Energie- und Umweltthemen sind die Botschaften stets wissenschaftlich solide und kulturneutral zu vermitteln. Medien, insbesondere das Fernsehen, sollten nicht ohne eine eingehende Prüfung der Informationsinhalte eingesetzt werden. Bei den Themen Umwelt und Energie sind gewichtige Interessen mit im Spiel, die auf die eine oder andere Weise Bürger, die nicht über das kognitive und kritische Rüstzeug zur bewussten Bewertung der Informationen verfügen, beeinflussen könnten.
4.8.2 Die Aufgabe der sozialen Netze ist gleichermaßen wichtig und heikel, da sie vornehmlich ein junges Zielpublikum ansprechen, welches bei diesen wichtigen Themen besonders emotional und leidenschaftlich reagiert. Alle, die diese Medien einsetzen, sollten die Spielregeln befolgen und akzeptieren, dass sie einer „Beobachtung“ unterliegen und gegebenenfalls ungesicherte oder tendenziöse Informationen zurückziehen.
4.8.3 Es steht außer Frage, dass diese Informationsträger in der Zukunft immer wichtiger werden. (Man denke etwa daran, dass es heute mehr Nutzer sozialer Netzwerke gibt als zu Beginn des 20. Jahrhunderts Menschen auf der Erde lebten). Die Unmenge der verfügbaren Informationen bewirkt, dass sich die Informationen sprachlich und typologisch ändern werden. Dieser Wandel wird sich auch in der Bildung widerspiegeln. Es wird die Fähigkeit gefragt sein, vielschichtige und komplexe Botschaften als einfache, für jedermann verständliche Portionen zu vermitteln (http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_social_networking_websites).
5. Prioritäten des Ausschusses
Nach Auffassung des EWSA muss die Aufmerksamkeit folgenden Prioritäten gelten:
5.1 |
Auswirkungen des Klimawandels – Bewältigung, Anpassung und Notwendigkeit geeigneter Berufsbilder: Die Existenz des Klimawandels ist wissenschaftlich erwiesen und weltweit breit anerkannt. Einige Ereignisse, darunter Überschwemmungen, werden immer häufiger auftreten. Sich an diese Phänomene anzupassen, wird zu einer Überlebensfrage. Auch das Fehlen geeigneter Berufsbilder könnte das Erreichen der kurz-, mittel- und langfristigen Ziele der EU ernsthaft gefährden. |
5.2 |
Energieeffizienz: Die Energieeffizienz ist ein Hauptanliegen der Europa-2020-Strategie. Die kombinierten Effekte der vollständigen Durchführung derzeitiger und neuer Maßnahmen wird unser Alltagsleben verändern und kann laut Europäischer Kommission pro Jahr und Haushalt zu Einsparungen von 1 000 EUR führen, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Europas verbessern, bis zu 2 Mio. Arbeitsplätze schaffen und die jährlichen Treibhausgasemissionen um 740 Mio. Tonnen senken (5). Bei der Förderung dieses Prozesses kommt den Energiekunden eine wichtige Rolle zu. Alle – auch die Erwachsenen – müssen ihr Verhalten ändern, wofür geeignete und zuverlässige Informationen über Energie bereitgestellt werden müssen. |
5.3 |
Kampf gegen Energiearmut bzw. -prekarität: Der Kampf gegen Energiearmut bzw. -prekarität ist eine neue soziale Priorität, die auf allen Ebenen angegangen werden muss. Die Preise für die wichtigsten fossilen Brennstoffe steigen unaufhörlich und nichts deutet auf eine Trendwende in den kommenden Jahren hin. Falls nicht rasch und wirkungsvoll gehandelt wird, ist mit spürbar mehr Energieverbrauchern zu rechnen, die auf Hilfe angewiesen sind (6). |
5.4 |
Garantierter Zugang zu Energie für alle (privaten und gewerblichen) Verbraucher: Energie ist ein Gemeingut von ausschlaggebender Bedeutung für das wirtschaftliche Wohl eines Staates. Es ist von grundlegender Wichtigkeit, die Verfügbarkeit von Energie zu erschwinglichen Preisen zu garantieren; es darf in den kommenden Jahren keine übertriebenen und unvorhersehbaren Preisschwankungen geben, wobei alle Bürger und Verbraucher Zugang zur Energie haben müssen. |
5.5 |
Nachhaltige Mobilität: Der wachsende Bedarf im Personen- und Güterverkehr erhöht vor allem in den Städten das Risiko von Umweltverschmutzung und Verkehrsüberlastung. Es muss eine Form der Mobilität gefunden werden, die nachhaltig, umweltfreundlich und energieeffizient ist. Der Aspekt der Ko-Modalität ist in diesem Bereich von größter Bedeutung. |
5.6 |
Ressourcenknappheit (Energie, Wasser, Rohstoffe): Das Anwachsen der Weltbevölkerung von sechs auf neun Mrd. Menschen wird den weltweiten Wettbewerb um die natürlichen Ressourcen anheizen und die Umwelt großen Belastungen aussetzen (7). Der Schutz grundlegender Ressourcen wie Luft, Wasser, Böden, Wälder und Nahrung ist somit ein wesentlicher Faktor für die Förderung eines nachhaltigen Wachstums und die Schaffung einer modernen Wirtschaft. |
5.7 |
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT): Die IKT sind aus der heutigen Informations- und Wissensgesellschaft nicht mehr wegzudenken. So dürfte zum Beispiel die intelligente Verteilung von Energie zu wirtschaftlich nachhaltigen Preisen einen wesentlichen Beitrag zur Verhaltensänderung künftiger Generationen leisten. |
6. Einige Erfahrungen
6.1 Es ließen sich viele gute Beispiele für Bildungsvorhaben in Europa und der Welt nennen, die der Bewusstseinsbildung für Energie- und Umweltthemen dienen. Sehr oft geht es in diesem Zusammenhang um die Reduzierung von umweltschädlichen Gasen.
6.2 Bei dem Projekt „Défi Énergie“, das von der Brüsseler Umweltbehörde „Bruxelles Environnement“ nach dem Vorbild der Kampagne „Sustainable Energy Europe“ koordiniert wird, machten ca. 4 000 Personen in 1 400 Haushalten mit. Ziel des Projekts ist, die CO2-Emissionen um eine Tonne pro Jahr bzw. die Energierechnung um 380 EUR zu reduzieren (www.ibgebim.be).
6.3 Die italienische Carlo-Collodi-Stiftung greift mit ihrem Projekt „Pinocchio ripensa il mondo“ („Pinocchio denkt die Welt neu“) für Grundschulkinder drei Aspekte auf: Abfalltrennung, Energiesparen und ethische Entscheidungen in Sachen Nachhaltigkeit (www.pinocchio.it/fondazionecollodi/).
6.4 Die internationale Yehudi-Menuhin-Stiftung will mit ihrem Programm MUS-E® Arts at School über den Einsatz der Künste – Musik, Tanz, Gesang, Theater und bildende Künste – zur Entwicklung neuer Lernprozesse beitragen. Das Projekt läuft in 11 Ländern; an ihm sind 1 026 Künstler beteiligt, die mit 59 189 Schülern in 623 Grundschulen arbeiten (www.menuhin-foundation.com/).
6.5 Ein spanisches Forum, das sich den sozialen Dialog über den Energiemix zur Aufgabe gemacht hat (Spanish Energy Mix Forum – SEMF), steht allen Akteuren des Energiebereichs offen und ist der Diskussion über die verschiedenen Energiequellen in Spanien gewidmet (www.semforum.org).
6.6 Die Mittelmeer-Sommeruniversität (UMET) befasst sich mit Fragen der nachhaltigen Energie im Mittelmeerraum; beteiligt sind Hochschulen aus Frankreich, Italien, Portugal, Spanien, Griechenland, wie auch aus Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten, der Türkei usw. Für die kommenden Jahre plant die Universität eine Ausweitung ihrer Tätigkeit auf weitere Städte (www.ome.org/index.php).
6.7 Der Grüne Planet (La Belle Verte) ist ein Film von Coline Serreau aus dem Jahre 1996 über die Probleme der westlichen Welt wie hektischer Lebensstil, Machtmissbrauch, Umweltverschmutzung und rücksichtslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und Räume (www.youtube.com/watch?v=TTvoZkHugr0).
6.8 Das Programm „Intelligente Energie für Europa“ der Europäischen Kommission unterstützt seit 2004 Bildungsprojekte für einen sparsamen Umgang mit Energie. Genannt seien unter anderem die Projekte „KidsCorner“, „U4energy“, „Flick the Switch“, „Kids4future“, „Rainmakers“, „Youngenergypeople“, „My Friend Boo“. In der Berufsbildung für das Baufach ist das Vorhaben „Build Up skills“ zu nennen (http://ec.europa.eu/energy/intelligent/).
6.9 My Friend Boo, eine sympathische Zeichentrickserie im Bereich des Programms „Intelligente Energie – Europa“ (IEE) ist die erste ihrer Art in Europa und verfolgt das Ziel, Kindern Themen wie Energie, Klimawandel, Umwelt, Bewahrung und Gesundheit näher zu bringen (www.myfriendboo.com/).
6.10 Eine weitere Initiative auf europäischer Ebene ist der Bürgermeisterkonvent, dem sich mehr als 3 000 Städte angeschlossen haben. Der EWSA hat die Verbreitung dieser Initiative in möglichst vielen europäischen Städten und Gemeinden Anfang an unterstützt (8), wobei ein Strategiewechsel der Kommission bewirkt wurde. CONCERTO, CIVITAS und die neue Initiative „Intelligente Städte und Gemeinden“ sind Instrumente zum Austausch bewährter Vorgehensweisen im Bereich des nachhaltigen Verkehrs und der angepassten, intelligenten Energienutzung. Die Initiative SET-PLAN (Energy Education and Training Initiative) ist ein zentraler Anlaufpunkt und trägt einen wesentlichen Mehrwert zum gesamten Projekt des SET-Plans bei.
6.11 International wurden bereits zahlreiche Initiativen ins Rollen gebracht, wie zum Beispiel NEED (National Energy Education Development Project), ein Netz von Studenten, Lehrkräften, Unternehmen, Regierungen und Gemeinschaften, das sich vor gut 30 Jahren in den Vereinigten Staaten bildete (www.need.org/); das Programm Energy Education and Workforce Development des US-Energieministeriums (www1.eere.energy.gov/education/); die Website „EnergyQuest“, die der Energieerziehung gewidmet ist (www.energyquest.ca.gov/).
7. Öffentliche Anhörung zum Thema Erziehung zum Energiesparen
7.1 In der vom EWSA organisierten öffentlichen Anhörung wurden zahlreiche weitere interessante Erfahrungen mit der Erziehung zu Energie- und Umweltbewusstsein vorgestellt.
7.2 Vertreter der Exekutivagentur für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (EAWI - EACI), der EU-ASE (European Alliance to Save Energy), der Carlo-Collodi-Stiftung, der Yehudi-Menuhin-Stiftung, Solvay, CIRCE, Business Solutions Europa, des Netzwerks ELISAN und der in der GD Energie für den Bürgermeisterkonvent zuständige Verantwortliche haben von ihrer jeweiligen Warte aus die außerordentliche Bedeutung dieses Themas herausgearbeitet.
7.3 Folgende Themen wurden erörtert: die Rolle der Bildung und Berufsbildung; die Ausbildung von technischen Fachkräften und Akademikern in Naturwissenschaften; die Wichtigkeit vertiefter Beziehungen zwischen Hochschule, Forschung und Wirtschaft; die Vordringlichkeit öffentlicher Maßnahmen gegen Energiearmut bzw. -prekarität; die Einbindung der lokalen Ebene, um Maßnahmen zu gestalten, die ein Bewusstsein für die intelligente und nachhaltige Energienutzung schaffen; innovative Instrumente für die außerlehrplanmäßige formale oder informelle Bildung.
7.4 Ein konkreter Vorschlag ist in Bezug auf die Notwendigkeit eines einheitlichen und verständlichen Systems zur Bewertung des Energieverbrauchs unterbreitet worden; so sollte beispielsweise die Maßeinheit EUR/MWh für alle Energie verbrauchenden Geräte verwendet werden, damit Effizienz und Kosten direkt verglichen werden können.
7.5 Äußerst wichtig sind die Qualität der Informationen und der Bildungsinhalte. Es besteht ein konkretes Risiko der Manipulation durch bestimmte Interessenträger, die mit der Förderung bewusster Entscheidungen nichts zu tun hat. Von Seiten der Behörden ist daher genaues Hinschauen gefordert, damit Unabhängigkeit und Richtigkeit der Informations- und Bildungsprozesse sichergestellt sind.
7.6 Als eines der wichtigsten Probleme kristallisierte sich die schwierige durchgängige und systematische Aufnahme von Bildungsmaterialien für die Energiethematik in die Lehrpläne der Schulen heraus. Gründe hierfür sind Zeitmangel, dichte Lehrpläne und unterschiedliche Prioritäten.
8. EDEN: Europäisches Netz zur Energie- und Umwelterziehung; Kooperationsabkommen zwischen EWSA und der italienischen Carlo-Collodi-Stiftung
8.1 Das Europäische Netz zur Energie- und Umwelterziehung (EDEN) könnte, wie bereits in der Sondierungsstellungnahme Bildungs- und Schulungsbedarf im Hinblick auf eine Gesellschaft mit kohlenstofffreier Energieversorgung angeregt wurde, einen Beitrag dazu leisten, die bestehenden Lücken zu schließen, um das Energiesparziel der EU von mindestens 20 % zu erreichen. Ferner könnte es bei der Verwirklichung der europäischen Zukunftsvision helfen, bis 2050 eine Wirtschaft entstehen zu lassen, die auf der effizienten Ressourcennutzung, einem geringen CO2-Ausstoß, Energieunabhängigkeit und Energieversorgungssicherheit beruht.
8.2 Um die Vorschlägen der Stellungnahme konkret umzusetzen und die Bildung dieses europäischen Netzes zu fördern, haben der EWSA und die Collodi-Stiftung am 26. März 2010 ein Protokoll über ihre Zusammenarbeit unterzeichnet, in dem beide Seiten ein gemeinsamen Vorgehen vereinbarten. Pinocchio, die aus den Büchern von Carlo Collodi allseits bekannte Figur, wurde als Maskottchen und Logo der Initiative gewählt.
8.3 Dieses europäische Netz, dessen Mitgliedsorganisationen die Förderung des Bewusstseins für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Umweltschutz durch Bildung betreiben, fungiert als nationale Plattform zur Propagierung entsprechender Programme und Materialien. So soll die Aufnahme der Themen „saubere“ Energie, effizientere Nutzung sämtlicher natürlicher Ressourcen und Garantie hoher Umweltschutznormen in die nationalen Lehrpläne gefördert werden.
8.4 Mittlerweile sind bereits verschiedene Organisationen diesem Netz beigetreten. Neben den Gründungsmitgliedern EWSA und Carlo-Collodi-Stiftung (IT), sind derzeit vertreten: Foundation Terra Mileniul III (RO), ARENE Île-de-France (FR), Les péniches du Val de Rhône (FR), Grönland, Climate Action Network (RO), Mosaic Art and Sound (UK), Art For Green Life (UK/BE), CECE (ES), Intercollege (CY), Business Solutions Europa (BE), EU-ASE (BE), CIRCE (ES), Menuhin-Stiftung (BE).
Brüssel, den 25. April 2012
Der Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses
Staffan NILSSON
(1) ABl. C 77 vom 31.3.2009, S. 54-59.
(2) ABl. C 277 vom 17.11.2009, S. 15.
(3) ABl. C 218 vom 23.7.2011, S. 136.
(4) ABl. C 228 vom 22.9.2009, S. 9-13.
(5) COM(2011) 109 final.
(6) ABl. C 44 vom 11.2.2011, S. 53.
(7) COM(2010) 2020 final.
(8) ABl. C 10 vom 15.1.2008, S. 22.