15.2.2011 |
DE |
Amtsblatt der Europäischen Union |
C 48/155 |
Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zu dem „Grünbuch — Waldschutz und Waldinformation: Vorbereitung der Wälder auf den Klimawandel“
KOM(2010) 66 endg.
2011/C 48/27
Berichterstatter: Seppo KALLIO
Mitberichterstatter: Brendan BURNS
Die Europäische Kommission beschloss am 17. Mai 2010, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss gemäß Artikel 304 AEUV um Stellungnahme zu folgender Vorlage zu ersuchen:
„Grünbuch - Waldschutz und Waldinformation: Vorbereitung der Wälder auf den Klimawandel“
KOM(2010) 66 endg.
Die mit den Vorarbeiten beauftragte Fachgruppe Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umweltschutz nahm ihre Stellungnahme am 31. August 2010 an.
Der Ausschuss verabschiedete auf seiner 465. Plenartagung am 15./16. September 2010 (Sitzung vom 15. September) mit 121 gegen 2 Stimmen bei 4 Stimmenthaltungen folgende Stellungnahme:
1. Schlussfolgerungen und Empfehlungen
1.1 |
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss stellt Folgendes fest:
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1.2 |
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss unterstreicht Folgendes:
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1.3 |
Der EWSA spricht sich dafür aus, dass die besondere Bedeutung der Wälder und des Forstsektors in einer ökologischen Wirtschaft im Einklang mit der EU-2020-Strategie in den verschiedenen Politikfeldern der EU wie folgt beachtet wird:
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1.4 |
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss empfiehlt der Kommission:
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2. Ausgangssituation und Aufgabenstellung
2.1 |
Das Grünbuch soll den Auftakt zu einer EU-weiten öffentlichen Debatte geben, um Meinungen über die Zukunft des Waldschutzes und die Waldinformationspolitik in Erfahrung zu bringen und Argumente für eine etwaige Einbeziehung von Klimaaspekten in eine überarbeitete EU-Forststrategie zu liefern. Die Fragestellungen im Grünbuch knüpfen an das vorausgegangene Weißbuch der Europäischen Kommission „Anpassung an den Klimawandel: Ein europäischer Aktionsrahmen“ (2) an. |
2.2 |
Im Grünbuch erfolgt eine Betrachtung der allgemeinen Lage der Wälder und ihrer Bedeutung. Die besonderen Merkmale und Funktionen der Wälder in der EU sowie die größten Herausforderungen und die Bedrohung durch den Klimawandel werden erläutert, und es werden die zur Verfügung stehenden Waldschutzinstrumente und Forstinformationssysteme vorgestellt. |
2.3 |
Forstpolitische Maßnahmen fallen entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip in erster Linie in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten. Die Rolle der EU ist im Wesentlichen darauf ausgerichtet, die forstpolitischen Maßnahmen und Programme der Mitgliedstaaten zu bereichern, und zwar durch Sensibilisierung der Mitgliedstaaten für neue Herausforderungen sowie durch Vorschläge für frühzeitiges Handeln auf EU-Ebene. |
2.4 |
Im Mittelpunkt der in dieser Stellungnahme angestellten Überlegungen stehen die Fragen, wie der Klimawandel die Forstwirtschaft und den Waldschutz in Europa verändert und in welche Richtung sich die politischen Maßnahmen der EU entwickeln sollen, um forstpolitische Initiativen der Mitgliedstaaten frühzeitiger zu fördern, was die EU tun kann, um die kommenden Herausforderungen zu bewältigen und ob zusätzlicher Informationsbedarf besteht. Die Waldschutzmaßnahmen der EU sollen so ausgelegt werden, dass die Wälder auch in Zukunft ihre produktiven, sozioökonomischen und ökologischen Funktionen erfüllen. |
3. Erhaltung, ausgewogene Gestaltung und Stärkung der Waldfunktionen (Frage 1)
3.1 |
In den Übereinkommen der Vereinten Nationen wird die Bedeutung des Waldes für die Eindämmung des Klimawandels (3) und die Erhaltung der biologischen Vielfalt (4) gewürdigt. Auf gesamteuropäischer Ebene sowie im Einklang mit der EU-Forststrategie haben sich die Mitgliedstaaten der EU zur ausgewogenen Gestaltung der verschiedenen Funktionen mittels eines Ansatzes verpflichtet, bei dem die nachhaltige Forstbewirtschaftung und die Multifunktionalität die Grundlage bilden (5). Auf EU-Ebene werden die verschiedenen Funktionen der Wälder durch die EU-Forststrategie und den Forstaktionsplan (FAP) sowie die Kommissionsmitteilung über die forstbasierte Industrie in der EU berücksichtigt (6). Auf nationaler und regionaler Ebene werden die verschiedenen Aufgaben der Wälder unter anderem durch die Forstprogramme gesteuert. Somit verfügt die Forstwirtschaft über einen politischen Rahmen zur wirksamen Erhaltung, ausgewogenen Gestaltung und Stärkung der einzelnen Waldfunktionen. Hingegen sind zusätzliche Anstrengungen bei der Koordinierung forstpolitischer Belange mit anderen Sektoren und Bereichen und den entsprechenden Politiken erforderlich. Dafür bieten beispielsweise der Ständige Forstausschuss, die sonstigen beratenden forstpolitisch relevanten Gremien und Ausschüsse sowie die dienststellenübergreifende Gruppe für Forstwirtschaft der Kommission Möglichkeiten (7). Die Rolle des Ständigen Forstausschusses bei der Beschlussfassung über forstbezogene Angelegenheiten sollte gestärkt werden. Auch auf nationaler Ebene sollte eine intensivere branchenübergreifende Koordinierung forstpolitischer Belange erfolgen. Durch vorbeugendes und interdisziplinäres Vorgehen kann die Kommission gegenüber den nationalen Akteuren eine Beispielfunktion einnehmen. |
3.2 |
Die Bedeutung der Wälder als erneuerbare Naturressource, als Erbringer von Ökosystemdienstleistungen und als Voraussetzung für das Wohlergehen der Menschen dürfte in den kommenden Jahrzehnten tendenziell zunehmen. So bilden beispielsweise in vielen europäischen Ländern die verantwortungsbewussten Verbraucher (8) ein beachtliches Marktsegment. Die vielfältige und nachhaltige Nutzung der Wälder, der aus ihnen gewonnenen Produkte und der mit ihnen verbundenen Dienstleistungen sowie eine Forstbewirtschaftung, die dies unterstützt, sorgen auf verschiedenen Ebenen und in vielen Bereichen für Beschäftigung, Einkommen und Wohlstand. Die Forst- und forstbasierten Gewerbe sowie die Holzerzeugung, Nichtholzprodukte des Waldes und der Waldtourismus sind für die Gemeinschaften vor Ort besonders wichtig. Bei den Maßnahmen im Rahmen der EU-2020-Strategie kommt es darauf an, dass für Waldbesitzer, Unternehmer und Holzverarbeitungsindustrie sichere Rahmenbedingungen gewährleistet werden, da der Wettbewerb um forstwirtschaftlich nutzbare Flächen, um den für die Weiterverarbeitung erforderlichen Rohstoff Holz und um Energieholz immer schärfer wird. Auch die Bedeutung informationsbezogener Kompetenten nimmt immer mehr zu. Das internationale Jahr der Wälder 2011 bietet die Möglichkeit zu einer Verbesserung der Akzeptanz der Forstwirtschaft bei Verbrauchern und Bürgern sowie zur Förderung des nachhaltigen Verbrauchs und der nachhaltigen Erzeugung. Dies kann etwa dadurch geschehen, dass die Vorteile von Holz und Holzprodukten bei der Bremsung des Klimawandels aufgrund Kohlenstoffspeicherung, guter Energiebilanz und Wärmeeffizienz im Vergleich zu anderen Materialien herausgestrichen werden. |
3.3 |
Die Maßnahmen zum Schutz der Wälder werden traditionell durch strategische Ziele und auf ihre Umsetzung abzielende Vorschriften, Leitlinien und Empfehlungen gewährleistet. In den letzten Jahren hat sich die Verantwortung für Ökosystemdienstleistungen und sonstige Kollektivgüter immer mehr zu den Waldbesitzern und den Unternehmen hin verlagert. Um dem Umweltschutz zu entsprechen, benötigen die Akteure neue Kompetenzen und aktuelles Wissen über verschiedene Handlungsalternativen, z.B. gemeinsame Projekte, die die Kosteneffizienz verbessern, sowie wirtschaftliche Anreize. Zu den Herausforderungen zählen unter anderem die wirtschaftliche Bewertung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Wassereinzugsgebiete, des Erholungswerts und der Kohlenstoffbindung. |
3.4 |
Wälder, Holz und holzbasierte Produkte spielen eine bedeutende Rolle bei der Klimaregulierung. Als besonders wichtig wird die Fähigkeit der Wälder und der Holzprodukte zur Kohlenstoffbindung angesehen. Holzbasierte Produkte können Produkte ersetzten, die aus anderen Materialien, die den Klimawandel weniger bremsen, hergestellt sind. So agiert das in Bauten, Einrichtungen und Möbeln verwendete Holz als relativ langfristiges Kohlenstofflager. Außerdem kann holzbasierte Bioenergie in gewissem Umfang fossile Energieträger ersetzen. Die Nutzung klimafreundlicher Materialien wie Holzprodukte im Rahmen des Klimaschutzes kann durch politische Ziele und Mittel unterstützt werden. |
3.5 |
Die umfassenden Sturmschäden und die Waldbrände der letzten Jahre haben ferner vermehrt Diskussion darüber ausgelöst, inwieweit sich der Klimawandel auch auf die Waldökosysteme und darüber hinaus auch auf die forstbezogenen Aktivitäten auswirkt. Die Bedeutung der Wälder für die örtliche und regionale Klimaregulierung sowie für den Bodenschutz ist von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich. Das Bewusstsein dafür hat in den letzten Jahren immer stärker zugenommen, weil mehr Erkenntnisse über den Wasserkreislauf und mehr Erfahrungen mit den Problemen der Trockenheit vorliegen. |
4. Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder und die Forstwirtschaft (Frage 2)
4.1 |
Es wird davon ausgegangen, dass infolge des Klimawandels mehr Unsicherheit und Risiken durch Umweltfolgen (wie Schadinsekten, Krankheiten, Dürre, Hochwasser, Stürme, Waldbrände) auftreten. Eine zusätzliche Herausforderung ist die Globalisierung, denn durch sie werden Holzprodukte und forstliches Vermehrungsgut verstärkt transportiert. Dies wiederum begünstigt unter anderem die schnelle Ausbreitung von Schädlingen außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets. Treten die ökologischen Risiken für die Wälder und den Forstsektor ein, wird das zahlreiche soziale und wirtschaftliche Folgen haben. Die wirtschaftlichen Folgen können auf die Änderung des Wertes der Aktiva und der geschäftlichen Rahmenbedingungen der Unternehmen zurückzuführen sein. Die sozialen Folgen können groß sein - wie die Änderung der Lebensumgebung als Folge der Waldvernichtung - oder indirekt sein - wie gesellschaftliche Nachwirkungen durch Veränderung der wirtschaftlichen Situation der Akteure im betroffenen Gebiet. Das plötzliche Eintreten von Umweltrisiken verursacht besondere Herausforderungen, u.a. für die Märkte und die Logistik. Mehr Wissen über die möglichen Gründe und Auswirkungen wird benötigt, um die Unsicherheit und Risiken in Zeiten des Klimawandels zu mindern und zu steuern. |
4.2 |
Waldreichtum und eine gute Waldbewirtschaftung gewährleisten die Anpassungsfähigkeit der europäischen Wälder an die verschiedenen Veränderungen. Dennoch gibt es innerhalb Europas große regionale Unterschiede, die den unterschiedlichen natürlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten geschuldet sind. So wird zum Beispiel für die trockenen Gebiete des Mittelmeers aufgrund des Zusammenwirkens von Klimawandel und menschlichem Handeln eine starke Zunahme des Waldbrandrisikos prognostiziert. Wenn Dürreperioden auch in anderen Teilen Europas immer öfter vorkommen, können beispielsweise die Regionen, in denen es vornehmlich Nadelwald gibt, leiden. Milde Winter ohne Bodenfrost dürfte die Logistik der Holzernte zunehmend vor eine Herausforderung stellen. Auch das Risiko von Pilz- und Schädlingsbefall nimmt zu. In Gebieten, in denen die Einschlagmöglichkeiten nur wenig genutzt wurden, können Sturmschäden und in der Folge Schädlingsbefall auftreten. Für die Waldbesitzer und die Wirtschaft vor Ort kann dies gravierende wirtschaftliche Konsequenzen haben. Die biologische Vielfalt der Wälder könnte Schaden nehmen. Die sich wandelnden Rahmenbedingungen können auch eine Verlagerung relativer regionaler Standortvorteile verursachen, was wiederum die Beschäftigungsverteilung zwischen den Regionen und die jeweiligen sozialen Bedingungen beeinflusst. |
4.3 |
Den schädlichen Folgeerscheinungen des Klimawandels kann begegnet werden, indem man sich auf sie vorbereitet. Die systematische Früherkennung ist sinnvoll, sowohl um unerwünschten Auswirkungen vorzubeugen, als auch um sich auf plötzlich eintretende Änderungen und Naturkatastrophen vorzubereiten. Die auf Vorhersagen basierende Planung von Anpassungs- und Gegenmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen wird immer wichtiger. Weiterhin ist wichtig, dass die forstbezogenen Politiken und Gremien in der EU wie die Forsttechnologieplattform die aktive Forstpflege und -nutzung und die stärkere Nutzung von Holz unterstützen, die stärkere Verwendung klimafreundlicher Materialien fördern und die Wettbewerbsfähigkeit einer nachhaltigen Nutzung von Holz verbessern. |
4.4 |
Folge- und Multiplikatorwirkungen können durch Vorbereitung auf Krisensituationen gelindert werden, unter anderem durch die Entwicklung von Reaktionsmechanismen wie Krisenpläne, Ausrüstung, und bewährte Vorgehensweisen. In Umbruch- und Krisenzeiten verdienen besonders die Sicherheitsaspekte, und darunter gerade die Sicherheit am Arbeitsplatz, besondere Aufmerksamkeit. |
5. Verfügbare Instrumente zum Schutz der Wälder (Frage 3)
5.1 |
Für den Waldschutz ist sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene eine solide Rechtsgrundlage und Instrumentenpalette vorhanden. Neben dem traditionellen Schutz von Waldgebieten werden Einschränkungen der Bewirtschaftung oder der Genehmigungspflichten eingesetzt. Für die Forstwirtschaft problematisch sind derzeit die Fragmentierung der Bestimmungen und Instrumente und die dadurch bedingten Dopplungen und möglichen Widersprüche. |
5.2 |
Freiwillige Schutzmaßnahmen haben sich insbesondere für Kleinwaldbesitzer als rentabel erwiesen. Ihre Umsetzung setzt jedoch voraus, dass den Waldbesitzern Können und Wissen vermittelt werden und die Kosten und der Einkommensausfall aufgrund der freiwilligen Maßnahmen in vollem Umfang erstattet werden. |
5.3 |
Die größte Unsicherheit besteht derzeit bezüglich der Biodiversität von Wäldern außerhalb der Schutzgebiete, denn über sie ist zu wenig bekannt. Darüber hinaus können Zielvorgaben zur vermehrten Nutzung von Biomasse als erneuerbarer Energieträger auch Auswirkungen auf die Forstbewirtschaftung und den Holzeinschlag und somit auch auf die Artenvielfalt haben. |
6. Forstbewirtschaftung und -nutzung (Frage 4)
6.1 |
Für die europäische Forstwirtschaft sind die langen Umtriebszeiten der Wälder typisch. So wird man beispielsweise erst in Jahrzehnten wissen, welche Folgewirkungen die neuen Forstbewirtschaftungsmethoden haben. Die sich wandelnden sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten erfordern in zunehmendem Maße neue Anbau- und Ernteverfahren in Wirtschaftswäldern, darunter Energieholz mit kurzer Umtriebszeit, oder die Durchforstung reifer Wälder an Stelle des Verjüngungshiebs. Das ökologische Handlungsumfeld, darunter das sich wandelnde Klima, kann seinerseits die ökologischen Folgewirkungen neuer Forstbewirtschaftungsmethoden verstärken. In einer sich anpassenden Forstwirtschaft werden Zustand und Veränderungen der Wälder kontinuierlich verfolgt, so dass die Waldbewirtschaftung bei Bedarf besser auf die Ziele abgestimmt kann. Über die Waldpflege und -nutzung entscheiden die Waldbesitzer, die für ihre Entscheidungen Wissen über verfügbare Bewirtschaftungsmethoden und deren mögliche Folgen benötigen. Eine an den Waldbesitzern ausgerichtete Forstplanung ist eine mögliche Lösung. |
6.2 |
Die genetische Vielfalt des forstlichen Vermehrungsguts und die Anpassung an den Klimawandel kann beispielsweise unterstützt werden, indem das System der Kriterien und Indikatoren für die nachhaltige Forstwirtschaft dementsprechend maßgeschneidert wird. |
7. Hinlänglichkeit und Qualität von Forstinformationen (Frage 5)
7.1 |
Forstwirtschaftliches Wissen wird in Europa dezentral und schwerpunktmäßig an drei Orten generiert:
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7.2 |
Gemäß dem Subsidiaritätsprinzip tragen die Mitgliedstaaten bei eigenen Angelegenheiten die hauptsächliche Zuständigkeit, während die EU durch gemeinsames Handeln Mehrwert bringen soll. Die nationalen Forschungs- und Statistikorganisationen, darunter die staatlichen Forstinventare und Statistikzentren, gewährleisten die Planung der nationalen Forstpolitik und die für die Umsetzung erforderlichen Forstinformationen. Zum forstlichen Wissen der EU zählen derzeit unter anderem Kenntnisse über den Zustand der Wälder, darunter Waldbrände, sowie sonstige Statistiken über wald- und holzbasierte Produkte sowie deren Produktion und Verwendung. Zusätzlich sind die nationalen Organisationen auch noch in gewissem Umfang dazu verpflichtet, zu den internationalen Statistiken beizutragen. Eurostat ist für die Statistiken über die europäischen Forstressourcen und die Holzerzeugung in der EU sowie Europas Beitrag zu den globalen Statistiken (9) verantwortlich und betreut die Sammlung und Vereinheitlichung nationaler Daten. Mit Blick auf ihre internationalen Verpflichtungen unterstützt die Kommission auch die nationalen Organisationen bei der Harmonisierung der Daten (10). Bei der Harmonisierung wurden sowohl die Notwendigkeit einheitlicher Statistiken als auch die nationalen und regionalen Unterschiede in Bezug auf den Inhalt der Daten (z.B. bei den Indikatoren für Biodiversität) berücksichtigt. Die Kommission hat unter anderem Systeme zur Überwachung grenzübergreifender Phänomene, wozu die Waldgesundheit (11), Waldbrände (12) sowie europaweite Informations- und Kommunikationssysteme (13) gehören, geschaffen. |
7.3 |
Die Waldbesitzer und die sonstigen forstwirtschaftlichen Akteure erhalten einschlägige Informationen im Allgemeinen entweder über nationale Forschungs- oder Statistikeinrichtungen oder von den gewerblichen Akteuren. Auch Waldbesitzer und andere forstwirtschaftliche Akteure produzieren und lagern Daten in ihren eigenen Datensystemen in Echtzeit. Die Bedeutung aktueller Forstinformationen in einem sich wandelnden Umfeld und einer sich anpassenden Forstwirtschaft wächst stetig. |
7.4 |
Umfang, Genauigkeit und Aktualität der Forstinformationen schwanken von Land zu Land. Die meisten Länder können auf nationaler Ebene beinahe jährlich über den Holzbestand in ihren Wäldern berichten. Eine Reihe nationaler Organisationen sind im Stande, jährlich detaillierte und verlässliche Berichte über den Gesundheitszustand und die Situation der Wälder im eigenen Land zu erstellen, die überdies Aufschluss über deren Produktionskapazität, Waldschutzmaßnahmen, Kohlenstoffbilanz, Dienstleistungen, und die wirtschaftliche Lebensfähigkeit (14) geben. In einigen EU-Ländern gibt es immer noch einen Mangel in Bezug auf den Inhalt der Daten, ihre Genauigkeit und die Aktualität. Zur Vereinheitlichung der internationalen Statistiken finanziert die Kommission Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und Kooperationsnetze (15). Die größten Defizite im forstlichen Wissen unter dem Aspekt Schutz und des Klimaschutz liegen bei der Artenvielfalt der Wälder außerhalb der Schutzgebiete, der nachhaltigen Nutzung der Bioenergieressourcen, der Kohlenstoffspeicherung und Kohlenstoffsenken, einschließlich holzbasierter Produkte, sowie der schnellen Lokalisierung von Schadensgebieten. Die Unterstützung für die Zusammentragung und Vereinheitlichung von Wissen durch nationale Akteure muss verbessert werden. |
7.5 |
Eine Herausforderung bei der Erstellung einheitlicher Waldinformationen auf EU-Ebene ist die große Anzahl der Beteiligten, die zur Sammlung dieser Daten beitragen. Daher sollte eine umfassende Untersuchung durchgeführt werden, in der die Akteure und die jeweils von ihnen erfassten Daten ermittelt werden. |
Brüssel, den 15. September 2010
Der Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses
Mario SEPI
(1) Beratungsgruppe Forstwirtschaft und Kork, Beratender Ausschuss für die Holzwirtschaftspolitik der Gemeinschaft; Beschluss der Kommission 97/837/EG vom 9. Dezember 1997 zur Änderung des Beschlusses 83/247/EWG zur Einsetzung eines Beratenden Ausschusses für die Holzwirtschaftspolitik der Gemeinschaft, ABl. L 346 vom 17.12.1997, S. 95.
(2) KOM(2009) 147 endg.
(3) Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC).
(4) Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD).
(5) „Forest Europe“, ehemals Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (MCPFE).
(6) KOM(2008) 113 endg.
(7) Siehe Fußnote 1.
(8) „Lifestyles of Health and Sustainability“ (LOHAS).
(9) Zum Beispiel das „Joint Forest Sector Questionnaire“ (JFSQ), das in inoffizieller Zusammenarbeit mit der FAO, ITTO und UNECE erarbeitet wurde.
(10) U.a. COSTE 43 „Harmonisation of National Forest Inventories in Europe: Techniques for Common Reporting“.
(11) Forest Focus-Gemeinschaftssystem 2003-2006/7.
(12) EFFIS-Warnsystem für Waldbrände.
(13) Europäisches Zentrum für Forstdaten (EFDAC) und Europäischen Waldinformations- und -kommunikationsforum (EFICP).
(14) „Forest Europe“ oder regionaler Beitrag zur globalen Bewertung der forstlichen Ressourcen (GFRA- global forest resource assessment).
(15) „FutMon“ (Further Development and Implementation of an EU-level Forest Monitoring System), kofinanziert durch Life+; JRC- Rahmenvertrag für e-Forest; COST-Netz „Improving Data and Information on the Potential Supply of Wood Resources: A European Approach from Multisource National Forest Inventories USEWOOD“.