6.5.2009   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 104/21


Veröffentlichung eines Eintragungsantrags nach Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von geographischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

2009/C 104/09

Diese Veröffentlichung eröffnet die Möglichkeit, gemäß Artikel 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006 (1) des Rates Einspruch gegen den Antrag einzulegen. Der Einspruch muss innerhalb von sechs Monaten ab dieser Veröffentlichung bei der Europäischen Kommission eingehen.

EINZIGES DOKUMENT

VERORDNUNG (EG) NR. 510/2006

„WIŚNIA NADWIŚLANKA“

EG-Nr.: PL-PDO-0005-0586-04.01.2007

G.G.A. ( ) G.U. ( X )

1.   Name

„Wiśnia nadwiślanka“

2.   Mitgliedstaat oder Drittland

Polen

3.   Beschreibung des Agrarerzeugnisses oder des Lebensmittels

3.1.   Erzeugnisart [gemäß Anhang II]

Klasse 1.6 —

Obst, Gemüse und Getreide, frisch oder verarbeitet

3.2.   Beschreibung des Erzeugnisses, für das der unter Punkt 1 aufgeführte Name gilt

Unter der Bezeichnung „Wiśnia nadwiślanka“ dürfen ausschließlich die Früchte der „Sokówka odroślowa“, einer Wurzeltriebe bildenden Sauerkirsche, verkauft werden.

Mit der geschützten Ursprungsbezeichnung werden die Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ bezeichnet, die für die weiter verarbeitende Industrie und, wegen ihrer außergewöhnlichen Geschmackseigenschaften, zum unmittelbaren Verbrauch bestimmt sind. Die Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ ist eine der in Polen vorkommenden Arten Wurzeltriebe bildender Sauerkirschen, die im Pas nadwiślański, dem Landstrich entlang der Weichsel, der sich von Ożarów über Tarłów bis Lipsko erstreckt, verbreitet ist (daher der Name). Für den Namen gibt es keine lateinische Entsprechung. Es handelt sich dabei um eine Sauerkirsche, die von der Steppenkirsche (Cerasus fruticosa) abstammt. Die Steppenkirsche vermehrt sich vegativ durch Wurzeltriebe - syn. Zwergkirsche (Prunus fruticosa Pall.). Sie gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) – Rosaceae Juss., Unterfamilie der Steinobstgewächse – Prunoideae, Gattung Traubenkirsche – Prunus L. und Untergattung Kirsche – Cerasus (Mill.).

Zeugnis für die mutmaßliche Herkunft der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanki“ von Prunus fruticosa Pall. ist die Vermehrungsart, die Größe der Früchte, die Intensität der Farbe und die Tatsache, dass in der Anbauregion nur noch wenige natürliche Enklaven des Vorkommens von Exemplaren der Prunus fruticosa Pall. anzutreffen sind.

Die Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ sind verhältnismäßig kleiner als die Früchte angebauter Sorten, die von Prunus Avium L. und Prunus cerasus L und deren Bastarden abstammen.

Der Begriff „sokówka“ (dt. Saftkirsche) bedeutet, dass die Früchte wegen der intensiven Farbe des Fruchtfleisches hauptsächlich als Rohstoff für Säfte dienen. Ihr Stein ist dunkel mit einer dem Fruchtfleisch ähnlichen Farbe. Der Begriff „odroślowa“ (dt. Wurzeltriebe bildend) ist damit verbunden, dass Kirschen dieser Art fünf Jahre nach der Pflanzung Wurzeltriebe bilden, die zur Vermehrung genutzt werden.

Die Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ besitzen eine intensive Farbe von tiefrot bis bordeauxrot, die für die gesamte Oberfläche einheitlich ist. Sie sind rund und leicht abgeflacht. Das Verhältnis von Steingewicht zur Frucht hängt vom Alter der Bäume ab und beträgt von 9,4 % bis 11,3 %. Die Frucht hat einen Durchmesser von 12 bis 20 mm und ein Gewicht von 1,6 bis 3,3 g. Beides hängt vom Alter und Standort des Baumes ab. Im Ergebnis des Einsatzes von Blattdüngern und günstiger Wetterbedingungen kann die Frucht größer sein und der Durchmesser kann bis zu 25 mm bei einem Gewicht von bis zu 4 g erreichen. Das Fruchtfleisch hat eine über den gesamten Querschnitt der Frucht einheitliche dunkelrote Farbe. Die intensive Farbe bleibt auch nach dem Verarbeitungsprozess erhalten. Die Frucht ist aromatisch, Geschmack und Geruch sind für Sauerkirschen charakteristisch, der Geschmack ist sehr intensiv und leicht säuerlich.

Die Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ müssen unabhängig von ihrer Verwendungsbestimmung gesund, ohne Spuren von Fäule, frei von allen sichtbaren Fremdstoffen, frei von Schädlingen und den durch diese verursachten Schäden, frei von unnatürlicher äußerlicher Feuchtigkeit und ohne jeden fremden Geruch und Geschmack sein.

Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“, die zur Weiterverarbeitung bestimmt sind, müssen in der Phase der vollen Ausfärbung der Fruchtschale ohne Stiele geerntet werden. Zulässig sind Früchte von unterschiedlicher Größe, mit Sonnenbrand- und Hagelschäden, unter der Bedingung, dass die besonderen Merkmale der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ gewahrt sind.

Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“, die zum unmittelbaren Verzehr bestimmt sind, müssen von Hand gepflückt sein. Die Früchte dürfen nicht beschädigt sein und müssen ein frisches Aussehen haben.

3.3.   Rohstoffe (nur für Verarbeitungserzeugnisse)

3.4.   Futter (nur für Erzeugnisse tierischen Ursprungs)

3.5.   Besondere Erzeugungsschritte, die in dem abgegrenzten geografischen Gebiet erfolgen müssen

In dem abgegrenzten geografischen Gebiet müssen alle Erzeugungsschritte erfolgen. Die Obstgärten müssen in dem unter Pkt. 4 bestimmten abgegrenzten geografischen Gebiet auf kalkhaltigen Böden oder Kalk-Lehm-Böden liegen. Das Pflanzgut wird aus den Wurzeltrieben der auf dem genannten Gebiet in Obstbaugärten vorkommenden Bäume mit einem Alter von mindestens fünf Jahren gewonnen. Der Pflanzabstand darf nicht geringer als 4 auf 2 m sein – das heißt, es entfallen auf jeden Baum 8 m2 Grundfläche. Die Düngung erfolgt nach den Standardregeln für die Nährstoffzufuhr von Obstpflanzen.

Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“, die zum unmittelbaren Verzehr bestimmt sind, müssen von Hand gepflückt sein. Bei der Ernte im Juli werden die Früchte mit Stiel geerntet, zu späterer Zeit ist auch eine Ernte ohne Stiel möglich.

Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“, die nicht später als 24 Stunden nach der Ernte in den Verarbeitungsbetrieb gelangen, müssen nicht gekühlt werden. Bei einer längeren Zwischenlagerung ist eine entsprechende Kühlung erforderlich.

3.6.   Besondere Vorschriften für Vorgänge wie Schneiden, Reiben, Verpacken usw.

Die Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ werden direkt am Ort der Ernte in entsprechende Verpackungen gepackt. Diese Pflicht wurde eingeführt, um eine entsprechende Qualität des Produkts zu garantieren und die Überwachung und Kontrolle der Herkunft zu gewährleisten. Zum unmittelbaren Verbrauch bestimmte Sauerkirschen werden in Verpackungen mit einem Gewicht von 0,5 bis 5 kg gepflückt.

Früchte der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“, die zur Weiterverarbeitung bestimmt sind, werden in Einzelverpackungen in Körbe mit einem Nettogewicht von nicht mehr als 13 kg oder Kisten mit Palette mit dichtem Boden mit dem für Kistenpaletten entsprechendem Gewicht gepflückt.

3.7.   Besondere Vorschriften für die Etikettierung

Keine

4.   Kurzbeschreibung der Abgrenzung des geografischen Gebiets

Die Sauerkirsche Wiśnia nadwiślanka wird im folgenden geografischen Gebiet angebaut:

in der Woiwodschaft Masowien, im Kreis Lipsko, die Gemeinden: Lipsko, Sienno, Solec n/Wisłą,

in der Woiwodschaft Heiligkreuz, im Kreis Opatów, die Gemeinden: Ożarów und Tarłów,

in der Woiwodschaft Lublin, im Kreis Kraśnik, die Gemeinde Annopol.

5.   Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet

5.1.   Besonderheit des geografischen Gebiets

Das Gebiet, in dem die Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ erzeugt wird, liegt an der Weichsel und zeichnet sich durch ähnliche Umweltbedingungen sowie kalkhaltige Böden und Kalk-Lehm-Böden aus. Die Krume ist gewöhnlicherweise nicht stärker als 0,5 m und darunter liegt massiver Kalkfels an. Auf die im beschriebenen Gebiet herrschenden klimatischen Bedingungen hat auch die Lage längs des größten Flusses Polens, der Weichsel, Einfluss, in deren unmittelbarer Nähe ein spezifisches Mikroklima herrscht. Im Vorkommensgebiet der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ treten auch während der Blütezeit leichte Nachtfröste auf, die über die Jahre zu einem unregelmäßigen Fruchtbestand führen. Jedoch werden ihre Folgen durch die von der Weichsel abgegebene Wärme stark abgeschwächt. Dies beeinflusst die verhältnismäßig hohe Zuverlässigkeit des Anbaus dieser Sauerkirsche in ihrem geografischen Vorkommensgebiet.

Im Vorkommensgebiet dieser Sauerkirsche herrschen neutrale und basische Böden vor und die Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ verträgt auch einen pH-Wert von über 7,0 sehr gut. Angebaute Kultursorten vertragen einen solch hohen pH-Wert nicht und für sie ist ein pH-Wert von 6,7-7,1 optimal. Der hohe pH-Wert dieser Böden ergibt sich aus dem hohen Kalkgehalt der Böden (über 1 000 mg/l).

Wesentliches Element der Besonderheit des geografischen Gebiets ist das lokale Wissen und die Fähigkeiten und Kenntnisse der Erzeuger, die gelernt haben, die für dieses Gebiet spezifische Sauerkirsche anzubauen und ihre Anbaumethoden den bodenklimatischen Bedingungen dieses Gebietes anzupassen. Dies zeigt sich vor allem an der entsprechenden Wahl der Pflanzdichte und der Art und Weise, in der die Triebe in Abhängigkeit vom Boden, auf dem die Sauerkirsche wächst, und die Wurzeltriebe ab dem fünften Anbaujahr entfernt werden. Werden diese Wurzeltriebe nicht entfernt, kommt es zu einer Verbuschung, die Pflanzenschutzbedingungen verschlechtern sich, die Früchte haben eine geringere Größe und es ist ein Rückgang der Erträge zu verzeichnen. Aufgrund der erhöhten Widerstandsfähigkeit der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ gegen Krankheiten ist es sehr wichtig, entsprechend geeignete Pflanzenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Dies betrifft insbesondere die Bekämpfung der Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi), deren Anflüge durch ausgewachsene Tiere im Falle warmer Frühjahre und der früheren Blüte dieser Kirschart zu Zeiten vorkommen können, die für andere angebaute Sorten nicht verzeichnet werden.

5.2.   Besonderheit des Erzeugnisses

Charakteristische Merkmale der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“:

Deutlich geringere Größe der Frucht im Vergleich zu anderen angebauten Sorten,

Sehr intensive Farbe des Fruchtsafts,

Sehr hoher Gehalt an Anthocyanen: über 115 mg/100 g (Bestimmung mittels HPLC-Methode).

Hoher Gehalt an gelöster Trockensubstanz (Refraktionswert): 16-23 oBx

Hoher Gehalt an vergärbarem Zucker: über 13 %

Hoher Säuregrad (Gehalt an organischen Säuren) von mindestens 1,4 % umgerechnet auf Äpfelsäure, bei einem pH-Wert von 8,1.

Der Gehalt der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ an Anthocyanen übersteigt um mindestens 20 % den gleichen Wert in Früchten der Schattenmorelle „Łutówka“ – der populärsten Abart der Sauerkirsche, die in Polen angebaut wird und die als geeignetste Sorte zur Weiterverarbeitung gilt. Diese Differenz kann nicht weniger als 100 % erreichen. Die genannte Differenz und der Wert der beschriebenen Größe hängen von den Wetterbedingungen des betreffenden Jahrgangs und dem Standort ab.

Eine Besonderheit der Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ ist auch, dass am Stielansatz nach Entfernen des Stieles (besonders in den ersten Erntewochen) eine geringe Menge Saft austritt, der sich in eine gallertartige Masse verwandelt, die einen weiteren Austritt von Saft verhindert und so die Haltbarkeit der Früchte im Verhältnis zu veredelten Sorten verlängert.

5.3.   Ursächlicher Zusammenhang zwischen dem geografischen Gebiet und der Qualität oder den Merkmalen des Erzeugnisses (im Falle einer g.U.) oder einer bestimmten Qualität, dem Ansehen oder sonstigen Eigenschaften des Erzeugnisses (im Falle einer g.g.A.)

Diese Wurzeltriebe bildenden Sauerkirschen wurden erstmalig in der Gegend des Ortes Słupia Nadbrzeżna angebaut. Im Laufe der Zeit verbreiteten sie sich im gesamten Weichselgebiet mit ähnlichen Boden- und Klimabedingungen. Aufgrund ihres Vorkommens in diesem eng eingegrenzten Gebiet an der Weichsel wird die von der örtlichen, Wurzeltriebe bildenden Sauerkirsche abstammende Sauerkirsche als „Wiśnia nadwiślanka“ bezeichnet.

Auf basischen Böden mit einem höheren Kalkgehalt sind die Bäume kurzlebig (20-25 Jahre) und die Früchte kleiner, aromatischer und mit einer intensiveren Färbung. Auf lehmigen Böden mit tiefer anliegendem Kalk sind über 50 Jahre alte Bäume mit größeren Früchten und einem etwas schwächeren Aroma anzutreffen. Die Anwesenheit von Kalk im Untergrund ist für die starke Kondensation des Saftes entscheidend, die vom verhältnismäßig hohen Extraktgehalt und Gehalt an Farbstoff angezeigt wird. Die Früchte zeichnen sich durch hervorragende Geschmackseigenschaften aus und erfreuen sich eines großen Interesses seitens der weiterverarbeitenden Industrie. Solche Parameter der Früchte sind auf saureren und kalkarmen Böden unmöglich zu erzielen.

Diese Wurzeltriebe bildende Sauerkirsche wächst, wenn in andere geografische Gebiete versetzt, gewöhnlich gut, hat aber große Schwierigkeiten mit dem Ansatz von Früchten. Diese Probleme resultieren aus der verhältnismäßig frühen Blüte und somit den durch Frühjahrsfröste verursachten Schäden, so dass keine befriedigenden Erträge erzielt werden können. Andere mikroklimatische Bedingungen als in dem geografisch abgegrenzten Gebiet begünstigen die Ausbildung größerer Früchte, die wasserhaltiger sind und einen geringeren Fruchtextrakt haben.

Die Verbindung des Einflusses der vorherrschenden Böden und die Flussnähe beeinflusst nicht nur den Wuchs und die Blüte, sondern bewirkt auch eine starke Fruchtentwicklung und einen Ertrag von Früchten höchster Qualität mit den unter Pkt. 5.2 beschriebenen, spezifischen Eigenschaften. Diese Qualität ist eng und unabdingbar mit dem Standort der Obstgärten und den dort herrschenden bodenklimatischen Verhältnissen verknüpft. Unter den im eingegrenzten Gebiet herrschenden pedoklimatischen Bedingungen zeigt jede andere Sauerkirschsorte einen schlechten Wuchs und eine unzureichende Fruchtentwicklung.

Außer der spezifischen Lebensumwelt, in der die Sauerkirsche „Wiśnia nadwiślanka“ vorkommt, haben auf die Endqualität des Produkts auch die außerordentlichen Kenntnisse und Fertigkeiten der lokalen Erzeuger großen Einfluss, die in Pkt. 5.1 beschrieben werden.

Hinweis auf die Veröffentlichung der Spezifikation

(Art. 5 Abs. 7 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006)

http://www.bip.minrol.gov.pl/strona/DesktopDefault.aspx?TabOrgId=1620&LangId=0


(1)  ABl. L 93 vom 31.3.2006, S. 12.