52003DC0729

Mitteilung der Kommission - Die Wirtschaft der EU: Bilanz 2003 - Zusammenfassung und wichtigste Schlussfolgerungen /* KOM/2003/0729 endg. */


MITTEILUNG DER KOMMISSION - Die Wirtschaft der EU: Bilanz 2003 - Zusammenfassung und wichtigste Schlussfolgerungen -

INHALT

Einführung

1. Makroökonomische Entwicklung im Euro-Gebiet

2. Antriebskräfte des Produktivitätswachstums in gesamtwirtschaftlicher und branchenspezifischer Betrachtung

3. Bildung, Ausbildung und Wachstum

4. Lohnflexibilität und Lohninterdependenzen in der WWU

5. Bestimmungsgründe Internationaler Kapitalströme

Einführung

Die Lehre aus 2003: Wirtschaftsreformen der Lissabon-Strategie und der Grundzüge der Wirtschaftspolitik müssen energischer umgesetzt werden. // Die Entwicklung der EU-Wirtschaft im Jahr 2003 hat die Notwendigkeit unterstrichen, die Lissabon-Strategie energischer umzusetzen. Der 2002 einsetzende Aufschwung erwies sich als kurzlebig und löste nicht die nötige Dynamik aus, um die Konjunktur wieder auf Potenzialniveau zu bringen. Obgleich sich das Wirtschaftswachstum nicht belebte, hielt die Beschäftigung der Konjunkturverlangsamung doch besser stand als Anfang der 90er Jahre, was auf eine größere Widerstandskraft des Arbeitsmarkts in Folge der Arbeitsmarktreformen der zweiten Hälfte der 90er Jahre schließen lässt. Allerdings ist das Beschäftigungswachstum 2003 zum Stillstand gekommen und die Arbeitslosenquote leicht angestiegen. Außerdem haben sich die öffentlichen Finanzen verschlechtert. Die Investitionen wirkten als erhebliche Konjunkturbremse und wurden durch die nötige Anpassung der Unternehmensbilanzen und die gedrückten Gewinnmargen zurückgehalten. Gleichzeitig belastete die Euro-Aufwertung die Exporte, während der langsame Inflationsrückgang keine Belebung des privaten Verbrauchs auslöste. Diese Entwicklungen drängten die politisch Verantwortlichen, die Anstrengungen zur Konzipierung und Umsetzung von Strukturreformen gemäß den Zielen von Lissabon, den Grundzügen der Wirtschaftspolitik und den Beschäftigungspolitischen Leitlinien zu verstärken.

Die Gründe für die enttäuschenden Wirtschaftsergebnisse der EU liegen vor allem in der Binnenwirtschaft. // Die Gründe für die gedämpfte Wirtschaftsentwicklung sind vor allem in der Binnenwirtschaft zu finden. Gewiss wurde die im Jahr 2000 einsetzende Konjunkturabschwächung durch einen Reihe von weltwirtschaftlichen Schocks ausgelöst, und auch das Jahr 2003 blieb nicht ohne Störungen auf globaler Ebene. Die Ölpreise waren auf hohem Niveau volatil, die weltpolitischen Konflikte vergrößerten die wirtschaftliche Unsicherheit, und der Welthandel fand nicht zu seiner früheren Stärke zurück. Gleichwohl hat das Wachstum in einigen Wirtschaftsregionen, vor allem in den USA und Japan, angezogen. Von den möglichen binnenwirtschaftlichen Ursachen der flauen Wirtschaftsentwicklung der Europäischen Union spielen Strukturverkrustungen die größte Rolle. Trotz der Fortschritte in den letzten Jahren sind die Erwerbsquoten und die Auslastung des Arbeitskräftepotenzials noch zu gering. Wichtige makroökonomische Preisvariablen wie die realen Lohnstückkosten und die Verbraucherpreisinflation haben sich nur schleppend an das schwache Wachstum und die verschlechterte Arbeitsmarktlage angepasst.

In der EU-Wirtschaftsbilanz 2003 werden zentrale wirtschaftspolitische Themen der EU-Agenda analysiert. // In der EU-Wirtschaftsbilanz 2003 werden vier Einzelthemen analysiert, die für dieses Jahr im Zusammenhang mit aktuellen wirtschaftspolitischen Herausforderungen ausgewählt wurden. In zwei Kapiteln geht es um zentrale Bestimmungsfaktoren des Wirtschaftswachstums. Die Bilanz beginnt mit einem Kapitel über die jüngsten makroökonomischen und politischen Entwicklungen im Euro-Gebiet und erörtert eingehend die möglichen Gründe des langsamen Wachstums. In Kapitel 2 geht es um die Antriebskräfte des Produktivitätswachstums, die hier aus gesamtwirtschaftlicher wie auch aus sektoraler Sicht analysiert werden. Es wird versucht, den Grund für die Kluft zwischen einer beschleunigt zunehmenden Arbeitsproduktivität in den USA und einem nachlassenden Arbeitsproduktivitätswachstum in der EU auszumachen. Obgleich das Thema Bildung und Humankapital in letzter Zeit die breite Aufmerksamkeit politischer Kreise auf sich gezogen hat, ist über den Beitrag der Bildung zum Wirtschaftswachstum doch nur wenig bekannt. In Kapitel 3 wird das Thema Bildung und Wachstum eingehend analysiert. In Kapitel 4 werden die in den Anfangsjahren der WWU gewonnenen Erfahrungen in Bezug auf Lohnflexibilität und Lohninterdependenzen ausgewertet. In Kapitel 5 schließlich geht es um wichtige Aspekte internationaler Kapitalströme.

1. Makroökonomische Entwicklung im Euro-Gebiet

Nach 2001 und 2002 wird das Euro-Gebiet nun schon zum dritten Mal in Folge eine unter dem Potenzia l wachstum liegende Wachstumsrate verzeichnen. // Trotz der Anzeichen für eine Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte 2003 dürfte das Wirtschaftswachstum des Euro-Gebiets in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge deutlich unter der Potenzialrate liegen. Die schleppende Konjunktur kann 2003 vor allem auf zwei Faktoren zurückgeführt werden. Erstens war die weltwirtschaftliche Lage während des gesamten Frühjahrs von Unsicherheit geprägt. Der Irak-Krieg beherrschte die Schlagzeilen, die Aktienmärkte waren extrem schwach, und der Euro wertete weiterhin rasch auf, vor allem gegenüber dem US-Dollar. Diese Ereignisse trafen eine Wirtschaft, die vorangegangene schwere Schocks noch nicht ganz verarbeitet hatte. Zweitens gibt es gewisse Belege dafür, dass die Anpassung an diese früheren wirtschaftlichen Störungen kraftloser verlief, als in Analysen und Prognosen allgemein unterstellt worden war. Die Marktkräfte, die normalerweise einen Aufschwung einleiten, haben offenbar weniger effizient oder stark gewirkt, so dass die sich Anfang 2002 erholende Konjunktur weiteren nachteiligen Ereignissen nicht standhalten konnte.

Längerer Abschnitt geringen Wachstums, kein drastischer Wachstumseinbruch. // In breiterer Betrachtung lässt sich der Zeitraum 2001-03 am besten als Phase eines anhaltend abgeschwächten Wachstums, nicht als milde Rezession bezeichnen. Ein Vergleich der letzten drei bedeutenderen Konjunkturabschwünge im heutigen Euro-Gebiet zeigt, dass sie alle bei einer ähnlichen positiven Produktionslücke von 2 bis 2½ % eingesetzt haben. Die gegenwärtige Veränderung der Produktionslücke ist weitgehend mit der Anfang der 80er und Anfang der 90er Jahre beobachteten vergleichbar. Im internationalen Vergleich ist die Verschlechterung der Produktionslücke des Euro-Gebiets nicht besonders ausgeprägt. Außerdem deutet die länderübergreifende Betrachtung darauf hin, dass zwischen der Größe der Produktionslücke im Jahr 2000 und ihrer anschließenden Verschlechterung ein eindeutiger Zusammenhang besteht. In den Ländern, deren Produktionslücke sich 2002-2003 am deutlichsten verschlechterte, lag das tatsächliche BIP im Jahr 2000 auch über dem Potenzial und umgekehrt. Dies deutet darauf hin, dass die jüngste Konjunkturabschwächung nicht isoliert, sondern unter Bezugnahme auf die Ereignisse während des vorangehenden Booms analysiert werden sollte.

Die Anpassungs prozesse auf den Märkten verliefen schleppend, was auf mangelnde Widerstandskraft der Wirtschaft gegen Schocks schließen lässt. // Die Tatsache, dass die Konjunkturschwäche drei Jahre lang angehalten hat, deutet darauf hin, dass die angebotsseitige Dynamik eine wichtige Rolle spielt und die Wachstumsschwäche nicht nur auf Nachfrageschocks zurückgeführt werden kann. Vor dem Hintergrund sowohl rückläufiger Inflation als auch einer beträchtlichen Abschwächung des Arbeitsproduktivitätswachstums zu Beginn der Konjunkturverlangsamung trug das stetige Nominallohnwachstum zu einem merklichen Anstieg der nominalen Lohnstückkosten bei. Das Wachstum von Beschäftigung und privatem Verbrauch schwächte sich weitgehend parallel zur Wirtschaftstätigkeit insgesamt ab. Verglichen mit früheren Erfahrungen deutet die Tatsache, dass das Beschäftigungswachstum trotz einer beträchtlichen Abschwächung der Konjunktur geringfügig positiv blieb, auf eine bessere Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarkts hin. Als Ergebnis von in mehreren Ländern ergriffenen Maßnahmen zur Deregulierung des Arbeitsmärkte spiegelt das einen anderen Pfad der Arbeitsplatzschaffung und -vernichtung wider als in früheren Phasen der Konjunkturabschwächung. Schließlich wirkten die Wechselkursbewegungen eher pro- als antizyklisch. Während der vorangehenden Phase kräftigen Wachstums 1999-2000 hatte der nachgebende Euro die Preis/Kosten-Wettbewerbsfähigkeit erhöht, während der fester werdende Euro die Exportnachfrage nicht stützte, als sich die Konjunktur 2002-2003 verlangsamte. Die Nominalzinssätze waren seit rund 50 Jahren nicht mehr so niedrig wie heute, und die realen Langfristsätze nicht mehr seit Ende der 70er Jahre. Dennoch blieb die Investitionstätigkeit ungewöhnlich schwach, was die Bedeutung makroökonomischer Faktoren wie der schwachen Nachfrageaussichten, der Gewinnmargen verschlechterung und des niedrigen Kapazitätsauslastungsgrads, aber auch die wachsende Risikoscheu und die hohen Schulden im Unternehmenssektor, ungeachtet der laufenden Korrekturen in den Unternehmensbilanzen, widerspiegelte.

Die Anpassung der Unternehmen an das langsame Wachstum drückte die Gewinnmargen und führte zu einer ausgeprägten Investitionsschwäche. // Die Wahrnehmung von Risiko scheint sich aufgrund wirtschaftlicher, finanzieller und politischer Faktoren (Wachstumsabschwächung, Zerplatzen der Aktienmarktblase bzw. Terrorismus) grundlegend geändert zu haben. Alle diese Faktoren haben die Finanzierungskosten für die Unternehmen erhöht. Verkürzt ausgedrückt, reagierte das typische Eurogebiet-Unternehmen auf die Aushöhlung seiner Erträge, indem es die Finanzierungskosten zurechtstutzte, während das typische US-Unternehmen sowohl die Kapital- als auch die Arbeitskosten senkte. Folge war eine tiefgehende Schwächung des Arbeitsproduktivitätswachstums im Euro-Gebiet, was sich in gedrückten Gewinnmargen niederschlug. Auf beiden Seiten des Atlantiks wurden die Investitionen beträchtlich zurückgefahren. Der Hauptunterschied bestand jedoch darin, dass die Anpassung der Investitionen in den USA fast ausschließlich in den Jahren 2001 und 2002 erfolgte, während die Investitionsschwäche im Euro-Gebiet bis 2003 anhielt.

Die Aufschwungkräfte sind durchaus intakt. // Der Optimismus hinsichtlich der Wirtschaftsaussichten für das Euro-Gebiet stützt sich gestern wie heute auf signifikante Strukturverbesserungen im Euro-Gebiet, die einen klaren Bruch mit früheren Mustern darstellen. Viererlei ist positiv hervorzuheben: 1. ein Stabilitätsrahmen für die makroökonomische Politik, 2. zunehmende Entschlossenheit, die Strukturreformen in Angriff zu nehmen, 3. ein weiterhin maßvoller Lohnanstieg und 4. technologische Neuerungen, die Spielraum für eine Verbesserung des Arbeitsproduktivitätswachstums eröffnen.

Die Geldpolitik war akkommodierend. // Die Geldpolitik musste vor dem Hintergrund nur langsam sinkender Gesamt- und Kerninflationsraten agieren. Während der Anstieg der Inflation im Jahr 2001 größtenteils auf einmalige Faktoren zurückzuführen war (Ölpreisanstieg und höhere Lebensmittelpreise aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse und BSE), bestand doch eine erhebliche Gefahr von Zweitrundeneffekten. Dennoch senkte die EZB die Zinssätze ab Mai 2001 um insgesamt 275 Basispunkte. Als positive Lehre aus den jüngsten Erfahrungen ist festzuhalten, dass der geldpolitische Kurs von kontinuierlich niedrigen und stabilen Inflationserwartungen begleitet wurde. Den Terminzinssätzen nach zu urteilen, sehen die Finanzmarktteilnehmer offenbar weder in dem kräftigen Wachstum der Geldmengenaggregate noch in den derzeit niedrigen Geldmarktsätzen kurz- bis mittelfristig eine Gefahr für die Preisstabilität.

Haushaltspolitik: Lockerung brachte keine Konjunkturbelebung. // Sowohl bezogen auf die tatsächliche Haushaltsentwicklung als auch im Hinblick auf die Anwendung des EU-Rahmens für die haushaltspolitische Überwachung waren die letzten Jahre eine schwierige Zeit. Das Wirken der automatischen Stabilisatoren im Kontext der Konjunkturverlangsamung implizierte eine beträchtliche Verschlechterung der öffentlichen Finanzen. Doch der Anstieg des nominalen Defizits für das Euro-Gebiet insgesamt spiegelt auch eine diskretionäre Lockerung der Finanzpolitik einiger Mitgliedstaaten wider. Nach den verfügbaren Daten haben die in mehreren. EU-Mitgliedstaaten seit 2001 in Kraft gesetzten Steuersenkungen (D, F, I, NL, A) nicht den erhofften Anstieg des privaten Verbrauchs und der Investitionen ausgelöst. Die weniger energische Haushaltskonsolidierung könnte, zumal das Wissen um die Notwendigkeit der Reform der Rentensysteme wächst, den privaten Verbrauch durch negative Vertrauenseffekte geschmälert haben. Überdies könnte die Verschlechterung der öffentlichen Finanzen einen weiteren Zinsrückgang verhindert haben.

Die Haushalts konsolidierung muss wieder aufgenommen werden, um den drohenden Haushaltsauswir kungen der Bevölkerungsalterung beizeiten zu begegnen, ... // Die seit 2000 vor allem in den größeren Mitgliedstaaten festzustellende Verschlechterung der öffentlichen Finanzen hat Zweifel am Engagement mehrerer Eurogebiet-Staaten für das Erreichen solider öffentlicher Finanzen in den kommenden Jahren aufkommen lassen. Klar markiert wurde diese missliche Entwicklung durch den Verstoß einiger Mitgliedstaaten gegen die finanzpolitischen Vorschriften der EU. Bei der Reaktion hierauf dürfen sich die finanzpolitisch Verantwortlichen nicht mit kurzfristigen Lösungen zufrieden geben, die die finanzpolitischen Rahmenvorschriften der EU aushöhlen und der Notwendigkeit ausweichen, den Fragen der Tragfähigkeit die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Tatsächlich ist durch das zunehmend auf die Qualität der öffentlichen Finanzen gerichtete Augenmerk deutlich geworden, dass rund die Hälfte der Mitgliedstaaten ein ernstes Problem mit der langfristigen Tragfähigkeit hat. Solide öffentliche Finanzen sind wesentlicher Teil der Strategie, den heraufziehenden budgetären Auswirkungen der Bevölkerungsalterung rechtzeitig zu begegnen. Die Mitgliedstaaten sollten ihren klaren Willen unter Beweis stellen, die mittelfristige Strategie, die in manchen Fällen schon zu Phasen hohen und nachhaltigen Wachstums geführt hat, fortzusetzen.

... und sie muss durch weitere Fortschritte bei der Förderung der Erwerbsbeteiligung und des Wirtschaftswachstums ergänzt werden. // Des Weiteren wird die Förderung der Erwerbsbeteiligung und des Wirtschaftswachstums eine entscheidende Rolle dabei spielen, das Problem der Bevölkerungsalterung zu lindern. Verstärkte Anstrengungen zugunsten einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zu denen sich die Mitgliedstaaten verpflichtet haben, können zur Hebung der Erwerbstätigenquoten beitragen. Um die Umsetzung der Lissabon-Strategie zu unterstützen und zu beschleunigen, sollen mit der Europäischen Wachstumsinitiative Investitionen in Bereichen mobilisiert werden, die die Strukturreformen stärken, das Wachstum beleben und Arbeitsplätze schaffen. Die Initiative zielt auf öffentliche und private Investitionen in Netze und Wissen ab.

// 2. Antriebskräfte des Produktivitätswachstums in gesamtwirtschaftlicher und branchen spezifi scher Betrachtung

Neues Wachstumsmuster in den USA und einer kleinen Zahl von EU-Mitgliedstaaten seit Mitte der 90er Jahre. // Seit Mitte der 90er Jahre hat sich in den USA und in einer kleinen Zahl von EU-Mitgliedstaaten ein neues Wachstumsmuster herausgebildet. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg liegt die Trendproduktivität der EU auf einem niedrigeren Wachstumspfad als die Trendproduktivität der USA. Im Zeitraum 1996-2002 war die EU nicht imstande, den langfristigen Abwärtstrend in der Entwicklung ihres Produktivitätswachstums umzukehren, während die USA eine bemerkenswerte Erholung ihrer langfristigen Entwicklung verzeichnen konnten.

Der Grund für das schlechtere Produktivitäts wachstum der EU sind unzureichende Investitionen und Innovationen. // Der Rückgang des Arbeitsproduktivitätswachstums der EU um 1 Prozentpunkt in den 90er Jahren geht auf zwei Faktoren zurück. Die Hälfte des Rückgangs kann auf einen geringeren Beitrag der Zunahme der Kapitalintensität der Produktion zurückgeführt werden. Innerhalb dieser Kategorie trugen Investitionen in Informations- und Kommunikations technologie (IKT) positiv (wenn auch nicht soviel wie in den USA) zur Produktivität bei, während der Beitrag der übrigen Investitionen schwach war. Die andere Hälfte geht auf eine Verschlechterung der Gesamten Faktorproduktivität zurück. Dies sollte von den politisch Verantwortlichen als vermutlich vordringlichster Grund zur Sorge betrachtet werden. Verbesserungen der Gesamten Faktorproduktivität werden gemeinhin einer effizienteren Ressourcennutzung aufgrund höherer Markteffizienz, dem technologischen Fortschritt aufgrund von Investitionen in Humankapital, FuE und Informationstechnologie oder aber dem natürlichen Aufholprozess der weniger entwickelten EU-Länder im Wege von allgemein höheren Unternehmensinvestitionen zugeschrieben.

Wirtschaftswachstum der EU in den 90er Jahren durch höheren Arbeitseinsatz und niedrigere Produktivität gekennzeichnet. // Bezogen auf das BIP-Wachstum erlebten die EU und die USA in den 90er Jahren signifikante Brüche nicht nur bei der Arbeitsproduktivität, sondern auch beim Arbeitseinsatz. So erzielte die EU einen deutlichen Anstieg des Wachstumsbeitrags des Faktors Arbeit, der - wie vorstehend erwähnt - von einem ebenso deutlichen Rückgang des Wachstumsbeitrags der Produktivität begleitet wurde. In den USA war das Gegenteil der Fall. Diese gegenläufigen Trends beim Arbeitseinsatz und der Arbeitsproduktivität hängen eindeutig zusammen. Die Abschwächung des EU-Produktivitätswachstums um 1 Prozentpunkt kann bis zu einem Viertel auf die höhere Beschäftigungsintensität des Wachstums zurückgeführt werden. Einen wirtschaftspolitischen Zielkonflikt dürfte dies aber nicht beinhalten, da eine Anhebung der Erwerbstätigkeitsquoten durch die Vermittlung von Geringqualifizierten in Beschäftigungsverhältnisse nur zu einer vorübergehenden Senkung des gemessenen Produktivitätswachstums führt, ohne Beeinflussung des langfristigen Produktivitätswachstums der vorhandenen Arbeitskräfte.

Mehrere Mitgliedstaaten haben die USA beim Arbeitsproduktivitäts wachstum überfluegelt. // Auf der Ebene der einzelnen EU-Mitgliedstaaten ergibt sich ein deutlich nuancierteres Bild. Beim Arbeitsproduktivitätswachstum lagen sieben EU-Mitgliedstaaten (Belgien, Griechenland, Irland, Österreich, Portugal, Finnland und Schweden) deutlich über dem EU-Durchschnitt und sogar noch vor den USA. Drei der sieben - Irland, Finnland und Schweden - konnten außerdem ein kräftiges Produktivitätswachstum mit einer hohen Auslastung des Arbeitskräftepotenzials verbinden. Die Produktivitätslücke für die EU insgesamt spiegelt also das besonders schwache Abschneiden mehrerer größerer Mitgliedstaaten, insbesondere Italiens, wider.

Die Analyse auf Wirtschaftszweig ebene zeigt, dass das bessere Abschneiden der USA im wesentlichen auf vier IKT-produzierende und IKT-nutzende Branchen zurückgeht. // Die Analyse auf der Ebene der Wirtschaftszweige zeigt, dass das bessere Abschneiden der USA in den IKT-produzierenden Branchen des Verarbeitenden Gewerbes und in den Dienstleistungsbranchen mit intensiver IKT-Nutzung als Hauptursache der zugunsten der USA divergierenden Produktivitätstrends zu sehen ist. Während die Produktivität in den IKT-produzierenden Branchen des Verarbeitenden Gewerbes erheblich rascher gewachsen ist als in den damit in Verbindung stehenden IKT-nutzenden Dienstleistungsbranchen, entfällt auf letztere doch bei weitem der größte Teil des Produktivitätsanstiegs der USA. Das Arbeitsproduktivitätswachstum scheint von nur fünf der insgesamt sechsundfünfzig Wirtschaftszweige bestimmt zu werden, die alle zu den IKT-produzierenden und intensiv die IKT nutzenden Bereichen der jeweiligen Wirtschaft gehören. In vier dieser fünf Branchen schneiden die USA besser ab als die EU, nämlich in einem IKT-produzierenden Zweig des Verarbeitenden Gewerbes (Halbleiter und sonstige elektronische Ausrüstungen) und in drei Dienstleistungsbranchen mit intensiver IKT-Nutzung (Großhandel, Einzelhandel und Finanz dienstleistungen). Ermutigender ist, dass die EU in einer IKT-produzierenden Dienstleistungsbranche, der Telekommunikation, dominiert.

Da aber die IKT auch positiv zum Produktivitäts wachstum der EU beitrug, trat die Verlangsamung in den übrigen Wirtschaftszweigen ohne IKT auf. // Die Analyse auf Wirtschaftszweigebene bestätigt, dass die IKT den Trend eines steigenden US- und rückläufigen EU-Arbeitsproduktivitätswachstums nur zum Teil erklärt. Genau wie in den USA trägt die IKT auch in der EU sowohl zu einer Steigerung der Kapitalintensität als auch zur Gesamten Faktorproduktivität bei (wobei allerdings das Ausmaß der Zuwächse in den USA größer ist). Die Ursachen für die Verschlechterung der EU-Produktivitätsentwicklung im Verlauf der 90er Jahre liegen daher in den Entwicklungen in den traditionelleren Wirtschaftszweigen ohne IKT, einschließlich der Dienstleistungen. Die Daten deuten in der Tat darauf hin, dass sich sowohl die Kapitalintensität als auch die Effizienz insgesamt in diesen Wirtschaftszweigen verschlechtert. Da sie immer noch fast siebzig Prozent der EU-Gesamtproduktion ausmachen, ist diese Entwicklung besonders besorgniserregend. Außerdem handelt es sich dabei um die Teile der erweiterten EU-Wirtschaft, die dem größten Wettbewerbsdruck durch die Globalisierung ausgesetzt sind.

Unterschiede beim Produktivitäts wachstum scheinen auf grundlegende Strukturunterschiede auf der Ebene der einzelnen Mitgliedstaaten zurückzuführen zu sein. // Die entscheidende wirtschaftspolitische Frage, die hier angesprochen wird, lautet, ob die EU-Länder mit hohem Produktivitätswachstum und die USA Gemeinsamkeiten aufweisen, die ihr besseres Abschneiden erklären könnten. Genauer gefragt, über welche Wege haben sich die fundamentaleren Bestimmungsfaktoren des Wachstums (d.h. Institutionen, Handel, Markt größe, Bildung und Arbeitsangebot /Demographie) auf die Investitionen und die Gesamte Faktorproduktivität dieser Länder ausgewirkt und durch welche Interaktion zwischen den beiden letztgenannten Faktoren wurde das Arbeitsproduktivitätswachstum hervorgebracht? Eine modellgestützte Analyse zeigt, dass das Produktivitätsgefälle zwischen USA und EU tatsächlich auf grundlegende Strukturunterschiede auf der Ebene einzelner Länder zurückzuführen ist, wobei fünf Bereiche als quantitativ bedeutend und im EU-Kontext relevant ermittelt wurden, nämlich Ausmaß der Regulierung, Struktur der Finanzmärkte, Grad der Produktmarktintegration, Umfang der Investitionen in Wissen und Alterung der Erwerbsbevölkerung.

Simulation der Lissabon-Strategie zeigt Schwierigkeiten der EU, zum wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu werden. // Eine Simulation der Lissabon-Strategie, die sich explizit auf die regulatorische Reform und die Wissensgesellschaft konzentriert, macht implizit die Bedeutung der genannten fünf Faktoren für das langfristige Produktivitätswachstum der EU und damit für ihr Ziel deutlich, die USA beim Potenzialwachstum zu überfluegeln. [1] Was die Förderung von Investitionen mittels Reformen des staatlichen Regelwerks angeht, so zeigte die Simulation der Lissabon-Strategie, dass selbst ein relativ rascher Regulierungsabbau auf ein mit den USA vergleichbares Niveau in den kommenden sieben Jahren keine ausreichenden Produktivitätsgewinne bringen würde, um die derzeitige Effizienzlücke von 10 % gegenüber den USA zu schließen. Ein solcher Politikansatz würde offenbar eher statische Effizienzgewinne bringen als die dynamischen Effizienzvorteile, die für eine Steigerung des Produktionspotenzials durch ein Hinausschieben der technologischen Grenzen erforderlich sind. Demnach würde die Deregulierung, so wichtig sie für Investitionen auch ist, allein doch nicht ausreichen, um das strategische Ziel von Lissabon zu erreichen. Sie muss daher mit konzertierten Anstrengungen zur Förderung der Wissensproduktion einhergehen.

[1] Die Lissabon Simulation erfasst zwei mit der Lissabon-Strategie in Verbindung stehende angebotsseitige Initiativen, und zwar 1. einen Abbau der Regulierung auf das US-Maß, und 2. höhere Ausgaben für universitäre Bildung, Computerprogramme und FuE. Die Simulation deutet darauf hin, dass die Wirkung eines solch umfangreichen Reformbündels die Potenzialwachstumsraten der EU signifikant steigern würde, und zwar im Durchschnitt um jährlich ½ bis ¾ Prozentpunkte über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren.

Produktivitätsgewinne durch Investitionen in FuE und Humankapital ... // Was die Wissensproduktion angeht, so scheinen langfristige Produktivitätsgewinne in erster Linie auf Investitionen in Bildung und FuE zurückzugehen. Wie im folgenden Abschnitt erläutert, bringen Investitionen, die einen höheren Bildungsstand fördern, Produktivitätssteigerungen mit sich. Bei FuE sollte der Schwerpunkt auf der Schaffung von Rahmenbedingungen, die einen Anstieg der gesamten FuE-Investitionen begünstigen, liegen. Dazu gehören einen höherer Grad an Produktmarktintegration (z.B. durch Vollendung des Binnenmarkts) und ein Investitionsumfeld, das die Entwicklung eines lebhafteren Risikokapitalmarkts gewährleistet. Reformen in dieser Richtung würden die Aussichten für die EU-Wirtschaft zweifellos verbessern, auch wenn sie allein immer noch nicht ausreichend wären, der EU zu ermöglichen, die USA innerhalb des durch die Lissabon-Agenda festgelegten Zeitrahmens bei der Produktivität zu überfluegeln.

... werden durch gleichzeitige An stren g un gen zur För de rung des Beschäf t i gungs wachs tums und durch die Alte rung der EU-Er werbs bevölkerung teil weise wieder aufgezehrt. // Abgesehen von der Zeitverzögerung, mit der Reformen sichtbare Wirkung entfalten, müssen zwei weitere Hindernisse überwunden werden, um das Produktivitätsziel von Lissabon zu erreichen. Erstens der vorübergehende Effizienzkompromiss, den die Erreichung des parallelen Beschäftigungsziels von 70 % erfordert, und zweitens die kontinuierliche Bremsung der Produktivität, die die Alterung der europäischen Erwerbsbevölkerung mit sich bringt.

Die Produktivitäts analyse stützt die Schlussfolgerungen des Frühjahrsberichts 2003. // In Anbetracht der Schwierigkeiten bei der Messung von Strukturreformfortschritten haben die Kommission und der Rat eine Reihe von Strukturindikatoren entwickelt, die inzwischen zu den wichtigsten Instrumenten zur Bewertung der Fortschritte in Richtung auf die Ziele von Lissabon gehören. Der diesjährige Frühjahrsbericht stellte eine einfache, aber sehr informative Übung vor, bei der gezählt wurde, wie häufig ein Mitgliedstaat bei den einzelnen Indikatoren zu den drei besten oder den drei schlechtesten gehörte. Einige Länder waren immer wieder unter den drei besten, namentlich Dänemark, Schweden und Finnland. Wohlgemerkt sind dies genau jene Länder, die schon weit vor Verkündung der Lissabon-Strategie tiefgreifende und erfolgreiche Reformen durchgeführt hatten. Auf der anderen Seite stellten sich die größten Mitgliedstaaten, wie Deutschland, Frankreich und Italien, eindeutig als Nachzügler im Strukturreformprozess heraus. Das kräftige Produktivitätswachstum einer kleinen Zahl von Mitgliedstaaten gibt dem durch die Lissabon-Strategie abgesteckten politischen Rahmen recht. Damit die Strategie jedoch Früchte trägt, muss sie durch Engagement sowie die rechtzeitige und gründliche Umsetzung der verschiedenen Reformmaßnahmen unterstützt werden.

Die Umkehr des rückläufigen Trends der Arbeitsproduktiv i tät hängt letztlich von den Weichenstellun gen der Regierungen in den genannten fünf Bereichen ab. // Ob die jüngsten Produktivitätstrends der EU von Dauer sein werden, hängt letztlich von den politischen Weichenstellungen der Regierungen ab. Die Analyse bestätigt, dass die langfristige Produktivitätsentwicklung der EU die kraftvolle Umsetzung einer umfassenden Reformstrategie erfordert. Sie sollte darauf abzielen, Regulierung abzubauen, die Märkte weiter zu integrieren, Investitionen in Humankapital zu fördern und das Innovationspotenzial der Wirtschaft zu stärken. Die Umsetzung einer so weitreichenden Reformagenda würde ein flexibleres, dynamischeres und investitionsfreundlicheres Umfeld für Unternehmen schaffen. Zusammen mit besser funktionierenden Märkten und besser auf Risiko eingestellten Finanzierungsmechanismen wird dies den Weg für einen signifikanten Anstieg des längerfristigen Arbeitsproduktivitäts wachstums der EU frei machen.

3. Bildung, Ausbildung und Wachstum

Bildungsinvestitionen haben starken Einfluss auf das Wirtschaftswachstum ... // Die Hebung des Bildungsstands hat das Wirtschaftswachstum maßgeblich beeinflusst. Der Bildungsstand kann definiert werden als erfolgreicher Abschluss eines bestimmten Bildungsabschnitts, etwa der Sekundarstufe I oder eines Grundstudiums. Da sich die Bildungssysteme der einzelnen Länder schwer miteinander vergleichen lassen, wird stellvertretend meist die zur Erreichung einer bestimmten Qualifikation erforderliche Zahl der Ausbildungsjahre herangezogen. Verschiedene Studien aus jüngster Zeit, die sich auf bessere Daten zum Bildungsstand stützen, deuten darauf hin, dass jedes zusätzliche Jahr bei der durchschnittlichen Ausbildungsdauer der 25- bis 64-Jährigen die Produktivität um volle 4 bis 6 Prozent erhöhen könnte. In der EU hat sich die durchschnittliche Bildungsdauer seit 1960 mit jedem Jahrzehnt um 0,8 Jahre verlängert. Die Bildung könnte also volle 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte des jährlichen BIP-Wachstums ausgemacht haben. Weitere positive Effekte könnten sich ergeben, wenn die Bildung auf längere Sicht indirekt den technischen Fortschritt fördert. Ob dies auch in Zukunft der Fall sein wird, hängt von zahlreichen unbekannten Größen ab, nicht zuletzt von der Art des technischen Wandels und der daraus folgenden Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen. Allerdings dürfte der Bildungsstand in der EU insgesamt mittelfristig weiterhin mit einer ähnlichen Rate steigen wie in den letzten Jahrzehnten. Auch der Wachstumsbeitrag dürfte also ähnlich ausfallen, wenn auch mit beträchtlichen Unterschieden zwischen den Mitgliedstaaten.

... und bringen langfristigen Nutzen. // Der volle Niederschlag von Investitionen in die Bildung junger Menschen auf die Produktivität wird im Verlauf eines gesamten Berufslebens erzielt. Der Anstieg des durchschnittlichen Bildungsstands in den nächsten zehn Jahren wird zu drei Viertel oder mehr aus bereits erfolgten, teilweise schon viele Jahre zurückliegenden Investitionen resultieren, wenn ältere Arbeitnehmer in den Ruhestand gehen und durch jüngere, besser ausgebildete Kräfte ersetzt werden. Die Investitionen von heute hingegen werden eine relativ geringe Wirkung auf den durchschnittlichen Bildungsstand im kommenden Jahrzehnt ausüben. Damit die Bildung jedoch über das gesamte Arbeitsleben hinweg Vorteile bringt, müssen die Kenntnisse und Fertigkeiten des Einzelnen erhalten und auf den neuesten Stand gebracht werden. So sollte Bildung im weitesten Sinne als lebenslanges Lernen verstanden werden, von der Vor- und Grundschulausbildung bis hin zur Erwachsenenbildung und der beruflichen Weiterbildung. Die Wachstumswirkung der Bildung dürfte in jenen Ländern am größten sein, in denen die Teilnahme an der weiterführenden Schulbildung und der Hochschulbildung in den letzten 30-40 Jahren am schnellsten gestiegen ist, und am geringsten in jenen Ländern, in denen die Teilnahme bereits ein hohes Niveau erreicht und sich nicht mehr so rasch erhöht hat. Es gibt Belege dafür, dass sich Bildungsmaßnahmen besonders bei Menschen auszahlen, die andernfalls mit einem niedrigen Bildungsabschluss in den Arbeitsmarkt eingetreten wären. Da sich durch die Erstausbildung Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnen, weiten sich die Unterschiede im Bildungsniveau mit der Zeit tendenziell aus. Niedrigerqualifizierte laufen eher Gefahr, arbeitslos zu werden, und müssen ihre Vermittelbarkeit später und zu höheren Kosten zu verbessern versuchen.

Die Qualität der Ausbildung ist ebenso wichtig wie die Zahl der Ausbildungsjahre ... // Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass die Qualität der Bildung - gemessen an den Ergebnissen in international vergleichbaren Tests - vermutlich mindestens ebenso wichtig ist wie die Zahl der Schul- oder Studienjahre. Wird auch die Qualität berücksichtigt, so geht die geschätzte Wachstumswirkung der Anzahl der Schuljahre tendenziell zurück. Eine zentrale Frage ist also, wie die Qualität verbessert werden kann. Es liegt auf der Hand, dass ein qualitativ hoch stehendes Bildungssystem angemessene Ressourcen voraussetzt. Andererseits besteht zwischen den Bildungsaus ga ben und -ergebnissen der einzelnen Länder bestenfalls ein schwacher Zusam menhang, was darauf schließen lässt, dass die Mittel offenbar mit unter schied licher Effizienz eingesetzt werden. In einigen Ländern hat die Verbes serung der Anreize für das Lehrpersonal, Ausbildungsergebnisse von hoher Qualität zu gewährleisten, möglicherweise höhere Priorität als die Steigerung der Bildungsausgaben. Dort, wo mehr Mittel zur Verfügung stehen, könnte die Entscheidung, wofür sie ausgegeben werden - z.B. Bücher, Computerausrüstung, kleinere Klassen, höhere Gehälter für das Lehrpersonal, und dergleichen - für die Bildungsqualität von maßgeblicher Bedeutung sein.

... und mehr Effizienz würde Bildungs investitionen fördern. // Mehr Effizienz bei der Mittelverwendung würde die Rendite von Bildungsinvestitionen erhöhen. Auf der Hochschulebene beispielsweise sind hohe Abbruchquoten und eine oftmals weit über die Norm hinausreichende Studiendauer gleichbedeutend mit Jahren außerhalb des Arbeitsmarkts, ohne greifbaren Nutzen in Form eines höheren Bildungsabschlusses. Auf Grundschulebene und in der Sekundarstufe I gehen die Schülerzahlen aufgrund der demographischen Entwicklung zurück. Dadurch müssten im Prinzip Mittel frei werden. In der Praxis sind die Ausgaben je Schüler in den letzten Jahren jedoch tendenziell rascher angewachsen als das BIP. Setzt sich dieser Trend fort, so könnten die innerhalb eines Jahrzehnts anfallenden Mehrkosten die Kosten eines ehrgeizigen Programms zur Erhöhung der Teilnahme an der Vorschulbildung, der höheren Schulbildung, der Hochschulbildung und der Erwachsenenbildung durchaus übersteigen. Reformen in anderen Bereichen, etwa auf den Arbeitsmärkten, bei den Abgaben- und Sozialleistungssystemen und bei den Frühverrentungsanreizen, würden die Bildungsrendite ebenfalls erhöhen und somit Investitionen fördern.

Zusätzliche öffentliche Mittel sollten schwerpunktmäßig dort eingesetzt werden, wo der gesellschaftliche im Verhältnis zum privaten Nutzen am größten ist. // Nach der heutigen Datenlage entspricht der gesellschaftliche Nutzen eines jeden weiteren Ausbildungsjahres (d.h. der Nutzen für die Volkswirtschaft insgesamt) in etwa dem privaten Nutzen (d.h. dem Nutzen für den Betroffenen). Innerhalb einzelner und zwischen verschiedenen Sparten der allgemeinen und der beruflichen Bildung dürften der gesellschaftliche und der private Nutzen jedoch beträchtlich variieren. Möglicherweise spricht einiges dafür, die öffentlichen Investitionen gezielt dort zu erhöhen, wo der gesellschaftliche Nutzen hoch genug erscheint und den empfundenen privaten Nutzen übersteigt (denn andernfalls würde der Staat lediglich Investitionen subventionieren, die vermutlich ohnehin erfolgt wären, während andere verdienstvollere Projekte ohne Finanzierung blieben oder die Abgabenbelastung unnötig erhöht würde). Es könnte gute Gründe geben, den Zugang zur Vorschulbildung zu erweitern oder die Teilnahme an der Sekundarstufe II zu erhöhen, zumal diese Investitionen langfristigen Nutzen bringen und dazu beitragen könnten, Ungleichheiten beim Zugang zu Bildung, die sich mit der Zeit tendenziell verstärken, zu verringern. Ist der private Nutzen hoch und offensichtlich, sollten die politischen Entscheidungsträger hinterfragen, ob die öffentlichen Mittel erhöht werden müssen, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Ein potentieller externer Nutzen in Form längerfristigen technischen Fortschritts könnte gewisse öffentliche Investitionen, auch für bestimmte Aspekte der Hochschulbildung, rechtfertigen.

Die allgemeine und berufliche Erwachsenenbildung könnte auf längere Sicht die größten Möglichkeiten für eine Hebung des durchschnittlichen Bildungstands bieten, doch muss die entsprechende Förderpolitik effizient sein. // Da die Teilnahme an der Sekundarstufe II und der Hochschulausbildung nicht unbegrenzt steigen kann, dürfte die allgemeine und berufliche Bildung von Erwachsenen die größten Möglichkeiten für eine langfristige Hebung des Bildungsstands bieten. Gewiss fällt der Nutzen kürzer an als bei Kindern und Jugendlichen. Dennoch lassen die Theorie und gewisse empirische Belege darauf schließen, dass der Bildungsmarkt signifikante Mängel aufweist, die zu einer Unterversorgung führen. Außerdem könnte das lebenslange Lernen eine zentrale Rolle dabei spielen, früher erworbenes Humankapital zu erhalten und zu erneuern, was bei der grundlegenden "Bildungsrendite" nicht in vollem Umfang berücksichtigt wird. Das lebenslange Lernen könnte auch dazu beitragen, dass ältere Arbeitnehmer länger auf dem Arbeitsmarkt verweilen können, womit der Nutzen früherer Investitionen in Humankapital länger anfällt. Können politische Maßnahmen so gestaltet werden, dass ein Marktversagen effizient behoben wird, so könnte der Nutzen höher sein als bei der traditionellen Schulbildung. Den bisherigen Erfahrungen nach müssen Steueranreize, Subventionen und Kofinanzierungsprogramme zur Förderung der Bildung allerdings sehr viel sorgfältiger gestaltet und evaluiert werden als bisher. Dies würde dazu beitragen, die Anreize für eine echte Weiterbildung zu maximieren und Netto-Wohlfahrtsverluste, Substitutionseffekte und sonstige Ineffizienzen, die den potentiellen Nutzen solcher Programme andernfalls rasch wieder aufzehren könnten, zu minimieren.

4. Lohnflexibilität und Lohninterdependenzen in der WWU

Die Löhne spielen bei der makro ökonomischen Anpassung in der WWU eine zentrale Rolle. // In den letzten Jahren hat sich eine nahezu einhellige Auffassung über die Ursachen der hohen und hartnäckigen Arbeitslosigkeit in vielen Mitgliedstaaten, unter anderem in allen großen Ländern des Euro-Gebiets, und allgemein der niedrigen Erwerbstätigenquoten herausgebildet. Danach ist die schwache Arbeitsmarktentwicklung der betroffenen Länder auf das Zusammenwirken einer Reihe von nachteiligen makroökonomischen Schocks und unvorteilhafter Arbeitsmarktregelungen sowie auf Produktmarktvor schriften zurückzuführen, die die Fähigkeit zur Anpassung an veränderte wirtschaftliche Bedingungen erheblich eingeschränkt haben. Es liegt auf der Hand, dass die Löhne als Preis der Arbeit eine zentrale Rolle bei der Bestimmung des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt spielen. Außerdem wird vielfach die Auffassung vertreten, dass die Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) eine noch größere Lohnflexibili tät verlangt, da andere (nationale) Instrumente zur Bewältigung von wirtschaftlichen Störungen fehlen. Sind die Löhne zu starr, so erfolgen die nötigen Anpassungen nur langsam und unter beträchtlichen wirtschaftlichen und sozialen Kosten.

Der Abschwung hat sowohl die Stärken als auch die Schwächen der Lohnfindungs mechanismen im Euro-Gebiet offen gelegt. // Sowohl gemeinsame makroökonomische Schocks als auch länderspezifische Entwicklungen haben die Flexibilität der Lohnfindungsmechanismen im Euro-Gebiet in den letzten Jahren einer Belastungsprobe unterzogen. Die Erwartung war, dass der Anstieg der Nominallöhne weiterhin mit Preisstabilität und Produktivitätsgewinnen in Einklang stehen würde und dies es den Unternehmen ermöglichen würde, ihre arbeitsplatzschaffenden Investitionen zu steigern. Was die tatsächliche Entwicklung betrifft, so war positiv, dass die Lohndisziplin insgesamt erhalten blieb und der Risikofall, dass die Überschreitung des Preisstabilitätsziels zu weitreichenden Zweitrundeneffekten bei den Löhnen führen könnte, nicht eingetreten ist. Negativ ist zu vermerken, dass das Nominallohnwachstum gegenüber der Konjunktur weitgehend invariant blieb und sich das langsamere Arbeitsproduktivitätswachstum 2001 und 2002 daher in einem erheblichen Anstieg der nominalen Lohnstückkosten niederschlug. Die erwartete Konjunkturerholung wurde bisher also kaum, wenn überhaupt, durch Lohnflexibilität unterstützt.

Soll in der WWU auch in Zukunft ein kräftiges Beschäftigungs wachstum erzielt werden, so muss weiterhin Lohnmäßigung geübt werden. // Nach einer langen Phase der Lohnmäßigung kam der Rückgang des BIP-Anteils der Löhne um die Jahrtausendwende zum Stillstand und blieb während der gesamten Abschwungphase in etwa stabil. Es gibt Anzeichen dafür, dass der Lohnanteil wieder zurückgehen wird, wenn die Konjunktur 2004 an Fahrt gewinnt. Moderate Reallohnsteigerungen, die mit dem Produktivitätszuwachs und, erforderlichenfalls, der Notwendigkeit einer Wiederherstellung der Rentabilität in Einklang stehen, tragen mittelfristig zu höherer Beschäftigung und niedrigerer struktureller Arbeitslosigkeit bei, ohne die Inlandsnachfrage unbedingt zu beeinträchtigen. Dies wird sowohl durch die gängige Wirtschaftstheorie als auch durch die praktische Erfahrung zahlreicher Länder des Euro-Gebiets, insbesondere in der zweiten Hälfte der 90er Jahre, belegt. In Anbetracht der noch immer hohen strukturellen Arbeitslosigkeit ist im Euro-Gebiet also weiterhin Lohnmäßigung geboten. Anzumerken ist allerdings auch, dass gesamtwirtschaftliche Reallohnmäßigung ein recht schwacher Ersatz für Lohndifferenzierung ist, wenn es darum geht, Geringqualifizierten über den Markt wieder Zugang zu einer Stelle zu ermöglichen. Die Lohnmäßigung muss also durch gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Beschäftigung von Geringqualifizierten ergänzt werden.

Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass die Lohnfindungs mechanismen in Europa durch hochgradige Starrheit und langsame Anpassung an Schocks gekennzeichnet sind. Die Daten lassen aber noch kein eindeutiges Urteil zu. // Nach der konventionellen Lehre sind die Lohnfindungsmechanismen in Europa durch hochgradige Starrheit und eine langsame Anpassung an Schocks gekennzeichnet. Verschiedene institutionelle Merkmale des Arbeitsmarktes im Euro-Gebiet könnten für eine mangelnde nominale wie reale Lohnflexibilität verantwortlich zeichnen. Normalerweise werden in diesem Zusammenhang unter anderem genannt: Macht der Gewerkschaften, Koordinierung bzw. Zentralisierung von Lohnverhandlungen, Anteil der von Lohnverhandlungen betroffenen Beschäftigten, Auswirkungen von Tarifverhandlungen auf die Laufzeit der Verträge, Verwendung in Tarifverhandlungen von Regeln für die Lohnfindung, einschließlich der Indexierung von Löhnen, und, nicht zu vergessen, verschiedene ,Insider-Outsider" - Regelungen am Arbeitsmarkt, die die Reagibilität der Löhne auf Arbeitslosigkeit beeinflussen. Im Einklang mit den Ergebnissen anderer Studien lässt eine förmliche ökonometrische Analyse von Lohngleichungen nach Art der Phillips-Kurve jedoch darauf schließen, dass die Persistenz der Lohninflation im Euro-Gebiet nicht höher ist als in den USA. Die Feststellung weitgehend gleicher nominaler Trägheiten in den einzelnen Mitgliedstaaten des Euro-Gebiets sowie im Euro-Gebiet insgesamt und den USA lässt schwerlich den Schluss zu, dass institutionelle Arbeitsmarktmerkmale die wichtigsten Determinanten nominaler Starrheiten sind. Auch wenn institutionelle und strukturelle Faktoren eine wichtige Rolle dafür spielen, welche Faktoren auf mittlere Sicht das Gleichgewichtsniveau der Arbeitslosigkeit bestimmen, scheinen sie für den Grad der nominalen Trägheit in einer Wirtschaft keine so große Bedeutung zu haben.

Die WWU wirkt sich in mehrerlei Hinsicht auf das Tarifverhandlungs system aus, was die Anpassung an Schocks im Euro-Gebiet maßgeblich beeinflussen könnte. // Wenngleich noch keine endgültigen Schlussfolgerungen darüber gezogen werden können, über welche Wege sich die WWU auf die Anreize für die Wirtschaftsakteure und die Tarifverhandlungssysteme auswirken könnte, wird das Bild doch zunehmend klarer. Die Wirtschaftsforschung hat bereits eine starke positive Wirkung des Euro auf die Produktmarktintegration durch mehr Handel und ausländische Direktinvestitionen festgestellt. Dies dürfte den Wettbewerb an den Produktmärkten verstärken. Bei den Lohninterdependenzen sind die Auswirkungen der WWU nicht ganz so eindeutig. Die Konvergenz der Löhne und Lohnstückkosten hat nicht erst mit Vollendung des Binnenmarkts, geschweige denn der WWU, eingesetzt. Die verfügbaren sektoralen Daten deuten vielmehr darauf hin, dass die Konvergenz in den 80er Jahren stärker war als in den 90er Jahren. Eine engere Verflechtung der Gütermärkte und stärkere länderübergreifende Interdependenzen bei der Lohnfindung - aufgrund der WWU oder sonstiger Faktoren - können einen Einfluss darauf haben, wie Schocks in der WWU absorbiert und übertragen werden. Modellsimulationen zeigen, dass dies zum Teil von der Art der Schocks abhängt. Eine stärkere Lohninterdependenz führt nicht zu größeren Unterschieden bei der Absorption von Angebotsschocks, hat aber eine langwierigere Anpassung an Nachfrageschocks zur Folge. Im Falle von Nachfrageschocks verlangsamt sich die Reaktion von Löhnen und Preisen, wenn die Lohnfindung interdependent ist. Simulationen zeigen, dass - im Vergleich zum Fall ohne Lohninterdependenz - rund ein Jahr zusätzlich erforderlich ist, den Anpassungsprozeß zum Abschluss zu bringen.

5. Bestimmungsgründe Internationaler Kapitalströme

Binnenmarkt und WWU haben die internationalen Kapitalströme gefördert. // Die starke Zunahme internationaler Kapitalströme (Portfolio- und Direktinvestitionen) in den letzten zehn Jahren ist auf das Zusammenwirken rechtlicher und wirtschaftlicher Kräfte zurückzuführen. Was die EU betrifft, wurde die vollständige Liberalisierung des Kapitalverkehrs innerhalb der Gemeinschaft schlussendlich am 1. Juli 1990 erreicht, während der Kapitalverkehr zwischen Mitgliedstaaten und Drittländern am 1. Januar 1994 vollständig liberalisiert wurde. Das rasche Wachstum der inländischen Kapitalmärkte und die rasante Zunahme des internationalen Handels waren zwei der wichtigsten wirtschaftlichen Beweggründe. Auch die Einführung des Euro und der dadurch bedingte Wegfall des Wechselkursrisikos innerhalb des Euro-Gebiets haben die Finanzintegration in der EU vorangetrieben.

Zunehmende internationale Kapitalströme sind für die Weltwirtschaft von großer Bedeutung. // Eine stärkere Finanzintegration hat eine große Bedeutung für die Funktionsweise der Weltwirtschaft. Internationale Kapitalströme können sowohl als Triebfeder des Wachstums wirken wie auch makroökonomische Schocks übertragen. Indem sie den Verbrauch glätten, spielen Kapitalströme eine wichtige Rolle bei der Anpassung an Störungen. Plötzliche Verschiebungen der Kapitalströme aus dem Ausland können aber auch schwere Probleme im Inland verursachen, wie die Finanzkrisen verschiedener Schwellenländer im vergangenen Jahrzehnt gezeigt haben. Zahlreiche Schwellenländer liberalisierten ihren Kapitalverkehr in den 90er Jahren, verfügten jedoch weiterhin nur über schwache Finanzinstitutionen und verfolgten eine Wirtschafts- und Finanzpolitik, die mit stabilen Wechselkursen unvereinbar war. Die Folge waren große finanzielle Ungleichgewichte, die durch Kapitalzufluesse alimentiert wurden und schließlich in Finanzkrisen und Notlagen mündeten.

Da hohe Investitionsquoten ohne ausreichende inländische Ersparnis finanziert werden müssen, bestehen in den Beitrittsländern nach wie vor Außendefizite, die mit ausländischen Direktinvestitionen finanziert werden. // Leistungsbilanzdefizite sind ein gemeinsames Merkmal der Beitrittsländer. In mehreren Fällen belaufen sie sich auf über 5 % des BIP, nachdem sie in den letzten Jahren im Zusammenhang mit zunehmenden ausländischen Direktinvestitionen gestiegen sind. Das Leistungsbilanzdefizit spiegelt somit in den meisten Fällen hohe Zufluesse ausländischer Direktinvestitionen wider und ist nicht der Hauptgrund für die Verschlechterung der Zahlungsbilanzen. Mit Ausnahme Ungarns sind die Zahlungsbilanzdefizite weitgehend durch Zufluesse ausländischer Direktinvestitionen gedeckt, die keinen Schuldenaufbau beinhalten. In einigen Beitrittsländern ist die Privatisierung noch nicht abgeschlossen. In anderen stellen Zweitrundeninvestitionen in Form von Krediten zwischen Unternehmen eine wichtige Quelle der Leistungsbilanzfinanzierung dar. Insgesamt dürften die Beitrittsländer noch einige Zeit beträchtliche Leistungsbilanzdefizite ausweisen, zur Kompensation der mangelnden inländischen Ersparnis. Die ausländischen Direktinvestitionen werden somit auch in Zukunft einen wichtigen Wachstumsmotor darstellen.

Die Übernahme des EU-Regelwerks dürfte zur finanziellen Stabilität in den Beitrittsländern beitragen. // Zwischen den Beitrittsländern und vielen anderen aufstrebenden Märkten bestehen auffallende Unterschiede namentlich in der Entwicklung des Finanzsektors und bei der Finanzaufsicht. Hier haben die Beitrittsländer schrittweise das Regelwerk der EU im Bereich Regulierung und Aufsicht eingeführt und ihre Märkte für den Erwerb von Eigentum durch Ausländer in großem Maßstab geöffnet. Dies deutet darauf hin, dass es den Beitrittsländern - mit Hilfe einer angemessenen Politik - gelingen wird, die schlechten Erfahrungen anderer Regionen zu vermeiden und die Voraussetzungen für eine deutliche reale Konvergenz in einem Rahmen finanzieller Stabilität zu schaffen.

Verbesserungen in den Systemen der Unternehmens führung und Kontrolle sollten es leichter machen, Kapital in die EU zu locken. // Länder mit guten Systemen der Unternehmensführung dürften internationales Kapital zu besseren Bedingungen für sich gewinnen als Länder mit schwachen Systemen, die zu Betrügereien verleiten. Da sich der Wettbewerb um internationales Kapital verschärft, dürften diese Themen in den kommenden Jahren zu wichtigen Bestimmungsfaktoren des Kapitalverkehrs werden. Die EU hat bereits verschiedene Schritte unternommen, um die Corporate Governance in Europa zu verbessern, unter anderem mit dem Aktionsplan für Finanzdienstleistungen (FSAP) und der Richtlinie über Marktmissbrauch. In Arbeit sind außerdem Maßnahmen zur Stärkung der Rechnungslegungsstandards, der Unabhängigkeit der Rechnungsprüfer und der Rechte von Aktionären. All dies wird die EU zu einem attraktiveren Ziel für das Wachstum fördernde Kapitalzuströme machen.