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Document 52018IR1664

Stellungnahme des Europäischen Ausschusses der Regionen — Sport in der Agenda der EU nach 2020

COR 2018/01664

OJ C 461, 21.12.2018, p. 37–42 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, HR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

21.12.2018   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 461/37


Stellungnahme des Europäischen Ausschusses der Regionen — Sport in der Agenda der EU nach 2020

(2018/C 461/06)

Berichterstatter:

Roberto PELLA (IT/EVP), Bürgermeister von Valdengo, Provinz Biella (BI)

POLITISCHE EMPFEHLUNGEN

DER EUROPÄISCHE AUSSCHUSS DER REGIONEN

Allgemeine Bemerkungen

1.

beabsichtigt, die wirtschaftliche und die menschliche Dimension sowie die soziale Integration, die der Sport für die Europäische Union und die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften beinhaltet, zu analysieren, da diese Dimensionen untrennbar miteinander verbunden sind. Sport, verstanden als Kontinuum an Bewegung und körperlicher Betätigung, steht nämlich in Verbindung mit einer Vielzahl von Politikbereichen, Produkten und Dienstleistungen, die verschiedene Wertschöpfungsketten durchdringen und mit ihnen interagieren;

2.

hebt hervor, dass nach jüngsten Schätzungen der Sport ein Wirtschaftssektor von wesentlicher Bedeutung für die EU ist, der „einen Anteil an den Volkswirtschaften ausmacht, der dem Anteil von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei zusammen genommen vergleichbar ist“ (1), und voraussichtlich noch an Bedeutung gewinnen wird. Außerdem macht der Sportsektor mit 7,3 Mio. Arbeitsplätzen auf dem gesamten Kontinent 2 % des gesamten Bruttoinlandsprodukts der EU aus, was 3,5 % der Gesamtbeschäftigung der EU entspricht. Hinsichtlich des Tourismus lässt sich sagen, dass jährlich zwischen 12 und 15 Mio. Auslandsreisen durchgeführt werden, um an Sportveranstaltungen teilzunehmen oder Sport zu treiben. Eine Besonderheit des Sportsektors besteht also in seiner engen Beziehung zu anderen Wirtschaftsbereichen — barrierefreier Tourismus und Sporttourismus, Technologie, Gesundheitswesen, Umwelt und Verkehr, Integration, Bauwesen und Infrastrukturen —, in denen er direkt oder indirekt zur Wertschöpfung beiträgt (2);

3.

weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass einer von SpEA (3) (SportsEconAustria) für das Europäische Parlament durchgeführten Studie zufolge Auswirkung und Tragweite des Sports im Hinblick auf die Beeinflussung und Ausrichtung der öffentlichen Politik unterschätzt werden, vor allem mit Blick auf Phänomene wie die Freiwilligentätigkeit (Sport wird zum Großteil in gemeinnützigen Einrichtungen getrieben), die Ausstrahlungseffekte in Bezug auf die Integration und soziale Teilhabe oder aber die Kosten des Bewegungsmangels, die sich in den 28 EU-Mitgliedstaaten auf 80 Mrd. EUR pro Jahr belaufen (4), zusätzlich zu den mittelfristigen Auswirkungen der durch fehlende oder mangelnde Bewegung mitverursachten Krankheiten auf die regionalen Gesundheitsausgaben;

4.

betont, dass trotz der zunehmenden Anerkennung der körperlichen Betätigung als wichtiges politisches Anliegen auf lokaler Ebene immer noch große Wissenslücken hinsichtlich der allgemeineren Vorteile der körperlichen Betätigung bestehen, denn Forschungen zufolge haben 66 % bzw. 84 % der lokalen Entscheidungsträger keine Kenntnis der Fettleibigkeits- bzw. Übergewichtigkeitsrate in ihrer Gemeinde (5);

5.

betont, dass der Sport kein Randsektor ist, sondern vielmehr einen vorrangigen Investitionsbereich für die EU darstellt, da die Definition von Sport heute neben dem Hochleistungssport auch ohne Einschränkung die Bereiche der Bewegung und körperlichen Betätigung umfasst, die nicht nur einer vermehrten sportlichen Betätigung an sich dienen, sondern auch die Gesundheit und eine gesündere Lebensführung fördern. Der Ansatz muss darauf ausgerichtet sein, einen gerechteren, mit anderen Worten gleichberechtigten, fairen und gleichwertigen Zugang zu den verschiedenen Sportarten zu bieten sowie chronischen Erkrankungen (insbesondere nicht übertragbaren Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Erkrankungen usw.) vorzubeugen;

6.

unterstreicht die wichtige Rolle des Sports als gesundheitsfördernder und das Wohlbefinden steigernder Faktor, die insbesondere im Rahmen des 3. Gesundheitsprogramms der EU und des Überwachungsmechanismus für gesundheitsfördernde körperliche Aktivität (HEPA — Health-Enhancing Physical Activity), der WHO-Agenda 2014-2019 und der Datenbank der WHO Europa zum Thema Ernährung, Fettleibigkeit und körperliche Betätigung (NOPA — Nutrition, Obesity and Physical Activity) anerkannt werden;

7.

weist ferner darauf hin, dass in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung dargelegt wird, dass der Sport einen wichtigen Beitrag dazu leistet, die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, und die Rolle des Sports bei der Verbesserung von Gesundheit und Bildung und sein Beitrag zum Frieden, zur Förderung von Toleranz, Respekt und sozialer Inklusion sowie zur Teilhabe von Frauen und jungen Menschen anerkannt wird (6);

8.

zählt einige Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage zum Sport auf (7):

fast die Hälfte (46 %) der europäischen Bürgerinnen und Bürger üben keine körperliche oder sportliche Aktivität aus, und ihr Anteil hat sich, mit einer seit 2009 steigenden Tendenz, in den vergangenen Jahren schrittweise erhöht (42 % im Jahr 2013);

der Grad der Beteiligung an sportlichen oder körperlichen Aktivitäten ist bei Menschen mit einem niedrigeren Bildungsstand und/oder mit größeren wirtschaftlichen Problemen niedriger;

„informelle“ Orte für die sportliche Betätigung, wie Parks oder Außenbereiche (40 %), Wohnung (32 %) oder Schul-/Arbeitsweg (23 %) werden häufiger genutzt als eigens für Sport vorgesehene Orte;

der wichtigste Grund, aktiv zu werden, ist die Verbesserung des Gesundheitszustands und der Fitness, während als wichtigster Hinderungsgrund Zeitmangel angegeben wird;

die Mehrzahl der europäischen Bürgerinnen und Bürger ist der Ansicht, dass es auf lokaler Ebene Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung gibt, doch zugleich denken viele von ihnen, dass die lokalen Gebietskörperschaften diesbezüglich nicht genug tun;

9.

macht darauf aufmerksam, dass die Rolle des Sports in der Wirtschaft und Gesellschaft von heute, auch in der Folge der Wirtschaftskrise in der EU, beträchtliche Vorteile für die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften im Hinblick auf Folgendes bietet: große Durchdringung der Bereiche, auf die sich der Sport auswirkt, was eine große Hebelwirkung zur Folge hat, Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität sowie Lebensqualität, sofern Sportveranstaltungen und -möglichkeiten hierfür von Bedeutung und erheblich sind, Beschäftigungsmöglichkeiten angesichts dessen, dass sich in Europa Sportanlagen häufig im Besitz der Kommunen befinden, Integration als wirksames Instrument für die Vermittlung der gemeinsamen Werte der EU, die häufig deutlicher ihren Ausdruck auf lokaler Ebene finden (8). Angesichts dessen, dass der Sport immer öfter als Mittel zur Verwirklichung sozialer und wirtschaftlicher Ziele eingesetzt wird, werden daher die an ihn im Hinblick auf Wirksamkeit und Effizienz gestellten Ansprüche immer höher, nicht nur in seiner Eigenschaft als Mittel zur Erreichung der Ziele der jeweiligen Mandatsperiode, sondern auch als strategisches Ziel an sich;

Hintergrundanalyse: Initiativen auf EU-Ebene

10.

stellt fest, dass das erste politische Dokument über Sport, das Weißbuch Sport, 2007 von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde;

11.

möchte darauf aufmerksam machen, dass — wie der AdR in seiner Stellungnahme zum Thema „Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus“ (9) feststellt — Sport-, Kultur- und Bildungseinrichtungen einen Rahmen bieten können, der die Integration erleichtert;

12.

unterstreicht, dass mit dem im Dezember 2009 in Kraft getretenen Vertrag von Lissabon ein spezieller Artikel (Artikel 165 AEUV) eingeführt wurde, mit dem der EU neue Zuständigkeiten für die Unterstützung des Sports zugewiesen wurden, wobei Bestimmungen für seine Förderung vorgesehen sind und ein Tätigwerden der EU gefordert wird, um die europäische Dimension im Sport zu entwickeln. Bereits in Art. 6 Buchstabe e AEUV heißt es, dass die EU für die Durchführung von Maßnahmen zur Unterstützung oder Ergänzung der Maßnahmen der Mitgliedstaaten im Bereich des Sports zuständig ist;

13.

weist darauf hin, dass im Jahr 2011 die Kommission die Mitteilung „Entwicklung der europäischen Dimension des Sports“ (10) angenommen hat, auf deren Grundlage der Rat eine Entschließung über einen Arbeitsplan der EU für Sport (2011-2014) angenommen hat, mit der die europäische Zusammenarbeit in Bezug auf den Sport weiter verstärkt werden soll und Prioritäten für die Maßnahmen auf EU-Ebene festgelegt wurden, an denen die Mitgliedstaaten der EU und die Kommission beteiligt sind. Darüber hinaus hat er 2012 Schlussfolgerungen zur Förderung der körperlichen Betätigung als Mittel zur Verbesserung der Gesundheit und zur Stärkung der Datenbasis für die Gestaltung der Sportpolitik angenommen und die Kommission aufgefordert, regelmäßig Erhebungen zum Thema Sport und körperliche Betätigung zu veröffentlichen;

14.

weist des Weiteren darauf hin, dass die Arbeit auf Expertenebene zur Umsetzung des Arbeitsplans vorrangig dem Fragebogen für die aktuelle Eurobarometer-Sondererhebung galt;

15.

stellt fest, dass erst vor kurzem (2017) in Zusammenarbeit mit der europäischen Plattform für Innovation im Sport (EPSI) eine regionenübergreifende Initiative namens ClusSport zum Thema wirtschaftliche Entwicklung und Schaffung von Werten im Sportbereich eingeleitet wurde, an der bislang zehn Länder mitwirken; in den letzten 18 Jahren hat ACES Europe mit der Verleihung der Auszeichnung Europäische Sporthauptstädte, -orte und -gemeinden unter europäischer Flagge die europäischen Werte gefördert;

16.

betont, dass im Juli 2017 ein neuer Arbeitsplan der EU für den Sport in Kraft trat, in dem die wesentlichen Themen festgelegt werden, denen die Mitgliedstaaten der EU und die Kommission bis 2020 Vorrang geben sollten, d. h. Integrität im Sport mit den Schwerpunkten verantwortungsvolle Führung, Schutz von Minderjährigen, Bekämpfung von Spielabsprachen, Verhütung von Doping und Korruptionsbekämpfung; wirtschaftliche Dimension des Sports mit den Schwerpunkten Innovation und Beziehungen zwischen Sport und digitalem Binnenmarkt; Sport und Gesellschaft mit den Schwerpunkten soziale Inklusion, Trainer, Medien, Umwelt, Gesundheit, Bildung und Sportdiplomatie;

17.

weist schließlich auf die jüngste Initiative der Kommission „Tartu Call for a Healthy Lifestyle“ (11) (Fahrplan für gesunde Lebensführung) hin, der eine positive Dynamik der sektorübergreifenden Zusammenarbeit einleitete;

Ziele

18.

schlägt angesichts des Potenzials und der festgestellten Probleme vor, folgende Herausforderungen anzugehen:

a.

bessere Wechselwirkung zwischen den bereits laufenden Projekten und den jüngsten von den Gemeinden ergriffenen Maßnahmen, wobei eine große Beteiligung und der Austausch bewährter Praktiken und Partnerschaften (die sich auch auf Drittstaaten erstrecken könnten) gefördert werden sollen;

b.

stärkere Ausrichtung der Sportprojekte auf die betroffenen Personen und die soziale Dimension durch eine vorherrschende Komponente der Bürgernähe und Verankerung vor Ort, auch im Verhältnis zu der Verantwortung, die die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften für Sportanlagen und -veranstaltungen tragen;

c.

größtmögliche Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für die Vorteile von Bewegung, körperlicher Betätigung und Sport;

d.

umfassende Bekanntmachung der positiven Wirkung des Sports auf die Wirtschaft in der EU und folglich stärkere Berücksichtigung der Sportpolitik in den Bereichen, die diese beeinflusst und durchdringt;

e.

Förderung von technischer Innovation und von Unternehmen, die sich auf Instrumente für die Gemeinden und Regionen stützen, indem die Akteure aus den Bereichen Forschung, Technologie und Bildung sowie die Verwaltungsbehörden aufgefordert werden, mit vereinten Kräften eine gemeinsame Strategie auszuarbeiten und umzusetzen und dabei auf die Verbindungen mit allen Wertschöpfungsketten, die dem Produktionsprozess vor- und nachgeschaltet sind, einzuwirken und den vom Sektor gebotenen Beschäftigungsmöglichkeiten größte Aufmerksamkeit zu schenken;

f.

Anerkennung des Sports als Recht der Bürger, als Mittel zur Sozialisierung und Integration, vor allem bezüglich Menschen mit Behinderungen und der Chancen für die Verbesserung der Lebensqualität sowie des körperlichen und geistigen Wohlbefindens und der Bildungschancen;

g.

Bereitstellung gezielter Förderinstrumente, um Sportanlagen allen Bürgern unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität und Status zugänglich zu machen, indem deren freie Nutzung ermöglicht wird und die Öffnungszeiten verlängert werden;

h.

stärkere Förderung und Sichtbarkeit der Sportwettkämpfe von Frauen;

i.

Anerkennung des Sports als Instrument für die Förderung von Gleichheit und sozialer Integration;

j.

finanzielle Unterstützung der Mobilität der Amateursportler im Rahmen ihrer Wettkämpfe, vor allem bei Sportlern aus abgelegenen Gebieten oder aus Regionen in Insel- oder äußerster Randlage;

Politische Empfehlungen und Vorschläge

19.

hält es für zweckmäßig, für die Berücksichtigung des Sports in der Agenda der EU nach 2020 folgende Maßnahmen vorzuschlagen und konkrete Instrumente zu schaffen:

Auf politischer Ebene

20.

intensive Anstrengungen im Hinblick auf die Sportdiplomatie, mit der sich die Werte Europas durch den Sport und einen konstruktiven Dialog auf mehreren Ebenen unter Einbeziehung aller Regierungs- und Verwaltungsebenen und der europäischen Institutionen — beispielsweise des Europäischen Parlaments über die Interfraktionelle Arbeitsgruppe „Sport“, der betreffenden Generaldirektionen der Europäischen Kommission, der nationalen und Europäischen Olympischen Komitees und aller von diesem Prozess betroffenen Interessenträger, u. a. der Zivilgesellschaft —, z. B. über Pilotprojekte fördern lassen;

21.

Entwicklung externer Beziehungen und internationaler Kooperationsprojekte außerhalb Europas, um mittels Projekten für die Mobilität und den Austausch von Wissen, Erfahrungen und bewährten Verfahren eine zusätzliche Vergleichsdimension zu schaffen (d. h. communities of practices);

22.

Konzipierung von EU-Instrumenten zur Förderung des Sports als Wachstumsfaktor für die EU, mit Mentoring-Programmen und unverbindlichen politischen Maßnahmen (z. B. in Zusammenarbeit mit dem jährlichen Sportforum oder den Infotagen) und durch die Unterstützung eines Austauschs bewährter Verfahren unter den lokalen und regionalen Sportorganisationen und -vereinen im Rahmen der Beziehungen mit der nationalen und europäischen Ebene gemäß eines partizipativen Bottom-up-Ansatzes, der ihren Anliegen und Bedürfnissen Rechnung trägt;

23.

Stärkung der Rolle der europäischen lokalen und regionalen Gebietskörperschaften mittels einer aktiven und besser abgestimmten Einbeziehung der Regionen in die jährliche Europäische Woche des Sports — seit ihrem Beginn Quelle großer Motivation — mit Blick auf mittel- und langfristige öffentliche Maßnahmen, die nachweislich eine gesunde Lebensführung und gesunde Verhaltensweisen und eine umfassendere Teilhabe der Bürger am aktiven Leben bewirken, was zu einer größeren Professionalität und Beschäftigungsmöglichkeiten im Sportsektor führen würde;

24.

praktische Unterstützung durch die Europäische Union bei der vollständigen Umsetzung des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in den Mitgliedstaaten in Bezug auf die Dimension des Sports;

Auf Programmebene

25.

Unterstützung des Vorschlags der Europäischen Kommission, die Erasmus-Mittel für den nächsten langfristigen EU-Haushalt (2021-2027) zu verdoppeln, und des Schwerpunkts Breitensport (12) in diesem Vorschlag. Die Kommission wird diesbezüglich aufgerufen, sich in diesem Zusammenhang auf den Erfahrungsaustausch auf der Ebene der Trainer, Sportfunktionäre und insbesondere jüngeren Fachkräfte, die im weiteren Sinne einen Bezug zum Sportsektor haben, zu konzentrieren; dies könnte beispielsweise in Form von Peer-Learning-Aktivitäten und Fachexkursionen erfolgen, mit denen Fachwissen und Erfahrungen ausgetauscht werden und in den Städten, Gemeinden und Regionen auf lokaler Ebene Kapazitäten aufgebaut werden, um innovative Ansätze dafür zu entwickeln, die körperliche Betätigung als Schlüsselkomponente in die Strategien der Städte oder Regionen einzubauen;

26.

Forderung, u. a. aufgrund der unzureichenden Investitionen in die lokale Sportinfrastruktur im Rahmen der nächsten europäischen Struktur- und Investitionsfonds speziell und ausdrücklich dem Sport gewidmete Mittel vorzusehen, die Förderung der körperlichen Betätigung besonders in benachteiligten Gebieten in den Mittelpunkt zu stellen, den Zugang zu sportlichen Aktivitäten für alle zu gewährleisten und die menschlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten als Schlüsselfaktoren für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu stärken;

27.

Formulierung ausdrücklicherer Leitlinien, auch im Rahmen von „Erasmus+“, in Bezug auf die notwendige Förderung des Sports ab der Pflichtschule, die für wesentlich erachtet wird;

28.

Empfehlung, aus den ESI-Fonds die Beschäftigung, insbesondere junger Menschen, mit Hilfe von Start-up-Unternehmen oder Plattformen für die technische Innovation in diesem Bereich zu unterstützen und den Breitensport mit Hilfe neuer kleiner Sportanlagen und Sportinfrastrukturen sowie die Gleichstellung der Geschlechter durch Sport mittels wirksamerer sportpolitischer Maßnahmen zur Erhöhung der prozentualen Beteiligung zu fördern. Darüber hinaus könnten mit den ESI-Fonds neue Lösungen für die spezifischen Herausforderungen gefördert werden, mit denen die Regionen in der EU konfrontiert sind, beispielsweise in Form der Förderung beliebter und traditioneller Sportarten (sowie deren Eingliederung in die Lehrpläne des öffentlichen Bildungssystems), mit denen sich Europa aufwerten und bekannt machen lässt und zugleich die regionalen und lokalen Besonderheiten und Identitäten bewahrt werden können;

29.

Gesundheitsförderung durch Bewegung und körperliche Betätigung u. a. am Arbeitsplatz, wie bereits in der Charta von Tartu erwähnt, beispielsweise durch Anreize für Arbeitgeber, u. a. KMU in Europa, um die Leistungsfähigkeit und die allgemeine Produktivität der Arbeitnehmer zu verbessern und zugleich Fehlzeiten zu begrenzen und Krankheiten vorzubeugen;

30.

Herausstellung der Bedeutung der Planung von Gemeinschaftsaktivitäten nach Möglichkeit in Zusammenarbeit mit Akteuren der Zivilgesellschaft in Gebieten, die auch für die schwächsten Bevölkerungsgruppen, insbesondere Menschen mit eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten (13), Mütter und Kinder sowie Ältere, und von Ausgrenzung bedrohten Bevölkerungsgruppen wie Migranten oder sozial und wirtschaftlich Schwache leicht zugänglich sind, um für eine bessere Intergenerationalität und Integration der EU-Bürger zu sorgen; Planung von Gemeinschaftsaktivitäten für Inhaftierte. Der EWSA fordert, zu diesem Zweck nach dem Vorbild des WiFi4EU-Programms ein Sport4EU-Programm zur Förderung der Gesundheit durch Bewegung und körperliche Betätigung zu erwägen. Das Programm könnte auf der Ebene der lokalen und regionalen Gebietskörperschaften angesiedelt werden und mit Gutscheinen funktionieren, die in geografisch ausgewogener Weise ausgezahlt werden;

31.

Hervorhebung der Verbindung zwischen körperlicher Betätigung und gesunder Ernährung insbesondere in der Schule, durch Bildung und Erziehung, aber auch im Rahmen der thematischen Ziele der Agrarprogramme, beispielsweise durch die Einrichtung echter Versuchslabors, so genannter „Gesundheitsgärten“, über die Kinder, Jugendliche und Familien praktische Informationen über richtige Ernährung, saisonales Obst und Gemüse, die Risiken einer ungesunden Lebensweise und die Bedeutung der sportlichen und körperlichen Betätigung erhalten;

32.

angesichts der enormen Aufmerksamkeit, die die EU-Institutionen der künftigen Städteagenda schenken, Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen für die Erprobung und Entwicklung aktiver Städte, die unter dem Gesichtspunkt des Tourismus und der Innovation sehr attraktiv sind, da sie auf intelligentere Weise auf die Anliegen der städtischen Bevölkerung eingehen;

33.

Empfehlung, Sportveranstaltungen und Veranstaltungsorte, die den Sport symbolisieren, in das Interrail-Projekt aufzunehmen, sodass die von der EU geförderten Werte des Sports bereits von den jüngsten Generationen entdeckt werden und unter ihnen Verbreitung finden können, wodurch die Identitätsentwicklung der jungen Menschen gestärkt wird;

34.

Nutzung der verfügbaren Strukturfondsmittel für eine Verbesserung der Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden und anderen öffentlichen Infrastrukturen, um zur ökologischen Nachhaltigkeit der vorhandenen Sportanlagen beizutragen, indem beispielsweise die zunehmende Verwendung von Mikroplastik verhindert wird, wobei gleichzeitig die Möglichkeit erwogen werden sollte, diese Anlagen mit EU-Fonds in Mehrzweckanlagen umzuwandeln;

35.

Aufnahme von Möglichkeiten zur Verbesserung der Instrumente für die Datenerhebung und von Datenverarbeitungsmodellen in das nächste „Horizont Europa“-Programm, mit Blick auf innovative Lösungen und neue Technologien für den kontinuierlichen Wissensaustausch, auch als Reaktion auf die Ziele des künftigen rumänischen Ratsvorsitzes in Bezug auf die Strategie für intelligente Spezialisierung und den digitalen Binnenmarkt;

36.

Appelle, bei den Verhandlungen über den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen die vorgenannten Initiativen zu berücksichtigen, vor dem Hintergrund, dass Sport wirksam als Querschnittsthema in die Agenda der EU für die Zeit nach 2020 integriert werden soll; zudem die Empfehlung, über die Möglichkeit nachzudenken, gegebenenfalls ein Sportprogramm aufzulegen;

Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit

37.

hofft, im Verlauf der Diskussionen über den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen und seiner anschließenden Verabschiedung Gelegenheit zu haben, im Zusammenhang mit diesem Thema das Subsidiaritätsprinzip geltend zu machen und die Europäische Kommission auf seine Absicht hinzuweisen, zu gegebener Zeit die entscheidende Rolle der lokalen und regionalen Gebietskörperschaften bei der wirtschaftlichen und menschlichen Dimension des Sports zu betonen;

38.

weist erneut darauf hin, dass er sich dazu verpflichtet, die regionalen operationellen Pläne, in denen die Investitionsstrategien der Strukturfonds festgelegt werden, als ein weiteres nützliches und wirksames Instrument anzusehen, auf das diese Bemühungen gerichtet werden sollten, und macht darauf aufmerksam, dass die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften als Garanten für eine kooperative Governance auf mehreren Ebenen fungieren, in deren Rahmen Institutionen, Unternehmen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Bürger zur Planung und Entwicklung des Sektors beitragen können;

39.

beabsichtigt, im Einvernehmen mit den EU-Institutionen an einem Reflexionsprozess mitzuwirken, mit dem die politische Debatte und der politische Diskurs in konkrete Vorschläge umgesetzt werden, die mit dem Arbeitsprogramm der Fachkommission SEDEC (21.11.2017, Ziffer 1.2) und den politischen Prioritäten des Ausschusses der Regionen in Einklang stehen;

40.

hofft, dass sich die Kommission für die Ratifizierung des Übereinkommens des Europarats gegen die Manipulation von Sportwettbewerben durch die EU einsetzt.

Brüssel, den 10. Oktober 2018

Der Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen

Karl-Heinz LAMBERTZ


(1)  Europäische Kommission (2014), Sport as a growth engine for EU economy, http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-14-432_en.htm

(2)  Europäische Kommission, http://ec.europa.eu/growth/content/sport-growth-engine-eu-economy-0_en

(3)  http://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/STUD/2015/563392/IPOL_STU(2015)563392_EN.pdf

(4)  Studio ISCA/CEBR 2015 in Narrative review: the state of physical activity in Europe, S. 37, und das PASS-Projekt, http://fr.calameo.com/read/000761585fb41d432c387

(5)  PASS-Projekt, http://fr.calameo.com/read/000761585fb41d432c387

(6)  https://sustainabledevelopment.un.org/post2015/transformingourworld

(7)  Eurobarometer (Veröffentlichungsdatum 22.3.2018), https://ec.europa.eu/sport/news/2018/new-eurobarometer-sport-and-physical-activity_en

(8)  Study on the contribution of sport to regional development through the structural funds, https://ec.europa.eu/sport/news/20161018_regional-development-structural-funds_en

(9)  CdR 6329/2015.

(10)  CdR 66/2011 fin.

(11)  https://ec.europa.eu/sport/sites/sport/files/ewos-tartu-call_en.pdf

(12)  COM(2018) 367 final, Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einrichtung von Erasmus, dem Programm der Union für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport, und zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 1288/2013.

(13)  CdR 3952/2013 fin.


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