This document is an excerpt from the EUR-Lex website
Document 52012DC0669
COMMUNICATION FROM THE COMMISSION TO THE EUROPEAN PARLIAMENT, THE COUNCIL, THE EUROPEAN ECONOMIC AND SOCIAL COMMITTEE AND THE COMMITTEE OF THE REGIONS Rethinking Education:Investing in skills for better socio-economic outcomes
MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN Neue Denkansätze für die Bildung: bessere sozioökonomische Ergebnisse durch Investitionen in Qualifikationen
MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN Neue Denkansätze für die Bildung: bessere sozioökonomische Ergebnisse durch Investitionen in Qualifikationen
/* COM/2012/0669 final */
MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN Neue Denkansätze für die Bildung: bessere sozioökonomische Ergebnisse durch Investitionen in Qualifikationen /* COM/2012/0669 final */
1. Bildung und Qualifikationen – zentrale
strategische Faktoren für das Wachstum Investitionen in
die allgemeine und berufliche Bildung zur Verbesserung der Qualifikationen sind
für die Steigerung von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit von entscheidender
Bedeutung, denn nur durch qualifizierte Arbeitskräfte kann Europa seine
Produktivität weiter steigern. Längerfristig können Qualifikationen die
Innovation und das Wachstum vorantreiben, die Produktion auf eine höhere Stufe
der Wertschöpfungskette verlagern, die Bündelung höher qualifizierter
Arbeitskräfte in der EU anregen und den künftigen Arbeitsmarkt prägen. Europa
wird durch das in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegene weltweite
Angebot an hoch qualifizierten Arbeitskräften auf die Probe gestellt: Die
Zeiten, als Europa vor allem mit Ländern im Wettbewerb stand, die nur gering
qualifizierte Arbeit zu bieten hatten, sind zu Ende. Überall auf der Welt haben
sich die Qualität der Bildung und das Qualifikationsangebot verbessert, und
Europa muss hierauf reagieren. Den europäischen
Systemen der allgemeinen und beruflichen Bildung gelingt es weiterhin nicht in
ausreichendem Maße, die für die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer erforderlichen Qualifikationen zu vermitteln, und die
Bildungseinrichtungen arbeiten nicht intensiv genug mit Unternehmen und
Arbeitgebern zusammen, um das Lernen enger mit der Realität am Arbeitsplatz zu
verknüpfen. Diese Diskrepanzen zwischen Qualifikationsangebot und ‑nachfrage
stellen für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft ein wachsendes
Problem dar[1]. Auch wenn über die
letzten fünf Jahre Fortschritte beim Anteil der Hochschulabsolventen gemacht
wurden, sind noch weitere Anstrengungen notwendig, um das Kernziel, den Anteil
junger Menschen mit Hochschulabschluss auf 40 % zu steigern, zu erreichen. Bei den
Schulabbrechern hat sich die Situation in den letzten fünf Jahren zwar deutlich
verbessert, doch in zu vielen Mitgliedstaaten ist die Schulabbrecherquote nach
wie vor unannehmbar hoch; so beträgt sie etwa in Spanien 26,5 % und in
Portugal 23,2 %. Im Rahmen umfassender, evidenzbasierter Strategien müssen
daher weiter zielgerichtete Maßnahmen zur Senkung der Schulabbrecherquote
ergriffen werden, was auch der Rat in einer kürzlich angenommenen Empfehlung
unterstrichen hat. Auch in anderen
Bereichen zeigen die Fakten unzureichende Leistungen auf: Rund 73 Mio.
Erwachsene verfügen nur über ein geringes Bildungsniveau, fast 20 % der 15-Jährigen
erzielen schlechte Leseleistungen und die Teilnahmequote am lebenslangen Lernen
beträgt lediglich 8,9 %. Bis 2020 wird der
Anteil der Arbeitsplätze, die höhere Qualifikationen erfordern, um 20 %
steigen. Um dieser Nachfrage zu begegnen, müssen sowohl die Bildungsstandards
als auch die Leistungsniveaus angehoben werden, und es müssen verstärkt
Querschnittskompetenzen vermittelt werden, die junge Menschen zum
unternehmerischen Handeln und zur Anpassung an die unvermeidlichen
Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt während ihrer beruflichen Laufbahn
befähigen. Zu
den übergeordneten Aufgaben der allgemeinen und beruflichen Bildung zählt es,
aktiven Bürgersinn zu vermitteln und einen Beitrag zur persönlichen Entwicklung
und zum persönlichen Wohlbefinden zu leisten. Zwar
steht dies auch mit der Notwendigkeit im Einklang, die Qualifikationen zur
Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern; angesichts des
stagnierenden Wirtschaftswachstums und der – aufgrund der demografischen
Alterung – schrumpfenden Erwerbsbevölkerung bestehen die dringlichsten
Herausforderungen für die Mitgliedstaaten jedoch darin, auf die Bedürfnisse der
Wirtschaft zu reagieren und Lösungen zur Bekämpfung der schnell ansteigenden
Jugendarbeitslosigkeit zu finden. In der vorliegenden Mitteilung geht es
demnach vor allem darum, wie die richtigen, für die Beschäftigung relevanten
Qualifikationen vermittelt werden können, wie Effizienz und Inklusionsfähigkeit
unserer Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen zu steigern sind und wie die
Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren intensiviert werden kann. Umfang
und Tempo der Reformen müssen gesteigert werden, um Wachstum und Beschäftigung
durch hochwertige Qualifikationen zu stützen. Die
Kommission stellt im Folgenden eine begrenzte Zahl strategischer Prioritäten
auf, die die Mitgliedstaaten aufgreifen sollten. Dies wird durch neue Maßnahmen
auf EU-Ebene begleitet, die die nationalen Bemühungen verstärken. Die
Prioritäten stehen im Einklang mit den länderspezifischen Empfehlungen[2], die die Kommission an einige
Mitgliedstaaten gerichtet hat, sowie mit den Ergebnissen des
Jahreswachstumsberichts 2012[3]. Besondere
Aufmerksamkeit wird dabei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gewidmet.
In der vorliegenden Mitteilung werden vier Bereiche behandelt, die für diese
Problematik von zentraler Bedeutung sind und in denen die Mitgliedstaaten ihre
Anstrengungen verstärken sollten: •
Entwicklung einer Berufsbildung von Weltrang zur
Steigerung der Qualität beruflicher Qualifikationen •
Förderung des Lernens am Arbeitsplatz –
einschließlich Praktika, Lehrlingsausbildungen und dualer Modelle von hoher
Qualität – für einen reibungslosen Übergang von der Schule zum Arbeitsleben •
Förderung von Partnerschaften zwischen öffentlichen
Einrichtungen und privaten Akteuren, um die Relevanz der Lehrpläne und des
Qualifikationsangebots zu steigern •
Unterstützung der Mobilität im Rahmen des
vorgeschlagenen Programms „Erasmus für alle“[4] Diese Punkte sind unmittelbar für das Paket
zur Jugendbeschäftigung relevant, das die Kommission bis Ende 2012
vorlegen wird. Darin wird sie neue Instrumente vorschlagen, um die
Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und den Übergang von der Schule zum
Arbeitsleben zu erleichtern. Zur Untermauerung der hier dargelegten Punkte
sind dieser Mitteilung folgende Unterlagen beigefügt: Länderübersichten, in
denen die Leistungen und die politischen Reformen der Mitgliedstaaten in
den Schlüsselbereichen, die Gegenstand dieser Mitteilung sind, zusammengefasst
werden; die erste Ausgabe des Anzeigers für die allgemeine und
berufliche Bildung (Education and Training Monitor), der einen Überblick
über das aktuelle Qualifikationsangebot und die Fortschritte bei der Erreichung
der Europa-2020-Kernziele vermittelt, sowie fünf weitere Arbeitsunterlagen
der Kommissionsdienststellen, in denen politisch relevante Fakten dargelegt und
Beispiele für bewährte Verfahren vorgestellt werden. 2. Im Europäischen Semester aufzugreifende
Herausforderungen in den Mitgliedstaaten 2.1. Qualifikationen für das 21. Jahrhundert
aufbauen Querschnittskompetenzen und Grundfertigkeiten Notwendig
sind intensivere Bemühungen zur Entwicklung von Querschnittskompetenzen,… Moderne,
wissensbasierte Wirtschaftsräume benötigen Arbeitskräfte mit höheren,
relevanteren Qualifikationen. Vorausschätzungen des CEDEFOP zufolge wird der
Anteil der Arbeitsplätze in der EU, die Qualifikationen auf tertiärer Ebene
erfordern, von 29 % im Jahr 2010 auf 34 % im Jahr 2020 ansteigen,
während der Anteil der Arbeitsplätze für gering qualifizierte Arbeitskräfte im
selben Zeitraum vom 23 % auf 18 % zurückgehen wird. Querschnittskompetenzen
wie kritisches Denken, Initiativgeist, Problemlösungsvermögen und Teamfähigkeit
sind unerlässliche Voraussetzungen für die abwechslungsreichen, verschlungenen
Berufswege von heute. …insbesondere
unternehmerischen Kompetenzen,… Besonders große
Aufmerksamkeit sollte der Entwicklung unternehmerischer Kompetenzen[5] gewidmet werden: Dadurch wird
nicht nur die Gründung neuer Unternehmen gefördert, sondern auch die
Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen. Allerdings verfügen bislang nur sechs
Mitgliedstaaten über spezifische nationale Strategien für unternehmerische
Bildung[6].
Zur Behebung dieses Defizits wird die Kommission 2013 strategische Leitlinien
vorlegen, um qualitative Verbesserungen und die Verbreitung unternehmerischer
Bildungsangebote EU-weit zu unterstützen. Die Mitgliedstaaten
sollten die Entwicklung unternehmerischer Kompetenzen ab der Grundschule durch
neue, kreative Lehr- und Lernmethoden fördern; zugleich sollte die Gründung
eines Unternehmens in der Sekundar- und Hochschulbildung stärker als mögliches
Karriereziel herausgestellt werden. In alle Unterrichtsfächer und auf allen
Bildungsebenen sollten maßgeschneiderte arbeitspraktische Erfahrungen
integriert werden, bei denen problembasiert gelernt wird und Verbindungen zur
Wirtschaft genutzt werden. Zudem sollten alle jungen Menschen mindestens eine
unternehmerische Erfahrung gesammelt haben, bevor sie die Pflichtschulbildung
beenden. Dabei ist es wichtig, die Wirkung solcher Maßnahmen zu messen. Um die
Mitgliedstaaten zu unterstützen, wird die Kommission analysieren, welche
Instrumente für die Fortschrittsbewertung und zur Veranschaulichung der
erworbenen unternehmerischen Kompetenzen geeignet sind. Auf Ebene der einzelnen
Bildungseinrichtungen sollen die Fortschritte durch einen Selbstbewertungsrahmen
verstärkt werden, der gemeinsam mit der OECD eingerichtet wird. Das Ziel ist,
die Entwicklung von Bildungseinrichtungen (einschließlich allgemeinbildender
Schulen und der Berufsbildung), die unternehmerische Kompetenzen vermitteln, zu
unterstützen und voranzubringen. …während
die Nachfrage nach STEM-Qualifikationen weiter hoch ist,… Naturwissenschaftliche
Fächer haben ebenfalls eine wichtige Bedeutung. In technischen und
forschungsintensiven Bereichen ist der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften
nach wie vor hoch und wird auch es auch weiter bleiben, d. h. es besteht
eine Nachfrage nach so genannten STEM-Qualifikationen (science, technology,
engineering and mathematics; Naturwissenschaften, Technik,
Ingenieurwissenschaften und Mathematik). STEM-Fächer müssen nachdrücklicher als
Bildungspriorität herausgestellt werden, was mehr Engagement auf allen Ebenen
erfordert. Die allgemeinen Herausforderungen in diesem Bereich, etwa die
Steigerung der Attraktivität der entsprechenden Bildungsgänge für Mädchen und
Frauen, sind seit längerem bekannt; jetzt ist es jedoch auch wichtig,
Erkenntnisse über die beruflichen Laufbahnen von STEM-Absolventen zu gewinnen. …doch als
erstes müssen alle die notwendigen Grundfertigkeiten erwerben… Der dieser Mitteilung
beigefügte Anzeiger für die allgemeine und berufliche Bildung 2012 macht
deutlich, dass Lesen, Schreiben und Rechnen sowie grundlegende
mathematisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse das Fundament für das weitere
Lernen bilden und den Weg zu Beschäftigung und sozialer Eingliederung ebnen. Da
durch die fortlaufende digitale Revolution neue Formen des Lesens und
Schreibens entstehen und die Vielfalt an Informationsquellen wächst, werden
diese Grundfertigkeiten jedoch derzeit neu definiert. Im Rahmen von
Reformen wurden in der gesamten EU die Lehrpläne gestrafft. Die Mitgliedstaaten
haben standardisierte landesweite Prüfungen eingeführt, eine Infrastruktur mit
Zentren für Lesen, Schreiben, Rechnen und Naturwissenschaften eingerichtet,
Netze und Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte geschaffen und ihre Maßnahmen
zur Verbesserung der digitalen Kompetenz sowie der Medienkompetenz verstärkt.
Doch nach wie vor ist das Niveau unzureichend, und es müssen jetzt dringend
Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungen ergriffen werden. Der Anteil der 15-Jährigen
in Europa, die nicht über die erforderlichen Grundfertigkeiten verfügen,
beträgt rund 20 %, und in fünf Ländern wurden bei mehr als 25 % der
Schülerinnen und Schüler schlechte Leseleistungen festgestellt. Die Mitgliedstaaten
müssen neue Systemreformen auf den Weg bringen, damit Lernschwierigkeiten früh
erkannt und betroffene Kinder rechtzeitig unterstützt werden und damit statt
des Wiederholens von Klassenstufen und der leistungsabhängigen Aufteilung der
Schülerinnen und Schüler die Lernförderung verstärkt wird. Diesen Maßnahmen
in der Pflichtschulbildung muss eine hochwertige, allgemein zugängliche und
bezahlbare frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung vorausgehen. Ergänzt
werden sollte dies durch Alphabetisierungs- und Rechenprogramme für Familien
sowie durch hochwertige, an Erwachsene gerichtete Programme zum Erwerb von
Grundfertigkeiten (insbesondere durch Lernen am Arbeitsplatz). Ferner müssen
Anstrengungen unternommen werden, um die in den meisten Mitgliedstaaten
erschreckend niedrige Beteiligung an der Erwachsenenbildung[7] zu steigern, und auf Grundlage
der Ergebnisse der PIAAC-Erhebung[8]
müssen neue, evidenzbasierte Strategien festgelegt werden. In der EU beträgt
die durchschnittliche Teilnahmequote Erwachsener am lebenslangen Lernen 8,9 %,
in sieben Mitgliedstaaten jedoch lediglich 5 % oder weniger. …und auch
das Erlernen von Fremdsprachen muss Priorität haben, da Sprachen am
Arbeitsmarkt gefragt sind In einer von
internationalen Beziehungen geprägten Welt ist die Beherrschung von
Fremdsprachen ein Wettbewerbsfähigkeitsfaktor. Sprachen spielen eine immer
wichtigere Rolle für Beschäftigungsfähigkeit[9]
und Mobilität junger Menschen, und unzureichende Sprachkenntnisse sind ein
großes Hindernis für die Freizügigkeit der Arbeitnehmer. Unternehmen benötigen
ebenfalls relevante Sprachkenntnisse, um auf dem weltweiten Markt agieren zu
können. Den Ergebnissen
der ersten europäischen Erhebung zu Sprachkenntnissen[10] (vgl. beigefügte
Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen) ist zu entnehmen, dass zwar
viele Länder in diesem Bereich investiert haben, doch die Bildungssysteme in
mehreren Mitgliedstaaten nach wie vor nicht wirksam genug sind[11], um den anstehenden
Herausforderungen gerecht zu werden. In Frankreich erreichen nur 14 %
aller Schülerinnen und Schüler am Ende der Sekundarstufe I das
Kompetenzniveau der selbstständigen Sprachverwendung in einer Fremdsprache, und
im Vereinigten Königreich beträgt dieser Anteil lediglich 9 %. Die
Mitgliedstaaten müssen ihre Reformen beschleunigen und dabei sowohl für die
erste als auch für die zweite Fremdsprache auf neue Unterrichtsmethoden und ‑technologien
setzen, um das von den Staats- und Regierungschefs festgelegte Ziel
„Muttersprache plus zwei“[12]
zu erreichen. Berufliche
Qualifikationen Voraussetzung
für qualitativ bessere Qualifikationen sind Berufsbildungssysteme von
Weltrang,… Die Verbesserung
von Querschnittskompetenzen und Grundfertigkeiten wird allein nicht ausreichen,
um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, und nach wie vor ist der
Abstand zwischen dem Bildungswesen und der Arbeitswelt zu groß. Innovation,
Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit sind maßgeblich von gezielten Investitionen
in die berufliche Aus- und Weiterbildung abhängig. Der Wert beruflicher Bildungsgänge
– insbesondere dualer Ausbildungssysteme – als Türöffner für die
Jugendbeschäftigung ist allgemein anerkannt. Einige europäische
Länder (Deutschland, Österreich, Dänemark, Niederlande) verfügen bereits über
Ausbildungssysteme von Weltrang, in die Mechanismen zur Anpassung an den
künftigen Qualifikationsbedarf integriert sind, d. h. die Ausbildung
richtet sich stärker an der Nachfrage aus. In diesen Ländern werden weniger
Diskrepanzen zwischen Qualifikationsangebot und ‑nachfrage festgestellt,
und die Erwerbsquote junger Menschen ist höher. Die Berufsbildung basiert dort
auf dualen Systemen, bei denen ein erheblicher Teil des Lernens am Arbeitsplatz
stattfindet. Viele andere, oft südeuropäische Mitgliedstaaten sind hinsichtlich
Teilnahme, Qualität, Ergebnissen und Attraktivität im Hintertreffen.
Abbildung 1 veranschaulicht die Unterschiede zwischen den Ländern bei der
Aufteilung auf berufsbildende und allgemeinbildende Bildungsgänge in der
Sekundarstufe II. Diese Unterschiede sind auf diverse Faktoren
zurückzuführen: soziokulturelle Traditionen und Wahrnehmungen; unterschiedliche
Strukturen der Bildungs-/Berufsbildungssysteme, Wirtschaftsräume und
Arbeitsmärkte; durchgeführte Reformen; Grad der Einbindung der Sozialpartner;
Beschäftigungsaussichten für Absolventen beruflicher Bildungsgänge und
persönliche Vorlieben. Abbildung 1 – Aufteilung der Schülerinnen und Schüler der
Sekundarstufe II (ISCED 3) auf berufsbildende und allgemeinbildende
Bildungsgänge in % (2010) Quelle: Eurostat-Datenbank[13], UOE-Datenerhebung Das Lernen am
Arbeitsplatz, insbesondere die Lehrlingsausbildung und andere duale
Ausbildungsmodelle, erleichtern den Übergang von der Schule zum Arbeitsleben.
Solche Modelle erfordern jedoch einen eindeutigen Rechtsrahmen sowie klar definierte
Rollen für die verschiedenen Akteure, und die Ausbildung muss unmittelbar in
das Gesamtbildungssystem eingebettet sein. Das dem dualen System
zugrundeliegende Konzept – die Kombination von schulischem Unterricht mit
praktischen Erfahrungen am Arbeitsplatz – verfügt auch auf der tertiären Ebene
über ein erhebliches Potenzial. Exzellenz lässt
sich in der Berufsbildung nur erreichen, wenn die Lehrpläne regelmäßig
angepasst, Ausbildung und Unterricht ständig modernisiert und Unternehmen,
insbesondere KMU, aktiv eingebunden werden (vgl. beigefügte Arbeitsunterlage
der Kommissionsdienststellen). Die Berufsbildung muss ferner in der Lage sein,
auf die Nachfrage nach höheren beruflichen Qualifikationen, die auf das
jeweilige regionale Wirtschaftsumfeld abgestimmt sind, zu reagieren. Zudem muss
sie durchlässig sein für diejenigen, die einen Zugang zur Hochschulbildung
anstreben, sowie für diejenigen, die ihren Bildungsweg wiederaufnehmen, um ihre
Qualifikationen zu verbessern oder auf den neusten Stand zu bringen. …die erheblich zur Beseitigung von Qualifikationsdefiziten beitragen
können,… Die
Berufsbildungssysteme können und müssen eine Schlüsselrolle bei der Beseitigung
des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften spielen; dies gilt insbesondere
für Branchen mit Wachstumspotenzial (beispielsweise IKT, Gesundheitswesen und
Pflege, CO2-arme Technologien, personalisierte Dienstleistungen,
Unternehmensdienstleistungen, maritime Wirtschaft[14] und „grüne“ Wirtschaftszweige)
sowie für Branchen, in denen aufgrund eines Strukturwandels besser
qualifizierte Arbeitskräfte benötigt werden. Dort kann das Wachstum durch
gezielte, auf Qualifikationsdefizite ausgerichtete Investitionen in die
Berufsbildung unterstützt werden. Diese Branchen sollten auch ermutigt werden,
von den bestehenden europäischen Instrumenten für Qualifikationen (EQR),
Leistungspunkte (ECVET) und Qualitätssicherung (EQAVET) Gebrauch zu machen, um
die Mobilität qualifizierter Arbeitskräfte zu erleichtern. …auch durch
verstärkte Zusammenarbeit auf europäischer Ebene Das Lernen am
Arbeitsplatz, etwa im Rahmen dualer Modelle, sollte eine tragende Säule der
Berufsbildungssysteme in ganz Europa bilden, um die Jugendarbeitslosigkeit zu
senken, den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern und dem auf dem
Arbeitsmarkt vorherrschenden Qualifikationsbedarf gerecht zu werden. Ein erster
Schritt in Richtung einer intensiveren Zusammenarbeit im Bereich der
beruflichen Aus- und Weiterbildung wird das Treffen der EU-Bildungsminister im
Dezember 2012 in Berlin sein, bei dem die Minister ein Memorandum unterzeichnen
werden, in dem sie ihre Ziele für die Berufsbildung in ganz Europa
festschreiben: Steigerung von Attraktivität und Qualität der Berufsbildung, in
die Hochschulbildung führende Lernwege, aktive Einbindung der Sozialpartner und
anderer relevanter Akteure in Entwicklung und Praxis sowie verstärkte Maßnahmen
zur Förderung der Mobilität. Um diese Zusammenarbeit zu unterstützen und die
Umsetzung der Vorhaben voranzutreiben, wird die Kommission eine neue Ausbildungsallianz
auf EU-Ebene begründen; hierbei werden Mitgliedstaaten und verschiedene andere
Akteure zusammengeführt, um voneinander zu lernen und darauf aufbauend
Maßnahmen auf nationaler Ebene zu ergreifen. 2.2. Offenes und flexibles Lernen
anregen Verbesserung der Lernergebnisse, der
Bewertung und der Anerkennung Lernergebnisse
sollten die treibende Kraft für den Lernerfolg sein… Allgemeine und
berufliche Bildung können nur zum Wachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen
beitragen, wenn die Bildungsgänge auf die Lernergebnisse ausgerichtet sind –
also auf das Wissen, die Kompetenzen und die Fertigkeiten, die die
Schülerinnen, Schüler und Studierenden im Lernprozess erwerben sollen, – statt
auf das Absolvieren einer bestimmten Stufe oder eines bestimmten Zeitraums an
einer Bildungseinrichtung. Der
Lernergebnisse-Ansatz bildet zwar bereits die Grundlage des Europäischen
Qualifikationsrahmens und der nationalen Qualifikationsrahmen; doch dieser
Paradigmenwechsel ist noch nicht vollständig im Unterricht und bei der
Bewertung angekommen. Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen auf allen
Ebenen müssen weitere Anpassungen vornehmen, um Relevanz und Qualität des
Lerninputs für Schüler, Studierende und den Arbeitsmarkt zu steigern, so dass
die Zugänglichkeit verbessert und Übergänge zwischen unterschiedlichen
Bildungswegen und Ausbildungsgängen erleichtert werden. …und das
Potenzial der Bewertung muss besser ausgeschöpft werden Welche Lerninhalte
als wertvoll angesehen und im Unterricht vermittelt werden, ist oft davon
abhängig, was bewertet wird. Zwar haben viele Mitgliedstaaten ihre Lehrpläne
reformiert; doch es bleibt eine Herausforderung, auch die Bewertung so zu
modernisieren, dass sie das Lernen unterstützt. Wie in der Arbeitsunterlage der
Kommissionsdienststellen zur Bewertung von Schlüsselkompetenzen im Anhang
dargelegt, muss die Bewertung wirksamer genutzt werden, indem Kompetenzen in
Form von Lernergebnissen definiert und Tests und Prüfungen dementsprechend
breiter angelegt werden. Zudem muss die Bewertung auch vermehrt als
pädagogisches Instrument genutzt werden, um den alltäglichen Erwerb von
Kenntnissen und Fertigkeiten in der Schule zu unterstützen. Hier gilt es das
Potenzial neuer Technologien voll zu erschließen, um Wege zur Bewertung von
Schlüsselkompetenzen zu finden. Zugleich sollten
die Bürgerinnen und Bürger auch außerhalb von Bildungseinrichtungen die
Möglichkeit haben, Qualifikationen bewerten, validieren und anerkennen zu
lassen, um ein Qualifikationsprofil für potenzielle Arbeitgeber aufzustellen.
Behörden können anhand von Informationen über Qualität und Quantität von
Qualifikationen mögliche Defizite besser ermitteln und ihre Bemühungen auf die
Bereiche konzentrieren, in denen sich Investitionen am besten rentieren.
Entsprechend sollte die Entwicklung von Instrumenten für die Bewertung von
Qualifikationen – insbesondere in den Bereichen Problemlösungsvermögen,
kritisches Denken, Teamfähigkeit und Unternehmergeist – weiter vorangetrieben
werden. Qualifikationen
sollten so viele Türen öffnen wie möglich… In den letzten
zehn Jahren wurde eine Reihe von europäischen Instrumenten auf den Weg
gebracht, die die Mobilität von Lernenden und Arbeitskräften unterstützen.
Hierzu zählen beispielsweise der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR),
Europass, die europäischen Leistungspunktesysteme ECTS und ECVET, die
mehrsprachige europäische Klassifikation der Qualifikationen, Kompetenzen und
Berufe (ESCO) und verschiedene Qualitätssicherungsrahmen. Diese Instrumente
verbessern die Transparenz, etwa indem sie Abschlüsse grenzübergreifend
vergleichbar machen (EQR) und die Übertragung von Leistungspunkten ermöglichen
(ECTS). Diese Instrumente
wurden zwar nicht völlig getrennt voneinander entwickelt, es besteht jedoch
noch Spielraum für eine sehr viel engere Verzahnung. Letztlich sollen die
verschiedenen Instrumente und Dienste – u. a. zur Verbesserung der
Transparenz und der Anerkennung von Qualifikationen, zur Validierung des
nichtformalen und informellen Lernens und für lebenslange Beratung – zusammen
ein koordiniertes Angebot ergeben. So tragen das klare Verständnis und die
schnelle Anerkennung des Wissens, der Qualifikationen und der Kompetenzen einer
Person zu einer echten europäischen Mobilität bei. Diese Bestrebung, in der
Berufs- und Hochschulbildung erworbene Abschlüsse grenzübergreifend transparent
zu machen und anzuerkennen, wird durch die Schaffung eines Europäischen Raums
der Kompetenzen und Qualifikationen unterstützt werden. …und die
akademische Anerkennung kann hier den Weg bereiten Die Anerkennung
von Hochschulabschlüssen sowie von Abschlüssen, die zur Aufnahme eines
Hochschulstudiums berechtigen, steht bereits seit einiger Zeit auf der
europäischen Politikagenda. Dank der strukturellen Veränderungen in den
Hochschulsystemen nimmt die akademische Mobilität kontinuierlich zu. Verstärkt
wird diese Internationalisierung durch Maßnahmen, die die Attraktivität der EU
als Studienziel und Forschungsstandort steigern[15]. Um die EU für Studierende und
Forschende jedoch noch attraktiver zu machen, ist es notwendig, wirksamere
Konzepte für die Anerkennung zu finden, das Europäische System zur Übertragung
und Akkumulierung von Studienleistungen (ECTS) systematischer und koordinierter
anzuwenden und die Bewertung und Nutzung von Lernergebnissen zu verbessern. Damit
wird zugleich auch der Aufbau des Europäischen Raums der Kompetenzen und
Qualifikationen unterstützt. Der laufende
Bologna-Prozess trägt maßgeblich zur Förderung einer transparenten, fairen
Anerkennung von Hochschulabschlüssen in Europa und auf der ganzen Welt bei. Im
Rahmen dieses Prozesses haben die teilnehmenden Länder kürzlich im Bukarester
Kommunique vereinbart, die akademische Anerkennung von Abschlüssen zu
verbessern. Dies beinhaltet eine Prüfung der nationalen Rechtsvorschriften, um
dem Lissabonner Anerkennungsübereinkommen Rechnung zu tragen, und die
verstärkte Bewertung von Anerkennungsverfahren, die Hochschulen zur
Qualitätssicherung anwenden. Eine Vorreitergruppe von Ländern untersucht
Möglichkeiten einer automatischen Anerkennung vergleichbarer akademischer
Abschlüsse. Das Ziel ist die Gleichbehandlung aller Absolventen, unabhängig
davon, wo sie ihren Hochschulabschluss erworben haben, indem der Schwerpunkt
von der derzeitigen akademischen Anerkennung einzelner Abschlüsse auf ein
Konzept verlagert wird, das sich auf Vertrauen in das System stützt, in dem der
Abschluss erworben wurde. Das Potenzial der IKT und frei zugänglicher
Lehr- und Lernmaterialien ausschöpfen Die digitale
Revolution bietet wertvolle Chancen für die Bildung,… Die Technologie
eröffnet nie da gewesene Chancen, um Qualität, Zugänglichkeit und Gerechtigkeit
in der allgemeinen und beruflichen Bildung zu verbessern. Sie kann als
wichtiger Hebel dienen, um das Lernen effizienter zu machen und Hindernisse –
insbesondere soziale Barrieren – aus dem Weg zu räumen. Zugleich ermöglicht sie
es den Menschen, überall und jederzeit zu lernen und ihre Lernwege flexibel und
individuell zu gestalten. Das digitale
Lernen und die jüngsten Entwicklungen im Bereich der frei zugänglichen Lehr- und
Lernmaterialien (Open Educational Resources; OER[16]) ermöglichen grundlegende
Veränderungen im Bildungswesen und eine Ausweitung des Bildungsangebots über
seine klassischen Formate und Grenzen hinaus. Es entstehen neue Arten des
Lernens, die gekennzeichnet sind durch Personalisierung, Engagement, Nutzung
digitaler Medien, Zusammenarbeit, Bottom-up-Ansätze und die Schaffung von
Lerninhalten durch Lernende oder Lehrkräfte. Das exponentielle Wachstum der im
Internet verfügbaren OER verstärkt diesen Prozess. Europa sollte das Potenzial
von OER stärker als bisher nutzen, was allerdings eine gute digitale Kompetenz
voraussetzt. Der Anzeiger für die allgemeine und berufliche Bildung 2012
verdeutlicht jedoch, dass einige Mitgliedstaaten hier noch im Hintertreffen sind:
In 9 Mitgliedstaaten verfügen über 50 % der 16- bis 74-Jährigen über
keine oder nur geringe digitale Kompetenz. Zwar ist die Nutzung von IKT in der
allgemeinen und beruflichen Bildung bereits seit einiger Zeit eine politische
Priorität, doch es fehlen noch entscheidende Voraussetzungen, damit digitales
Lernen und OER in allen Bereichen des Bildungswesens zur Selbstverständlichkeit
werden. Angesichts des Umfangs und der Komplexität der Herausforderungen könnte
eine kohärente Strategie auf EU-Ebene Maßnahmen der Mitgliedstaaten sowie aller
anderen beteiligten Akteure unterstützen. …weshalb der
IKT-Einsatz für Lehre und Lernen jetzt intensiviert werden sollte,… Einer aktuellen
Studie[17]
zufolge gibt es nach wie vor große Ungleichheiten bei der Verfügbarkeit IKT-basierter
Lehrmittel und Inhalte. Die IKT-gestützte Bewertung wird zwar häufig empfohlen,
doch gibt es kaum Leitlinien zu ihrer Anwendung. Um personalisiertes, flexibles
Lernen anzuregen, sollte die Nutzung von Technologien in die Unterrichtspraxis
eingebettet werden. Im Rahmen groß angelegter Pilotprojekte unter realen
Bedingungen sollte ermittelt werden, wie, wann und wo IKT wirksam im Rahmen
pädagogischer Konzepte und für die Bewertung eingesetzt werden kann. In einem
sich schnell wandelndem Umfeld ist die Integration der Forschung in die
Bildungspraxis notwendiger denn je. Communities of practice
(praxisorientierte Gemeinschaften, z. B. eTwinning, Wissens- und
Innovationsgemeinschaften des Europäischen Innovations- und
Technologieinstituts (EIT)) sowie Drehscheiben für IKT-Exzellenz sollten
weiterentwickelt werden, und die Ergebnisse der Innovationsforschung sollten
schneller Eingang in den Alltag finden. Eine Erfolgsvoraussetzung für all dies
ist die Einbindung und Mitwirkung der relevanten Akteure. …um frei
zugängliches Wissen zu nutzen Die Qualität des
Bildungsangebots ist auch von der richtigen Mischung unterschiedlicher
Lehrmaterialien abhängig. Hierzu müssen OER besser zugänglich gemacht und
intensiver genutzt werden und zugleich klare Qualitätsstandards und Mechanismen
festgelegt werden, um die mithilfe der Materialien erworbenen Kompetenzen und
Fertigkeiten zu bewerten und zu validieren. Einrichtungen der allgemeinen und
beruflichen Bildung, die OER noch nicht in ihren Unterricht integriert haben,
sollten sich um eine Zusammenarbeit mit Anbietern bemühen, die über mehr
Erfahrung im Technologieeinsatz verfügen, um die Erwartungen der Lernenden aus
der Generation der „Digital Natives“ zu erfüllen. Lehrkräfte erwerben die
Kompetenz zum didaktischen Einsatz von IKT eher in der Erstausbildung als im
Rahmen der beruflichen Weiterbildung; doch ihre Fähigkeit, das Potenzial der
neuen Technologien für die Lehre voll auszuschöpfen, ist unerlässlich, um die
Lernenden zu motivieren und einzubeziehen. Der Bildungsmarkt
befindet sich im Wandel. Parallel zu technologischen Fortschritten wie Open
Access, Internet-Filesharing und Open Source wächst die Zahl der
nichtkommerziellen OER-Anbieter, und die Schul- und Lehrbuchverlage sowie die
gesamte Branche passen sich fortlaufend an diese Umwälzungen an. Sie verändern
bereits ihre Geschäftsmodelle, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen. Die Lehrkräfte[18] in Europa unterstützen Die
Anforderungen an die Lehrkräfte verändern sich schnell,… Gut ausgebildete
Lehrkräfte, die hochwertigen Unterricht halten, können Lernende bei der
Entwicklung der Kompetenzen unterstützen, die sie auf dem globalen Arbeitsmarkt
mit seinen immer höheren Qualifikationsanforderungen benötigen. Untersuchungen[19] belegen, dass die Qualität der
Lehre und des Lernens maßgeblichen Einfluss auf die Leistungen der Lernenden
hat. Die Lehrkräfte stehen heute jedoch vor nie dagewesenen Herausforderungen.
Wie der beigefügten Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen zu entnehmen
ist, werden die steigenden Anforderungen in der Bildung, der hohe Anteil der
kurz vor der Pensionierung stehenden Lehrkräfte aus den geburtenstarken
Jahrgängen (siehe Abbildung 2) und der erhebliche Personalmangel in
bestimmten Fächern zu einer verstärkten Nachfrage nach qualifizierten
Lehrkräften auf allen Bildungsstufen führen. Daher sind umfassende Maßnahmen
zur Verbesserung der Attraktivität des Berufsbildes notwendig, und zwar sowohl
durch finanzielle als auch durch nichtfinanzielle Anreize. Die Krise und das
derzeitige Arbeitskräfteangebot bieten zugleich auch die Chance, im gesamten
Berufsstand eine umfassende Qualifikationsanpassung umzusetzen und neue,
qualifizierte Lehrkräfte zu gewinnen. Abbildung 2 – Alter der Lehrkräfte in den Sekundarstufen
I und II; Anteile in % (2010) Quelle:
Eurostat-Datenbank[20],
UOE-Datenerhebung ...weshalb
Lehrkräfte, Ausbilder von Lehrkräften und Führungskräfte im Bildungswesen einen
neuen Kompetenzmix benötigen,… Um jedoch
kompetente Lehrkräfte zu gewinnen, sie im Beruf zu halten und ihre berufliche
Entwicklung zu fördern, müssen fundierte Strategien festgelegt werden, die
sowohl die Erstausbildung als auch die Weiterbildung der Lehrkräfte während der
gesamten beruflichen Laufbahn abdecken. Die Mitgliedstaaten müssen einen
Kompetenzrahmen oder ein Berufsprofil für Lehrkräfte – einschließlich
Lehrkräften in der beruflichen Erstausbildung und Weiterbildung – festlegen.
Entsprechend sollte auch die Rolle der Ausbilder von Lehrkräften auf Grundlage
kompetenzbasierter Kriterien klar definiert werden. Zusammen mit
Qualitätssicherungsmaßnahmen sollte dies die Grundlage für eine Neuausrichtung
der Einstellungssysteme bilden, so dass kompetente Kräfte dauerhaft für den
Lehrerberuf gewonnen werden. Gleichermaßen
wichtig ist es, geeignete Personen für Führungspositionen auf allen Ebenen der
Bildung vorzubereiten und zu gewinnen und sie in diesen Positionen zu halten.
Hier sind weitere Investitionen notwendig. Diese Führungskräfte müssen sich
insbesondere auf die Verbesserung der Lehre und des Lernens konzentrieren, was
in vielen Mitgliedstaaten aufgrund des wachsenden Verwaltungsaufwands weiter
problematisch ist. Führungsakademien und Weiterbildungsprogramme können als
Beispiele für vorbildliche Verfahren dienen. …neue
Konzepte für Lehre und Lernen nachdrücklich vorangetrieben werden müssen… Insbesondere in
der Berufsbildung sollte die Relevanz der Lehrpläne für die Arbeitswelt
gesteigert werden, und zwar vor allem durch eine fortlaufende Zusammenarbeit
mit Unternehmen und Arbeitgebern, z. B. indem verstärkt Unternehmerinnen
und Unternehmer zur Unterstützung des Lernens in den Unterricht eingeladen
werden. Auf allen Ebenen ist es notwendig, Lehr- und Lernansätze zu
reformieren, und es muss eine berufliche Weiterbildung mit guter
Ressourcenausstattung etabliert werden, die auch regelmäßiges Feedback und
Unterstützung durch Lehrkräfte-Ausbilder umfasst. Die eigene Aus- und
Weiterbildung muss für Lehrkräfte zu einem Anliegen werden – ob es um den
Einsatz neuer Technologien, die Verbesserung von Lernkompetenzen, die
Berücksichtigung von Vielfalt und Inklusion oder die Bedürfnisse
benachteiligter Lernender geht, etwa Roma, Kinder mit Behinderung oder mit
Migrationshintergrund. Das Ziel all dieser Aktivitäten sollte letztlich die
Verbesserung der Lernergebnisse sein. …und die
Qualität der Lehre auch in der Hochschulbildung entscheidend ist Wenn die
derzeitigen Anstrengungen aufrechterhalten werden, wird die Europäische Union
ihr Kernziel, den Anteil der Hochschulabsolventen auf 40 % zu steigern,
voraussichtlich erreichen. Sowohl die Forschung[21] als auch die Lehre sollten durch
gute Möglichkeiten und Angebote für die berufliche Entwicklung unterstützt
werden. Jedoch ist die Lehre der maßgebliche Faktor für die Qualität der
Lernergebnisse, die Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen und das weltweite
Profil der Europäischen Hochschuleinrichtungen. Derzeit haben nur wenige Länder
Strategien zur Förderung der Qualität in der Hochschullehre festgelegt, die
z. B. eine didaktische Ausbildung der Lehrkräfte vorsehen. Die Kommission
hat eine hochrangige Gruppe zur Modernisierung des Hochschulwesens eingesetzt,
die im Jahr 2013 Empfehlungen an politische Entscheidungsträger und Hochschulen
zur Verbesserung der Qualität der Lehre und des Lernens abgeben wird. 2.3. Gemeinsame Anstrengungen
fördern Finanzierung der
Bildung Investitionen
in die allgemeine und berufliche Bildung sind ein Schlüsselfaktor für
Produktivitätssteigerungen und Konjunkturwachstum und somit ein allgemeines
Anliegen,… Trotz der
eindeutig positiven mittel- und langfristigen Wirkung von Bildungsausgaben
haben viele Mitgliedstaaten aufgrund der Wirtschaftskrise und der dadurch
notwendigen Haushaltskonsolidierung die Investitionen in die allgemeine und
berufliche Bildung zurückgefahren. Ab dem Schuljahr 2009/2010 und insbesondere
ab Mitte 2010 waren einige Mitgliedstaaten gezwungen, die Gehälter von
Lehrkräften und anderen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zu kürzen. Im
Jahr 2012 gab es in den meisten Ländern keine Veränderungen bei den
Finanzierungsmodalitäten für Mechanismen zur Unterstützung von Schülerinnen,
Schülern, Studierenden und/oder ihre Familien. Von den Ländern, für die Daten
zur Verfügung stehen, kürzten nur Spanien (Haushalt des Zentralstaats), Zypern
und Portugal die Mittel zur Finanzierung der Unterstützungsprogramme für
Menschen in der Bildung. Wenn heute nicht ausreichend investiert wird, hat dies
unvermeidlich mittel- und langfristig schwerwiegende Auswirkungen auf das
Qualifikationsangebot in Europa. Zwar haben manche
Mitgliedstaaten einen größeren Spielraum als andere, doch stehen alle vor der
gleichen doppelten Herausforderung: Sie müssen Prioritäten für öffentliche
Investitionen in die allgemeine und berufliche Bildung festlegen und den
Einsatz der verfügbaren Mittel effizienter gestalten, was gegebenenfalls
strukturelle Reformen in einzelnen Bildungssystemen erfordert. Wichtigste
Ansatzpunkte, um die Effizienz der Investitionen zu steigern, sind die
qualitative Verbesserung des Bildungsangebots und die Verhinderung des
Schulversagens. Zunehmend entwickeln die Mitgliedstaaten auch Modelle, bei
denen die Kosten auf verschiedene Partner – Staat, Unternehmen und
Einzelpersonen, Stiftungen und Ehemalige – aufgeteilt werden und öffentliche
Investitionen als Hebel für private Kofinanzierungen dienen. …wobei
vorrangig auf größtmögliche Effizienz der Investitionen auf allen
Bildungsebenen zu achten ist… Eine Priorität für
die effizientere Mittelverwendung sollten die früheren Bildungsphasen sein, um
frühes Schulversagen und dessen negative Folgen für das weitere Leben
(schulische Leistungen, Beschäftigungsquoten, Verhütung von Straftaten,
Gesundheit usw.) zu vermeiden[22].
Hochwertige und bezahlbare frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung zahlt
sich aus, insbesondere für sozial benachteiligte Gruppen. Auch wenn die Länder
ihre Investitionen in die Vorschul- und Schulbildung gegenüber dem Jahr 2000
gesteigert haben, sind die Pro-Kopf-Investitionen in die frühkindliche
Betreuung, Bildung und Erziehung geringer als in allen anderen
Bildungsbereichen. In der
Schulbildung sollten die öffentlichen Investitionen ebenfalls nicht verringert
werden; die Regierungen müssen jedoch Wege finden, um mit diesen Mitteln mehr
zu erreichen. Insbesondere rentiert es sich, wirksamere Mechanismen
einzurichten, um Lehrkräfte einzustellen, im Beruf zu halten und zu
unterstützen (vgl. Abschnitt 2.2). …und die
Kostenteilung in der Berufs- und Hochschulbildung eine Möglichkeit zur
Erreichung dieses Ziels ist Berufs-,
Hochschul- und Erwachsenenbildung haben einen beträchtlichen öffentlichen und
privaten Nutzen[23].
In etablierten dualen Berufsbildungssystemen rentiert sich die
Lehrlingsausbildung für die Unternehmen langfristig, selbst wenn die
Ausbildungskosten zunächst höher sind als die unmittelbaren Einnahmen aus der
Arbeit des Auszubildenden. Um das Angebot an Ausbildungsstellen zu steigern,
sollten öffentliche Mittel insbesondere in Branchen mit wachsendem
Arbeitskräftebedarf fließen. Zugleich sollten auch Unternehmen verstärkt in die
Erstausbildung investieren, insbesondere indem sie sich an dualen
Ausbildungsmodellen beteiligen, aber auch indem sie Bildungseinrichtungen
geeignete Ausrüstungen zur Verfügung stellen. Die berufliche
Weiterbildung kann beträchtliche private Erträge generieren und auf Seiten der
Arbeitgeber für Produktivitätssteigerungen sorgen. Untersuchungen zufolge sind
die derzeit angewandten öffentlichen Finanzierungsinstrumente (individuelle
Lernkonten, Fortbildungszuschüsse usw.) jedoch möglicherweise nicht wirksam
genug ausgerichtet, da sie eher die Weiterbildung bereits hoch qualifizierter
Arbeitskräfte unterstützen und deren private Erträge steigern. Öffentliche
Investitionen in diesem Bereich müssen sorgfältig evaluiert werden und darauf
abstellen, neue Teilnehmerkreise – insbesondere benachteiligte Gruppen – für
die Weiterbildung zu gewinnen. In Phasen des Strukturwandels wächst auch die
Verantwortung der öffentlichen Hand. Zugleich müssen häufiger Mechanismen
eingesetzt werden, um die finanzielle Last der Berufsbildung zwischen den
Arbeitgebern aufzuteilen (z. B. branchenspezifische Ausbildungsfonds). Investitionen in
die Hochschulbildung können unbestritten erhebliche Erträge sowohl für den
Einzelnen als auch für die gesamte Gesellschaft generieren[24]. Die Mitgliedstaaten wenden
unterschiedliche Finanzierungsmodelle an, wobei immer mehr Länder angesichts
wachsender Studierendenzahlen und knapper Haushaltsmittel umfassendere
Kostenteilungskomponenten in ihre Hochschulsysteme integrieren. Zwar hat jeder
Mitgliedstaat das Vorrecht, selbst über den am besten geeigneten Mechanismus zu
entscheiden; neben der Frage der Effizienz sollten jedoch auch Aspekte wie
Gerechtigkeit und Zugang in die Überlegungen eingehen. Inwieweit die
Studierenden und andere Akteure einen direkten Beitrag zu den Studienkosten
leisten sollten[25]
und welche Auswirkungen die Kostenteilung allgemein hat, sind offene Fragen,
die weiter erörtert und durch geeignete Studien und Analysen untermauert werden
müssen. Außerdem müssen
die Regierungen in Anbetracht knapper Mittel auch die verfügbaren Strukturfonds,
insbesondere den Europäischen Sozialfonds, wirksam nutzen. Mehrere Länder haben
in letzter Zeit umfangreiche Mittel aus dem Programmplanungszeitraum 2007-2013
mit Blick auf die Prioritäten für die allgemeine und berufliche Bildung
umgeschichtet. Im Zeitraum 2014-2020 müssen weitere Schwerpunkte und
Prioritäten gesetzt werden, um nachhaltige Investitionen in die Bildung und
entsprechende Infrastrukturen zu gewährleisten. Im Rahmen der Förderung von
Mobilitäts- und Kooperationsmaßnahmen sowie strategischer Maßnahmen wird das
für 2014-2020 vorgeschlagene Programm „Erasmus für alle“ ebenfalls
länderübergreifende Initiativen in diesen Bereichen unterstützen. Partnerschaften Partnerschaften
können eine Plattform für den Erwerb der „richtigen“ Qualifikationen bilden,
wenn sie aktiv unterstützt werden Partnerschaften
zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen sind nicht nur eine
Finanzierungsquelle für die Bildung, sondern unterstützen auch das
wechselseitige Lernen, die gemeinsame Entwicklung von Strategien und deren
Umsetzung. Partnerschaften sind eine Möglichkeit, auf zielgerichtete,
innovative und nachhaltige Weise Qualifikationsagenden zu entwickeln und die
Akteure unmittelbar einzubinden, die spezifische Qualifikationen in der Praxis
vermitteln, nutzen und auf den neuesten Stand bringen. Solche Partnerschaften
können verschiedene Politikfelder und Teilbereiche der allgemeinen und
beruflichen Bildung miteinander verbinden und sowohl öffentliche als auch
private Akteure sowie unterschiedliche Entscheidungsebenen umfassen[26]. Für die allgemeine
und berufliche Bildung bedeutet ein verstärkter Partnerschaftsansatz, dass die
Bildung eine aktivere Rolle bei der Entwicklung von Qualifikationsstrategien
spielt und nicht nur als „Zulieferer“ fungiert. Damit Partnerschaften
nachhaltig sind, müssen sie sich auf klare Zielsetzungen stützen und im
politischen Konzept als Systemkomponente vorgesehen sein. In die
Partnerschaften müssen alle relevanten Akteure eingebunden sein, einschließlich
Vertretern der Lehrkräfte, der Sozialpartner und der
Schüler-/Studierendenvereinigungen. Das
Partnerschaftskonzept ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von
Jugendgarantieprogrammen (vgl. demnächst erscheinendes Paket zur
Jugendbeschäftigung). Die Umsetzung eines solch umfassenden Konzepts erfordert
große gemeinsame Anstrengungen der Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen
mit den anderen Akteuren. Auf EU-Ebene
werden unterschiedliche Partnerschaftsformen gefördert: In den vom Europäischen
Innovations- und Technologieinstitut (EIT) unterstützten Wissens- und
Innovationsgemeinschaften (KIC) arbeiten Bildungs- und Forschungseinrichtungen
sowie Unternehmen zusammen und verfolgen einen hochgradig integrierten
Qualifikationsentwicklungsansatz, der auf die Bedürfnisse und Herausforderungen
der relevanten Wirtschaftsakteure abgestimmt ist. Ein anderes –
diesmal branchenspezifisches – Beispiel ist die Große Koalition für
IKT-Arbeitsplätze, in der die Industrie, Arbeitgeber, Bildungseinrichtungen und
staatliche Stellen gemeinsam Maßnahmen zur Beseitigung von
Qualifikationsdefiziten im IKT-Sektor ergreifen werden. Auch das
vorgeschlagene Programm „Erasmus für alle“ wird Anreize für Partnerschaften
bieten. So sollen Wissensallianzen unterstützt werden, die mittels umfassender
Aktivitäten die Weitergabe, den Austausch und die Verbreitung von Wissen unter
Bildungseinrichtungen und Unternehmen anregen. Die Allianzen sollen Exzellenz
und Innovation fördern und fächerübergreifende Lehrpläne erarbeiten, die die
Entwicklung von Schlüsselqualifikationen anregen, beispielsweise
Unternehmergeist, spontanes Problemlösungsvermögen und kreatives Denken. Im
Bereich der Berufsbildung sollen Allianzen für branchenspezifische Fertigkeiten
finanziert werden, in denen Bildungseinrichtungen, Unternehmen und
Berufsverbände gemeinsam Lehrpläne und Ausbildungsprogramme entwickeln. Sowohl
die Wissensallianzen als auch die Allianzen für branchenspezifische
Fertigkeiten werden von den laufenden Arbeiten der Sozialpartner – auch auf
EU-Ebene im Rahmen der europäischen Qualifikationsräte für verschiedene
Branchen – zur Ermittlung des Qualifikationsbedarfs in den verschiedenen
Sektoren profitieren. 3. PRIORITÄTEN
FÜR DIE MITGLIEDSTAATEN Angesichts der Vielfalt und der
Dringlichkeit der Herausforderungen, mit denen die Mitgliedstaaten konfrontiert
sind, müssen unterschiedliche Instrumente über unterschiedlich lange Zeiträume
hinweg angewandt werden, und die Akteure des Bildungswesens und des
Arbeitsmarktes müssen gemeinsam handeln. Die Anstrengungen zur Verbesserung des
Angebots an relevanten, hochwertigen Qualifikationen müssen von gezielten
Maßnahmen begleitet werden, um einen reibungslosen Übergang von der Schule zum
Arbeitsleben zu gewährleisten, Mobilitätshindernisse zu beseitigen und das
Funktionieren des Arbeitsmarktes zu verbessern, so dass jungen Menschen mehr
Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Im Rahmen des in Kürze anstehenden Pakets
zur Jugendbeschäftigung werden die Mitgliedstaaten aufgerufen werden, ihre
Anstrengungen in den Bereichen Lernen am Arbeitsplatz, Mobilität und Praktika
zu verstärken und zur Umsetzung der Jugendgarantien Partnerschaften unter
Beteiligung des Bildungswesens zu fördern, um wirksam auf die
Jugendbeschäftigungskrise zu reagieren. Im Einklang mit den länderspezifischen
Empfehlungen 2012 ruft die Europäische Kommission die Mitgliedstaaten auf,
Bildungsreformen voranzutreiben, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und
das Qualifikationsangebot zu vergrößern. Hierzu sollten folgende Maßnahmen
ergriffen werden: 1.
Förderung von Exzellenz in der beruflichen Aus-
und Weiterbildung. Schwerpunkte sind hier die
Entwicklung hochwertiger dualer Berufsbildungssysteme entsprechend den
länderspezifischen Gegebenheiten, die Verknüpfung von Berufsbildungsstrategien
mit Strategien für die regionale/lokale Entwicklung (insbesondere für
intelligente Spezialisierung), die Verbesserung der Durchlässigkeit zu anderen
Bildungsangeboten, die Entwicklung von Qualifikationen auf Basis von
Kurzstudiengängen (2 Jahre) in klar umrissenen Bereichen mit
Qualifikationsdefizit – insbesondere wenn dort Wachstumspotenzial besteht
(z. B. IKT, Gesundheitswesen, grüne Qualifikationen) – sowie die Stärkung
lokaler, nationaler und internationaler Partnerschaften und Netze, in denen
Unternehmen (insbesondere KMU) und Berufsbildungseinrichtungen
zusammenarbeiten. 2.
Verbesserung der Leistungen von Schülergruppen
mit hohem Schulabbruchrisiko und geringen Grundfertigkeiten. Schwerpunkte sind hier die Einrichtung eines hochwertigen Angebots
für frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung, die verstärkte Vermittlung
von Grundfertigkeiten (z. B. Lesen, Schreiben, Rechnen, grundlegende
mathematisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse), die frühzeitige Erkennung von
Schülerinnen und Schülern mit schlechten Leistungen bei den Grundfertigkeiten
in allen Stufen der Schulbildung, die Bereitstellung individueller
Förderangebote und die Umsetzung evidenzbasierter Strategien zur Bekämpfung des
Schulabbruchs. 3.
Verstärkte Vermittlung von
Querschnittskompetenzen, die die Beschäftigungsfähigkeit steigern, z. B.
Unternehmergeist, digitale Kompetenz und Fremdsprachen.
Schwerpunkte sind hier Maßnahmen zur Integration von Querschnittskompetenzen in
alle Lehrpläne und Curricula von den frühen Bildungsstufen bis hin zur
Hochschulbildung, wobei innovative, auf die Lernenden ausgerichtete
pädagogische Ansätze angewandt werden sollten, sowie die Entwicklung von
Instrumenten, die eine wirksame Messung und Bewertung von Kompetenzniveaus
ermöglichen. Zudem sollten alle jungen Menschen mindestens eine
unternehmerische Erfahrung gesammelt haben, bevor sie die Pflichtschulbildung
beenden. 4.
Verringerung der Zahl gering qualifizierter
Erwachsener. Schwerpunkte sind hier die Festlegung
nationaler Zielvorgaben und Strategien, die Verstärkung der Anreize, die
Unternehmen Erwachsenen für die Fortbildung bieten, die Validierung von
außerhalb der formalen Bildung erworbenen Kenntnissen, Fertigkeiten und
Kompetenzen und die Einrichtung universeller Anlaufstellen, in denen
verschiedene Dienste für lebenslanges Lernen zusammenarbeiten und die
u. a. Validierung und Laufbahnberatung anbieten sowie maßgeschneiderte
Lernangebote für Einzelpersonen zusammenstellen. 5.
Verstärkung des IKT-gestützten Lernens und
Verbesserung des Zugangs zu hochwertigen OER. Schwerpunkte
sind hier die Modernisierung der IKT-Infrastruktur der Schulen, die Förderung
IKT-gestützter Unterrichtsmethoden und Bewertungsverfahren, die Verbesserung
der Transparenz hinsichtlich der Rechte und Pflichten von Nutzern digitaler
Inhalte, die Einrichtung von Mechanismen zur Validierung und Anerkennung von
mittels OER erworbenen Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen und die
Unterstützung der Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen bei der Anpassung
ihrer Geschäftsmodelle an die neuen OER. 6.
Überprüfung und Stärkung des Profils aller
Lehrberufe (Lehrkräfte auf allen Bildungsebenen,
Schulleiter und Ausbilder von Lehrkräften). Schwerpunkte sind hier die Prüfung
der Wirksamkeit sowie der akademischen und pädagogischen Qualität der
Erstausbildung von Lehrkräften, die Einführung kohärenter und mit angemessenen
Ressourcen ausgestatteter Systeme für die Einstellung, Auswahl, Einarbeitung
und berufliche Entwicklung von Lehrkräften auf Basis einer klaren Definition
der Kompetenzen, die eine Lehrkraft in den einzelnen Laufbahnphasen benötigt,
und die Verbesserung der digitalen Kompetenz der Lehrkräfte. Diese Reformen lassen sich jedoch nur erfolgreich umsetzen, wenn auch
die Effizienz der Investitionen in die Bildung gesteigert wird. Um diese
komplexe Herausforderung zu bewältigen, ruft die Kommission die
Mitgliedstaaten dazu auf, nationale Debatten darüber zu führen, wie sich
nachhaltige Finanzierungsmechanismen einrichten lassen, die für mehr Stabilität
und Effizienz sorgen und gleichzeitig eine verstärkte Unterstützung derjenigen
gewährleisten, deren Teilhabe bisher eher gering ist. Besondere Aufmerksamkeit
sollte dabei der Entwicklung von Finanzierungsmodellen für die Berufsbildung
und die Erwachsenenbildung gewidmet werden, die eine Aufteilung der Lasten auf
die öffentliche Hand und Unternehmen sowie Beiträge der Lernenden vorsehen
(z. B. branchenspezifische Ausbildungsfonds, Ausbildungsabgaben usw.) und
die großen Unternehmen und KMU Anreize bieten sollen, praxisbasierte
Berufsbildung anzubieten. 4. EUROPÄISCHE EBENE: KOORDINIERUNG UND
BEITRÄGE Zwar liegt die
Zuständigkeit für die in dieser Mitteilung angesprochenen Fragen und für die
Instrumente zu ihrer Bewältigung bei den Mitgliedstaaten; angesichts der
notwendigen ehrgeizigen Reformen ist es jedoch sinnvoll, dass die EU und die
Mitgliedstaaten gemeinsam entschlossen handeln. Auf EU-Ebene wird ab sofort den
folgenden Schwerpunktmaßnahmen Vorrang eingeräumt: 1. Verstärkung der länderspezifischen Ausrichtung sowie Unterstützung der
Mitgliedstaaten bei ihren Bemühungen zur Umsetzung der
ermittelten Prioritäten durch -
die Überwachung der Fortschritte in jedem
Mitgliedstaat im Rahmen des nächsten Europäischen Semesters und die
Berücksichtigung der Ergebnisse dieser Länderanalysen bei der Erarbeitung des
Entwurfs der länderspezifischen Empfehlungen 2013, -
die Stärkung der Analysegrundlage für die
Länderüberwachung durch i) regelmäßige Peer Reviews im Rahmen der
offenen Methode der Koordinierung für die allgemeine und berufliche Bildung;
ii) einen Rahmen für die Zusammenarbeit der Europäischen Kommission und der
OECD auf dem Gebiet der Qualifikationspolitik. Innerhalb dieses Rahmens wird im
Herbst 2013 ein öffentliches Portal zur Online-Bewertung von Bildung und
Qualifikationen („Education and Skills Online Assessment“) eingerichtet,
das auf der PIAAC-Methodik basiert und mit dem Einzelpersonen und Unternehmen
ein Qualifikations-Benchmarking auf Grundlage der Angaben anderer Nutzer
durchführen können; iii) verbesserte Überwachung der Benchmarks im Bereich der
allgemeinen und beruflichen Bildung und Einführung einer neuen Benchmark zum
Fremdsprachenunterricht (vgl. Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen
zum Thema Sprachen). 2.
Vorantreiben der Verbesserungen beim Lernen am
Arbeitsplatz, insbesondere durch Einrichtung einer Ausbildungsallianz auf
EU-Ebene (vgl. auch demnächst erscheinendes Paket zur Jugendbeschäftigung).
In einem ersten Schritt wird die Kommission ein Memorandum zur europäischen
Zusammenarbeit in der beruflichen Aus- und Weiterbildung unterstützen, das
darauf abzielt, verschiedene Mitgliedstaaten zusammenzubringen, um von
erfolgreichen Konzepten und Ansätzen zu lernen. 3.
Schaffung eines Europäischen Raums der
Kompetenzen und Qualifikationen, um die Transparenz-
und Anerkennungsinstrumente der EU kohärenter zu machen, so dass Kompetenzen
und Qualifikationen problemlos grenzübergreifend anerkannt werden; dies soll
unter Berücksichtigung der laufenden Bewertungen und auf Grundlage des
Lernergebnisse-Ansatzes erfolgen. 4.
Wachstumsorientierte Bildungsfinanzierung, um das Engagement für die Ausbildung qualifizierter Arbeitskräfte und
ihre kontinuierliche Weiterbildung bzw. Umschulung zu steigern, durch -
Überwachung der von den Mitgliedstaaten ergriffenen
Maßnahmen, um wachstumssteigernden Investitionen Priorität einzuräumen, und Entwicklung
eines evidenzbasierten Rahmens zur Analyse der Effizienz öffentlicher Ausgaben
für hochwertige allgemeine und berufliche Bildung; -
Einleitung einer ersten Debatte auf EU-Ebene über
den Nutzen von Investitionen in verschiedene Bereiche der allgemeinen und
beruflichen Bildung (Berufsbildung, Erwachsenenbildung, Hochschulbildung) und
über Möglichkeiten zur Steigerung der Ausgabeneffizienz; -
Konsultation der Sozialpartner auf EU-Ebene zur
Frage, wie das Weiterbildungsangebot für erwerbstätige Erwachsene beträchtlich
gesteigert werden kann, um die Arbeitskräfte umzuschulen bzw. ihre
Qualifikationen zu verbessern. Dies wird nach Abschluss der laufenden
Konsultation zum Qualitätsrahmen für Praktika stattfinden, um deren Ergebnisse
vollständig berücksichtigen zu können. 5.
Analyse der Wirkung einer EU-Förderung mit dem
Ziel, den Zugang zu OER und IKT und deren verstärkte Nutzung zu fördern,
Qualitätsparameter und Zertifizierungsprozesse für OER einzurichten,
IKT-gestützte Lehrmethoden zu entwickeln und eine EU-Dimension für die
Online-Bildung aufzubauen. Die Ergebnisse dieser Vorarbeiten werden den Weg in
Richtung einer neuen europäischen Initiative zur Öffnung der Bildung
ebnen. 6. Maßnahmen zur
Vermittlung unternehmerischer Kompetenz, u. a.
Veröffentlichung politischer Leitlinien für unternehmerische Bildung im Jahr 2013,
gemeinsam mit der OECD Schaffung eines Orientierungsrahmens für Einrichtungen,
die unternehmerische Bildung vermitteln, und Entwicklung von Instrumenten zur
Überwachung der Fortschritte und des Erwerbs unternehmerischer Kompetenzen. 7. Auf Grundlage der vorgeschlagenen Programme
Erasmus für alle 2014-2020 und Horizont 2020 Förderung von
Partnerschaften zwischen Bildung, Wirtschaft und Forschung, z. B.
Wissensallianzen, Allianzen für branchenspezifische Fertigkeiten und
Partnerschaften im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen, um die
Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung besser auf die Bedürfnisse der
Wirtschaft, insbesondere der KMU, abzustimmen. 5. SCHLUSSFOLGERUNGEN Europa wird nur
dann auf den Wachstumspfad zurückkehren können, wenn es die Produktivität
steigert und das Angebot an hoch qualifizierten Arbeitskräften verbessert. Die
Reform der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung spielt hierbei eine
entscheidende Rolle. Die vorliegende Mitteilung und die Länderanalysen in den beigefügten
Arbeitsunterlagen der Kommissionsdienststellen sollen Regierungen, Bildungs-
und Berufsbildungseinrichtungen, Lehrkräften, Unternehmen ebenso wie anderen
Partnern Impulse geben und sie dazu bewegen, gemeinsam und entsprechend der
länderspezifischen Situation Reformbemühungen anzustoßen und voranzubringen.
Die Mitgliedstaaten werden hiermit ersucht, weitere Überlegungen auf Grundlage
des vorliegenden Papiers anzustellen und hierzu Diskussionen mit ihren
Parlamenten und relevanten Akteuren zu führen, um die Reformen mit Nachdruck
voranzutreiben. Die Kommission
wird dafür sorgen, dass der Beitrag, den die Bildung sowie Investitionen in
Qualifikationen zu Wachstum und Beschäftigung leisten, in vollem Umfang im
Europäischen Semester berücksichtigt wird. Sie wird die europäischen
Plattformen für den Dialog, etwa die offene Methode der Koordinierung im
Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung, den Bologna-Prozess (für die
Hochschulbildung) und den Kopenhagen-Prozess (für die Berufsbildung), sowie die
Finanzierungsinstrumente nutzen, um die Dringlichkeit der hier dargelegten
Prioritäten zu unterstreichen. [1] Aktualisierung der Mitteilung zur Industriepolitik, COM(2012) 582.
[2] http://ec.europa.eu/europe2020/index_de.htm
[3] Jahreswachstumsbericht, KOM(2011) 815. [4] „Erasmus für alle“ ist das von der Europäischen
Kommission am 23. November 2011 vorgeschlagene neue EU-Programm für
allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. [5] Einen Überblick über die unternehmerischen Kompetenzen
vermittelt die Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen „Assessment of Key
Competences“ (Bewertung von Schlüsselkompetenzen). [6] EURYDICE (2012): „Entrepreneurship Education at School
in Europe – National Strategies, Curricula and Learning Outcomes“
(unternehmerische Bildung an Schulen in Europa – nationale Strategien,
Lehrpläne und Lernergebnisse). [7] Vgl. Anzeiger für die allgemeine und berufliche Bildung 2012. [8] PIAAC – Internationale Vergleichsstudie der Kompetenzen
Erwachsener: weitere Informationen unter http://ec.europa.eu/education/literacy/resources/statistics/more-info/index_en.htm. [9] http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2011:372:0027:01:DE:HTML [10] http://ec.europa.eu/languages/eslc/de/index.html [11] Vgl. Anzeiger für die allgemeine und berufliche Bildung 2012. [12] Tagung des Europäischen Rates in Barcelona, März 2002. [13] Erläuterungen zu den länderspezifischen Daten siehe
Eurostat-Website. [14] Blaues Wachstum – Chancen für nachhaltiges marines und
maritimes Wachstum, COM(2012) 494. [15] Die Kommission wird in Kürze Vorschläge zur Neufassung der
Richtlinien 2004/114/EG und 2005/71/EG vorlegen. [16] Die UNESCO hat „Open Education Resources“ (OER) 2002
folgendermaßen definiert: „teaching, learning or research materials that are in
the public domain or released with an intellectual property license that allows
for free use, adaptation, and distribution“ (Lehr-, Lern- und
Forschungsmaterialien, die gemeinfrei sind oder auf Basis freier Lizenzen
beliebig verwendet, angepasst und verbreitet werden können). Open Education
(OE, offene Bildung) ist ein breiter angelegtes Konzept, das Verfahren und
Organisationen bezeichnet, die auf die Beseitigung von Zugangshindernissen zur
Bildung abzielen. OER sind Teil der OE, die durch die Nutzung von IKT
erheblichen Auftrieb erhalten hat. Weitere Informationen sind auf der Website
der UNESCO zu OER zu finden: http://www.unesco.org/new/en/communication-and-information/access-to-knowledge/open-educational-resources. [17] http://eacea.ec.europa.eu/education/eurydice/documents/key_data_series/129DE.pdf [18] Vgl. Definition in der Arbeitsunterlage der
Kommissionsdienststellen „Supporting the Teaching Professions for Better
Learning Outcomes“ (Unterstützung der Lehrkräfte für bessere Lernergebnisse). [19] Vgl. OECD, Bildung auf einen Blick 2012. [20] Erläuterungen zu den länderspezifischen Daten siehe
Eurostat-Website. [21]http://ec.europa.eu/euraxess/pdf/research_policies/Towards_a_European_Framework_for_Research_Careers_final.pdf [22] Vgl. EURYDICE, „Recent Trends in the Public Funding of
Education in Europe“ (aktuelle Trends in der Bildungsfinanzierung in Europa),
Veröffentlichung in Kürze. [23] Vgl. OECD, Bildung auf einen Blick 2012. [24] Vgl. OECD, „Education Today“ vom 29. Juni 2012. [25] Vgl. EURYDICE (2012), „National student fee and support
systems 2011/2012“ (nationale Systeme für Studiengebühren und zur Unterstützung
von Studierenden). [26] Praktiken aus den Mitgliedstaaten werden in der
Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen „Partnerships and flexible
pathways for lifelong skills development“ (Partnerschaften und flexible Wege
für die lebenslange Qualifikationsentwicklung) beschrieben.