Der Euro und die internationale Wirtschaft

Erste Analyse der möglichen Auswirkungen des Euro auf die Entwicklung der Weltwirtschaft, insbesondere auf das internationale Währungssystem.

RECHTSAKT

Arbeitsunterlage der Kommission vom 23. April 1997 über die externen Aspekte der Wirtschafts- und Währungsunion [SEK(97) 699 endg. - Nicht im Amtsblatt veröffentlicht].

ZUSAMMENFASSUNG

Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der Euro-Zone wird die Einführung der einheitlichen Währung nicht nur für die nicht teilnehmenden Mitgliedstaaten, sondern auch für Drittländer mit erheblichen Auswirkungen verbunden sein. Dieser externe Aspekt des Euro wird in internationalen Gremien, wie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF), zunehmend diskutiert.

Bei einer Euro-Zone mit allen Mitgliedstaaten würde sich die Wirtschaft- und Währungsunion (WWU) wie folgt darstellen:

Die Wirtschafts- und Währungsunion wird zu einer echten Integration des europäischen Finanzmarkts führen:

Trotz dieser Integration ist davon auszugehen, dass bestimmte nationale Charakteristika der Finanzmärkte erhalten bleiben.

Die Größe der WWU, die Stabilität des Euro und die Breite des Finanzmarkts, auf den er sich stützt, dürften seine internationale Verwendung begünstigen.

Als Fakturierungswährung dürfte der Euro in großem Umfang bei Handelsgeschäften genutzt werden, an denen Länder der EU unmittelbar beteiligt sind; in geringerem Umfang dürfte dies auch für Geschäfte gelten, an denen keine Mitgliedstaaten der Union beteiligt sind.

In Anbetracht der Unabhängigkeit der Europäische Zentralbank (EZB) und ihrer stabilitätsorientierten Politik dürfte der Euro zu einer bedeutenden Reservewährung werden und weltweit eine wichtige Rolle für die Bestände an Finanzaktiva spielen. Auch wenn diese Faktoren die Attraktivität des Euro für private Anleger erhöhen dürften, lässt sich der Anteil des Euro an privaten Portefeuilles nicht ohne weiteres prognostizieren.

Der Übergang des Euro zu einer bedeutenden internationalen Währung wird sich schrittweise vollziehen. Zunächst dürfte dies in Ländern mit engen Wirtschaftsbeziehungen zur Europäischen Union zu beobachten sein.

Durch die Internationalisierung des Euro wird die Tätigkeit der EZB international an Gewicht gewinnen. Anfangs wird sie die Geldpolitik allerdings erschweren, da die monetären Aggregate von den Entscheidungen ausländischer Aktivabesitzer beeinflusst werden.

Die Umstellung auf den Euro birgt das Risiko einer zeitweiligen Instabilität der Wechselkurse zwischen dem Euro und anderen wichtigen Währungen. Dies hat verschiedene Gründe:

Langfristig werden die Wechselkurse in erster Linie von den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren bestimmt (Wachstum, Inflation, Produktivität, Haushaltssalden, Leistungsbilanzsalden usw.), die ihrerseits von der Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten wie auch der ihrer Partner beeinflusst werden.

Der im EG-Vertrag festgelegte wirtschaftspolitische Rahmen dürfte wenig restriktive Bedingungen ermöglichen und gleichzeitig den Wechselkurs auf einem angemessenen Niveau halten. Die Wirtschaftspolitik der europäischen Länder wird so in den internationalen Wirtschaftbeziehungen eine verlässliche Größe darstellen.

Die WWU dürfte eine bedeutende Entwicklung des internationalen Währungssystems nach sich ziehen und vor allem ein höheres Maß an Symmetrie ermöglichen: die potentiellen Gewinne einer Koordinierung auf makroökonomischer Ebene dürften sich gleichmäßiger auf die Partner verteilen.

Schließlich wird sich die WWU auf die Funktionsweise internationaler Institutionen wie den IWF auswirken (wirtschaftliche Überwachung ....): Geprüft werden müssen die Frage der Vertretung der Union bei diesen Gremien und die Vereinbarkeit der derzeitigen Praktiken mit dem EG-Vertrag.

VERBUNDENE RECHTSAKTE

Mitteilung der Kommission: Das Euro-Gebiet innerhalb der Weltwirtschaft - Entwicklungen in den ersten drei Jahren [KOM(2002) 332 endg. - Nicht im Amtsblatt veröffentlicht]. In dieser Mitteilung wird eine Bilanz aus den ersten drei Jahren der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWW) und der Eurozone im weltweiten Wirtschaftsbereich gezogen.

Letzte Änderung: 23.06.2006