Hin zu einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen forstbasierten Industrie

Als Antwort auf die zukünftigen wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen an die Europäische Union sowohl beim Klimawandel als auch auf den Gebieten der Innovation, der zunehmenden weltweiten Konkurrenz oder der Versorgung mit Holz und Energie legt die Kommission einen Aktionsplan zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Nachhaltigkeit der forstbasierten Industrie vor.

RECHTSAKT

Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament vom 27. Februar 2008 über eine innovative und nachhaltige forstbasierte Industrie in der EU – Beitrag zur Strategie für Wachstum und Beschäftigung [KOM(2008) 113 endg. – Nicht im Amtsblatt veröffentlicht].

ZUSAMMENFASSUNG

Die forstbasierte Industrie der Europäischen Union (EU) ist wettbewerbsfähig. Sie weist einen Produktionswert von 365 Milliarden EUR und eine Wertschöpfung von ungefähr 120 Milliarden EUR auf. Sie beschäftigt über drei Millionen Personen in 344 000 Unternehmen, von denen viele in ländlichen Gebieten angesiedelt sind. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) spielen im Holzsektor und im Druck­gewerbe eine Schlüsselrolle.

Die forstbasierte Industrie befindet sich im Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und muss dabei ihre Wettbewerbsfähigkeit behaupten. Sie muss sich den Herausforderungen des Klimawandels, der Innovation, des Zugangs zu außer­europäischen Märkten und der steigenden Energiekosten stellen und dabei weiterhin erfolgreich arbeiten.

Die Kommission schlägt mehrere Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbs­fähigkeit der europäischen forstbasierten Industrie vor und legt den Schwerpunkt auf folgende Bereiche:

Zugang zu Rohstoffen

Die gestiegene Nachfrage nach Rohholz als erneuerbarem Energieträger, die Erforder­nisse der biologischen Vielfalt sowie Freizeitaktivitäten führen zu einer verschärften Konkurrenz. Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage bringt allerdings steigende Kosten mit sich. Es ist daher wichtig, durch Förderung des Angebots an Rohholz die Ver­sorgung des heimischen Marktes zu gewährleisten. Der Rohstoff Holz stellt den bedeutendsten Kostenfaktor für zahlreiche Branchen der forstbasierten Industrie dar, er macht über 30 % der Gesamtkosten in der Papierherstellung und an die 70 % in den Sägewerken aus.

Die Kommission tritt für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ein. Sie ermutigt die Mitgliedstaaten, die Industrie und die Waldbesitzer:

Wälder nehmen Kohlendioxid auf, gleiches gilt für die Erzeugnisse der forst­basierten Industrie. Ihr Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel besteht in der Speicherung von Kohlenstoff. Durch vermehrtes Recycling von Papier und Holz anstelle der Deponierung wird die Fähigkeit der Holzprodukte, Kohlenstoff zu binden, verlängert. Die Kommission wird Vor- und Nachteile des Vorschlags, die Kohlen­stoff­speicherung in forstwirtschaftlichen Produkten in ihre Politik aufzunehmen, prüfen.

Der Anstieg der Gas- und Strompreise bedroht die Wettbewerbsfähigkeit der forst­basierten Industrie. Obwohl einige Branchen in diesem Wirtschaftszweig (Anlagen zur chemischen Zellstoffherstellung) Nettoenergieproduzenten sind, sind andere (Papier­fabriken) große Energieverbraucher. Die Kommission stützt sich vor allem auf den Aktionsplan (2007-2009) „Eine Energiepolitik für Europa“, mit dem ein wirklich wettbewerbsfähiger Binnen­markt für Gas und Strom geschaffen werden soll.

Ein weiterer Schwerpunkt der Kommission liegt auf zukünftigen Aktionen gegen den Klimawandel. Im Rahmen des Systems für den Handel mit Treibhausgasemissionszertifikaten wird sie die Bewertung der besonderen Situation von energieintensiven Industriezweigen und der Risiken einer Produktionsverlagerung in Länder mit weniger strengen Emissions­grenzwerten („carbon leakage“) fortsetzen.

Innovation

Die Kommission weist auf die Bedeutung von Innovation, Forschung und techno­logischer Entwicklung für die Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit und die Gewährleistung eines nachhaltigen Wirtschaftens in der forstbasierten Industrie hin. Das 7. Forschungsrahmenprogramm schafft die Bedingungen für die Untersuchung der Methoden zur Erzeugung von Biokraftstoffen und biotechnologischen Chemikalien auf Holz­basis. Zur Stimulierung des Wettbewerbs innerhalb der forstwirtschaftlichen Wertschöpfungs­kette wird ein auf der Einrichtung von Innovationszentren basierender Ansatz gewählt.

Handel und Zusammenarbeit mit Drittländern

Die Kommission wird ihre Bestrebungen fortsetzen, den Zugang zu Rohstoffen auf dem Weltmarkt zu sichern und tarifäre Handelshemmnisse zu beseitigen. Zu diesem Zweck wird ein Dialog mit den Drittländern angeknüpft.

Information und Öffentlichkeitsarbeit

Der Wissensstand über forstwirtschaftliche Erzeugnisse und die forstbasierte Industrie muss verbessert werden. Die Mitgliedstaaten, die regionalen Behörden, Hoch­schulen und andere Bildungseinrichtungen werden aufgefordert, sich an multinationalen Netzwerken zu beteiligen, um langfristige Veränderungen in der forst­basierten Industrie zu untersuchen und darüber zu berichten.

Hintergrund

Sämtliche vorgeschlagenen Maßnahmen waren Gegenstand einer öffentlichen Anhörung [EN]. Die vorliegende Mitteilung ist ein weiterer Schritt bei der Umsetzung der integrierten Industriepolitik der EU. Sie ergänzt ebenfalls den Forstaktionsplan.

Letzte Änderung: 10.06.2008