19.12.2012   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

C 393/20


Schlussfolgerungen des Rates und der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten vom 27. November 2012 zur Stärkung der Faktengrundlage für die Politikgestaltung im Bereich des Sports

2012/C 393/06

DER RAT DER EUROPÄISCHEN UNION UND DIE VERTRETER DER REGIERUNGEN DER MITGLIEDSTAATEN —

1.   UNTER HINWEIS AUF

1.

die der EU nach Artikel 165 AEUV übertragene Aufgabe, die europäische Dimension des Sports zu entwickeln und zu fördern;

2.

den am 20. Mai 2011 angenommenen Arbeitsplan der Europäischen Union für den Sport (2011-2014) (1), in dem der Aufgabe, auf eine faktengestützte Sportpolitik auf EU-Ebene hinzuarbeiten, hohe Priorität eingeräumt wurde und mit dem die Expertengruppe „Sportstatistik“ eingerichtet wurde, die den Auftrag erhielt, auf Grundlage der laufenden Arbeiten Empfehlungen zur weiteren Förderung der Datenerfassung im Bereich des Sports zu unterbreiten;

3.

das Weißbuch Sport der Kommission vom 7. Juli 2007 (2) und die Mitteilung der Kommission über die Entwicklung der europäischen Dimension des Sports vom 18. Januar 2011 (3); darin wurde hervorgehoben, wie wichtig es ist, für die Politikgestaltung im Bereich des Sports über eine solide Faktengrundlage zu verfügen, die auch vergleichbare EU-weite Daten über soziale und wirtschaftliche Aspekte des Sports umfasst, und wurden konkrete Maßnahmen dargelegt, um diesem Erfordernis gerecht zu werden;

4.

die strukturierte Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten im Bereich der Sportstatistik, die seit 2006 auf EU-Ebene mit Unterstützung der Kommission stattfindet und zur Entwicklung einer gemeinsamen Methodik zur Messung der wirtschaftlichen Bedeutung des Sports auf Grundlage einer vereinbarten EU-Definition („Vilnius-Definition des Sports“) sowie zur Entwicklung von Sport-Satellitenkonten (4) in mehreren Mitgliedstaaten geführt hat;

5.

die 2010 bzw. 2011 von der Kommission eingeleiteten EU-weiten Studien über den „Beitrag des Sports zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in der EU“ sowie über eine etwaige künftige Sportkontrollfunktion/Monitoringfunktion für den Sport in der EU (5);

6.

die erste EU-Konferenz zum Thema Sportstatistik vom 23. März 2011 in Brüssel, auf der bekräftigt wurde, wie wichtig bessere und besser vergleichbare Sportdaten sind (6);

2.   IN DER ERWÄGUNG, DASS

1.

die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise in der gesamten EU erhebliche Auswirkungen auf die öffentlichen Ausgaben hat, wodurch zahlreiche Mitgliedstaaten veranlasst werden, ihre Ressourcen auf Politikbereiche auszurichten, durch die Wachstum und Beschäftigung geschaffen werden;

2.

zwar auf verschiedenen Ebenen Forschungsarbeiten zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports durchgeführt wurden, die Ergebnisse der Länder jedoch im Allgemeinen nicht miteinander vergleichbar waren. Heute gibt es immer mehr Belege dafür, dass der Sport einen wesentlichen Beitrag zur europäischen Wirtschaft leistet und ein wichtiger Wachstums- und Beschäftigungsmotor ist (7), und dass er zugleich auch für sozialen Zusammenhalt, Wohlergehen und die Entwicklung von Sozialkompetenzen („soft skills“) (8) sorgt und somit in erheblichem Maße zur Verwirklichung der Ziele der Strategie „Europa 2020“ beiträgt;

3.

einer unlängst durchgeführten EU-weiten Studie zufolge der Anteil des Sports an der gesamten Bruttowertschöpfung in der EU 1,76 % beträgt (9). Berücksichtigt man auch die Multiplikatoreffekte, so summiert sich der Anteil des Sports sogar auf 2,98 % der gesamten Bruttowertschöpfung in der EU. Zudem hat sich das Wachstum im Bereich des Sports als arbeitsintensiv erwiesen, was daraus ersichtlich ist, dass der Anteil des Sports an der Gesamtbeschäftigung in der EU, der sich auf 2,12 % beläuft, höher ist als sein auf die Bruttowertschöpfung bezogener Anteil. Angesichts seiner überproportional hohen Arbeitsintensität spielt der Sport eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Beschäftigung;

4.

die Erhebung verschiedener sportbezogener Daten und ihre Nutzung bei der Politikgestaltung die Qualität der Sportpolitik verbessern kann. In dieser Hinsicht werden Sport-Satellitenkonten als ein wertvolles Instrument betrachtet, wenn es darum geht, Fakten für die Gestaltung der Sportpolitik zu generieren. In einigen Mitgliedstaaten wurden infolge der Einrichtung eines Satellitenkontos Sport auf nationaler Ebene ausgezeichnete Fortschritte bei der Messung der wirtschaftlichen Bedeutung des Sports erzielt;

5.

sich eine intensivierte Zusammenarbeit mit dem Ziel einer besseren Kenntnis des Sports in der EU am besten durch eine sektorübergreifende Kooperation zwischen Wissenschaftlern, der Sportindustrie, der Sportbewegung sowie nationalen und europäischen Behörden, einschließlich der statistischen Ämter, erreichen lässt;

6.

sich Eurobarometer-Umfragen mit der Zeit als nützliches Instrument für den Vergleich von Tendenzen der Mitgliedstaaten in Bezug auf das Ergebnis der verschiedenen sportpolitischen Maßnahmen erwiesen haben; sie können allerdings kein Ersatz für fundierte statistische Daten sein, die über das Europäische Statistische System durch Eurostat bereitgestellt werden;

7.

die Expertengruppe „Sportstatistik“ entsprechend ihrem Auftrag ein erstes Paket durchzuführender Aufgaben (10) festgelegt hat, das bestimmten Aspekten der Stärkung der Faktengrundlage für den Bereich des Sports gewidmet ist. Es umfasst:

politische Empfehlungen auf Grundlage der Studie zum Beitrag des Sports zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in der EU und

ein Handbuch für die nationalen statistischen Ämter zur Einrichtung von Sport-Satellitenkonten;

8.

die Entwicklung einer verbesserten Faktengrundlage für die Politikgestaltung im Bereich des Sports den durch die Wirtschafts- und Finanzkrise bedingten beschränkten Haushaltsmitteln auf nationaler und europäischer Ebene Rechnung tragen muss —

3.   ERSUCHEN DIE EU-MITGLIEDSTAATEN,

1.

bei der freiwilligen Entwicklung von Sport-Satellitenkonten weiter voranzuschreiten und dabei auf die vorhandenen methodischen Instrumente zurückzugreifen, die bestehenden Kooperationsstrukturen auf EU-Ebene zu nutzen und danach zu streben, die zuständigen Verwaltungsstrukturen, einschließlich der nationalen statistischen Ämter, einzubinden;

2.

Initiativen zu fördern und zu unterstützen, deren Ziel darin besteht, die Erhebung und Verbreitung von sportbezogenen Informationen und Daten, einschließlich der existierenden nationalen Daten, zu verbessern, um für eine stärker faktengestützte Sportpolitik zu sorgen;

4.   ERSUCHEN DEN VORSITZ DES RATES DER EUROPÄISCHEN UNION, DIE MITGLIEDSTAATEN UND DIE KOMMISSION, IM RAHMEN IHRER JEWEILIGEN ZUSTÄNDIGKEITEN

1.

die Faktengrundlage in Bezug auf die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte des Sports in der EU und ihren Mitgliedstaaten zu verbessern, etwa indem diese Punkte in das Europäische Statistische Programm 2013-2017 und in die anschließenden jährlichen statistischen Arbeitsprogramme einfließen;

2.

danach zu streben, die Zusammenarbeit zwischen den für Sport und Statistik zuständigen institutionellen Strukturen auf EU-Ebene und in den Mitgliedstaaten zu verbessern, um Bewusstsein für die Notwendigkeit fundierter und vergleichbarer Sportdaten zu schaffen;

3.

unter Berücksichtigung vorliegender Fakten das Verständnis für die entscheidende Rolle des Sports als Motor für Wachstum, Beschäftigung und die Entwicklung persönlicher Fähigkeiten sowie für den sozialen Zusammenhalt sowohl im Rahmen nationaler und regionaler Politikgestaltung als auch der Strategie „Europa 2020“ zu fördern;

5.   ERSUCHEN DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION,

1.

auf der Grundlage der auf diesem Gebiet bereits geleisteten Arbeit zu erwägen, vorhandene und künftige Finanzierungsinstrumente der EU zur Unterstützung nationaler Maßnahmen zur Entwicklung von Sport-Satellitenkonten zu nutzen;

2.

die Stärkung der Faktengrundlage für den Sport zu fördern und hierzu insbesondere auf der Grundlage der auf diesem Gebiet bereits geleisteten Arbeit nationale Maßnahmen zur Entwicklung von Sport-Satellitenkonten und die gemeinsame Nutzung bewährter Verfahren auf EU-Ebene zu unterstützen, um empirisch zu bestimmen, welchen Beitrag der Sport zum Wirtschaftswachstum und zur Sicherung und Ausweitung der Beschäftigung in Europa leistet;

die Ermittlung des Bedarfs an Schlüsseldaten für die Politikgestaltung im Bereich des Sports in Europa, wie Fakten zur Beteiligung am Sport, und anschließende Arbeiten für die Erhebung und Verbreitung EU-weiter Sportdaten in diesen Bereichen;

die Einleitung und Verbreitung von EU-Umfragen (z. B. Eurobarometer-Umfragen) und Studien im Einklang mit den vom Rat ermittelten sportpolitischen Prioritäten und Aufnahme des Bereichs des Sports in die bestehenden Eurostat-Erhebungen.


(1)  ABl. C 162 vom 1.6.2011, S. 1.

(2)  Weißbuch Sport der Europäischen Kommission, KOM(2007) 391 endg.

(3)  Mitteilung der Europäischen Kommission „Entwicklung der europäischen Dimension des Sports“, KOM(2011) 12 endg.

(4)  Ein System von Satellitenkonten (im vorliegenden Fall das Satellitenkonto Sport) wird definiert als ein solider statistischer Rahmen zur Messung der wirtschaftlichen Bedeutung eines bestimmten Wirtschaftszweigs (im vorliegenden Fall des Sportsektors) innerhalb einer Volkswirtschaft.

(5)  http://ec.europa.eu/sport/preparatory_actions/studies-surveys-conferences-and-seminars_de.htm

(6)  http://ec.europa.eu/sport/news/eu-conference-on-sport-statistics_en.htm

(7)  Studie zum Beitrag des Sports zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in der EU; Zusammenfassung unter http://ec.europa.eu/sport/library/documents/b1/eusf2012-executive-summary-study-costegaeiteu-august-2012.pdf. Eines der spezifischen Ziele der Studie bestand in der Entwicklung eines methodischen Rahmens zur Berücksichtigung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Sports in der EU. Zur Verwirklichung dieses Ziels wurden im Rahmen der Studie alle nationalen Schätzungen in ein multiregionales System von Sport-Satellitenkonten gemäß der „Vilnius-Definition des Sports“ aufgenommen (wobei jeder Mitgliedstaat als regionale Einheit der EU-27 betrachtet wurde).

(8)  Sozialkompetenzen und persönliche Fähigkeiten wie Teamfähigkeit, Disziplin, Initiative, Ausdauer und organisatorische Fähigkeiten, die durch aktive Teilnahme oder Organisationsfunktionen im Breitensport erworben werden, spielen eine zentrale Rolle dabei, den Einzelnen für einen Arbeitsmarkt auszustatten, auf dem diesen Kompetenzen ein hoher Wert eingeräumt wird.

(9)  Der Anteil des Sports an der europäischen Wertschöpfung ist damit mit dem kombinierten Anteil von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei vergleichbar und beträgt fast das Zweieinhalbfache des Anteils von Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden und macht mindestens ein gutes Fünftel des Anteils der Erbringung von Finanzdienstleistungen (einschließlich Versicherungsdienstleistungen und Dienstleistungen der Pensionskassen) aus. In der EU wird jeder sechzigste Euro im Zusammenhang mit dem Sport erwirtschaftet und verdient. Studie zum Beitrag des Sports zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in der EU; Zusammenfassung unter http://ec.europa.eu/sport/library/documents/b1/eusf2012-executive-summary-study-costegaeiteu-august-2012.pdf

(10)  http://ec.europa.eu/sport/library/documents