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Der akute Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

Der Mangel von Fachkräften im Gesundheitswesen stellt ein weltweites Problem dar, das auf mangelhafte Ausbildung, schlechte Arbeitsbedingungen und das Fehlen von Anreizen zurückzuführen ist. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass sich die im Gesundheitsbereich Tätigen von den Regionen abwenden, in denen sie am dringendsten benötigt würden, und die besseren Chancen in Städten, in reicheren Nachbarländern oder in ressourcenreichen Ländern nutzen, die als Zuwanderungsmagneten wirken. In dieser Mitteilung sollen die kohärenten, abgestimmten Maßnahmen der Europäischen Union für die 2006 beginnende „Aktionsdekade im Bereich Humanressourcen", die von der 57. Weltgesundheitsversammlung angeregt wurde, umrissen werden.

RECHTSAKT

Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament - EU-Strategie über Maßnahmen zur Bekämpfung des akuten Fachkräftemangels im Gesundheitswesen der Entwicklungsländer [KOM(2005) 642 endg. - nicht im Amtsblatt veröffentlicht]

ZUSAMMENFASSUNG

Afrika ist der Kontinent mit dem größten Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, doch dieses Problem stellt sich auch in anderen Regionen wie etwa in Asien, das mit schwer wiegenden Problemen bei der Personalversorgung im eigenen Land zu kämpfen hat, oder auch im Karibischen Raum, wo die Abwanderung von medizinischem Personal in die Vereinigten Staaten eine ernsthafte Bedrohung darstellt.

Im Jahr 2005 hat das „Europäische Aktionsprogramm zur Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose durch Außenmaßnahmen" festgestellt, dass der Personalmangel im Gesundheitswesen der armen Länder ein Hindernis im Kampf gegen diese drei Krankheiten sowie bei der Umsetzung der Millenniums-Entwicklungsziele darstellt. Zwei weitere Mitteilungen der Kommission zur Migration setzen sich mit den Auswirkungen der Abwanderung von Fachkräften auseinander und legen anhand konkreter Leitlinien dar, wie die negative Wirkung der Fachkräftemigration gemindert und das Potenzial zum Aufbau personeller Kapazitäten gestärkt werden kann. Ziel der vorliegenden Mitteilung ist es, die kohärenten und koordinierten Maßnahmen der EU zur Lösung dieses Problems vorzustellen.

Regionale Dimensionen

Laut dem Bericht der Joint Learning Initiative (JLI) über die Schwierigkeit der Arbeitskräfteversorgung im Gesundheitswesen in Afrika ist Afrika der Kontinent mit der höchsten Pro-Kopf-Gesundheitsbelastung , da es den niedrigsten Anteil an Gesundheitspersonal hat und 80 % der Bevölkerung keinen Zugang zum Sozialschutz hat.

Die prekäre Lage in der Gesundheitsversorgung der armen Bevölkerungsschichten wird durch die hohe Fluktuation der Fachkräfte im Gesundheitswesen, das Fehlen menschenwürdiger Arbeitsbedingungen und eines angemessenen Sozialschutzes, fehlende Anreize insbesondere zur Arbeit in unterversorgten Bereichen oder zur Arbeit mit den Armen zusammen mit einem hohen globalen Bedarf an Gesundheitspersonal verschärft.

Auch wenn Länder wie Indien, die Philippinen, Kuba, Indonesien und China verstärkt die Ausbildung von Fachkräften betreiben, wandert dort die Mehrzahl der im Gesundheitswesen Tätigen ins Ausland ab und reagiert damit ungeachtet des Personalmangels vor Ort auf die weltweite Nachfrage nach Gesundheitspersonal. Daher bedarf es nationaler, regionaler und internationaler Anstrengungen zur Lösung dieses Problems, das auf schlechte Ausbildung, eine niedrige Verbleibsquote und die Abwanderung der im Gesundheitswesen Tätigen von armen in reiche Länder zur Befriedigung der dort hohen Nachfrage nach Gesundheitspersonal zurückzuführen ist.

Analyse der Probleme

Die Abwanderung der Fachkräfte im Gesundheitswesen hat verschiedene Ursachen: Es geht nicht nur um das enorme Lohngefälle zwischen reichen und armen Ländern, sondern auch um andere Fragen, wie etwa die Leistungsfähigkeit des betreffenden Gesundheitssystems, Arbeitsbedingungen, die Berücksichtigung familiärer Erfordernisse und den unzureichenden Schutz von Frauen, die an entlegenen Orten oder in einem möglicherweise unsicheren Umfeld arbeiten. Daher sind Anreize nötig, um beim Gesundheitspersonal die Bereitschaft zu wecken, dort zu arbeiten, wo es am meisten gebraucht wird. Dazu sollten die Verbesserung der Wohnbedingungen, Ausbildungsbeihilfen für die Kinder und Zuschüsse für den Einsatz in entlegenen oder unterversorgten Gebieten zählen.

Das Problem der Mobilität des Gesundheitspersonals erfordert Maßnahmen auf internationaler Ebene, denn die Abwanderung von ländlichen in städtische Gebiete, von armen Ländern in reiche, vom öffentlichen Sektor in den privaten mündet in einen Teufelskreis: Durch diese Abwanderung ersparen sich die reichen Länder immense Summen, was gleichzeitig zu enormen finanziellen Einbußen für die armen Länder sowohl bei den Ausbildungskosten als auch bei den Zusatzkosten infolge unterbesetzter Gesundheitseinrichtungen führt. Die Gesundheitsstrategie der Neuen Partnerschaft für die Entwicklung Afrikas (NEPAD) verweist auf die Bedeutung der Schaffung eines effizienten Personalmanagements durch die Modernisierung der Personaleinstellungs- und Einsatzstrategien, durch die flexiblere Gestaltung von Laufbahnen, durch Fortbildungsprogramme sowie durch motivationsfördernde Strategien und Maßnahmen gegen den Arbeitskräfteexodus.

Ein weiterer Faktor, der den Personalmangel im Gesundheitswesen noch verschärft, ist HIV/AIDS, da viele Angehörige des medizinischen Personals selbst infiziert werden oder auf andere Weise von HIV/AIDS betroffen sind. Es besteht darüber hinaus die Gefahr, dass es durch die verstärkte HIV/AIDS-Betreuung zu einem Missverhältnis in der übrigen Gesundheitsversorgung kommt, die nicht weniger wichtig ist. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass zusätzliche Kräfte für die HIV/AIDS- Prävention und -Betreuung mobilisiert werden, statt um die in ungenügender Zahl vorhandenen Kräfte zu streiten.

Das Engagement der Europäischen Union zur Bewältigung dieser Krise stützt sich auf das Prinzip der Solidarität, das wiederum auf der Einsicht beruht, dass es sich hier um ein gemeinsames Anliegen handelt. Ein umfassendes und kohärentes Maßnahmenpaket soll auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene wirksam werden. Die Programmplanungsbeschlüsse und die Mittelzuweisungen aus dem Haushalt für Maßnahmen, wie sie in der Anlage zu dieser Mitteilung vorgeschlagen sind, werden sich nach der Struktur der Instrumente richten, die im Rahmen der Finanziellen Vorrauschau 2007-2013 festgelegt wurden.

Finanzierung

Da Europa sich verpflichtet hat, seine Bemühungen um die Anhebung der für die Entwicklungshilfe bereitgestellten Gelder auf 0,7 % des Bruttonationaleinkommens (BNE) bis zum Jahr 2015 zu beschleunigen und die G8-Staaten zugesagt haben, dass sie einen noch stärkeren Schuldenerlass unterstützen werden, stehen mehr Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung. Da zusätzliche Mittel unbedingt erforderlich sind, ist es von Bedeutung, dass größere Garantien gegeben werden, die sicherstellen, dass die internationale Hilfe langfristig angelegt ist und dass die Empfängerländer nicht mit unbezahlbaren Verbindlichkeiten sich selbst überlassen werden. Um immer mehr langfristige und besser vorhersehbare Hilfen zu gewähren, wird die Europäische Kommission weiterhin Budgethilfen nutzen, die vor allem bei regelmäßig anfallenden Aufwendungen wie z. B. bei der Entwicklung von Humanressourcen besonders effizient sind.

Letzte Änderung: 28.06.2006

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