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Der Euro und die internationale Wirtschaft

Erste Analyse der möglichen Auswirkungen des Euro auf die Entwicklung der Weltwirtschaft, insbesondere auf das internationale Währungssystem.

RECHTSAKT

Arbeitsunterlage der Kommission vom 23. April 1997 über die externen Aspekte der Wirtschafts- und Währungsunion [SEK(97) 699 endg. - Nicht im Amtsblatt veröffentlicht].

ZUSAMMENFASSUNG

Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der Euro-Zone wird die Einführung der einheitlichen Währung nicht nur für die nicht teilnehmenden Mitgliedstaaten, sondern auch für Drittländer mit erheblichen Auswirkungen verbunden sein. Dieser externe Aspekt des Euro wird in internationalen Gremien, wie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF), zunehmend diskutiert.

Bei einer Euro-Zone mit allen Mitgliedstaaten würde sich die Wirtschaft- und Währungsunion (WWU) wie folgt darstellen:

  • In Bezug auf Wirtschaftskraft und Handelsvolumen wird sie mit den Vereinigten Staaten vergleichbar sein und Japan übertreffen;
  • Lässt man den innergemeinschaftlichen Handel außer acht, wird der Öffnungsgrad der Euro-Zone bei 10,2 % liegen, was dem Niveau der Vereinigten Staaten und Japans entspricht;
  • Der zunehmend synchrone Verlauf der Konjunkturzyklen der einzelnen Mitgliedstaaten, der auf eine engere Koordinierung ihrer Wirtschaftspolitik zurückzuführen ist, wird die Bedeutung der wirtschaftlichen Entwicklung der Euro-Zone für den Rest der Welt verstärken;
  • Da Verzerrungen zwischen den europäischen Währungen (die durch außenwirtschaftliche Schocks ausgelöst werden können) entfallen, wird sich die Anfälligkeit der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone für Wechselkursschwankungen verringern.

Die Wirtschafts- und Währungsunion wird zu einer echten Integration des europäischen Finanzmarkts führen:

  • Entwicklung eines leistungsfähigen grenzübergreifenden Zahlungssystems (TARGET), das die Finanzplätze miteinander verbindet;
  • Harmonisierung der Finanzinstrumente und Konvergenz hin zu den effizientesten Finanzierungsformen;
  • Einheitlicher Geldmarkt mit verstärktem Wettbewerb zwischen Kreditinstituten und anderen Finanzmittlern;
  • Wegfall der Wechselkursrisiken zwischen den Teilnehmerländern.

Trotz dieser Integration ist davon auszugehen, dass bestimmte nationale Charakteristika der Finanzmärkte erhalten bleiben.

Die Größe der WWU, die Stabilität des Euro und die Breite des Finanzmarkts, auf den er sich stützt, dürften seine internationale Verwendung begünstigen.

Als Fakturierungswährung dürfte der Euro in großem Umfang bei Handelsgeschäften genutzt werden, an denen Länder der EU unmittelbar beteiligt sind; in geringerem Umfang dürfte dies auch für Geschäfte gelten, an denen keine Mitgliedstaaten der Union beteiligt sind.

In Anbetracht der Unabhängigkeit der Europäische Zentralbank (EZB) und ihrer stabilitätsorientierten Politik dürfte der Euro zu einer bedeutenden Reservewährung werden und weltweit eine wichtige Rolle für die Bestände an Finanzaktiva spielen. Auch wenn diese Faktoren die Attraktivität des Euro für private Anleger erhöhen dürften, lässt sich der Anteil des Euro an privaten Portefeuilles nicht ohne weiteres prognostizieren.

Der Übergang des Euro zu einer bedeutenden internationalen Währung wird sich schrittweise vollziehen. Zunächst dürfte dies in Ländern mit engen Wirtschaftsbeziehungen zur Europäischen Union zu beobachten sein.

Durch die Internationalisierung des Euro wird die Tätigkeit der EZB international an Gewicht gewinnen. Anfangs wird sie die Geldpolitik allerdings erschweren, da die monetären Aggregate von den Entscheidungen ausländischer Aktivabesitzer beeinflusst werden.

Die Umstellung auf den Euro birgt das Risiko einer zeitweiligen Instabilität der Wechselkurse zwischen dem Euro und anderen wichtigen Währungen. Dies hat verschiedene Gründe:

  • Die Einschätzung des künftigen geldpolitischen Kurses der EZB: Ihre Stellung im Mittelpunkt des europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB), ihre rechtlich verankerte Unabhängigkeit und ihr satzungsgemäßes Ziel der Preisstabilität dürften ihr jedoch unverzüglich Glaubwürdigkeit verschaffen;
  • Ein eventueller Überhang an Dollarreserven in den Zentralbanken: Da diese sich der möglichen Auswirkungen ihrer Transaktionen auf die Devisenmärkte in vollem Umfang bewusst sind, ist davon auszugehen, dass etwaige Transaktionen zum Abbau überhöhter Dollarbestände schrittweise und in enger Abstimmung erfolgen;
  • Die Frage der Umschichtung privater Portefeuilles nach der Einführung des Euro ist komplex: Auf jeden Fall dürften gegenläufige Auswirkungen zu verzeichnen sein, die sich insgesamt jedoch die Waage halten werden.

Langfristig werden die Wechselkurse in erster Linie von den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren bestimmt (Wachstum, Inflation, Produktivität, Haushaltssalden, Leistungsbilanzsalden usw.), die ihrerseits von der Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten wie auch der ihrer Partner beeinflusst werden.

Der im EG-Vertrag festgelegte wirtschaftspolitische Rahmen dürfte wenig restriktive Bedingungen ermöglichen und gleichzeitig den Wechselkurs auf einem angemessenen Niveau halten. Die Wirtschaftspolitik der europäischen Länder wird so in den internationalen Wirtschaftbeziehungen eine verlässliche Größe darstellen.

Die WWU dürfte eine bedeutende Entwicklung des internationalen Währungssystems nach sich ziehen und vor allem ein höheres Maß an Symmetrie ermöglichen: die potentiellen Gewinne einer Koordinierung auf makroökonomischer Ebene dürften sich gleichmäßiger auf die Partner verteilen.

Schließlich wird sich die WWU auf die Funktionsweise internationaler Institutionen wie den IWF auswirken (wirtschaftliche Überwachung ....): Geprüft werden müssen die Frage der Vertretung der Union bei diesen Gremien und die Vereinbarkeit der derzeitigen Praktiken mit dem EG-Vertrag.

VERBUNDENE RECHTSAKTE

Mitteilung der Kommission: Das Euro-Gebiet innerhalb der Weltwirtschaft - Entwicklungen in den ersten drei Jahren [KOM(2002) 332 endg. - Nicht im Amtsblatt veröffentlicht]. In dieser Mitteilung wird eine Bilanz aus den ersten drei Jahren der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWW) und der Eurozone im weltweiten Wirtschaftsbereich gezogen.

Letzte Änderung: 23.06.2006

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