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Document 52020DC0820

BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT Bewertungsbericht über das Unionsprogramm zur Unterstützung spezieller Tätigkeiten zur stärkeren Einbindung von Verbrauchern und anderen Endnutzern von Finanzdienstleistungen in die Gestaltung der Unionspolitik im Bereich Finanzdienstleistungen für den Zeitraum 2017–2020 gemäß der Verordnung (EU) 2017/826 des Europäischen Parlaments und des Rates

COM/2020/820 final

Brüssel, den 17.12.2020

COM(2020) 820 final

BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT

Bewertungsbericht über das Unionsprogramm zur Unterstützung spezieller Tätigkeiten zur stärkeren Einbindung von Verbrauchern und anderen Endnutzern von Finanzdienstleistungen in die Gestaltung der Unionspolitik im Bereich Finanzdienstleistungen für den Zeitraum 2017–2020 gemäß der Verordnung (EU) 2017/826 des Europäischen Parlaments und des Rates


BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT

Bewertungsbericht über das Unionsprogramm zur Unterstützung spezieller Tätigkeiten zur stärkeren Einbindung von Verbrauchern und anderen Endnutzern von Finanzdienstleistungen in die Gestaltung der Unionspolitik im Bereich Finanzdienstleistungen für den Zeitraum 2017–2020 gemäß der Verordnung (EU) 2017/826 des Europäischen Parlaments und des Rates

1.Zusammenfassung

Endnutzer (insbesondere Verbraucher) und Organisationen, die die Interessen von Endnutzern vertreten, haben Schwierigkeiten, im gleichen Maße wie die Industrie an der Gestaltung der EU-Politik mitzuwirken. Ein wichtiger Grund hierfür besteht darin, dass es Endnutzern von Finanzdienstleistungen und branchenfremden Interessengruppen an Ressourcen und Fachkenntnissen mangelt. Nach der Krise des Jahres 2008 wurde eine Reihe von Initiativen ergriffen, um Verbraucher und andere Endnutzer von Finanzdienstleistungen aktiver an der Gestaltung der EU-Politik zu beteiligen und stärker darin einzubinden.

Auf eine Initiative des Europäischen Parlaments hin leitete die Kommission Ende 2011 ein Pilotprojekt ein, um durch die Gewährung von Finanzhilfen die Entwicklung eines Finanzkompetenzzentrums zu fördern. Dieses Zentrum sollte Verbrauchern und anderen Endnutzern helfen, indem es ihre Interessen vertritt und ihre Fähigkeit zur Mitwirkung an der Gestaltung der Unionspolitik im Bereich Finanzdienstleistungen verbessert. Nach einer offenen Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen vergab die Kommission im Zeitraum 2012–2015 „Betriebskostenzuschüsse“ an zwei Organisationen: Finance Watch und BETTER FINANCE (zunächst im Rahmen eines Pilotprojekts und später in Form einer vorbereitenden Maßnahme). Seit 2016 werden diese Finanzhilfen als „maßnahmenbezogene Beihilfen“ vergeben.

Die im Jahr 2015 durchgeführte Bewertung sowohl des Pilotprojekts als auch der nachfolgenden vorbereitenden Maßnahmen ergab, dass das Ziel der Maßnahme im Allgemeinen erreicht wurde. In der Folge wurde die Verordnung (EU) 2017/826 1 verabschiedet. Mit dieser Verordnung wurde für den Zeitraum vom 1. Mai 2017 bis 31. Dezember 2020 ein Unionsprogramm aufgelegt, um die Tätigkeiten von BETTER FINANCE und Finance Watch weiterhin zu unterstützen. Mit dem vorliegenden Bewertungsbericht soll der Verpflichtung gemäß Artikel 9 dieser Verordnung nachgekommen und bewertet werden, ob die folgenden Ziele des Programms erreicht wurden: i) Förderung der Beteiligung der Verbraucher an der Gestaltung der Unionspolitik im Bereich Finanzdienstleistungen und ii) Aufklärung der Verbraucher über die anstehenden Fragen im Bereich der Finanzsektorregulierung.

Im Jahr 2019 leitete die Kommission eine Studie ein, in der Folgendes bewertet wurde: i) die Tätigkeiten von Finance Watch und BETTER FINANCE in den Jahren 2017 und 2018 und ii) die allgemeine Durchführung des Programms (siehe Anhang dieses Berichts). Die Studie basierte auf einer Recherche der Fachliteratur sowie auf Online-Umfragen und Befragungen von Sachverständigen und bildete eine wichtige Informationsquelle für diesen Bewertungsbericht. Die Kommission ergänzte die Studie, indem sie die Tätigkeiten der beiden Begünstigten und die Durchführung des Programms im Jahr 2019 analysierte.

Der vorliegende Bewertungsbericht gelangt zu dem Schluss, dass die Ziele des Programms im Allgemeinen verwirklicht wurden. Das Ziel der stärkeren Einbindung von Verbrauchern und Endnutzern von Finanzdienstleistungen in die Gestaltung der Unionspolitik im Bereich Finanzdienstleistungen wurde erreicht. Die Arbeit von Finance Watch und BETTER FINANCE hat die politische Debatte bereichert und beide Organisationen boten eine alternative Sichtweise und Argumente, die die politischen Entscheidungsträger ansonsten womöglich übersehen oder außer Acht gelassen hätten. Die beiden Organisationen brachten durch Beiträge zu öffentlichen Konsultationen und die Teilnahme an zahlreichen wichtigen Sachverständigengruppen der Kommission und der Europäischen Aufsichtsbehörden (European Supervisory Authorities – ESA) wertvolles Fachwissen ein. Sie legten den politischen Entscheidungsträgern ihre Standpunkte auch auf anderen Wegen dar, unter anderem in Anhörungen, Sitzungen, Papieren, Workshops, an Runden Tischen und in Konferenzen. Auch das Ziel der Aufklärung der Verbraucher und anderen Endnutzer von Finanzdienstleistungen über aktuelle Fragen im Bereich der Finanzsektorregulierung wurde im Allgemeinen erreicht. Sowohl Finance Watch als auch BETTER FINANCE informierten die Verbraucher durch Kampagnen, Pressemitteilungen usw.

Die Fachgebiete der beiden Organisationen ergänzen einander, und ihre jeweiligen Zielgruppen weisen nur teilweise Überschneidungen auf. BETTER FINANCE behandelt Fragen, die für die Nutzer von Finanzdienstleistungen von Belang sind, wobei der Schwerpunkt vor allem auf Anlegern und Rentenansparern sowie auf einem nachhaltigen und digitalen Finanzwesen liegt. Finance Watch befasst sich mit Finanzdienstleistungen für Privatkunden im Allgemeinen, mit Fragen zum nachhaltigen Finanzwesen, aber auch mit anderen Themen wie aufsichtsrechtlichen Fragen.

Im Zeitraum 2017–2019 erhielt Finance Watch Finanzhilfen der EU in Höhe von 2 686 957 EUR. Darüber hinaus erhielt die Organisation auch Drittmittel, insbesondere von einer Organisation (der Stiftung MAVA). Seit 2015 hat sie neue Mitglieder in anderen Mitgliedstaaten hinzugewonnen, doch ihre Mitgliederbasis ist in Osteuropa noch immer schwächer als in Westeuropa. Finance Watch behandelt fachspezifische Themen aus der Sicht der Verbraucher und in leicht verständlicher Weise. Die Organisation wies zwischen 2017 und 2019 ein relativ stabiles Verhältnis zwischen Kosten und Ergebnissen auf (zu den Ergebnissen zählen Berichte, Briefings, Papiere, Videos, Veranstaltungen und Pressemitteilungen). Soziale Medien werden überaus wirksam genutzt. Außerdem konnte die Organisation ihr Kommunikationspotenzial durch eine neue Website steigern.

Während desselben Zeitraums erhielt BETTER FINANCE Finanzhilfen der EU in Höhe von 1 092 947 EUR. BETTER FINANCE bezog kaum Drittmittel. Die Organisation deckte einen erheblichen Teil ihres Budgets (den Teil, der nicht durch Finanzhilfen der Kommission gedeckt war) durch Mitgliedsbeiträge. Wie Finance Watch hat auch BETTER FINANCE in Osteuropa eine schwächere Mitgliederbasis als in Westeuropa. Was ihre Beiträge zur Politikgestaltung auf EU-Ebene anbelangt, so wird die Organisation als besonders effektiv bewertet. Sie nahm an zahlreichen Konsultationen der EU teil und präsentierte ihre politischen Beiträge im Rahmen von Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Sitzungen. Darüber hinaus lieferte sie Ergebnisse von hoher Qualität und gilt als sehr effizient, was den Einsatz von Ressourcen und die Erzielung von Ergebnissen zu geringen Kosten anbelangt. Ihre Präsenz in den sozialen Medien ist relativ schwach, wird aber ausgebaut. Ferner hat BETTER FINANCE eine neue Website gestartet, die einen besseren Zugang zu Informationen und mehr Nutzerfreundlichkeit bietet.

Die Vertretung branchenfremder Interessengruppen auf EU-Ebene ist nach wie vor unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Standpunkte von Verbrauchern und Endnutzer berücksichtigt werden. Angesichts ihrer Abhängigkeit von Finanzmitteln der EU wären Finance Watch und BETTER FINANCE ohne finanzielle Förderung seitens der EU nicht in der Lage, die Interessen der Nutzer von Finanzdienstleistungen in gleichem Maße zu unterstützen und somit die Interessen der Verbraucher in gleicher Weise zu vertreten. Ebenso wäre es ohne Finanzhilfen der EU für diese beiden Organisationen unwahrscheinlich, dass andere EU-Organisationen in der Lage wären, die Lücke zu füllen. Eine finanzielle Förderung seitens der EU ist daher weiterhin notwendig, um die Verbraucher stärker an der Gestaltung der EU-Politik im Bereich der Finanzdienstleistungen zu beteiligen.

Abgesehen von Finance Watch und BETTER FINANCE gibt es auf Ebene der EU derzeit keine anderen Organisationen, die sich im Bereich Finanzdienstleistungen ebenso ausführlich mit einem ähnlichen Themenspektrum befassen.

2.Einleitung

Endnutzer (insbesondere Verbraucher) und Organisationen, die die Interessen von Endnutzern vertreten, haben Schwierigkeiten, im gleichen Maße wie die Industrie an der Gestaltung der EU-Politik mitzuwirken. Ein wichtiger Grund hierfür besteht darin, dass es Endnutzern von Finanzdienstleistungen und branchenfremden Interessengruppen an Ressourcen und Fachkenntnissen mangelt. Nach der Krise des Jahres 2008 wurde eine Reihe von Initiativen ergriffen, um Verbraucher und andere Endnutzer von Finanzdienstleistungen aktiver an der Gestaltung der EU-Politik zu beteiligen und stärker darin einzubinden.

Auf eine Initiative des Europäischen Parlaments hin leitete die Kommission Ende 2011 ein Pilotprojekt ein, um durch die Gewährung von Finanzhilfen die Entwicklung eines Finanzkompetenzzentrums zu fördern. Infolgedessen vergab die Kommission nach einer offenen Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen im Zeitraum 2012–2015 Betriebskostenzuschüsse an zwei gemeinnützige Organisationen: Finance Watch und BETTER FINANCE. Diese Finanzhilfen wurden zunächst im Rahmen eines zweijährigen Pilotprojekts und anschließend in Form einer vorbereitenden Maßnahme gewährt.

Auf der Grundlage einer positiven Bewertung des Programms im Jahr 2015 legte die Kommission im Juni 2016 einen Legislativvorschlag zur Schaffung eines Unionsprogramms vor, um diese beiden Organisationen vom 1. Mai 2017 bis zum 31. Dezember 2020 weiterhin zu unterstützen. Die Verordnung (EU) 2017/826, mit der dieses Programm aufgelegt wurde, wurde im Mai 2017 von den Mitgesetzgebern verabschiedet. Darin wurden BETTER FINANCE und Finance Watch als die Begünstigten des Programms benannt.

Die Gesamtmittelausstattung des Programms zum Aufbau von Kapazitäten wird zwischen den beiden Organisationen auf der Grundlage ihrer von der Kommission analysierten Finanzhilfeanträge aufgeteilt. Auf dieser Grundlage erhielten sie von der Kommission die in der nachstehenden Tabelle aufgeführten Beträge.

Vom 1. Mai 2017 bis zum 31. Dezember 2017

2018

2019

Von Januar 2020 bis zum 9. September 2020*

Finance Watch

629 058,56 EUR

1 100 000,00 EUR

957 898,54 EUR

618 750 EUR

BETTER FINANCE

292 393,80 EUR

390 552,84 EUR

410 000,00 EUR

205 000 EUR

* Vorfinanzierung

Für das Jahr 2020 dürfte die endgültige Summe, die an beide Begünstigten ausgezahlt wird, relativ ähnlich wie in den Vorjahren sein. Die Finanzhilfevereinbarung sieht die Zahlung von höchstens 1 043 048 EUR an Finance Watch und höchstens 410 000 EUR an BETTER FINANCE vor, sofern die Bedingungen erfüllt sind.

Gemäß Artikel 7 der Verordnung (EU) 2017/826 beträgt der Höchstsatz der direkten Kofinanzierung 60 % der zuschussfähigen Kosten.

Artikel 1 der Verordnung bietet die Grundlage zur Finanzierung folgender Maßnahmen:

a)Forschungstätigkeiten, einschließlich Erstellung eigener Analysen und Daten sowie Aufbau von Fachkompetenz;

b)Kontakt zu Verbrauchern und anderen Endnutzern von Finanzdienstleistungen durch Zusammenarbeit mit bestehenden Verbrauchernetzen und -anlaufstellen in den Mitgliedstaaten, damit die für die Politikgestaltung der Union zum Schutz der Verbraucherinteressen im Bereich Finanzdienstleistungen relevanten Aspekte ermittelt werden können;

c)Aktivitäten zur Sensibilisierung, Aktivitäten zur Verbreitung von Wissen sowie Fortbildungen und Schulungen im Finanzbereich, entweder direkt oder über ihre nationalen Mitglieder, für weite Kreise von Verbrauchern und anderen Endnutzern und ein breites Laienpublikum;

d)Aktivitäten zur Stärkung der Interaktion zwischen den Mitgliedern der in Artikel 3 Absatz 1 genannten Organisationen sowie Beratung und politische Empfehlungen zur Förderung der Interessen dieser Mitglieder auf Unionsebene sowie zur Förderung des öffentlichen und des allgemeinen Interesses an der Finanzmarktregulierung und der Regulierung auf Unionsebene.

Gemäß Artikel 9 der Verordnung (EU) 2017/826 muss die Kommission dem Europäischen Parlament und dem Rat einen Bewertungsbericht über die Erreichung der Programmziele vorlegen. Diesem Erfordernis soll mit dem vorliegenden Bericht nachgekommen werden.

3.Ziele und Methodik der Bewertung

Gemäß Artikel 9 der Verordnung (EU) 2017/826 muss in dem Bewertungsbericht Folgendes bewertet werden: i) die allgemeine Relevanz und der Mehrwert des Programms, ii) die Wirksamkeit und Effizienz seiner Durchführung und iii) die Wirksamkeit der Leistung der Begünstigten sowohl insgesamt als auch einzeln in Bezug auf die Erreichung der Programmziele.

Wie in Artikel 2 der Verordnung dargelegt, umfasst das Programm folgende Ziele:

a)stärkere aktive Beteiligung und Einbindung der Verbraucher und anderen Endnutzer von Finanzdienstleistungen sowie der Interessenvertreter von Verbrauchern und anderen Endnutzern von Finanzdienstleistungen an der bzw. in die Gestaltung der Unionspolitik und der sonstigen einschlägigen multilateralen Politik im Bereich Finanzdienstleistungen;

b)Aufklärung der Verbraucher und anderen Endnutzer von Finanzdienstleistungen sowie ihrer Interessenvertreter über die anstehenden Fragen im Bereich der Finanzsektorregulierung.

Um die Bewertung zu unterstützen, hat die Kommission eine Studie (siehe Anhang dieses Berichts) in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, ob mit den Finanzhilfen an Finance Watch und BETTER FINANCE die Ziele des Programms erreicht worden waren. Die Studie umfasste eine umfassende und eingehende Analyse der Maßnahmen der Begünstigten, die im Rahmen der Finanzhilfevereinbarungen für 2017 und 2018 kofinanziert worden waren. Sie basierte auf verschiedenen Quellen, die durch folgende Datenerhebungsmethoden zusammengetragen und ausgewertet wurden: Sekundärforschung, Online-Umfragen und Befragungen von Interessengruppen.

Sekundärforschung

Der Auftragnehmer der Kommission bewertete Primärquellen wie Jahresberichte, Arbeitsprogramme, Mitgliederumfragen und andere einschlägige Dokumente, die wichtige Leistungsindikatoren enthalten. Diese Quellen wurden gegebenenfalls durch Fachliteratur auf EU-, internationaler und nationaler Ebene – einschließlich Medienartikel – ergänzt, um die Analyse in einen breiteren Kontext zu stellen. 

Online-Umfrage

Der Auftragnehmer führte Online-Umfragen zu BETTER FINANCE und Finance Watch durch. Die Umfragen umfassten einen speziell auf die jeweiligen Arten von Interessengruppen zugeschnittenen Fragenkatalog. Insgesamt gab es fünf Arten von Interessengruppen: Mitgliedsorganisationen, Bankenverbände, Verbraucherorganisationen, nationale Behörden und öffentliche Einrichtungen der EU. Beide Umfragen liefen vom 7. Oktober bis zum 3. Dezember 2019. Die Umfragen wurden an 309 Interessengruppen gesandt, von denen sich insgesamt 179 beteiligten (58 % Beteiligung).

Befragungen

Die Befragungen der Interessengruppen basierten auf einem semistrukturierten Format und richteten sich an dieselben Interessengruppen wie der Fragebogen der Umfrage. Ziel der Befragungen war es, die Informationen aus der Sekundärforschung und den Online-Umfragen zu ergänzen und verbleibende Daten- und Informationslücken zu schließen. Insgesamt wurden 25 Befragungen mit verschiedenen Interessengruppen durchgeführt.

Die Kommission ergänzte die Studie des Beraterunternehmens, indem sie insbesondere die Tätigkeiten der beiden Begünstigten und die Durchführung des Programms im Jahr 2019 analysierte.

Eine der wesentlichen Einschränkungen der Bewertung bestand darin, dass die Sekundärliteratur nur sehr wenige Verweise auf die beiden Begünstigten enthielt. Die Sekundärforschung beschränkte sich daher weitgehend auf Informationen von den Begünstigten selbst (z. B. deren Jahresberichte). Diese Einschränkung sollte durch die Umfragen und Befragungen ausgeglichen werden.

4.Ergebnisse der Bewertung

a)Allgemeine Vorstellung der Arbeit der Begünstigten zwischen 2017 und 2019

FINANCE WATCH

Finance Watch ist eine internationale gemeinnützige Vereinigung nach belgischem Recht, die am 28. April 2011 eingetragen wurde. Die Vereinigung hat derzeit 13 Mitarbeiter, etwas weniger als im Jahr 2017. Sie ist in drei miteinander verbundene Abteilungen gegliedert: Forschung und Beratung. Kommunikation und Netzwerke sowie Finanzen und Betrieb. Alle Abteilungen stehen unter der Aufsicht des Generalsekretärs, des Vorstands und der Mitglieder. Die Organisation wurde gegründet, um ein Gegengewicht zum Einfluss des Finanzsektors zu bilden, indem die Standpunkte der breiten Öffentlichkeit und der Endnutzer von Finanzdienstleistungen vertreten werden. Ihre Aufgabe ist es, im Finanzsektor für die Interessen der Zivilgesellschaft einzutreten.

Die Mitgliederzahl von Finance Watch ist seit 2017 leicht gestiegen. Mittlerweile verfügt die Organisation über 110 Mitglieder: 78 Vollmitglieder (45 Organisationen und 33 Einzelmitglieder) und 32 assoziierte Mitglieder (22 Organisationen und 10 Einzelmitglieder). Die Mitglieder sind eine heterogene Gruppe und vertreten Hochschulen, Gewerkschaften, nationale Netzwerke von Finance Watch, Nichtregierungsorganisationen (NRO) und Wohltätigkeitsorganisationen, die sich für die Stärkung der Verbraucherrechte einsetzen. Die Mitglieder stammen aus 17 Mitgliedstaaten (wobei die Mitgliederbasis in Osteuropa schwächer ist als in Westeuropa) und 3 Nicht-EU-Staaten.

Finance Watch befasst sich mit einem breiten Themenspektrum im Finanzbereich, darunter Finanzdienstleistungen für Privatkunden, Bankwesen, notleidende Kredite, nachhaltiges Finanzwesen, Fintech, Finanzmärkte, Finanzaufsicht, Kapitalmarktunion und finanzielle Inklusion.

Finance Watch ist weitgehend von Finanzmitteln der EU abhängig: Im Zeitraum 2017–2019 erhielt der Begünstigte von der Kommission einen Betrag von 2 686 957 EUR. Die übrige Finanzierung basiert im Wesentlichen auf Drittmitteln, die im Jahr 2019 39,4 % der Gesamtfinanzierung der förderfähigen Mittel ausmachten (Hauptgeber ist die Stiftung MAVA 2 ).

BETTER FINANCE

BETTER FINANCE (der vollständige Name lautet „European Federation of Investors and Financial Services Users“) ist eine eingetragene Organisation von öffentlichem Interesse, die 2009 in Belgien gegründet wurde. Die Organisation hat derzeit acht Mitarbeiter (zwei mehr als im Jahr 2017) und 37 Mitgliedsorganisationen. Zu ihren Mitgliedern zählen Aktionärsvereinigungen, nationale NRO, die sich für private Anleger oder den Verbraucherschutz einsetzen, Pensionsfonds und Verbraucherverbände. Ihre Mitglieder stammen aus 18 EU-Mitgliedstaaten (wobei die Mitgliederbasis in Osteuropa schwächer ist als in Westeuropa) und fünf Nicht-EU-Ländern.

Angesichts der Mitgliederstruktur erstreckt sich der politische Schwerpunkt von BETTER FINANCE auf zahlreiche unterschiedliche Themen, die für Kleinanleger von Belang sind, darunter folgende: Anlegerschutz, Aufsicht und Durchsetzung, Themen im Zusammenhang mit Finanzprodukten (PRIIP 3 , OGAW 4 , MiFID 5 usw.), Themen im Bereich der Altersvorsorge (IDD 6 , PEPP 7 , EbAV usw.), Kosten- und Leistungstransparenz, vorvertragliche Informationen, Beratung sowie Vertrieb von Anlageprodukten für Kleinanleger, Aktionärsrechte, nachhaltiges und digitales Finanzwesen usw.

Im Zeitraum 2017–2019 erhielt der Begünstigte einen Betrag von 1 092 947 EUR von der Kommission. Der Anteil der Finanzierung von BETTER FINANCE, der nicht durch Finanzhilfen der Kommission gedeckt ist, stammt hauptsächlich aus Mitgliedsbeiträgen und Partnerschaftsbeiträgen (die 2018–2019 etwa 37 % der Gesamteinnahmen der Organisation ausmachten).

b)Bewertung anhand der Kriterien

Allgemeine Relevanz und EU-Mehrwert des Programms

Die Vertretung branchenfremder Interessengruppen auf EU-Ebene ist nach wie vor notwendig, um sicherzustellen, dass die Standpunkte von Verbrauchern und Endnutzer berücksichtigt werden. Da ein erheblicher Teil der Rechtsvorschriften im Bereich der Finanzdienstleistungen auf EU-Ebene verabschiedet wird, sollten Organisationen, die Verbraucherinteressen vertreten, auch auf EU-Ebene tätig sein. Außerdem sollten diese Organisationen von einer breiten Mitgliederbasis in den Mitgliedstaaten unterstützt werden.

Mithilfe des Unionsprogramms können diese Organisationen sicherstellen, dass sie über das notwendige Fachwissen verfügen, um die Interessen der Verbraucher und Endnutzer bei der Gestaltung der Finanzpolitik wirksam zu vertreten. Angesichts ihrer Abhängigkeit von Finanzmitteln der EU wären Finance Watch und BETTER FINANCE ohne Finanzhilfen der EU nicht in der Lage, die Interessen der Nutzer von Finanzdienstleistungen in gleichem Maße zu unterstützen. Darüber hinaus ist die Sammlung zusätzlicher Mittel für Verbraucherthemen nach wie vor strukturell schwierig. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die einzelnen Interessengruppen breit gestreut und die Anreize für die einzelnen Gruppen gering sind. Dies gilt für BETTER FINANCE und Finance Watch wie auch für andere Organisationen, die Verbraucher vertreten. Ohne EU-Finanzhilfen für diese beiden Organisationen wäre es unwahrscheinlich, dass andere EU-Organisationen in der Lage wären, die Lücke zu füllen.

Um die aktive Beteiligung und Einbindung dieser Gruppen in die Gestaltung der EU-Politik und der sonstigen multilateralen Politik im Bereich Finanzdienstleistungen zu gewährleisten, müssen diese Finanzhilfen auch weiterhin gewährt werden.

Sowohl BETTER FINANCE als auch Finance Watch haben sich im Bereich der Finanzdienstleistungen als wichtige Stimme der Verbraucher etabliert und beachtliches Fachwissen aufgebaut. Wie die Studie gezeigt hat, werden BETTER FINANCE und Finance Watch von den Interessengruppen weitgehend geschätzt, und die Qualität ihrer Beiträge wird als hoch eingestuft. Ihre jeweiligen Tätigkeiten ergänzen sich und überschneiden sich nur teilweise. BETTER FINANCE konzentriert sich hauptsächlich auf die Anliegen der Nutzer von Finanzdienstleistungen, wobei der Schwerpunkt vor allem auf Anlegern und Rentenansparern sowie auf einem nachhaltigen und digitalen Finanzwesen liegt. Finance Watch befasst sich mit Finanzdienstleistungen für Privatkunden im Allgemeinen, aber auch mit anderen Themen wie einem nachhaltigen Finanzwesen und aufsichtsrechtlichen Fragen. Zusammen behandelten diese beiden Organisationen im Zeitraum 2017–2019 im Rahmen der politischen Debatte der EU über Finanzdienstleistungen einen Großteil der für die Verbraucher und Nutzer relevanten Themen.

Abgesehen von Finance Watch und BETTER FINANCE gibt es auf Ebene der EU derzeit keine anderen Organisationen, die sich im Bereich Finanzdienstleistungen ebenso ausführlich mit einem ähnlichen Themenspektrum befassen. Andere Organisationen (z. B. BEUC 8 , COFACE 9 oder AGE Europe 10 ) vertreten zwar ebenfalls Verbraucher, doch ihr Schwerpunkt liegt nicht ausschließlich auf Finanzdienstleistungen, weshalb sie für dieses Thema nicht unbedingt in gleichem Maße spezialisiert und fachkundig sind. Angesichts der Komplexität und des fachspezifischen Charakters der Rechtsvorschriften im Finanzdienstleistungsbereich sind derartige vertiefte Kenntnisse zu einem breiten Themenspektrum im Bereich Finanzen jedoch erforderlich, damit die Interessen der Verbraucher angemessen vertreten werden können.

Wirksamkeit und Effizienz der Programmdurchführung

Aufgrund der Komplexität des Gesetzgebungsverfahrens kann man einen vereinbarten Gesetzestext oder Elemente davon nicht der Beratungstätigkeit einer einzelnen Organisation zuschreiben. Es ist jedoch offenkundig, dass einige Änderungen, die von den Begünstigten während der legislativen Verhandlungen vorgeschlagen wurden, vom Gesetzgeber aufgegriffen wurden. So wurden beispielsweise einige der von BETTER FINANCE und Finance Watch angeregten Änderungen zum PEPP-Vorschlag von den Gesetzgebern angenommen. Die während der Studie befragten Interessenträger waren der Ansicht, dass die Gestaltung der Finanzpolitik durch dieses Programm verbessert wurde. Die Interessenvertreter gaben zudem an, dass sich die politischen Entscheidungsträger durch die Arbeit der Begünstigten besser informiert fühlten.

Finance Watch und BETTER FINANCE haben sich sinnvoll in die Gestaltung der Finanzpolitik eingebracht, insbesondere durch ihre Beiträge zu öffentlichen Konsultationen, die Teilnahme an wichtigen Sachverständigengruppen der Kommission und der ESA sowie durch zusätzliche Veröffentlichungen. Anhand ihrer Forschungstätigkeiten konnten die Begünstigten dazu beitragen, allgemeine Wissenslücken in Bezug auf bestimmte Phänomene im Finanzbereich zu schließen.

Die Arbeit der beiden Begünstigten erstreckte sich auf einen Großteil der für Verbraucher oder Nutzer relevanten Themen der politischen Debatte in der EU über Finanzdienstleistungen. BETTER FINANCE hat sich in der Regel mit Arbeitsabläufen im Zusammenhang mit Anliegen der Nutzer von Finanzdienstleistungsnutzer beschäftigt, wobei der Schwerpunkt auf Anlegern und Rentenansparern sowie auf einem nachhaltigen und digitalen Finanzwesen lag. Finance Watch hat sich mit Finanzdienstleistungen für Privatkunden, Aspekten eines nachhaltigen Finanzwesens und aufsichtsrechtlichen Themen befasst. Einige Interessenvertreter führten jedoch an, dass die Begünstigten bei bestimmten Themen noch weiter in die Tiefe hätten gehen können, z. B. bei der ESA-Überprüfung und bei Bonitätsbeurteilungen.

Um die Verbraucher zu informieren, zu sensibilisieren und einen Beitrag zur Wissensvermittlung im Finanzbereich zu leisten, haben die Begünstigten erhebliche Anstrengungen unternommen, um mit den Verbrauchern in Kontakt zu treten, unter anderem durch den Einsatz innovativer Instrumente sowie sozialer Medien und Kampagnen.

Gesamt- und Einzelwirksamkeit der Leistung der Begünstigten in Bezug auf die Erreichung der Programmziele

FINANCE WATCH

Wirksamkeit

Finance Watch war während des Bewertungszeitraums an den wichtigsten Debatten und politischen Entwicklungen im Bereich der Finanzmarktregulierung beteiligt. Die Organisation befasste sich mit einem sehr breiten Themenspektrum, unter anderem mit Versicherungen, finanzieller Inklusion, einem nachhaltigen Finanzwesen sowie Fintech. Im Jahr 2017 arbeitete Finance Watch insbesondere an Themen wie Fintech, MiFID II, notleidenden Krediten, Kfz-Versicherungen und grenzüberschreitenden Zahlungen. In den Jahren 2018 und 2019 bildete das nachhaltige Finanzwesen einen bedeutenden Themenschwerpunkt der Organisation. Andere Themen waren finanzielle Inklusion und Solvabilität II. Einige Interessenträger erwähnten, dass Finance Watch auch weitere Themen wie die Unternehmenskultur in Finanzinstituten hätte ansprechen können.

Ferner hat die Organisation ihr Fachwissen auf unterschiedlichen Wegen in die Politikgestaltung einfließen lassen, insbesondere durch Beiträge zu öffentlichen Konsultationen und die Teilnahme an Sachverständigengruppen der Kommission und der ESA. In den Jahren 2017–2019 beteiligte sich Finance Watch an wichtigen Konsultationen, die die Fachgebiete der Organisation betrafen. So nahm die Organisation an 33 öffentlichen Konsultationen zur Finanzpolitik teil. Zur Veranschaulichung: Im Jahr 2017 übermittelte die Organisation Beiträge zu den Konsultationen der Kommission zu Fintech sowie zu Transparenz und Gebühren für grenzüberschreitende Transaktionen, zur REFIT-Überprüfung der Kfz-Versicherung und zur Konsultation der ESMA 11 über Leitlinien für Eignungsanforderungen im Rahmen der MiFID II. Im Jahr 2018 beteiligte sie sich an der Konsultation der Kommission zur Einrichtung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltiger Investitionen und an einem Vorschlag für eine Richtlinie zur Neugestaltung der Rahmenbedingungen für die Verbraucher. Im Jahr 2019 beteiligte sich Finance Watch beispielsweise an Konsultationen im Rahmen des EU-Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzwesen und an der Konsultation der ESMA zur Aufnahme von Nachhaltigkeitsrisiken und -faktoren in die MiFID sowie in die Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMD)/die OGAW-Richtlinie. Darüber hinaus wirkte die Organisation an der Bewertung der Richtlinie über den Verbraucherkredit und an der Konsultation der EIOPA über Nachhaltigkeit im Rahmen von Solvabiliät II mit. Die Studie des Beratungsunternehmens belegte, dass diese Konsultationsbeiträge von hoher Qualität waren.

Finance Watch beteiligte sich auch weiterhin aktiv an der Arbeit von Sachverständigengruppen der Kommission und der ESA, wie z. B. der Nutzergruppe „Finanzdienstleistungen“ der Kommission, der Technischen Sachverständigengruppe der Kommission für ein nachhaltiges Finanzwesen und der beratenden Sachverständigengruppe der Europäischen Aufsichtsbehörden für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (European Insurance and Occupational Pensions Authority – EIOPA) zur digitalen Ethik. Die Beteiligung von Finance Watch an Sachverständigengruppen 12 hat während des Bewertungszeitraums leicht zugenommen. Im Jahr 2017 hatte die Organisation fünf Posten in Sachverständigengruppen inne, in den Jahren 2018 und 2019 waren es jeweils sieben.

Darüber hinaus hat Finance Watch zunehmend Briefings und Papiere zu verschiedenen Themen veröffentlicht (vier im Jahr 2017, neun im Jahr 2018 und 13 im Jahr 2019). So veröffentlichte die Organisation beispielsweise ein Themenpapier zur Rolle der ESMA in einem nachhaltigen Finanzwesen (2017), einen Kurzbericht zu Überweisungen (2018) und einen Kurzbericht zum Thema Versicherungen und Diskriminierung (2019). Während der Wahlen zum Europäischen Parlament erstellte Finance Watch Briefings für die Kandidaten und arbeitete mit neu gewählten MdEP zusammen, um die bevorstehende Wahlperiode vorzubereiten. Im Zeitraum 2017–2019 erstellte Finance Watch 24 Publikationen, darunter mehrere politische Vermerke und Diskussionspapiere, aber auch einige umfassende Forschungsberichte. Im Jahr 2018 veröffentlichte die Organisation beispielsweise die zweite Ausgabe des weltweiten Index für ein grünes Finanzwesen (Global Green Finance Index – GGFI 2), der auf einer weltweiten Umfrage unter Finanzexperten über die Qualität und Tiefe des Angebots an grünen Finanzprodukten an 110 internationalen Finanzplätzen basiert.

Das Ziel der Einbindung von Endnutzern und branchenfremden Interessengruppen wurde durch Kampagnen, Gemeinschaftsveranstaltungen, Videos, Cartoons usw. umgesetzt. Die Zahl der von Finance Watch organisierten Veranstaltungen ist im Zeitraum 2017–2019 gestiegen (im Durchschnitt 12 Veranstaltungen pro Jahr). So organisierte die Organisation im Jahr 2018 beispielsweise das „Change Finance Forum“ (bei dem verschiedene Experten zusammenkamen, um eine Vielzahl von Themen zu erörtern), das im Hinblick auf die Einbindung der Verbraucher besonders wirksam war. Eine weitere Maßnahme, die 2019 große Aufmerksamkeit auf sich zog, war eine von Finance Watch lancierte Kampagne zu den Plänen von Facebook zur Einführung von Libra, einem eigenen Zahlungssystem/Coin. Im Rahmen der Kampagne sollten politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit über die Risiken für die Stabilität des Finanzsystems informiert werden, und die Bürger erhielten die Möglichkeit, ihre Bedenken in einer Petition zu äußern. Darüber hinaus wurde eine Reihe von Videos produziert (49 Videos im Zeitraum 2017–2019), um das Verständnis der Bürger für Finanzthemen zu verbessern. Im Jahr 2018 beispielsweise veröffentlichte der Begünstigte mehrere kurze Videos zu verschiedenen Themen wie Kapitalanforderungen, nachhaltiges Finanzwesen, Händler-Boni und übermäßige Risikoanreize. Des Weiteren konnte Finance Watch sein Kommunikationspotenzial durch ein neues Instrument ausbauen, mit dem über Cartoons eine breitere Öffentlichkeit und das Laienpublikum auf wirksame Weise angesprochen werden konnten.

Durch seine Mitglieder und koordinierte Maßnahmen auf nationaler Ebene informierte Finance Watch die Öffentlichkeit über aktuelle Fragen im Bereich der Regulierung der Finanzmärkte. Wie von den befragten Interessengruppen hervorgehoben wurde, floss das von Finance Watch eingebrachte Fachwissen in die nationalen Debatten der Interessengruppen ein. In einigen Fällen übersetzten diese Interessengruppen die Veröffentlichungen von Finance Watch auch in ihre Landessprache.

Die Umfrageteilnehmer stuften die Qualität der Kommunikationstätigkeiten von Finance Watch als hoch ein, wobei der Newsletter von Finance Watch als besonders wirksam geschätzt wurde. Während des Bewertungszeitraums veröffentlichte Finance Watch 51 Pressemitteilungen. Die Umfrageteilnehmer erachteten die Pressemitteilungen als wirksames Instrument zur Information der Verbraucher. Über soziale Medien verbreitete Finance Watch Inhalte und äußerte sich zu verschiedenen Themen wie dem Klimawandel und dem Ausbruch von COVID-19. Was die Nutzung von sozialen Medien und Online-Medien anbelangt, so wurde die Organisation als besonders wirksam bewertet und erlangte eine größere Bekanntheit als vergleichbare Organisationen. Die Zahl ihrer Follower in den sozialen Medien hat in den Jahren 2017–2019 erheblich zugenommen; so hat Finance Watch derzeit im Vergleich zu anderen ähnlichen Organisationen eine hohe Zahl von Followern (21 000 auf Facebook und 10 750 auf Twitter). Außerdem konnte die Organisation ihr Kommunikationspotenzial durch eine neue Website steigern. Darüber hinaus wird in den internationalen Medien umfassend über Finance Watch berichtet: Zwischen 2017 und 2019 wurde die Organisation in der internationalen Presse in 374 Artikeln erwähnt.

Insgesamt hat die Studie gezeigt, dass die Qualität der Ergebnisse von Finance Watch im Allgemeinen als hoch angesehen wird, auch von Beamten der europäischen Organe, den Mitgliedern von Finance Watch und anderen Interessengruppen.

Effizienz

Die Studie hat ergeben, dass Finance Watch während des Bewertungszeitraums ein relativ stabiles Verhältnis zwischen Kosten und Ergebnissen aufwies. Von 2017 bis 2018 führte die Erhöhung der Ausgaben für die Erlangung von Fachwissen, politische Analysen, Beratung und öffentliche Angelegenheiten zu einem Anstieg der Zahl der Ergebnisse (z. B. Berichte, Briefings, Papiere, öffentliche Anhörungen, öffentliche Maßnahmen und Videos). Auch in anderen Bereichen wie der Kommunikation war das Verhältnis zwischen Kosten und Ergebnissen relativ stabil, was darauf schließen lässt, dass auch hier eine vergleichbare Effizienz herrschte.

Zwischen 2018 und 2019 stiegen die Ausgaben im Bereich der Kommunikation geringfügig an. Die Tatsache, dass die Zahl Kommunikationsergebnisse (wie Veranstaltungen, Pressemitteilungen und die Einführung einer neuen Website) im Jahr 2019 gegenüber 2018 gestiegen ist, deutet auf eine größere Effizienz der Kommunikationsergebnisse hin.

BETTER FINANCE

Wirksamkeit

Durch Beiträge zu öffentlichen Konsultationen, die Teilnahme an Sachverständigengruppen sowie durch Positionspapiere und Diskussionen mit verschiedenen Interessengruppen brachte BETTER FINANCE den politischen Entscheidungsträgern die Standpunkte der Endnutzer von Finanzdienstleistungen nahe. Im Laufe der Jahre befasste sich BETTER FINANCE mit einem breiten Spektrum an Themen, die für Verbraucher im Finanzbereich von Belang sind. Im Jahr 2017 lag ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit von BETTER FINANCE auf den Bereichen Altersvorsorge und „Robo-Investments“ 13 . Im Jahr 2018 konzentrierte sich die Organisation unter anderem auf Themen im Zusammenhang mit dem Schutz von Anlegern und Nutzern von Finanzdienstleistungen sowie der Einhaltung der Vorschriften bezüglich vorvertraglicher Informationen für Anlageprodukte für Kleinanleger. Im Jahr 2019 befasste sich BETTER FINANCE mit Themen wie kollektiven Rechtsbehelfen, der MiFID II, PEPP, PRIIP, OGAW, Solvabilität II, der IDD, EbAV, der Kapitalmarktunion, dem nachhaltigen Finanzwesen (Taxonomie, Umweltzeichen) und dem digitalen Finanzwesen.

In diesen drei Jahren war BETTER FINANCE besonders wirksam. Beispielsweise beteiligte sich die Organisation an 70 Konsultationen. Die öffentlichen Konsultationen erstreckten sich auf ein breites Spektrum an Themen, insbesondere solche, die für Anleger relevant sind. So nahm BETTER FINANCE im Jahr 2017 beispielsweise an der Konsultation der ESMA zu den Governance-Anforderungen im Rahmen der MiFID sowie zur Konsultation über Format und Inhalt des Prospekts teil. Im Jahr 2018 übermittelte BETTER FINANCE unter anderem Antworten auf das gemeinsame Konsultationspapier der ESA zu Änderungen an den Basisinformationsblättern für PRIIP 14 sowie zum Fragebogen der Kommission hinsichtlich der Eignung der Offenlegungen in Bezug auf die Faktoren Umwelt, Soziales und Governance. Im Jahr 2019 beteiligte sich die Organisation an der Konsultation der ESMA zur Aufnahme von Nachhaltigkeitsrisiken und -faktoren in die OGAW-Richtlinie sowie in die AIFMD 15 . Darüber hinaus lieferte BETTER FINANCE auch Beiträge zu Konsultationen im Bereich des nachhaltigen und digitalen Finanzwesens, z. B. zur Konsultation der Kommission zu Vorschriften für digitale Lösungen und effiziente grenzüberschreitende Vorgänge, zur Konsultation der EBA 16 zum Diskussionspapier über ihren Ansatz im Bereich der Finanztechnologie (Fintech) sowie zum Fragebogen der Hochrangigen Sachverständigengruppe für ein nachhaltiges Finanzwesen. Die Befragten gaben an, dass BETTER FINANCE fachspezifische Bereiche in einer für Verbraucher und Endnutzer leicht verständlichen Weise behandelt. Darüber hinaus hat BETTER FINANCE in den drei Jahren mehr als 15 Positionspapiere erstellt.

BETTER FINANCE beteiligte sich auch weiterhin durch Beiträge an den Diskussionen von Sachverständigengruppen, z. B. der Nutzergruppe „Finanzdienstleistungen“ der Kommission, der Interessengruppe „Bankensektor“ (EBA) und dem Hochrangigen Forum zur Kapitalmarktunion sowie der PEPP-Sachverständigengruppe (EIOPA). Die Beteiligung der Organisation an Sachverständigengruppen 17 hat während des Bewertungszeitraums leicht zugenommen. Im Jahr 2017 hatte BETTER FINANCE acht Posten in Sachverständigengruppen inne, 2018 waren es ebenfalls acht und 2019 waren es zehn. Zudem wurde BETTER FINANCE mehrfach eingeladen, bei Anhörungen das Wort zu ergreifen, z. B. im Europäischen Parlament zum PEPP-Vorschlag.

Neben politischen Vermerken und Diskussionspapieren erstellte BETTER FINANCE eine Reihe von umfassenden Forschungsberichten (vier im Jahr 2017, sieben im Jahr 2018 und sechs im Jahr 2019), in denen aktuelle Themen aufgezeigt wurden, die für Verbraucher und Endnutzer von Finanzdienstleistungen relevant sind. So brachte die Organisation im Jahr 2017 beispielsweise Publikationen über „Robo-Advice“ 18 und Altersvorsorge heraus. Darüber hinaus veröffentlichte sie Berichte über Themen des Anlegerschutzes, die vom Europäischen Parlament aufgegriffen wurden – in diesem Zusammenhang ist vor allem das Papier über Verkäufe von Finanzprodukten zu unfairen Bedingungen zu nennen. 2018 veröffentlichte BETTER FINANCE den Forschungsbericht Fund Benchmark Disclosure Compliance, in dem geprüft wurde, inwieweit die Basisinformationsblätter ausgewählter OGAW-Fonds, die in Aktien investieren, den Vorschriften entsprechen.

Das Ziel einer besseren Aufklärung von Verbrauchern wurde durch Kampagnen, Veranstaltungen und Pressemitteilungen verfolgt. Zwischen 2017 und 2019 veröffentlichte BETTER FINANCE mehr als 70 Pressemitteilungen mit Informationen über Entwicklungen in Bezug auf Politik und Regulierung auf europäischer Ebene, die für Anleger und Endnutzer von Finanzdienstleistungen relevant sind. Durch eine steigende Zahl von Pressemitteilungen in verschiedenen Sprachen stellte der Begünstigte die Verbindung zur Finanzpresse sowie zur allgemeinen Presse sicher.

In diesen drei Jahren organisierte BETTER FINANCE durchschnittlich acht Veranstaltungen pro Jahr (darunter internationale Konferenzen und Pressekonferenzen), wobei die Zahl der Teilnehmer von Jahr zu Jahr gestiegen ist. Beispielsweise organisierten BETTER FINANCE und das CFA-Institute im Jahr 2019 gemeinsam eine internationale Konferenz zum Thema „Sustainable Value for Money“ (Ein nachhaltiges Kosten-Nutzen-Verhältnis). In den internationalen Medien wird umfassend über BETTER FINANCE berichtet: Zwischen 2017 und 2019 wurde die Organisation in der internationalen Presse in 296 Artikeln erwähnt.

Anfang 2019 richtete BETTER FINANCE eine neue Website ein, die den Besuchern eine nutzerfreundlichere Oberfläche und einen leichteren Zugang zu den wichtigsten Informationen bietet. Darüber hinaus informierte die Organisation ihre Mitglieder und Interessengruppen mit einem Newsletter über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Gesetzgebung und Regulierung.

Die Studie ergab, dass BETTER FINANCE (im Vergleich zu ähnlichen Organisationen) eine relativ geringe Präsenz in den sozialen Medien aufweist. Die Auftritte von BETTER FINANCE in den sozialen Medien haben eine begrenzte, wenn auch steigende Zahl von Followern (452 auf Facebook und 1340 auf Twitter).

Effizienz

In der Studie wurden auch die Ergebnisse der Organisationen analysiert und in quantitativer sowie qualitativer Hinsicht bewertet; die Bewertung ergab, dass FINANCE WATCH ein stabiles Niveau an Ergebnissen lieferte. Insgesamt haben die Aktivitäten zur Sensibilisierung, Verbreitung von Wissen sowie zur Wissensvermittlung und Schulung im Finanzbereich im Laufe der drei Jahre zugenommen. Bei den anderen Aktivitäten (z. B. Forschung und Beratung) konnte BETTER FINANCE das Verhältnis zwischen Kosten und Ergebnissen zwischen 2017 und 2019 verbessern.

Zwischen 2018 und 2019 sind die Ausgaben für Sensibilisierung, Verbreitung von Wissen sowie Fortbildung und Schulungen im Finanzbereich gestiegen. Die Zunahme der Zahl der Ergebnisse (z. B. Veranstaltungen und Pressemitteilungen) ließ auf eine relativ stabile Effizienz in diesem Bereich schließen.

5.    Schlussfolgerung

Die Bewertung zeigt, dass die Ziele des Programms im Großen und Ganzen verwirklicht wurden.

Das Ziel der stärkeren Einbindung von Verbrauchern und Endnutzern von Finanzdienstleistungen in die Gestaltung der Unionspolitik im Bereich Finanzdienstleistungen wurde erreicht. Die Arbeit von Finance Watch und BETTER FINANCE hat die politische Debatte bereichert. Die beiden Organisationen boten eine alternative Sichtweise und Argumente, die die politischen Entscheidungsträger ansonsten womöglich übersehen oder außer Acht gelassen hätten. Beide brachten durch ihre Beiträge zu öffentlichen Konsultationen und die Teilnahme an zahlreichen Sachverständigengruppen der Kommission und der ESA wertvolles Fachwissen ein. Die Organisationen legten den politischen Entscheidungsträgern ihre Standpunkte in vielfältiger Weise dar (unter anderem in Anhörungen, Sitzungen, Papieren usw.).

Das Ziel, Verbraucher und andere Endnutzer von Finanzdienstleistungen über aktuelle Fragen im Bereich der Finanzmarktregulierung aufzuklären, wurde im Allgemeinen erreicht. Die beiden Begünstigten hielten die Verbraucher z. B. durch Kampagnen, Pressemitteilungen usw. auf dem Laufenden.

Um die Interessen von Verbrauchern und Endnutzern zu verteidigen, ist die Vertretung branchenfremder Interessengruppen auf EU-Ebene weiterhin erforderlich.

Angesichts ihrer Abhängigkeit von Finanzmitteln der EU wären Finance Watch und BETTER FINANCE ohne finanzielle Förderung seitens der EU nicht in der Lage, die Interessen der Nutzer von Finanzdienstleistungen in gleichem Maße zu unterstützen und somit die Interessen der Verbraucher in gleicher Weise zu vertreten. Ohne Finanzhilfen der EU für diese beiden Organisationen wären auch andere EU-Organisationen nicht in der Lage, die Lücke zu füllen. Eine finanzielle Förderung seitens der EU ist daher weiterhin notwendig, um die Verbraucher stärker an der Gestaltung der EU-Politik im Bereich der Finanzdienstleistungen zu beteiligen.

Abgesehen von Finance Watch und BETTER FINANCE gibt es auf Ebene der EU derzeit keine anderen Organisationen, die sich im Bereich Finanzdienstleistungen ebenso ausführlich mit einem ähnlichen Themenspektrum befassen.

(1)

 Verordnung (EU) 2017/826 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Mai 2017 zur Auflegung eines Unionsprogramms zur Unterstützung spezieller Tätigkeiten zur stärkeren Einbindung von Verbrauchern und anderen Endnutzern von Finanzdienstleistungen an der Gestaltung der Unionspolitik im Bereich Finanzdienstleistungen für den Zeitraum 2017–2020.

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32017R0826&from=EN

(2)

 MAVA ist eine gemeinnützige Stiftung mit folgenden Schwerpunkten: i) Erhaltung der biologischen Vielfalt im Mittelmeerraum, in Westafrika und in der Schweiz und ii) Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft. Bis Ende 2019 war Finance Watch Teil eines Programms von MAVA (Economics for Nature – E4N), dessen Schwerpunkt die Wiederherstellung und Erhaltung von Naturkapital ist.

https://mava-foundation.org/

(3)

 Verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger und Versicherungsanlageprodukte (PRIIP).

(4)

Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW).

(5)

Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID).

(6)

Versicherungsvertriebsrichtlinie (IDD).

(7)

Paneuropäische Private Pensionsprodukte (PEPP).

(8)

 BEUC (Bureau Européen des Unions de Consommateurs) ist die Dachorganisation von 44 unabhängigen Verbraucherorganisationen aus 32 Ländern. Die Aufgabe des BEUC besteht darin, diese Organisationen gegenüber den EU-Organen zu vertreten und die Interessen der europäischen Verbraucher zu verteidigen.

https://www.beuc.eu/

(9)

 COFACE Families Europe fördert das Wohlergehen, die Gesundheit und die Sicherheit von Familien und ihren Mitgliedern in einer sich wandelnden Gesellschaft und fungiert als vertrauenswürdige Instanz für die umfassende Berücksichtigung der Anliegen von Familien und als Stimme für die Bedürfnisse von Familien in der EU und darüber hinaus.

http://www.coface-eu.org/

(10)

AGE Platform Europe ist ein europäisches Netz von gemeinnützigen Organisationen für Menschen ab 50 Jahren, dessen Ziel es ist, die Interessen von EU-Bürgern ab 50 Jahren zu vertreten und zu fördern und das Bewusstsein für die Themen zu schärfen, die sie am meisten betreffen.

https://www.age-platform.eu/about-age

(11)

Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA).

(12)

Diese Zahl bezieht sich nur auf die Teilnahme von Vertretern von Finance Watch an Sachverständigengruppen. Sie beinhaltet nicht die mögliche Teilnahme von Sachverständigen, die Mitgliedsorganisationen von Finance Watch angehören, es sei denn, sie würden als Vertreter von Finance Watch an der Gruppe teilnehmen.

(13)

Investitionen auf der Grundlage von Ratschlägen eines Computerprogramms anhand von Kundeninformationen wie Alter, Gehalt und Risikobereitschaft.

(14)

 Basisinformationsblätter für verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger und Versicherungsanlageprodukte (PRIIP).

(15)

 Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMD).

(16)

 Europäische Bankenaufsichtsbehörde.

(17)

 Diese Zahl bezieht sich nur auf die Teilnahme von Vertretern von BETTER FINANCE an Sachverständigengruppen. Sie beinhaltet nicht die mögliche Teilnahme von Sachverständigen, die Mitgliedsorganisationen von BETTER FINANCE angehören, es sei denn, sie würden als Vertreter von BETTER FINANCE an der Gruppe teilnehmen.

(18)

 Finanzberatung durch ein Computerprogramm anhand von Kundeninformationen wie Alter, Gehalt und Risikobereitschaft.

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