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Document 52010DC0141

Zweiter bericht der Kommission an den Rat auf der grundlage der berichte der mitgliedstaaten über die umsetzung der empfehlung (2002/77/eg) des Rates zur umsichtigen verwendung antimikrobieller mittel in der humanmedizin SEC(2010)399

/* KOM/2010/0141 endg. */

52010DC0141

Zweiter bericht der Kommission an den Rat auf der grundlage der berichte der mitgliedstaaten über die umsetzung der empfehlung (2002/77/eg) des Rates zur umsichtigen verwendung antimikrobieller mittel in der humanmedizin SEC(2010)399 /* KOM/2010/0141 endg. */


[pic] | EUROPÄISCHE KOMMISSION |

Brüssel, den 9.4.2010

KOM(2010) 141 endgültig

ZWEITER BERICHT DER KOMMISSION AN DEN RAT

AUF DER GRUNDLAGE DER BERICHTE DER MITGLIEDSTAATEN ÜBER DIE UMSETZUNG DER EMPFEHLUNG (2002/77/EG) DES RATES ZUR UMSICHTIGEN VERWENDUNG ANTIMIKROBIELLER MITTEL IN DER HUMANMEDIZIN

SEC(2010)399

ZWEITER BERICHT DER KOMMISSION AN DEN RAT

AUF DER GRUNDLAGE DER BERICHTE DER MITGLIEDSTAATEN ÜBER DIE UMSETZUNG DER EMPFEHLUNG (2002/77/EG) DES RATES ZUR UMSICHTIGEN VERWENDUNG ANTIMIKROBIELLER MITTEL IN DER HUMANMEDIZIN

(Text von Bedeutung für den EWR)

INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

2. ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN MASSNAHMEN AUF DER EBENE DER MITGLIEDSTAATEN

3. ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN MASSNAHMEN AUF EU-EBENE

4. FAZIT

1. EINLEITUNG

I m November 2001 nahm der Rat eine Empfehlung zur umsichtigen Verwendung antimikrobieller Mittel in der Humanmedizin (2002/77/EG) an, im Folgenden „die Empfehlung“. Darin werden die Mitgliedstaaten und die EWR-Länder dazu aufgerufen, spezifische Strategien zur umsichtigen Verwendung antimikrobieller Mittel einzuführen, um die Resistenz gegen diese einzudämmen. Diese Strategien sollten Maßnahmen zur Überwachung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und ihres Einsatzes, Kontroll- und Präventivmaßnahmen, Aufklärung und Schulung sowie Forschung umfassen. In der Empfehlung wird die Kommission aufgefordert, wechselseitige Information, Konsultation, Zusammenarbeit und Maßnahmen zu erleichtern, die unter diese Empfehlung fallenden Bereiche laufend zu überprüfen und auf der Grundlage der Berichte der Mitgliedstaaten Bericht zu erstatten.

Innerhalb von zwei Jahren nach Annahme der Empfehlung fasste die Kommission die wichtigsten Aktionen auf der Ebene der Mitgliedstaaten und der Europäischen Union in einem Bericht an den Rat über die Umsetzung der Empfehlung zusammen (KOM (2005)684 endg.)[1]. Aus dem Bericht ging hervor, dass die meisten Mitgliedstaaten vielfältige Maßnahmen im Sinne der Empfehlung getroffen hatten. Allerdings wurden darin auch mehrere Bereiche genannt, in denen nur in begrenztem Umfang Maßnahmen ergriffen wurden, sowie andere Bereiche, die weiterer Aufmerksamkeit bedurften:

- Implementierung nationaler Strategien und nationaler Aktionspläne,

- Schaffung eines sektorübergreifenden Mechanismus mit geeignetem Mandat und entsprechenden Mitteln,

- Zusammenarbeit zwischen Human- und Veterinärmedizin,

- Aufklärung der breiten Öffentlichkeit über den richtigen Einsatz antimikrobieller Mittel zur Behandlung,

- Einführung von Maßnahmen, um sicherzustellen, dass systemisch wirkende antimikrobielle Mittel und Antibiotika nur auf Verschreibung verabreicht werden,

- geeignete Infektionsbekämpfung,

- national anerkannte Leitlinien für eine geeignete Antibiotikabehandlung.

Nach diesem ersten Bericht über die Umsetzung der Empfehlung wurden die Mitgliedstaaten im August 2008 gebeten, der Kommission als Beitrag zum Follow-up der Empfehlung über den Stand der Umsetzung Bericht zu erstatten. Die Kommission erhielt Antworten von allen Mitgliedstaaten und von einem der drei EFTA/EWR-Länder.

Anhand dieser Antworten werden im vorliegenden Bericht die wichtigsten Maßnahmen der Mitgliedstaaten und auf Unionsebene zusammengefasst und der Stand von 2008 mit dem Stand von 2004 verglichen, d. h. mit dem Zeitpunkt, als die Daten für den vorigen Bericht erhoben wurden. Der vorliegende Bericht legt besonderen Wert auf die Verwendung von Indikatoren zur Verfolgung der Umsetzung des Aktionsplans. In seinen Schlussfolgerungen werden außerdem diejenigen Bereiche der Empfehlung hervorgehoben, die weiterer Aufmerksamkeit bedürfen. Er wird von einem Arbeitspapier der Kommissionsdienststellen begleitet, das eine ausführlichere fachliche Analyse der Antworten der Mitgliedstaaten enthält.

2. ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN MASSNAHMEN AUF DER EBENE DER MITGLIEDSTAATEN

In der Empfehlung werden die Mitgliedstaaten dazu aufgerufen, spezifische Strategien zur umsichtigen Verwendung antimikrobieller Mittel einzuführen, um die Resistenz gegen diese einzudämmen. Bis Ende 2008 lagen in 16 Ländern nationale Strategien vor, und 8 Länder waren dabei, solche Strategien auszuarbeiten. Vier Mitgliedstaaten hatten weder eine Strategie noch deren Ausarbeitung zu melden.

Die Strategien sollten die folgenden Hauptziele anstreben:

1. Auf- oder Ausbau von Überwachungssystemen für die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und deren Einsatz

Alle Bericht erstattenden Länder hatten ein Überwachungssystem für die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel eingeführt. In 18 Ländern gab es ein Überwachungssystem zusätzlich zur Beteiligung am EARSS (European Antimicrobial Resistance Surveillance System – Europäisches System zur Überwachung von Resistenzen gegen antimikrobielle Wirkstoffe), das Resistenzen gegen antimikrobielle Wirkstoffe im ambulanten wie im stationären Bereich erfasst.

In einer bedeutenden Anzahl von Mitgliedstaaten und EWR-Ländern war die Überwachung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel eng mit der Untersuchung von Ausbrüchen und der Seuchenbekämpfung sowie mit der veterinärmedizinischen Überwachung verknüpft. Dagegen gab es nur in wenigen Ländern Verbindungen mit Umweltfragen.

Die meisten Länder hatten einen nationalen Bericht über die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel veröffentlicht, und auch die Daten waren öffentlich zugänglich.

In allen Ländern, bis auf zwei, hatten die Gesundheitsbehörden Zugang zu Daten über die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel. Allerdings war es immer noch schwierig, schnell auf detaillierte Daten zuzugreifen. Die Gründe für diese Probleme waren schon im ersten Bericht genannt worden: Rechtslage, Dateneigentum, Haushaltsengpässe, Informationsmangel und fehlende technologische Unterstützung.

Was die Struktur des Überwachungssystems, die Veröffentlichung nationaler Berichte und operative Verbindungen mit der veterinärmedizinischen Überwachung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel angeht, scheinen im Vergleich zu 2003 nur wenige Fortschritte erzielt worden zu sein. Allerdings gab es durchaus Fortschritte beim Zugang zu Überwachungsdaten. So berichteten 2008 weniger Länder über Hindernisse beim Datenzugang als 2003.

Fast alle antwortenden Länder verfügten über nationale Systeme zur Überwachung des Einsatzes antimikrobieller Mittel und des Antibiotikaverbrauchs, und alle Länder sind am europäischen Projekt zur Überwachung des Verbrauchs antimikrobieller Mittel (ESAC – European Surveillance of Antimicrobial Consumption Project) beteiligt. Vergleiche mit dem Stand von 2003 zeigen, dass seit dem ersten Bericht Fortschritte erzielt wurden. Die Hindernisse bei der Erlangung von Daten über den Verbrauch antimikrobieller Mittel wurden überwunden. Die Erhebung von kategorisierten Daten und Verknüpfungen zwischen Daten über die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und Daten über Antibiotikaverbrauch konnten verbessert werden. In den meisten Ländern waren die Daten jedoch nicht detailliert genug, um den verschreibenden Ärzten geeignete Rückmeldungen zu geben. Dabei bestanden die gleichen Hindernisse wie bei der Überwachung der Resistenz als solcher. Darüber hinaus konnten nur in der Hälfte der antwortenden Länder Verbrauchsdaten nach Indikation aufgeschlüsselt und mit den Resistenzdaten verknüpft werden. Die Erhebung nützlicherer Daten über den Verbrauch antimikrobieller Mittel und die Verschreibungspraxis scheint durch die Rechtslage, einschließlich des Dateneigentums, und durch Probleme mit den Informatiksystemen erschwert zu werden. Zudem waren in einigen Ländern die Indikatoren für die Überwachung der Verschreibungspraxis immer noch zu wenig ausgereift.

2. Einführung von Kontroll- und Präventivmaßnahmen zur Unterstützung der umsichtigen Verwendung antimikrobieller Mittel und Beitrag zur Begrenzung der Ausbreitung übertragbarer Krankheiten

Seit dem vorigen Bericht haben viele Länder Maßnahmen gegen die rezeptfreie Abgabe antimikrobieller Mittel ergriffen. Während 2003 nur ein Land Daten vorlegen konnte, lieferten 2008 alle antwortenden Länder Schätzungen des Ausmaßes solcher Verkäufe. 18 Länder berichteten, diese Praxis sei keine wesentliche Ursache für den Antibiotikamissbrauch in ihrem Land. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass vier von denjenigen Ländern, in denen der geschätzte Prozentsatz rezeptfrei verkaufter Antibiotika zwischen 1 % und etwa 15 % lag, keine Maßnahmen zur Durchsetzung der Rechtsvorschriften über die ausschließliche Abgabe von Antibiotika auf Verschreibung angaben. Solche Maßnahmen sind in den EU-Vorschriften über Humanarzneimittel vorgesehen (Richtlinie 2001/83/EG, geändert durch die Richtlinie 2004/27/EG).

In den meisten Ländern gab es 2008 nationale Leitlinien über die geeignete Verwendung antimikrobieller Mittel, die den größten Teil der Infektionen in der Gemeinschaft erfassten, wie Otitis media, Sinusitis, Tonsillopharyngitis, ambulant erworbene Pneumonie, Infektionen des Harntraktes und Meningitis. Krankenhausleitlinien waren allerdings seltener und liegen nur in der Hälfte der Länder vor. Zudem erfolgte nur selten eine Bewertung, ob die Leitlinien eingehalten wurden und welche Auswirkungen sie hatten, wenn auch in dieser Hinsicht seit 2003 Fortschritte erzielt wurden.

In 22 Ländern gab es ein nationales Programm für Krankenhaushygiene und Infektionsbekämpfung. In 20 Ländern war für jedes Krankenhaus ein Ausschuss für die Infektionsbekämpfung zwingend vorgeschrieben. Nur in drei Ländern galt dies auch für Pflegeheime. Mehr als die Hälfte der antwortenden Länder hatten Rechtsvorschriften oder Empfehlungen für die Anzahl des in der stationären Versorgung notwendigen Pflegepersonals zur Infektionsbekämpfung, aber keines der Länder stellte entsprechende Anforderungen an Pflegeheime. In allen Ländern, bis auf drei, gab es Leitlinien für Prävention und Bekämpfung nosokomialer Infektionen. Am häufigsten wurde in den Leitlinien Staphylococcus aureus (MRSA) genannt. Leitlinien für multiresistente Bakterien ergänzten im Allgemeinen immer spezifische Leitlinien für MRSA. In Pflegeheimen waren Leitlinien seltener als in Krankenhäusern. Die meisten antwortenden Länder hatten auch Empfehlungen für die Impfung gegen Infektionen mit Streptococcus pneumoniae bei Erwachsenen wie Kindern.

3. Förderung der Aufklärung und Schulung von Angehörigen der Gesundheitsberufe über das Problem der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und Information der breiten Öffentlichkeit über die Bedeutung des umsichtigen Einsatzes antimikrobieller Mittel

Die meisten Länder berichten, dass die Lehrpläne für Gesundheitsberufe Themen wie die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel, Hygiene und Infektionsbekämpfung, den angemessenen Einsatz antimikrobieller Mittel und Impfprogramme umfassen. 15 Länder stellten Anforderungen an unabhängige, nicht durch Sponsoren geförderte Fortbildung für Angehörige der Gesundheitsberufe, die hauptsächlich Hygiene und Maßnahmen zur Infektionsbekämpfung betreffen. Dies galt jedoch nicht für alle Gesundheitsberufe, und es löste auch nicht in allen Ländern das Problem der unangemessenen Verwendung antimikrobieller Mittel.

In 16 Ländern wurden Bewusstseinsbildungskampagnen zum Thema Resistenz gegen antimikrobielle Mittel für Angehörige der Gesundheitsberufe, insbesondere für Ärzte, und in einigen Ländern auch für Apotheker, Krankenpflegepersonal und Tierärzte durchgeführt.

In den letzten beiden Jahren gab es in 17 Ländern Kampagnen zur Aufklärung der breiten Öffentlichkeit über Resistenz gegen antimikrobielle Mittel, deren unangemessene Verwendung, Impfprogramme und deren Rolle sowie allgemeine Hygienemaßnahmen. Seit 2003 wurden nur sehr langsam Fortschritte erzielt. Diese Kampagnen wendeten sich eher an die breite Öffentlichkeit als an besondere Zielgruppen wie Patientenverbände oder die Patienten selbst.

Im Jahr 2002 empfahl der Rat, dass alle Mitgliedstaaten rasch einen sektorübergreifenden Mechanismus schaffen sollten, um die oben genannten Strategien auf nationaler Ebene zu koordinieren. Dieser Mechanismus sollte nicht nur der nationalen Koordinierung dienen, sondern auch dem Informationsaustausch und der Koordinierung zwischen der Kommission und den Mitgliedstaaten.

19 Länder gaben an, dass sie einen sektorübergreifenden Koordinierungsmechanismus eingeführt hatten; sieben Länder waren dabei, einen solchen Mechanismus zu entwickeln, der zwischen Ende 2008 und 2010 vorliegen sollte. Zwei Mitgliedstaaten hatten keine derartigen Pläne. Die Hauptverbesserung gegenüber dem letzten Bericht bestand in der Rechtslage in Bezug auf diesen Mechanismus. Im Jahre 2008 wurde in acht Ländern ein solcher Mechanismus auf Regierungsbeschluss eingerichtet, in weiteren sechs Ländern durch Rechtsvorschriften. Darüber hinaus gaben drei Länder an, dass ihr sektorübergreifender Koordinierungsmechanismus auf Beschluss des Leiters der nationalen Gesundheitsbehörde geschaffen oder als offizielle Arbeitsgruppe eingesetzt wurde. In den meisten Ländern war dieser Mechanismus wirklich sektorübergreifend und hat in fast allen Fällen die Verbindung zwischen dem humanmedizinischen und dem veterinärmedizinischen Bereich gefestigt. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass die Ministerien für Arbeit, Umwelt, Forschung und Bildung selten vertreten waren. Auch hatte es seit dem ersten Bericht nur wenige Verbesserungen bei der Einbeziehung von Patientenverbänden gegeben. In weniger als der Hälfte der Fälle waren Krankenpflegepersonal und Pflegeeinrichtungen vertreten, obwohl diesen große Bedeutung bei der Eindämmung von Entwicklung und Übertragung antimikrobieller Resistenzen zukommt.

Da wir nun von der Strategieentwicklungsphase zur Umsetzung übergehen, wurde die Frage nach Indikatoren zur Weiterverfolgung der Umsetzung gestellt. Zwölf Länder berichteten, dass sie über Indikatoren zur Überwachung verfügen. In den meisten Fällen wurden Ergebnisindikatoren verwendet (für die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel, deren Einsatz, Verschreibung und nosokomiale Infektionen). Fünf Länder gaben an, sie verwendeten Struktur- und Prozessindikatoren auf lokaler und nationaler Ebene (wie die Menge des Verbrauchs von alkoholischem Desinfektionsgel für die Hände, die Einführung von Antibiotikamanagementteams, die Bewertung der Compliance, Kontrollen der Verkäufe antimikrobieller Mittel und Zahl der Forschungsprojekte).

3. ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN MASSNAHMEN AUF EU-EBENE

Die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel ist und bleibt ein vordringliches Thema für die Kommission, die ein breites Spektrum an Maßnahmen auf EU-Ebene durchführt und fördert.

In Anbetracht der Empfehlung des ersten Berichts, auch die Verbreitung resistenter Mikroorganismen im ambulanten und stationären Bereich zu thematisieren, gab der Rat auf Vorschlag der Kommission im Juni 2009 eine Empfehlung zur Sicherheit der Patienten unter Einschluss der Prävention und Eindämmung von therapieassoziierten Infektionen[2] ab. Die Empfehlung zielt darauf ab, sicherzustellen, dass die Mitgliedstaaten über geeignete und angemessene Strategien zur Verbesserung der Patientensicherheit in ihren Gesundheitsversorgungssystemen verfügen, und umfasst spezifische Vorschläge zur Prävention und zur Eindämmung nosokomialer Infektionen.

Da der Anstieg der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel auf die Verwendung von Antibiotika sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin zurückgeführt wurde, hat die Kommission seit dem ersten Bericht an Initiativen gearbeitet, die für beide Bereiche relevant sind.

So hat die Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher eine dienststelleninterne technische Plattform eingerichtet, um Informationen auszutauschen und die Koordinierung zwischen Tätigkeiten im Bereich der öffentlichen Gesundheit und der Tiergesundheit zu verbessern. Die Arbeit dieser Gruppe soll mit Unterstützung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu einem gemeinsamen Ansatz zur Überwachung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel bei Mensch und Tier anregen. Als Ergebnis dieser Arbeit veröffentlichte die Kommission im November 2009 ein Arbeitspapier der Kommissionsdienststellen über die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel.[3] Zweck dieses Papiers war die Information des Parlaments und des Rates über die Fortschritte der Kommission bei der Überwachung und der Eindämmung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel in der Human- und der Veterinärmedizin und die Einleitung eines Meinungsaustauschs über Folgemaßnahmen und mögliche weitere Aktionen. Gestärkt wurde dieser gemeinsame Ansatz durch eine engere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen EU-Einrichtungen, die im Bereich der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel tätig sind. Nach einem gemeinsamen Ersuchen der Kommissionsabteilungen arbeiteten ECDC, EFSA, EMA und der Wissenschaftliche Ausschuss für neu auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken zusammen, um gemeinsam den Sachstand bezüglich der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel zu ermitteln.[4]

Neben diesen Initiativen hat die Kommission die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel durch die Finanzierung mehrer europaweiter Projekte im Rahmen des Gesundheitsprogramms 2003-2007 in Angriff genommen:

EARSS — das Europäische System zur Überwachung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel (2003-2006) sollte ein Überwachungs- und Informationssystem sein, das nationale Netze miteinander verbindet und die von der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel in Europa ausgehenden Gesundheitsgefahren überwacht: www.earss.rivm.nl. EARSS wird derzeit in die Tätigkeit des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten integriert.

ESAC — die Europäische Überwachung des Verbrauchs antimikrobieller Mittel (2004-2007) sollte die Zusammenstellung der Daten über den Verbrauch antimikrobieller Mittel konsolidieren. Zudem wurden ausführliche Verbrauchsdaten für ambulante und stationäre Versorgung sowie den Pflegebereich untersucht, und es wurde eine pharmako-ökonomische Auswertung vorgenommen. Einige aus diesem Projekt gewonnene Daten konnten im Zusammenhang mit Resistenzmustern und Krankheitsinzidenz bewertet und für die Therapie zur Orientierung herangezogen werden – http://www.esac.ua.ac.be. ESAC wird derzeit in die Tätigkeit des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten integriert.

EUCAST — der Europäische Ausschuss für die Untersuchung auf Antibiotika-empfindlichkeit (2004-2007) sorgte für die Überwachung antibiotikaresistenter Erreger durch die Festlegung gemeinsamer Referenzmethoden, die es ermöglichen, Ergebnisse zu vergleichen, und die damit europaweit eine gemeinsame Grundlage für die Auswertung der Daten liefern. Im Rahmen dieses Projekts wurde ein ständiger Ausschuss für die Untersuchung auf Antibiotikaempfindlichkeit und die Festlegung der kritischen Dosis eingesetzt. http://www.eucast.org .

BURDEN — Belastung durch Krankheit und Resistenz in Europa (2007-2010) ist ein Projekt, das vergleichbare Informationen über die Belastung durch Krankheit und Resistenz in ganz Europa liefern sowie bei politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit Bewusstsein und Verständnis schärfen soll. Dieses Projekt umfasst auch eine Fallstudie zu MRSA auf Intensivstationen und anderen stationären Einrichtungen. www.eu-burden.ifo.

E-BUG PACK — Entwicklung und Verbreitung eines Aufklärungspakets über Antibiotika und Hygiene (2006-2009) für Schulen, das sich auf ein erfolgreiches britisches Projekt stützt. Dieses Projekt zielt auf 9- bis 16-Jährige und soll: 1. das Bewusstsein für den Nutzen sowie die umsichtige Verwendung von Antibiotika schärfen; 2. zeigen, welche unerwünschten Wirkungen die unsachgemäße Anwendung von Antibiotika auf nützliche Mikroben und die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel haben kann; 3. die Hygiene durch Händewaschen und Vermeidung von Tröpfcheninfektionen verbessern, um die Zahl der Atemwegs-, Magen/Darm- und Hautinfektionen zu verringern und die Nachfrage nach Antibiotika zu senken.

ABS International — setzt Antibiotikastrategien (ABS) zur sachgemäßen Anwendung von Antibiotika in Krankenhäusern in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (2006-2008) um. Mit der Umsetzung in 9 Mitgliedstaaten sollten ein Schulungsprogramm für nationale ABS-Sachverständige erstellt und Standardtools für Krankenhausorganisation entwickelt werden, um für geeignete Antibiotikaanwendung zu sorgen.

IPSE/HELICS — ist ein internationales Netz zur Erhebung, Auswertung und Verbreitung valider Daten über Risiken nosokomialer Infektionen in europäischen Krankenhäusern. Seine routinemäßige Datenerhebung wird im Arbeitspaket 4 des Projekts weitergefördert.

Mit dem Sechsten und dem Siebten Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung fördert die Kommission ein breites Spektrum von Forschungsprojekten, die für den umsichtigen Einsatz antimikrobieller Mittel in der Humanmedizin von entscheidender Bedeutung sind. Es wurden mehrere europaweite Projekte gefördert, die sich auf Bereiche wie die Entwicklung evidenzbasierten Patientenmanagements, Leitlinien für Atemwegs-infektionen und die Eindämmung nosokomialer Infektionen konzentrierten. Im jüngsten Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen betrafen mehrere der ausgewählten Projekte die Auswirkungen der Antibiotikatherapie auf den menschlichen Wirt ebenso wie die klinische Validierung diagnostischer Tests. Neben den Rahmenprogrammen geht es auch in anderen Initiativen wie den Europäischen Technologie-Plattformen um die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel. Zudem liefert die Gemeinsame Technologie-Initiative für Innovative Arzneimittel ein Instrument für eine öffentlich-private Partnerschaft, die beim Vorgehen gegen die Antibiotikaresistenz eine Rolle spielen kann.

Maßnahmen der Europäischen Union zur Bekämpfung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und zur Förderung ihrer umsichtigen Verwendung in der Humanmedizin sind seit dem ersten Bericht durch die Errichtung des ECDC im Jahre 2005 weiter verstärkt worden.

Zwecks Überwachung und Bewertung des Risikos der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel wurden die Tätigkeiten zur epidemiologischen Überwachung fortgesetzt, die in den Entscheidungen 2119/98/EG[5] und 2000/96/EG[6] vorgesehen sind, wobei das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, das jetzt für Überwachungsnetze zuständig ist, einen zusätzlichen Nutzen erbracht hat. Das Zentrum veröffentlicht jedes Jahr Daten über Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und deren Einsatz in der EU in seinem epidemiologischen Jahresbericht über Infektionskrankheiten.

Darüber hinaus hat das Zentrum ein Netz nationaler Anlaufstellen für Resistenz gegen antimikrobielle Mittel in den Mitgliedstaaten und EFTA/EWR[7]-Ländern eingerichtet, das die entsprechende Zusammenarbeit in der EU stärken soll. Außerdem führt es in Zusammenarbeit mit der Kommission, anderen EU-Institutionen und den Mitgliedstaaten ein spezielles Programm zur Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und nosokomiale Infektionen durch. Damit wird das Zentrum die Kommission dabei unterstützen, optimale Verfahren bei der Prävention und der Bekämpfung nosokomialer Infektionen sowie Schulungsmöglichkeiten zu fördern und den Mitgliedstaaten helfen, Schulungen zur Infektionsbekämpfung und Lehrpläne für damit befasstes Personal und Angehörige der Gesundheitsberufe zu entwickeln.

Um einen koordinierten und ausgewogenen Ansatz zwischen Human- und Veterinärmedizin sicherzustellen, hat sich die Zusammenarbeit mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit in deren Zuständigkeitsbereichen zur Bekämpfung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel gefestigt. Auch mit anderen EU-Institutionen wurde zusammengearbeitet; unter anderem bei der Veröffentlichung einer gemeinsamen Studie des ECDC und der EMA über die Notwendigkeit neuer antibakterieller Arzneimittel[8] und einer gemeinsamen Studie von ECDC, EFSA, EMA und SCENIHR über den Stand der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel in der EU[9].

Als Teil der Kampagne zur Bewusstseinsbildung in der breiten Öffentlichkeit und zur Aufklärung der Angehörigen der Gesundheitsberufe koordinierte das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten 2008 den Europäischen Tag zur Sensibilisierung für Antibiotikaresistenz als Initiative im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Diese jährliche Veranstaltung soll das Bewusstsein für eine verantwortungsvolle Antibiotikaeinnahme und für die Risiken schärfen, die mit der unsachgemäßen Verwendung von Antibiotika verbunden sind.

4. FAZIT

Seit der Veröffentlichung des ersten Berichts wurden beträchtliche Fortschritte erzielt. Die meisten Mitgliedstaaten haben vielfältige Maßnahmen ergriffen, deren Notwendigkeit in der Empfehlung nahegelegt und im ersten Umsetzungsbericht noch einmal bekräftigt wurde. Allerdings gibt es immer noch viele Bereiche der Empfehlung, in denen nur in begrenztem Umfang Verbesserungen erreicht wurden. Es ist jedoch wichtig, dass die Mitgliedstaaten sich an alle Bestimmungen der Empfehlung halten. Aufgrund der Feststellungen des vorliegenden Berichts könnte die künftige Arbeit Folgendes umfassen:

- Bessere Durchsetzung der Empfehlung des Rates durch die Mitgliedstaaten unter Berücksichtigung aktueller Probleme:

- rasche Erarbeitung und effiziente Umsetzung nationaler Strategien und nationaler Aktionspläne in allen Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern unter Berücksichtigung der Empfehlung des Rates zur Sicherheit der Patienten unter Einschluss der Prävention und Eindämmung von therapieassoziierten Infektionen;

- stärkere Einbeziehung von Pflegeheimen und Vertretern von Pflegeeinrichtungen bei der Erstellung von Aktionsplänen und Leitlinien bezüglich der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und nosokomiale Infektionen;

- Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Human- und Veterinärmedizin in Bezug auf die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und deren Einsatz auf nationaler und EU-Ebene, insbesondere in all jenen Ländern, in denen diese noch nicht erfolgt;

- externe Bewertung nationaler Programme;

- Maßnahmen zur Sicherstellung, dass jeder Mitgliedstaat über einen angemessenen sektorübergreifenden Mechanismus mit geeignetem Mandat und den erforderlichen Mitteln verfügt, um die Umsetzung der in der Empfehlung vorgesehenen Strategien zu koordinieren. Es wäre sinnvoll, zu bewerten, wie die verschiedenen sektorübergreifenden Mechanismen funktionieren;

- Förderung der Überwachung und Bewertung auf der Ebene der Mitgliedstaaten

- Entwicklung und Einsatz von Indikatoren zur Überwachung der Umsetzung der Empfehlung des Rates und zur Bewertung der Auswirkungen nationaler Aktionspläne und der Effizienz der Maßnahmen;

- Entwicklung von Mechanismen und Indikatoren zur Bewertung der Auswirkungen nationaler Leitlinien;

- Stärkung der Überwachungsnetze für die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und deren Einsatz, um für politische Entscheidungsträger, Angehörige der Gesundheitsberufe und die Öffentlichkeit den Zugang zu den Daten der Überwachungssysteme für Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und deren Einsatz zu verbessern;

- bessere Erhebung umfassender Daten über den Verbrauch antimikrobieller Mittel und die Verschreibungspraxis;

- Entwicklung eines Mechanismus für Feedback über die Verschreibungspraxis und den Antibiotikaeinsatz an verschreibende Ärzte und Entscheidungsträger;

- Förderung des Einsatzes von Indikatoren zur Überwachung der Umsetzung und der Effizienz von Maßnahmen und zur Verbreitung der relevanten Information in der Öffentlichkeit;

- bessere Aufklärung der Angehörigen der Gesundheitsberufe und der breiten Öffentlichkeit auf der Ebene der Mitgliedstaaten

- Einbeziehung von Patientenverbänden in die Umsetzung der geplanten Strategien und Aktionspläne;

- Verbesserung der unabhängigen, nicht von Sponsoren geförderten Fortbildung für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe in allen Ländern. Die Aufklärungsprogramme sollten alle Aspekte der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel (Hygiene, sachgemäße Verwendung usw.) abdecken.

- Bewusstseinsbildung bei allen Angehörigen der Gesundheitsberufe und der breiten Öffentlichkeit;

- Optimierung des Europäischen Tages zur Sensibilisierung für Antibiotikaresistenz;

- Zusammenarbeit auf EU-Ebene und Maßnahmen der EU

- verstärkte Zusammenarbeit über den Zusammenhang der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel bei Mensch und Tier mit Lebensmitteln;

- Berücksichtigung der globalen Tragweite der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel. Die Maßnahmen dürfen sich nicht auf die EU beschränken; Verbindungen mit internationalen Partnern und EU-externe Maßnahmen sind von entscheidender Bedeutung (d.h. Stärkung der Arzneimittelpolitik und der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern);

- Überwachung der Umweltauswirkungen antimikrobieller Mittel.[pic][pic]

[1] http://ec.europa.eu/health/ph_threats/com/mic_res/com684_en.pdf.

[2] Empfehlung des Rates vom 9. Juni 2009 zur Sicherheit der Patienten unter Einschluss der Prävention und Eindämmung von therapieassoziierten Infektionen, ABl. C 151 vom 3.7.2009.

[3] einfügen.

[4] einfügen.

[5] Entscheidung Nr. 2119/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. September 1998 über die Schaffung eines Netzes für die epidemiologische Überwachung und die Kontrolle übertragbarer Krankheiten in der Gemeinschaft, ABl. L 268 vom 3.10.1998.

[6] Entscheidung 2000/96/EG der Kommission vom 22. Dezember 1999 betreffend die von dem Gemeinschaftsnetz nach und nach zu erfassenden übertragbaren Krankheiten gemäß der Entscheidung Nr. 2119/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates, ABl. L 28 vom 3.2.2000.

[7] Länder der Europäischen Freihandelszone und des Europäischen Wirtschaftsraums.

[8] ECDC/EMA-Studie ‘The Bacterial Challenge: time to react’, September 2009, http://ecdc.europa.eu/en/publications/Publications/0909_TER_The_Bacterial_Challenge_Time_to_React.pdf.

[9] Fundstelle einfügen.

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